Insgesamt ist es eben am Ende der Hinrunde ein Sowohl-als-auch-Gefühl. Es war vieles gut und die Konstanz mit der man zwischenzeitlich durch die Bundesliga zog, war durchaus beeindruckend. Aber es fehlten dann eben in allen Wettbewerben die entscheidenden, letzten Prozente und auch die entscheidenden Köpfe und herausragenden Spieler, sodass man mit weniger Erfolg als wohl eigentlich möglich war, leben muss. Kein Grund unzufrieden zu sein, aber so ein leichtes ‘was wäre gewesen, wenn’ bleibt halt als Gefühl trotzdem. (Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2017/2018)
Schon wieder zwei Monate alt die Saison seit der Winterpause. Durchaus ordentliche 14 Spiele hat RB Leipzig in dieser Zeit absolviert. Zehn waren es in der Bundesliga. Vier kamen in der Europa League dazu. Mit Platz 6 liegt man voll im Soll der Ziele von vor der Saison. Das Viertelfinale der Europa League erreicht zu haben, geht als zusätzlicher, großer Erfolg durch. Und trotzdem bleibt wie schon im Winter ein ‘was wäre gewesen, wenn’-Gefühl, weil RB Leipzig vor allem in der Bundesliga ein paar Punkte hat liegen lassen, wegen derer man vor den letzen sieben Spielen in eine ungünstige Ausgangsposition gerutscht ist.
Bzw. ist die Ausgangsposition ungünstiger als sie sein könnte. Schlecht ist sie bei zwei Punkten Rückstand auf den Champions-League-Platz 4 nicht, aber sie könnte eben mit vier, fünf Punkten mehr, die möglich waren, besser sein. Zwar betreibt man bei RB Leipzig das rhetorische Spiel der semantischen Feinheiten und hat sich zuletzt offenbar darauf geeinigt, dass die Champions League zwar Wunsch bleibt, aber vor der Saison nicht das Ziel und schon gar keine Pflicht gewesen sei. Fakt ist aber auch, dass alle Beteiligten auf Rang 4 und die erneute Quali für Europas Königsklasse schielen, was den Platz dann eben doch irgendwie als Ziel des Teams definiert.
Mit 15 Punkten aus zehn Spielen seit der Winterpause ist die Bilanz von RB Leipzig zuletzt nicht schlecht gewesen, aber auch nicht sonderlich gut. Irgendwie durchwachsen irgendwo im Mittelfeld der Bundesliga. Gerade gegen die anderen Teams im Kampf um die Champions League hat man in dieser Zeit Punkte verloren, die man sich nun mühselig zurückholen muss. Direkte Duelle gibt es dabei nur noch gegen Leverkusen und wenn man auch nach hinten guckt noch gegen Hoffenheim. Beide Spiele finden in Leipzig statt.
Bedeutet auch, dass man verstärkt noch gegen Mannschaften spielt, die in der Bundesliga nicht ganz oben stehen. Das klingt erstmal positiv, aber wenn man genauer hinschaut, dann eben auch wieder nicht. Denn bisher hat RB Leipzig in der Liga vor allem gegen Mannschaften Punkte liegenlassen, die teils deutlich hinter RB stehen, während man von den fünf Topteams bisher bis auf Leverkusen jeden einmal schlagen konnte.
Interessant vor allem im Zusammenhang mit den Punktverlusten gegen Teams aus schwächeren Tabellenregionen, dass RB Leipzig diese Punkte oft sogar noch nach Führungen verloren hat. In acht von zehn Bundesliga-Spielen nach der Winterpause ging man mit 1:0 in Führung. Nur drei der Spiele konnte man gewinnen (Schalke, Mönchengladbach, Augsburg), gleich fünfmal verspielte man die Führung. Gegen Freiburg, Frankfurt und Köln verlor man noch. Gegen Dortmund und den HSV holte man noch Unentschieden. Gerade die Punktverluste gegen Köln, den HSV, in Freiburg oder vor der Winterpause gegen Mainz und Hertha tun tabellarisch ordentlich weh.
