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Regionalliga: RB Leipzig vs. Germania Halberstadt 3:2

Sechs Worte fallen mir nach dem gestrigen Spiel ein: geil, geil, geil (und) wichtig, wichtig, wichtig. Geil, weil man nicht aller Tage den emotionalen Ausnahmezustand erlebt, dass RB Leipzig ein 0:2 nach 80 Minuten noch in ein 3:2 verwandelt und wichtig, weil es völlig bescheuert gewesen wäre, sich die wachsende Euphorie ausgerechnet zwei Spiele vor dem Knüller gegen den Halleschen FC und ausgerechnet durch eine depremierende Niederlage gegen Germania Halberstadt kaputtmachen zu lassen.

Nimmt man das Spiel als ganzes, dann hat man 70 Minuten lang recht deutlich gesehen, dass RB Leipzig auch Germania Halberstadt nicht mit einer durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Leistung bezwingen kann. Bis auf die ersten fünf Minuten hatte das Spiel der RasenBallsportler zu wenig Dominanz, zu wenig Druck und viel zu wenig Genauigkeit. Und war man mal in Tornähe wurde immer wieder noch ein Pässchen und noch ein Schlenker versucht. Und hatte man dann doch mal eine Torchance war man entweder nicht konsequent genug oder hatte einfach Pech. Klar, vor den Gegentreffern der Halberstädter hätte RB Leipzig schon lange führen können oder müssen. Von einem guten Spiel war man trotzdem meilenweit entfernt.

Taktisch haben mir die Gäste sogar wesentlich besser gefallen. Mit ihrem 4-1-4-1 standen sie der Doppelsechs Schulz/ Rost im altbekannten 4-4-2 permanent auf den Füßen, sodass Spielfluss bei RB nur selten zustande kam. Dank der flexiblen Anwendung des Systems gelang es den Halberstädtern dabei auch die Außenpositionen meist gut zuzustellen. Zugute kam ihnen dabei, dass die RasenBallsportler zu unflexibel waren, um die Lücken zwischen den beiden Viererketten zu nutzen. Timo Rost stand dort einige Male in völliger Verlassenheit und ruderte mit den Händen, genützt hat es ihm wenig. Angesichts dessen, dass er einen rabenschwarzen Tag erwischte, wäre es aber eventuell auch nicht positiver gewesen, wenn seine Mitspieler ihn dort bedient hätten.

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Kommunikationskanäle

Immer noch die Stimme aus dem Off. Immer noch internetabstinent. Deshalb hier ein vorproduziertes Kurzthema, das zeitlos ist, nämlich das der Online-Kommunikationskanäle. Meine eigenen und die von RB Leipzig.

[Anmerkung vorneweg: Soziale Netzwerke wie Facebook oder G+ stehen ja derzeit unter besonderer Beobachtung und Kritik von Seiten verschiedener Datenschützer. In Schleswig-Holstein geht man inzwischen gegen Insitituionen vor, die bspw. Facebook-Buttons einbauen oder Facebook-Pages betreiben. Es sei hiermit darauf hingewiesen, dass untige Verlinkungen auf Seiten führen, deren (mich nicht übermäßig interessierenden) Datenschutzbestimmungen mir teilweise ein Rätsel sind. Wer aber Wert darauf legt zu wissen, was mit welchen seiner Internetdaten passiert, sollte sich vorher selbst schlau machen, ob man die Seiten gefahrlos betreten kann.]

Wenn man sich einem dieser vielen Kommunikationskanäle annimmt, dann sollte man erst einmal eine Idee haben, wozu man bspw. Facebook eigentlich braucht. Mein eigenes Vorgehen war da weniger strategisch. Mal probieren und gucken in welche Richtung das geht. So war es zumindest bei meiner rotebrauseblogger-Facebook-Page. Inzwischen ist dort dank einer inzwischen dreistelligen ‘Like’-Zahl eine hübsche Vernetzungspräsenz entstanden, die aus meiner Sicht der kürzeste Weg zum geneigten Leser darstellt. Zumindest aus meiner Wahrnehmung würde ich behaupten, dass viele sich für Kurzkommentare lieber dort auslassen als im Blog selbst. Vielleicht liegt das auch am Daumen, den ich in meinem Blog nicht eingebaut habe und zukünftig aus oben genannten Gründen auch nicht einbauen werde. Insgesamt ist Facebook der soziale Ort, von dem aus die meisten Menschen diesen Blog besuchen.

