DFB-Pokal: RB Leipzig vs. FC Augsburg 0:1

Die Niederlage von gestern verhält sich emotional so ganz anders als sonstige Niederlagen. Während man beispielsweise nach der Niederlage gegen den HSV II am Tag des Spiels noch niedergeschlagen war, einen Tag später aber bereits wieder ein positives Gefühl (‘Das wird schon’) hatte, geht es mir nach der gestrigen Partie genau andersherum. Gestern war ich enttäuscht vom Ergebnis, aber schritt insgesamt zufrieden ob des Spiels und der Atmosphäre nach Hause. Heute aber sackt langsam die Tatsache, dass man den Bundesligisten gestern genaugenommen hätte mindestens zu einer Verlängerung zwingen müssen.

Es ist ja eigentlich der Pokal-Klassiker. Der Favorit kommt zwar nicht richtig ins Spiel und tut sich schwer, ist dann aber doch irgendwann in den entscheidenden Phasen etwas konsequenter und fährt zufrieden, aber auch ein wenig unverdient mit einem Sieg nach Hause. Gestern war es beim Spiel der A-Mannschaft von RB Leipzig gegen die A2-Mannschaft vom FC Augsburg (also vermutlich so etwas wie Drittliga- gegen Zweitliga-Niveau) ähnlich. In einem mindestens ausgeglichenen Spiel machen die Gäste aus ihrer einzigen Großchance mit Unterstützung der kompletten Leipziger Rückwärtsbewegung und einem schlecht postierten Keeper Borel das 1:0. Zwei oder drei mittelgefährliche Fernschüsse hatten die Augsburger in der Vorwärtsbewegung noch zu bieten, das war es dann auch schon. Völlig zu Recht ertönte gleich mehrmals im weiten Rund der Ruf “1.Liga, keiner weiß warum”.

Es war insgesamt dass erwartete Spiel zwischen einem Gast, bei dem das robuste, und nicht das kreativ-offensive Spiel auf der Kompetenz-Haben-Seite ganz oben steht und einem Gastgeber, der mit viel Aufwand, aber nicht immer höchster Genauigkeit versuchte, den Gast mit schnellem, direkten Spiel zu ärgern. Heraus kam dabei kein hochklassiges, aber doch ein hochintensives und bis zur letzten Sekunde spannendes und heftig umfightetes Spiel. Eines, bei dem es selbst den Geradenbesucher irgendwann nicht mehr auf dem Sitzplatz hält.

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Kampfbetontes Geduldsspiel

Wenn ich die Bemerkungen Pacults vor dem heutigen Spiel (im Red Bull Audioplayer [broken Link] von gestern) richtig interpretiere, dann hat er ziemlich Respekt vor Augsburg und Angst, dass Mannschaft und Zuschauer im Hurra-Stil untergehen bzw. ein kampfbetontes, kompaktes Geduldsspiel nicht annehmen und aushalten können.

Ich hoffe, die Spieler gehen nicht übermütig in das Spiel, denn hier kommt ein Gegner mit einer ganz anderen Qualität als Wolfsburg. (…) Augsburg ist eine sehr gut organisierte Mannschaft. (…) Mit der gesamten Kompaktheit und Spielern, die sehr rustikal und körperlich dominant sind, wird das ein ganz anderes Spiel als gegen Wolfsburg. (…) Gegen Wolfsburg war für beide Mannschaften viel Platz auf dem ganzen Spielfeld. Das wird gegen Augsburg sicherlich nicht der Fall sein.

Wenig Raum, viel Kampf, robustes Auftreten. Eine Spiel, bei dem man wohl nicht viele Chancen auf ein Tor kriegt und kleine Fehler entscheiden können. Ich für meinen Teil habe auch vor Pacults Aussagen vom heutigen Abend kein Spiel für Feinschmecker erwartet. Dafür hoffe ich auf viel Intensität und im Optimalfall einen spannenden Pokalfight in einem Spiel in umgekehrten Rollen, können doch die RasenBallsportler heute das machen, was sie an ihren Regionalliga-Gegnern immer beklagen. Abwarten, das Spiel des Gegners (zer-)stören und im richtigen Moment zuschlagen. Hoffentlich. Der Worte sind jedenfalls genug gewechselt. Mehr als genug.

