Schlagwort-Archive: Union Berlin

The same procedure..

Ist jetzt nicht gerade die Überraschung des Jahres gewesen, dass das für Sonntag angesetzte Auswärtsspiel bei Union II abgesagt wird. Dass das Land Berlin als Eigentümer des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark das nötige Geld in die Hand nehmen würde, um Spielfeld und vor allem Traversen in einen vernünftigen Zustand zu versetzen (und vernünftig heißt auch, dass man nicht für Verletzungen von Zuschauern beim Stadionbesuch haftbar gemacht werden kann), konnte man nun wirklich nicht erwarten. Und da zum aktuell schon vorhandenen Schnee noch weiterer angesagt war und die Temperaturen die 0 Grad in den nächsten Tagen nicht mehr relevant nach oben übertreten werden, macht es wohl sogar Sinn.

Klar kann man jetzt gen Berlin schimpfen, warum sie es nicht versucht haben den Platz herzurichten und warum sie denn nicht einfach in die Alte Försterei gewechselt sind. (Letzteres wird vermutlich mit Kosten und Angst um den guten Profi-Rasen zu tun haben.) Letztlich muss man sich aber damit abfinden, dass die Regionalliga zu sehr hohen Anteilen und vor allem in der infrasturkurellen Organisation eine Amateurliga ist. Weswegen eigentlich – wenn man schon einen Buhmann braucht – der zuständige Verband in Form des NOFV der richtige Ansprechpartner wäre.

Der hat es schließlich geschafft, eine 16er-Liga zu kreieren, in der für jedes Team nur 30 Saisonspiele bleiben und trotzdem Partien im besonders winteranfälligen Dezember und im Februar anzusetzen. Zum Vergleich: In der Regionalliga Bayern, die mit gleich 20 Mannschaften an den Start gegangen ist und in der jedes Team 38 Partien auszutragen hat, hat man es hingegen geschafft am letzten November-Wochenende mit der Liga aufzuhören und erst am letzten Februar-Wochenende wieder zu beginnen. Ganz einfach, weil man in Bayern offenbar weiß, was im Winter passieren kann. Das heißt noch lange nicht, dass nicht auch im November oder im März auf einem unbeheizten Rasen mal ein Spiel ausfallen kann, aber man hat immerhin die Spitzen der Ausfallwahrscheinlichkeit gestutzt.

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Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2012/2013

Macht man es kurz, könnte man einfach den Fakt für sich stehen lassen, dass RB Leipzig im dritten Anlauf nach der Vorrunde zum ersten Mal Platz eins belegt und somit die beste Bilanz aller Regionalligazeiten vorweisen kann. Moment mal, wir standen doch schon im letzten Jahr in der Winterpause auf Platz eins, wird der eine oder die andere jetzt einwenden. Das ist nicht falsch, aber damals wurde vor Weihnachten noch ein Rückrundenspieltag ausgetragen, an dem sich RB Leipzig die zuvor durch die Niederlage gegen Halle verlorene Tabellenführung zurückholte. In diesem Jahr dagegen kann selbst das eine Spiel weniger, das man im Vergleich zum Zweiten Jena hat, nichts an der klaren Tabellenführung ändern. Wenn man es zuspitzt, sind die Vorspielzeitserwartungen eingetroffen:

Im Normalfall gibt es in dieser Saison tatsächlich vor dem Erreichen der Relegation keine ernsthafte Konkurrenz für RB Leipzig. Wenn sich ein Mannschaftskern herausbildet, der tatsächlich aufsteigen will und Bock auf Fußball hat, dann steht der Meisterschaft und zwei Aufstiegsspielen nichts im Wege. Wie die dann ausgehen, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt. (RB Leipzig in der Regionalliga Nordost 2012/2013)

Klar, die Regionalligameisterschaft wird trotz allem kein Selbstläufer, aber im Normalfall sollten sich die RasenBallsportler die Relegationsteilnahme nicht nehmen lassen. Wie man dann gegen wen in der Relegation aussehen würde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das Spiel gegen Jena hat jedenfalls deutlich gezeigt, wie schwer sich RB gegen einen taktisch sehr gut eingestellten Gegner tun kann. Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2012/2013 weiterlesen

ich-fuehl-mich-meist-sicher-aber-das-ist-noch-lange-kein-argument-fuer-irgendwas.de

Sicherheitsfragen werden den Auftritt von RB Leipzig in Magdeburg zwar nicht zuvorderst bestimmen, aber sie werden zumindest ein Teil des Sonntags werden. Womit sich das Spiel nur unerheblich von so ziemlich allen anderen Spitzenspielen der Regionalliga Nordost ohne Beteiligung von U23-Mannschaften unterscheidet. Das Thema Sicherheit war es auch, welches in den letzten Wochen die Diskurse rund um den Fußball (mit-)bestimmte.