Bei meinem @rotebrauseblog-Twitter-Account und mir war das eine andere Geschichte. Irgendwo las ich mal wieder was davon, dass real existierende Menschen dadurch geärgert würden, dass in ihrem Namen Twitter-Fake-Accounts angelegt würden. In einem Akt egozentrischer Überhöhung dachte ich mir, dass ich dem entgegenwirken möchte, indem ich selbst twittere. Zugegebenermaßen ist Twitter eine großartige Sache, um schnell und gut informiert zu sein, aber eine schlechte Sache für das Zeitmanagement. Aber aus irgendeinem Grund, den ich noch nicht formuliert kriege, macht dieses extrem flüchtige Medium Twitter, wo Wortmeldungen binnen Minuten wieder verschwinden Spaß. Nutzen tun den rotebrauseblogger-Twitterer im Gegensatz zu Facebook vor allem Sportinteressierte und Sportblogger aus dem ganzen Bundesgebiet. Die RB-geneigten Blogleser scheinen da deutlich in der Minderheit.

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Regionalliga: Berliner AK vs. RB Leipzig

Da ich selbst eine mittellange Internet-Abstinenz pflege, komme ich hier quasi als Stimme aus dem Off. Bedeutet aber auch, dass ich natürlich als solche keinerlei Einschätzungen zum Spiel beim Berliner AK abgeben kann. Falls sich andere Besucher bemüßigt fühlen, ihre eigenen Einschätzungen, Analysen oder Augenzeugenberichte zum Spiel hier zu teilen, dann würde ich mich sehr freuen, all jene benützten einfach die Kommentarfunktion, um ihrem Mitteilungsbedürfnis freien Lauf zu lassen.

Sachsenpokal: Bischofswerdaer FV vs. RB Leipzig 0:2

Das war sie dann also, die Pflichtaufgabe in der (zumindest für RB Leipzig) ersten Runde des Sachsenpokals, die gleichzeitig schon das Achtelfinale bedeutete. Nach dem insgesamt locker und verdienten 2:0 beim Landesligisten fehlen nur noch drei Siege, um wieder in den DFB-Pokal einzuziehen. You remember? DFBPokal? Oder auch das Sachsenpokal-Finale letztes Jahr?

Auf dem Weg ins Viertelfinale wurde die Mannschaft kräftig durchgeschüttelt. Mit Henrik Ernst, Fabian Franke, Timo Rost und Stefan Kutschke standen lediglich vier Spieler aus der ersten Elf vom Spiel gegen Holstein Kiel auf dem Platz. Mit Alexander Laas gab einer sein Saisondebut, den man aufgrunddessen, dass er bei Trainer Pacult als aussortiert gilt, fast nicht mehr erwartet hatte. Zuletzt stand Laas aber auch in den Regionalliga-Spielen bereits wieder im Kader (ohne freilich eingewechselt zu werden). Sein Comeback feierte Laas als Linksverteidiger! Eine Position, die ich für ihn grundsätzlich gar nicht unpassend finde, ohne das Experiment live gesehen zu haben.

Mit Marcus Hoffmann stand zudem einer erstmalig in diesem Jahr auf dem Pflichtspiel-Rasen, den man dort von Anfang der Saison an und als Abwehrchef erwartet hätte, wenn er sich nicht in der Vorbereitung verletzt hätte. Für einen Platz im Kader reichte es bisher noch nicht. Gestern reichte es gleich für 90 Pflichtspiel-Minuten. Schön. [Update: Ob der Einsatz als Rechtsverteidiger zukunftsweisend sein wird, muss man wohl abwarten. Um sich eine Meinung bilden zu können, sollte man es wenigstens mal gesehen haben.]

Ähm ja, das hier stand früher wegen eines Verständnismissverständnisses auch noch da: Auch schön die Variante mit Henrik Ernst als Rechtsverteidiger. Aufgrund seiner spielerischen Qualitäten, seines Stellungsspiels und seiner cleveren Zweikampfführung keine schlechte Wahl. Ob er selbst als gelernter Mittelfeldspieler, der letztens erst irgendwo (LVZ oder BILD, weiß gerade nicht) davon sprach, dass er nun mit seiner Rolle als Innenverteidiger zufrieden sei und nicht mehr weg wolle, auch glücklich über die Position als Rechtsverteidiger ist, bleibt unklar. Was mit dem Konkurrenten Tim Sebastian ist, der nicht mal im Kader stand, auch.

