Schlagwort-Archive: Eintracht Frankfurt

Festes Band

Letztens bin ich in meinem Kopf irgendwie darüber gestolpert, dass ich es merkwürdig finde, dass in dieser Saison gleich beide Bundesligaaufsteiger keine wirklich relevanten Abgänge zu verzeichnen haben. Bis auf Immanuel Höhn (wechselte nach Darmstadt), der in Freiburg verzichtbar war und schon in der zweiten Liga seinen Stammplatz verloren hatte, blieben alle Spieler an Bord, die mit wesentlicher Spielzeit zum Aufstieg beitrugen.

In meiner Vorstellung gab es dagegen eine Fußballwelt, in der Aufsteiger immer damit leben müssen, dass die großen Clubs kommen und sich die besten Spieler der Aufsteiger holen, weil die sich mit ihren Leistungen in die Scoutingblöcke der Republik gespielt hatten. Wie das aber immer so ist mit Vorstellungen, sie müssen nicht wirklich stimmen. Weswegen ich mir zumindest für die letzten acht Spielzeiten seit Wiedereinführung der Relegation für die Aufsteiger angeschaut habe, welche der elf in der Liga meisteingesetzten Spieler auch im Jahr nach dem Aufstieg noch im Club waren.

Interessanterweise verloren zwölf von achtzehn Aufsteigern seit 2010 maximal einen ihrer Zweitligastammspieler. Gleich sieben Clubs verloren keinen ihrer Stammspieler. Im Schnitt sind es pro Aufsteiger 1,22 Stammspieler, die nach dem Aufstieg den Verein verlassen. Düsseldorf hatte einst das Maximum von fünf Spielern, die man ziehen ließ. Was eventuell auch mit den Wirren nach der Relegation gegen Hertha und dem sich lange ziehenden Sportgerichtsnachspiel zu tun gehabt haben mag.

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RB Leipzig in der Bundesliga 2016/2017

Bundesliga. Wie ungewohnt das noch klingt. Aber jetzt darf man sich ja damit beschäftigen. Und was böte sich als Anlass für eine erste Annäherung an die kommende Saison besser an als die Tatsache, dass seit gestern die Zusammensetzung der Liga klar ist.

Dass RB Leipzig der 55. Neuling der Bundesliga sein würde, war klar. Auch dass Freiburg, der Inbegriff eines deutschen Top20-Teams (ok, Top23), wieder dabei sein würde. Seit nunmehr 25 Jahren war Freiburg immer Bundesligist oder nie schlechter als Fünfter in der 2. Liga.

Vervollständigt wurde das Bundesliga-Feld gestern durch Eintracht Frankfurt, die in der Relegation vergleichsweise dominant den 1.FC Nürnberg besiegten und die Klasse hielten. Und damit den scheidenden Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen zu einem freudetrunkenen Grüßmarathon vor laufenden Kameras zwangen. Eltern, Freunde, Gartenzwerge, Krümelmonster und all die anderen, die gegrüßt wurden, werden sich sehr gefreut haben.

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“Team Marktwert”

Das Thema TV-Gelder wurde schon in den letzten Monaten immer wieder mal diskutiert und wird in den kommenden Monaten immer wieder diskutiert werden. Der bevorstehende Abschluss eines neuen TV-Vertrags macht es möglich, dass sich verschiedenste Seiten hinsichtlich der Verteilung der Summen ins Zeug legen werden mit Vorschlägen.

Nach St. Paulis Vorschlag aus dem letzten Jahr, einfach Vereine, die nicht die 50+1-Regel erfüllen, künftig vom TV-Geld auszuschließen (ein Vorschlag mit merkwürdigem Timing, unabsehbaren Implikationen und falschen Freunden) sind nun Teile der Erstligisten am Drücker der Geldverteilungspistole.

Als “Team Marktwert” konstituierte sich ein Bündnis aus Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, 1.FC Köln, HSV und VfB Stuttgart, wie man gestern lesen durfte. Die beste Selbstbezeichnung mindestens seit Erfindung von “Die Mannschaft”. Großartig, wenn Akteure die Witze, die über sie gemacht werden könnten, gleich selbst vorwegnehmen.

