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So ist es halt, wenn man mit Menschen zu tun hat

Kurz vor Ende der Winterpause war wieder mal Podcastzeit. In großer Runde haben wir auch zeitmäßig das ganz große Brett gebohrt. Zu Gast waren Co-Gastgeber und künftiger König über die Livestreams des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Dirk Hofmeister, der König des Livetickers Ulli Kroemer von der Mitteldeutschen Zeitung und der König der bösen Twitterzunge Kai.

Zusammen drehten wir jeden Stein sportlicher und nichtsportlicher Natur des Trainingslagers um und folgerten daraus auf die zukünftigen sportlichen Chancen von RB Leipzig. Um ganz sicher zu gehen, wurden auch noch mal die Karten bemüht, um den Verlauf des RB-Fußballjahrs 2016 final zu klären. Dazu Testspiele, wechselnde und nicht wechselnde Spieler, die Trennung von Tino Vogel und einiges mehr, was die Stille zwischen den Getränken reduzierte.

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Fragmente zu einem Trainingslager zwischen Liveticker und Klassenfahrt

Trainingslager. Ende. Heute. Zumindest für RB Leipzig. (Endlich.)

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Manchmal weiß man gar nicht mehr, ob Trainingslager in erster Linie Kommunikationsinstrumente oder sportlich wichtige Institutionen sind. Von Sockengolf bis Nutellaersatz wurden rund um RB Leipzig in den letzten knapp zwei Wochen auf den verschiedensten Kanälen alle Dinge durchgekaut, die irgendwie vernünftig mit den Kommunikationsideen des Vereins zu vereinbaren waren.

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Gerade mal drei Medien versuchten sich mit tagesaktueller Berichterstattung über RB Leipzig aus Belek. BILD, LVZ und Mitteldeutsche Zeitung waren mit dreieinhalb Journalisten vor Ort (ein halber, weil die MZ ein Teil der Zeit mit zwei Leuten da war). Der MDR begleitete die Geschichte auf extremer Schmalspur, der Kicker fast ebenso, Sport1 ließ es diesmal gleich ganz sein. Durchaus erstaunlich, dass das mediale Interesse am Team, das in die Bundesliga strebt, eher überschaubar blieb.

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Zur Rolle des lokalen Sportjournalismus rund um RB Leipzig

Ihr müsst alle ein bisschen ruhiger werden. Ihr habt lange genug auf hochklassigen Fußball gewartet. (..) Ihr müsst alle auch das realisieren, was hier im Moment passiert und nicht schwarz-weiß denken, sobald wieder irgendwas nicht passt. Das hilft den Jungs nicht weiter, das hilft uns Trainern nicht weiter, das hilft euch nicht mal ansatzweise Zeitungen zu verkaufen. Aber das interessiert euch eh nicht, ihr macht halt euern Job. (Alexander Zorniger in der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den VfL Bochum)

Medienkritik war eine der Randgeschichten des Spiels zwischen RB Leipzig und dem VfL Bochum. Schon in der Spielanalyse hatte Zorniger ein paar Spitzen eingebaut, die sich mehr oder weniger eindeutig gegen die anwesende (und vielleicht auch nicht anwesende) schreibende Zunft richteten (“Macht nicht immer Spaß mit euch zu arbeiten”, “Müsst ihr euch nicht was aus den Fingern saugen, was in der Regel eure Spezialiät ist”), um dann auf Nachfrage, warum denn diese Kritik jetzt nötig ist, auf obig zitiertes zurückzugreifen.

Man muss die Aussagen sicherlich auch vor dem Hintergrund einer Woche zur Kenntnis nehmen, in der in Sachen Berichterstattung rund um RB Leipzig Absurditäten auf extrem hohem Niveau produziert wurden. Das ging damit los, dass nach der Niederlage in Nürnberg, dem zweiten schlechten Saisonspiel in bis dahin zehn Versuchen als Zweitligaaufsteiger, stellenweise eine ziemliche sportliche Weltuntergangsstimmung beschrieben wurde. Und es ging damit weiter, dass im Verlauf der Woche die Zorniger-Neururer-Debatte bis hin zu einem “Hass-Duell” aufgeladen wurde, was angesichts der real passierenden Geschichten und der Versuche beider Trainer, sich völlig entspannt, aber nicht unkritisch gegenseitig ihres Respekts zu versichern, fast schon wie der Versuch der bewussten Brandstifung wirkte.

