27. Spieltag der Bundesliga. Auftakt in die letzten Wochen der Saison. Heimspiel gegen Hertha BSC. Wichtiges und richtungsweisendes Spiel. Das mit einem überraschend klaren 5:0 endete, bei dem RB Leipzig auch spielerisch glänzen konnte.
Ralf Rangnick hatte sich in seiner Formation dafür entschieden, das Maximum an Spielkultur auf den Rasen zu stellen. Mukiele ersetze auf der rechten Seite wie erwartet Klostermann. Haidara kam im Mittelfeld für Sabitzer in die Mannschaft, sodass das Mittelfeld aus dem Winterneuzugang, Adams, Kampl und Forsberg auf der Zehn bestand. Viel mehr Spielstärke gibt der RB-Kader nicht her. Organisiert war das Team in einem 4-3-3 mit Haidara und Kampl als Achtern und Adams als Sechser.
Hertha wechselte gegenüber der Niederlage gegen Dortmund nur einmal. Der verletzte und gesperrte Torunarigha wurde durch Lustenberger ersetzt. Dadurch entstand eine Dreierkette und ein 3-4-1-2, das mit Lazaro und Mittelstädt auf den Außenbahnen sehr breit angelegt war.
Ausgeglichen war die Partie eigentlich nur für zehn Minuten. Von Anfang an zeigten sich RB und Hertha spielfreudig. Die Berliner ließen den Ball offensiv immer mal gut laufen, kamen dadurch aber nur durch Kalou und Duda früh in der Partie zu Abschlusschancen. Ansonsten verebbten die nicht unansehnlichen Bemühungen spätestens am RB-Strafraum.
Leipzig hatte auf der anderen Seite von Anfang an guten Zug zum Tor. Werner hatte schon früh eine gute Chance auf dem Fuß. Forsberg setzte nach einer Viertelstunde einen Freistoß knapp am Hertha-Tor vorbei. Nur kurz darauf macht es der Schwede, der sich auf der Zehn extrem wohlfühlte, besser, als er einen Kampl-Ball perfekt mitnimmt und dann ebenso perfekt an Jarstein vorbei ins Hertha-Tor schießt.
RB Leipzig in den ersten 35 Minuten der Partie mit einer hervorragenden Vorstellung. Immer wieder behält man unter Gegnerdruck den Überblick und befreit sich durch sehr gutes Passspiel und mittels der spielerischen Qualitäten der eingesetzten Spieler und kann sich so zu guten Chancen kombinieren. Was eine deutliche Weiterentwicklung in den Abläufen im Vergleich zu den letzten, in Sachen Offensive oft etwas mühseligen Spiele, war.
Beim 2:0 helfen die Gäste aber entscheidend mit. Lustenberger verliert als letzter Mann Mitte der eigenen Hälfte den Ball gegen Poulsen. Werner zieht mit dem Ball Richtung Jarstein-Tor und legt dann überlegt und präzise für Poulsen auf, der die Kugel nur noch ins Tor schieben muss.
Das 2:0 gibt die Partie, die in den letzten zehn Minuten vor der Pause nicht mehr viele Highlights hat, sehr gut wieder. RB hat die Begegnung im Griff. Konaté kocht Selke bei einigen langen Bällen immer wieder ab. Im Mittelfeld haben Haidara, Adams und Kampl mit und gegen den Ball die Hoheit. Und spielerisch und offensiv sind die RasenBallsportler einfach wesentlich zielstrebiger.
Ganz dran glauben, dass Hertha schon besiegt ist, konnte man zur Pause noch nicht, weil die Gäste dafür zu ansehnlich Fußball spielten und eigentlich eine Mannschaft sind, die auch mal trocken zurückschlagen kann. Aber nicht an diesem Tag, an dem Hertha vor allem im defensiven Umschaltspiel gegen schnelle und präzise RasenBallsportler hoffnungslos unterlegen war.
Löste RB Leipzig die Dinge in der ersten Halbzeit noch oft über Aktionen aus dem Ballbesitz heraus, setzte man nach der Pause stärker auf das Umschaltspiel. Zehn Minuten lang passierte nach Wiederanpfiff bis auf einen Werner-Abschluss entsprechend relativ wenig. Leipzig wartete als Verbund und mit Verzicht auf den BAll etwas tiefer. Hertha versuchte drumherum zu spielen, kommt dabei aber nicht entscheidend durch.