One day before tomorrow

Ja, klar. Morgen ist für RB Leipzig DFB-Pokal gegen den FC Augsburg. Der Vorverkauf läuft auch ok und 25.000 Zuschauer plus x sollten es in der zumindest im Unterrang sehr gut gefüllten Red Bull Arena schon werden. Trotzdem lohnt vielleicht noch mal ein kurzer Blick zurück (hinein in den Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 21.10.2011, also nach dem Spiel von RB Leipzig gegen St.Pauli II), vor dem Blick nach vorn:

Und dann kriegen wir wieder mit der ersten Chance das Gegentor. (Daniel Frahn)

Wir haben dann in der zweiten Halbzeit mehr oder weniger durch nichts nichts den Ausgleich bekommen. (Peter Pacult)

Also kurz gesagt: Beide liegen falsch. Denn das Gegentor der St. Paulianer war genaugenommen ihre dritte Großchance (eine in Halbzeit 1 beim Stand von 0:0, zwei nach der Pause). Und das Tor kam im Gegensatz zum RB-Treffer auch nicht aus dem Nichts, da das Spiel der Gäste schon zuvor gefährlich aussah und man bereits ein paar Minuten vor dem Ausgleich einen Kopfball nur knapp neben das Gehäuse setzte. Und: insgesamt habe ich 3:3 Großchancen gezählt und das entsprach ziemlich genau den ausgewogenen verteilten, mannschaftlichen Qualitäten. Was die deprimierendste Nachricht des vergangenen Freitag-Abend war.

Ich weiß, Vergleiche mit der Vorsaison nerven, aber die Parallelen – wenn man nur auf RB Leipzig guckt – sind durchaus vorhanden. Auch damals war die Laune bis zum achten Spieltag eigentlich ok. Nach fünf Siegen hintereinander war man auf Platz zwei hinter Chemnitz gerutscht. Ein klarer Auswärtssieg, der Rest knappe Siege und Unentschieden. Das folgende 0:0 beim VfB Lübeck hielt man für einen Ausrutschter, der am grundsätzlichen Aufwärtstrend nichts ändern konnte. Und dann kam am Spieltag 10 der VfL Wolfsburg mit seiner U23 nach Leipzig, gewann bei trostlosem Auftritt der Heimmannschaft mit 1:0 und die Zuschauer pfiffen erstmalig (und berechtigt) in der vergangenen Saison nach einem Spiel. Es war ein Spiel, nach dem man sich eingestehen musste, dass RB Leipzig noch keinerlei spielerische/ spieltaktische Mittel hatte, um den Gegner auszuhebeln. Und man schätzte damals innerhalb des Teams die Lage auch noch völlig falsch ein und attestierte sich selbst eine gute zweite Halbzeit und dass man doch einen Punkt verdient gehabt hätte.

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Regionalliga: RB Leipzig vs. FC St. Pauli II 1:1

Früher, also zu den glückseligen Zeiten als der Fußball noch wirklich Fußball und so (ihr wisst schon), da hielt man das mit der Gastfreundschaft so, dass man dem Gegner am Anfang des Spiels freundlich und bestimmt einen Wimpel in die Hand drückte und anschließend so viele Tore schoss, dass die Gäste bewimpelt, aber punktlos wieder nach Hause fuhren. Bei RB Leipzig gibt es keine Wimpel, dafür eine Art Punkte-Flatrate für Gastmannschaften, eine Form der Gastfreundschaft, die einem als Besucher der Heimspiele ziemlich auf die Nuss gehen kann. Geht es den Spielern offenbar auch, wenn ich die Grimmigkeit von Kapitän Daniel Frahn beim Interview Interview-Versuch direkt nach dem Spiel über die Stadionmikros richtig interpretiert habe. Vielleicht denkt man bei RB ja mal über die althergebrachte Wimpelvariante nach.

Wenn man so will, war das Spiel gegen St. Pauli die perfekte Zusammenfassung der derzeitigen Problemlagen bei RB Leipzig. Man kreiert zu wenige Chancen und wenn man dann doch mal welche hat, dann vergibt man sie leichtfertig. Im Grunde konnte man sich gestern über nichts beschweren. Kein destruktiv-mauernder Gegner, keine nicht gegebenen Tore, die genaugenommen welche waren, kein Pech. Man hat gegen ein gut mitspielendes Regionalliga-Team einfach keine (spielerischen) Mittel gefunden, die entscheidenden Tore zu machen. Punkt.

