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Was von Spieltag 10 bleibt

Mit Spieltag 10 ist Kaiserslauterns (mindestens vorläufige) Wandlung zu einem typischen Zweitligaverein endgültig abgeschlossen. Zumindest spieltaktisch. Stand man vergangene Saison noch für Ballbesitzfußball und den Versuch, den Gegner mit der feinen Klinge zu besiegen, hatte Runjaic schon zu Beginn der Saison versucht, dem Team mehr Umschaltspiel und weniger Ballbesitz beizubringen.

Unter Neu-Coach Konrad “Ein Schritt nach dem anderen” Fünfstück, der ein wenig wie die Betzenberg-Ausgabe eines Thomas Tuchel wirkt, geht man diesen Weg nun konsequent zu Ende. Immer so viele Spieler wie möglich hinter dem Ball. Dazu das Darmstadt-Motto, dass nur ein weit weg geschlagener Ball ein guter, weil ein das eigene Tor nicht gefährdender Ball ist. Wenn man den Ball nicht hat, bügelt man im 4-4-2 über alles drüber, was versucht, den Ball zu haben. U.a. mit Geis und Colak bringt man Spieler in die Mannschaft, die sich als Kampfmaschine verstehen bzw. weite Bälle verarbeiten können.

Kaiserslautern gehört damit auch zu jener von Fürths Coach Stefan Ruthenbeck bildhaft als “Scheiß-Liga” bezeichneten zweiten Bundesliga und zu jenen Teams, die “die Dinger einfach nur nach vorne kloppen und tief stehen”. Da Kaiserslautern über einige individuelle Klasse verfügt, um diese Spielweise offensiv zu veredeln und man in Düsseldorf offenbar noch nichts davon gehört hat, dass ein Jean Zimmer nach gegnerischen Ecken gern mit dem Ball am Fuß konternd das Feld umpflügt, kann man den Pfälzern noch nicht mal einen Vorwurf machen. Ist halt ein Ergebnissport und zwei Siege unter Fünfstück, der künftig noch mehr sprinten, rennen und fighten lassen will, geben ihnen Recht. Bis Spieltag 8 haben alle ganz gern gegen Kaiserslautern gespielt, ab jetzt wird es für die Kontrahenten unangenehm, dem kratzenden Verbund zu begegnen. Auf dem Betzenberg mag man diese Entwicklung.

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Fehlendes Leistungsdenken

René Müller so über Carsten Kammlott (BILD, 14.10.2011):

Der Junge hatte, bevor er von Erfurt nach Leipzig ging, ein Angebot aus Nürnberg. Doch er geht freiwillig eine Liga tiefer. Das macht man nicht, wenn man ein gewisses Leistungsdenken hat. Mit solchen Typen kannst Du nicht aufsteigen.

Woraufhin Peter Pacult so (Red Bull Audio Player [broken Link], 14.10.2011):

Wir leben in einem Land, in dem jeder seine Meinung haben darf. Die darf man auch kundgeben. (…) Wenn man alles richtig gemacht hat und auch gut war, dann sollen sie ihren Kommentar abgeben, aber das berührt mich wenig.

Und Carsten Kammlott so (Red Bull Audio Player [broken Link], 15.10.2011):

Was der Herr Müller da erzählt hat, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht, wo er sich das Recht hernimmt, über Mannschaften und Spieler so zu urteilen. Ich weiß nicht, was das sein sollte.

Ich auch noch so:

Keine Ahnung, warum der Herr Müller diesen Seitenhieb brauchte. Vielleicht verarbeitet er so die Tatsache, dass er aufgrund des Abgangs von Sportdirektor Thomas Linke damals keine Chance hatte, Trainer von Carsten Kammlott bei RB Leipzig zu werden. Andererseits sind seine Aussagen auch nicht wirklich spektakulär, weil all das im Zuge des Wechsels von Kammlott ja bereits mal erzählt wurde, wenn auch nicht so prominent, sondern eher durch damalige Erfurter Fankreise. Spannend übrigens, dass Kammlott so etwas wie Pacults Lieblingsprojekt zu sein scheint. Ihn will er mit seiner ihm (zumindest in der öffentlichen Wirkung) eigenen Dickköpfigkeit unbedingt wieder auf Vordermann bringen. Gelingt ihm das, kann RB Leipzig davon sicher in Bezug auf die Spielstärke extrem profitieren. Mal sehen, wer Recht behält.

Certainly to be continued.

Auf dem Trainerkarussell bei RB Leipzig

Letzten Donnerstag war es, direkt nach dem Sachsenpokal-Viertelfinale beim VfB Auerbach, als offiziell verkündet wurde, dass Tomas Oral RB Leipzig zum Saisonende verlassen werde. In Bezug auf die öffentlichen Diskussionen um die Besetzung des Traineramtes zur neuen Saison macht dies natürlich kaum einen Unterschied, da bereits vor dieser Verkündung kräftig über Orals Nachfolger spekuliert wurde. Mit Thomas Linkes Einlassung [broken Link], dass man nun den Markt sondieren und Gespräche mit geeigneten Kandidaten aufnehmen werde, wurde das Trainerkarussell aber nun auch vereinsseitig noch mal angestoßen.

