Bundesliga: RB Leipzig vs. SC Freiburg 2:1

31. Spieltag in der Bundesliga. Der Tag, an dem RB Leipzig gegen den SC Freiburg mit einem Sieg  den Einzug in die Champions League eintüten wollte. Nach 90 Minuten hatte man mit einem 2:1 das Ziel erreicht. Ein Sieg der lange Zeit souverän aussah, aber um den man in der Schlussphase noch mal richtig zittern musste.

Ralf Rangnick nahm zwei Wechsel in der Startformation vor. Forsberg und Klostermann saßen nur auf der Bank. Mukiele und Haidara bekamen ihre Chance in der Startelf. Geschuldet war das wohl vor allem dem Spielsystem, das ein 5-3-2 war und in dem Mukiele als rechter Innenverteidiger und Haidara auf der linken Acht die besseren Besetzungen waren.

Christian Streich wechselte auf der anderen Seite dreimal. Stenzel, Niederlechner und der kurzfristig ausfallende Waldschmidt blieben draußen. Abrashi, Höler und Nico Schlotterbeck kamen in die Partie. Dass mit Petersen und Waldschmidt die beiden Topscorer ausfielen, war sicherlich eine deutliche Schwächung. Organisiert war das Streich-Team so wie das RB-Team, nämlich in einem 5-3-2.

Zwei Mannschaften mit demselben, eher auf Stabilität und Abwarten setzenden System, das versprach kein Offensivfeuerwerk. Und so war es dann auch in der ersten Halbzeit. Leipzig mit einer vergleichsweise tiefen Positionierung wollte vom Ball nicht allzu viel wissen, sondern lauerte auf Ballgewinne und Umschaltsituationen. Freiburg auf der anderen Seite spielte auf Sicherheit bedacht die Kugel viel hinten hin und her.

Locken ließ sich RB Leipzig davon nicht. Damit waren sie auf die Stärken der Freiburger sehr gut eingestellt. Der SC zuletzt gerne mal mit dem Mittel, den Gegner zu locken, um dann die Räume hinter der ersten Pressinglinie zu bespielen oder den Ball lang und diagonal vor allem auf die linke Seite mit Günter und Grifo zu verteilen. Aber RB bot weder Räume hinter einer möglichen ersten Pressinglinie (weil es das hohe Pressing nicht gab), noch Räume in der Breite, weil die Außenverteidiger Laimer und Halstenberg neben der Dreierkette die möglichen Räume gut zustellten.

Entsprechend passierte bei Freiburg offensiv in der ersten Halbzeit fast nichts. Eine Doppelchance für Höler nach einem Fehler in der RB-Innenverteidigung entschärfte Gulacsi in großartiger Manier und ansonsten gab es für die Gäste kaum eine Möglichkeit, sich mal an oder in den RB-Strafraum zu kombinieren.

Auf der anderen Seite passierte offensiv auch nicht extrem viel, aber doch deutlich mehr als vor dem Gulacsi-Tor. Schon nach zwei Minuten war Werner halblinks frei vor Schwolow aufgetaucht, hatte den Ball aber rechts am Tor vorbeigeschossen. Anschließend gab es kaum noch klare Torabschlüsse, aber ein paar gute Ballgewinne und offene Räume, die aber durch unpräzise Anschlussaktionen leichtfertig vergeben wurden.

Bis zur 19. Minute, als Haidara mal Poulsen tief schickt, der den Ball gut zu Werner in der Mitte spielt. Werner seinerseits mit der perfekten Drehung um den überforderten Heintz herum und dem Schuss aus Nahdistanz ins kurze Eck.

Ralf Rangnick angesichts der Champions-League-Qualifikation mit einer emotionalen Reaktion, wie man sie von ihm nicht allzu oft sieht. | GEPA Pictures - Sven Sonntag

RB hatte die Partie im zweiten Teil der ersten Halbzeit und nach der Höler-Chance komplett im Griff. Man verteidigte sicher und hatte offensiv immer mal wieder gute Aktionen. Haidara mit einer sehr guten Schusschance von der Strafraumgrenze und Kampl aus ähnlicher Position zielten aber nicht gut genug. Am Ende der ersten 45 Minuten blieb der Werner-Schuss zum 1:0 der einzige, der auch auf das Schwolow-Tor gegangen war.