14 Spiele, 6 Siege, 4 Niederlagen
Die Rückrunde begann mit dem verdienten 3:1 gegen Champions-League-Mitkonkurrenten Schalke 04 recht verheißungsvoll. Doch der Dämpfer folgte mit den nächsten beiden Spielen (damals noch ohne englische Wochen) auf dem Fuß. Das 1:2 in Freiburg folgte einer ereignislosen ersten Hälfte, einem 1:0 im Stile einer Spitzenmannschaft und einer Niederlage wegen zweier Standards. Das 1:1 eine Woche später gegen den defensiv kompakten HSV unter dem damaligen Neu-Coach Hollerbach, der am “Wunder von Bernd” dann doch inzwischen deutlich vorbeirauschte, war ein weiterer kleiner Stimmungskiller.
Danach kämpfte man sich mit einem 1:0 in Mönchengladbach und einem 2:0 gegen Augsburg in der Bundesliga aus der Ergebniskrise. Gegen Mönchengladbach spielte man eine kontrollierte Partie, in der man nach der Pause etwas mehr Risiko ging als der Gastgeber und belohnt wurde. Gegen Augsburg zog man sich darauf zurück, dass man dem Gast den Ball gab und ihn quasi mit den eigenen Mitteln schlug.
Es folgte die Fahrt nach Neapel und der 3:1-Auswärtserfolg, der im Nachhinein etwas zu schlecht wegkommt. Klar war Napoli an dem Tag eine Light-Version seiner selbst, aber es war auch keine B-Elf im klassischen Sinne. Der SSC nahm das Spiel durchaus im Rahmen der Möglichkeiten ernst. Vor allem die drei frühen Auswechslungen bis zu 60. Minuten setzten dann das falsche Signal, die Partie und das 1:0 über die Bühne zu schippern. RB ließ sich vom teils naiven Spiel der Gastgeber ab der 60. Minute nicht zweimal bitten und machte noch drei blitzsaubere Tore.
Danach folgten vier Spiele ohne Sieg. Die 1:2-Niederlage in Frankfurt kann passieren, auch weil man nach dem Rückstand nur wenig an Körper und Geist hinzuzusetzen hatte. Das 0:2 gegen ein starkes Neapel war verdient, aber wegen des Weiterkommens in der Europa League ins Achtelfinale ein gefühlter Sieg. Das 1:2 gegen Köln nach Führung war dann die ganz bittere Pille, die auch angesichts einer sehr guten ersten Halbzeit absolut nicht eingeplant war. Beim 1:1 gegen Dortmund machte RB dann wieder ein gutes Spiel, verpasste aber den Sieg.
In vielerlei Hinsicht sehr gut das 2:1 gegen St. Petersburg, bei dem lediglich das Gegentor kurz vor Schluss bitter blieb. Das 0:0 in Stuttgart ging angesichts eines Gegners mit einem Lauf und zwischen zwei Europapokalspielen absolut in Ordnung und war alleinig wegen der Tabellensituation etwas wenig. Nach dem 1:1 in St. Petersburg zog RB Leipzig ins Viertelfinale der Europa League ein. Zenit war aber insgesamt auch auf keinem international hochklassigen Niveau. Und zum Abschluss der Wochen bis zur ersten Länderspielpause im Jahr 2018 wartete dann noch das Spiel gegen die Bayern, das man unerwartet gewann und so Verein und Umfeld doch noch mit sehr guter Laune in die Pause gehen konnten.
RB Leipzig wird taktisch flexibler
Taktisch gesehen ist RB Leipzig in diesem erstem Teil der Rückrunde deutlich flexibler geworden. Neben dem gewohnten 4-2-2-2 hat man mit dem 4-3-3 und zuletzt dem 3-4-3 Variationen gespielt, die unterschiedliche Herangehensweisen an die Spiele ermöglichen.
