Macht man es kurz, könnte man einfach den Fakt für sich stehen lassen, dass RB Leipzig im dritten Anlauf nach der Vorrunde zum ersten Mal Platz eins belegt und somit die beste Bilanz aller Regionalligazeiten vorweisen kann. Moment mal, wir standen doch schon im letzten Jahr in der Winterpause auf Platz eins, wird der eine oder die andere jetzt einwenden. Das ist nicht falsch, aber damals wurde vor Weihnachten noch ein Rückrundenspieltag ausgetragen, an dem sich RB Leipzig die zuvor durch die Niederlage gegen Halle verlorene Tabellenführung zurückholte. In diesem Jahr dagegen kann selbst das eine Spiel weniger, das man im Vergleich zum Zweiten Jena hat, nichts an der klaren Tabellenführung ändern. Wenn man es zuspitzt, sind die Vorspielzeitserwartungen eingetroffen:
Im Normalfall gibt es in dieser Saison tatsächlich vor dem Erreichen der Relegation keine ernsthafte Konkurrenz für RB Leipzig. Wenn sich ein Mannschaftskern herausbildet, der tatsächlich aufsteigen will und Bock auf Fußball hat, dann steht der Meisterschaft und zwei Aufstiegsspielen nichts im Wege. Wie die dann ausgehen, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt. (RB Leipzig in der Regionalliga Nordost 2012/2013)
Klar, die Regionalligameisterschaft wird trotz allem kein Selbstläufer, aber im Normalfall sollten sich die RasenBallsportler die Relegationsteilnahme nicht nehmen lassen. Wie man dann gegen wen in der Relegation aussehen würde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das Spiel gegen Jena hat jedenfalls deutlich gezeigt, wie schwer sich RB gegen einen taktisch sehr gut eingestellten Gegner tun kann.
Die Spiele der Hinrunde
Die Erwartungen zu Saisonbeginn waren fast schon unmenschlich hoch. Die Ankunft des kommunikativen Trainers Alexander Zorniger schien das RB-Umfeld aufblühen zu lassen wie der lang erwartete Sommerregen. Die ergebnistechnisch gelungene Vorbereitung, die auch einige spielerische Enwicklungen mit sich brachte, tat ihr übrigens. Dass es vor Saisonstart hauptsächlich gegen (teils weit) unterklassige Gegner ging, vergaß man im Moment der Euphorie ganz gern. In dieser Stimmungslage schien der Pflichtspielauftakt gegen Aufsteiger Union Berlin II pure Formsache. Und ging dann beim 1:1 zumindest im Vergleich zu den Erwartungen ziemlich daneben. Zumal das Unentschieden gegen bei weitem nicht überragende Gäste völlig verdient war.
Glücklicherweise war danach noch mal eine Woche Pflichtspielpause, die mit einem Testspiel gegen Markranstädt gefüllt wurde, bevor es zum aufgrund des Auftaktunentschiedens schon sehr wichtigen Spiel beim starken Aufsteiger aus Neustrelitz ging. Ein Spiel, das insgesamt hart umkämpft war und mit drei verdienten, aber auch glücklichen Punkten für RB Leipzig endete. Vielleicht war dieser Sieg mit neu justierter Taktik (später mehr dazu) für den Saisonverlauf der wichtigste. Denn dadurch wurde ein negativer Flow zum Saisonstart, wie ihn sich beispielsweise ein Tomas Oral damals mit drei Auftaktunentschieden einhandelte, verhindert.
In der Folge lief ziemlich viel glatt. Dem überlegenen 3:1 im Derby gegen Lok, das vor allem durch seine unangenehmen Begleiterscheinungen (Fanutensiliengezocke und Pöbeleien) in Erinnerung bleiben wird, folgten ein spielerisch überzeugendes 4:2 in Rathenow und ein allgemein überzeugendes 3:0 gegen Halberstadt. Bereits mit dem Sieg in Rathenow holte sich RB Leipzig die Tabellenführung, die sie seither nicht mehr abgeben wollten.
