Schlagwort-Archive: Borussia Dortmund

Überraschungen nach Art des modernen Fußballs

Endlich mal wieder Spannung in der Bundesliga. So hörte man es immer wieder mal in den letzten Wochen. Eine Situationsbeschreibung, die sich vermutlich auch wieder ändert, nachdem am letzten Wochenende von den ersten sieben Teams nur die Bayern gewonnen haben und sich die Dinge langsam wieder gerade rücken.

Nur noch RB Leipzig ist aktuell punktetechnisch auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister. Der Rest ist schon mindestens sechs Punkte zurück. Zwischen Platz 1 und Platz 4 liegen aktuell sieben Punkte. Wenn man mal nur die Zeit seit 1995 (seit Einführung der Dreipunktregel) nimmt, dann gab es in 21 Spielzeiten gerade mal sechsmal den Fall, dass zwischen Platz 1 und 4 zehn Punkte oder mehr Differenz lagen. In zehn Spielzeiten war der Abstand geringer als sieben Punkte.

Die derzeit sieben Punkte Differenz liegen also eher im Schnitt der letzten 21 Spielzeiten, in denen der Abstand zwischen dem Topquartett bei 7,5 Punkten lag. Der Eindruck, was normal ist, hat sich lediglich in den letzten vier Spielzeiten extremer Bayern-Dominanz unter Heynckes und dann Guardiola etwas verändert, denn in diesen Jahren lagen zwischen Erstem und Vierten im Schnitt 13 Punkte.

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Verpflichtungen jenseits der ausgetretenen Pfade

Gestern ging es an dieser Stelle, um den Altersschnitt in der Stammelf der Bundesligisten. Eine kleine Übersicht, die unterschiedliche Ideen und Zukunftspotenziale bei der Kaderzusammenstellung deutlich machten.

Ergänzend dazu heute noch ein kleiner Blick auf einen anderen Teil, der direkt mit der Erfahrung der Teams und damit auch mit dem Alter der Mannschaften zu tun hat. Es geht um die Zahl der Einsätze, die die elf meisteingesetzten Spieler der Vereine bisher in ihrer Karriere national und international sammelten.

Dabei kommen die Bundesligisten im Schnitt pro Stammspieler auf ungefähr 105 Spiele in einer der fünf europäischen Topligen (also Deutschland, England, Spanien, Italien oder Frankreich) und 30 Spiele in anderen ersten Ligen in Europa und der Welt. Macht zusammen also 135 Erstligaspiele, die ein Bundesligaakteur im Schnitt bereits auf dem Buckel hat. Pro Mannschaft sind das mehr als 1480 Erstligaspiele, davon mehr als 1150 in einer europäischen Topliga. In jedem Team stehen im Schnitt fünf Spieler, die bereits mehr als 100 Spiele in einer europäischen Topliga absolviert haben.

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Propheten, eigene Länder und anderes mit und ohne Jugend

Nachwuchsarbeit im Fußball gilt in Deutschland oft auch ein wenig als hehres Ziel. Bildet man junge Spieler aus und entwickelt sie, dann gilt das per se als gut. Tut man das nicht gilt das eher als schlecht.

Wobei jenseits von Nachhaltigkeit für den Verein oder im Fall der Fälle regionaler Identität die Frage ist, was der Mehrwert sein soll (wenn man mal von der Nationalmannschaft absieht, die davon profitiert), an dem es sich bemisst, dass Nachwuchsarbeit gut ist. Am Ende ist es auch kein Frevel, mit älteren Spielern erfolgreich zu kicken und auch keinen Deut weniger ehrenwert, als eine junge Mannschaft aufs Feld zu schicken.

Gute Nachwuchsarbeit ist im besten Fall aus Vereinssicht ein strategischer Wettbewerbsvorteil, weil man so Talente vom eigenen Klub überzeugen kann, die ansonsten wohl kaum zu bekommen wären und diese perspektivisch entweder die eigene Qualität erhöhen oder vielleicht auf dem Transfermarkt Geld abwerfen. Aber Nachwuchsarbeit im Schatten eines Profiklubs mit ihrer ganzen Allürenhaftigkeit ist aus einer gesellschaftlichen Perspektive heraus eben auch nicht unbedingt ein besonders hervorhebens-, lobens- oder schützenswerter Bereich.

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Immer wieder samstags. Oder auch nicht.

Wieder mal steht am nächsten Spieltag für RB Leipzig eine Partie an, die nicht am Samstag, 15.30 Uhr ausgetragen wird. Wieder mal ein Freitag. Schon zum dritten Mal in dieser Saison. Zum zweiten Mal in Folge auswärts. Ins geschmeidige 650 km entfernte Freiburg.