Fazit: Relativ locker und leicht ins Sachsenpokal-Viertelfinale. Wer dort potenziell wartet, steht hier gleich drunter. Ich wünsche mir immer noch Stahl Riesa. Das Viertelfinale wird soweit ich mich erinnere bereits an diesem Wochenende ausgelost. Heimrecht hat das jeweils unterklassige Team.

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Tore: 0:1 Kammlott (12.), 0:2 Kutschke (82./ FE)

Aufstellung: Bellot – Ernst, Hoffmann, Franke, Laas – Heidinger, Geißler (87. Kocin), Rost (76. Schulz), Schinke (82. Rockenbach) – Kammlott, Kutschke

Zuschauer: 1.100

Links: RBL-Bericht [broken Link], RBL-Liveticker [broken Link], RB-Fans-Bericht [broken Link], MDR-Bericht [broken Link], BFV-Forum-Berichte [broken Link], Achtelfinal-Ergebnisse [broken Link]

Viertelfinal-Teilnehmer: Chemnitzer FC (3.Liga), RB Leipzig, VFC Plauen (beide Regionalliga), FSV Zwickau, Budissa Bautzen (beide Oberliga), Heidenauer SV, VfL Hohenstein-Ernstthal (beide Landesliga), Stahl Riesa (Bezirksliga)

Verschwörungstheoretisches Nachspiel

Das hieße im Klartext, dass Pacult und Loos noch zu Zeiten Beiersdorfers und vor der legendären Weinverkostung Pacult/ Mateschitz auf der Liste Red Bulls gestanden und miteinander über RB Leipzig gesprochen hätten. Eine Liste, die Beiersdorfer niemals selbst geschrieben und ein Gespräch, das er nicht initiiert hätte. (Verschwörungstheoretische Interpretationsspielräume)

So mutmaßte ich anhand verschiedener Fakten Anfang Juli. Eine Mutmaßung, die nun durch einen Bericht über die aktuelle Situation von Dietmar Beiersdorfer im Weser Kurier angeheizt wird.

Der Bruch kam, als Beiersdorfer erfuhr, dass Mateschitz den früheren österreichischen Nationalstürmer Peter Pacult als neuen Trainer für RB Leipzig vorgesehen hatte, ohne seinen Fußballchef in die Entscheidung einzubeziehen. “Wie auch immer die Entscheidung ausgefallen wäre, die sportliche Expertise war nicht mehr gefragt. Also musste man sich trennen”, erzählt Beiersdorfer emotionslos.

Zur Erinnerung: Beiersdorfers Abgang bei Red Bull datiert vom 08.04.2011. Da will Beiersdorfer also schon gewusst haben, dass Mateschitz Pacult will. Am Vortag, am 07.04.2011 trafen sich Pacult und Mateschitz bei einer Weinverkostung. Danach beteuerte Pacult mehrmals, dass es dabei keinesfalls um eine Verpflichtung als Trainer bei Red Bull gegangen sei – entlassen bei Rapid Wien wurde er am 11.04.2011, bei RB vorgestellt am 04.05.2011. (alle Daten bei den Verschwörungstheoretischen Interpretationsspielräumen)

Es gibt nur eine Chance, dass Pacults Beteuerung wahr bleibt, nämlich die, dass Mateschitz Pacult nach der Weinverkostung als Trainer bei RB Leipzig auserwählt hatte, er davon aber Pacult selbst noch nichts erzählte (wofür ja spricht, dass Beiersdorfer die Entscheidung als noch nicht gefallen bezeichnet). Nun ja, könnte sein. Ich jedenfalls finde es immer noch höchst erstaunlich und nicht für Red Bull sprechend, dass man eine komplette, arbeitsfähige Struktur platzen ließ, weil Mateschitz einen ganz bestimmten Trainer für RB Leipzig haben wollte.

Aktion Libero

“Heun, Heun, der Schwule mit der Neun”. Ich war vielleicht 14, 15, bestenfalls 16 und fand es irgendwie witzig diesen Slogan der älteren Anhänger mitzurufen, wenn denn Rot-Weiß Erfurt mit eben jenem torgefährlichen Jürgen “Kimme” Heun, seines Zeichens mit der Rückennumer neun ausgestattet, wieder mal nach Cottbus kam.