Schon seit ein paar Monaten stehen politische Drohkulissen wie bspw. Stehplatzverbote im Raum. Oftmals kaum mit Bezug zu realen Vorkommnissen geht der leicht populistische Gaul mit manchem gelegentlich durch. Verbände wie die DFL als Vereinigung der Proficlubs und der DFB ließen sich davon ein wenig vor sich hertreiben und präsentierten in jüngerer Vergangenheit jeweils eigene Papiere, mit denen auf eine offenbar reaktionswürdige Realität reagiert werden sollte. “Sicheres Stadionerlebnis” [broken Link] heißt das eine Papier, das eher eine Arbeitsstandspräsentation ist, ein 10-Punkte-Plan [broken Link] (beides pdf’s) wartet auf der anderen Seite.

Die Papiere haben sich viel Kritik eingehandelt. Einiges zu Unrecht, vieles zu Recht. Ein ziemliches Novum dürfte es jedenfalls sein, dass selbst ein großer Teil der Proficlubs, die auf das DFL-Papier zum sicheren Stadionerlebnis reagieren sollten, dieses und seine Logik tatsächlich ablehnten. In einer Fußballwelt, in der selten argumentative Differenzen auch offen ausgetragen werden und in der gerade zwischen Proficlubs und DFL meist die Ruhe gepflegt wird, ist das fast schon eine Wohltat.

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Regionalliga: RB Leipzig vs. Union Berlin II 1:1

Das war wohl ein klarer Fall von enttäuschten Erwartungen, das gestrige Spiel von RB Leipzig gegen Union Berlin II. Vom Gefühl her war es, als würde man in einem Feinkostladen einkaufen gehen wollen und kommt mit Penny-Produkten zurück. Ich persönlich habe nichts gegen Penny-Produkte und ein bisschen hatte ich auch schon geahnt, dass es diese geben würde, aber satt wollte ich dann doch werden. Der eine Punkt, der es letztlich geworden ist, konnte meinen Hunger aber nicht befriedigend stillen.

Dabei war eigentlich alles bereitet für einen guten Saisonauftakt. Bestes Fußballwetter war es sowieso und auch das Zuschauerumfeld war bereit. Mehr als 7.000 Zuschauer waren Rekord bei einem Heimauftakt von RB Leipzig und allesamt waren sie erwartungsfroh und freudig erregt, ob des kommenden. Das RB-Publikum ist weiterhin eher ein gemütliches als ein brachiales, aber die Stimmung vor allem im B-Sektor alias Fanblock war durchgehend eine angenehme, auch laute. Inklusive kleiner, aber feiner Choreo am Anfang unter dem Titel “Neuformiert und Aufpoliert – Liga 3 wird attackiert” untermalt von rot-weißen Papierschlange, die ihren Weg durch die Luft gen Spielfeld fanden.  Positiv auch, dass es auch nach dem Schlusspfiff keine Pfiffe gab, dass das Publikum offenbar bei allen Mängeln honorierte, dass die RasenBallsportler bis 90.+x Minute den Sieg wollten, ohne freilich die adäquaten Mittel zu finden.

Schräg fand ich allerdings, dass man die Mannschaft nach dem Schlusspfiff gleich zweimal in den Fanblock zur Verabschiedung bitten wollte. Ich weiß, Fan und so und volle Unterstützung auch an schlechten Tagen, aber ich wäre nach solchen Spielen erst einmal ein ganzes Stück zu niedergeschlagen und geerdet, um mit der Mannschaft ein kleines Freudenspiel zu spielen. Ist gar nicht kritisch gemeint, ich bin nur erstaunt, wo diese Form der Emotionen direkt nach Spielschluss herkommen. Aber ich steh ja auch nicht im Fanblock.

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Pressekonferenz: RB Leipzig vs. Union Berlin II 1:1

[Die neue Saison soll auch Feld für einen neuen Versuch sein, nämlich direkt nach dem Spiel die Stimmen aus der Pressekonferenz und was einem so am Ohr vorbei schwirrt zu sammeln und in Livetickerform aufzubereiten. Hier Versuch Nummer 1. Mal sehen, wieviele folgen werden]

15.53

Noch kurz von mir: Die vielen langen Bälle entsprechen nicht der Spielphilosophie von RB. Da hat man nicht gut ausgesehen. Weil man anschließend in Ballnähe nicht kompakt war und so auch nicht in das Gegenpressing reinkam. Kampfgeist hat gestimmt, offensive Laufwege waren verbesserungsbedürftig.