Generell wird RB Leipzig in dieser Saison nur selten zur ‘normalen’ Bundesliga-Spielzeit am Samstag Nachmittag angesetzt. Bis zum 20. Spieltag wurden die Partien bisher von der DFL terminiert. 18 Spieltage davon fallen aufs Wochenende, zwei Spieltage in englischen Wochen auf Dienstag und Mittwoch. An den 18 Wochenendsspieltagen spielt RB Leipzig gerade mal sechsmal am Samstag Nachmittag.

Entsprechend spielt man gleich zwölfmal zu anderen Terminen. Wobei man bis zum 20. Spieltag nirgendwo die Spitze hält. Freitags spielt Bayern, Freiburg und Frankfurt häufiger als RB. Samstag Abend spielen Leverkusen und Dortmund häufiger als RB. Und Sonntags spielen Mainz, Schalke, Hertha und Hoffenheim häufiger als RB.

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Später wird alles besser

Da muss man sich als RB-Fan wohl auch erstmal dran gewöhnen. Dass es Auswärtsspiele gibt, bei denen man nicht noch ein paar Tage vorher in Leipzig oder an der Tageskasse genug Karten für sich, seine Freunde und ein ganzes Bataillon an Leuten kriegt.

In der Vergangenheit wurde es lediglich bei Spielen beim FC St. Pauli eng. Und zuletzt war das Spiel in Wolfsburg ausverkauft. Wobei lediglich ein Spiel beim FC St. Pauli auch im Vorverkauf ausverkauft war und es bei den anderen beiden Spielen beim FC St. Pauli und beim VfL Wolfsburg noch Karten an der Tageskasse gab.

Bei ungefähr 3.000 Leuten stand entsprechend bisher der Rekord an Auswärtsfahrern bei einem Spiel von RB Leipzig. Bis der Vorverkauf für das Bayern-Spiel losging. Und binnen nicht mal drei Tagen 7.500 Tickets verkauft wurden. Also mehr als doppelt so viele in kürzester Zeit als bisher überhaupt jemals insgesamt zu irgendeinem Auswärtsspiel weggingen.

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Europa ruft

Ralph Hasenhüttl war nach dem Spiel gegen Mainz vor der Sky-Kamera nur ein müdes Lächeln zu entlocken, als er auf die weiteren Saisonziele mit RB Leipzig angesprochen und mit der Statistik konfrontiert wurde, dass man gar nicht mehr schlechter als Siebter werden könnte.

“Statistiken helfen nicht dabei, das nächste Spiel zu gewinnen”, ließ er den geneigten Zuschauer noch wissen. Womit er als Übungsleiter natürlich recht hat. Was aber auch ein bisschen einen falschen Eindruck davon vermittelt, was Statistiken leisten können und was nicht.

Im Falle historischer Vergleiche bleibt natürlich erst einmal der Punkt, dass die Vergangenheit ein nicht sehr verlässliches Instrument ist, um die Zukunft vorherzusagen. Weil immer Dinge passieren können, die noch nie passiert sind. Davon lebt der Bereich der Sportstatistiken ja im medialen Diskurs nicht unwesentlich (‘Der erste Sieg von xyz in einem Freitagsspiel, bei dem Krähen von links nach rechts über das Stadion geflogen sind.’).

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Gesicherter Klassenerhalt

12 Punkte aus den ersten sechs Spielen. Dass die Auftaktbilanz von RB Leipzig mehr als ordentlich ist, zeigt sich auch darin, dass seit Einführung der Dreipunktregel zu diesem Zeitpunkt der Saison erst zwei Aufsteiger besser waren als RB Leipzig. Zum einen der 1.FC Kaiserslautern 1997/1998 und zum anderen – noch gar nicht so lange her – Eintracht Frankfurt 2012/2013. Beide starteten mit 16 Punkten, also fünf Siegen und einem Unentschieden in die Saison. Kaiserslautern wurde am Ende Meister. Frankfurt wurde Sechster und zog in den Europapokal ein.

Insgesamt 59 Mannschaften hatten in den letzten 21 Spielzeiten seit Einführung der Dreipunkteregel nach sechs Spieltage zwölf Punkte oder mehr auf ihrem Konto. Das sind pro Saison nicht einmal drei. In den letzten zehn Spielzeiten waren es sogar insgesamt nur 25 Teams, das sind gerade mal 2,5 pro Saison.