Die zweite Halbzeit ging 20 Minuten so weiter wie die erste. Bzw. noch ein bisschen langweiliger. Freiburg machte nun kaum noch Fehler im Spiel nach vorn, weswegen es von RB-Seite auch kaum noch ein gefährliches Umkehrspiel gab. Sabitzer mit einem Freistoß aus recht großer Distanz war die einizige Torabschlussaktion in dieser Zeit. Es war ein mit Intensität ausgetragener Sommerkick, in dem die Teams sich neutralisierten und die Uhr heruntertickte.

Bis Schiedsrichter Robert Schröder in die Partie eingriff und erst einen unberechtigten Freistoß für Freiburg pfiff und dann die Ausführung mitten in das Stellen der Mauer hinein freigab. Vincenzo Grifo ließ sich nicht zweimal bitten und schoss den Ball in die noch verwaiste Torwartecke. Gulacsi hatte am anderen Ende des Tores noch die Mauer gestellt und war gerade erst auf dem Weg in seine Ecke. Muss man trotzdem erst mal so sauber im Eck versenken, aber das Tor war für Freiburg in verschiedener Hinsicht ein echtes Schiedsrichter-Geschenk.

Mit dem Tor änderte sich das Spiel vom einen auf den nächsten Moment komplett. Hatte RB mit viel Geduld und Souveränität die Partie 67 Minuten lang komplett unter Kontrolle, verlor man diese Kontrolle nun auf einen Schlag komplett. Im Gefühl, sofort zurückschlagen zu wollen, spielte man einerseits zu ungeduldig und ungenau nach vorn und verlor zu viele Bälle zu schnell. Vor allem aber verteidigte man nicht mehr geduldig, sondern lief aggressiver und ungeordneter vorn an. Und schon konnte Freiburg die eigenen Stärken besser ausspielen und den Ball hinter der Pressinglinie immer wieder in freie Räume vor allem auf der linken Seite legen.

Die Probleme auf der rechten RB-Seite verstärkten sich noch, als ein paar Minuten nach dem 1:1 Forsberg in die Partie kam und aus dem 5-3-2 ein 4-2-2-2 wurde, sodass nun auf der Außenbahn die Räume zu groß wurden (was sich wieder relativierte als nach 75 Minuten Klostermann für Mukiele auf die rechte Außenverteidigerposition rückte). Grifos Schuss zum 1:1 war nach 67 Minuten der fünfte Torschuss der Freiburger im ganzen Spiel. Allein in den nächsten fünf Minuten kamen fünf Torschüsse dazu. Frantz durfte gegen eine kurzzeitig komplett desorientierte Abwehrreihe allein auf Gulacsi zulaufen. Höler und Grifo durften aus guten Positionen abziehen. Es war nun Gulacsi zu verdanken, dass aus dem 1:1 nicht sogar ein 1:2 wurde.

Poulsen hatte dann mal wieder eine gute Gelegenheit, als er aus halbrechter Position mit einem guten Schuss an Schwolow scheiterte. Nach der folgenden Ecke bekam Keven Schlotterbeck den Ball an den Arm. Das Schiedsrichtergespann interpretierte das als strafbar, sodass sich Emil Forsberg den Ball schnappen und per Elfmeter zur erneuten Führung einschießen durfte. Angesichts dessen, dass der Ausgleich ein Schiedsrichter-Geschenk war eine verdiente erneute Führung. Angsichts dessen, dass RB in den zehn Minuten zuvor die Souveränität der ersten Stunde komplett verlor, war die erneute Führung auch ein wenig überraschend.

