Achter Spieltag in der Bundesliga. Zu Beginn des nächsten Blocks zwischen zwei Länderspielpausen stand die Reise nach Augsburg an. Auch im dritten Anlauf reichte es für RB Leipzig nicht zu einem Sieg. Nach einer umkämpften, intensiven Partie trennten sich beide Mannschaften mit 0:0.
RB Leipzig ging mit einem 4-3-3 in die Partie und verzichtete also darauf, das System der Augsburger mit einer Dreierkette zu spiegeln. In der vordersten Reihe stand mit Augustin, dem zentral stürmenden Poulsen und Werner die offensivstmögliche Reihe. Dahinter warteten Demme und Kampl darauf, diese Waffen auch einzusetzen.
Augsburg auf der anderen Seite mit der erwartbaren Dreierkette mit Khedira in der Mitte und irgendwas zwischen einem gewohnten 3-3-2-2 bis hin zu einem 3-4-3. Gregoritsch und Finnbogason im Spiel gegen den Ball teilweise sehr tief. Der Österreicher teilweise ein zweiter Sechser neben Baier. Und der Isländer eher in einer Rolle zwischen den Anläufern vorn und Baier auf der Sechs.
Vor dem Spiel durfte man spekulieren, ob das Aufeinandertreffen zweier bisher sehr offensivstarker Mannschaften zu einem Offensivfeuerwerk führen würde. Im Spiel stellte sich dann relativ schnell heraus, dass dem nicht so sein würde, sondern dass der beidseitige, ähnliche Fokus auf das Spiel gegen den Ball eher dazu führen würde, dass man sich gegenseitig neutralisiert.
RB Leipzig ließ den Augsburger Spielaufbau meist gewähren und griff relativ tief an. Immer wieder presste man dann aber auch mal aggressiv nach vorn. Den Gefallen durch das RB-Mittelfeld zu spielen tat der Gastgeber den Leipzigern aber nicht. Viele lange Bälle waren die Folge. Daraufhin ist ja der Augsburger Kader in Sachen Physis und Größe auch zusammengestellt. Und dieses Spiel der langen Bälle (oder der Flanke aus dem Halbfeld, die RB aber meist gut zustellte) beherrschen die Augsburger sehr gut.
RB Leipzig verteidigte diese langen Bälle über 90 Minuten sehr gut und ließ sich von der Physis der Gastgeber nicht überrumpeln. Im Gegenzug versuchte man den Ball gegen Gastgeber, die den RB-Spielaufbau hoch zustellten, wie gewohnt schnell nach vorn zu spielen. Gerade mal 17% der Pässe spielte RB Leipzig im Verteidigungsdrittel, dafür 40% im Angriffsdrittel. Augsburg spielte immerhin 29% der Pässe im eigenen Verteidigungsdrittel und nur 32% im Angriffsdrittel.
Darin drückt sich auch aus, dass RB Leipzig über die gesamte Spielzeit das Team mit dem etwas direkteren Zug zum Tor und den klareren Aktionen war. Mit der Mischung aus Dreier- und Fünferkette fing Augsburg die Angriffe aber spätestens am eigenen Strafraum ganz gut ab, sodass man kaum offene Abschlüsse aus der Nahdistanz zuließ. Da ein früher Elfmeter für RB Leipzig nach Videobeweis wegen vorherigem Abseits wieder zurückgenommen wurde, löste sich die Spielsituation auch nicht auf. Abnutzungskampf war bis zur Pause angesagt. Kampl mit einem guten Versuch aus der Distanz. Halstenberg ebenfalls aus der Distanz. Augustin kurz vor der Pause mit der Hacke aus Nadistanz. Viel mehr gab es bis zur Halbzeit auf RB-Seite nicht zu vermelden, während Augsburg überhaupt erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erstmals aufs Gulacsi-Tor zielte.