Mit dem Sieg gegen Halberstadt, dem ersten Saisonspiel ohne Gegentor überhaupt, war die Erfolgsserie aber noch nicht beendet. Es folgte nun das vielleicht spektakulärste Spiel der Hinrunde in Form eines 4:3 beim VfB Auerbach, das vor allem durch allgemeinen Abwehrwahn glänzte. Ein Spiel, das aber wie bereits das in Rathenow eine neue Qualität der RasenBallsportler markierte. Nämlich im Spiel mit dem Ball jederzeit in der Lage zu sein, durch direktes Passspiel Torgefahr zu kreieren und sich auch gegen mehr oder weniger massierte Abwehrreihen durchzusetzen. Beim folgenden Sieg gegen Meuselwitz (2:0) war davon zwar nur wenig zu sehen, dafür gelang in Sachen Kampfkraft relativ viel.
Nach sechs Siegen in Folge fuhr RB Leipzig mit fünf Punkten Vorsprung auf Platz 2 (Magdeburg) zum freitäglichen Auswärtsspiel zum Krisenclub VFC Plauen, für die das Spiel eine Art Teambuildingmaßnahme werden sollte. Wonach es lange nicht aussah, denn RB beherrschte 20 Minuten lang die Szenerie komplett, vergaß aber Torgefährlichkeit und Torabschluss zu einem guten Teil. Dann packten die Plauener die Sensen und den Körpereinsatz aus, gingen in Führung, kassierten den Ausgleich und schafften es aber, dass das Spiel bis zur 90. Minute zu einem verdienten 1:1 hin- und herwogte. Man sah in diesem Spiel etwas, was man auch schon ansatzweise in Auerbach sah, dass RB Leipzig gegen körperlich robuste Teams gerade beim Kampf im Mittelfeld um zweite Bälle, nicht immer zu 100% gut aussieht.
Doch gegen Hertha BSC II, deren herausragendes Merkmal nicht die körperliche Robustheit ist, war das eine Woche später schon wieder vergessen und dank einer hervorragenden zweiten Hälfte die nächsten drei Punkte auf der Habenseite. Das anschließende 4:0 bei hoffnungslos unterlegenen Torgelowern und die kleineren Anlaufschwierigkeiten in der Partie hatten daran anschließend nur statistischen Wert.
Als überlegener Tabellenführer fuhr RB Leipzig dann zum heißersehnten Spiel in Magdeburg, die inzwischen schon acht Punkte hinten dran waren und die letzte Chance wahrnehmen wollten, noch oben dran bleiben zu können. Das Spiel sollte einige besondere Geschichten schreiben. Einerseits war da die Atmosphäre, die 11.000 Zuschauer, unter ihnen auch die 1.200 Gästeanhänger verbreiteten. Und andererseits war es der Tag des Timo Röttger, der sich an selber Stelle Monate zuvor unter unfreundlichen Bemerkungen von Heimseite das Schlüsselbein brach, 80 Minuten lang mit dickem Hals auf der Bank saß und danach nach reichlich einjähriger Torflaute durch zwei feine Treffer die Partie in Magdeburg entschied. Wie er sich nach dem 3:1 vor der Gästekurve mit der versammelten Mannschaft im Rücken aufbaut und mit freiem Oberkörper auf seine Schlüsselbeinbruchnarbe zeigt, ist vielleicht der Gänsehautmoment der Hinrunde. 4:1 ging das Spiel aus, das nach 50 Minuten beim Stand von 2:0 eigentlich entschieden war, in dem die RasenBallsportler aber trotzdem die komplette zweite Hälfte über zittern mussten, weil sie im zentralen Mittelfeld nicht ruhig genug arbeiteten und zuviele zweite Bälle genau dort verloren.
Dem grande Finale der Saison ging ein mehr als überzeugender 3:0-Sieg gegen Energie Cottbus II voraus. Einziges Manko des Spiels war die unzureichende Chancenverwertung, denn eigentlich wäre ein 6:0 ungefähr leistungsgerecht gewesen. Doch das war nur Vorgeplänkel für ein von Gastgeberseite ideologisch zum Klassenkampf hochstilisiertes Match beim damaligen Überraschungszweiten FSV Zwickau. Auch in diesem Spiel zeigte sich, dass RB durchaus anfällig für robuste Gegner ist und es zeigte sich vor allem eine völlig unnötige Abkehr vom zielführenden Flachpassspiel, das weitestgehend durch Hoch und Weit abgelöst wurde. Höhepunkte der Partie waren im negativen Sinne die drei Verletzten die Zwickau schon vor der Pause zu beklagen hatte (die zu Teilen auch Folge der von den Gastgebern vorgelegten Robustheit im Luftzweikampf waren) und im positiven Sinne der glückliche Siegtreffer durch Daniel Frahn kurz vor Schluss.