Nach 84 Minuten Ralf Rangnick noch mal mit der nächsten Formationsänderung. Aus dem 4-2-2-2 wurde nach der Ilsanker-Einwechslung ein 5-4-1, mit dem man sich über die Runden verteidigen wollte. Freiburg drängte noch mal auf den Ausgleich. RB versuchte per schnellem Spiel den entscheidenden Treffer zu erzielen. Bis auf einen Sabitzer-Abschluss kam aber konrekte Torgefahr in Abwesenheit des ausgewechselten Werner nun nicht mehr rum. Auch weil Forsberg am und im Strafraum in Kontersituationen ein, zwei unglückliche Aktionen hatte.

Freiburg auf der anderen Seite hatte in der Nachspielzeit, als man gegen die sehr tief stehenden Leipziger gut in die gegnerische Hälfte kam, noch mal zwei Chancen auf den Ausgleich. Einmal schlägt Klostermann den Ball in höchster Not vor Niederlechner von der Torlinie. Beim zweiten Mal schießt Niederlechner den Ball aus guter Position knapp am langen Pfosten vorbei.

Erstaunlich, wie sich RB Leipzig in der zweiten Halbzeit vom 1:1 in Bezug auf die taktische Organisation her phasenweise aus der Bahn werfen ließ. Ohne ganz große Not verlor man nach 67 Minuten mit sehr gut passenden Abläufen für ein paar Minuten komplett die Ordnung, um sie bis zum Ende des Spiels nur partiell wiederzufinden. Klar, der Ausgleich war ärgerlich, aber dem Gegner dann plötzlich mit unpassendem taktischen Verhalten in die Karten zu spielen, sollte trotzdem nicht passieren, auch wenn es in diesem Spiel noch mal gut ging.

Fazit: Ein Spiel mit zwei Gesichtern. Eine reichliche Stunde lang kontrolliert RB Leipzig die Partie aus einer abwartenden 5-3-2-Formation heraus sehr souverän, um dann mit dem 1:1 in ein wildes und defensiv phasenweise schlecht organisiertes Spiel einzusteigen, bei dem man die Partie sogar noch hätte verlieren können, wenn es nicht einen Handelfmeter gegeben hätte, den Forsberg sicher verwandelt. Über 90 Minuten ein verdienter Sieg, weil RB die klareren Chancen und für mehr als zwei Drittel der Spielzeit die absolute Kontrolle hatte. Nach dem 1:1 hätte sich aber auch niemand beschweren dürfen, wenn es nicht zu einem Sieg gereicht hätte.
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Randbemerkung 1: Nach 31 Spielen RB Leipzig mit 17(!) Punkten mehr als in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt. Gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr holte man bisher 15 Punkte mehr (wenn man den HSV durch Düsseldorf und Köln durch Nürnberg ersetzt) (verglichen werden jeweils die Heimspiele der Vorsaison mit den Heimspielen in dieser Saison gegen die jeweiligen Gegner und analog die Auswärtsspiele). Gegenüber der Hinrunde (Ziel ist es ja in der Rückrunde noch mal 31 Punkte zu holen) hat Leipzig nach 14 Spielen seit der Winterpause acht Punkte mehr auf dem Konto und damit schon jetzt zwei mehr als in der Vorrunde insgesamt.

Randbemerkung 2: Mit dem Sieg gegen Freiburg hat sich RB Leipzig drei Spiele vor dem Ende der Bundesligasaison bereits Platz 3 und die Qualifikation für die Champions League gesichert. Die letzten drei Partien kann man jetzt ohne Ergebnisdruck angehen. Bei fünf Punkten Rückstand auf Dortmund ist Platz 2 recht weit weg und nichts, wofür man nun alles in die Waagschale werfen würde. Wenn Dortmund weiter schwächelt und man die Vizemeisterschaft noch mitnehmen könnte, wird man sich aber auch nicht wehren. Falls Bayern heute Abend in Nürnberg verliert, wird der eine oder andere vielleicht sogar ganz nach oben schielen. Sagen wir es so: In den kommenden vier Wochen geht es faktisch vor allem darum, eine Mannschaft für das Pokalfinale zu bauen, ohne Anspannung und Fokus zu verlieren. Nach Erreichen der Champions League kann man aber auch eigentlich erstmal zwei, drei Tage durchpusten und einen Abend die Erfolge der letzten Wochen feiern.