Das sind natürlich auch erstmal nur Zahlen, doch dahinter verbergen sich auch spieltaktische Variationen, die darüber hinaus gehen. Interessant daran vielleicht, dass Ralf Rangnick vor der Winterpause noch davon sprach, dass man wieder zur RB-DNA zurückfinden müsse (was auch immer das aktuell sein mag..). Willi Orban fügt in einem Interview hinzu, dass man den Gegner wieder stärker dazu bringen müsse, in Zonen zu spielen, aus denen heraus man umschalten kann.
Dieser Teil des Plans ist natürlich schwierig umzusetzen in einer Liga, die oft primär auf Fehlervermeidung im Spiel mit dem Ball setzt und meist ganz genau weiß, welche Zonen man gegen RB nicht bespielen sollte. Trotzdem funktionierte die Idee in manchen Spielen durchaus. Gerade in den Heimspielen gegen Schalke und Augsburg setzte man sehr darauf, dem Gegner den Ball zu geben, statt selbst unbedingt aus dem Ballbesitz heraus gefährlich zu werden.
Interessant daran, dass man den Umschaltfußball völlig unerschiedlich interpretieren kann. In vielen Spielen lief es (wie eben gegen Schalke und Augsburg) auf ein tieferes Verteidigen und weniger hohes Pressing hinaus. Zuletzt gegen Bayern wählte man dann wieder mal die Vollgas-Variante, bei der man quasi den Ball über das ganze Spielfeld jagt.
Schon allein das bringt eine gewisse Flexibilität und fährt auch den Aufwand in manchen Spielen zurück, weil man aus der tieferen Verteidigung nicht so viel Lauf- und Sprintaufwand betreiben muss. Oft bleibt allerdings die Spielanforderung, dass man nicht selbst primär auf Umschaltfußball setzen kann, sondern den Ball hat und einen tief stehenden Gegner bespielen muss.
Das funktionierte im 4-3-3 gegen Köln eine Halbzeit lang überragend, als man das Gefühl hatte, dass Hasenhüttl auch mal probieren wollte, wie es ist, wie Neapel zu spielen. Diese Form des aktiven Ballbesitzfußballs mit gutem Gegenpressing bricht aber auch erstaunlich leicht zusammen, wenn der RB-Spielaufbau schon bei den Innenverteidigern angelaufen wird. Dann passiert es noch zu häufig, dass außer Rückpässen zum Torwart und dann langen Bällen nach vorn bei RB nur noch wenig möglich ist. Ballkontrolle, gerade in Siuationen, in denen man führt, ist eine Baustelle, an der man arbeiten muss, wenn man sich Spiele und Ergebnisse nicht kaputtmachen will.
Neben diesen Problemen im Ballbesitz, die ja vor allem auch eine defensive Strategie zum Verwalten von Führungen sein kann, bleibt auch als Problem das Verhalten im vorderen Drittel gegen tief stehende Gegner. In Spiele wie in Stuttgart passiert da weiterhin recht wenig in Situationen, in denen man den Ball mit relativ viel Platz auf dem Flügel in Strafraumnähe hat. Von da aus Wege in den Strafraum und zum Torabschluss zu finden, ist natürlich so etwas wie die Königsdisziplin, aber bessere Hereingaben, wie sie sich ein Klostermann bereits vorgenommen hat oder bessere bzw. einstudiertere Laufwege in der Mitte sollte man schon in das eigene Handlungsfeld aufnehmen.
Interessant vielleicht, dass die Siege der Rückrunde bisher vor allem auf Umschaltfußball beruhten. Schalke, Augsburg, Bayern, aber auch das Auswärtsspiel in Neapel darf man hier nennen. Auf der anderen Seite stehen vor allem die Spiele gegen St. Petersburg als jene, die man auch aus dem Ballbesitz dominant und am Ende erfolgreich gestaltete. Wobei St. Petersburg eben qualitativ eher enttäuschte und RB hier vor allem im Rückspiel auch das Problem hatte, zu wenig aus Ballbesitz und Dominanz zu machen (Stichwort Verhalten im vorderen Spielfelddrittel) und entsprechend bis zum Ende zittern zu müssen.