Wodurch es ein weiteres Spiel gegen die Nummer 2 der Tabelle, nun gegen Carl Zeiss Jena geben sollte. Die Erinnerungen dürften noch allseits frisch sein. RB Leipzig ergatterte in einem Spiel, in dem die Gäste den besseren Matchplan hatten, kurz vor Schluss mit der einzigen guten Kombination gen Tor einen Punkt. Mit dem RB Leipzig auch tabellarisch sehr gut leben konnte. Auch in diesem Spiel blieb aber auffällig, dass das Hoch und Weit und dort in der Luft Bälle erkämpfen und verteilen die feine Klinge des Passspiels mit dem Ziel der direkten Torgefahr abgelöst hatte. Schade eigentlich. Letztlich konnte man im Saisonverlauf sehr gut erkennen, dass es in den Spielen gut lief, in denen man immer und immer wieder versuchte, die gegnerischen Abwehrreihen durch schnelle Pässe zu überwinden, anstatt lange Bälle auf die Köpfe von Frahn und Kutschke zu schlagen.
Da das abschließende Spiel beim Berliner AK ausfiel, blieb es bei 14 ausgetragenen Spielen, die von zwei erfolgreichen Auftritten im Sachsenpokal (in Kamenz und in Bischofswerda) flankiert wurden. Nur 16 Pflichtspiele, das ist schon ziemlich arg wenig und im Vergleich der fünf Regionalligen weit unter dem Rest. Mit 11 Siegen und drei Unentschieden plus zwei Sachsenpokalsiegen kann RB Leipzig auf eine überzeugende und insgesamt auch überwiegend überzeugend errungene Bilanz zurück blicken. Eine Bilanz auf die man insgesamt zu Recht stolz sein kann. Man sollte aber das ganze auch etwas relativieren, insbesondere den Fakt das einzigen Team der ersten vier Ligen ohne Niederlage zu sein. Denn erstens stehen wie gesagt nur 14 Regionalliga-Spiele zu Buche und damit sehr viel weniger Chancen zu verlieren als für alle anderen Teams Deutschlands außerhalb der Verantwortlichkeit des NOFV. Und zweitens ist das Niveau der Regionalliga Nordost fernab der Spitze gerade im Vergleich mit dem Vorjahr in der dreigleisigen Regionalliga sehr, sehr dürftig. Exemplarisch stehen dafür Vereine wie Torgelow, Energie und auch Lok (zumindest in der frühen Phase der Saison).
Taktik
Eng verbunden mit dem verbesserten Abschneiden von RB Leipzig in der Liga, ist ein verändertes taktisches Auftreten, das sich Trainer Alexander Zorniger durchaus direkt auf die Fahnen schreiben kann. Mit seiner Verpflichtung wurde dieser Teil des Fußballs verstärkt zum Thema, etwas was in den recht spartanischen Taktikjahren der jüngeren Vergangenheit nicht immer so war.
Wobei witzigerweise die Grundidee des Zornigerschen Spiels, nämlich das Gegenpressing bei Ballverlust und daraus resultierend Ballgewinn und Torgefahr, noch gar nicht wirklich umgesetzt wurde. Was einerseits daran liegt, dass ein halbes Jahr schlicht zu wenig ist, um ein komplexes Gegenpressingsystem als Mannschaft zu verinnerlichen. Und andererseits die Regionalliga nicht immer gute (Gegen-)pressingmöglichkeiten bereitstellt. Man hat das gut gegen Zwickau gesehen, wo es nicht viele Möglichkeiten gab, nach Ballverlust direkt ins Pressing zu kommen. Und Zwickau bei eigenem Ballbesitz eigentlich nur versucht hat den Ball nach vorne gen Kelligs Kopf zu schlagen, der ihn dann verteilen sollte.