Dabei lief eigentlich spielfaktisch vieles perfekt. Das Spiel war zwar 30 Minuten lang höchst ereignisarm. Mit viel RB-Ballbesitz, wenig Gefahr, die als erstes St. Pauli produzierte, als sie eine Großchance neben den Pfosten setzten. Aber quasi im direkten Gegenzug das 1:0 durch Daniel Frahn mit einem Tor, das an das 3:2 von RB gegen Wolfsburg erinnerte. Gegen die Laufrichtung des Torwarts in die lange Ecke. Schön und überlegt. Und zum ersten Mal (!) in diesem Regionalliga-Jahr eine Führung in einem Heimspiel.

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Psychologisches Vorweichenstellen

Dass der Eindruck der bisherigen Saison (es ist vieles besser als letztes Jahr) sich in den Zahlen nicht unbedingt wiederfindet, ist ja inzwischen in Bezug auf RB Leipzig bereits Allgemeinwissen. Auch nach Spieltag 9 gilt, dass RB nur ein Punkt mehr auf dem Konto hat, als vor einem Jahr. Dafür hat der beste Konkurrent (dies Jahr Halle) satte fünf Punkte weniger als der letztjährige Tabellenführer Chemnitzer FC. Macht summa summarum die zweite Tabellenführung für RB Leipzig in über einem Jahr Regionalliga. Und bringt den Verein in die ungewohnte Situation am morgigen Freitag abend unter Flutlicht gegen St. Pauli II drei Punkte vorlegen und die Konkurrenz unter Druck setzen zu können. Völlig neue psychologische Aspekte.

Guckt man auf die bisherigen Spiele, dann fällt auf, dass von neun Gegnern gegen die RB Leipzig bisher spielen durfte, gleich sechs aktuell in der unteren Tabellenhälfte stehen (Platz 10 oder schlechter). Andersherum gesagt erzielte man in drei Partien gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte insgesamt 4 Punkte bei 4:4 Toren. In den sechs Spielen gegen die untere Tabellenhälfte waren es hingegen mal eben lockere 16 Punkte und 15:3 Tore. Durchaus eindrückliche Zahlen. Jeder darf selbst entscheiden, ob er St. Pauli II aufgrund von Platz 8 zur oberen Tabellenhälfte oder dem Gefühl nach eher zur unteren Tabellenhälfte zählen mag.

Die Statistik ist natürlich Nonsens, denn genaugenommen könnte man auch sagen, dass die sechs Teams deswegen unten stehen, weil sie bereits gegen RB Leipzig spielen mussten und ihnen ein Spiel fehlt, in dem sie realistische Chancen auf Punkte gehabt hätten. Wie auch immer fallen zwei Sachen auf: Dass es in diesem Jahr offenbar tatsächlich keinen Übergegner a la Chemnitz für RB gibt. Und dass mit Hannover II, Kiel, Wolfsburg II und Halle vier der nächsten acht Gegner aus dem oberen Drittel der Tabelle kommen, also die Weichen für den weiteren Saisonverlauf erst in der Endphase der Hinrunde gestellt werden. Für ein entspannteres Herumhantieren an den Weichen empfiehlt sich ein Sieg gegen St. Pauli II natürlich sehr. Ich würde die Wahrscheinlichkeit für einen solchen auch als sehr hoch einschätzen. Und sowieso: Flutlichtspiel, juchuh. Und Dienstag gleich noch eins hinterher. Schöne Fußballtage sind das.

Aus drei mach zwei

Der Titel des Beitrags ist ja das Auswahl-Motto im RB-Sturm. Denn genaugenommen gibt es bei RB Leipzig derzeit mit Daniel Frahn, Stefan Kutschke und Carsten Kammlott gerade mal drei Stürmer. Eine nicht gerade sehr dicke Personaldecke, die die LVZ (am 13.10.) bereits vermuten lässt, dass man bei RB für die Winterpause die Verpflichtung eines erfahrenen Goalgetters plane. Keine Ahnung, ob es so einer in der erfahrenen Form sein muss, denn einen solchen hat man mit Nico Frommer ja im Sommer erst ausgebootet und ein solcher würde den jungen Herren Frahn, Kutschke und Kammlott im Extremfall wieder vor der Nase sitzen und deren für die Entwicklung benötigte Spielzeit klauen. Aber ein Ergänzungsstürmer darf es durchaus noch sein, keine Frage.

