Archiv der Kategorie: Splitter

Zweitligaroundup – Spieltag 5

Der fünfte Spieltag der zweiten Liga war nicht extrem spektakulär und brachte vor allem Verlierer. Aue zum Beispiel, die sich auch unter neuem Coach ziemlich leblos und fußballerisch überschaubar präsentierten. Beobachtet wurden sie dabei in Darmstadt auch von 400 eigenen Anhängern, die angesichts der aktuellen Lage offenbar dazu übergegangen sind, die Situation stoisch zu ertragen.

Auf der Verliererseite eintragen darf sich auch Eintracht Braunschweig, die bei RB Leipzig nicht nur das dritte Spiel in Folge verloren und sich nun auch selbst eine Krise attestieren, sondern nach eigentlich guten ersten zwei Saisonspielen inzwischen an einem Punkt angekommen sind, an dem sie in beiden Strafräumen nicht mehr auf höchstem Niveau agieren. Dass sie überragende Fähigkeiten im Spiel mit dem Ball auch unter Druck haben, hat man in Leipzig bei zwei, drei Spielzügen wie dem vor dem 1:2-Anschlusstreffer gesehen. Das Vertrauen in die Fähigkeiten und die Zielstrebigkeit vor des Gegners Tor geht ihnen aber gerade etwas ab.

Inwieweit man in Nürnberg überhaupt über Fähigkeiten verfügt, bleibt aktuell erst mal eine offene Frage. Das freakige 4:0 bei Union Berlin, bei dem ihnen alles in die Karten spielte, muss man dabei wohl außen vor lassen. Oft wirken die Franken so wie ein Pacult-Team. Breites 4-4-2 mit zwei Sechsern, in dem man auf individuelle Klasse hofft und den Ball oft einfach auf den Flügel spielt, von wo aus dann irgendeine Art von Anspiel in den Strafraum passieren soll. Mehr als überschaubar gefährlich das ganze, wie man auch gestern beim 0:2 gegen Düsseldorf gesehen hat. Das System funktioniert, wenn man das Spiel nicht machen muss und beim Umschalten Räume bekommt. Wenn man die Räume nicht kriegt, sieht man schnell unglücklich aus.

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Sportblogger-Beitrag 2011

Es fehlt hier ja noch die Auflösung zum Mitmach-Aufruf von vor 10 Tagen. Nämlich der finale Gewinner bei der Wahl zum Sportbloggerbeitrag des Jahres 2011. Und täterätä: Die Wahl fiel auf einen Beitrag namens “1000 Meisterwerke” vom Blog-G [broken Link], ein Blog rund um die Frankfurter Eintracht. Dass der Gewinnerbeitrag mit Video versehen war, mag ein Indiz für die Konsumgewohnheiten der Zielgruppe sein. Mein persönlicher Favorit landete mit Abstand auf Platz 2 und war eine Abhandlung namens “Der Wutfan”, veröffentlicht auf dem Blog von worum.org (einer Website, die sich vor allem dem Bremer Bundesligafußball widmet), eine Abhandlung, die schon allein deswegen so lang sein muss, wie sie ist, weil so viele schlaue Gedanken drin stecken.

Insgesamt wurden reichlich 1.200 Stimmen abgegeben, von denen etwa zwei Drittel auf die Plätze eins bis drei entfielen. Was implizieren könnte, dass die anderen Beiträge in ihrer Qualität abgefallen wären. Was sie aber aus meiner Sicht ganz und gar nicht sind. Ganz im Gegenteil waren im restlichen Starterfeld noch einige Blogperlen vertreten, die auch einen Podestplatz verdient gehabt hätten. Wer das nachprüfen will, findet die Übersicht über die teilnehmenden Beiträge bei Spox. Die Übersicht über die Endergebnisse gibt es beim Abstimmungsgastgeber Fabulous Sankt Pauli. Und organisert wurde die Abstimmung aus dem Sportbloggernetzwerk heraus (Logo rechts unten auf dieser Seite).