Sprich, in Zwickau und auch bei einigen anderen Spielen waren Stürmer und Mittelfeldspieler weitestgehend damit beschäftig mit steifem Nacken, dem Ball in der Luft hinterherzugucken. Und noch schlimmer musste die zentrale Mittelfelddreiherreihe um Dominik Kaiser in diesen Spielen desöfteren in Kopfballduelle um Bälle, die von der Viererkette nach vorn geköpft wurden. Und genau an diesem Punkt sah das Spiel von RB Leipzig nicht immer gut aus, weil die Mannschaft in ihrer normalen Zusammensetzung in der Mittelfeldzentrale auf solche Duelle nicht unbedingt perfekt eingestellt ist. In Auerbach versuchte Zorniger diesen Umstand dadurch zu verändern, dass er Tim Sebastian als zentralen Sechser in die Schlacht einwechselte. Mit durchwachsenem Erfolg, aber sicherlich in der Idee durchaus die richtige Richtung für manchen Spielverlauf. Nämlich dann, wenn man merkt, dass Gegenpressing und aggressive Balleroberung nicht die Hauptqualitäten sind, die ein Spiel verlangt.
Hinsichtlich der Formation hatte Alexander Zorniger in den Testspielen vor der Saison auf ein 4-4-2 mit zwei Sechsern gesetzt. Was in der Vorbereitung gegen weitestgehend schwache Gegner auch ganz gut aussah, aber bereits bei einem 0:0 in Großaspach (Regionalliga Südwest) einen kleinen Dämpfer erhielt. Mit diesem 4-4-2 ging es in das erste Saisonspiel gegen Union Berlin II und scheiterte. Dominik Kaiser gewann in seiner tiefen Sechser-Position zu wenig Einfluss auf das Spiel, die Außen Heidinger und Rockenbach konnten sich nur selten durchsetzen (Röttger kam nur von der Bank) und die Spitzen hingen in der Luft. Es passte nicht wirklich viel zusammen in diesem Spiel, das eher an Pacult als an Zorniger erinnerte.
Eine Woche später im Testspiel gegen Markranstädt schaute sich Zorniger das 4-4-2-Doppelsechs-Unheil 45 Minuten lang an und gab sein Lieblingssystem in der Halbzeitpause bis auf weiteres auf (weil der Kader nicht die entsprechenden Typen für ein solches System hat, wie Alexander Zorniger im Interview später verlauten ließ). Gegen Markranstädt war es dann 45 Minuten lang eine bunte Mischung aus 4-2-3-1, 4-1-3-2 und 4-4-2 als Raute, bevor er sich eine Woche später in Neustrelitz entschied, ein 4-1-3-2 spielen zu lassen. Wobei die Außenspieler in der offensiven Dreierkette die Aufgabe hatten, immer wieder nach hinten mitzuarbeiten. Das gelang schon gegen Neustrelitz nicht sehr gut und führte dazu, dass die Organisation im Mittelfeld spätestens nach dem 4:2 in Rathenow und allerspätestens nach dem 4:3 in Auerbach defensiver wurde, sodass das bis heute präferierte 4-3-1-2 entstand.
Mit seinen zwei äußeren Sechsen ist das System natürlich relativ flexibel jederzeit transformierbar in eine Mittelfeldraute oder in das alte 4-1-3-2-Offensivpressingsystem. Grundsätzlich agieren die drei Sechser im Offensivspiel aber relativ zentral und überlassen die Außenbahnen den vielbeschäftigten Außenverteidigern und dem Zehner Thiago Rockenbach, der in seiner neuen Rolle das freie Offensivradikal gibt und in dieser Rolle bei fünf Toren und sieben Vorlagen extrem erfolgreich ist. Das System ist aufgrund seiner Orientierung auf die Zentrale und aufgrund der Rolle der Außenverteidiger für das Offensivspiel auf den Außenbahnen weiterhin anfällig, aber bei weitem nicht in dem Maße, wie man es bspw. noch in Auerbach erlebte. Die Defensivgesamtorganisation ist sehr viel besser geworden, das zeigt auch die Tatsache, dass RB Leipzig bis zum 6. Spieltag 11 Gegentreffer kassierte und danach in acht Spielen dem Gegner nur noch dreimal beim Jubeln zugucken musste.
