Kaderrückblick RB Leipzig: Bundesliga 2017/2018 – Teil II

Weiter geht es mit der Saisonaufarbeitung. Diesmal mit Teil II der Betrachtungen zu den einzelnen Spielern des RB-Kaders. Nach den Torhütern und Verteidigern sind heute die Mittelfeldspieler und die Stürmer dran. Geordnet ist die Übersicht nach Positionen (Mittelfeld, Sturm) und innerhalb der Positionen nach Einsatzzeit.

Mittelfeld

Diego Demme (26 Jahre, 41 Spiele, 3073 Minuten): Es gibt bei RB Leipzig ja wenig verlässlicheres als ein Diego Demme, der sich gegen alle Konkurrenz seinen Platz im Mittelfeld behauptet. Auch in diesem Jahr wieder. Trotz Keita, Kampl, Laimer oder Ilsanker hat er auf der Sechs die meisten Minuten gesammelt. Von den Kilometern ganz zu schweigen, denn im Bereich Laufaufwand ist Demme ja schon traditionell der Akteur bei RB Leipzig, der die höchsten Werte aufweist. Letztlich bleibt es auch dabei, dass Demme mit seiner Spielweise nicht spektakulär, aber für das Gesamtgefüge unheimlich wichtig ist. Weil er mit seinem Laufaufwand nicht nur Lücken schließt, sondern in seiner wichtigeren Rolle in einer Mannschaft mit viel Ballbesitz vor allem auch permanente Anspielstation und Absicherung für die Akteure vor ihm ist. Entsprechend dieser vor allem als Verbindungsglied gemeinten Rolle ist Diego Demme auch der Spieler bei RB Leipzig, der vor allem an der Entstehung von Toren beteiligt ist, aber nur ganz wenige direkt vorbereitet, geschweige denn selber schießt. Sieben vorletzte Pässe vor Toren (also die Vorlage zum Assist) sind Topwert bei RB Leipzig. Insgesamt war er 14mal an dem Angriff beteiligt, der zu einem Tor führt, ohne dass es Vorlage oder Tor war. Auch das Topwert bei RB. Demme führt vergleichsweise viele Zweikämpfe und gewinnt sehr ordentliche 53%. Er zieht deutlich mehr Fouls als er selber begeht. Er betreibt auf dem Platz wenig Schnickschnack, ist ein recht schlauer, klar agierender Spieler. Das hat ihn vor einem Jahr bis in die Nationalmannschaft gebracht. In dieser Spielzeit rückte er mit seiner unspektakulären Art ein wenig in den Hintergrund, war aber trotzdem über die Saison gesehen der wohl konstanteste und verlässlichste Spieler bei RB Leipzig. Auch schon normal geworden, dass einen das inzwischen nicht mal mehr überrascht.

Diego Demme. | GEPA Pictures - Thomas Bachun

Naby Keita (23 Jahre, 39 Spiele, 2975 Minuten): Irgendwie eine Saison, nach der man nicht so richtig weiß, wie man sie bewerten soll. Wenn man normale Bundesliga-Maßstäbe anlegt, dann war es zumindest eine gute Saison von Naby Keita. Wenn man Keita-Maßstäbe anlegt, dann war sie wohl eher so durchschnittlich. Heißt dann eben auch, dass man sich von dem Mittelfeldmann mehr an Konstanz und Weiterentwicklung gewünscht hätte, was dann dazu führt, dass immer so eine kleine Enttäuschung über die Leistungen von Keita mitschwingt. Enttäuschung über drei Platzverweise im RB-Trikot (und da hätten auch noch ein, zwei dazukommen können). Enttäuschung darüber, dass aus der Balleroberungsmaschine des Vorjahres einer wurde, der oft zu weit weg von den entscheidenden Zonen schien. Enttäuschung auch über nur fünf Torvorlagen eines Spielers, dem oft noch das perfekte Timing für die Pässe in die Tiefe fehlt, wenn er sich im Eins gegen Eins mal Räume verschafft hat. Auf der anderen Seite war Keita trotzdem noch ein sehr effizienter Dribbler und brauchte in der Liga nur sieben Schüsse pro Tor (was für einen Mittelfeldmann ein sehr guter Wert und in der abgelaufenen Saison ein besserer Wert als der von Timo Werner ist). Manchmal hatte man das Gefühl, dass Keita mit seiner Spielweise schlechter eingebunden wird als noch in der Vorsaison und er so zum Alleinunterhalter wird. Keita gegen den Rest der Welt ist aber auch kein funktionierendes System, auch wenn da immer mal spektakuläre Highlight-Szenen herauskommen. Es war für Keita eine gute Saison, aber die Mannschaft als Kopf des Teams durch die Saison zu tragen, konnte der 23-Jährige aus verschiedenen Gründen nicht leisten.