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24.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Man könne sich nun wieder komplett auf die Liga konzentrieren. So hört man es gern nach Pokalniederlagen rund um die entsprechenden Vereine. Ein nachvollziehbarer Versuch, nach einer sportlichen Niederlage wieder schnell die Reihen zu schließen und weiterzumachen. Aber auch ein Versuch mit überschaubar geistreichem Hintergrund. Denn dass ein Zweitligist es bspw. nicht schaffen soll, sich wegen dreier Pokalspiele in sieben Monaten auch auf die 24 Ligaspiele drumherum zu konzentrieren, klingt durchaus etwas abwegig.

Wie auch immer, seit vorgestern haben auch die letzten der 18 Zweitligisten alle Augen und Synapsen frei für den Zweitligaendspurt, der noch 11 Spieltage vorsieht, bis auch die letzte Entscheidung getroffen sein wird (mal von den Teams, die dann in die Relegation müssen, abgesehen). Vier Zweitligateams waren im DFB-Pokal in die Runde der letzten 16 vorgedrungen, alle mussten dort dem Bundesligisten den Vortritt geben. Alle verloren mit 0:2.

Jubeln durfte mit Manuel Junglas wenigstens einer in ganz zentraler Position, der in der Hinrunde in Aalen noch Zweitligafußball spielte, dort keine Zukunft mehr hatte und nach Bielefeld wechselte. Wo er Werder Bremen gleich zwei Tore einschenkte und dafür sorgte, dass die zweite Liga wenigstens ein klein wenig sportlichen Anteil an einem unterklassigen Pokalerfolg nahm.

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23.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Acht Punkte Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz. 10 Punkte Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz. RB Leipzig ist im Mittelfeld der Zweitligatabelle versackt. Vor nicht mal einer Woche rechnete Ralf Rangnick Medienvertretern vor, dass das Schielen auf den Aufstieg eher unrealistisch ist, weil man dafür in den damals verbleibenden 13 Spielen im Schnitt noch hätte 2,5 Punkte holen müssen. Ein Spiel später ist die Situation nach dem 1:1 gegen Braunschweig nicht besser geworden. Rechnen wird der eine oder die andere hierzulande trotzdem noch so lange, bis auch die theoretische Chance dahin ist.

RB Leipzig hat aktuell 30 Punkte auf dem Konto. Die Plätze 2 bis 4 (Karlsruhe, Darmstadt, Kaiserslautern), die sich vom Verfolgerfeld etwas abgesetzt haben und dem (noch) unangefochtenen Spitzenreiter Ingolstadt folgen, haben 38 Punkte auf dem Konto. RB Leipzig müsste also in den verbleibenden Spielen pro Partie auf jedes der drei Teams 0,67 Punkte aufholen. Von den Mannschaften, die noch dazwischen stehen (Braunschweig, Düsseldorf, Nürnberg) mal ganz abgesehen.

In 19 Spielzeiten Dreipunktregel seit 1995 war 32 die geringste Punktzahl, die ein späterer Aufsteiger nach 22 Spielen hatte. Arminia Bielefeld schaffte es 2003/2004 trotzdem mit 24 Punkten aus den letzten zwölf Spielen (also 2,0 im Schnitt) noch aus der zweiten Bundesliga in die höchste Spielklasse.

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Luftige Theorien

Wegen der guten Luft geht bestimmt keiner nach Leipzig. (Eintracht-Präsident Peter Fischer via BILD, 16.06.2014)

Einen reichlichen Monat ist es her, dass Renat Dadashov, ein 15jähriger Stürmer von Eintracht Frankfurt zu RB Leipzig wechselte. Eine Wechselrichtung, die offenbar immer noch so ungewohnt ist, dass man in Frankfurt in der Reaktion auf den Wechsel nicht umhin kam, in gewisser Arroganz, die Motivlagen zu bestimmen. Frei nach dem Motto ‘Zu uns kommt man wegen der Perspektiven und weil wir ein geiler Verein sind, zu RB Leipzig geht man nur wegen der Kohle’. Das zehnfache der Frankfurter Summe zahle man in Leipzig, so rechneten Medien auf der Basis von maximal vagen Vermutungen von Frankfurter Vereinsverantwortlichen vor.

