Archiv der Kategorie: Splitter

Wochen(end)splitter VII

Die Woche begann wie die alte endete, mit einer via Presse verbreiteten Ballackschen Breitseite gegen uns Jogi Löw. Der lüge, so übersetzte der versammelte Boulevard Michael Ballacks Aussagen in der Quintessenz durchaus richtig. Man darf vermittelnd feststellen, dass die Wahrheit wohl wie immer irgendwo in der Mitte liegt und die Löwsche Rhetorik durchaus dazu angetan sein kann, dass man in ihr die Hauptaussage verpasst. In dieser Wahrnehmung hätte Löw Ballack so schonend wie möglich sein Nationalmannschafts-Ende verkündet, immer mit Worten garniert, die seiner Kämpfernatur schmeicheln sollten. Ballack hörte auf die Kämpfernatur, Löw meinte Abschied. Guter Nährstoff für eine Topstory.

Ich bleibe dabei, dass ich das öffentliche Eintreten Ballacks für die eigene Wahrnehmung durchaus als wohltuend empfinde. Das Prinzip deutscher (Nationalmannschafts-)Profi-Fußball und Deutscher Fußballbund ist dermaßen als Familie mit dem väterlichen Theo Zwanziger vorneweg konzipiert, in der nur alles möglichst harmonisch verlaufen soll und Dissonanzen unter den Teppich gekehrt werden, dass eine eigene Meinung, die einen Fleck auf das weiße Hemd zaubert, inakzeptabel sein muss. Dass der verlorene Sohn nun via mittwochlicher Sport BILD von Theo Zwanziger aufgefordert wurde Buße zu tun, damit die Familie ihm verzeihe und ihm einen würdigen Abschied erlaube, mag man als tolle Geste interpretieren. Ich sehe es als typisch väterlichen Hochmut, der nicht verstehen will, dass eines der Kinder ein ganz grundsätzliches Problem im Verhalten der Familie ihm gegenüber empfindet. Der DFB und das Prinzip Löw haben Ballack verloren. Das ist für Ballack und seine Karriere letztlich tragischer als für die erstgenannten. Es spricht aber für Ballack, dass ihm das für den Moment offenbar völlig egal ist und er sich im aufrechten, emanzipierten Gang übt. Möge das letzte Wort in der Geschichte trotzdem gesprochen sein.

Das letzte Wort gesprochen wurde am Montag bei RB Leipzig [broken Link] auch zu den Gerüchten um eine Verpflichtung des Innenverteidigers Marcus Hoffmann vom SV Babelsberg 03. 150.000 plus Zuschlag bei RB-Aufstieg waren die handfesten Argumente, die die fastinsolventen Babelsberger überzeugten, einen ihrer besseren Spieler ziehen zu lassen. BILD sah sich deswegen am Mittwoch genötigt mit folgender Schlagzeile (den lokalen Sportteil) zu eröffnen: Wochen(end)splitter VII weiterlesen

Wochen(end)splitter VI

Es ist ja nun endgültig Sommerpause und ein wenig wird die fußballerische Lethargie dieser Zeit auch fühlbar. Nichtsdestotrotz war die Woche durchaus ereignisreich. Das fing bereits bei den Diskussionen an, ob nun der VfL Wolfsburg  für RB leipzig ein gutes DFB-Pokal-Los sei oder nicht. Während die LVZ in ihrer Online-Version am 11.06.2011 folgendermaßen titelte:

Ganz großes Los verpasst – RB Leipzig trifft im DFB-Pokal auf Wolfsburg

sah man das ganze bei der Mitteldeutschen Zeitung zwei Tage später so:

Traumlose für Dynamo und RB Leipzig

Nun ja, ich hatte es ja schon erwähnt, dass jeder das Los finden darf, wie er will. Und sicherlich bleibt es auch mit einwöchigem Abstand kein hochemotionales, aufgeputschtes Duell (wie es das Sachsenpokal-Finale gegen den Chemnitzer FC war). Trotzdem darf man ja mal auf dem Teppich bleiben und feststellen, dass ein Viertligist (!) einen Bundesligisten mit dessen schillerndem, ehemaligem Meistertrainer gezogen hat. Mir reicht das völlig aus, um das ganze sehr schick zu finden und alles andere wird sich dann Ende Juli zeigen. Auch, ob viertklassige Flügel mit erstklassigen Breitreifen mithalten können.

