RB Leipzig in der Regionalliga Nordost 2012/2013

Hier an dieser Stelle gab es ja erst ganz kürzlich einen Blick auf die neue Regionalliga Nordost vor dem Hintergrund neu gewonnener Reisefreiheiten. Viel wichtiger sind aber natürlich die sportlichen Aussichten in der neuen Saison, in einer teilweise recht neuen Staffel. Und nach dem EM-Aus ist ja vielleicht Ablenkung gen Zukunft auch gerade gefragt

Blickt man ernsthaft über die Regionalliga Nordost bleibt als einziger wirklicher Konkurrent nur Carl Zeiss Jena bestehen. Und auch hier rekrutiert sich die Annahme eher aus dem Vereinsnamen als aus überbordender sportlicher Klasse. Nach dem Abstieg aus der dritten Liga ist die Mannschaft komplett auseinander gebrochen. Bisher stehen außer Torhüter Berbig, den ehemaligen Chemnitzern Marcel Schlosser und Matthias Peßolat und dem allseits bekannten ehemaligen RasenBallsportler Tom Geißler nur eine Handvoll Junioren und junge Spieler im Kader. Jena wird letztlich – auch wenn die genaue Zusammensetzung noch unklar ist – eine gut gemischte Mannschaft aus Erfahrung und Zukunft an den Start bringen. Dass sie damit aber tatsächlich ganz oben landen können, halte ich insgesamt für unwahrscheinlich, auch wenn man in Jena ein wenig davon träumt. Einzig des Trainers Petrick Sander klaren taktischen Vorstellungen könnten hier ein Hoffnungsschimmer auf größeres sein.

RB Leipzig macht unter Beteiligung von Carl Zeiss Jena also die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost vermutlich mit sich selbst aus. Dahinter wird es dann schon schwieriger die Lage einzuschätzen. Zu vermuten ist, dass es zwischen Platz 3 und der Abstiegszone ein ziemlich breites Mittelfeld gibt, das folgende Teams umfasst: Berliner AK, ZFC Meuselwitz, VFC Plauen, Hertha BSC II, 1.FC Magdeburg, FSV Zwickau und mit Abstrichen VfB Auerbach, Germania Halberstadt und Lok Leipzig. Mal der Reihe nach.

Beim Berliner AK sieht es so aus, als würde sich im Vergleich zur Vorsaison nicht viel bzw. nichts zum Negativen verändern. Dank DFB-Pokal dürften sie auch die nötigen Einnahmen haben. Da sie bereits letztes Jahr die positive Überraschung der Regionalliga und das drittstärkste NOFV-Team hinter Halle und RB Leipzig waren, darf man auch dieses Jahr mit ihnen rechnen. Aber nur ab Platz 3 abwärts.

Beim ZFC Meuselwitz und beim VFC Plauen wird seit langem auf ordentlichem Regionalliganiveau gearbeitet. In den letzten Jahren hatte man mit dem Abstieg nie etwas ernsthaft zu tun. Beide Mannschaften verlieren zur neuen Saison eher an sportlicher Qualität, zudem schnallt man in Plauen den Gürtel finanziell enger. Trotzdem werden beide Teams irgendwo um die Plätze 5 bis 10 mitspielen.

Zu Hertha BSC II kann man nicht viel sagen. Als U23-Team sieht man deren tatsächliche Stärke immer erst, wenn die Saison beginnt. Es wird auf jeden Fall für die obere Tabellenhälfte reichen, aber auf keinen Fall für ganz oben.

So ähnlich dürfte es in Magdeburg und in Zwickau aussehen. Der ehemalige Europacupsieger aus Sachsen-Anhalt steht vermutlich vor einer Übergangssaison. Nach der Ära der Cottbuser soll nun der Ex-Halberstädter Andreas Petersen als Coach die Mannschaft in die Zukunft führen. Dazu hat er erst einmal an einigen Kaderpositionen geschraubt und auch gute Regionalliga-Klasse engagiert (Moslehe und Boltze bspw.). Das reicht zwar für eine ordentliche Qualitätssteigerung im Vergleich zur vergangenen Katastrophensaison, als man abgestiegen wäre, wenn es denn Absteiger gegeben hätte, aber es reicht auch noch lange nicht für ganz oben. Wo man ja in Magdeburg eigentlich immer und möglichst schnell hin will.

In Zwickau liegt der Fall etwas anders. Als überlegender Aufsteiger aus der Oberliga kann man auf einen eingespielten und gewachsenen Kader blicken, der für die Regionalliga nur punktuell verändert wird. Nimmt man die Qualität vom letzten Jahr wird man damit im gehobenen Mittelfeld mit Blickkontakt nach oben landen, so nichts außergewöhnliches passiert. Vermutlich kommt es dabei aus RB-Sicht zum Wiedersehen mit einem RasenBallsportler der ersten Stunde, Stefan Schumann, der 2010 nach einem Jahr RB nach Zwickau wechselte.

Die Dreiergruppe Germania Halberstadt, VfB Auerbach und Lok Leipzig ist aus unterschiedlichen Gründen schwer einzuschätzen, keins der Teams sollte aber etwas mit dem Abstieg zu tun haben. Bei Germania Halberstadt dürfte es die große Frage sein, wie der Umbruch hin zum Neucoach Willi Kronhardt gelingt. Im Kader blieb nach dessen Verpflichtung kaum ein Stein des bis dato funktionierenden Gebildes auf dem anderen. Kronhardt mag in der vergangenen Rückserie bei Lok Leipzig gute Arbeit geleistet und den Aufstieg (über Platz 6!) gesichert haben. So überragend war die Serie dann aber auch nicht (unter anderem Niederlagenserie über vier Spieltage), als dass man nun von einem neuen Wundertrainer ausgehen muss. Es wird sich beim Halberstädter Neuanfang zeigen müssen, in welche Richtung Kronhardts Karriere und Halberstadts Saison geht.