Damit sind zwar leichte Einbußen in der Offensivgefahr verbunden gewesen, allerdings nicht in einem solchen Maße, dass dies mit Punkteinbußen verbunden gewesen wäre. 17 Treffer bis Spieltag 6 (also fast drei pro Spiel), stehen 18 Treffer an den folgenden acht Spieltagen (also 2,25 pro Spiel) gegenüber. Im Ligavergleich sind und bleiben es vor allem die erzielten Treffer, die RB Leipzig vom Rest deutlich abheben. Alleine Thiago Rockenbach war an mehr Toren beteiligt als Lok Leipzig überhaupt erzielte. Und Daniel Frahns 18(!) Scorerpunkte in 14 Spielen, davon 13 Tore, sind schlicht deutlich jenseits von Gut und Böse. Das ist schlicht Irrsinn, weil es nicht nur die Quote vom letzten Jahr (26 Tore und 36 Scorerpunkte in 34 Spielen) deutlich übertrifft, sondern dazu auch der Anteil der Elfmetertore deutlich zurückgegangen ist. Erzielte Daniel Frahn letztes Jahr in 34 Spielen nur 18 Tore aus dem Spiel heraus, sind es dieses Jahr bereits 12 in nur 14 Spielen.
Letztlich sind Frahn, Rockenbach und Kutschke die Hauptnutznießer eines viel flexibler gewordenen Systems, das nicht nur das Pacultsche Spiel zur Außenlinie, von wo aus geflankt oder gedribbelt werden sollte, kennt. Das macht nicht nur Spaß beim Zusehen, sondern produziert mit wachsender Spielsicherheit auch das Selbstbewusstsein, dass man immer und in jedem Spiel mehrere Torchancen kreieren kann. Wenn man denn nicht, wie in Zwickau und gegen Jena vergisst, was man jenseits des langen Balls spielkulturell anfangen kann. Eine durchaus witzige Randnotiz ist es in diesem Zusammenhang, dass die RasenBallsportler in der Hinserie der Regionalliga Nordost 2012/2013 immer dann am stärksten waren, wenn sie dem kultivierten Spiel mit dem Ball fröhnten, also das machten, was eigentlich im Zornigerschen System erst die Folge der aggressiven Balleroberung ist und nicht diese ersetzt.
Kaderkonstanz
Fragt man danach, warum RB Leipzig in dieser Saison relativ erfolgreich Fußball spielt, dann landet man vermehrt bei einem im Kern zusammengeblieben Kader. Auch wenn die Umbrüche im Sommer durchaus fundamental waren (Rangnick, Zorniger) und einige Spieler aussortiert wurden (Borel, Rost, Lagerblom, Mrowiec, Wisio), blieb die Mannschaft doch im Kern zusammen. Von der Stammelf waren lediglich Kaiser, Coltorti und Judt im letzten Jahr noch nicht dabei. Der Rest spielte schon letztes Jahr für RB, manche Spieler, wie Franke, Frahn, Kutschke, Rockenbach, Schinke oder Kammlott bestreiten gar schon ihr drittes Jahr in Leipzig. Die Folge ist gewachsenes spielerisches Verständnis und ein jährliches Sieben bis vielleicht die übrig bleiben, die auch als Team, also als Typen funktionieren.
Es ist in der Geschichte von RB Leipzig der erste Sommer ohne extreme Kaderveränderungen gewesen. Und das tat dem Verein gut und es tat auch dem Zugang der Fans zum Verein gut. Wobei hierbei nicht zu vergessen ist, dass daran auch Alexander Zorniger eine gute Mitschuld trägt, der mit seiner offenen, kommunikativen Art und seiner Idee Fußball spielen zu lassen, die Herzen der Fans im Sturm eroberte und sicherlich auch zu einem gewissen Teil dazu beigetragen hat, dass die Stimmung rund um RB Leipzig auch medial durchweg positiv ist. Wobei hier der Lackmustest in Form von Reaktionen auf Niederlagen noch aussteht. Aber die Chancen, dass Rückschläge nicht gleich zu apokalyptischen Szenarien hochgejazzt werden, stehen unter den aktuellen Voraussetzungen nicht schlecht. Und die Tabelle trägt da sicherlich ihren Teil bei.
