Stell Dir vor es ist Rückrunde und keiner kriegt es mit. Naja, wie auch, wenn das zweite Spiel in Folge und damit das erste Spiel der Rückrunde den Witterungsbedingungen zum Opfer fällt bzw. der Tatsache, dass in Liga 4 stadiontechnisch und organisatorisch kaum ein Verein in der Lage ist, mitten im Winter Fußballspiele auszurichten. Und so kommt es, dass das erste Spiel des Dezembers gleichzeitig das letzte Spiel vor der Winterpause ist. Am 18.Dezember, erstmalig nach drei Wochen für ein kurzes Zwischenspiel vor der Weihnachtspause noch mal bei eisigem Wetter auf den beheizten Rasen zu müssen, wo ausgerechnet die A-Jugendlichen von Eintracht Braunschweig warten (Achtung Ironie!), das klingt nicht nach optimalen Voraussetzungen.
Zumal bei mir selbst – wie vermutlich bei vielen Anhängern – seit dem Chemnitz-Spiel und vor allem seit der Absage des Havelse-Spiels und der zu diesem Zeitpunkt (also vor knapp zwei Wochen) schon äußerst wahrscheinlichen Absage des Türkiyemspor-Spiels die Luft aus der Hinrunde ein wenig raus ist. Gefühlt war man schon in der Winterpause und nun muss man doch noch mal raus. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wäre die Rasenheizung der Red Bull Arena aus Versehen vor zwei Wochen kaputt gegangen..
Sei es drum, als Zuschauer hat man es ja noch leicht. Man geht ins Stadion, friert wahrscheinlich ein bisschen, trinkt deswegen ein wenig Glühwein (den es diesmal hoffentlich und 90 Minuten lang und vemutlich ohne Schlangen gibt) und ist ansonsten im Vergleich zu anderen Spielen relativ entspannt. Wenn es den Spielern auch so geht, ist es natürlich blöd, zumindest, wenn sich das am Spielergebnis ablesen lässt. Dann kommt alternativ der Vorwurf, dass die Leistung unprofessionell war oder dass es ja wohl nicht sein könne, dass man nicht per se 120% gibt, weil man doch für Klub xyz spielt. Welcher Vorwurf zum Tragen kommt, hängt hauptsächlich davon ab, wieviel Geld man bei welchem Klub verdient. Bei RB Leipzig pendelt es dann wohl eher zu ersterem.
Da man vielleicht merkt, dass es nicht gerade so ist, dass ich meine leidenschaftliche Vorfreude zügeln muss, damit sie hier in diesen Zeilen nicht mit mir durchgeht, bleibt mir zum bevorstehenden Spiel gegen die U23 aus Braunschweig nur noch zu sagen, dass genau dies die Schweinespiele sind, in denen man sich die Highlights vor großer Kulisse erkämpfen muss. Und vielleicht kommt ja dank des durcheinander gewirbelten Spielplans auch so etwas wie Lockerheit auf. So, das muss an (Eigen-)Motivation reichen.
Und, Zeit und Raum bleiben in diesen Tagen auch dafür: die L.E. Bulls, 1.offizieller Fanclub von RB Leipzig haben (bereits vor einigen Tagen) ein Video gedreht und ins Netz gestellt [broken Link]. Programmatischer Titel: RB Leipzig – Die clevere Wahl. Mal abgesehen davon, wie sympathisch ich den Fanclub für den Verweis fand, dass man Gewalt nicht mit Gewalt, sondern mit zivilrechtlichen Mitteln beantworten möchte, also in den Kreislauf des gegenseitigen Verkloppens gar nicht erst einsteigen will: dieses Video, in dem ein RB-Fan halb angewiedert, halb belustigt zuschaut, wie sich ein Lok- und ein Sachsen-Fan verprügeln, um anschließend als bessere Wahl zu posieren, ist überheblich und platt und ergo überflüssig. Warum man holzschnittartig ganze Vereine und ihre Fankulturen denunzieren und über einen Kamm scheren muss, nur um selbst als die überlegene Option dazustehen, verstehe ich nicht. Diese vereinfachte Projektion wird weder grün-weiß, noch blau-gelb gerecht und auch nicht rot-weißen Ansprüchen, eine eigene Fankultur zu kreieren (die gewissermaßen nur selbstreferenziell sein kann, will sie nicht pure Anti-Bisher-Kultur sein). Selbst wenn das Video dem (nachvollziehbaren) Zweck dienen sollte, die Gewaltproblematik zu thematisieren, hier wurden – zumindest aus meiner bescheidenen Außenperspektive – einige Grenzen deutlich überschritten, die nicht überschritten werden wollten.
Naja, das Video hat zumindest auch einen gewissen komödiantischen Teil und ist definitiv und absolut nichts gegen das Gewaltvideo in dem ein RB Fan von Sachsen Fans hingerichtet wird.
Man darf sich wohl kaum wundern wenn sowas auch mal als “gewaltfreie Antwort” von RB Seite aus kommt. Ich finde es nicht schlecht gemacht und sogar äußerst zutreffend, wenn ich mir die Gewaltreaktionspostings in diversen Lok und Sachsen Foren so anschaue.
Das Spiel gegen Braunschweig ist ja nun auch abgesagt worden. Interessant das per PR verkündet wird das man das Spiel den Zuschauern bei den Bedingungen nicht zumuten will – ein Schelm könnte an den Tabellenstand denken :-) Die Situation ist ähnlich wie letzte Woche: die Polizei und Ordnungsamt werden sich für das Entgegenkommen intern freuen (steht man nicht schon wieder als Buhmann da), Lonzen wird wrsl. morgen verkünden das man im ZS auf alle Fälle spielen könnte und ich geh mal wieder Schnee schippen…
@interpreter: die Interpretation mit dem Tabellenstand liegt nah, zumal man bei zu erwartenden max. 2000 Zuschauern wahrscheinlich hätte zwei Zugänge/ Treppen freischippen, im Stadion im Block A nur die oberen (schneefreien) Sitzreihen freigeben und im Fanblock den ‘Mittelstreifen’ freiräumen müssen. Klingt nicht nach sehr viel Aufwand, man hätte es wohl nur wollen müssen.
@dröhn: klar, man kann sich absolut indiskutable Videos als Vergleich heranziehen. Man könnte aber auch gucken, was das Video für ne Botschaft rüberbringt/ wie es ankommt und bei mir zumindest ist es tatsächlich beim ersten Sehen nicht primär als ‘Anti-Gewalt’-Clip angekommen. Aber ich bin natürlich auch nicht repräsentativ für irgendwas.