Insgesamt bleibt aber bei der spieltaktischen Entwicklung der Fakt, dass man sich flexibler aufstellt. Sowohl von der Formation her (also 4-2-2-2 vs. 4-3-3 vs. 3-4-3) als auch von der Umsetzung her (also aktives Pressing vs. tiefes Verteidigen vs. Dominanz über Ballbesitz). Letztlich ist das für die Weiterentwicklung der Mannschaft der richtige Weg, auch wenn da noch viele Schritte zu gehen sein werden, um diese Varianz auch in ihren Facetten zu beherrschen. Man kann halt auch nicht jede Woche zweimal einen Gegner so wie beim Bayern-Spiel einfach 70 Minuten lang überrennnen, deswegen ist die Varianz im Spiel absolut wichtig.
Interessant daran zudem, was denn nun eigenlich die RB-DNA ist, von der ja auch Oliver Mintzlaff zuletzt wieder gesprochen hat. Vermutlich kann es so etwas wie eine eindimensionale DNA gar nicht mehr geben für einen Verein wie RB, der von den Gegnern und der Doppelbelastung dazu gezwungen wird, unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen zu finden. Entsprechend ist der Weg, den Hasenhüttl mit seinem Team (bei allen Rückschlägen) beschreitet, der richtige. Ob er damit auf einer Wellenlänge mit dem Verein liegt, darüber ließe sich trefflich spekulieren. So lange es erfolgreich ist, wird es wohl auch zur RB-DNA passen.^^
Verbesserte Balance seit der Winterpause
Wenn man die bisher 14 Spiele in der Rückrunde (inklusive Europa League) Revue passieren lässt, dann darf man auf jeden Fall eine wiedergewonnene defensive Stabilität und die bessere Balance im Spiel konstatieren. Das wirkt erst mal kontraintiutiv, wenn man bedenkt, dass RB in Europa immer noch kein Spiel ohne Gegentor geschafft hat. Aber die zehn Gegentore in der Bundesliga sind wieder ein ordentlicher Wert. Bzw. mit einem Gegentor pro Spiel jener Wert, den man im allgemeinen einer Abwehr, die auf Spitzenniveau mitspielen will, zuschreibt. In der Hinrunde lag man mit 25 Gegentoren in 17 Spielen noch deutlich über dieser Marke.
Positiv dabei, dass man die Probleme beim Verteidigen von Standards inzwischen weitgehend in den Griff bekommen hat. Da kamen noch mal die Rückschläge zu Beginn der Rückrunde vor allem mit dem Spiel in Freiburg (die aber auch bekannt standardstark sind), seitdem ist da weitgehend Ruhe.
Auch bezüglich der Balance weisen die Daten auf eine deutliche Verbesserung hin. Hatte RB in der Hinrunde noch ein negatives Chancenverhältnis (sprich, man ließ bei -1 eine Chance mehr zu als man selbst hatte), liegt man in der Rückrunde bisher bei +21 und damit auf Augenhöhe mit den anderen Champions-League-Anwärtern aus Dortmund, Leverkusen und Frankfurt (Schalke ist mit -4 Chancen hier die Ausnahme, die ihre Spiele auch gewinnen, wenn der Gegner mehr Chancen hat).
Man hat die Zahl der zugelassenen Chancen von fast sechs pro Spiel auf rund vier reduziert, was widerspiegelt, dass man in manchen Spielen einfach auch erstmal auf kompakteres Verteidigen gesetzt hat. Gleichzeitig erarbeitet man sich offensiv aber auch weiterhin ähnlich viele oder sogar etwas mehr Chancen als in der Hinrunde. Das Chancenverhältnis sagt natürlich noch nicht alles, aber ein positives Chancenverhältnis erhöht halt auch die Chancen, Spiele zu gewinnen (wobei man sie dafür halt aber auch sauber zu Ende spielen muss und den Gegner nicht wie gegen Köln, Hamburg oder Freiburg noch mal aufbauen darf).