Dass drei Stürmer eventuell etwas wenig sind, liegt auch daran, dass Peter Pacult nach seinem 4-2-3-1-Start schnell beim 4-4-2 gelandet ist. Was auch daran lag, dass sich Stefan Kutschke durch seine überragenden Qualitäten als Fighter und über diverse Einwechslungen in die Mannschaft gespielt hatte. Da Daniel Frahn als Kapitän gesetzt ist (Pacult sinngemäß vor der Saison: Derjenige, der mein Kapitän ist, spielt auch), bleibt nur noch das Duell Kammlott gegen Kutschke.

Nimmt man das bis zum Spiel in Cottbus gesetzte Duo Frahn/ Kutschke, dann fällt (mir zumindest) auf, dass die Abstimmung zwischen beiden in diesem Jahr noch nicht so recht passte. Beiderseitige Ablagen gingen oft ins Leere. Laufwege wirkten manchmal nicht perfekt. Wodurch auch noch  einmal besonders deutlich wurde, dass sich beide Stümertypen sehr ähneln. Beide sind keine spielenden Stürmer, beide sind eher die Strafraumstürmer mit schnellem und auch gutem Abschluss. Dummerweise gabe es bisher noch nicht viele Bälle in den Strafraum, sodass sich die beiden Stürmer oft in etwas aufreiben mussten, was sie nicht konnten, nämlich in der Zone zwischen Strafraum und Mittellinie. Bei diesen Versuchen der Ballkontrolle fiel auf, dass Kutschke und Frahn unheimlich viele Bälle nicht fest machen konnten, wie es so schön (oder unschön) heißt. Diverse Szenen vor meinem inneren Auge, in denen beide glücklos versuchen, Bälle abzuschirmen und zu sichern.

Und genau hier liegt auch die Chance von Carsten Kammlott, der eher den spielenden Stürmertyp verkörpert. Einer der sich – in entsprechender Form – auch mal gegen zwei, drei Gegenspieler durchsetzen oder den Ball behaupten könnte und so dem Team die Chance geben würde aufzurücken. Carsten Kammlott ist im Optimalfall das freie Radikal im Offensivspiel, das nicht im Strafraum auf den Schuss lauert, sondern von rechts nach links und zurück eine Anspielstation mit Zug zum Tor und somit auch eine Entlastung der Flügelspieler darstellt. Im Optimalfall könnte Kammlott so das Puzzlestück sein, das einer oft zu statischen Offensivabteilung bei RB Leipzig derzeit noch fehlt. Könnte. Hätte. Auf jeden Fall ist es aus diesen Gründen (und wegen dem eins aus zwei) eigentlich gar nicht mehr überraschend (tatsächlich war es das auch für mich), dass Carsten Kammlott trotz vorheriger Formkrise letzten Samstag quasi als glücksversprechende, spieltaktische Idee plötzlich in Cottbus in der Startformation stand.

Carsten Kammlott ist ein ganz zentraler Baustein im Gebilde RB Leipzig. Das sieht offenbar auch Pater Pacult so, der sich diese Personalie ganz besonders auf die Fahnen geschrieben hat. Ob Kammlott als schneller, auch Platz brauchender Spieler in der Regionalliga im Sturm glücklich werden wird (oder nicht doch eher der Flügelstürmer ist, der er bisher war), muss man sehen. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert und bei zwei aus drei bzw. eins aus zwei sind die Wege in die Mannschaft sowieso kurz.

Fehlendes Leistungsdenken

René Müller so über Carsten Kammlott (BILD, 14.10.2011):

Der Junge hatte, bevor er von Erfurt nach Leipzig ging, ein Angebot aus Nürnberg. Doch er geht freiwillig eine Liga tiefer. Das macht man nicht, wenn man ein gewisses Leistungsdenken hat. Mit solchen Typen kannst Du nicht aufsteigen.

Woraufhin Peter Pacult so (Red Bull Audio Player [broken Link], 14.10.2011):

Wir leben in einem Land, in dem jeder seine Meinung haben darf. Die darf man auch kundgeben. (…) Wenn man alles richtig gemacht hat und auch gut war, dann sollen sie ihren Kommentar abgeben, aber das berührt mich wenig.

Und Carsten Kammlott so (Red Bull Audio Player [broken Link], 15.10.2011):

Was der Herr Müller da erzählt hat, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht, wo er sich das Recht hernimmt, über Mannschaften und Spieler so zu urteilen. Ich weiß nicht, was das sein sollte.

