Der Titel des Beitrags ist ja das Auswahl-Motto im RB-Sturm. Denn genaugenommen gibt es bei RB Leipzig derzeit mit Daniel Frahn, Stefan Kutschke und Carsten Kammlott gerade mal drei Stürmer. Eine nicht gerade sehr dicke Personaldecke, die die LVZ (am 13.10.) bereits vermuten lässt, dass man bei RB für die Winterpause die Verpflichtung eines erfahrenen Goalgetters plane. Keine Ahnung, ob es so einer in der erfahrenen Form sein muss, denn einen solchen hat man mit Nico Frommer ja im Sommer erst ausgebootet und ein solcher würde den jungen Herren Frahn, Kutschke und Kammlott im Extremfall wieder vor der Nase sitzen und deren für die Entwicklung benötigte Spielzeit klauen. Aber ein Ergänzungsstürmer darf es durchaus noch sein, keine Frage.
Dass drei Stürmer eventuell etwas wenig sind, liegt auch daran, dass Peter Pacult nach seinem 4-2-3-1-Start schnell beim 4-4-2 gelandet ist. Was auch daran lag, dass sich Stefan Kutschke durch seine überragenden Qualitäten als Fighter und über diverse Einwechslungen in die Mannschaft gespielt hatte. Da Daniel Frahn als Kapitän gesetzt ist (Pacult sinngemäß vor der Saison: Derjenige, der mein Kapitän ist, spielt auch), bleibt nur noch das Duell Kammlott gegen Kutschke.
Nimmt man das bis zum Spiel in Cottbus gesetzte Duo Frahn/ Kutschke, dann fällt (mir zumindest) auf, dass die Abstimmung zwischen beiden in diesem Jahr noch nicht so recht passte. Beiderseitige Ablagen gingen oft ins Leere. Laufwege wirkten manchmal nicht perfekt. Wodurch auch noch einmal besonders deutlich wurde, dass sich beide Stümertypen sehr ähneln. Beide sind keine spielenden Stürmer, beide sind eher die Strafraumstürmer mit schnellem und auch gutem Abschluss. Dummerweise gabe es bisher noch nicht viele Bälle in den Strafraum, sodass sich die beiden Stürmer oft in etwas aufreiben mussten, was sie nicht konnten, nämlich in der Zone zwischen Strafraum und Mittellinie. Bei diesen Versuchen der Ballkontrolle fiel auf, dass Kutschke und Frahn unheimlich viele Bälle nicht fest machen konnten, wie es so schön (oder unschön) heißt. Diverse Szenen vor meinem inneren Auge, in denen beide glücklos versuchen, Bälle abzuschirmen und zu sichern.
Und genau hier liegt auch die Chance von Carsten Kammlott, der eher den spielenden Stürmertyp verkörpert. Einer der sich – in entsprechender Form – auch mal gegen zwei, drei Gegenspieler durchsetzen oder den Ball behaupten könnte und so dem Team die Chance geben würde aufzurücken. Carsten Kammlott ist im Optimalfall das freie Radikal im Offensivspiel, das nicht im Strafraum auf den Schuss lauert, sondern von rechts nach links und zurück eine Anspielstation mit Zug zum Tor und somit auch eine Entlastung der Flügelspieler darstellt. Im Optimalfall könnte Kammlott so das Puzzlestück sein, das einer oft zu statischen Offensivabteilung bei RB Leipzig derzeit noch fehlt. Könnte. Hätte. Auf jeden Fall ist es aus diesen Gründen (und wegen dem eins aus zwei) eigentlich gar nicht mehr überraschend (tatsächlich war es das auch für mich), dass Carsten Kammlott trotz vorheriger Formkrise letzten Samstag quasi als glücksversprechende, spieltaktische Idee plötzlich in Cottbus in der Startformation stand.
Carsten Kammlott ist ein ganz zentraler Baustein im Gebilde RB Leipzig. Das sieht offenbar auch Pater Pacult so, der sich diese Personalie ganz besonders auf die Fahnen geschrieben hat. Ob Kammlott als schneller, auch Platz brauchender Spieler in der Regionalliga im Sturm glücklich werden wird (oder nicht doch eher der Flügelstürmer ist, der er bisher war), muss man sehen. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert und bei zwei aus drei bzw. eins aus zwei sind die Wege in die Mannschaft sowieso kurz.