Nicht dass ich in irgendeiner Form im zur Homosexualität schweigenden Ostdeutschland der End-80er wusste, was dieses schwul sein eigentlich bedeuten soll. Ich glaube, ich habe noch nicht einmal geahnt, dass es dabei um die intensive Zuneigung zweier Männer zueinander geht. Ich freute mich einfach, weil es sich reimte und weil schwul irgendetwas komisches, ekliges, unmännliches und unanständiges war.

Selbst wenn sich die Zeiten in den vergangenen mehr als 20 Jahren deutlich verändert haben und auch die Fußballwelt toleranter geworden ist, zum Alltag gehört Homosexualität im Fußball noch lange nicht. Das zeigt nicht nur die Tatsache, dass es in Deutschland im Profifußball keinen schwulen Fußballer gibt, der sich geoutet hat, sondern beweist sich auch darin, dass sich Hauptprotagonisten wie Jogi Löw, Philipp Lahm und jüngst Arne Friedrich in der Vergangenheit bemüßigt fühlten, ein Heterosexualitäts-Outing zu starten.

Jenseits dessen gehören Beschimpfungen wie schwule Sau sicher nicht mehr zum umfassenden Fanblock-Kanon (sofern er mir als Regionalliga-Gucker überhaupt bekannt ist), alltäglich sind sie unter Zuschauern allerdings immer noch. (Nicht nur) Im Eifer des Gefechts möchte man immer noch häufig negativ auf die vermutete sexuelle Präferenz eines Spielers abheben, wenn notwendig immer mit der Behauptung auf den Lippen, nichts konkret gegen Schwule zu haben. Es ist halt Fußball und da geht es eben rau zu.

Was natürlich Quatsch ist, denn in der gedankenlosen oder bewussten Schwulenbeschimpfung stecken weiter die gleichen oder ähnliche homophoben Bilder drin, die die Beschimpfungen schon immer unappetitlich machten. Weswegen es weiter Not tut, dafür einzutreten, dass Homphobie keine Bagatelle ist. Wie man an mir sieht, habe ich es in den letzten 20 Jahren zumindest geschafft, das Problem und meinen Anteil daran zur Kenntnis zu nehmen und meine Sprache und mein Denken zu hinterfragen. Und weil Homophobie als Vorurteil weiterhin nicht nur Schwule oder Lesben betrifft, sondern vor allem jene, die homophob auftreten, hier und heute das Folgende, von dem ich ein kleiner unterstützender Teil sein darf:

Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig.

Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul  ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit.

Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.

 

Regionalliga: RB Leipzig vs. Holstein Kiel 2:1

Manchmal ist das eben mit Spitzenspielen so, dass sie ihren sportlichen Erwartungen etwas hinterherhinken. Was aber oft nicht so viel ausmacht, weil man aufgrund der Konstellation eh in einem Maße emotional ins Spielgeschehen involviert ist, dass man das fehlende Offensivfeuerwerk verschmerzt. Das war auch gestern so, als das erwartete Feuerwerk der beiden offensivstärksten Teams der Regionalliga Nord RB Leipzig und Holstein Kiel in Hälfte eins etwas nass gewesen zu sein schien.

Hätten sich nicht gleich zwei Abwehrspieler binnen weniger Minuten unglücklich verhalten und dadurch zwei berechtigte Elfmeter produziert, wäre das Spiel statt mit einem 1:1 mit einem komplett passenden 0:0 in die Kabine gegangen. Beide Mannschaften absolut auf Augenhöhe. Man neutralisierte sich quasi auf hohem Niveau, auch weil beide Teams Fehler unbedingt vermeiden wollten. Während RB Leipzig mit dem bkannten 4-4-2 auflief, gefielen mir die Norddeutschen taktisch etwas besser. Mit ihrem 4-4-1-1 mit einer recht flexiblen Mittelfeld-Viererkette sicherten sie den eigenen Sgtrafraum perfekt gegen die RasenBallsportler. Und offensiv spielte man zumindest zeitweise ein nicht ungefährliches 2-4-4.