Sportbloggerbeitrag 2011 und eine Umfrage bei rb-fans.de

Ein Jahr ist schnell vorbei und so steht sie wieder auf dem Programm, die Wahl des Sportblogger-Beitrags. Diesmal für das Jahr 2011. Vor 12 Monaten zeigte ein Artikel über die Formel Eins der Fußball-Prominenz die lange Nase. Dieses Jahr wird dies nicht passieren, denn es stehen nur Fußballbeiträge zur Auswahl. Organisiert wird das ganze aus dem eher losen Zusammenschluss namens Sportbloggernetzwerk heraus, dessen Logo sich ganz unten rechts auch auf diesem Blog finden lässt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Organisation der Wahl in diesem Jahr zu 99,9% an mir vorbeigerauscht ist.

Nichtsdestotrotz versammeln sich insgesamt 11 hocklassige Perlen der Sportblog-Kultur bei dieser Wahl, sodass es mir eine Freude ist, mit den Worten der Gastgeberin des diesjährigen Votings, der immer lesenswerten Jekylla von Fabulous Sankt Pauli zum Stöbern und Schmökern einzuladen:

Zum dritten Mal wählen wir also nun den Sportbloggerbeitrag des Jahres aus Dutzenden (!) von Vorschlägen innerhalb des Netzwerkes, quer durch die Sportbloggerwelt. Für 11 Beiträge mussten sich die vier Juroren entscheiden und glauben Sie mir: einfach war das nicht. (…) Wir vom Sportbloggernetzwerk hoffen auf rege Beteiligung und würden uns freuen, wenn Sie allen Beiträgen Ihre Aufmerksamkeit schenken und dabei vielleicht das eine oder andere Blog entdecken, dass noch genau in Ihren Feedreader passen würde.

Alle Blogkandidaten und die Einleitung sind hier gesammelt, einen etwas übersichtlicheren Überblick liefert die SPOX-Blogschau und zum Voting geht es hier. Die Abstimmung läuft bis zum 15.01.2012. Bietet gerade zum Wochenende genug Anlass zum freudvollen Schmökern.

Noch etwas kann ich für die freie Zeit sehr empfehlen (dauert auch nur 10 Minuten) und zwar eine Umfrage bei rb-fans.de [broken Link]. Diese ist die Folge einer längeren und in letzter Zeit immer intensiveren Auseinandersetzung im rb-fans.de- Forum um den vom Verein seit Saisonbeginn umfänglich durchgesetzten Begriff “Die Roten Bullen”. Dieser hat auf Fanartikeln und in Homepage-Artikeln, aber auch auf Spielankündigungen und Eintrittskarten den Vereinstitel RB Leipzig nahezu zu 100% ersetzt. Bei den einen erzeugt das Unmut, andere finden es egal, manch einer begrüßt es. Die sehr gut und professionell gemachte Umfrage soll quasi die intensive Debatte mit ein paar Zahlen unterstützen. Die Idee finde ich gut, auf die Ergebnisse bin ich gespannt. Und wenn sie vorliegen, werde ich sicherlich auch die Chance nutzen, ein bisschen eigene Meinung dazu unterzubringen.

Aber erstmal wünsche ich viel Spaß beim Lesen der Sportbloggerbeiträge und beim Ankreuzen.

Auf ein großartiges 2012

Da ist es also, das neue, hoffentlich großartige 2012. Und da Jahre mit gerader Jahreszahl ja bei RB Leipzig traditionell Aufstiegsjahre sind, kann zumindest von der Seite schon mal nichts mehr schief gehen..