Kevin Kampl (27 Jahre, 37 Spiele, 2844 Minuten): Kam letzten Sommer und eigentlich hatte man nie das Gefühl, dass er neu im Team ist. Er war halt da und machte seinen Job. Ohne bei diesem groß nach oben oder nach unten aufzufallen. Eigentlich als Zehner geholt, war er später dann doch überwiegend Sechser. Da Kampl in Sachen direkter Torgefahr eher ausbaufähig agierte (und in Sachen Torbeteiligungen ähnliche Zahlen auflegte wie Demme), machte das auch Sinn. Das zentrale Mittelfeld wurde dadurch mit Kampl, Keita und Demme allerdings auch schon arg eng. Kampl hatte sehr gute Spiele, aber er ist auch jemand, der besonders dann nicht sonderlich auffiel, wenn es für die Mannschaft schlecht lief. Was vielleicht in der Tendenz auch den Eindruck erklärt, dass bei Kampl Aktionen oft auch darauf ausgelegt schienen, keine Fehler zu machen, anstatt die Spielsituation positiv gestaltend zu verändern. Eigentlich hätte er diesebezüglich gegenüber Demme das größere Potenzial in Sachen spielerische Fähigkeiten und Dynamik, aber gesehen hat man dies nicht so richtig oft. War eine gute Einstiegssaison für Kevin Kampl und für RB war es sinnig, weil man einen stabilisierenden Faktor bekam, der keine Anlaufzeit brauchte. Luft nach oben gibt es aber trotzdem noch einige.

Marcel Sabitzer (24 Jahre, 34 Spiele, 2617 Minuten): Was für ein Unterschied zwischen Hin- und Rückrunde. In der Hinrunde der überragende RB-Spieler. In der Rückrunde fast völlig untergegangen. Nach der Winterpause zeitweise ein bisschen arg durch die Positionen geschoben. Weil Sabitzer so eine überragende Hinrunde spielte, traute ihm das Trainerteam offenbar auch zu, dass er der bessere Torwart als Gulacsi sein kann. Überspitzt gesagt. Dass Sechser oder Achter dann aber doch nicht die Position des Österreichers ist, weil dort seine Qualitäten als Anspielstation zwischen den Ketten verloren gehen und seine nicht ganz so großen Qualitäten bei der Ballzirkulation stärker zum tragen kommen, konnte man gut erkennen. Das Agieren auf verschiedenen Positionen schien Sabitzer auch ein wenig den Flow zu kosten, sodass wenig von den beeindruckenden Leistungen der Hinrunde zu sehen war. Dazu kamen dann noch Verletzungen und ein krankheitsbedingter Ausfall, sodass es am Ende eine (trotz allem Wollens) mehr als durchwachsene Rückrunde war.