Zwei Elfmeter brachten die Mannschaften und das extrem zahlreiche Publikum also auf Betriebstemperatur. Doch erst nach der Pause nahm die Partie so richtig Fahrt auf. Von Minute zu Minute wurde RB Leipzig dominanter und williger, das eine entscheidende Tor zu erzielen. Bastian Schulz war nah dran, aber erledigen musste es wie so oft Daniel Frahn auf Flanke von wie so oft Timo Röttger. Simpel, aber doch so schwer zu verteidigen.

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Vorfreude

Da wartet es nun also das erste richtig aufregende Liga-Topspiel der Saison. Genaugenommen das erste richtig aufregende Liga-Topspiel seit knapp einem Jahr, als RB Leipzig zu Hause nur 1:1 gegen die schon zu diesem Zeitpunkt weit enteilten Chemnitzer spielte. Denkt man eine Nummer kleiner, dann war vielleicht auch das Heimspiel gegen Holstein Kiel im Februar so ein klein wenig ein aufregendes Liga-Topspiel, weil es damals für die RasenBallsportler darum ging, noch einmal eine Aufholjagd zu starten. Das ging bekanntermaßen drastisch schief.

Nun wartet wieder Holstein Kiel, aber unter völlig neuen Voraussetzungen. Nach Leipzig kommt kein Gegner, der irgendwo im Niemandsland der Tabelle steht, sondern der aktuelle Spitzenreiter der Regionalliga Nord, wenn auch nur mit einem Punkt Vorsprung. Nach Leipzig kommt demnach ein Team, das sich aktuell noch berechtigte Aufstiegshoffnungen macht. Man könnte auch sagen, im Gegensatz zum Februar kommt eine Kieler Mannschaft, die auch etwas zu verlieren hat.

Im Februar kam Holstein Kiel mit einer Menge Spaß im Gepäck angereist, erwischte einen optimalen Abend und reiste mit noch mehr Spaß und diversen Dosen Red Bull im Gepäck wieder zurück nach Hause. Sehr unwahrscheinlich, dass sich die Geschichte in der Form wiederholt. Nicht nur weil die RasenBallsportler im Unschalten auf die Defensive nicht mehr ganz so langsam agieren, wie noch im Februar, sondern auch, weil die Kieler Gäste diesmal selbst ein wenig Druck verspüren. Verlieren wird man jedenfalls nicht wollen und genau das war ihnen beim letzten Aufeinandertreffen vermutlich noch ziemlich egal.

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Dirk Zinglers Gegenbewegung

Wir wollen ganz klar Kante und Haltung zeigen. Wenn eine Firma wie Red Bull sich einen Verein kauft, um ihre Produkte besser verkaufen zu können, dann wird eine Grenze überschritten. Ich habe nichts dagegen, wenn vermögende Menschen sich in Vereinen engagieren. Ob dass Herr Hopp in Hoffenheim ist oder Herr Abramowitsch bei Chelsea. Wenn sich aber die Reihenfolge verschiebt, wenn erst ein Produkt da ist und dann der Fußballverein dazu gekauft wird, dann führt das den Sport ad Absurdum. Dem wollen wir bewusst etwas entgegensetzen.

Sagt Dirk Zingler, seines Zeichens Präsident bei Union Berlin in einem insgesamt aufschlussreichen Interview in der Berliner Zeitung [broken Link]. Derselbe Zingler, der in der ersten Hälfte des Jahres gegen den damaligen Sportdirektor Beeck bereits die Absage eines bereits vereinbarten Testspiels von Union gegen RB Leipzig durchdrückte. Nun ruft er also den aufrechten Gang des geneigten Unioners gegen den Fußballverein in Folge eines Produkts aus. Klingt kämpferisch und edel gut, der Kreuzzug gegen die Kapitalisierung der Welt.