In der zweiten Halbzeit wurde ein Spiel, das schon bis dahin nicht unbedingt durch spielerische Qualität geglänzt hatte, noch zerfahrener, wobei die Intensität immer hoch blieb. Viele Fouls, viele Unterbrechungen, wenig klare Aktionen und Präzision. Während sich Augsburg in einigen Situationen, in denen man das Spiel perfekt hätte öffnen können, wenn die Spielverlagerung präzise gespielt worden wäre, einfach als fußballerisch limitiert erwies, scheiterte RB Leipzig daran, die paar ganz guten Umschaltmomente, die man hatte, auch präzise und mit Zug zum Tor auszuspielen. Nicht zuletzt auch weil Augsburg solche Situationen mit viel Einsatz und gegenseitiger Hilfe gut verteidigte.
Wie in der ersten Hälfte gingen auch in der zweiten Hälfte die klareren Aktionen wieder an RB Leipzig. Wobei diesmal vor allem der ruhende Ball zum Thema wurde. Halstenberg mit gutem Freistoß und Orban völlig frei nach Freistoß-Flanke waren die besten Chancen nach der Pause. Augustin vergab dazu aus guter Position vergleichsweise schwach. Dazu hatte Orban noch mal eine gute Kopfballchance.
Auf der anderen Seite musste man bei den Augsburgern wieder bis in die Schlussphase warten, bis es vor dem Gulacsi-Tor turbulent herging. In den letzten zehn Minuten blieb das Gefühl, dass die Partie noch in jede Richtung kippen konnte (wobei das Gefühl primär daraus resultierte, dass der Ballbesitz aufgrund von Ungenauigkeiten permanent wechselte). Gregoritsch, dessen Kopfball in die Strafraummitte niemand verwerten kann und Hahn, der an einer Hereingabe knapp vorbeirutscht, waren am nächsten an einem Torerfolg dran.
Insgesamt war das aber vor allem auf Augsburger Seite viel zu wenig, um zu einem Torerfolg zu kommen. Nicht ein einziges Mal musste Peter Gulacsi einen Schuss halten. Auf Leipziger Seite standen dagegen schon ein paar gute Halbchancen. Aber auch nichts so zwingendes, dass daraus unbedingt ein Tor resultieren muss. Entsprechend fehlten dem Spiel die Tore. Dafür gab es Zweikämpfe, Fehlpässe, Kampf um zweite Bälle und Fouls in Hülle und Fülle. Beide Teams schenkten sich diesbezüglich nichts und belohnten sich zumindest defensiv jeweils mit der Null für eine diesbezüglich gute Leistung.
Fazit: Der Partie zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig fehlte der fußballerische Glanz. Dafür hatte sie alles, was ein intensives Kampfspiel braucht. Das war nicht immer schön anzusehen, aber es war auch nie langweilig, weil sich die Teams mit hoher Intensität bis zur letzten Minute gegenseitig bekämpften. Am Ende ging das 0:0 durchaus in Ordnung, auch wenn RB Leipzig dem 1:0 sehr viel näher war als die Gastgeber.
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Randbemerkung 1: Nach acht Spielen RB Leipzig mit einem Punkt weniger als in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt. Gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr holte man bisher fünf Punkte mehr (wenn man den HSV durch Düsseldorf und Köln durch Nürnberg ersetzt). Nach so einem 0:0 kann man sich immer trefflich streiten, ob das nun ein gewonnener Punkt war oder zwei verlorene. Wenn man dann dafür die Heimspiele gewinnt passt es. Wenn nicht, dann schon eher nicht. Als richtiges Topteam gewinnt man so ein Spiel dann wohl auch mal dreckig mit 1:0. Wird man wohl erst in der Schlussabrechnung beurteilen können, ob man sich über so ein 0:0 (oder auch über das 1:1 gegen Düsseldorf) ärgern muss. Durch das Unentschieden ist RB vorerst jedenfalls auf Platz 4 zurückgerutscht und kann heute noch von Hertha und Mönchengladbach überholt werden.
Randbemerkung 2: Rund 900 RB-Fans mit in Augsburg. Rund 200 mehr als in der Vorsaison (damals unter der Woche). Insgesamt fuhren in dieser Saison bisher rund 4.300 Fans mit zu den vier Auswärtsspielen, rund 1.200 weniger als noch in der Vorsaison zu den selben Auswärtsspielen.