Randbemerkung 3: Nächste Woche dann in Mainz das erste RB-Spiel in dieser Saison, in dem es für beide Mannschaften um nichts mehr geht. Angesichts dessen, dass Mainz einen sehr attackierenden Stil pflegt, könnte das ein hübsches Spektakel geben. Ist im Übrigen das einzige Bundesligaspiel, für das es in dieser Saison noch RB-Tickets gibt..

Randbemerkung 4: Marcel Sabitzer gegen Freiburg mit der neunten gelben Karte. Nur Ascacibar hat sich in der ganzen Bundesliga bisher noch eine mehr abgeholt. Keine schlechte Bilanz, an der wohl besonders interessant sein dürfte, dass sich Sabitzer gefühlt zehn der neun gelben Karten für Trashtalk Richtung Schiedsrichter abgeholt hat. Auch gegen Freiburg textete er nach dem 1:1 solange Richtung Schröder, bis der gelb zog. Lustig daran ist ja vor allem, dass Sabitzer offenbar die perfekte Technik hat, Dinge zu sagen, die der Schiedsrichter nicht geil findet, aber wiederum auch nicht schlimm genug, um rot zu ziehen. Respekt dafür.

Randbemerkung 5: Auch selten bei RB-Spielen, dass der Gegner mehr Torabschlüsse von innerhalb des Strafraums hat. Gegen Freiburg steht da ein 7:10. Das suggeriert, dass Freiburg das gefährlichere Team war. Der Expected-Goals-Wert (also die Wahrscheinlichkeit von Toren anhand der Abschlussposition) spricht aber mit 2,05 : 0,87 doch für RB und weist die realistischere Richtung. Selbst wenn man da den RB-Elfmeter abzieht, kommt man noch auf ein 1,3 : 0,87, also für einen nicht unwesentlichen Vorsprung für Leipzig trotz geringerer Torschüsse innerhalb des Strafraums. Spricht dafür, dass Leipzig mit den wenigeren Angriffen trotzdem mehr Durchschlagskraft entwickelte als Freiburg.

Randbemerkung 6: Weniger als 50% Ballbesitz für RB Leipzig. Dass man selbst einem Team wie Freiburg, die sonst im Schnitt nur 44% Ballbesitz haben, die Kugel überlässt und auf Umschalten setzt, ist dann durchaus erstaunlich. Aber auch ein wenig folgerichtig, wenn man Stärken und Schwächen der Freiburger in den letzten Wochen gesehen hat. Dürfte unter Nagelsmann künftig aber trotzdem wieder in eine andere Richtung gehen. Dass der dem SC Freiburg in einem Heimspiel die Kugel überlässt und recht tief verteidigend auf Konter wartet, ist eher unwahrscheinlich.

Randbemerkung 7: Freiburg erst mit der zweiten Niederlage mit nur einem Tor in dieser Saison. Wenn Spiele eng waren, dann haben sie bisher eigentlich fast immer gepunktet. In Leipzig nun halt nicht.

Randbemerkung 8: Diego Demme mal wieder auf der Bank. Ein Opfer der letzten Wochen. Einmal krank und einen Zahn gezogen und zack raus aus dem Team. Das ist durchaus erstaunlich, aber Kampl füllt die Sechser-Rolle auch gerade extrem gut aus. Rangnick hatte Demme vor dem Spiel in eine klare “Herausforderer”-Rolle verschoben und damit die Bankposition schon mal manifestiert. 23 Spiele unverzichtbar und seitdem sechs Spielminuten in der Liga. Und da ist ein Tyler Adams derzeit noch nicht mal einsatzfähig..

Randbemerkung 9: Ralf Rangnick und Christian Streich. Eigentlich zwei sehr unterschiedliche Typen. Aus irgendeinem Grund haben sie aber offenbar viel Wertschätzung füreinander übrig, was man aus ihren Äußerungen und gegenseitigem Lob immer wieder heraushört. Nach dem Spiel gegeneinander fiel das Lob füreinander und für das Spiel der jeweils anderen Mannschaft fast schon überschwänglich aus. Aus meiner Sicht etwas zu überschwänglich. Schon auch interessant, wie eine generelle Sicht vom jeweils anderen Klub dann auch die konkrete Spielanalyse prägt. Da gab es in der Vergangenheit von RB-Seite bei anderen Vereinen (sagen wir Augsburg) mit weniger Wertschätzung für die Leipziger Arbeit, aber auch guten sportlichen Auftritten jedenfalls mehr Relativierungen von deren Leistungen. Vielleicht ist das aber auch nur meine spezielle Wahrnehmung.