Nach 55 Minuten vergeben dann noch Werner und Poulsen gute Möglichkeiten, bevor das vorentscheidende 3:0 fällt. Der starke Forsberg legt perfekt für Poulsen auf, der ‘nur’ noch ins lange Eck einschieben muss.
Pal Dardai reagiert auf Seiten der Gäste und bringt Klünter für Lustenberger und löst die Dreierkette auf. Es ist der letzte Versuch, in dieses Spiel zurückzufinden. Aber es dauert nur drei Minuten, bis man diesen Versuch als gescheitert ansehen kann. Tyler Adams nach einem Ballgewinn tief in der eigenen Hälfte mit einem unglaublichen, flachen Pass über den gesamten Platz in den Lauf von Poulsen, der auf Jarstein zuläuft und mit unglaublich gutem Heber das 4:0 erzielt. Drittes Tor. Nur die Halbzeitpause verhinderte einen lupenreinen Hattrick.
RB Leipzig nun in einem Umschaltspielrausch. Timo Werner geht mit Höchstgeschwindigkeit in den Strafraum, bremst dann ab und spielt den zweiten überlegten Assist des Spiels. Neuzugang Amadou Haidara zeigt bei seinem Abschluss, dass er auch in Sachen Torgefahr einige Qualitäten mitbringt. 5:0. Spiel praktisch gelaufen.
In der Folgezeit entwickelt sich eine teilweise wilde Partie, bei der RB Leipzig vom ‘alle Spieler wollen immer den Ball jagen und Tore verhindern’ hin zu einem ‘alle Spieler wollen gern ein Tor schießen’ wechselte. Das führt dann zu einigen Situationen, in denen man hinter dem Ball nicht mehr sehr geordnet war und den Gast zu Kontern einlud. Was Hertha aber in den Räumen teilweise für letzte Pässe spielte, war dann auch schlicht nicht mehr gut. Vielleicht aber auch verständlich, wenn man schon 0:5 zurückliegt.
Auf der anderen Seite hat RB noch einige gute Chancen auf ein weiteres Tor. Ibrahima Konaté findet kurz vor Schluss, dass Innenverteidiger zu sein langweilig ist und stellt sich mal eben in den Sturm, wird dabei aber von den Mitspielern ignoriert. Hinten steht man entsprechend offen, was Davie Selke zu einer absoluten Großchance bringt. Aber der Stürmer setzt den Ball aus drei Metern am Tor vorbei. “Einmal Leipzig, immer Leipzig.” Oder so. Peter Gulacsi reagiert in dieser Phase mit einiger Fassungslosigkeit darauf, dass seine Vorderleute den Gästen noch mal so gute Abschlusschancen ermöglichen.
Nun, es blieb nur eine unwichtige Randgeschichte in einem Spiel, das zu diesem Zeitpunkt längst entschieden war. Ein Spiel, in dem RB Leipzig in der ersten Halbzeit eine spielerische Qualität auf den Platz brachte, die man so in dieser Saison vielleicht noch nie von der Mannschaft gesehen hat und in dem man den Gegner in der zweiten Halbzeit mit hervorragendem Umschaltfußball einfach überrollte. Bis ungefähr Minute 70 war das überragend. Danach verlor sich die Ordnung im Team ein wenig, aber das kümmerte nicht mehr wirklich.
Fazit: Ein absolutes Ausrufezeichen dieses 5:0 zu Beginn der letzten Wochen der Saison. Ein mehr als überzeugender Sieg für RB Leipzig mit sehr schönen Toren gegen einen Gegner, der lange durchaus passabel Fußball spielte, aber im defensiven Umschalten den Gastgebern nichts entgegenzusetzen hatte und ein ums andere Mal einfach überrannt wurde. Wenn das die Messlatte für die kommenden Wochen war, dann kann das aus RB-Sicht ein sehr hübsches Saisonfinale werden.
