Man könne sich nun wieder komplett auf die Liga konzentrieren. So hört man es gern nach Pokalniederlagen rund um die entsprechenden Vereine. Ein nachvollziehbarer Versuch, nach einer sportlichen Niederlage wieder schnell die Reihen zu schließen und weiterzumachen. Aber auch ein Versuch mit überschaubar geistreichem Hintergrund. Denn dass ein Zweitligist es bspw. nicht schaffen soll, sich wegen dreier Pokalspiele in sieben Monaten auch auf die 24 Ligaspiele drumherum zu konzentrieren, klingt durchaus etwas abwegig.
Wie auch immer, seit vorgestern haben auch die letzten der 18 Zweitligisten alle Augen und Synapsen frei für den Zweitligaendspurt, der noch 11 Spieltage vorsieht, bis auch die letzte Entscheidung getroffen sein wird (mal von den Teams, die dann in die Relegation müssen, abgesehen). Vier Zweitligateams waren im DFB-Pokal in die Runde der letzten 16 vorgedrungen, alle mussten dort dem Bundesligisten den Vortritt geben. Alle verloren mit 0:2.
Jubeln durfte mit Manuel Junglas wenigstens einer in ganz zentraler Position, der in der Hinrunde in Aalen noch Zweitligafußball spielte, dort keine Zukunft mehr hatte und nach Bielefeld wechselte. Wo er Werder Bremen gleich zwei Tore einschenkte und dafür sorgte, dass die zweite Liga wenigstens ein klein wenig sportlichen Anteil an einem unterklassigen Pokalerfolg nahm.
Kein Zweitligist im Viertelfinale, das gab es in den vergangenen 20 Spielzeiten gerade zweimal. 1996/1997 scheiterten Zwickau, Unterhaching und Meppen im Achtelfinale allesamt jeweils an Bundesligisten. Und 2004/2005 scheiterten Eintracht Frankfurt, Trier, Ahlen und Karlsruhe ebenfalls allesamt an einem Erstligagegner.
Dass kein Zweitligist in der Runde der letzten 8 steht, ist also ein eher ungewöhnliches Ereignis. Wobei die Wahrscheinlichkeit dessen auch ein wenig daran hängt, wen man im Achtelfinale als Los zieht. Denn in nur 17 von 50 Fällen konnte in den vergangenen 20 Jahren eine Zweitligist im Achtelfinale den Erstligisten ausschalten.
Man könnte daraus und aus dem diesjährigen Abschneiden die These ableiten, dass der Abstand der zweiten Liga zur ersten Liga zu groß ist. Was vielleicht eine etwas übertriebene These wäre. Zumal Kaiserslautern, Braunschweig und Leipzig mit Leverkusen, Bayern und Wolfsburg drei Topteams und Champions-League-Teilnehmer bzw. -Aspiranten erwischten und Aalen aktuell sowieso nicht in der Verfassung ist, dass man gegen ein Team wie Hoffenheim größere Chancen hat. Insofern ist vor allem der Abstand von oberer Zweitligahälfte zum oberen Bundesligadrittel enorm groß. Aber das kann angesichts völlig anderer wirtschaftlicher und sportlicher Dimensionen auch niemanden überraschen.
Insgesamt setzte sich in der diesjährigen Pokalsaison in 12 Aufeinandertreffen zwischen erster und zweiter Liga neunmal der Erstligist durch. In der zweiten Pokalrunde war es in vier Spielen einzig Aalen, denen das Kunststück gelang (gegen Hannover). In der dritten Pokalrunde, im Achtelfinale gelang es wie gesagt niemandem. Lediglich in der ersten Runde, als die Zweitligisten schon zwei Spieltage in den Beinen hatten, die Erstligisten aber ihr erstes Pflichtspiel bestritten, gelang in zwei von drei Spielen dem unterklassigen Verein die Überraschung (Leipzig gegen Paderborn, Bochum gegen Stuttgart).
