Die Statistik vom Montag, dass am Meistertitel für RB Leipzig kein Weg mehr vorbei führt, war natürlich super, aber letztlich wie das bei Statistiken nun mal üblich ist, etwas witzlos, weil es letztlich trotzdem darauf ankommt, was auf dem Platz abgeliefert wird. Und wenn es da nicht läuft, dann kann man auch fünf Punkte Vorsprung mal schnell verspielen. Auch wenn die Gegner – bei allem Respekt – mit den neuformierten Jenaern (die angesichts der Tatsache, dass ihr neuer Mittelfeldmotor Tom Geißler wegen Verletzungen noch gar nicht spielen konnte, erstaunlich gut dastehen auf Platz 3), dem auch ziemlich neu formierten und letztes Jahr noch am Tabellenende stehenden 1. FC Magdeburg (dem man die konstante Qualität zum Aufsteigen aktuell wohl noch absprechen muss) und dem Neuling FSV Zwickau (die letztlich wohl auch noch nicht meisterreif sind) nicht beängstigend stark sind. Gegner, die in den direkten Duellen mit RB aufgrund des Pokalcharakters wiederum keine schlechten Karten haben.
Die verlorenen zwei Punkte aus dem Spiel in Plauen zeigen jedenfalls recht deutlich, dass die Regionalligatabelle sich zwar absolut in die richtige Richtung entwickelt hat, aber der aktuelle Zustand durchaus auch brüchig sein kann, wenn man mal zwei, drei durchwachsene Spiele erwischt. In der Ursachenforschung für das Remis von RB Leipzig in Plauen landete BILD dann gestern schnell mal in gewohnter Interpretationsrichtung bei den vielzitierten Eiern. Ist ja auch derzeit und wieder vermehrt nach dem deutschen 4:4 gegen Schweden en vogue. Und trotzdem im konkreten Fall ziemlich falsch.
Sowieso hat die Führungsspielerdebatte einen komplett falschen Zungenschlag, weil sie immer nach fußballerischen(!) Führungsspielern sucht, also in gute alter Tradition am besten Leute, die mal so richtig hinlangen, ein Zeichen setzen, dazwischen hauen oder irgendeinen anderen Quatsch machen sollen. Ich habe mich in der Auseinandersetzung mit Michael Ballack sehr für die Persönlichkeit eines Führungsspielers stark gemacht, weil es für die Karriere als Fußballspieler wichtig scheint, auf meinungsstarke Spieler zu treffen, an denen man sich reiben kann und muss und an denen man eben wegen der Reibung auch als Persönlichkeit wachsen kann. Meine Verteidigung des Führungsspielers war demnach immer vornehmlich auf ein bestimmtes Menschenentwicklungs- und Diskursbild ausgerichtet, während mir die fußballerische Komponente stets ein wenig falsch vorkam. Denn dass ein Michael Ballack den Anforderungen der modernen Spielsystem egal unter wem nicht mehr gerecht werden konnte, war irgendwann nach der WM 2010 relativ offensichtlich. Aber als Fußball-Persönlichkeit, die sich auf all seinen Stationen (von Chemnitz bis Chelsea) durchgebissen, entwickelt und Verantwortung übernommen hat, war und bleibt er ganz groß.
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