Randbemerkung 3: Zweites Spiel von RB Leipzig in Folge ohne eigenes Tor in Augsburg. Zwei Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen stehen in der RB-Bilanz gegen den FCA (wobei zwei Niederlagen aus Spielen im DFB-Pokal als unterklassiger Verein resultieren). Waren auswärts schon jeweils recht harte Spiele, die RB da zu bestreiten hatte. Die Liste der aktuellen Bundesligisten, bei denen RB noch nicht gewonnen hat, ist mit Bayern, Bremen, Frankfurt, Nürnberg, Schalke, Stuttgart und eben Augsburg aber auch generell noch recht lang. Augsburg und Frankfurt sind von diesen Team aber die einzigen Mannschaften, gegen die RB in Pflichtspielen schon dreimal auswärts angetreten ist. Augsburg und Frankfurt sind ganz nebenbei bemerkt überhaupt die beiden einzigen Mannschaften, gegen die RB in der Vereinshistorie schon mehr als zweimal auswärts angetreten ist, aber noch nicht gewinnen konnte.
Randbemerkung 4: 44 Fouls, davon wahnsinnige 32 allein in der zweiten Halbzeit. Wenn man die Foulspiele der zweiten Halbzeit schon in der ersten Halbzeit geschafft hätte, hätte auch der Rekord vom Zorniger-Hasenhüttl-Zweikampf-Gemetzel einst in der zweiten Liga zwischen RB und Ingolstadt gewackelt, als in 90 Minuten 56 Foulspiele gepfiffen wurden. Letzte Woche gegen Nürnberg waren es insgesamt über 90 Minuten nur 23 Fouls gewesen..
Randbemerkung 5: Dass das Spiel zwischen Augsburg und Leipzig spätestens in der zweiten Halbzeit praktisch komplett stillstand, zeigt sich auch daran, dass die Gesamtlaufstrecke mit jeweils rund 110 km deutlich unterdurchschnittlich war. Dafür sprinteten die beiden Mannschaften in typischer Weise deutlich über vier Kilometer, worin sich auch die aggressive Spielweise ausdrückt. Sind ja nicht umsonst die sprintstärksten Teams der Liga. Wenig Fußball durch viel Foul- und Zweikampfaction und wenn Ball, dann viel Geschwindigkeit und Unruhe.
Randbemerkung 6: Das drückt sich auch darin aus, dass beide Mannschaften gerade mal eine Passquote von rund 71% erreichten. Das hatte durchaus was von Flipper teilweise. Ein extem unruhiges Spiel mit viel Balljagd und wenig Ballkontrolle. Letzte Woche noch gegen Nürnberg durfte RB knapp 90% der Pässe an den eigenen Mann bringen.
Randbemerkung 7: Das hatte natürlich auch damit zu tun, dass zwischen Augsburg und Leipzig wesentlich intensiver gezweikämpft wurde. 194 Zweikämpfe verbuchte die Datenerfassung an den ersten sieben Spieltagen im Schnitt bei RB-Spielen. Spitzenwert waren bisher 219 Zweikämpfe. Gegen Augsburg nun wurden 281 Zweikämpfe geführt. Macht für jeden Spieler im Schnitt sechs Zweikämpfe mehr. Das geht auch an die physischen Reserven und dürfte die Ersparnisse in Sachen Gesamtlauftrecke deutlich aufgebraucht haben.