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Randbemerkung 1: Nach 27 Spielen RB Leipzig mit neun Punkten mehr als in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt. Gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr holte man bisher 13 Punkte mehr (wenn man den HSV durch Düsseldorf und Köln durch Nürnberg ersetzt) (verglichen werden jeweils die Heimspiele der Vorsaison mit den Heimspielen in dieser Saison gegen die jeweiligen Gegner und analog die Auswärtsspiele). Gegenüber der Hinrunde (Ziel ist es ja in der Rückrunde noch mal 31 Punkte zu holen) hat Leipzig nach zehn Spielen seit der Winterpause zwei Punkte mehr auf dem Konto. Bedeutet weiter Platz 3 in der Tabelle, nun schon fünf Punkte vor Mönchengladbach. Der Spieltag wäre nach Niederlagen von Leverkusen und Gladbach perfekt, wenn auch Frankfurt heute gegen Stuttgart nicht gewinnen würde. Aber selbst wenn die Eintracht gewinnt, bleiben es fünf Punkte Vorsprung auf Platz 5. Auf Rang 6 sind es schon zehn Punkte Vorsprung. Bei nur noch sieben Spielen. Also um die Europa-League-Quali (die auf Platz 6 droht) sollte man damit auf jeden Fall herumkommen. Bleibt dann realistisch wohl nur noch die Frage, ob es am Ende Europa-League- oder Champions-League-Gruppenphase wird in der kommenden Saison.
Randbemerkung 2: Die Adams-Serie geht weiter. Steht der US-Boy über 90 Minuten auf dem Platz, stehen sieben Pflichtspielsiege mit 18:1 Toren auf dem RB-Konto. Keine schlechte Bilanz. Einfach bis zum Ende der Saison immer durchspielen lassen und es kann nichts mehr schiefgehen. Ganz so einfach dürfte die Rechnung aber leider nicht sein.
Randbemerkung 3: Auch die Hertha-Serie geht weiter. Weniger als zwei Tore hat RB gegen Hertha noch nie geschossen. Bei 22:6 Toren steht man nun nach sechs Bundesligaspielen. 3,7 Tore im Schnitt gegen Hertha, fünf von sechs Spielen gewonnen. Nun, das macht schon meist Spaß gegen das Dardai-Team zu spielen.
Randbemerkung 4: Nur drei (!) Gegentore in nunmehr elf (!) Pflichtspielen seit der Winterpause, davon nur eins (!) aus dem Spiel heraus. Dass es nicht vier wurden, lag diesmal an Davie Selke, dem RB in einer wilden Schlussphase ein sicheres Tor gönnte, das dieser aber verweigerte. Auch gegen Hertha verteidigte RB aber über weite Teile des Spiels einfach sehr gut und ließ nur sechs Schüsse zu. Gerade mal 20 Gegentore nach 27 Spieltagen. Die Bilanz ist ziemlich irre und langsam verschlägt es einem diesbezüglich auch die Sprache.
Randbemerkung 5: Das Debüt für Amadou Haidara in der RB-Startelf. Machte ein gutes Spiel und wirkte schon sehr gut integriert. Manchmal noch etwas langsam in der Entscheidungsfindung, was dann zu Ballverlusten führte, aber seine Qualitäten mit und gegen den Ball konnte er gegen Hertha schon mehr als andeuten. Dass er sein Debüt gleich mit einem Tor krönte, war dann natürlich eine echte Feel-Good-Story. Auch wie sich die komplette Mannschaft mit ihm über das Tor freute, zeigte, dass der Winterneuzugang ein gutes Standing in der Mannschaft haben muss.
Randbemerkung 6: Haidara auf dem Platz, Sabitzer nur auf der Bank. Das war dann durchaus eine Überraschung. Allerdings spielte Sabitzer in der Länderspielwoche zweimal für Österreich durch, was den letzten Ausschlag gegeben haben dürfte. Zumal Haidara vom Potenzial auf der Acht im 4-3-3 etwas stärker sein dürfte als ein Sabitzer, der seine Stärken eher auf der rechten Zehn im 4-2-2-2 hat.
Randbemerkung 7: Gar nicht im Kader waren Augustin und Demme. Der Franzose weiter als Stürmer Nummer 4 unterwegs. Das kann ihn nicht zufriedenstellen und das kann RB nicht dauerhaft wollen. Überraschender war aber, dass Demme nicht mal einen Kaderplatz kriegte. Offenbar Nachwirkungen seiner Zahn-OP von letzte Woche. Entsprechend wenig Training in der Länderspielpause (und in den Wochen zuvor wegen Krankheit). Läuft gerade nicht so richtig für Demme. Die letzten vier Bundesligaspiele verpasst, nachdem er zuvor 23mal im Ligabetrieb in der Startelf stand. Also in allen Bundesligaspielen in der Startelf stand.