Weiter ging es zeitnah mit medialen Schlagzeilen. Am 15.06. titelte die Financial Times Deutschland [broken Link] so: Wochen(end)splitter VI weiterlesen

Wochen(end)splitter V

Auf denn in den letzten Spieltag der zweiten Saison  des Vereins RB Leipzig. Gegner wird heute um 13.30 Uhr der TSV Havelse sein. Für den geht es noch gegen den Abstieg. 3 Punkte und 9 Tore gilt es auf den 1.FC Magdeburg, der zu Hause gegen Holstein Kiel antritt, aufzuholen. Nunja, eine hochspannende Tabellenkonstellation sieht anders aus.

Für RB Leipzig geht es in dem Spiel derweil um nicht mehr viel. Im besten Fall baut man die Heimserie auf neun Siege in Folge aus. Im noch besseren Fall spielen die beteiligten RasenBallsportler ein lockeres Spielchen herunter, verlängern nicht noch die sowieso schon lange Verletztenliste und bestreiten dieserart eine Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen.

Was eine gute Form der Vorbereitung auf das letzte Pflichtspiel der Saison, auf das Sachsenpokal-Finale nächsten Mittwoch gegen den Chemnitzer FC sein dürfte. Der abschließende Höhepunkt der zuweilen etwas unbefriedigenden Saison. Die Chance wenigstens in diesem einen Spiel noch einmal dem sportlichen Krösus der Regionalliga Nord ein Bein zu stellen. Die letzte, bevor sie in die dritte Liga entschwinden, wo sie falls alles schief läuft auf ihr offensives Lebensversicherungstrio Garbuschewski, Förster und auf jeden Fall Löwe verzichten müssen (broken Link). Das wäre heftig und würde die Chemnitzer Träume von weiteren Schritten nach vorn im Profifußball wohl etwas bremsen.

Wer im Spielerkreise noch – vielleicht ja auch aufgrund unklarer Vertragsverhältnisse – ein wenig Motivation braucht für das Sachsenpokal-Finale, nehme sich mal den spöttelnden CFC-Sportdirektor Manfred Kupferschmied zur Hand. Der träumt schon vom baldigen Aufstieg in die zweite Bundesliga und hat dementsprechend in der Freien Presse ein wenig Höhenluft bei der Kaderplanung:

Von RB Leipzig werden wir niemanden verpflichten, denn den RB-Spielern fehlt das Sieger-Gen.

Klar, in Chemnitz sickert langsam der sportliche Erfolg in die Rhetorik ein. Was völlig in Ordnung ist, aber dem einen oder anderen RasenBallsportler vielleicht ja trotzdem einen besonderen Blick auf den kommenden Mittwoch verschafft. Ich für meinen Teil spekuliere übrigens darauf dem Projekt sportliche Replik auf Herrn Kupferschmied vom Block C (Gegengerade) aus zuzusehen. Was bedeutet, dass am besten alle möglichst bald eins, zwei, viele Karten für den Block A kaufen, sodass man sich gezwungen sieht, auch gegenüber aufzumachen. Unwahrscheinlich, ich weiß.

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Wochen(end)splitter IV

Nun denn, der Abschluss der vom Klang der Gegner her aufregenden, englischen Woche steht unmittelbar bevor. Mit der Auswärtsfahrt zum Chemnitzer FC wartet noch einmal ein absolutes Highlight vor großer Kulisse. Aus vieler Münder bei RB Leipzig hört man derzeit so etwas ähnliches wie Revanchegelüste. Die starke Saison des Chemnitzer FC ist gefühlt das komplette Gegenteil der eigenen an dem man sich nun abarbeitet. Stellvertretend für Tomas Oral, Stefan Kutschke oder Daniel Frahn und alle, die verschieden deutlich ausgedrückt den Chemnitzern den Aufstieg zumindest an diesem einen Tag verbauen wollen, steht Tom Geißler:

Wir spielen ja noch gegen Chemnitz. Vielleicht können wir denen noch eins mitgeben am Ende. (Red Bull Audio Player [broken Link] vom15.04.2011)

Einer hält sich dagegen öffentlich vornehm zurück. Stammkeeper Sven Neuhaus bleibt angesichts des Spiels gegen Chemnitz entspannt:

Ich bin kein Freund davon, anderen was kaputt zu machen, sondern ich stehe eher darauf, mit selber etwas aufzubauen. Das haben wir leider nicht geschafft. Aber wir sind Fußballer durch und durch und wir wollen das Spiel mit Sicherheit gewinnen. (Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 19.05.2011)

Ähnlich emotionslos würde ich auch auf das Spiel gucken. Zumindest nach dem geglückten Einzug ins Finale des Sachsenpokals hat das Regionalliga-Auswärtsspiel der RasenBallsportler für mich keine übermäßige Bedeutung. Zumal es sowieso nicht in der Macht des RB Leipzig steht, irgendjemandem irgendetwas zu versauen. Das Saisonfinale hat der Chemnitz FC komplett allein in der Hand und selbst wenn es gegen RB schief geht, bräuchte man danach in Wolfsburg auch nur ein Unentschieden, um aufzusteigen. Zudem darf man mal nicht vergessen, dass die Chemnitz-Verfolger aus Wolfsburg ihre Partie in Halle auch erst einmal gewinnen müssen. Wochen(end)splitter IV weiterlesen

Wochen(end)splitter III

In der Bundesliga fallen heut die letzten Entscheidungen. Direkte Champions-League-Quali. Die Abstiegsfrage. Es ist zwar bei weitem nicht das spannendste Saisonfinale ever, aber auf jeden Fall ein höchst skurriles. Ich jedenfalls könnte mich nicht erinnern, dass es im letzten Spiel jemals zu einem direkten Duell gekommen wäre, bei dem beide Trainer zumindest mit Blick auf die neue Saison gewinnen, wenn sie aktuell verlieren. Die Rede ist – na klar – vom Spiel Freiburg gegen Leverkusen und den Trainern Dutt gegen Heynckes. Für Ersteren würde eine Niederlage bedeuten, dass sein zukünftiger Arbeitgeber Bayer Leverkusen direkt für die Champions League qualifiziert ist. Für zweiteren besteht bei einer Niederlage die Chance, dass seinem zukünftigen Arbeitgeber Bayern München noch die direkte Qualifikation zur Champions League gelingt. Wohl selten haben zwei Trainer so beharrlich darauf bestanden, dass sie darüber nicht nachdenken und 100% für dieses Spiel und einen Sieg geben würden. Wohl noch seltener dürften sich Trainer ernsthaft darüber gefreut haben, wenn 100% nicht zum Sieg reichen..

Drei Etagen weiter unten ist es mit dem Saisonfinale noch nicht ganz so weit. Drei Spieltage stehen für RasenBallsport Leipzig noch auf dem Programm. Dazu kommt noch mindestens ein Spiel im Sachsenpokal. Dabei hat es die kommende Woche in sich. Morgen gegen Halle, am Mittwoch im Pokal gegen Dynamo Dresden, am Samstag beim Chemnitzer FC. Eine namhafte und spannende Woche. Einerseits.

Andererseits geht es gegen den Halleschen FC maximal um Platz vier, was angesichts der Irrelevanz dieses Platz kein übermäßiger Grund für überhöhte Motivation darstellt. Zudem spielen RasenBallsport und Halle beide nächste Woche wichtige Pokalspiele. Für den Halleschen FC geht es im Pokalfinale Sachsen-Anhalts gegen Grün-Weiß Piesteritz um die Qualifikation zum DFB-Pokal und auch um die Lizenz für die kommende Regionalliga-Saison, da in den Etatplanungen die Einnahmen aus dem DFB-Pokal bereits enthalten sind. Verliert man das Pokalfinale steht auch der Etat auf dem Prüfstand und man müsste Einsparungen vornehmen. Für ein Team, das im kommenden Jahr den Aufstieg anpeilt eine unkomfortable Situation. Und eine Situation, in der das Ligaspiel bei RasenBallsport Leipzig nur zwei Tage vor dem Pokalfight zur Nebensache verkommen dürfte. Wochen(end)splitter III weiterlesen

Wochen(end)splitter II

Das Thema der Woche bei RasenBallsport Leipzig, zumindest wenn man Medienberichte als Maßstab nimmt, hieß Vertragsverlängerungen. Die täglich wechselnden Meldungen dazu, wer bleiben wird und wer nicht, dürften nicht gerade zu einer Leistungsexplosion bei RasenBallsport Leipzig führen. Was aktuell eigentlich unangebracht ist, geht doch die Saison gerade (wieder einmal) richtig los, bedenkt man, dass unter anderem der sportlich wertvolle Sachsenpokal (DFB-Pokal-Qualifikation!) mit dem Achtelfinale beim FC Sachsen nächste Woche erst jetzt ins Rollen kommt.