Ich auch noch so:

Keine Ahnung, warum der Herr Müller diesen Seitenhieb brauchte. Vielleicht verarbeitet er so die Tatsache, dass er aufgrund des Abgangs von Sportdirektor Thomas Linke damals keine Chance hatte, Trainer von Carsten Kammlott bei RB Leipzig zu werden. Andererseits sind seine Aussagen auch nicht wirklich spektakulär, weil all das im Zuge des Wechsels von Kammlott ja bereits mal erzählt wurde, wenn auch nicht so prominent, sondern eher durch damalige Erfurter Fankreise. Spannend übrigens, dass Kammlott so etwas wie Pacults Lieblingsprojekt zu sein scheint. Ihn will er mit seiner ihm (zumindest in der öffentlichen Wirkung) eigenen Dickköpfigkeit unbedingt wieder auf Vordermann bringen. Gelingt ihm das, kann RB Leipzig davon sicher in Bezug auf die Spielstärke extrem profitieren. Mal sehen, wer Recht behält.

Certainly to be continued.

Regionalliga: Energie Cottbus II vs. RB Leipzig 0:1

14 Jahre ist es nun her, dass ich das letzte mal live ein Fußballspiel von Energie Cottbus im Stadion der Freundschaft verfolgte. Jenes Stadion, das ein wesentlicher Anlaufpunkt meiner Kindheit, Jugend und meines frühen Erwachsendaseins war. Witzigerweise ging es damals, wenn ich den einschlägigen Historien glauben darf (ich erinnere mich nur noch an das Ergebnis und ein recht gutes Spiel), gegen den VfB Leipzig. Das Leben und die Kreise. Und so.

Dass 14 Jahre eine lange Zeit sind, merkte ich auch daran, dass inzwischen bei Energie eine Generation mitspielt, deren auch bei Energie spielende Väter ich teilweise nicht mal mehr live gesehen habe, weil sie erst (weit) nach mir zum Verein stießen. Auch die Architektur des Stadions macht auf viel die Spree hinuntergeflossenes Wasser aufmerksam, ist doch von meinem selbst besuchten Stadion der Freundschaft lediglich die Haupttribüne übriggeblieben und selbst die ist nicht mehr zu 100% original. Ein schickes, enges Stadion hat man sich mit drei Tribünen-Neubauten erschaffen, eines von dem man gestern erahnen konnte, was da mit mehr als 10.000 Zuschauern abgehen kann, eines das aufgrund seiner Bauweise im uneinheitlichen Patchwork-Stil einen ganz eigenen Charme hat.

Nun ja, es war demnach und alles in allem ein feierliches, aufregendes Erlebnis für mich mit vielen Erinnerungen. Das einizige, was mit der subjektiven Besonderheit des Tages nicht mithalten konnte, war das Spiel, das sich 90 Minuten lang eher unansehnlich zu seinem verdienten Ende schleppte. Und um das klar heraus und vorne weg zu sagen. Dass es ein eher unterdurchschnittliches Regionalliga-Spiel wurde, lag vor allem an den Gastgebern, die sich diesem Spiel mehr oder weniger komplett verweigerten. Man hatte manchmal das Gefühl, dass es sich um ein Trainingsspiel mit besonderer Spielform handelt. 20 Spieler in eine Hälfte und dann Kombinationen auf engem Raum trainieren, wobei es der einen Mannschaft verboten ist, selber anzugreifen..

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Spezielle Kontinuitäten

Vor dem Auswärtsspiel von RB Leipzig bei der U23 von Energie Cottbus wird ja immer wieder mal erwähnt, dass mit Daniel Frahn, Marcus Hoffmann, Paul Schinke und vor allem Timo Rost gleich vier Spieler an den Ort zurückkehren, an dem sie mal aktiv waren. Erstaunlich finde ich persönlich aber etwas ganz anderes, nämlich dass – guckt man sich die Energie-Homepage [broken Link] genau an – gleich vier Spieler im Kader der U23 stehen, die Väter haben, die selbst in ihrer Karriere für die erste Männermannschaft spielten. Die Namen Miriuta (Marco und Vater Vasile [jetziger U23-Coach]), Kobylanski (Martin und Andrzej) und Bittencourt (Leonardo und Franklin) kennt der eine oder andere wohl noch aus der Cottbusser Bundesliga-Vergangenheit der jeweiligen Väter, der Name Fandrich (Clemens und Holger) sagt wohl nur den älteren Semestern mit guten Vorwende-Erinnerungen und ein paar eingefleischten Unionern mit Nachwende-Erinnerungen etwas.