Randbemerkung 8: Ist ja immer die Frage, wie eine Mannschaft nach einer Länderspielpause startet. Zumal wenn eigentlich gleich 15 Spieler unterwegs sind. Aber trotz dieser irren Zahl hatte RB mit den Länderspielen noch Glück. Viele Spieler spielten sowieso nur bis Sonntag bei ihren Nationalmannschaften. Bei Tyler Adams organisierte sich RB eine frühe Rückkehr und ein Aussetzen beim zweiten Spiel der USA, das erst Mittwochfrüh deutscher Zeit gespielt worden wäre. Emil Forsberg organisierte sich seine frühere Abreise gleich mal selbst. Am Ende war die Klostermann-Verletzung das einzige negative Ereignis der Länderspielpause. Bis auf Poulsen hatte man dann alle anderen wichtigen Spieler ab Mittwoch wieder im Trainingsbetrieb und konnte sich so sehr gut auf Hertha vorbereiten. Besser als die Berliner, bei denen noch einige Akteure am Dienstag bei der jeweiligen Nationalmannschaft aufliefen. Vielleicht auch das eine Begründung, warum RB im direkten Duell wesentlich besser vorbereitet und aufgestellt wirkte.
Randbemerkung 9: Ralf Rangnick in diesem Spiel auch on fire. Wie er einen Balljungen anfeuerte, den Ball schnell zu Mukiele zu werfen, damit der den Einwurf schnell ausführen und vielleicht einen Konter einleiten kann, war ein bisschen lustig. Selbst als das Spiel schon weiterlief, verdeutlichte der Coach dem Balljungen gestenreich, dass das schneller gehen muss. Intensives Videostudium für die Balljungen incoming..
Randbemerkung 10: Forsberg mit dem Tor zum 1:0. Haidara mit dem Tor zum 5:0. Dass aus dem Mittelfeld mehr Torgefahr kommt, als in der bisherigen Saison kann dem RB-Spiel und dessen Ausrechenbarkeit nur gut tun. Beides auch sehr schöne, sehr überlegte Treffer.
Randbemerkung 11: Ein bisschen steht ja die Frage, wie sehr sich Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann taktisch ähneln oder eben nicht. Der bisherige Spiel-gegen-den-Ball-Fokus in dieser Saison bei RB war nur in Ansätzen kompatibel mit den sehr viel variableren Ideen von Nagelsmann. Das Spiel gegen Hertha nun war eine deutliche Annäherung an das Nagelsmann-Spiel. Weil RB in der ersten Halbzeit auch unter Druck immer wieder spielerische Lösungen und das Passspiel suchte und man den Gegner in Pressingsituationen lockte, um sich aus diesen spielerisch zu befreien und dann konterähnliche Spielzüge (halt nur aus dem Ballbesitz heraus) laufen zu können. Das hatte was Nagelsmanneskes und war durchaus nicht ganz typisch für die Art und Weise des RB-Spiels in der bisherigen Saison. Vielleicht auch eine Art Stilwechsel, weil Rangnick ja schon mit der Aufstellung klargemacht hatte, dass er Spielstärke auf dem Platz haben wollte (freilich ohne auf das Spiel gegen den Ball zu verzichten, was ja auch unter Nagelsmann in Form von Gegenpressing sehr wichtig ist). Das wirkte wie eine kleine Abkehr von der klaren Fokussierung auf das Umschalten, welches man dann vor allem in der zweiten Halbzeit wieder in Perfektion spielte.
Randbemerkung 12: Die Stadionregie schrammte diesmal auf amüsante Art an Perfektion vorbei. Vor dem Spiel zum Einlaufen statt der Einlaufmusik die Tormusik anzuspielen, hatte schon Charme (und bewies einige Weitsicht). Ähnliche Aussetzer beim Einspielen von Musik gab es auch später noch mal. Auch schön die Einblendung in der Halbzeit, als das 2:0 mit “Endstand” überschrieben war (diesmal mit wenig prophetischer Gabe). Spätestens nach dem 5:0 hatte man dann auch Angst um Tim Thoelkes Stimme, die ein wenig wie die eines Capos nach 90 Minuten Dauerbrüllen klang. Aber Ende gut, alles gut..