Randbemerkung 8: Nach der Partie wies Ralf Rangnick noch mal darauf hin, dass Jean-Kevin Augustin auf Schiedsrichter-Nachfrage zugegeben hatte, dass eine Ecke keine Ecke war. Gab es letztens bei Werner schon mal (glaube beim Düsseldorf-Spiel), dass der Schiedsrichter seine Eckenentscheidung auf der Basis einer Spielerbefragung traf. Bin mir noch unschlüssig darüber, wie ich das finden soll. Grundsätzlich sollte der Schiedsrichter dazu da sein, Entscheidungen zu treffen. Und wenn die mal falsch ist, dann ist die halt falsch. Das auf die Spieler abzuwälzen, führt halt zu der Frage, wo die Grenzen für die Befragung sind. Bei einer umstrittenen Einwurf-Entscheidung zugunsten von Augsburg schien Ralf Rangnick den in der Nähe befindlichen Daniel Baier auch darauf hinzuweisen, dass doch nun der Zeitpunkt wäre, dem Schiedsrichter quasi im Gegenzug für den Eckball mitzuteilen, dass das doch eigentlich ein RB-Einwurf war (zumindest interpretierte ich das in den kurzen Austauch hinein bzw. rotzte ich ein ‘Warum fragste denn den jetzt nicht, ob das wirklich ein Einwurf für den FCA war?’ in Richtung Schiedsrichter vor mich hin). Ich finde es halt schwierig, die Entscheidungen auf dem Feld den Spielern zu überlassen, weil deren Wahrnehmung im Eifer des Gefechts auch nicht zwangsläufig die zuverlässigste ist. Und weil es darin keine klare Linie gibt (und geben kann), wann man Spieler befragt und wann nicht.
Randbemerkung 9: Cunha kam relativ früh für Werner. Die anderen beiden Wechsel führte Rangnick sehr spät durch. Kampfsau Sabitzer hätte man in dem Spiel eigentlich schon gut ein paar Minuten früher erwartet. Dass Laimer gar nicht kam, kann sich ausschließlich daraus erklären, dass er gegen die großen Augsburger für Rangnick zu klein und dadurch ein Sicherheitsrisiko war. Dass Laimer, der in dieser Saison schon herausragende Spiele als Balljäger auf der (defensiven) Außenbahn gemacht hat, in der Bundesliga zuletzt zweimal auf der Bank saß (und ihm nun bei Einwechslung ein Klostermann vorgezogen wurde), ist schon bitter für den Österreicher. Genauso bitter wie die Tatsache, dass ‘Wir sehen ihn ganz klar als Innenverteidiger’-Mukiele nun doch dauernd rechts außen verteidigt, während im Mittelfeld in den wichtigen Spielen an Demme und Kampl derzeit kein Vorbeikommen ist. Schon irre, dass ein Laimer in der Form der Spiele gegen Rosenborg oder Salzburg keinen Stammplatz in dieser Mannschaft hat. Und dass der Top-Balleroberer bei RB in einem Spiel wie in Augsburg, das in Sachen Sprints und Action wie gemalt war für Laimer, nicht mal 20 Minuten zum Schluss kriegt, um die Gastgeber noch mal zu überrennen, wo sich Mukiele irgendwann zu oft festrannte.
Randbemerkung 10: Für Timo Werner war es ein überschaubar schönes Spiel. Wenig Ballaktionen, kaum Aktionen im Strafraum, nur ein einziger Torschuss. Entsprechend ging er folgerichtig vorzeitig vom Platz. Insgesamt steht Werner diese Saison schon bei 32 Torschüssen, aus denen vier Tore resultierten, was für einen Stürmer weiter ein eher ineffizientes Verhältnis ist. Poulsen machte aus 18 Schüssen auch vier Tore. Augustin brauchte für drei Tore nur zwölf Schüsse. In Eins-gegen-Eins-Situationen steht Werner bei zwei gewonnenen Dribblings in 27(!) Versuchen. Augustin steht bei vier von 13, Poulsen bei vier von zehn.
Randbemerkung 11: 26 sogenannte Ballbesitzphasen hatte Jean-Kevin Augustin gegen Augsburg, bei Timo Werner waren es gar nur 16. Weniger am Ball war aus der Startformation nur Peter Gulacsi. Neun Pässe spielte Werner, von denen vier ankamen. Acht Pässe spielte Augustin, von denen sechs ankamen. Während Poulsen in einer zentralen, aber etwas tieferen Rolle immer wieder mal mit dem Ball in Berührung kamen, verhungerten Augustin und Werner vorn etwas. Auch weil sie physisch gegen die FCA-Defensive auf etwas verlorenem Posten standen. Undankbares Spiel für die beiden Stürmer.