Ein Karussell, auf dem jeder drauf sitzen darf, der nicht schnell genug einen neuen Verein gefunden hat. Ein Karussell, auf das man nicht unbedingt per eigenem Willen landet, sondern aufgrund des Namens oder der damit verbundenen großen Story. Felix Magath saß ungewollt schon drauf, heuerte dann aber in Wolfsburg an. Ralf Rangnick wurde auch draufgesetzt, wusste aber so gar nicht, was er damit anfangen soll, bevor er dahin ging, wo er sich selbst mit seinen Qualitäten am besten aufgehoben sah, in die obere Hälfte der Bundesliga. Und Heiko Weber hatte sich noch vor einem Jahr selbst aufs RB-Trainerkarussell gesetzt, scheidet dieses Jahr aber wegen seines neuen Jobs in Jena, wo er für dritte und vierte Liga unterschrieben hat, aus. Schade, Heiko Weber war für mich von seinem Typus her immer eine interessante Besetzung des Trainerposten bei RB Leipzig.

Spannender aber als die Namen, die es nicht werden können, sind wie immer die Spekulationen über die, die noch in Frage kommen. Da bis zum Sachsenpokal-Halbfinale, dem nächsten wichtigen Spiel für RB Leipzig, noch zwei bis drei Wochen vergehen, bietet sich das freie Assoziieren momentan mehr als an. Die unten stehende Liste an Namen ist sehr subjektiv. Teile kommen aus verschiedenen Medien, Teile kommen von mir, Teile bieten sich schlichtweg aufgrund ihrer Verfügbarkeit als Namen an. Nicht alles ist ernst gemeint. Aber alles ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass ich schlichtweg auch keinen todsicheren Tipp habe und mir auch vorstellen kann, dass völlig neue Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden, auch wenn der Trainermarkt nicht endlos Potenzial hat. Auf dem Trainerkarussell bei RB Leipzig weiterlesen

Tomas Oral bei RB Leipzig under friendly fire

Heftig am Rotieren ist es das Trainerkarussell bei RB Leipzig. Peter Pacult und seine Entlassung bei Rapid Wien [broken Link] bzw. sein möglicher Wechsel nach Leipzig heißt die Topstory der letzten Tage. Doch auch René Müller, der dieser Tage seinen Vertrag bei der U23 des 1.FC Nürnberg auflöste und nach neuen Herausforderungen sucht, Heiko Weber und Dietmar Demuth (Coach bei Babelsberg 03) wurden dieser Tage schon in die Verlosung geworfen. Ganz ehrlich halte ich die Frage, ob, wie, wann, welcher neue Trainer bei RB Leipzig das Zepter schwingen wird derzeit für eine fast schon nebensächliche Frage.

Die Entlassung Dietmar Beiersdorfers als Fußballchef bei Red Bull hat mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. In seiner Funktion war er für mehr Bereiche zuständig als für RB Leipzig, Bereiche für die ich mich wie zum Beispiel für Red Bull Salzburg nur höchst peripher interessiere, die nun aber stärker in den Fokus rücken, da sie über den Posten Beiersdorfers direkt mit dem Leipziger Hier und Jetzt verknüpft sind. Beiersdorfers Posten war der des Chefstrategen. Er war derjenige, der die verschiedenen Fußballaktivitäten Red Bulls in Ghana, Brasilien, Österreich, Deutschland und den USA sinnvoll verknüpfen sollte. Eine langfristig angelegte, strategische Arbeit, wie der ursprünglich bis 2014 laufende Vertrag beweist. Ein Posten, der nur indirekt die Verantwortung für das Tagesgeschäft in den einzelnen Clubs haben sollte. Ein Posten, der vor allem darauf abzielt, zwischen den einzelnen Bausteinen Synergien herzustellen und die einzelnen Vereine strukturell(!) so aufzustellen, dass sie erfolgreich arbeiten können.

In dieses (mein) Verständnis des Beiersdorfschen Postens wurde per Geburt der Stelle ein Fehler elementar eingewebt. Man hielt es weder für RB Leipzig, noch für Red Bull Salzburg für nötig einen eigenen Sportdirektor zu installieren. Vor allem die Tatsache, dass Beiersdorfer quasi neben seinem Koordinatorenjob gleichzeitig sportlicher Chef bei Red Bull Salzburg war, scheint ihm zum Verhängnis geworden zu sein. Es fällt mir schwer aus der Ferne zu beurteilen, was da schief gelaufen ist und ich glaube immer noch, dass die Entlassung Beiersdorfers aus einer Eigendynamik entstand, die elementar mit Huub Stevens und dessen Entlassung zu tun hatte, aber ganz grundsätzlich halte ich es für nicht zielführend, den strategisch arbeitenden Kopf einer Fußballabteilung nach gerade einmal 18 Monaten (wovon er maximal 12 Monate Zeit hatte, seine Strategien zu entwickeln) zu entlassen, weil ein Verein im Tagesgeschäft nicht die richtigen Resultate erzielt hat. Die Arbeit Beiersdorfers hätte sich in seiner auf Nachhaltigkeit angelegten Strategie sinnvoll erst nach zwei, drei oder eher vier Jahren einschätzen lassen. Darum kommt man jetzt herum und beginnt wieder von vorn. Tomas Oral bei RB Leipzig under friendly fire weiterlesen