Randbemerkung 10: Bayern hat das Telekom-T. Leipzig hat jetzt das Leipziger-Gruppe-L. Wenn man schon irgendwann auf Augenhöhe mit den Bayern agieren will, dann halt auf jeder möglichen Ebene oder so. Vermutlich war es aber auch nur eine Aktion im Rahmen dessen, dass die Leipziger Gruppe Spieltag Presenter war und nichts, was jetzt jeden Spieltag da in Sektor C zu beobachten ist. Da diese gelbe Formation zu sehen, die ein wenig unförmig wirkte, war aber durchaus seltsam. Glücklicherweise nicht auf der Seite, die die Fernsehkameras im Blick haben.^^

Randbemerkung 11: Und Leute. Ja, man mag mit Schiedsrichterentscheidungen nicht zufrieden sein und generell emotional eher negativ geladen sein, aber Bechergewerfe auf Gegenspieler ist so Assi. Egal ob in Augsburg gegen RB-Spieler oder in Leipzig gegen zur Ecke schreitende SCF-Spieler. Ist eigentlich ganz einfach, dass man alle Gegenstände, die man mit zum Platz nimmt, am Ende des Spiels auch noch bei sich hat..

Randbemerkung 12: Ralf Rangnick nach dem Spiel mal zum Feiern am Fanblock, wo er sich mit der Kutte eines Fans ablichten ließ. Was der Fan dann zum Anlass nahm, aus Sektor B vom Geländer in den Innenraum gelangen zu wollen. Eine Aktion, bei der er sich den Fuß verletzte und ins Krankenhaus musste. Blöde Geschichte. Vielleicht auch noch mal ein Anlass, sich klarzumachen, dass der Weg in den Innenraum aufgrund der Höhe nicht zu empfehlen ist. Kann gut gehen, sich da ans Geländer zu hängen und dann runterzuspringen, muss es aber aufgrund der Höhe auch nicht. Vielleicht werden irgendwann mal die Ränge runtergezogen, sodass diese Gefahrenquelle wegfällt. Bis dahin sollte man den Weg in den Innenraum jedenfalls besser nicht versuchen.

Randbemerkung 13: Timo Werner mit einer guten Partie, in die er vor allem einige gute, öffnende Pässe einstreute. Eine Großchance am Anfang war noch eine der Marke ‘macht er halt gerade nicht’. Beim 1:0 dreht er sich aber extrem gut um die eigene Achse und versenkt den Ball, nachdem man eigentlich das Gefühl hatte, die Chance wäre schon vorbei und Werner von der SCF-Defensive zugestellt. In der Bundesliga steht Werner diese Saison nun bei 102 Torschüssen, aus denen 15 Tore resultierten (15% Erfolgsquote). Poulsen machte aus 57 Schüssen ebenfalls 15 Tore (26%). Augustin brauchte für drei Tore nur 13 Schüsse (23%). Cunha brauchte für zwei Tore 31 Schüsse (6%). In Eins-gegen-Eins-Situationen steht Werner bei 27 gewonnenen Dribblings in 84 Versuchen (32% Erfolgsquote). Poulsen steht bei 23 von 60 (38%), Augustin bei acht von 19 (42%) und Cunha bei 15 von 27 (56%!).