Randbemerkung 12: Aktueller Stand bei RB Leipzig in Sachen Standards nach acht Bundesligaspielen: 26:20 Torabschlüsse nach ruhenden Bällen. Statistikoffiziell sind daraus 1:1 Tore gefallen. Gegen Augsburg ging man trotz 9:3 Abschlüssen nach ruhenden Bällen leer aus. So richtig effizient ist man diesbezüglich also weiterhin nicht. Defensiv steht RB aber seit dem Hannover-Spiel weitgehend sehr sicher. Die Tendenz stimmt also weiterhin. Nach 3:13 Torschüssen nach Standard in den ersten drei Spielen stehen seitdem 23:7 Torschüsse in der Bundesliga nach ruhenden Bällen für RB. Jetzt muss sich die Tendenz nur noch in Toren niederschlagen. Wäre halt genau in so einem Spiel wie gegen Augsburg sehr wertvoll gewesen, so ein Tor nach einem Standard, wenn es aus dem Spiel heraus so schwierig ist.
Randbemerkung 13: Retro-Spieltag in Augsburg. Nach eigenen Angaben seit einem Jahr (also weit vor dem Zeitpunkt, als RB als Gegner feststand) zum 111. Geburtstag bzw. des 111. Jahrestages des allerersten Spiels des Vereins (bzw. irgendeines Vorgängervereins) geplant. Dass der Geburtstag nicht ganz ohne RB auskam, zeigt wohl auch das Dosenschießen vor dem Stadion, ohne das man in solchen Fällen nicht auskommt. Ansonsten gab es einige hübsche Ideen (so sie denn spielerisch-nostalgisch und nicht ideologisch-verklärend gemeint waren) wie einen Oldtimer-Mannschaftsbus. Das Retro-Mikro war in seiner Qualität dagegen eher nervig und machte das Zuhören bei der Stadionmoderation anstrengend. Die Choreo mit ihren drei Wimpeln auf drei Stadionseiten bzw. die Schalparade vor dem Spiel fand ich angesichts des Brimboriums im Vorfeld darum eher überschaubar. Hübsch, aber angesichts der Ankündigungen hatte man gedacht, dass da eher ein siebtes Weltwunder präsentiert werden würde. Das Anspringen der RB-Fans auf den Retro-Spieltag und das Abarbeiten daran fand ich im Vorfeld eher ganz schön mühselig.
Randbemerkung 14: Hängt natürlich auch an den Geschichten der letzten Jahre rund um die Namen Hofmann, Hinteregger und Baier, dass da auf RB-Seite der ablehnende Puls schneller höher geht, wenn es um Augsburg geht. Wobei die grundsätzliche Atmosphäre vor Ort von offizieller Seite durchaus wohlwollend ist. In der Vergangenheit gab es immer die Veranstaltungen Augsburg Calling, bei denen Gästefans eingeladen werden, sich vorher Augsburg anzuschauen oder dort was auch immer an organisiertem zu tun. Vor dem Spiel gibt es die hübsche Idee einer Stadionrunde für Kinder, die dann von den Fans (inklusive Gästefans) gefeiert werden (wenn ich mich recht erinnnere, können auch die Kids der Gästefans da mitmachen, wenn sie wollen). Und dazu gibt es ein ganz hübsches Lied mit diesen Zeilen: “Und jeder Gastverein soll hier willkommen seind, denn Fußball-Freundschaft ist für uns Pflicht. Doch wenn der Ball im Spiel ist, wird die Fahne gehisst, denn wir sind Augsburger, und ihr nicht.” Was glaube ich auch meinen Zugang zu Fußball und was die 90 Minuten von der Zeit drumherum unterscheidet, perfekt beschreibt und was beim FCA auch in größeren Teilen des Publikums so gelebt wird. Will nur sagen, Augsburg ist bei allen (auch gern übertrieben ausgeschlachteten) Animositäten der letzten zwei Jahre sicherlich nicht in der Absolutheit der Verein, wie ihn das Zerrbild auf RB-Fanseite gern sieht und man sollte nicht über jedes Stöckchen springen, was einem hingehalten wird oder gar ein Stöcken aus was machen, das einem niemand hingehalten hat.