Bruma (23 Jahre, 40 Spiele, 2466 Minuten): Deutete seine Klasse in einigen Situationen an. Die Klasse besteht vor allem in einem sehr schnellen ersten Schritt im Dribbling, der ihn gegenüber seinen Gegenspielern immer wieder in Vorteil bringt. Wenn er zudem mit drei, vier Metern Platz halblinks an der Strafraumkante den Ball hat und ihn mit rechts schießen darf, ist die Trefferquote auch eine sehr hohe. Aber in diese Situationen des ungestörten Schießens kam der Portugiese auch nicht allzu oft. Und abgesehen davon blieben halt auch viele Fragezeichen hinter Bruma. Denn trotz sehr guten Dribblings verbuchte er gerade mal zwei Torvorlagen. Die Häufigkeit der Beteiligung an einem Tor war auf Augenhöhe mit Marcel Halstenberg. Nichts gegen Halstenberg, aber von einem Bruma auf der linken Zehn muss man angesichts seines Spielertypes wesentlich mehr erwarten. Sprich, Bruma war in seiner ersten Saison in Leipzig vor allem gnadenlos ineffizient, auch wenn die Gewohnheit, nach einem gewonnenen Dribbling kurz zu stoppen und auf den nächsten Gegenspieler zu warten, den man ausdribbeln kann, nicht mehr so oft zu beobachten ist. Nur 1,29 Tore fallen pro 90 Minuten mit Bruma auf dem Platz. Das ist weit weniger als der RB-Saisonschnitt von 1,68 Toren. Sehr gut eingefügt hat sich Bruma (das mag ein wenig erstaunen) vor allem als Puzzlestück im Spiel gegen den Ball. Hält da meist gut die Formation und betreibt viel Aufwand. Mit Bruma auf dem Platz fallen 1,46 Gegentore pro 90 Minuten. Saisonschnitt bei RB Leipzig waren 1,56 Gegentore pro 90 Minuten. Dass RB Leipzig mit Bruma auf dem Platz offensiv schlechter und defensiv stärker ist als ohne ihn, hätte mal jemand vor der Saison prognostizieren sollen..

Emil Forsberg (26 Jahre, 33 Spiele, 2219 Minuten): Eine enttäuschende Saison für den Schweden. Am Ende der Vorbereitung auf die Hinrunde verletzt. Am Ende der Hinrunde erneut lange verletzt raus wegen irgendwas in der Bauchmuskulatur. Vorbereitung auf die Rückrunde und Rückrundenbeginn verpasst. Nie in dieser Saison in den Rhythmus gekommen. Bei Forsberg hatte man schon in der Hinrunde das Gefühl, dass er mit der Rotation und dem Hin- und Herwechseln zwischen Bank und Spielfeld am wenigsten klarkommt und er den regelmäßigen Spielrhythmus braucht. Gekriegt hat er den selten. Bei zwei Toren und drei Vorlagen hat er auch nicht sehr viele Argumente geliefert, dass man Forsberg als unverzichtbaren Kopf des Teams sieht. In der Schlussphase der Saison hatte man noch am ehesten den Eindruck, dass Forsberg wieder mehr in die Rolle des Taktgebers auf der linken Zehn mit viel Tendenz zur Mitte schlüpft. Doch dann holte er sich die rote Karte gegen Hoffenheim und die Saison war schon wieder vorbei. Insgesamt eine lehrreiche, aber auch ein wenig verschenkte Saison für Forsberg, der trotzdem immer wieder zeigte, was ihn und seinen ersten Kontakt am Ball so wertvoll machen kann. Vielleicht führt ja das frühe Saisonende wenigstens dazu, dass er eine gute WM spielt. Dann kommt er entweder gut gelaunt und mit neuem Selbstvertrauen zurück nach Leipzig oder er wechselt für viel Geld woanders hin.