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“Fußball ist richtig geil und macht Spaß”

Ein Video (broken Link) hält derzeit Teile der Online-Welt in Trab. Na klar, eines das mit RB Leipzig zu tun hat. Peinlich, lachhaft, hohl, zum fremdschämen, etc. Die Begrifflichkeiten, die dem Filmchen angehangen werden, sind in der Wortwahl eindeutig.

Es geht in dem Beitrag um die Rentnerin Karin, die zum ersten Mal zum Fußball geht. Zu RB Leipzig. In die Red Bull Arena. Und zwar nicht allein oder mit Freunden, sondern mit einer Kamera. Weil: Karin ist das Aushängeschild von “Karin auf Zack” [broken Link], ein Format in dessen Rahmen sie regelmäßig irgendwelche Sachen macht, die man beim ausstrahlenden MDR offenbar für renteruntypisch hält (wie zum Beispiel ins Fitnessstudio gehen oder skypen). Gesendet werden die Schnipsel dann in der MDR-Sendung “hier ab vier” [broken Link]. “Karin auf Zack” ist also eine Sendung von einer Rentnerin für eine Rentnerin, quasi um die ältere Zielgruppe über Karin an einer Welt teilnehmen zu lassen, die der Zielgruppe sonst anscheinend nicht zugänglich wäre.

Das wäre, so wie 95% der Beiträge bei “hier ab vier”, alles nicht weiter von Belang, wenn es nicht um RB Leipzig ginge und online veröffentlich worden wäre. So ergießt sich in leichter Verzögerung (die Sendung ist ja schließlich schon fünf Tage alt) via diverser Online-Kanäle der Spott über Sendung, Protagonisten und Verein, weil aus Zuschauersicht offenbar alle gleichermaßen von der Sachunkenntis einer Bisher-noch-nicht-Fußballbesucherin negativ bestrahlt werden. Und Fußball ist doch schließlich was für coole Bescheidwisser und schon seit mindestens 15 Jahren das Abseits Verstandenhaber.

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Finale auch bei “Fußball nach Plan”

Nachdem letzten Mittwoch die Saison der RasenBallsportler zu Ende ging, zog am Samstag die sechsteilige Doku „Fußball nach Plan“ über RasenBallsport im Speziellen und Fußball-Leipzig im Allgemeinen nach (nach Folge 1 hatte ich schon einmal einen kurzen Blick auf die Sendung geworfen) und beendete ihr Kurzgastspiel nach insgesamt 90 ‘Spiel’minuten. Für Menschen, die am Leipziger Fußball in ihrem Alltag aus welcher Perspektive auch immer halbwegs dran sind, war die Serie sicherlich nur wenig überraschend, geschweige denn tiefgründig. Ein paar bekannte Gesichter hier, ein paar weniger bekannte Gesichter dort. Journalisten, Bürgermeister, sportlich Verantwortliche, und Fans. Dazu die typische pseudo-objektive Kameraführung, die im Zusammenhang mit Doku-Soaps wohl üblich ist. Das alles verbal zugespitzt unter dem Motto „ein Marketingprojekt mit sportlichen Ambitionen“ (Untertitel zu Folge 2) vs. Tradition und Ablehnung, ohne dass man aus der filmenden Scheindistanz die Widersprüchlichkeiten dieser Realität hätte einfangen können.

So weit, so zumindest für Außenstehende auch gar nicht so schlecht. Mein persönliches Highlight bei den dann doch gelegentlich netten Blicken hinter die Kulissen war der Auftritt des ehemaligen Pressechefs Hans-Georg Felder bei einer Fan-Veranstaltung nach der desaströsen Niederlage gegen Holstein Kiel (Folge 4, ab 7:30). Schon sein Eintreffen am Veranstaltungsort unterlegt mit den sarkastischen Worten „Na das ist ja überschaubar hier“ hätte Legende-Potenzial. Wie er aber anschließend grinsend und belustigt die Fankultur seziert, die seiner Meinung nach offenbar zu verkopft daher kommt und sich über den Ruf „Schieri im Praktikum“ lustig macht, das ist großes Kino. Thomas Linke windet sich derweil, scheinbar nicht sonderlich überzeugt vom Felderschen Fan-Krisenmanagement, auf seinem Stuhl, als würde der ihm zu heiß weißen.