Bis dahin dauert es natürlich noch ein bisschen. Der letzte Spieltag in Halle findet (vorbehaltlich der endgültigen Terminierung) am 19.05. statt und eine Woche später am Pfingstwochenende wird wahrscheinlich das Sachsenpokal-Finale stattfinden, im besten Falle die verlängerte Aufstiegsparty für die RasenBallsportler. Zuvor geht es erst einmal ein wenig ruhiger ins neue Jahr. Trainingsauftakt ist bei RB Leipzig erst in einer Woche am 09.01., das erste Testspiel findet am 14.01. (14 Uhr) gegen den FC Eilenburg im Trainingszentrum am Cottaweg statt. Vom 22.01. 31.01. trainiert und testet RB Leipzig dann in der Türkei. Und knapp zwei Wochen später, am 12.02. geht es mit vollem Ernst in die Rückrunde und zum ersten Spiel zum HSV II, gegen den man bekanntermaßen inmitten des letzten Augusts eine Heimpleite einstecken musste.

Aufgehübscht wird der fußballerische Januar durch das Wintertransferfenster. Seit gestern und noch bis zum 31.01. dürfen Spieler zwischen den Vereinen nach Herzenslust hin und her wechseln. Was wie jedes Jahr zu einer permanent köchelnden Gerüchteküche führen dürfte. Zwischen den Jahren wurde das Spiel bereits von BILD begonnen. Shaban Ismaili, so hieß es am 29.12. solle den Club verlassen. Derzeit verhandele man mit seinem Berater das Wie. Ismaili tanzte bei RB Leipzig nur eine Halbserie lang, nämlich die Hinrunde 2010/2011. Anschließend wurde er von Tomas Oral aus der Stammelf aussortiert und von Peter Pacult zuletzt sogar in die zweite Mannschaft gesteckt. Perspektiv- und chancenlos in Leipzig, dazu ein auslaufender Vertrag. Es macht Sinn, seinen Platz jemandem anderem aus dem Nachwuchs zukommen zu lassen. Ob das Shaban Ismaili auch so sieht, muss man abwarten.

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Nachholer

Nun bin ich nach meiner kurzzeitigen Abwesenheit vom Geschehen rund um RB Leipzig endgültig wieder auf dem Stand der Dinge. Es ist nicht so, dass sich in meiner Abwesenheit weltbewegendes getan hätte, aber gänzlich ereignislos verliefen die Tage auch nicht.

Sportlich gesehen habe ich einerseits den 3:1-Arbeitssieg von RB Leipzig beim Berliner AK verpasst, zu dem es wohl nicht wirklich viel relevantes zu sagen gibt, außer dass man diese Spiele eben notwendig gewinnen muss.  Andererseits ereignete sich sportbezogen die Auslosung zum Viertelfinale im Sachsenpokal. Und das Los bescherte den RasenBallsportlern eine Reise nach Zwickau zum dortigen FSV. Der ist aktuell überlegen Tabellenführer der Oberliga (spielt somit wohl auf ordentlichem Regionalliganiveau) und hatte vor zwei Jahren bereits einmal das Vergnügen, den Favoriten RB Leipzig im Viertelfinale des Sachsenpokals aus dem Wettbewerb zu kegeln. Wenn man es positiv sehen will, ist dies endlich die Chance zur Revanche, wenn man es negativ sehen will, dann hat man sich eine undankbare Aufgabe geangelt bei einem sportlich anspruchsvollen und hochmotivierten Gegner gegen den man trotzdem nur verlieren kann, weil er formal ein unterklassiger ist. Klingt ein bisschen nach Auerbach im letztjährigen Sachsenpokal-Viertelfinale. Damals ging es in einer kampfbetonten Partie gut für RB aus.

Ansonsten wurde die Nachrichtenlage von Personalien bestimmt. BILD behauptete am 23.11., dass RB Leipzig an Thomas Paulus dran sei, seines Zeichens Stamminnenverteidiger bei Erzgebirge Aue. Möglicherweise gar schon zur Winterpause. Inwieweit das ein belastbares Gerücht ist, möchte ich nicht beurteilen. Ein kleiner Vorgeschmack auf die mediale Begleitung der Winterpausen-Transferperiode dürfte es trotzdem gewesen sein.