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Lichtblicke:
- Ibrahima Konaté: Phantastische Duelle mit Caiuby, der körperlich eigentlich eine Wucht ist, aber von Konaté meist abgeräumt wurde, als wäre es (physisch gesehen) Timo Werner. Auch die Abgeklärtheit, einen anlaufenden Caiuby einfach mal stehenzulassen und zu umdribbeln, war bemerkenswert. Sehr gute Zweikampfquote, auch gelegentlich ein guter öffnender Pass nach vorn in durchaus vorhandene Räume im Mittelfeld. Sehr stabile Leistung, gerade gegen einen körperlich sehr starken Gegner.
- Diego Demme: Schon allein deswegen, weil er sich nach dem Spiel so genervt von der fußballerischen Qualität des Kicks in Augsburg zeigte. Mit Riesenabstand der RB-Spieler mit den meisten abgespulten Kilometern. Immer auf Ballhöhe, immer Lücken stopfend, immer um das Spiel bemüht. Derzeit einer der wichtigsten Aktivposten im RB-Spiel und mit seiner Mischung aus Wadenbeißer und Spielgestalter extrem wichtig.
- Willi Orban: Eines der Spiele, in denen der Kapitän mit seinem guten Stellungsspiel und mit seinen Qualitäten im Luftzweikampf glänzen konnte. Sehr aufmerksam, kaum Fehler, viele gewonnene Zweikämpfe. Sorgte zusammen mit Konaté dafür, dass in der zentralen Verteidigung nichts anbrannte. Sehr wache, konzentrierte Partie.
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Tore: keine
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Mukiele (82. Klostermann), Konaté, Orban, Halstenberg – Kampl (86. Sabitzer), Ilsanker, Demme – Augustin, Poulsen, Werner (70. Cunha); Bank: Mvogo, Laimer, Upamecano, Bruma; Nicht im Kader: Forsberg (verletzt), Saracchi, Müller
Aufstellung FC Augsburg: Luthe – Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger – Schmid, Baier, Max – Gregoritsch (90.+3 Danso), Finnbogason (58. Koo) – Hahn, Caiuby
Schiedsrichter: Tobias Welz (Schwere Partie für den Schiedsrichter, in der er schon früh mit ein paar ‘Ich pfeife das Fallen und nicht zwingend, ob es ein Foulspiel war’-Entscheidungen in eine seltsame Linie geriet. Später mit einigen unrunden Zweikampfentscheidungen. Mal kleinlich, mal ließ er ähnliche Situationen einfach laufen, die er gerade noch gepfiffen hatte. Mal zog er konsequent gelb, dann wieder nicht. Hahn kam trotz fünf Fouls und einer Aktion, die sich zwingend für gelb geeignet hätte, ohne gelbe Karte weg. Baier bettelte auch umsonst (und beschwerte sich witzigerweise noch mit am lautesten, wenn ein RB-Spieler mal keine Karte bekam). Die gelben Karten gegen RB gingen in Ordnung, bis auf jene gegen Poulsen (aus Stadionsicht), aber die Ungleichverteilung war auffällig und entsprach nicht dem Geschehen auf dem Platz. Ja, beide Mannschaften machten es dem Schiedsrichter mit einer sehr körperbetonten, foullastigen Spielweise nicht einfach. Aber Welz verlor die Akzeptanz der Spieler zu früh, weil er die Partie verwalten, statt bei zunehmenden Foulspielen auch entscheidend steuern wollte. Diesen Eindruck einer Spielverwaltung statt einer Spielleitung hatte man schon bei früheren Auftritten bei RB-Spielen. Erschwerend in Sachen Akzeptanz war vielleicht auch das Theater um den Videobeweis früh in der ersten Halbzeit. Welz hatte nach einem Vergehen gegen Werner auf Elfer entschieden (aus Stadionsicht quer über den ganzen Platz und komplett ohne TV-Bilder war das vom ganzen Bewegungsablauf her für mich keine Situation, in der man Elfer geben muss). Von den Kölner Videoassistenten wurde er an die Linie geschickt, damit er sich das Foulspiel noch mal anschaut. Das dauerte schon ewig. Und als er dann damit fertig war und offenbar den Elfer geben wollte, hatte man in Köln entdeckt, dass in der Entstehung des Tors ein Abseits vorlag. Das