Randbemerkung 14: Aktueller Stand bei RB Leipzig in Sachen Standards nach 31 Bundesligaspielen: 117:89 Torabschlüsse nach ruhenden Bällen. Statistikoffiziell sind daraus 9:4 Tore gefallen (Elfmeter zählen statistisch nicht als Standard, direkte Freistöße schon). Das Tor von Grifo zählt nun als zugelassenes Standardtor, aus dem man aber eher schlecht ablesen kann, dass RB bei Standards schlecht verteidigen würde.. Defensiv ist RB nun nach den Bayern das zweitbeste Team der Liga, offensiv ist es über die Saison gesehen durchschnittlich und seit der Winterpause ok. In den letzten Wochen passiert gerade nach Ecken und Freistoßflanken allerdings nicht mehr allzu viel. Die Effizienz passt insgesamt, wenn man die Anzahl der Torabschlüsse mit der Anzahl der Tore vergleicht.

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Lichtblicke:

  • Peter Gulacsi: Schon in der ersten Halbzeit bei einer Höler-Doppelchance und vor allem dabei beim zweiten Abschluss mit einer unglaublichen Parade. In der zweiten Halbzeit half er dann in der Schlussphase den Sieg zu sichern (bzw. einen Rückstand zu vermeiden). Beim Freistoß-Gegentor kann er nichts machen, weil er nicht davon ausgehen kann, dass der Schiedsrichter den Ball so früh freigibt.
  • Ibrahima Konaté: Vor allem bis zum 1:1 mit beeindruckender Antizipation bei SCF-Angriffen, bei denen er oft den gegnerischen Spieler abläuft, ohne in schwierige Zweikämpfe zu geraten. Spielt ja sowieso schon eine überraschend gute Saison. Dass er sich aber auch in die Rolle als mittlerer Mann in einer Dreierkette so schnell reinfindet, überrascht noch mal mehr.
  • Nordi Mukiele: In seiner Paraderolle als rechter Mann in einer Dreierkette mit einer sehr guten, sehr zweikampfstarken und immer wieder die Offensive anschiebenden Vorstellung. Hat einen guten Antritt, mit dem er auch oft sehr gut am Gegenspieler vorbeiziehen kann. Sehr stabile Partie. Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem Rangnick auf Viererkette umstellte und Mukiele für vier Minuten Rechtsverteidiger spielte. Auf der Position hat Mukiele oft nicht das perfekte Stellungsspiel und zu viel Raum zu bearbeiten, weswegen der Franzose dort dann nicht mehr gut aussah (was aber auch an einer generell auseinanderfallenden Formation lag). Aber in der Dreierkette war es ein starker Auftritt mit viel Zweikampfstärke, guter Ballsicherheit und viel Dynamik.

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Tore: 1:0 Werner (19.), 1:1 Grifo (67.), 2:1 Forsberg (78./ HE)

Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Mukiele (75. Klostermann), Konaté, Orban – Laimer, Kampl, Halstenberg – Sabitzer, Haidara (71. Forsberg) – Poulsen, Werner (84. Ilsanker); Bank: Müller, Cunha, Demme, Augustin; Nicht im Kader: Upamecano, Adams, Nukan, Mvogo (alle verletzt), Smith Rowe, Saracchi, Bruma

Aufstellung SC Freiburg: Schwolow – N. Schlotterbeck, K. Schlotterbeck, Heintz – Frantz (79. Stenzel), Abrashi (57. Gondorf), Günter – Haberer, Höfler – Höler (87. Niederlechner), Grifo