Randbemerkung 13: Ausverkauftes Haus in Leipzig mal wieder. Der Ticketverkauf zieht in der letzten Phase der Saison noch mal deutlich an und auch die letzten drei Heimspiele werden zumindest im Heimbereich sicher ausverkauft sein. Das könnte die Stadionauslastung dann doch noch in die Nähe von letzter Saison bringen. Auch die No-Show-Rate schien beim Hertha-Spiel geringer zu sein als bei manch anderen Spielen. Insgesamt war die Atmosphäre auch besser als in vielen der letzten Spiele. Schon vor dem Anpfiff hatte man das Gefühl, dass das Publikum richtig Bock hat auf die Partie. Der Rest war dann mehr oder weniger angesichts des Spielverlaufs ein Selbstläufer. Nach dem 5:0 war ein wenig die Luft raus, aber ansonsten war das ein recht hübscher Abend, zumal auch im Gästeblock einiges los war.
Randbemerkung 14: Kurz stockte der Atem, als Matheus Cunha kurz vor Schluss etwas unnötig in Hertha-Keeper Rune Jarstein rauschte und dieser benommen liegenblieb. Dass selbst aus dem RB-Fanblock dahinter und aus dem ganzen Stadion erleichterter Applaus kam, als Jarstein kurz danach wieder auf die Beine kam, war ein Moment, den ich gern mochte. Fiel dem geneigten RB-Anhänger angesichts des Spielstands vielleicht auch schlicht einfacher, Empathie zu zeigen. Gab da in der jüngeren Vergangenheit ja auch immer mal einen eher unpassenden Einsatz des “Holzmichel”-Lieds bei Verletzungen gegnerischer Spieler.
Randbemerkung 15: Timo Werner mit einer deutlich verbesserten Leistung und mit vielen Aktionen in der torgefährlichen Zone, bei denen er auch vom 4-3-3 profitierte. Kreuzte auch immer mal gut in die Mitte. Hatte zwei blitzsaubere und kluge Torvorbereitungen. Dass er bei gleich drei, vier guten Abschlusschancen (und insgesamt 8(!) Torschüssen) torlos blieb, dürfte ihn trotzdem unzufrieden zurücklassen. In der ersten Halbzeit mit etwas viel Hadern und viel zu vielen Situationen, in denen er im Abseits stand und bei guten Umschaltmöglichkeiten nicht anspielbar war. Die Tendenz beim Stürmer ist mit diesem Hertha-Spiel aber trotzdem deutlich positiv (auch in Sachen Zweikampf und im Eins gegen Eins deutlich involvierter als zuletzt auf Schalke). Jetzt muss er ‘nur’ noch seinen Torabschluss wiederfinden. In der Bundesliga steht Werner diese Saison nun bei 86 Torschüssen, aus denen zwölf Tore resultierten (14% Erfolgsquote). Poulsen machte aus 55 Schüssen 15 Tore (27%). Augustin brauchte für drei Tore nur 13 Schüsse (23%). Cunha brauchte für ein Tor 25 Schüsse (4%). In Eins-gegen-Eins-Situationen steht Werner bei 21 gewonnenen Dribblings in 71 Versuchen (30% Erfolgsquote). Poulsen steht bei 20 von 57 (35%), Augustin bei acht von 19 (42%) und Cunha bei elf von 22 (50%).
Randbemerkung 16: Aktueller Stand bei RB Leipzig in Sachen Standards nach 27 Bundesligaspielen: 106:75 Torabschlüsse nach ruhenden Bällen. Statistikoffiziell sind daraus 8:2 Tore gefallen (Elfmeter zählen statistisch nicht als Standard, direkte Freistöße schon). Defensiv ist RB das beste Team der Liga(!), offensiv seit der Winterpause sehr gut. Auch die Effizienz passt, wenn man die Anzahl der Torabschlüsse mit der Anzahl der Tore vergleicht. Gegen Hertha fiel trotz sechs Torschüssen nach ruhenden Bällen kein Tor. War an dem Tag aber auch nicht nötig.