Letztlich steht in der Sache der Höhe der finanziellen Vergütung Wort gegen Wort. Fakt ist, dass Dadashov in Leipzig sicherlich nicht weniger als in Frankfurt verdienen wird, aber (wenn man das sonstige Auftreten der hiesigen Nachwuchsverantwortlichen ernst nimmt) auch nicht wesentlich mehr. Interessant an der ganzen Geschichte ist aber vor allem, dass ein Eintracht-Präsident einem anderen Verein “Sklaventum”(!) vorwirft,  weil der einen Spieler geholt hat, der erst ein Jahr vorher (also mit 14) von Wehen Wiesbaden nach Frankfurt gewechselt ist. Aber, wie der schillernde Eintracht-Präsident mit der lockeren Zunge Peter Fischer vermutlich argumentieren würde, wegen der guten Luft nach Frankfurt gewechselt ist.

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Schlüpferstürmer

Letzte Woche erst ging es hier im Blog um das weite Themenfeld Sicherheit und den zumeist humorlos-irreal-aufgeladenen Umgang damit. Pragmatische, kommunikationsorientierte Lösungsansätze scheinen jedenfalls im Kampf mit aufgeladenen Sicherheitsdebatten zu unterliegen. Letzten Samstag setzte der FC Bayern einen weiteren Baustein in das abstruse Gebilde, indem man am Gästeeinlass Zelte aufbaute, in denen sich Gästeanhänger potenziell sogenannten Ganzkörper- bzw. Nacktkontrollen unterziehen hätten müssen. Frei nach dem absurden Motto ‘Zeig mir Deine Unterhose und ich sage Dir, ob Du ein Fußballspiel gucken darfst’.

Ziel der Aktion soll es gewesen sein, Pyro oder allerlei gefährliche Materialien nicht ins Stadion kommen zu lassen. Der FC Bayern präsentierte dann nach dem Spiel in einem atemberaubendem Akt kommunikativer Cleverness auch gleich die passenden Zahlen. 30-40 AnhängerInnen der Frankfurter Eintracht seien ins Zelt gebeten worden, aber nur um Jacke und Tasche abzulegen. Gefunden worden seien „20 Messer, 2 Schlagstöcke, 1 Schlagring, 1 Sturmhaube, Pfefferspray und Kokain“.

Nicht schlecht, erfolgreiche Kontrollen und Zelte also. Nicht ganz, denn bis auf die Messer wurde alles sowieso abseits des Stadioneinlasses bei Kontrollen aufgetan. Und die Messer wurden nicht in den Zelten gefunden, sondern bei der Kontrolle von allen 71.000 Besuchern des Spiels (wie viele Messer die im Zelt durchsuchten Gäste bei sich hatten, kann niemand sagen). 20 Messer bei 71.000 Besuchern? Könnte da das eine oder andere Taschenmesser im Spiel gewesen sein? Wer noch nie beim Fußball oder im Flugzeug saß und merkte, dass er aus Versehen etwas in der Tasche hatte, was da nicht unbedingt hin gehörte, werfe den ersten Stein. (Im Blog-G [broken Link] wird die ganze Story und die Wirkung der falsch kontextualisierenden Bayern-Meldung auf die Medienberichte sehr schön und mit allerlei Links dargestellt.)

