Wir haben heute über 90 Minuten ganz, ganz souverän gespielt. Das zeigt, dass wir wieder einen Schritt nach vorn gemacht haben. (Timo Rost nach dem Sieg von RB Leipzig in Meuselwitz im Red Bull Audioplayer [broken Link], 30.10.2011)
Der Tenor, für den Timo Rost exemplarisch steht, war ja allerorten gleich. Souverän, überzeugend, überlegen, gut Fußball gespielt. Was sicherlich im einen oder anderen Ausmaß stimmt. Einerseits. Andererseits halte ich die These, dass man aus dem Sieg in Meuselwitz schließen könne, dass man einen Schritt nach vorn gemacht habe, für gewagt. Ein souveräner Sieg wischt nicht weg, dass man vorher in sechs Pflichtspielen zwei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage bei einem Torverhältnis von 6:5 (!) erkämpfte.
In den Zahlen spiegelt sich auch gleich das Problem wieder, das die letzten Wochen in mal stärkerem, mal nicht ganz so starken Ausmaß durchzog. Fehlende Kreativitiät und Flexibilität im Offensivspiel, gepaart mit einer Doppel-Sechs, der es häufig an der Fähigkeit mangelt, ein Spiel an sich zu reißen. Dass diese Probleme nun in einem Spiel nicht auftraten, weil der Gegner defensiv nicht die Kompaktheit an den Tag legte, die man aus Spielen gegen RB Leipzig gewohnt ist und zudem noch an allen drei Gegentoren auf die eine oder andere Fehler-Art beteiligt war, heißt nicht, dass es die Probleme nicht mehr gibt. Zumal die Probleme auch in Meuselwitz in Ansätzen (Doppel-Sechs) durchaus gut zu sehen waren, wenn sie auch nicht ergebnisrelevant wurden.
Ich will das nicht falsch verstanden wissen. Der Ausflug nach Meuselwitz war ein angenehmes Erlebnis und die sportliche Aufgabe wurde alles in allem sehr souverän gelöst. Allerdings habe ich inzwischen eine Allergie gegen Aussagen, die eine neue Qualitätsstufe ausrufen. Das letzte Mal, dass man das bei RB Leipzig höchst intensiv und bejubelnd gemacht hat, war nach dem 3:0 in Hannover Anfang der letzten Rückrunde. Jetzt geht es los, nun greifen wir an, wir sind viel besser, wir haben einen Sprung gemacht. Hieß es damals. Im nächsten Spiel setzte es dann das legendäre 1:5 gegen Kiel. Sowohl Hannover 96 II, als auch Holstein Kiel warten in den nächsten zwei Spielen als Gegner. Beides Heimspiele für RB Leipzig. Löst man diese Aufgaben und bestätigt den Souveränitäts-Trend aus Meuselwitz, dann können wir gerne noch einmal darüber diskutieren, dass man einen Schritt nach vorn gemacht hat. Bis es soweit ist, zeige ich mich skeptisch, nicht ohne aber zu hoffen, dass meine Skepsis widerlegt wird.