Was dann doch wieder darauf verweist, dass der Normalfall zwischen einem Erstligisten und einem Zweitligisten immer noch das Weiterkommen des oberklassigen Teams ist. Sprich, wenn ein Erstligist ernst macht, dann wird es schwer, ihn zu stoppen.
Zumal erschwerend hinzukommt, dass man als Zweitligist gegen einen Erstligisten nicht automatisch Heimrecht genießt. Alle drei Siege von Zweitligisten gegen Erstligisten in dieser Saison gelangen vor heimischer Kulisse. Drei von acht der Heimpartien gewannen damit die Zweitligisten. Und verloren alle vier Partien in der Fremde. Wenn Braunschweig mal eben nach München oder Kaiserslautern nach Leverkusen muss, dann sinkt halt die Wahrscheinlichkeit für eine Überraschung enorm.
Es sind dies auch Spiele, die dem Pokal ein wenig den Reiz nehmen, der vornehmlich ja darin besteht, dass unterklassige Clubs ranghöheren Vertretern mit dem eigenen Publikum im Rücken, versuchen ein Bein zu stellen. Erstligisten und Zweitligisten quasi rangleich zu stellen bei der Auslosung und Zweitligisten gegen den Bundesligisten nicht per se das Heimrecht einzuräumen, wie man das bei Teams der dritten Liga abwärts gegen Erst- und Zweitligisten macht, ist letztlich nur der Versuch mehr Bundesligisten in die späteren Runden des Pokals zu hieven, um dort dann vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Mit Bayern, Leverkusen, Wolfsburg und Mönchengladbach stehen die ersten vier der Bundesligatabelle im Viertelfinale. Dazu kommt Dortmund, die eher überraschend nicht auch zu den Top 5 der Tabelle gehören und Hoffenheim als Bundesliga-Siebter. Aus der Rolle fallen lediglich Freiburg als Bundesliga-Abstiegskandidat und Bielefeld als Drittligaspitzenreiter, also künftiger Zweitligist. So richtig viel Überraschung steckt im diesjährigen Wettbewerb nicht. Eher so eine Art Bundesliga im Pokalgewand. Aber das soll auch nicht stören, denn aus hiesiger Blog- und Zweitligasicht ist der Wettbewerb ja sowieso seit zwei Tagen beendet.
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Weiterkommen von Zweitligisten im DFB-Pokal 2014/2015
- 1.Runde:
- Gegen 1.Liga: 2
- Gegen 2.Liga: 1
- Gegen 3.Liga: 2
- Gegen 4.Liga: 3
- Gegen 5.Liga: 3
- Gegen 6.Liga: 1
- 2.Runde
- Gegen 1.Liga: 1
- Gegen 2.Liga: 2
- Gegen 3.Liga: 0
- Gegen 4.Liga: 1
Ausscheiden von Zweitligisten im DFB-Pokal 2014/2015
- 1.Runde
- Gegen 1.Liga: 1
- Gegen 2.Liga: 1
- Gegen 3.Liga: 3
- Gegen 4.Liga: 1
- 2.Runde
- Gegen 1.Liga: 4
- Gegen 2.Liga: 2
- Gegen 3.Liga: 1
- Gegen 4.Liga: 1
- Achtelfinale
- Gegen 1.Liga: 4
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24. Spieltag
- 1. FC Nürnberg – 1. FC Heidenheim – 1
- Fortuna Düsseldorf – VfL Bochum – 1
- FC Erzgebirge Aue – FC Ingolstadt – 2
- Eintracht Braunschweig – FC St. Pauli – 1
- VfR Aalen – SpVgg Greuther Fürth – 1
- TSV 1860 München – SV Sandhausen – 0
- 1. FC Union Berlin – 1. FC Kaiserslautern – 2
- FSV Frankfurt – SV Darmstadt 98 – 1
- Karlsruher SC – RB Leipzig – 2
Bisherige Tippquote: 86 von 207 (Quote bei RB-Spielen: 9 von 23)