Schiedsrichter: Robert Schröder (Nun, es hätte ein guter Tag für Robert Schröder sein können. Bis zur 67. Minute war es ein ordentlicher Auftritt mit zwei, drei Zweikampfentscheidungen, die man diskutieren kann, aber insgesamt einer nachvollziehbaren Linie. Gegen Keven Schlotterbeck und Konrad Laimer für Aktionen, die beide nah an rot wegen Tätlichkeiten waren, nur gelb zu zeigen, war zumindest vertretbar und entsprach auch dem Spiel bis dahin. Und dann kam die 67. Minute und ein vorsichtig gesagt sehr fragwürdiger Freistoßpfiff und eine mögliche, aber extrem ungewöhnliche Freigabe des Freistoßes noch während RB Leipzig die Mauer stellt. Was Grifo für den Ausgleich nutzt. Mit der Szene stürzte Schröder alles ein, was er sich bis dahin aufgebaut hatte. Auch weil er nun das ganze Stadion und RB bei jeder Situation (selbst wenn sie Schröder richtig bewertete) gegen sich hatte. Es gab nun einige schwer nachvollziehbare Entscheidungen und viel Unruhe. Und dazu noch einen Handstrafstoß, der wohl von der aktuellen Regelauslegung gedeckt ist, aber trotzdem sehr hart war und als eine Art Konzessionsentscheidung für den früh freigegebenen Freistoß durchging. Mit den (vielen) gelben Karten lag Schröder richtig (witzigerweise bekam RB drei gelbe Karten allesamt nicht wegen Foulspielen). Ansonsten zerstörte er sich einen bis zur 67. Minute guten Gesamteindruck mit zwei schlechten Entscheidungen, in deren Folge er ein wenig die Sicherheit bei der Spielleitung verlor. Vielleicht auch dadurch erklärbar, dass es seine erste Bundesligasaison ist. Ein anderer Schiedsrichter hätte die Situation vor dem 1:1 vielleicht routinierter abgeschüttelt. Mit so einer Entscheidung wie der in der 67. Minute verlierst du als Schiedsrichter von einem auf den nächsten Moment jede Akzeptanz und hast plötzlich eine Unruhe im Spiel, mit der per se schwer umzugehen ist. Schade für Schröder, dass die letzte halbe Stunde so lief wie sie lief, aber am Ende kam mit dem 2:1 trotzdem das richtige Ergebnis raus, sodass es der noch junge Schiedsrichter als Lerneffekt mitnehmen und abhaken kann.)

Gelbe Karten: Sabitzer (9.), Laimer (7.), Kampl (4.) | Heintz, Abrashi, K. Schlotterbeck, Höfler, Haberer

Zuschauer: 40.826 (davon 1.200 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, SCF-Bericht, Kicker-Bericht

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  • Torschüsse: 14 : 14
  • Torschüsse innerhalb des Strafraums: 7 : 10
  • Schüsse auf das Tor: 4 : 8
  • gewonnene Zweikämpfe: 50,0% : 50,0%
  • Ballbesitz: 47,3% : 52,7%
  • Passquote: 80,1% : 83,1%
  • Laufstrecke: 116,0 km : 117,7 km
  • Sprints: 226 : 201
  • Intensive Läufe: 626 : 628
  • Fouls: 15 : 15
  • Ecken: 5 : 4
  • Abseits: 0 : 3
  • Meiste Torschüsse: Sabitzer: 3 – Höler: 4
  • Meiste Key-Pässe: neun Spieler mit je 1 – Günter: 3
  • Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Mukiele: 73,7% – K. Schlotterbeck: 76,9%
  • Meiste Ballkontakte: Orban, Mukiele: je 70 – Heintz: 94
  • Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Mukiele: 90,6% – Abrashi: 97,1%
  • Größte Laufstrecke: Kampl: 12,3 km – Grifo: 12,1 km
  • Meiste Sprints: Sabitzer: 28 – Höler: 27

Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com, sport.de

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Saisontorschützen: Poulsen, Werner – 15; Sabitzer, Orban, Forsberg – je 4; Augustin, Klostermann, Halstenberg – je 3; Kampl, Cunha – je 2; Bruma, Laimer, Konaté, Haidara – je 1

Saisonvorlagengeber: Werner – 9; Halstenberg, Forsberg – je 8; Poulsen – 7; Kampl – 6; Sabitzer – 5; Demme – 3; Orban, Laimer, Klostermann, Adams – je 2; Bruma, Cunha, Konaté, Mukiele – je 1

Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Sabitzer – 14; Halstenberg, Kampl – je 13; Orban – 10; Konaté – 8; Forsberg, Klostermann, Poulsen – je 7; Mukiele, Adams, Upamecano – je 6; Demme – 5; Laimer, Gulacsi, Werner – je 4; Saracchi – 3; Cunha, Ilsanker, Bruma, Haidara – je 2

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Bild: © GEPA pictures/ Sven Sonntag

8 Gedanken zu „Bundesliga: RB Leipzig vs. SC Freiburg 2:1“

  1. Natürlich war die Freigabe des Freistoßwestfalen DIE Szene des Spiels. Schiri schaut zum Tor, sieht Gulashi in der Ecke, Blick zur Eckfahne und pfeift (vermutlich). Was denkt er in diesem Augenblick?!