Unruhe könnten mögliche Kaderveränderungen in der Winterpause bringen. Dass man nach einem Stürmer sucht (und ihn eventuell in Matthias Morys schon gefunden hat) hat Alexander Zorniger bereits bestätigt. Ob auch noch ein spielstarker Innenverteidiger und ein weiterer schneller Außenbahnspieler kommen, kann man an dieser Stelle nur schwerlich beantworten. Man sollte allerdings die Veränderungen mit Augenmaß angehen. Die letzte Winterpause, als man alle Eventualitäten durch die Wechsel von Wallner, Hoheneder und Wision ausschließen wollte, aber letztlich nur Kaderunruhe und einen verpassten Aufstieg erntete, sollten Warnung sein. Dass man in diesem Jahr eine klare Stammelf hat, die sich einspielen und harmonieren konnte, sollte man als erfolgsbegründenden Fakt jedenfalls nicht vergessen
Fazit
Wenn bei RB Leipzig heute die Weihnachtsfeier abgehalten wird, dürfte eine Menge Zufriedenheit mit unter dem Baum liegen. Völlig berechtigterweise, denn die Hinrunde war eine gute bis sehr gute. Die Leistungen und glücklichen Punkte in den letzten beiden Spielen und vor allem im Knüller gegen Jena waren ein kleiner Wermutstropfen, der das unumschränkte sehr gut verhindert hat. Man sollte dies als Ansporn nehmen, weiter an sich zu arbeiten. Zumal der Wermutstropfen im Gegensatz zur ziemlichen Depression im letzten Dezember nach der Niederlage gegen Halle, in diesem Jahr aufgrund des späten, eigenen Ausgleichs und der Wahrung des Vorsprungs in der Tabelle relativ süß schmeckte.
Trotzdem muss man konstatieren, dass die Saison hinsichtlich möglicher Relegationsspiele wenig Aussagekraft hat. Zu schwach ist die Regionalliga Nordost im Schnitt als dass man dem auch im Vergleich mit anderen (aber eben ausgeglichener besetzten) Regionalligen sehr hohen Punkte- und Torschnitt größere Bedeutung zumessen könnte. Die Gefahr, dass man aus dieser Saison heraus kommt und dann in der Relegation plötzlich gegen Kiel (also so etwas wie Jena, nur individuell viel besser besetzt) antreten und den Spielschalter umlegen muss, ist relativ hoch. Mal ganz davon abgesehen, dass die Kluft zwischen der Amateurliga Regionalliga und der sehr ausgeglichenen dritten Liga sehr groß geworden ist. Was die möglichen Aufsteiger wohl allesamt merken dürften.
Die Hinrunde macht jedenfalls hoffen, dass die Relegationsrunde Ende Mai tatsächlich in den Leipziger Fußballkalender eingetragen werden kann. Wenn man den eingeschlagenen Weg konsequent weitergeht und sich in Sachen Spielverständnis und taktischer Flexibilität, vielleicht verstärkt durch ein, zwei passende Leute weiter verbessert, dann stehen die Chancen mehr als gut. Bei sechs Punkten Vorsprung auf Jena und einem Spiel weniger ist die Tabellensituation jedenfalls relativ komfortabel. Nichts worauf man sich ausruhen sollte, aber etwas auf das man aufbauen und mit Stolz zurückblicken kann. Aber das Träumen vom großen Saisonziel und die Detailarbeit dafür beginnt eigentlich erst noch.
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Bilder: © GEPA pictures/ Sven Sonntag, Erwin Scheriau, Roger Petzsche
Wieder einmal sehr schön geschrieben das ganze. Deine Einschätzungen kann ich voll und ganz teilen.
Ich bin ja mal auf die Entwicklung des Gerüchtes, das Kutschke und Bochum zusammen bringen will, gespannt. Ich würde schon gerne sehen das die beiden Kumpels Frahn und Kutschke zusammen bleiben. Die Frage ist ob sich ein Kutschke als Stammgast auf der Bank sitzen sehen will. Denn ich glaube nicht das sich Morys als Ersatzspieler verpflichten lassen wird.
Ich bin mir nich mal sicher, ob an dem Gerücht wirklich was dran ist. Bisher gibt es nur einen Bochumer Sportdirektor, der bei RB ein Spiel geguckt hat. Es gibt aber neben Kutschke nich einige Spieler im RB-Kader, deren Vertrag ausläuft und die für Bochum interessant sein könnten. Allerdings würde für Kutschke die Luft mit einem Morys-Transfer tatsächlich sehr eng. Es sei denn Zorniger stellt irgendwann auf ein 4-4-2 um und spielt mit Morys außen und Kutschke/ Frahn als Stürmer. Da wird man abwarten müssen, welche Spieler tatsächlich kommen und welche Spielsysteme die Mannschaft zur Rückrunde spielen kann..