Ironie der Geschichte, dass beide Herren bei RasenBallsport Leipzig schon wieder Geschichte sind. Die Frage, wer welchem der beiden Funktionäre mehr hinterher trauert, soll hier und heute nicht beantwortet werden..

Die sechs Folgen der Doku „Fußball nach Plan“ gibt es allesamt in der Mediathek des MDR [broken Link]. Jede der Folgen widmet sich einem eigenen Thema (in chronologischer Folge): die Entstehung von RasenBallsport Leipzig, das Derby Lok gegen FC Sachsen, das Derby FC Sachsen gegen RasenBallsport, das Fanumfeld, der RB-Nachwuchs und die sportliche Lage/ der sportliche Misserfolg.

RB Leipzig und der geplante (Marketing-)Fußball

Nun, so lange, wie die ganzen Trainerdebatten bei RB Leipzig im halboffiziellen, medialen Bereich verhandelt werden und was heute als klar beschrieben wird, morgen schon wieder verschoben wird oder ganz neu sein kann, so lange bleibt Zeit sich um andere Themen zu kümmern. Eins davon ist die sechsteilige Doku über Fußballleipzig im Allgemeinen und RB Leipzig im Speziellen „Fußball nach Plan“ [broken Link]. Diese ist letzten Samstag im MDR gestartet und wird fortan an genau diesem Tag jeweils um 18 Uhr für 15 Minuten laufen.

Teil 1 behandelte [broken Link] mehr oder weniger die Anfänge von RB Leipzig. Fußballleipzig, die Bipolarität Lok vs. Chemie, der Einstieg von Red Bull, etc. Alles nicht sehr neu für jene, die RB Leipzig seit Vereinsgründung vor zwei Jahren interessiert begleiten. Aber vielleicht richtet sich die Doku ja auch an ein ganz anderes Zielpublikum.

In Teil 1 zu sehen auch die üblichen Leipziger Gesichter. Burkhard Jung darf das Jobwunder RB Leipzig und die Bundesliga beschwören und macht es seinen Kritikern sehr einfach, weil die von ihm prognostizierten, tausenden entstehenden Jobs natürlich vor allem prekäre Jobs sind. Kellner, Bratwurstverkäufer, Hotelangestellte und Co. Andererseits ist ein Bundesligaverein natürlich ein Imageträger, den man gar nicht hoch genug schätzen kann. Die Bundesliga ist ein weltweit wahrgenommenes Ereignis und wenn man bedenkt, dass man mit dem Wort Cottbus in seinem Pass an einem ausländischen Flughafen durchaus in ein Fußballgespräch verwickelt werden kann, dann weiß man, welche Außenwirkung mit einem Bundesligaverein verbunden sein kann. Wobei ich keine Studien und Zahlen kenne, die belegen, dass aus solcher Art Bekanntheit der Stadt auch ein direkter Vorteil erwächst. Aber vermutlich ist das wie mit Facebook-Freunden. 180.000 Freunde bedeuten per se noch nichts, man muss was mit ihnen anfangen, sie anzusprechen wissen. RB Leipzig und der geplante (Marketing-)Fußball weiterlesen

RB Leipzig und der Versuch von Normalität

Leipzig war bei Standards gefährlich. (Thorsten Gutzeit, Trainer bei Holstein Kiel nach der Partie (broken Link) bei RB Leipzig)

Wie deprimierend ist das denn. Da fährt RB Leipzig 2 Wochen lang ins Wintertrainingslager, holt mit Thiago Rockenbach eine kreative Schlüsselfigur und startet mit viel Hoffnung auf auch spielerische Entwicklungen in die Rückrunde. Und wofür wird man gelobt? Für Standards! Also das, was unisono in der Hinserie bei den Konkurrenten die Antwort war, wenn man sie nach den Stärken von RB Leipzig befragte. Standards! Ts.

