Schlagwort-Archive: Gewalt

Nichts weiter passiert?

30.000 Menschen haben am Samstag ein emotionales und friedliches Fußballfest in Dresden gefeiert. Leider gab es vereinzelt Spruchbänder und Meinungsäußerungen am Rande des Spiels, die weit unter die Gürtellinie gingen. Auch die Aktion mit dem abgetrennten Bullenkopf war absolut widerlich, damit wurde eine Grenze deutlich überschritten und es wirft ein schlechtes Licht auf diesen besonderen Fußball-Tag, der ansonsten eine großartige Werbung für unsere Stadt und unseren Verein war. (Dynamo-Geschäftsführer Michael Born in der MoPo)

Die Sprachregelung in Dresden nach dem Spiel zwischen Dynamo und RB ist klar. Tolles Fußballfest (na klar, wer wollte nach dem Pokalsieg im Elfmeterschießen auch anderes behaupten) mit leichten Nebengeräuschen, die je nach Standpunkt mehr oder minder vernachlässigbar sind. Im großen und ganzen habe man die Partie, so war man sich auch medial anfangs mit wenigen Ausnahmen einig, gut über die Bühne bekommen.

Nicht ganz so einig waren sich Ralf Minge und Oliver Mintzlaff. Der Dynamo-Sportchef war nach der Partie angesäuert über Äußerungen aus Leipzig von vor der Begegnung und betonte, dass er sich immer schützend vor seinen Verein stellen werde. Da er sich nicht näher zu den Hintergründen äußern wollte, bleibt nur zu vermuten, dass es da unter anderem darum ging, dass man in Leipzig Dresden als Verursacher eines Hochsicherheitsspiels ausgemacht hatte oder auch darum, dass sich Ralf Rangnick ziemlich despektierlich über die Dynamo-Fancharta geäußert hatte.

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Sicherheitsfragen werden den Auftritt von RB Leipzig in Magdeburg zwar nicht zuvorderst bestimmen, aber sie werden zumindest ein Teil des Sonntags werden. Womit sich das Spiel nur unerheblich von so ziemlich allen anderen Spitzenspielen der Regionalliga Nordost ohne Beteiligung von U23-Mannschaften unterscheidet. Das Thema Sicherheit war es auch, welches in den letzten Wochen die Diskurse rund um den Fußball (mit-)bestimmte.

Schon seit ein paar Monaten stehen politische Drohkulissen wie bspw. Stehplatzverbote im Raum. Oftmals kaum mit Bezug zu realen Vorkommnissen geht der leicht populistische Gaul mit manchem gelegentlich durch. Verbände wie die DFL als Vereinigung der Proficlubs und der DFB ließen sich davon ein wenig vor sich hertreiben und präsentierten in jüngerer Vergangenheit jeweils eigene Papiere, mit denen auf eine offenbar reaktionswürdige Realität reagiert werden sollte. “Sicheres Stadionerlebnis” [broken Link] heißt das eine Papier, das eher eine Arbeitsstandspräsentation ist, ein 10-Punkte-Plan [broken Link] (beides pdf’s) wartet auf der anderen Seite.

Die Papiere haben sich viel Kritik eingehandelt. Einiges zu Unrecht, vieles zu Recht. Ein ziemliches Novum dürfte es jedenfalls sein, dass selbst ein großer Teil der Proficlubs, die auf das DFL-Papier zum sicheren Stadionerlebnis reagieren sollten, dieses und seine Logik tatsächlich ablehnten. In einer Fußballwelt, in der selten argumentative Differenzen auch offen ausgetragen werden und in der gerade zwischen Proficlubs und DFL meist die Ruhe gepflegt wird, ist das fast schon eine Wohltat.

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Ralf Rangnick über Faneinfluss, Feuerzeuge und Gewalt

Ich behaupte ja an jeder möglichen Stelle, dass ich die neue Kommunikationsoffenheit bei RB Leipzig (und bei Red Bull Soccer generell) sehr angenehm finde (die entsprechenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter in Salzburg und Leipzig mögen das an manchen Stellen anders sehen), weil es Argumentaustausch und Meinungsbildung grundsätzlich befördert. Man sollte dies im Hinterkopf behalten – meine grundsätzliche Wertschätzung – auch wenn im konkreten Fall die Sichtweisen doch erheblich auseinander liegen..

Ralf Rangnick lässt tatsächlich wenige Chancen aus, in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Als recht namhafter deutscher Fußballverantwortlicher wird er aber auch gern genommen als Gesprächspartner. Diesmal war er bei „Sport im Dritten“ im Südwestrundfunk [broken Link] zu Gast. Inhaltlich ging es fast schon zwangsläufig (unter anderem) um den Fall Kevin Pezzoni. In dem Zusammenhang betonte Rangnick die Verantwortung der Fans für den Mobbingfall, aber auch die Verantwortung der Vereine für den konkreten Schutz der Spieler. Um dann anschließend und weitgehend ohne Punkt und Komma – aus Leipziger Sicht lokal – abzubiegen (alle folgenden Zitate aus der verlinkten Sendung): Ralf Rangnick über Faneinfluss, Feuerzeuge und Gewalt weiterlesen

Türkiyemspor Berlin vs. RasenBallsport Leipzig abgesagt

Stell Dir vor es ist Rückrunde und keiner kriegt es mit. Naja, wie auch, wenn das zweite Spiel in Folge und damit das erste Spiel der Rückrunde den Witterungsbedingungen zum Opfer fällt bzw. der Tatsache, dass in Liga 4 stadiontechnisch und organisatorisch kaum ein Verein in der Lage ist, mitten im Winter Fußballspiele auszurichten. Und so kommt es, dass das erste Spiel des Dezembers gleichzeitig das letzte Spiel vor der Winterpause ist. Am 18.Dezember, erstmalig nach drei Wochen für ein kurzes Zwischenspiel vor der Weihnachtspause noch mal bei eisigem Wetter auf den beheizten Rasen zu müssen, wo ausgerechnet die A-Jugendlichen von Eintracht Braunschweig warten (Achtung Ironie!), das klingt nicht nach optimalen Voraussetzungen. Türkiyemspor Berlin vs. RasenBallsport Leipzig abgesagt weiterlesen

Ultras vs. Aktiengesellschaften

„Der klassische Hooliganismus hat abgenommen. Gewalt entsteht heute eher situationsgebunden und heraus aus einigen Ultra-Gruppierungen. In Zeiten der Kommerzialisierung des Fußballs fühlen sich diese Fans mehr und mehr als reine Stimmungsmacher ausgenutzt, auf die – wenn es hart auf hart kommt – draufgeknüppelt wird. Die Ultras identifizieren sich vor allem mit sich selbst. Wer kann schon aus vollem Herzen Fan einer Aktiengesellschaft sein? Da liegt ein Problem. Der Protest und damit ein Teil der Gewalt ist heute viel mehr in der Kommerzialisierung und in einem sich gegenseitigen Hochschaukeln von Sicherheitsappart und Ultras zu sehen. Fan-Gewalt kann auch eine Reaktion auf die viel zu geringen Partizipationsmöglichkeiten für Fußballfans sein.“ (Gerd Dembowski gegenüber tagesschau.de)

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