dauerte alles in allem knapp fünf Minuten, also so lange, wie man es eigentlich überhaupt nicht haben will. In der Sache hatten Welz und die Videoassistenz Recht, den Elfer zurückzupfeifen (weil der Angriff, der zum Elfer führt, mitbetrachtet werden muss und Abseits zwingend eine klare Fehlentscheidung ist, wenn es nicht gesehen wurde und von der kalibrierten Linie aber klar gezeigt wird). Dass das so lange dauert, ist dann halt einfach auch Pech. Dass sich Poulsen den Ball nach vier Minuten schon wieder zum Elfer zurechtgelegt hatte, bevor es dann doch Freistoß im Mittelfeld für Augsburg gab, war aus Stadionsicht aber überhaupt nicht mehr zu verstehen. Wer da was warum entschieden hatte, war einfach nicht nachzuvollziehen. Was wieder mal darauf verwies, dass die Kommunikation der Entscheidungen dringend verbessert werden muss (falls es dazu was auf der Videowand gab, hab ich es jedenfalls nicht mitbekommen). In jedem Fall machte das ganze Hickhack mit Elfer, doch nicht, doch, doch nicht, es Welz in seiner Spielleitung nicht einfacher. Aber trotz dieser Ausgangslage und trotz zweier austeilfreudiger Mannschaften kann man so ein Spiel auch souveräner und aktiver und in Sachen Linie (und Kartenvergabe) gleichmäßiger über die Bühne bringen. War schon eher schwierig, dem Schiedsrichter und seinem Tun wohlwollend zu folgen. Vorsichtig gesagt.)
Gelbe Karten: Caiuby, Koo | Ilsanker (3.), Sabitzer (3.), Konaté (2), Poulsen (1.), Halstenberg (1.)
Zuschauer: 28.703 (davon 900 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, FCA-Bericht, Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 6 : 18
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 5 : 10
- Schüsse auf das Tor: 0 : 3
- gewonnene Zweikämpfe: 50,5% : 49,5%
- Ballbesitz: 52,5% : 47,5%
- Passquote: 71,1% : 71,5%
- Laufstrecke: 109,7 km : 110,8 km
- Sprints: 205 : 222
- Intensive Läufe: 609 : 630
- Fouls: 20 : 24
- Ecken: 2 : 2
- Abseits: 2 : 2
- Meiste Torschüsse: Gregoritsch: 3 – Augustin: 4
- Meiste Torschussvorlagen: Hahn: 2 – Demme, Kampl – je 3
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Koo: 77,3% – Konaté: 72,7%
- Meiste Ballkontakte: Gouweleeuw: 104 – Demme, Mukiele: je 59
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Khedira: 80,0% – Ilsanker: 93,1%
- Größte Laufstrecke: Hahn: 12,0 km – Demme: 12,4 km
- Meiste Sprints: Max: 33 – Mukiele: 28
Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com
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Saisontorschützen: Poulsen, Werner – 4; Augustin – 3; Sabitzer – 2; Forsberg, Orban, Kampl – je 1
Saisonvorlagengeber: Werner, Kampl, Forsberg – je 3; Poulsen, Halstenberg – je 2; Sabitzer, Demme, Laimer – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Forsberg – 5; Sabitzer – 4; Kampl, Mukiele, Upamecano – je 3; Saracchi, Ilsanker, Gulacsi, Poulsen, Halstenberg – je 2; Demme, Werner, Konaté, Laimer – je 1
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Ich war Gott sei dank auf der INFA und habe mir den Fußballstuß, Fußballspiel konnte man das ja beileibe nicht nennen, für nur gut 20 Minuten zum Schluß angesehen. Sehr überschaubar das Ganze, beide Mannschaften gleich schlecht und Leipzig vom Begriff einer Spitzenmannschaft weit entfernst. Die Orban Gelegenheit kurz vor Schluß wäre vom VAR dann auch irgendwie verhindert worden und sei es halt nur sein bestes Stück was irgendwie ins Abseits ragen soll. Kann ja eh keiner nachprüfen und irgendeine Kameraeinstellung wird das gewünschte Ergebnis dann schon bringen.
so schön die Analyse ist, man hätte einfach zum Ende scrollen um festzustellen:
– Ilsanker beste Passquote
– Orban beste Laufquote
damit ist das Spiel einfachst beschrieben.