  2. Wieder mal perfekt und vollständig. Danke.
    Wie man auf die Idee kommen kann, den Zweikampf als Foul zu pfeifen, ist für niemanden nachvollziehbar. Schon erstaunlich aber, was das für Auswirkungen auf das Spiel hatte…

  3. Glückwunsch für RB zum Erreichen der Champions League mit dieser sensationellen Serie! Ich glaube mit 13 Spielen ohne Niederlage und dabei 33 erzielten Punkten ist man genau so gut wie in der unfassbaren Serie zu Beginn der 1. Bundesliga-Saison und könnte sie mit mindestens einem Punkt in Mainz sogar noch übertreffen (damals kam dann die sehr ärgerliche Niederlage in Ingolstadt).

    Alles nochmal gut gegangen gestern und deshalb wird sich kaum einer darüber aufregen. Trotzdem für mich unverständlich, wie RR wieder gegen Ende einen Verteidiger (Ilsanker) für einen Stürmer (Werner) einwechseln kann. Das Sich-hinten-Reinstellen beherrscht RB einfach nicht und zumindest in meiner Erinnerung hat das noch jedesmal zu besonders vielen hochkarätigen Chancen des Gegners geführt. Nur mit viel Glück und einer außergewöhnlichen Reaktion von Klostermann ging das gerade nochmal gut.

    Zur Gelben von Sabitzer: Ich glaube, diesmal war es fürs Ballwegschlagen…

  4. @PeterM
    Ich meine zu wissen, das es nach dem 1:1 zum Anstoß ging und Sabitzer sich immer noch darüber aufregte und er dafür dann gelb bekam.
    Mit RB 4 trifft es dies ja voll auf den Punkt.
    Nun muss sich Sabitzer zusammen reißen, wenn er gegen die Bayern spielen will.

    Analyse wie immer top auch die Lichtblicke stimmen mit meiner Wahrnehmung überein.

    Was ich nicht verstand, wie die Hektik auf einmal rein kam. War doch ein faires Spiel bis dahin, aber auf einmal ticken einige aus bis hin (zu meiner Stadionsicht) die Tätlichkeit von Laimer, da war sehr viel Glück für Konny dabei.
    Das er dann doch die 90 Minuten durchspielen durfte, war nochmals Glück.

    Generell muss man sagen, das man vor 1 und 2 Jahren das Spiel noch verloren hätte, zwar war nach dem 1:1 auch viel Hektik in den eigenen Reihen, aber mit viel Glück und eigener Stärke (Konate + Gulacsi sowie den Elfmeter) gelingt der Sieg.

    Diese Rückrundenserie ist immer noch unheimlich.
    Wenn der BVB und die Bayern einige Spiele voher noch einige Punkte hätten liegen lassen, dann …
    Dann kann man sich schon ärgern.
    Aber gut, für Julian N. muss ja auch noch Arbeit da sein.

    RB 8
    Ist mir auch sehr seltsam, seit unser Interview mit ihm, war nicht mehr in der Startelf. (Wir planen dann Sabitzer ggf. als nächsten)

    RB 12
    ist ja nicht so viral gegangen wie gedacht, aber Rangnick wusste ja nicht, das derjenige einer war, der eine gute Bekannte in B verbal und körperlich angegangen ist, Karma halt.

  5. @PeterM: Die gelbe wegen Ballwegschlagen hatte Kampl gekriegt. Sabitzer für sein Meckern nach dem 1:1 am Mittelkreis. Irgendwann reichtes es Schröder dann halt..

  6. Gibts ein Foto vom “L”? Habs im Stadion nicht gesehen.

    Und beim nächsten Besuch muss ich wohl auch mal ein Bettelplakat malen: [broken Link]

    1. Hab kein Foto vom L gesehe. Die Bettel-Plakatwand fand ich auch krass, als ich Fotos davon gesehen habe..

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