Defensiv sah man einige Male nicht gut aus, weil man die Ordnung verloren hat und manchmal die falschen Entscheidungen getroffen hat. Koronkiewicz bspw., der vor dem 0:1 rausrückt ohne Chance auf den Ball und dadurch seine Seite komplett öffnet und überhaupt erst die 1:1-Situation gegen Sebastian ermöglicht. Pressekonferenz: RB Leipzig vs. Union Berlin II 1:1 weiterlesen

Das Warten findet langsam sein verdientes Ende

[Anmerkung: Unter dem Text gibt es einen Liveblog von der heutigen Pressekonferenz mit Ralf Rangnick und Alexander Zorniger und einigen mehr zum Saisonstart]

Eine neue Saison ist wie ein neues Leben. So oder zumindest ganz ähnlich lautet ja eine alte Weisheit aus dem Bereich des Schlagers. Nun denn, hier ist es das neue Leben mit altem Verein, die Regionalliga Nordost mit RB Leipzig. Saisoneröffnungen sind ja immer begleitet von einer ziemlichen Unsicherheit. Was sich in diesem Jahr noch dadurch verstärkt, dass in der Vorbereitung kaum ein Gegner auf Augenhöhe dabei war, sodass es ziemlich schwer ist, das aktuelle Leistungsvermögen der RasenBallsportler realistisch einzuschätzen.

Dazu kommt, dass mit Union Berlin II auch noch ein Gegner anreist, von dem man noch viel weniger weiß. Als typische Nachwuchsmannschaft hat man in der Sommerpause einen größeren Umbruch hinter sich. Gleich 12 neue Spieler weist der Kader bei transfermarkt.de aus. Keiner von ihnen älter als 23. Die meisten jünger bis wesentlich jünger. Eine echte und angesichts des frühen Saisonstarts noch stärkere Wundertüte. Wie es für zweite Mannschaften ja oft typisch ist. In der Vorbereitung war der Union-Nachwuchs jedenfalls nur durchwachsen erfolgreich. Die letzten zwei Spiele gingen gegen Oberligisten (Lichterfelde und Neubrandenburg) sogar jeweils mit 1:2 verloren.

Was darauf hindeuten könnte, dass Union Berlin II zum Heimspiel-Auftakt am Sonntag (13.30 Uhr) ein guter Aufbaugegner ist. Das wäre allerdings mit Blick in die Vergangenheit ein höchst fataler Gedanke, denn in zwei Jahren Regionalliga konnte RB Leipzig seinen Heimspiel-Auftakt noch nicht gewinnen. Im ersten Jahr konnte man sich gegen den krassen Außenseiter Türkiyemspor Berlin am ersten Spieltag gerade mal zu einem 1:1 kämpfen. Was noch dadurch an Peinlichkeit gewann, dass Türkiyemspor am Ende der Saison insgesamt nur zwei Pünktchen auf dem Konto hatte.. Im letzten Jahr dann unterlag RB Leipzig am zweiten Spieltag sogar nach gutem Spiel dem Hamburger SV II. In einer formalistischen Analyse könnte man nun sagen, dass Union Berlin die perfekte Kreuzung aus Türkiyemspor Berlin und Hamburger SV II ist. Aus dieser – zugegeben eher albernen – Perspektive wird es ein Kantersieg für die Gäste.

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RB Leipzig in der Regionalliga Nordost 2012/2013

Hier an dieser Stelle gab es ja erst ganz kürzlich einen Blick auf die neue Regionalliga Nordost vor dem Hintergrund neu gewonnener Reisefreiheiten. Viel wichtiger sind aber natürlich die sportlichen Aussichten in der neuen Saison, in einer teilweise recht neuen Staffel. Und nach dem EM-Aus ist ja vielleicht Ablenkung gen Zukunft auch gerade gefragt

Blickt man ernsthaft über die Regionalliga Nordost bleibt als einziger wirklicher Konkurrent nur Carl Zeiss Jena bestehen. Und auch hier rekrutiert sich die Annahme eher aus dem Vereinsnamen als aus überbordender sportlicher Klasse. Nach dem Abstieg aus der dritten Liga ist die Mannschaft komplett auseinander gebrochen. Bisher stehen außer Torhüter Berbig, den ehemaligen Chemnitzern Marcel Schlosser und Matthias Peßolat und dem allseits bekannten ehemaligen RasenBallsportler Tom Geißler nur eine Handvoll Junioren und junge Spieler im Kader. Jena wird letztlich – auch wenn die genaue Zusammensetzung noch unklar ist – eine gut gemischte Mannschaft aus Erfahrung und Zukunft an den Start bringen. Dass sie damit aber tatsächlich ganz oben landen können, halte ich insgesamt für unwahrscheinlich, auch wenn man in Jena ein wenig davon träumt. Einzig des Trainers Petrick Sander klaren taktischen Vorstellungen könnten hier ein Hoffnungsschimmer auf größeres sein.