Währenddessen fing Tomas Oral im Duett mit Thomas Linke seine Arbeit beim Zweitligisten FC Ingolstadt an und wurde dabei auch auf seine RB-Zeit angesprochen. Während man in Leipzig die letzten Monate nutzte, um den einen oder anderen Giftpfeil Richtung Ex-Coach zu schleudern, übte sich Oral im Sport1-Interview in relativer Zurückhaltung und betonte noch einmal die schwierigen Rahmenbedingungen bei RB Leipzig im Umbruch von Amateur zu Profi: “Wir hätten uns einen anderen sportlichen Ausgang gewünscht, aber wenn man analysiert, dann muss man bei A anfangen und Z aufhören.” Genau, und das O wie Oral hat ein besonders Gewicht, aber die anderen Buchstaben gibt es eben auch noch.

Und: Das Maskottchen wurde nun auf den Namen Bulli getauft. Drei Monate Namensfindungsaktion und heraus kommt Bulli! Nur zur Erinnerung: das alte Maskottchen hieß Bullidibum.. Dem Verein zufolge hätten 400 der über 2.000 Namensvorschläge Bulli gegolten. Was willste da noch machen. Die Welt ist eben wie sie ist. Und meine Welt ist das nicht, aber wenn ich die Kids unter 10 in Ekstase geraten sehe, wenn sie auf ähm Bulli treffen, dann hat dieses komische Viech offenbar seine Berechtigung. Die Kindertagesstätte Zwergenland darf sich nun übrigens über ein Kinderfest mit Red Bull und Bulli freuen (weil sie bei der Namensfindung auch mitmachte und für Bulli votierte). Nun ja, ich hatte ja bereits erwähnt, dass nicht viel passiert ist..

Wochen(end)splitter XI

Stell Dir vor Philipp Lahm schreibt ein Buch, keiner hat es gelesen, aber alle reden drüber. Herrlich die Welt, die die Funktionsweise eines Sketches von Monty Python hat. Und herrlich, daran teilhaben zu dürfen. Philipp Lahm hat also ein Buch geschrieben. Bei allem was man darüber (nicht) weiß, vermute ich dem Titel und den Beschreibungen nach, dass es darum geht, anhand seiner eigenen Karriere zu zeigen, wie sich der Fußball verändert hat und was heutige Jugendliche mitbringen sollten, wenn sie im Profi-Fußball mitschwimmen wollen.

So weit, so unspektakulär. Das Buch, das nächste Woche erscheinen wird (Titel übrigens: Der feine Unterschied: Wie man heute Spitzenfußballer wird), wäre vermutlich erfolgreich gestartet, Philipp Lahm hätte die eine oder andere positive oder negative Rezension gekriegt und alles wäre so dahin geplätschert, wie das oft bei Büchern so der Fall ist. Wenn ja wenn Philipp Lahm nicht auf die Idee gekommen wäre, das Buch vorher in der BILD in Auszügen vorzustellen. Auzüge, bei denen die eine oder andere wohlbekannte deutsche Fußballfigur nicht sonderlich gut wegkommt. Völler komplett plan- und orientierungslos, Klinsmann ohne Taktik, Magath mit seinen Methoden gescheitert und van Gaal (bei dem fällts mir grad nicht ein, was mit dem ist). Nicht sonderlich neues Gedankengut.

Explosive Wirkung erhält das ganze erst durch seine exponierte Präsentation im BILD-Kontext. Philipp Lahm muss es offenbar sehr wichtig gewesen sein, ausgerechnet jene Inhalte des Buches schon vor der Veröffentlichung unters Volk zu bringen, die dezidiert aus dem Innenleben früherer Fußballteams plaudern und so handelnde Personen, respektive Vorgesetzte aus Lahms Vergangenheit ein Stückweit der Lächerlichkeit preisgeben. Insbesondere die Darstellung Rudi Völlers wirkt doch ziemlich despektierlich.

