VfB Auerbach vs. RasenBallsport Leipzig 1:2

Man kann es sich nicht immer aussuchen. Der Plan ging eigentlich anders. Der sah ein lockeres 3:0 in Auerbach vor mit wenig Kraftaufwand und ein wenig spielerischem Balsam. In der Halbzeitpause lost die Glücksfee für das Halbfinale im Sachsenpokal ein Auswärtsspiel beim SSV Markranstädt aus. Im Halbfinale gewinnen die RasenBallsportler bei ihren Geburtshelfern und spielen dann im Finale gegen Dynamo Dresden, die durch Rang vier oder drei in der dritten Liga bereits für den DFB-Pokal qualifiziert sind (Teilnahmeregelung DFB-Pokal) und somit RasenBallsport Leipzig qua Finalteilnahme auch. So weit, so verträumt.

Dass der Ausflug nach Auerbach zu einer Kaffeefahrt würde, konnte man vorher eigentlich schon abschreiben. Dass ein derartiger Kampf auf Biegen und Brechen herauskommen würde, mit diversen Großschancen für den Gastgeber und den abgeklärteren Gästen, war dann doch nicht so ganz zu erwarten. Neben dem Tor traf Auerbach noch zwei Mal Aluminium. Das sagt viel. Dazu kam glattes Rot für den RasenBallsport-Kapitän Tim Sebastian, der nach überstandener Verletzung wieder in der Startelf stand und diese bereits nach 38 Minuten wieder verlassen musste.

Auch wieder einmal in der Startelf und im Team stand auch Ingo Hertzsch, RasenBallsport-Ikone des letzten Aufstiegsjahrs. Dass er das 1:0 erzielte, hätte eine ganz besondere Geschichte werden können, wurde vom weiteren auf- und abwogenenden Spielgeschehen aber etwas überschattet. Trotzdem schön, dass der auf dem Abstellgleis stehende Routinier noch einmal so ins Rampenlicht treten durfte.

Eine bemerkenswerte Story schrieb auch Sturmbrecher Stefan Kutschke. Der traf in 23 Regionalliga-(Teilzeit)-Einsätzen bisher noch nie. Null Tore. Sein erstes erzielte er in Auerbach 20 Minuten vor dem Ende. Der Siegtreffer. Sehr guter Zeitpunkt, sehr gute Geschichte.

Damit steht RasenBallsport Leipzig nach drei Siegen bereits im Halbfinale des Sachsen-Pokals. Auffällig, dass alle Gegner (Bautzen, FC Sachsen, VfB Auerbach) aus der Oberliga kamen, alle für Kampf und zielführenden Fußball stehen und alle Gegner gegen RasenBallsport Leipzig Spiele ablieferten, die durchaus auch für sie hätten ausgehen können. Budissa Bautzen und der VfB Auerbach sicherlich noch eher als der FC Sachsen, aber auch der war alles andere als chancenlos. Während die Regionalligasaison ziemlich genau die Punktzahl ausschmeißt, die aufgrund der Leistung der RasenBallsportler verdient ist, wird der Verein im Sachsen-Pokal doch durchaus vom einen oder anderen Glücksstrahl beschienen. Den man sich sicher in den entsprechenden Spielen auch erkämpft hat. Glück des Tüchtigen und so.

Ob das nun Hoffnung machen muss fürs Halbfinale, weiß ich nicht. Dass es nicht der SSV Markranstädt, sondern Dynamo Dresden geworden ist, dürfte so ziemlich das schlechtmöglichste Los gewesen sein. Klar, das wird noch mal ein Fußballfesttag für RasenBallsport Leipzig. Mit einer Niederlage wäre die Saison allerdings auch endgültig futsch. Sportlich sind die Dynamos sicherlich eine hohe, aber auch keine unbewältigbare Aufgabe. Von der individuellen Klasse des RasenBallsport-Kaders her schon gar nicht. Und vielleicht reibt sich Dynamo ja ein wenig an seinen Aufstiegsambitionen und dem damit verbundenen Kraftaufwand auf. Wie auch immer, wollen die RasenBallsportler nächste Saison im DFB-Pokal spielen, müssen sie den Sachsen-Pokal gewinnen. Also Dynamo Dresden schlagen. Hop oder Top. Oder vielleicht den VfB Zwenkau, denn genaugenommen muss sich Dynamo am nächsten Dienstag in der Red Bull Arena beim Spiel beim VfB Zwenkau erst für das Halbfinale des Sachsen-Pokals qualifizieren. Dass der 11. der Leipziger Bezirksliga (Liga 7!) allerdings dem 6. der Dritten Liga ein Bein stellen kann, scheint selbst bei gutmütigen Fußballgöttern ausgeschlossen. Skurrilität am Rande: Selbst Dynamos dritte Mannschaft spielt höherklassig Fußball als der VfB Zwenkau..

Fazit: RasenBallsport Leipzig hat sich durch den dritten Kampfsieg im Sachsen-Pokal sehr wahrscheinlich einen Fußball-Festtag in der Red Bull Arena erspielt. Denkt man zurück an die Erfahrungen am Rande des DFB-Pokal-Spiels FC Sachsen Leipzig gegen Dynamo Dresden im Jahre 2005 (30.000 Zuschauer!) und bedenkt die Publikumsstruktur bei RasenBallsport, kann man sich schon mal auf Auswärtsspielatmosphäre einstellen. Aber immerhin ein Auswärtsspiel zu Hause mit entsprechend großer, eigener Anhängerschar. RasenBallsport Leipzig hatte in der jungen Vereinsgeschichte noch nicht viele emotional extreme Spiele. Das Dynamo-Spiel taugt sehr arg für ein ganz besonderes, emotionales Highlight. Wie auch immer es sein wird, schön ist in jedem Fall, dass die Saison noch mal einen kribbeligen Haken nimmt. Da macht das Denken an die Restsaison doch gleich viel mehr Spaß.

PS: Fast an den Rand gedrückt wurde dieser Sieg von der Nachricht, dass RasenBallsport Leipzig und Trainer Tomas Oral ab dem Sommer getrennte Wege gehen werden. Eigentlich als Fakt kein große Überraschung, aber dass man dies doch noch vor Saisonende verkünden werde und dann auch noch direkt nach einem solchen Sieg, hätte ich nach dem ganzen Hin und Her der letzten Wochen nicht erwartet. Mit der Demission von Dietmar Beiersdorfer als Fußballchef Red Bull war Orals festester Vertrauter gegangen (worden). Nicht einmal ein Optimist wie Tomas Oral hat wohl ernsthaft an eine Vertragsverlängerung geglaubt. Alles in allem dürfte das nach dieser Saison die richtige Entscheidung sein. Zumal vor dem Hintergrund, dass sein Vertrag sich automatisch bei Aufstieg um zwei Jahre verlängert hätte. Aufstieg verpasst, Vertrag futsch. Punkt. Für alles weitere an Abschied, Rückblick und Co findet sich sicher in der Restsaison noch Zeit. Viel Glück Tomas Oral für die restlichen Spiele und insbesondere den Sachsen-Pokal.

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Tore: 0:1 Hertzsch (14.), 1:1 Schuster (40.), 1:2 Kutschke (70.)

Aufstellung: Neuhaus – Albert, Hertzsch, Kläsener, Müller – Sebastian, Laas (65. Rosin) – Schinke (65. Kammlott),  Rockenbach Da Silva – Kutschke (79. Frommer), Frahn

Rote Karte: Sebastian (38.)

Zuschauer: 850

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