Der VfB Auerbach fällt mir sehr schwer einzuschätzen. Seit Jahren eine solide, unangenehm zu bespielende Oberliga-Mannschaft hat man nun endlich einmal (völlig verdient) den Sprung in die Regionalliga geschafft. An Philosophie (pure Amateure) und Spielweise (viel Kampf und Einsatz) wird sich im Vogtland nichts ändern. Für größere Ambitionen reicht das trotzdem nicht. Aber fürs Etablieren in der Regionalliga sollte es auf jeden Fall langen.

Bleibt Lokalrivale Lok Leipzig zu nenne, die für mich auch eine kleine Wundertüte sind. Letzte Saison hat man sich eher ins Aufstiegsziel gerettet. In der neuen Saison wird sich die Kaderzusammensetzung nur unwesentlich verbessern. Sprich, man geht mit einem Kader, mit dem man letztes Jahr knapp aufgestiegen ist, in ein neues Spieljahr in einer höheren Liga. Das klingt zuerst einmal nicht sonderlich herausragend, aber aus irgendeinem Grund glaube ich nicht, dass Lok irgendetwas mit dem Abstieg zu tun hat. Vielleicht liegt das an der prima erscheinenden Wahl von Marco Rose als Coach, der viel Ruhe und Kompetenz ausstrahlt. Andererseits ist es bei Lok ja auch immer aus dem Umfeld heraus ein wenig extrem. Wenn es läuft, wird es schnell euphorisch, wenn es nicht läuft, dann kann die Stimmung schon mal schnell runterziehen. Letztes Jahr hatte man das teilweise fast im Spieltagsabstand, dass die Spieler verhöhnt und anschließend gefeiert wurden. Nächste Saison wird man bei Lok wohl viel Unterstützung brauchen. Dann aber kommt man auch um den Abstiegskampf rum.

Ganz tief im Abstiegskampf sehe ich die U23 von Energie Cottbus, die schon letztes Jahr kein regionalligataugliches Niveau aufwies und in dieser Saison mit Andy Hebler bspw. den besten Torschützen (an Kiel) verloren hat. Für mich sind die Lausitzer die Abstiegskandidaten Nummer 1.

Bleiben noch die vier aus dem Norden, die ich vermutlich nur aus Unkenntnis derer verschiedenen Situationen als jene Teams ausmache, die den zweiten Abstiegsplätze unter sich ausmachen. Union Berlin II, Optik Rathenow, TSG Neustrelitz und Torgelower SV Greif. Da mir dazu wirklich kaum etwas einfällt, lasse ich das mal so stehen, nicht ohne zuzugeben, dass aus diesem Kreis wohl das Team kommen könnte, das mich persönlich im neuen Spieljahr am positivsten überrascht.

Das ergibt dann insgesamt und ganz ungefähr folgende Tabelle. Plus/ minus x.

  • RB Leipzig
  • Carl Zeiss Jena
  • Hertha BSC II
  • Berliner AK
  • 1.FC Magdeburg
  • FSV Zwickau
  • ZFC Meuselwitz
  • VFC Plauen
  • Germania Halberstadt
  • VfB Auerbach
  • Lok Leipzig
  • Union Berlin II
  • Optik Rathenow
  • TSG Neustrelitz
  • Torgelower SV Greif
  • Energie Cottbus II

Fazit: Im Normalfall gibt es in dieser Saison tatsächlich vor dem Erreichen der Relegation keine ernsthafte Konkurrenz für RB Leipzig. Nur, wenn man an die letzten zwei Jahre denkt, was ist in diesem Verein schon sportlich und auch nichtsportlich normal. Trotzdem, wenn sich ein Mannschaftskern herausbildet, der tatsächlich aufsteigen will und Bock auf Fußball hat, dann steht der Meisterschaft und zwei Aufstiegsspielen nichts im Wege. Wie die dann ausgehen, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt. Und auch wenn es mir der eine oder andere nicht abnehmen mag, ich freue mich auf die neue Saison und finde die Liga eigentlich nicht unattraktiv. Schon gar nicht so unattraktiv wie sie gelegentlich geredet wird. In Bezug auf die Vorfreude starten ja glücklicherweise nächsten Mittwoch (04.07.) schon die Testspiele und man kann anfangen, sich ein eigenes Bild von Kader und Form machen. Wird nicht unspannend.

2 Gedanken zu „RB Leipzig in der Regionalliga Nordost 2012/2013“

  1. Ein Mannschaftskern der aufsteigen will, wer soll das sein?
    Ich finde die Liga mäßig attraktiv, gehe zu den Heimspielen hin.
    Ein Vorbereitungsspiel unter P.P. werde ich nicht besuchen, unter einem anderem TRAINER sind mein Sohn (4 Jahre) und ich dabei.
    Jena wird uns Probleme bereiten, da bin ich mir sicher, das Trainerteam ist (leider) besser als unseres.
    Union muß jetzt gegen uns spielen, das freut mich sehr!
    Ansonsten sehr schöner Beitrag, steckt mal wieder viel Arbeit und “Herzblut” drin, welches unserer Mannschaft leider bisher fehlt…

  2. uninteressant in dem Hinblick das diese Liga wirklich Regional sein wird…von der Spielklasse würde ich sagen ist es ein Abstieg – denn hier wird sich noch mehr “Kampf” bzw “Rumpelfußball” mit ansehnlichem Fußball mischen…man darf gespannt sein

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