Ademola Lookman: (20 Jahre, 11 Spiele, 574 Minuten): Unvergessen Hasenhüttls Worte zu Lookmans Begrüßung, dass es bereits eine gute Leihe wäre, wenn der Engländer in ein, zwei Spielen zum Sieg betragen könnte und ansonsten das Trainingsniveau erhöht. Und lange sah es auch danach aus, als käme es so. Lookman machte direkt nach der Leihe den Siegtreffer in Mönchengladbach und blieb dann viel draußen, weil er das System noch nicht drauf hatte. Lookman blieb aber immer positiv und erfreute sich daran, dass ihm Hasenhüttl im Training Tipps und Hinweise gab, wie er sich verbesser kann. In den letzten fünf Saisonspielen und mit der Einwechslung zur Pause in Bremen kam dann der finale Lookman-Durchbruch. In dieser allerletzten Saisonphase war der Engländer der wohl beste Offensivspieler bei RB Leipzig. Vier Tore und drei Vorlagen steuerte er allein in diesen letzten fünf Spiele bei. Gutes Dribbling, viel Dynamik und dazu aber auch das Gespür für den Nebenmann und den Pass zum Nebenmann (der wohl alles entscheidende Unterschied zu Bruma). Das Gesamtpaket Lookman ist ein sehr gutes. Die Frage ist halt, ob das einfach ein paar Spiele waren, in denen Lookman sich selbst übertroffen hat oder ob darin sein normales Niveau zu sehen war. Angesichts der wenigen Spiele, die er bei RB machte, ist das schwer zu beurteilen. Fakt ist, dass die großartigen Leistungen von Lookman ihn unheimlich teuer gemacht haben. Und angesichts des zu zahlenden Preises für Lookman hat man relativ wenig an Entscheidungsgrundlage, um diesen Preis auch zu rechtfertigen (wenn denn Everton überhaupt einem Transfer zustimmen würde).

Dominik Kaiser (29 Jahre, 12 Spiele, 335 Minuten): Sein sechstes Jahr bei RB Leipzig. Ein auch eher unbefriedigendes. Als Gesicht des Vereins immer noch gern ein wenig herumgereicht. Als Sportler fast durchgängig außen vor. Bekam aus Respekt vor seinen Leistungen noch einen Einsatz in der Champions League. Besonders schön, dass er im letzten Heimspiel der Saison sein Team aufgrund von Ausfällen noch mal als Kapitän auf das Feld führen und fast 90 Minuten mitspielen durfte. Das und die Standing Ovations bei seiner Auswechslung waren ein würdiger Rahmen für das letzte Kaiser-Spiel und auch sehr viel würdiger als viele der letzten Monate, in denen Kaiser keine Einsatzchance bekam, die Situation aber mit Größe und Ruhe meisterte. Schwer zu beurteilen, wo Kaiser sportlich steht angesichts seiner geringen Einsatzzeit. Aber die wenigen Einsätze, die er hatte, legten nahe, dass er sich an die Spielgeschwindigkeit der Bundesliga noch nicht entscheidend angepasst hat. Man darf gespannt sein, wo es Kaiser hinverschlägt und wie er sich dann dort schlägt. Dass Mitte Juni immer noch nicht klar ist, wo Kaiser als nächstes spielt, verweist darauf, dass das Angebot, das man nicht ablehnen kann, noch nicht dabei war.