Trotzdem ist das ganze ein von vorne bis hinten ein inszenierter Skandal ohne Inhalt. Man nehme ein paar Leute, die für Lahms weitere Karriere direkt keine (bremsende) Rolle mehr spielen werden. Man pisse ihnen in einem Vorabdruck irgendetwas ans Bein, was inhaltlich recht harmlos ist, aber die betreffenden Personen, eben weil sie so dezidiert als auf die eine oder andere Art unfähig beschrieben werden, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Reaktionen verleiten wird. Und stehe dann als derjenige da, der öffentlich seine Meinung gesagt und verdienten Personen der deutschen Fußballgeschichte Paroli geboten hat.

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Wochen(end)splitter X

[Frage der Woche: Gegen den HSV II konnte RB Leipzig in der vergangenen Saison zwei mal gewinnen. Mit der Niederlage letzten Samstag ging diese weiße Weste verloren. Welches ist aktuell das einzige Team aus der Regionalliga Nord, das bereits letztes Jahr gegen RB antreten durfte und noch nicht in den Genuss eines Punktgewinns gegen den Favoriten kam? Auflösung am Ende.]

Sieht man mal vom wohl nur für mich interessanten Umstand ab, dass mir das Hoffenheimer Piepen neue Blog-Besucher-Rekorde eingebracht hat, verlief die Woche doch eigentlich ganz schön ruhig. Ich meine ja nur, so nach einem 1:2 zu Hause gegen den HSV II. Als großer Favorit der Liga. Irgendwie ist es – na klar – blöd, im zweiten Spiel bereits eine Niederlage zu kassieren und hinterher zu rennen, aber das auf dem Platz sah eigentlich ganz gut und zukunftsfähig aus. So der für Leipziger Verhältnisse erstaunlich gelassene Tenor.

Allerdings dürfte der Tonfall auch recht schnell schärfer werden, wenn die RasenBallsportler in Wilhelmshaven nicht alle drei Punkte ins Gepäck packen. Wilhelmshaven ist einer der Orte, wo man im Frühjahr eines dieser gruseligen Auswärtsspiele abgeliefert hat.  Die haben inzwischen ihren Kader in selbst für RB-Verhältnisse extremem Maße einmal komplett ausgetauscht. Glaubt man der offiziellen RB-Homepage [broken Link], dann falle beim SV Wilhelmshaven vor allem die quantitativ magere Anhängerschaft, als auch die fehlende Kondition der Mannschaft auf. Ein Selbstgänger quasi. Bleibt zu hoffen, dass das ein anderer Selbstgänger wird als so viele Selbstgänger der letzten Saison.

Falls es schief geht, darf man sich schon mal erinnern, wie es zuging, als RB Leipzig vor einem Jahr nach drei Spieltagen mit 3 Punkten und 2:2 Toren im Mittelfeld der Regionalliga herumgeisterte. Winfried Wächter durfte auf Seite 1 der LVZ einen Leitartikel zum Thema veröffentlichen. Und der MDR fragte sich allen Ernstes, wie lange Tomas Oral denn wohl noch Trainer sein werde. Aber irgendwie kann man sich in der derzeitigen medialen Ruhe einen solchen Bruch gar nicht vorstellen.

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Pragmatik, Vergangenheitsbewältigung und Religion

Mit Teams wie Meppen am Sonntag kommen jetzt die richtigen Kaliber. (Peter Pacult in der BILD vom 01.08.2011)

Man mag das für ein leicht übertriebenes Understatement halten, was Peter Pacult da direkt nach dem euphorisierenden DFB-Pkal-Triumph von sich gegeben hat, aber tatsächlich hat er damit auch ein ganz schön großes Stück weit recht. Die Saison beginnt in ihrer harten Realität erst am Wochenende, eben in Meppen. Dafür und nicht für den Wolfsburg-Aufgalopp wurden neun unterklassige Testspielgegner ausgewählt, die die in der Saison wartenden, hochmotivierten Defensivgegner bestmöglich imitieren sollten. Testspiele, in denen die RasenBallsportler das gedankenschnelle Agieren lehren sollten, mit dem auch 10 gegnerische Verteidiger überwindbar werden. Testspiele, in denen nicht alles immer perfekt lief. Man braucht gegen Meppen, Halberstadt, Halle und wie sie alle heißen werden, den Mut zur Offensivaktion gegen kompakte Gegner und keine Angst vor dem Fehlpass, der dann zum blitzschnellen Konter führen könnte. Wobei ich vermute, dass RB Leipzig in der kommenden Spielzeit aufgrund eines individuell schnelleren Defensivverbundes nicht ganz so anfällig für Tempogegenstöße sein dürfte, wie im vergangenen Jahr.