Clemens Fandrich und Leonardo Bittencourt haben es in den Fußstapfen ihrer Väter immerhin bereits auf 17 bzw. 12 Zweitliga-Einsätze für das Männerteam von Energie gebracht. Der erst 17jährige Martin Kobylanski steht wie auch Bittencourt angeblich bereits bei den Bayern auf dem Zettel. Und wenn Marco Miriuta nur eines der zwei Augen, die sein Vater in den Füßen zu haben schien, geerbt hat, dann hat auch er eine glorreiche Zukunft.

Erstaunlich ist, dass ausgerechnet der Club, dem unter Geyer immer vorgeworfen wurde, dass die vielen ausländischen Profis die Identität des Vereins untergraben würden, offenbar eine hohe Integrationskraft für ehemalige Spieler und deren Sprösslinge hat und somit auf ganz eigene Art und Weise Identität herstellt. Vielleicht fehlt mir da einfach nur das Wissen, aber ich habe nicht im Kopf, dass auf dem Level des modernen Profifußballs ein Team einmal zur selben Zeit gleich vier Spieler unter Vertrag hatte, die Minimum Regionalliga spielen und Nachkommen ehemaliger Spieler des Vereins sind. Wahrlich erstaunlich.

Vor dem morgen (Samstag) anstehenden Spiel in Cottbus ließ RB-Coach Peter Pacult im Übrigen folgendes verlauten:

Wir müssen uns im Passspiel, dem Herausspielen von Torchancen und natürlich dem Verwerten der Möglichkeiten weiter verbessern

Was absolut richtig ist und – wenn man es noch um die Verbesserung der Spielflexibilität und der Standards erweitert – in dieselbe Richtung weist, wie meine gestrige Zwischenbilanz zum bisherigen Abschneide von RB Leipzig. Man darf gespannt sein auf das morgige Aufeinandertreffen mit den Cottbusern, nicht nur wegen der besonderen Talente im Kader der Cottbuser.

Zwischenbilanz

Die aktuellen Fakten zur sportlichen Situation liegen ja gemeinhin auf der Hand. Hatte man vor einem Jahr nach 8 Spieltagen mit 18 Punkten und 15:7 Toren Platz 2 inne, ist es dieses Jahr bei 17 Punkten und 18:7 Toren nur Platz 4. Waren es letztes Jahr vier Punkte und zehn Tore Rückstand auf den Chemnitzer FC, sind es dieses Jahr drei Punkte Rückstand und ein Tor Vorsprung gegenüber dem Halleschen FC. Der HFC als der neue CFC der Regionalliga. Neben Holstein Kiel und dem Hamburger SV II scheint derzeit kein Team in der Lage, das Tempo der Spitzengruppe mitzugehen.

Interessanterweise ist die Stimmung trotz der leicht deprimierenden Parallelen zum Saisonstart vor einem Jahr überraschend gut. Spieler, Verein, Fans und Medien lassen in unterschiedlichem Ausmaß aber gleicher Zielrichtung verlauten, dass dieses Jahr alles viel besser und zielführender aussehe und sich deswegen bestimmt auch irgendwann der Erfolg einstellen werde. Ich sehe dies in der Tendenz ähnlich, auch wenn ich nach den letzten drei, eher schwächeren Auftritten (Magdeburg, Hertha II und Plauen) ein wenig von meinem Optimismus verloren habe. Und zu bedenken gebe, dass im letzten Jahr das Debakel der Saison auch erst nach dem achten Spieltag begann und man sich zuvor nach fünf Siegen am Stück eigentlich auf einem guten Weg wähnte.

Gefühlt hin, gefühlt her. Es wird da wohl jeder eine/ seine Meinung haben, in Abhängigkeit davon, wie er zu Tomas Oral stand oder zu Peter Pacult steht oder wie er das Personalbeben in sämtlichen Vereinsgremien fand. Nach acht Spieltagen und eingedenk der fast schon abgelaufenen, zweiwöchigen Länderspiel-Pause und der bevorstehenden, wichtigen Saisonphase macht es vielleicht ja Sinn, einen kleinen Blick auf den aktuellen Zustand von RB Leipzig zu werfen: Zwischenbilanz weiterlesen

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