An den Gerüchten kommt man natürlich trotzdem nicht vorbei: Als gesichert gilt demnach, dass Daniel Rosin bleiben wird (BILD, 29.03.). Als gesichert gilt auch, dass RasenBallsport Leipzig zukünftig auf Ingo Hertzsch, Thomas Kläsener (beide BILD, 30.03.) und Lars Müller (LVZ, 01.04.) verzichten wird. Damit fällt fast eine komplette Abwehrkette und auch der Kern der RasenBallsport-Akteure der ersten Stunde weg.

Noch heftiger würde der Kaderumbruch ausfallen, bestätigten sich die Gerüchte, dass auch Nico Frommer (BILD, 31.03.), Benjamin Baier und Christopher Gäng (beide BILD, 30.03) keine Zukunft bei RasenBallsport Leipzig haben werden. Wochen(end)splitter II weiterlesen

Wochen(end)splitter

Journalismus und insbesondere das Herausgeben von Zeitungen ist schon ein arg hartes Brot. Meist geht es darum, aus News, die keine sind, welche zu machen und damit als Zeitung im Gespräch zu bleiben. Dass die LVZ dieses harte Brot beherrscht, zeigt sich darin, dass sie seit Jahren zu den meistzitierten Regionalzeitungen Deutschlands gehört, ihr also im Bereich der Eigen-PR nur wenige etwas vormachen. Dass dies gelegentlich zu einer tiefen Kluft zwischen Behauptung und Informationsgehalt führen kann, bewies die LVZ gestern (26.03.2011) wieder einmal:

Ab Sonntag wird Formel-1-Champion Sebastian Vettel der Gejagte sein. Vor dem Saisonstart gibt der Red-Bull-Pilot im Exklusiv-Interview mit dieser Zeitung Auskunft zu seinen Erwartungen, den Chancen der Konkurrenz und den Zielen des Leipziger Fußball-Regionalligateams RBL.

Das schreibt die LVZ auf ihrer Titelseite unter ein Bild des Rennfahrers Vettel. Nun erwartet man tatsächlich irgendetwas Spannendes, irgendeine Information aus dem Innenleben Sebastian Vettels zu RB Leipzig. Heraus kommt dann im Sportteil das:

Interessiert Sie die RB-Fußball-Abteilung, auch RB Leipzig?
Ich hoffe, dass sie jedes Jahr eine Klasse höher steigen, bis sie in der Bundesliga sind.

Ah ja, ein vorgefertigter Antwortsatz, vermutlich direkt aus dem Management Vettels, das ist sie die exklusive Auskunft zum Leipziger Fußballgeschehen. Vermutlich wird dies in späteren Berichten als „RB-Leipzig-Fan Vettel“ paraphrasiert..

Und noch einer wird in der LVZ vom 26.03.2011 zu RB Leipzig zitiert: Bernd Schröder, Trainer des frischgebackenen Deutschen Meisters und DFB-Pokalverlierers im Frauenfußball Turbine Potsdam. Einer, dessen sportliches Lebenswerk ich beeindruckend finde, aber auch einer, den ich als Typus, wie er sich öffentlich in Interviews präsentiert bzw. wie er öffentlich präsentiert wird doch eher schräg finde. Einer von dem ich gerade erst gelernt habe, dass er seit 41 ehrenamtlich als Trainer arbeitet [broken Link] und dies nicht etwa als Not, sondern als Tugend begreift und einer, der desöfteren über die charakterlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau philosophiert. Die Verleihung (in Abwesenheit) des Mitteldeutschen Trainerpreises beim Olympiaball in Leipzig nahm die LVZ zum Anlass für ein längeres Porträt, in dessen Rahmen sie auch dieses Zitat von Schröder zum Geschehen bei RB Leipzig unterbrachte: Wochen(end)splitter weiterlesen