Kante zeigen möchte Dirk Zingler mit seiner Idee, Anteile an der Stadiongesellschaft für die Alte Försterei in Höhe von 58 Prozent an Union-Mitglieder zu veräußern. Die Seele des Vereins, das Stadion gelte es in die Hände derer zu legen, die es beseelen. Heißt es. 10.000 Aktien sollen zu je 500 Euro vertrieben werden, sodass das Stammkapital der Stadiongesellschaft um 5.000.000 Euro erhöht werden könnte. Die Aktien dürfen verkauft und verschenkt werden, allerdings nur unter der Bedinung, dass keiner mehr als 10 dieser personalisierten Aktien besitzt. Haupteffekt der Geschichte: Eine Kommerzialisierung des Stadionnamens dürfte so unmöglich werden, da solch einem Schritt laut Gesellschafts-Satzung mindestens zwei Drittel aller Stimmberechtigten zustimmen müssten. “Geschütztes Kulturgut seit dem 1.1.2012” frohlockt man beim textilvergehen drüben (wo auch schöne Tortendiagramme zur Darstellung der Sache gebastelt wurden) zumindest in Bezug auf den Erhalt des Stadionnamens völlig zurecht.

Soweit die Union-Perpsektive. Man kann das ganze, auch weil hier ja der Kampf einer schützenswerten Fußballkultur gegen die böse Fußballkultur ausgerufen wurde, aber auch etwas weniger unionerisch sehen. Dann bleibt ein kleiner Ost-Verein übrig, dessen Haupt-Kapital die Menschen sind, die ihn tragen und verehren. Und dieses Kapital nutzt der Verein. Nachdem die Fans bereits eine Tribüne für das Stadion beisteuerten (Update: eine Richtigstellung zu dieser offenbar falschen Behauptung in den Kommentaren), ist nun also die Stadiongesellschaft dran. Überspitzt und mit böser Zunge gesagt: Die Stadiongesellschaft nutzt die Weihnachtszeit für eine gelungene Marketingaktion zur Aktivierung und Anzapfung des Weihnachtsgeldes der Mitglieder.

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HEIMSPIEL-Splitter I

Das Programmheft (Magazin träfe es eher) namens HEIMSPIEL, das man zu jedem Heimspiel von RB Leipzig mitnehmen und lesen kann, ist nicht zu 100% mein Fall. Zu wenig Content, zu viele Hochglanzstrecken, zu dicker Karton. Trotzdem ist es sicher ein schickes und hochprofessionelles Heftchen. Beispielhaft sei dem interessierten Nicht-Kenner die Online-Version des Programmhefts zur Partie RB Leipzig gegen Hannover 96 II ans Herz gelegt.

Das HEIMSPIEL-Magazing mag also nicht unbedingt das Content-Magazin schlechthin sein, nichtsdestotrotz bietet es immer wieder ein paar kleine Storys, die es sich lohnt aufzugreifen. Denn es gibt im Gegensatz zum Plauener Präsidenten Hub auch Menschen, die es schaffen, den Machern des Hefts ein Interview zu geben, sodass es zu einer Veröffentlichung kommt. Im Oktober war dies zum Beispiel beim Geschäftsführer des FC St. Pauli, Michael Meeske der Fall (HEIMSPIEL-Magazin vom 21.10.2011, keine Online-Version verfügbar):

Was halten sie persönlich von RB Leipzig?
Es ist ein ganz anderer Ansatz, aber sicherlich ein spannender.

Was, denken Sie, bedeutet das für den Fußball generell, speziell im Osten?
Für den Osten ist es eine besondere Möglichkeit, eine neue Perspektive zu entfalten, für den Fußball allgemein steht abermals die Frage zur Beantwortung, wie viel “Geschichte” braucht eine Marke des Fußballs und wie viel Tore schießt das Geld.

Was haben Sie für Tipps für den Verein?
Ruhe bewahren und sich Zeit lassen – auch wenn es manchmal ganz gewiss schwerfällt. Dazu möglichst intensiv das Umfeld und die Region einbinden.

Wo sollte sich RB Leipzig positionieren?
Als leistungsfähiger, innovationsfreudiger Fußballklub, der sich auf den Spuren und im Kontext des ehedem bedeutsamen Leipziger Fußballs entwickelt.

Quasi ein kostenloser, angenehm unaufgeregter Ratgeber für RB Leipzig, in dem die Baustellen neben der bereits vorhandenen Leistungsfähigkeit und Innovationsfreude deutlich angesprochen werden. Mit ruhiger Hand Identität schaffen und regionale Bezüge ausbilden. Die Sprache des Vereins ist mir persönlich immer noch zu sehr die Sprache eines externen Dienstleisters. Man tut immer noch etwas FÜR Leipzig nicht IN oder MIT Leipzig. Angekommen dürfte man aber wohl sowieso erst sein, wenn man gar keine Präposition mehr nutzen muss..