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Wochen(end)splitter IX

Da ist sie nun schon wieder fast vorbei, die Frauen-Fußball-WM. Von der ich zugegebenermaßen nicht viel mitbekommen habe. Größere Teile der deutschen Spiele gegen Nigeria und Frankreich verfolgt. Das dicke Ende gegen Japan erlebt. Das war es dann auch schon an Live-Ansichten. Dem medialen Drumherum konnte man sich hingegen nicht verschließen, was ich persönlich gar nicht so schlimm fand, denn der gemeinschaftliche Hype führte dazu, dass die meisten teilnehmenden Sportlerinnen einen, wenn nicht den Höhepunkt ihrer Karriere erleben durften, denn allzu selten kommt es vor, dass FußballerInnen vor fünfstelligen, stimmungswilligen Kulissen spielen dürfen. Und was kann es schöneres geben, als dass Leistungssportlerinnen Momente feiern, in denen sie spüren, warum sie sich das alles eigentlich antun.

Was und ob die Bundesliga davon abkriegt, ist nicht sinnvoll vorauszusagen. Es dürfte schwer fallen aus der Fußball-Bundesliga der Frauen ein permanentes Event zu basteln, wie es für ein Highlight wie die WM gelungen ist. Von daher wird man wohl auch künftig unter sich sein. Aber vielleicht hilft es ja doch, dass man bei der Sportschau laut BILD überlegt, am Samstag jeweils ein Spitzenspiel in Ausschnitten zu übertragen. Hier in Leipzig darf man sich zukünftig jedenfalls persönlich davon überzeugen, welchen Zulauf das Produkt Frauen-Fußball hat. In der LVZ vom 02.07. hatte Bernd Wickfelder mit im Schnitt 300 Zuschauern bei den Bundesliga-Spielen des Neubundesligisten Lok Leipzig spekuliert und für das erste Spiel gegen den FFC Frankfurt auf 1000 Zuschauer gehofft. Nicht unambitioniert, aber auch nicht unmachbar.

Eine bemerkenswerte These zur WM gabe es noch beim freitagsspiel [broken Link]:

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Besondere Gefahrensituationen

Als Veranstalter haben Fußballvereine bzw. die Stadionbetreiber natürlich grundsätzlich die Verantwortung für den geregelten Ablauf von Fußballspielen. Von daher stehen sie auch in der Verantwortung, durch Einlasskontrollen Gefahrenpotenzial auszuschließen. Vor dem Spiel Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt führte dies jedoch zu der abstrus anmutenden Situation, dass vor der BayArena Zelte aufgebaut wurden, in denen weibliche Gästeanhänger nahezu unbekleidet Leibesvisitationen über sich ergehen lassen mussten (vgl. hier [broken Link] und hier [broken Link]).

Auslöser war anscheinend ein anonymer Hinweis, dass die Gästefans Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln wollten. Mal ganz davon abgesehen, dass die Vereine natürlich Pyrotechnik nicht im Stadion haben wollen (nicht nur wegen der drohenden Geldstrafen), stellt sich doch die Frage des vernünftigen Umgangs mit Besuchern von Bundesligaspielen. Tut es der Bundesliga gut, wenn man Gästefans fast ausschließlich als verdächtige Störfaktoren wahrnimmt, die man auf immer schlechtere Plätze in den Arenen abschiebt? Macht es Sinn mit Kanonen (Nackt-Leibesvisitationen) auf vergleichsweise Spatzen (Pyro) zu schießen, zumal die Video-Technik in den Stadien das Verfolgen von Pyrotechnik-Aktionen eigentlich ein leichtes lassen sollte? Wie wäre man denn in der BayArena vorgegangen, wenn jemand einen anonymen Hinweis gehabt hätte, dass auf der Haupttribüne Pyrotechnik eingesetzt werden soll; hätte man das Heimpublikum ebensolchen Maßnahmen unterzogen?

Ob bei der Durchsuchung der Gästefans irgendetwas Gefährliches sichergestellt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Hingegen bin ich mir sicher, dass nur wenige Fußballanhänger sich gerne vor dem Stadion ausziehen, bevor sie ein Fußballspiel besuchen dürfen. Und nein, es ist beileibe nicht beruhigend, dass es ‘nur’ die Auswärtsfans trifft, ganz im Gegenteil.