RB Leipzig macht unter Beteiligung von Carl Zeiss Jena also die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost vermutlich mit sich selbst aus. Dahinter wird es dann schon schwieriger die Lage einzuschätzen. Zu vermuten ist, dass es zwischen Platz 3 und der Abstiegszone ein ziemlich breites Mittelfeld gibt, das folgende Teams umfasst: Berliner AK, ZFC Meuselwitz, VFC Plauen, Hertha BSC II, 1.FC Magdeburg, FSV Zwickau und mit Abstrichen VfB Auerbach, Germania Halberstadt und Lok Leipzig. Mal der Reihe nach.

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Die Cottbuser Talsohle und schwarz-gelbe Einsprengsel

Aber die Euphorie war vorerst weg, der Weg nun ein ziemlich amateurhaft fußballpuristischer. Wenn man mich fragen würde, was denn in der Hinrunde 1991/1992 in Cottbus beim Fußball für Wetter war, dann würde ich behaupten, dass es bei den Spielen bei acht, neun Grad immer leicht geregnet hat. Was natürlich nicht stimmt, was aber tatsächlich mein Bild von Spielbesuchen jener Zeit ist. Irgendwie bezeichnend. (Kein Erwachen aus dem bösen Traum)

Eigentlich könnte ich diese Beschreibung aus der zweiten Jahreshälfte 1991 auch gleich auf die erste Jahreshälfte 1992 übernehmen, denn sowohl die Liga als auch das Spielen gegen diverse, wenig spektakuläre Mannschaften der achtgleisigen(!) dritten Liga namens Amateur-Oberliga Nordost war dieselbe geblieben. Die Zuschauerzahl sank eher noch als dass sie stieg. Nur im Ausnahmefall wurden mal mehr als 1.000 Heimbesucher gezählt.

Hatte Energie Cottbus schon in der Hinrunde einiges an Abstand auf den Spitzenreiter (der am Saisonende einzig berechtigte Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation) Union Berlin gesammelt, konnte sich der Verein sportlich in der Rückrunde etwas konsolidieren, ohne dabei noch mal Boden gut machen zu können. Als einziger Rekord dieses Spieljahres bleibt für die Ewigkeit bestehen, dass man Deutschlands torhungrigstes Team wurde. Insgesamt 102 Treffer sammelten die Energie-Spieler und damit letztlich zwei mehr als der Meister der Staffel Union Berlin.

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Kein Erwachen aus dem bösem Traum

Mit dem Spiel gegen Nordhausen manifestierte sich in allen Zügen der Fall in die Bedeutungslosigkeit. Bei Energie Cottbus blieb anschließend im Kader kein Stein mehr auf dem anderen. Jeder, der laufen konnte, sicherte sich irgendwo anders einen Profivertrag. Und auch wenn bis auf Jens Melzig keiner mehr die ganz große Karriere startete, brach für mich ein Jugendtraum auseinander. Helden, denen ich jahrelang mehr oder weniger euphorisiert gefolgt war. Jeder einzelne irgend ein Charakter, den ich mit meinen jugendlichen Fußballträumen auflud und wahlweise ein entscheidendes Tor schießen oder verhindern ließ. In diesem Sommer 1991 war die Wende-Zusammenbruchsdepression, die insbesondere Städte wie Cottbus mit ihrem sozialistisch-künstlich aufgeplusterten Textil- und Energiesektor traf, auch in voller Härte über den Fußball der Stadt hineingebrochen. Wovon man sich auf Jahre nicht wirklich erholen sollte. Was aber im Nachhinein eventuell sogar zu einem gesunden, natürlichen Wachstum des Clubs und damit zur Zukunftsfähigkeit erheblich beitrug. Doch damals fühlte es sich einfach nur trist und falsch an, der geplatzte Traum von Bundesligaspielen in Cottbus. (Geplatzte Träume)

Für mich persönlich ging es anschließend schon ins zweite Jahr meiner Ausbildung zum Industriemechaniker. Auch wenn mir immer noch überwiegend das Talent zu handwerklichen Tätigkeiten fehlte, war ich inzwischen doch in meinem Tun halbwegs angekommen. Mit diesen Tagen fest verbunden, sind morgendliche Fahrten im Trabant, um von Cottbus ins benachbarte Peitz zu gelangen. Volles Auto, alle Insassen Zigaretten im Mund und dazu lief das in jenen Tagen so populäre “Das Boot” von U96. Kann einem auch nur durch sentimentale Verklärung als positive Erinnerung taugen.