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Lichtblicke:
- Yussuf Poulsen: Muss man nach drei Toren in nur 70 Minuten Spielzeit ja nicht extra verargumentieren. Besonders das 4:0 war ein absolutes Sahnetor, nach dem Poulsen nun schon bei 15 Saisontoren steht. Dazu mit dem Rücken zum Tor extrem wichtig für die Ballverarbeitung und sowieso immer mit viel Einsatz und vielen Zweikämpfen (wobei das diesbezüglich diesmal nicht mal Poulsens bestes Spiel war und die Hertha-Abwehr ihn oft recht gut bearbeitete). Ist schon ein irres Gesamtpaket, der Däne.
- Emil Forsberg: Schön, dass er wieder auf dem Weg zurück zu Bestform ist. Auf der zentralen Zehn hinter zwei Spitzen im 4-3-3 perfekt besetzt, weil es ihm Freiheiten im Spiel mit dem Ball gibt und gleichzeitig im Spiel gegen den Ball entlastet (weil man auf der zentralen Position im defensiven Umschalten nicht dieselbe Dynamik braucht, wie auf der linken Zehn, wo man viel tiefere Wege in die eigene Hälfte gehen muss). Starkes Spiel und immer wieder sehr eindrucksvoll, mit welcher Präzision Forsberg Bälle mit der genau richtigen Geschwindigkeit in den Fuß des Mitspielers spielen und Bälle mit guten Körpertäuschungen behaupten und sich Räume erarbeiten kann. Krass gut auch die Befreiung vor dem 5:0, als er drei Herthaner bindet und dann per Hacke auf Kampl durchsteckt, der dann den Konter einleiten kann.
- Tyler Adams: Allein schon wegen seiner Vorlage zum 4:0, als er einen Pass tief aus der eigenen Hälfte präzise in den Lauf von Poulsen tief in der gegnerischen Hälfte spielt. Irre Aktion. Auch ansonsten ein fast perfektes Spiel auf der Demme-Position. Sehr ballsicher, bis auf eine Situation an der Seitenauslinie auch unter Druck immer mit den richtigen Entscheidungen und guten Pässen (wie vor dem 1:0 und 3:0). Gegen den Ball gut die Lücken stopfend. Wie schnell sich Adams in der Bundesliga eingefunden hat und zum Leistungsträgeer bei RB wurde, ist beeindruckend. Dazu ist er auch noch sympathisch und recht bodenständig. Fast schon ein beängstigendes Gesamtpaket. Lebenslange Verträge sind im Fußball leider verboten..
- (Hier könnten auch noch Orban, Haidara, Kampl oder Halstenberg stehen, aber ich musste mich ja auf drei beschränken.)
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Tore: 1:0 Forsberg (17.), 2:0 Poulsen (27.), 3:0 Poulsen (56.), 4:0 Poulsen (62.), 5:0 Haidara (64.)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Mukiele (65. Laimer), Konaté, Orban, Halstenberg – Haidara, Adams, Kampl – Poulsen (70. Cunha), Forsberg (75. Sabitzer), Werner; Bank: Mvogo, Saracchi, Bruma, Ilsanker; Nicht im Kader: Smith Rowe, Upamecano, Klostermann, Nukan (alle verletzt), Demme, Augustin, Müller
Aufstellung Hertha BSC: Jarstein – Stark, Lustenberger (59. Klünter), Rekik – Lazaro, Maier (77. Skjelbred), Grujic, Mittelstädt – Duda – Kalou (75. Leckie), Selke
Schiedsrichter: Sören Storks (Dankbares Spiel für den Schiedsrichter, weil früh entschieden und wenig strittige Szenen und generell wenig Fouls. Lag aus Stadionsicht meist richtig, zog die gelben Karten in den richtigen Momenten und hatte die Partie bis zum Ende im Griff. Erstes RB-Bundesligaspiel für Storks war aus Schiedsrichter-Sicht ein gelungenes. (Ein früh gefrusteter Davie Selke düfte dieses Fazit wohl eher nicht unterschreiben.))
Gelbe Karten: Mukiele (3.) | Stark (4.)