Sturm

Timo Werner (22 Jahre, 45 Spiele, 3397 Minuten): Der Feldspieler bei RB Leipzig mit den meisten Spielminuten. Werner wollte diese Saison sehr viel und in allen Wettbewerben zeigen, was er drauf hat. Vielleicht wollte er auch manchmal zu viel. Was dann dazu führte, dass er taktisch nicht mehr sauber spielte und sich plötzlich ins Mittelfeld fallen ließ, weil er dort mal den Ball wollte (wo er aber auch eher ein Sicherheitsrisiko und keine Hilfe ist) oder von der linken Seite in die Viererkette hineindribbelte (was nur selten gut ging). Das Wollen führte auch dazu, dass Werner immer mal mit seinen Mitspielern und deren Pässen haderte. Und insgesamt führte das ganze zu wilderen Torabschlüssen. Doppelt so viele Torschüsse von außerhalb des Strafraums als noch im Vorjahr, generell mehr Torabschlüsse und damit verbunden mehr Torabschlüsse aus nicht so klaren Feldpositionen. Und in der Folge halt auch eine deutlich sinkende Effizienz beim Stürmer. Es war (vor allem in der Rückrunde) eine durchwachsene Saison für Timo Werner mit einer langen Durststrecke in der Bundesliga. Und es wirkte ein wenig, als fehlte dem Stürmer ein bisschen die Lockerheit des Vorjahres. Wobei sich natürlich auch die Spielanlage änderte und das Wernersche Durchsprinten und alleinige Zulaufen auf den gegnerischen Torwart nicht mehr so häufig vorkommt. Timo Werner hat sich in den letzten zwei Jahren in vielerlei Hinsicht bis hin zum Passspiel weiterentwickelt. Allerdings tut er sich und seiner Mannschaft keinen Gefallen, wenn er seine Rolle immer wieder verlässt, weil ihm Dinge auf dem Spielfeld zu langsam gehen oder nicht gut genug ausgeführt werden. In seiner Rolle als Stürmer ist er aber weiterhin auf bestem Wege zu allerhöchster Klasse.

Timo Werner. | GEPA Pictures - Sven Sonntag

Yussuf Poulsen (23 Jahre, 41 Spiele, 2241 Minuten): Hatte am Ende der Saison dann doch noch mehr Einsatzzeit als Augustin. 41 Spiele bekam der Däne. In nur sieben Spielen, in denen der Däne fit war, wurde er nicht eingesetzt.. Allerdings stand er auch nur in 24 von 41 Spielen in der Startelf. In nur vier von zwölf internationalen Spielen stand er zudem zu Beginn der Partie auf dem Platz. Es war eine insgesamt eher enttäuschende Saison für Poulsen. Weil er immer noch in seiner Kerndisziplin als Kämpfer um den Ball bei langen Abschlägen eingesetzt wurde, aber der Kampf um den zweiten Ball bei RB in der abgelaufenen Saison eher katastrophal war, sodass Poulsen oft allein stand und oft fast gar nicht anders konnte, als schlecht auszusehen. Als spielende Stürmeroption war Poulsen dagegen nur selten vorgesehen. Poulsen scheint da bei RB Leipzig gerade ein wenig auf dem Scheideweg. Geht es für ihn sportlich noch einen Schritt weiter oder wird er nachhaltig von den Augustins und Werners abgehängt und verschüttet. Aktuell ist Poulsen mit 37 Duellen pro 90 Minuten ein Zweikampfmaschine. 48% gewonnene Zweikämpfe sind irre gut für einen zentralen Stürmer (frag nach bei Werner und Augustin). Ein bisschen mehr wird es dann aber schon brauchen, um bei RB Leipzig nicht nach und nach unterzugehen. Nur alle 185 Minuten eine Beteiligung an einem Tor (Abschluss, Assist oder Entstehung) bricht einem Stürmer halt irgendwann doch das Genick, wenn diese Bilanz über einen langen Zeitraum bestehen bleibt. Auch wenn davon einiges natürlich dem geschuldet ist, wie man vom Trainer eingesetzt wird.