Mit ein wenig Abstand wird das Spiel von RB Leipzig gegen Holstein Kiel nicht besser, aber man kann es gelassener betrachten. Es war wohl einer jener Tage, an denen Fußballspiele eine Eigendynamik kriegen, die man nur schwerlich stoppen kann. Das gibt es im positiven oder wie am Freitagabend bei RB eben auch im negativen. Da startet das Team 20 Minuten lang mit funktionierender Taktik, macht hinten die Räume eng und hält so den Gegner vom Strafraum weg, lässt den Ball laufen, kreiert sogar die eine oder andere gefährliche Situation und schießt ein Tor. Und dann kommt eine Standardsituation, in der die Innenverteidigung schlecht aussieht und den Torschuss nicht mit letzter Konsequenz verhindert und das Spiel bricht in sich zusammen. RB Leipzig und der Versuch von Normalität weiterlesen

Manchmal ändern sich Dinge nicht

Ach lieber MDR, dieses hier wussten Sie vor einer Woche über die Trainersuche bei Carl Zeiss Jena zu berichten:

Einen kurzen Anfahrtsweg hätte auch Tino Vogel, der wie Weber in Jena ein Häuschen gebaut hat. Allerdings ist der 41-Jährige nicht vereinslos, sondern bei RB Leipzig unter Vertrag. Er coacht die A-Junioren und bescheinigt auf MDR-Anfrage, dass er viel Spaß dabei hat. Eine Männermannschaft reize natürlich, sei aber im Moment kein Thema, versichert Vogel und schiebt hinterher, dass es bezüglich des Trainerpostens keinerlei Kontakt mit Carl Zeiss gegeben habe. (mdr.de [broken Link] am 07.10.2010)

Klingt danach als hätte ein Trainer relativ deutlich gesagt, dass er kein Interesse an dem Job hat, für den Sie ihn ins Spiel bringen. Was aber machen Sie daraus:

Manchmal ändern sich aber Dinge bekanntlich schnell.

Wozu fragen Sie eigentlich bei Tino Vogel nach, wenn Sie hinterher eh schreiben, was Sie wollen? Einem Trainer, der einen Job mit den Worten „kein Thema“ abtut, gleich zu unterstellen, dass das Dementi nichts wert ist, ist ziemlich ähm unjournalistisch. Erinnert ein wenig an das Spiel vor Entlassungen. Woche für Woche fragen Zeitungen und Fernsehsender danach, wie lange sich Trainer XY noch halten kann, um die folgenden Dementis der Vereinsspitzen als Lippenbekenntnisse abzutun und weiter den Trainer zu demontieren bzw. öffentlich Druck aufzubauen, um dann bei der tatsächlichen Entlassung die rückratlose Vereinsführung und das miese Profigeschäft anzuprangern.

Ach ja, Trainer in Jena wurde übrigens Wolfgang Frank. Den hatten Sie, lieber MDR gar nicht auf der Rechnung. Nicht schlimm, was interessieren schon falsche Gerüchte von gestern..

Zwischen Leitartikeln und Qualitätsjournalismus

Wenn sich der Leitartikel auf der Titelseite der LVZ mit Fußball beschäftigt, dann geht es meist um besonderes. Die Fußball-WM beginnt, Deutschland schießt sich ins Halbfinale, Bayern München als Champions-League-Finalist, der Einstieg von Red Bull im Leipziger Fußball, Gewalt. Auch am heutigen Tag darf Sportchef Winfried Wächter auf Seite 1 über Fußball sprechen. Warum? Weil RasenBallsport Leipzig drei Mal in Folge unentschieden spielte: „RB-Magerkost trotz großer Pläne“. Wow, ein durchwachsener Saisonstart in Liga 4 reicht für einen Leitartikel? Hätten eigentlich drei Siege in Folge auch Newswert gehabt? Der leicht hämischen Kritik der Leipziger Volkszeitung setzt der MDR in seiner Berichterstattung im „gut verdienende Profis dürfen nicht schlecht Fußball spielen“-Tenor den deutlicheren Ton entgegen und schafft es, sich im Spiel(!)bericht zum Hannover-Spiel, die Hälfte der Zeit mit der möglichen Entlassung des Trainers auseinanderzusetzen, die aber, so dürfte man auch beim MDR wissen, vereinsseitig gar nicht diskutiert wird. Stellt sich doch die Frage, ob die MDR-Redakteure über die selbe hohe Qualitätslatte springen könnten, die sie selbst für Fußballprofis auflegen..