Bei allem, was in diesen 14 Spielen seit der Winterpause vielleicht auch noch nicht gut läuft, bleibt halt am Ende auch, dass Ralph Hasenhüttl mit dem Fokus einer sichereren Defensivarbeit wieder ein Fundament geschaffen hat, auf dem man aufbauen kann. Hilft ja am Ende alle schöne spieltaktische Weiterentwicklung und Flexibilität nichts, wenn du dir dabei hinten die Tore viel zu einfach fängst. Das ist inzwischen viel seltener der Fall als noch in der Hinrunde, auch wenn natürlich Negativbeispiele wie gegen Köln bleiben.
Europa League vs. Bundesliga
Weiterhin interessant, dass Ralph Hasenhüttl seinem Credo treu bleibt, in Europa nicht zugunsten der Bundesliga abzuschenken. In der Winterpause hatte Ralf Rangnick die Europa League noch ein wenig verächtlich betrachtet, weil dort kein Geld zu verdienen ist und die erneute Qualifikation für die Champions Leaguefür den Klub wichtiger sei.
Das ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins sicherlich richtig (auch wenn man in der Europa League auf lange Sicht über Vermarktung und TV-Gelder auch nicht unwesentlich Geld verdient, wenn man Erfolg hat, aber halt auch deutlich weniger als in der Champions League). Für die Weiterentwicklung von Spielern und Team ist die Herangehensweise von Hasenhüttl, in Europa sein Topteam auflaufen zu lassen und dann in der Bundesliga in Sachen Belastungssteuerung genauer hinzuschauen, aber vermutlich sogar sinniger.
Denn mit dieser Herangehensweise baut man auch eine gewisse permanente Siegermentalität im Verein auf, die man letztlich braucht, wenn man dauerhaft ein Team sein will, das mit der Doppelbelastung Europa und Bundesliga umgehen kann. Sprich, die Spieler sammeln in dieser Saison wertvolle Erfahrungen, wie man unter der Woche in St. Petersburg antritt, um dann am Wochenende gleich wieder voll fokussiert in das nächste Spiel zu gehen. Diese Erfahrung wird Richtung kommender Saison (falls man wieder europäisch spielt) unheimlich wertvoll sein.
Das ist genau das, was die Bayern völlig selbstverständlich in ihrer DNA haben, dass sie nach einem Europapokalabend am Wochenende auch in Augsburg wieder in der Lage sind, drei Punkte mitzunehmen. Das ist natürlich nicht nur eine Frage der Psychologie, sondern auch der sportlichen Qualität (Stichwort Spielkontrolle durch Ballbesitz). Aber den psychologischen Aspekt, zu wissen wie man sich alle drei, vier Tage neu motiviert und fokussiert und auch die gesammelten Erkenntnisse, wie der eigene Körper auf die Belastungen reagiert und wie man am besten damit umgeht, sollte man nicht vernachlässigen.
Daneben ist es auch für das Renommee des Vereins unheimlich wichtig, nicht einfach einen Wettbewerb abzuschenken. Im Hinblick auf mögliche neue Sponsoren, aber auch als Signal an neue Spieler, dass man in Leipzig als junger Spieler nicht nur entwickelt wird, sondern auf hohem Niveau auch immer angegriffen wird.
Klar, man wird vielleicht am Ende der Saison diskutieren können, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, die Europa League mit weniger Ehrgeiz anzugehen. Zumal falls man am Ende knapp an einem Champions-League-Platz scheitern sollte. Aber aktuell könnte man dem auch entgegen halten, dass man nicht deswegen nicht auf einem Champions-League-Platz steht, weil die Doppelbelastung es verdorben hat, sondern weil RB Leipzig in ein paar Spielen Punkte liegengelassen hat, die man nicht liegenlassen sollte. Mag sein, dass da auch mentale Müdigkeit eine Rolle spielte, vor allem war es aber auch ein Problem der spieltaktischen Fähigkeiten, Spiele aus der Führung heraus auch mal im Ballbesitz zu kontrollieren.