Jean-Kevin Augustin (20 Jahre, 37 Spiele, 2011 Minuten): Das schlampige Genie. Sehr lockerer Typ, was Hasenhüttl und Rangnick eher so mittel gefiel und gelegentlich auch zu eher untragbaren Auftritten auf dem Feld führte. Der Franzose hatte aber auch seine überragenden Auftritte. Acht Tore und vier Vorlagen nach der Winterpause deuten sein Talent an. Auffällig vor allem, dass sich die Statik im Spiel von RB Leipzig mit Augustin auf dem Platz deutlich veränderte, weil er den Ball auch mal mit dem Rücken zum Tor flach und spielerisch verarbeiten kann. Dadurch entstanden ganz andere Möglichkeiten, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu verarbeiten und zu halten und so auch den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Wenn Jean-Kevin Augustin auf dem Platz ist, schießt RB Leipzig nicht nur mehr Tore als mit jedem anderen Spieler, sondern kassiert auch so wenig wie mit keinem anderen Spieler. Wer jetzt nicht erklären will, dass Augustin der beste Defensivstürmer der Welt ist (auch wenn er seine Rolle an guten Tagen durchaus mit Einsatz und Aufwand spielt), der wird nicht umhin kommen, diese Zahlen damit zu erklären, dass mit Augustin die Spielkonzepte bei RB Leipzig (und vor allem der Ballbesitz) strukturell besser funktionieren. Dass Augustin dazu noch eine gute Geschwindigkeit, ein ordentliches Dribbling und einen sehr guten Torschuss hat, erleichtert dann viel. Nur Lookman war häufiger an Toren beteiligt und schoss schneller ein Tor als Augustin. Aber Augustins Quote von alle 141 Minuten ein Tor und alle 64 Minuten eine Torbeteiligung in der Bundesliga sind auf die Saison gesehen durchaus ein gutes Zeichen, dass Augustin relativ konstant sein kann. Wenn er jetzt noch einen Ticken mehr Professionalität mitbringt, dann kann der Franzose in der Bundesliga durchaus ein 20-Tore-Stürmer sein.

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Fazit

Bemerkenswert, dass mit Forsberg, Keita und Werner die überragenden Köpfe der Vorsaison aus dem Mittelfeld- und Sturmbereich ein wenig verlorengegangen sind. Forsbergs Saison war gebraucht. Keita und Werner spielten ordentliche bis durchwachsene Spielzeiten, ohne dabei besonders herauszuragen. Dass mit Diego Demme ein gleichermaßen unaffälliger wie konstanter Spieler, quasi das Uhrwerk des Spiels von RB Leipzig, der meisteingesetzte Spieler im Mittelfeld wurde und dort im Vergleich mit den anderen am ehesten zu überzeugen wusste, sagt durchaus relativ viel aus. Insgesamt sind der Sturm und das Mittelfeld eher breit bzw. ausgeglichen besetzte Positionen gewesen, auf denen einzelne Spieler nur temporär glänzten. Gespannt darf man dabei sein, wie sich Jean-Kevin Augustin künftig entwickelt und was mit einem Ademola Lookman passieren würde, wenn er tatsächlich nach Leipzig käme. Beide haben in vielerlei Hinsicht irre Zahlen aufgelegt, an denen sie sich messen lassen müssten, die die Latte aber auch etwas arg hoch gelegt haben.

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Bisherige Kaderrückblicke:

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Bilder: © GEPA pictures/ Thomas Bachun, Sven Sonntag

Ein Gedanke zu „Kaderrückblick RB Leipzig: Bundesliga 2017/2018 – Teil II“

  1. Wenn eine Saison schon ein paar Tage zurück liegt, dann liest sich dieser Kaderrückblick mit einem weinenden und lachenden Auge.
    Schon mal Danke dafür.
    Du hast mal wieder alle Spieler passend beschrieben und Dein Fazit passt wie Ar*** auf Eimer.
    Am meisten gespannt bin ich für die neue Saison, wie sich Jika entwickelt. Seine Stats und eben sein schlampiges Genie. Wenn Rangnick bzw der neue Trainer und der Staf es schaffen, aus ihm mehr raus zu holen, dann werden wir viel Freude haben und Werner sich dann auch strecken, weil ich Jika dann als Nummer 1 sehen würde.

    Auch wird es wieder spannend werden, wer nun als Keita-Ersatz dem Diego Demme vor die Nase gesetzt wird und alle erstmal denken, da droht Diego nun die Bank und er trotzdem wieder auf dem Platz seine Kilometer abspulen wird.
    Wenn ich mir überlege, wie er damals in der 1. Zweitligasaison am Anfang sogar auf der Tribüne saß und nun wir wegen ihm in Europa spielen, dann ist das schon sehr sureal.
    #TeamDemme

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