Zuschauer: 41.939 (davon 4.000 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, BSC-Bericht, Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 22 : 6
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 17 : 4
- Schüsse auf das Tor: 9 : 0
- gewonnene Zweikämpfe: 52,2% : 47,8%
- Ballbesitz: 50,2% : 49,9%
- Passquote: 84,7% : 84,9%
- Laufstrecke: 114,3 km : 108,4 km
- Sprints: 247 : 216
- Intensive Läufe: 673 : 637
- Fouls: 7 : 6
- Ecken: 6 : 3
- Abseits: 4 : 7
- Meiste Torschüsse: Werner: 8 – Duda: 2
- Meiste Torschussvorlagen: Forsberg: 8 – Grujic: 3
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Adams: 85,7% – Mittelstädt: 65,2%
- Meiste Ballkontakte: Adams: 89 – Rekik: 84
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Orban: 92,5% – Rekik: 90,8%
- Größte Laufstrecke: Adams: 11,7 km – Duda: 11,7 km
- Meiste Sprints: Poulsen: 29 – Stark: 31
Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com, sport.de
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Saisontorschützen: Poulsen – 15; Werner – 12; Orban – 4; Sabitzer, Augustin, Klostermann – je 3; Forsberg – 2; Kampl, Cunha, Bruma, Laimer, Konaté, Halstenberg, Haidara – je 1
Saisonvorlagengeber: Werner – 8; Halstenberg, Poulsen, Kampl – je 6; Forsberg – 5; Sabitzer – 4; Demme – 3; Laimer, Klostermann, Adams – je 2; Orban, Bruma, Cunha, Konaté – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Halstenberg – 13; Kampl, Sabitzer – je 12; Orban – 8; Forsberg, Adams, Upamecano, Konaté, Klostermann, Poulsen – je 6; Demme – 5; Mukiele – 4; Saracchi – 3; Werner, Ilsanker, Gulacsi, Bruma – je 2; Laimer, Cunha – je 1
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Bilder: © Dirk Hofmeister
Wahnsinns-Spiel – Stimmung super!
Spiel-Bericht: super! Dem ist nichts hinzu zu fügen. Danke dafür ???
Fazit zur Begegnung:
Spielerisch der erste sinnvolle und überzeugende Auftritt der Mannschaft. Das Standardgebolze und -geflipper zum großen Teil durch spielerische Fähigkeiten ersetzt und, ganz wichtig, die defensiv herausragende Leistung beibehalten. Sollte dieser Level beibehalten werden hat Rangnick die Mannschaft nach etlichen spielerisch dürftigen Monaten erfolgreich weiterentwickelt. Dafür dann auch den verdienten Respekt.
Die Fans, in diesem Fall vor allem Hertha, erschreckend dürftiges Niveau. Häufig nur unverständliches Gebrummel. Einzig das übliche “Red Bull” und irgendwas mit Paarhufern klar zu vernehmen. Diesmal erfolgreich von Champagner Gesängen beantwortet was den blau-weißen Anhang prompt verstummen ließ.
Zum Stadion, wer immer das so geplant hat und auch bauen ließ hat eine große Todesfalle konstruiert. Im Falle einer Panik dürften dort bei etlichen Menschen die Lichter ausgehen. Verbaut wie Bochum. Treppe hoch, Treppe herab, Treppe herauf. Kaum vorstellbar dass dieser Entwurf und später sogar diese Konstruktion erfolgreich abgenommen wurde. Im Bundesliga Vergleich leider nur der Abstiegsrang. Die Bedienung am Catering freundlich, Zeit sollte man trotzdem mitbringen da das Thekenpersonal nicht nur die Bestellung aufgenommen hat und abgerechnet sondern zusätzlich auch noch aus dem hinteren Cateringbereich holen musste. Da stimmt einfach die Organisation nicht. Positiv ist die Möglichkeit des Bezahlens mit Bargeld, leider aussterbend im BuLi Business. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Sicht im Stadion. Auch vom Oberrang ist durch die steile Bauweise der Tribünen von überall gute Sicht auf das Spielfeld möglich. Würde ich einen Besuch zu einem Spiel empfehlen? Unbedingt! Würde ich eine Dauerkarte oder mehrere Spiele im Stadion empfehlen? Auf gar keinen Fall! Sicherheitstechnisch eine Katastrophe, unkomfortabel, unübersichtlich und verbaut.