Alles in allem
Trotz dieses Problems mit der Spielkontrolle über Ballbesitz und trotz der Probleme im vordersten Spielfelddrittel gegen tiefstehende Gegner und trotz einiger ergebnistechnisch schlechten Phasen bleibt insgesamt ein positives Fazit der 14 Spiele seit der Winterpause. Weil RB Leipzig sich defensiv wieder stabilisiert hat und weil man taktisch sowohl in Sachen Formation als auch in Sachen taktischer Umsetzung flexibler geworden ist und sehr unterschiedliche Stile gespielt hat.
Dass dabei zwischendurch die Ergebnisse ein wenig auf der Strecke geblieben sind, ist halt der Wermutstropfen, wegen dem man nach der bisherigen Rückrunde eigentlich am selben Punkt steht wie zur Winterpause. Dass ein ‘was wäre gewesen, wenn’-Gefühl bleibt und dass in der Bundesliga wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Die entscheidenden vier, fünf Punkte (oder zusammen mit der Phase vor der Winterpause eigentlich sieben, acht Punkte) fehlen nicht wegen der Stärke der Gegner, sondern weil man selbst in Spielen gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte nicht routiniert und abgeklärt genug agiert hat. Das ist gewissermaßen nachvollziehbar bei einem weiterhin jungen Team und bei einer Mannschaft, die unter der Saison nicht so viel Zeit hat, gerade Ballbesitzstrukturen intensiv einzustudieren, aber es bleibt halt eben auch ein bisschen ärgerlich, dass man sich neben dem Riesenerfolg des Viertelfinales der Europa League nicht auch in der Bundesliga mit mehr Punkten belohnt hat.
Für den Rest der Spielzeit bleibt halt die Frage, wohin die Wege gehen. Maximal zwölf Spiele warten noch bis Mitte Mai, wenn man denn in der Europa League alle Spiele mitnehmen würde. Mit Olympique Marseille hat man im Viertelfinale ein 50:50-Spiel vor der Brust. In der Bundesliga klingt es aus allen Spieler-Kehlen, dass man sich für die Champions League qualifizieren will (also ein Ziel im Sinne eines Wunsches formuliert, nicht im Sinne einer Pflicht, um bei den semantischen Feinheiten zu bleiben). Das gibt eine Menge Highlight-Spiele und vor allem viele Spiele, in denen es auch um sehr viel geht und in denen man auch die Frische im Kopf braucht, die laut Hasenhüttl angesichts des engen Spielrhytmus so schwer herzustellen ist. Auch auf die neu gewonnene Stabilität und Balance wird es ankommen und man wird vor allem vermeiden müssen, dass man wie in den letzten Wochen unnötig Punkte liegenlässt. Wenn sich dann auch noch zwei, drei prägende und tragende Spielerköpfe herausschälen könnten (Keita hatte diesbezüglich zuletzt wieder starke Ansätze), die es konstant über die Saison nicht so richtig gab, wäre das sicher auch hilfreich. Werden spannende Wochen bis Mitte Mai.
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Toll geschrieben & zielgenau auf den Punkt gebracht.
Blogerkenntnis: das Glas ist halbvoll.
Und da hast Du meine 100%ige Zustimmung.
Sehr gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht.
Sich mit den Besten zu messen, ist eines der wichtigesten Erfahrungen einer jungen Mannschafft.
Und auch für das Trainerteam.
Wie eben auch gestern als Timo Werner erstmals gegen zwei der Besten IV der Welt gespielt hat wie Ramos und Pique. Aber solche Spiele brauchen die Jungs für ihre Entwicklung.
Ja, es ist ein Spiel mit dem Feuer, das man für die CL/EL mit der A-Elf spielt und ggf. in der Buli Punkte liegen lässt und dann reicht es am Ende nicht für die CL und Platz 5/6.
Aber das ist die 2. Saison der Rasenballer und voll im Soll. Man (Medien) darf halt nicht die 1. Saison, wo das Team eher überperformt hat vergleichen. (Darum srcolle ich auch immer über die Randbemerkung 1 bei deiner Buli-Analyse hinweg, sorry)