Fußballerisch hatte man nach der Sommerpause für einen kurzen Moment das Gefühl, dass die Ereignisse zuvor und das Verpassen der zweiten Bundesliga nur ein böser Traum gewesen seien. Dazu trug nicht unwesentlich ein 7:0 im ersten Spiel nach der vollzogenen Fußballvereinigung bei (mir ist das Spiel immer noch als 9:0 erinnerlich, aber ich vertraue mal einfach der Energie-Chronik). Ein Auswärtssieg beim SV Lichtenberg 47, der mich kurzzeitig glauben ließ, der Abstieg in die Amateuroberliga sei ein einiziges, großes Missverständnis gewesen, das sich sehr schnell klären würde.

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Dirk Zinglers Gegenbewegung

Wir wollen ganz klar Kante und Haltung zeigen. Wenn eine Firma wie Red Bull sich einen Verein kauft, um ihre Produkte besser verkaufen zu können, dann wird eine Grenze überschritten. Ich habe nichts dagegen, wenn vermögende Menschen sich in Vereinen engagieren. Ob dass Herr Hopp in Hoffenheim ist oder Herr Abramowitsch bei Chelsea. Wenn sich aber die Reihenfolge verschiebt, wenn erst ein Produkt da ist und dann der Fußballverein dazu gekauft wird, dann führt das den Sport ad Absurdum. Dem wollen wir bewusst etwas entgegensetzen.

Sagt Dirk Zingler, seines Zeichens Präsident bei Union Berlin in einem insgesamt aufschlussreichen Interview in der Berliner Zeitung [broken Link]. Derselbe Zingler, der in der ersten Hälfte des Jahres gegen den damaligen Sportdirektor Beeck bereits die Absage eines bereits vereinbarten Testspiels von Union gegen RB Leipzig durchdrückte. Nun ruft er also den aufrechten Gang des geneigten Unioners gegen den Fußballverein in Folge eines Produkts aus. Klingt kämpferisch und edel gut, der Kreuzzug gegen die Kapitalisierung der Welt.

Kante zeigen möchte Dirk Zingler mit seiner Idee, Anteile an der Stadiongesellschaft für die Alte Försterei in Höhe von 58 Prozent an Union-Mitglieder zu veräußern. Die Seele des Vereins, das Stadion gelte es in die Hände derer zu legen, die es beseelen. Heißt es. 10.000 Aktien sollen zu je 500 Euro vertrieben werden, sodass das Stammkapital der Stadiongesellschaft um 5.000.000 Euro erhöht werden könnte. Die Aktien dürfen verkauft und verschenkt werden, allerdings nur unter der Bedinung, dass keiner mehr als 10 dieser personalisierten Aktien besitzt. Haupteffekt der Geschichte: Eine Kommerzialisierung des Stadionnamens dürfte so unmöglich werden, da solch einem Schritt laut Gesellschafts-Satzung mindestens zwei Drittel aller Stimmberechtigten zustimmen müssten. “Geschütztes Kulturgut seit dem 1.1.2012” frohlockt man beim textilvergehen drüben (wo auch schöne Tortendiagramme zur Darstellung der Sache gebastelt wurden) zumindest in Bezug auf den Erhalt des Stadionnamens völlig zurecht.

Soweit die Union-Perpsektive. Man kann das ganze, auch weil hier ja der Kampf einer schützenswerten Fußballkultur gegen die böse Fußballkultur ausgerufen wurde, aber auch etwas weniger unionerisch sehen. Dann bleibt ein kleiner Ost-Verein übrig, dessen Haupt-Kapital die Menschen sind, die ihn tragen und verehren. Und dieses Kapital nutzt der Verein. Nachdem die Fans bereits eine Tribüne für das Stadion beisteuerten (Update: eine Richtigstellung zu dieser offenbar falschen Behauptung in den Kommentaren), ist nun also die Stadiongesellschaft dran. Überspitzt und mit böser Zunge gesagt: Die Stadiongesellschaft nutzt die Weihnachtszeit für eine gelungene Marketingaktion zur Aktivierung und Anzapfung des Weihnachtsgeldes der Mitglieder.

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