Aktuell sind es zusammen mit RB Leipzig fünf Teams mit zwölf Punkten nach sechs Spielen. Seit 1995 kam es lediglich einmal vor, dass so viele Teams nach sechs Spielen schon mindestens zwölf Punkte auf dem Konto hatten. Und das war 1996/1997. Wenn das mal nicht für die neue Breite in der Spitze der Bundesliga spricht. Oder eben für irgendwas ganz anderes.

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Interessante Frage trotzt uninteressanter Debatte

Nicht fair fand Dortmund-Coach Thomas Tuchel zuletzt die 21 Fouls gegen sein Team im Spiel bei Bayer Leverkusen. Um weiter festzustellen: “Da werden Mittel angewendet, die in der Häufigkeit dazu führen müssen, dass man nicht komplett zu Ende spielt.” Aussagen, mit denen Tuchel viel Spott erntete, weil man ihm eine nicht angemessene Opferrolle unterstellte.

“Vielleicht ist Dortmund ja eine Mannschaft, die schnell Fouls zieht”, entgegnete Leverkusen-Coach Roger Schmidt gar und schob den Schwarzen Peter des unfairen Spiels zurück und machte den BVB zu einer “cleveren” Schauspielertruppe.

Nun, im Bundesliga-Mediengeschäft nimmt man solche Auseinandersetzungen gern, um dann das ‘der gegen den und was sagt eigentlich Lothar Matthäus dazu’-Spiel zu spielen. Dabei ergeben sich aus den Statements Fragen, die nicht mit Schuldzuweisungen zu klären sind.

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Überraschendes Spitzentrio

Sechs gespielte Spieltage. Eigentlich noch nicht wirklich die Zeit, um schon Schlussfolgerungen aus dem Tun der Bundesligisten zu ziehen. Zu unterschiedlich sind die Spielpläne und zu gering ist die Spielanzahl, als dass sich schon alle Qualitäten und Nicht-Qualitäten in den Zahlen durchsetzen würden.

Kleine Hinweise liefern die Daten allerdings schon jetzt, wenn man im Hinterkopf behält, dass sie vielleicht nicht final belastbar sind oder gar Aussagen mit prognostischem Charakter hergeben. Vor allem Torschussstatistiken vermitteln durchaus ein ganz gutes Bild über Stärken und Schwächen von Teams.

Torschüsse bzw. Chancen als Datengrundlage heranzuziehen, macht deswegen Sinn, weil sich darin eigentlich ausdrücken sollte, inwiefern man es mit seiner Spielidee schafft, mehr Torgelegenheiten als sein Gegner herauszuspielen. Was im Normalfall auch die Siegwahrscheinlichkeiten erhöhen sollte. Es leuchtet vielleicht ein, dass ein Team, dass sich wesentlich mehr Chancen herausspielt als zulässt, am Ende besser dastehen sollte als ein Team, das viele Chancen zulässt und nur wenige herausspielt.

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Erstaunlich gut und erstaunlich vielseitig

Sechs Spieltage hat RB Leipzig bisher absolviert. Eine Länderspielpause unterbricht die Saison zum zweiten Mal. Bei RB Leipzig kann man ganz entspannt in die Pause gehen, denn mit 12 Punkten aus sechs Spielen ist man besser gestartet als man vor der Saison vermutet hätte. Ist zwar noch vier Spieltage, also bis zur nächsten Länderspielpause Zeit, bis ein Blick auf die Tabelle größere Relevanz hat, aber auch jenseits der Tabelle entwickeln sich die Dinge aus RB-Sicht ziemlich positiv.

Denn die bisher zwölf Punkte aus sechs Spielen sind nicht die Folge von ganz viel Glück oder nicht wiederholbaren Energieleistungen eines übereuphorisierten Aufsteigers, sondern Konsequenz einer guten Mannschaftsorganisation gespickt mit der notwendigen individuellen Klasse, um die Organisiertheit zu veredeln. Sprich, RB Leipzig ist (bei allen Differenzen im Detail) eine Art Ingolstadt reloaded, nur mit mehr Qualität im Offensivdrittel.

Dass sich hinter den zwölf Punkten nicht nur Anfängerglück verbirgt, sondern Qualität, zeigt sich auch darin, dass RB Leipzig hinter den Bayern in Sachen Torschüssen das beste Team der Liga ist. Man hat die wenigsten Schüsse aller Bundesligisten auf das eigene Tor zugelassen. Und man hat die drittmeisten Schüsse aller Bundesligisten auf den gegnerischen Kasten abgegeben. Im Verhältnis von abgegebenen und zugelassenen Schüssen auf das Tor ist man entsprechend Zweiter hinter den Bayern.

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