Für den SV Meppen ist das Spiel gegen RB Leipzig von ähnlichem Charakter, wie es das Pokal-Spiel von RB war. Man spielt gegen einen Gegner, der als Favorit das Spiel in die Hand kriegen will. Man kriegt vielleicht am Anfang eine Chance, die die Brust breiter macht. Und dann geht plötzlich vieles von selbst. Und ehe es sich der Favorit versieht, gelingt ihm spielerisch nicht mehr viel und die wenigen, dafür klaren Chancen gehen dann auch noch vorbei. Und schwupps sind die ersten Punkte weg.

Ich würde vermuten der nominelle Klassenunterschied zwischen RB Leipzig und Wolfsburg ist genauso groß, wie der zwischen Meppen und RB. Was verdeutlicht, was schief gehen kann, was aber auch verdeutlich wer als Sieger vom Platz gehen müsste. Wenn die RasenBallsportler tatsächlich den DFB-Pokal abschütteln können und mit ihren Gedanken voll bei der Liga sind, wird es angesichts der offensiv-individuellen Klasse auch klappen. Wenn nicht, dann nicht. Dass die Auslosung zur zweiten Runde im DFB-Pokal ausgerechnet am Samstag, einen Tag vor dem Punktspielstart stattfindet, mag da nicht sehr glücklich sein. Zieht man einen Gegner wie Bayern, Schalke oder Dortmund könnte das ziemlich zulasten der Konzentration in der Spielvorbereitung gehen.

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Wochen(end)splitter IX

Da ist sie nun schon wieder fast vorbei, die Frauen-Fußball-WM. Von der ich zugegebenermaßen nicht viel mitbekommen habe. Größere Teile der deutschen Spiele gegen Nigeria und Frankreich verfolgt. Das dicke Ende gegen Japan erlebt. Das war es dann auch schon an Live-Ansichten. Dem medialen Drumherum konnte man sich hingegen nicht verschließen, was ich persönlich gar nicht so schlimm fand, denn der gemeinschaftliche Hype führte dazu, dass die meisten teilnehmenden Sportlerinnen einen, wenn nicht den Höhepunkt ihrer Karriere erleben durften, denn allzu selten kommt es vor, dass FußballerInnen vor fünfstelligen, stimmungswilligen Kulissen spielen dürfen. Und was kann es schöneres geben, als dass Leistungssportlerinnen Momente feiern, in denen sie spüren, warum sie sich das alles eigentlich antun.

Was und ob die Bundesliga davon abkriegt, ist nicht sinnvoll vorauszusagen. Es dürfte schwer fallen aus der Fußball-Bundesliga der Frauen ein permanentes Event zu basteln, wie es für ein Highlight wie die WM gelungen ist. Von daher wird man wohl auch künftig unter sich sein. Aber vielleicht hilft es ja doch, dass man bei der Sportschau laut BILD überlegt, am Samstag jeweils ein Spitzenspiel in Ausschnitten zu übertragen. Hier in Leipzig darf man sich zukünftig jedenfalls persönlich davon überzeugen, welchen Zulauf das Produkt Frauen-Fußball hat. In der LVZ vom 02.07. hatte Bernd Wickfelder mit im Schnitt 300 Zuschauern bei den Bundesliga-Spielen des Neubundesligisten Lok Leipzig spekuliert und für das erste Spiel gegen den FFC Frankfurt auf 1000 Zuschauer gehofft. Nicht unambitioniert, aber auch nicht unmachbar.