Das es nicht zu einem Opta-Spektakel wurde, war fast zu erwarten.
Nun ja, gefallen haben mir (trotz kein Tor) die offensiven Standards, die allesamt gefährlich waren und mit etws Glück, geht das Orban-Ding rein.
Bei RB 9 muss ich etwas widersprechen, denn nach der LSP stellte sich doch das Team einfach auf: alle ausgeruhten vom Cottaweg spielen und 2 große Zweikämpfer wie Ilsanker und Poulsen. Da war kein Platz für Laimer und Klostermann kam auch nur wegen seiner Größe und den langen Augsburger Bälle.
Was ich dagegen nicht verstanden habe, war die Position von Werner.
2 glücklose Spiele über 180 Minuten in der N11 und RR sagt noch, Timo W. muss mit 1 Stürmern neben ihn spielen und schickt noch Poulsen und Jika dazu.
Dann lieber dort Cunha oder Bruma, die eher im 1:1 etwas erreichen können oder man zieht Kampl etwas vor und stellt Laimer auf die 8.
Werner gehört in das Zentrum und neben ihn entweder Jika oder Poulsen. Die Variante mit Beiden ist etwas für All In in den letzten 10 Minuten bei Rückstand.
Tja VAR, das war wirklich Wahnsinn und Wels tut einen da schon etwas Leid. Was soll er machen, wenn im Köllner Keller es so lange dauert.
Diesmal haben wir vor dem TV auch nix erklärt bekommen, außer eine kurze Einblendung und viel später dies Wackelkamera aus der letzten Ecke im Stadion wo die Spieler nicht zu erkennen waren und man dort eine Linie zog.
Im Stadion muss es wohl ähnlich schlimm gewesen sein.
Spannend dazu, Reuter meinte, die Vereinskamera oben hat das Abseits nach 1 Minute erkannt.
Bleiben 2 Dinge, wann gab es das letzte Mal ein 0:0 und wenn nun Poulsen der 2. Elfmeterschütze nach Forsberg ist, hat er schon mal vom Punkt getroffen bzw. dort angetreten?
Bezüglich Orban muss ich dich leider enttäuschen. Demme war natürlich der mit der höchsten Laufleistung, so wie es auch bei den Lichtblicken steht. In der Statistik ist es nur ein Fehler meinerseits.
Bezüglich Laimer: Verstehe schon, warum er auf der Bank saß (auch wenn es angesichts seiner letzten Leistungen krass ist, dass man keine Position für ihn hat). Aber so einen Impuls mit ihm als aggressiven Jäger für die letzten 20 Minuten hätte ich mir sehr gut vorstellen können.
Und ich dachte schon, die hohe Laufleistung von Orban kommt daher, das er immer nach vorne zum Standard gelaufen ist. ;-)
Obwohl, wird dies eigentlich als Lauf erfasst wenn der Ball ruht?
Ja, mit Laimer hätte man da jemand mit besseren Drang nach vorne, aber das war eher von RR als Sicherheit zuerst gedacht mit Klostermann, vor allen auf der Seite von Max.
Es wird alles an Laufbewegungen erfasst, was zwischen An- und Abpiff passiert, also auch dann wenn das Spiel unterbrochen ist.
Echt?
Das hätte ich nicht gedacht, obwohl ich keine Ahnung habe, wie man das technisch trennen könnte.
Das würde aber im Fall Orban bedeuten, wenn man selbst 12 Standards bzw. Ecken im Spiel hat, 1 km gemütlich Richtung Strafraum traben, was dann in die Laufleistung einfliest.
Bzw. kann man von einem Dauerläufer wie Demme dann nicht mehr sprechen, weil auch die langsamen “Gehbewegungen” aufgezeichnet werden, wenn der Ball im Aus ist oder anderweilig das Spiel unterbrochen ist.
Wieder was gelernt.