Eine bemerkenswerte These zur WM gabe es noch beim freitagsspiel [broken Link]:

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Wochen(end)splitter VIII

Montag war es als die mündliche Anhörung vor dem Ständigen Schiedsgericht stattfand, bei der es um die 50+1-Regel ging. Hannovers Präsident Martin Kind sucht bekanntermaßen seit geraumer Zeit nach Wegen, diese Regel zumindest aufzuweichen. Nachdem dies auf dem kooperativen Wege nicht ging und die Lizenzvereine gegen seine Vorschläge votierten (die nie auf die komplette und ersatzlose Abschffung der 50+1-Regel abzielten, sondern eher deren Lockerung erreichen sollten), war die angedrohte Zielrichtung bisher, die Regelung von europäischen Gerichten kippen zu lassen, wofür ihm das eine oder andere Rechtsgutachten gute Karten attestierte.

Vor dem Schiedsgericht nun, das – so wie ich es verstanden habe – die Rechtskompatibilität der 50+1-Regel und Kinds Contra prüft, kam Martin Kind mit einem überraschenden Kompromissvorschlag. In der aktuellen 50+1-Regel gibt es die Ausnahmeklausel, dass Firmen auch die Mehrheit an den Fußball-Kapitalgesellschaften (Profi-Clubs sind meist aus den Vereinen ausgelagerte Kapitalgesellschaften) erwerben können, wenn sie vor 1999 bereits mindestens 20 Jahre lang einen Verein gefördert haben. Wodurch es Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg in ihren Konstellationen gibt, bei denen nicht die Mehrheit an der Kapitalgesellschaft beim Verein verbleiben muss. Der Kompromissvorschlag sieht nun vor, das Datum 1999 ersatzlos zu streichen und so zu einer Regelung zu kommen, bei der die Mehrheit an einer Kapitalgesellschaft auch dann auf einen Investor, eine Firma übertragen werden kann, wenn diese nur in den letzten mindestens 20 Jahren in den Verein investiert hat und die DFL dem zustimmt. In welchem Umfang diese Unterstützung stattgefunden haben muss und ob die DFL demnach auf der Basis eines harten Kritieriums oder eher nach Gefühl entscheidet, bleibt derzeit unklar.

Vermutlich ist der Kompromiss zum jetzigen Zeitpunkt das beste, was allen Beteiligten passieren kann. Die 50+1-Bewahrer-Seite kann ihr Gesicht wahren, das vor Gericht vermutlich durchgefallen wäre. Und Martin Kind könnte zumindest potenziell die Mehrheit in Hannover übernehmen. Inwieweit dies – mal abgesehen von der Juristerei – für den Fußball gut oder schlecht ist, mag jeder selbst beurteilen. Ich denke weiterhin, dass man den Wunsch nach einer auch aktiv ausgelebten aktiven Mitgliedschaft am besten in Vereinen ohne Profiambitionen in den Ligen 4 abwärts pflegen kann. Und sowieso erlaubt die heutige Meinungswelt Wege der Meinungsbildung, die wiederum gänzlich neue Möglichkeiten der Einflussnahme schaffen. Man schaue nur auf die Schalker Auseinandersetzungen um Felix Magath oder das Bayern-Theater um Manuel Neuer. Das sind nicht unbedingt die offiziellen Kanäle der Vereinspartizipation, die da genutzt werden, sondern via Facebook, Offline-Presse, Foren und Co angefachte Auseinandersetzungen um Vereinsentscheidungen, die in letzter Konsequenz auch die Meinungsäußerung im Stadion beinhaltet. Will heißen, die Aufweichung von 50+1 verhindert nicht die Möglichkeit der Einflussnahme. Nirgendwo. Und der Kompromiss führt zumindest dazu, dass verhindert wird, dass Vereine einem permanenten Besitzer-Wechsel unterliegen. Der Kompromiss begünstigt nachhaltige Investitionen. Und das kann man durchaus für akzeptabel halten. Wobei mir weiterhin eine offene Diskussion über die (nicht erreichten) Ziele, Zwecke und Absichten von 50+1 fehlt. Wochen(end)splitter VIII weiterlesen