Archiv der Kategorie: Zitierter RasenBallsport

Auch gute Serien kennen schlechte Tage

Der Pokalsieg in Kamenz warf rund um RB Leipzig ein paar negative Berichte zur Spielleistung ab. „RB quält sich“ schrieb die LVZ (dabei quälten sie höchstens die Zuschauer), Zorniger sei sauer gewesen über die Leistung behauptete BILD (dabei war er relativ unaufgeregt unzufrieden) und die L-IZ verstieg sich zu der, angesichts der sportlichen Verhältnisse auf dem Platz, unglaublichen These, der Sieg in Kamenz sei schmeichelhaft gewesen. Alexander Zorniger brachte ist im Wirderspruch dazu viel unaufgeregter und sachlicher auf den Punkt bringen:

Die Mannschaft hat uns in den letzten Wochen viel Freude bereitet. Daher verzeihe ich ihr auch mal ein schwächeres Spiel wie heute. Durch die vielen Umstellungen war die Mannschaft natürlich nicht so eingespielt – aber ich hätte mir ehrlich gesagt dennoch ein wenig mehr erwartet. Aber mehr als aufsteigen konnte man heute nicht und das haben wir erreicht. Also abhaken und nach vorne schauen.

Es gibt sie halt diese Spiele, die zäh sind und die nicht von selbst laufen. Wenn das dann auch noch in einem Spiel passiert, in dem nicht jeder bei 100% agiert, wird es halt schwierig. Klar kann man sich wünschen, dass die RasenBallsportler zu einem Pokalauswärtsspiel zum Landesligisten Kamenz mit der selben Anspannung und Konzentration fahren, wie zu einem Auswärtsspiel nach Magdeburg. Aber das ist letztlich wegen der menschlichen Psyche auch ein absurder Wunsch. Schon allein die Tatsache, dass man alle gesunden Spieler spielen lässt, die sonst nicht so zum Zug kommen (angesichts der Klasse fällt es mir immer schwer, da von zweiter Reihe zu sprechen), setzt das psychologisch suboptimale Signal, dass man eine Aufgabe vor sich habe, die man schon irgendwie und auch mit geringerem Aufwand als normal erfüllen kann.

Auch gute Serien kennen schlechte Tage weiterlesen

Die Probleme der Kettenenden

“Wir waren relativ oft alleine hinten und haben Mann auf Mann gespielt.” (Niklas Hoheneder nach dem Sieg von RB Leipzig in Auerbach im Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 30.09.2012)

Da hat der Innenverteidiger Niklas Hoheneder recht und spricht damit ein Problem in Folge des noch nicht funktionierenden Arbeitens gegen den Ball nach dessen Verlust an. Denn in diesen Fällen fliegen die Bälle der Viererabwehrkette und vor allem den Innenverteidigern, die oft auch noch für die Außenverteidger einspringen müssen, nur so um die Ohren.

Klar, man kann sagen, dass die Aufgabe der Abwehrspieler das Verteidigen und Lösen von 1-gegen-1-Situationen ist. Nur ist das ganze ja eine Art statistisches Problem. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine 1-gegen-1-Situation in Strafraumnähe verloren geht und daraus eventuell gar ein Tor resultiert, ist sehr viel höher als bei verlorenen Duellen im Mittelfeld. Oder anders gesagt, wenn man fiktiv davon ausgeht, dass 10% aller 1-gegen-1-Situationen am oder im Strafraum unter Beteiligung der letzten Feldspieler vor dem Keeper mit einem Gegentor enden, wird es zum Problem, wenn man wegen schlechter defensiver Gesamtorganisation doppelt so viele Situationen dieser Art wie im Normalfall hat. Denn daraus resultieren dann auch doppelt so viele Gegentore. Und das ist auf keinen Fall die (alleinige) Schuld der Verteidiger, die in der Masse der Spielsituationen wie in Auerbach gar keine andere Chance haben, als gelegentlich auch mal schlecht auszusehen, denn bereits rein statistisch ist Fehlerlosigkeit und eine 100%ige Zweikampfsiegquote nicht möglich.

Die Probleme der Kettenenden weiterlesen

Ralf Rangnick über Faneinfluss, Feuerzeuge und Gewalt

Ich behaupte ja an jeder möglichen Stelle, dass ich die neue Kommunikationsoffenheit bei RB Leipzig (und bei Red Bull Soccer generell) sehr angenehm finde (die entsprechenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter in Salzburg und Leipzig mögen das an manchen Stellen anders sehen), weil es Argumentaustausch und Meinungsbildung grundsätzlich befördert. Man sollte dies im Hinterkopf behalten – meine grundsätzliche Wertschätzung – auch wenn im konkreten Fall die Sichtweisen doch erheblich auseinander liegen..

Ralf Rangnick lässt tatsächlich wenige Chancen aus, in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Als recht namhafter deutscher Fußballverantwortlicher wird er aber auch gern genommen als Gesprächspartner. Diesmal war er bei „Sport im Dritten“ im Südwestrundfunk [broken Link] zu Gast. Inhaltlich ging es fast schon zwangsläufig (unter anderem) um den Fall Kevin Pezzoni. In dem Zusammenhang betonte Rangnick die Verantwortung der Fans für den Mobbingfall, aber auch die Verantwortung der Vereine für den konkreten Schutz der Spieler. Um dann anschließend und weitgehend ohne Punkt und Komma – aus Leipziger Sicht lokal – abzubiegen (alle folgenden Zitate aus der verlinkten Sendung): Ralf Rangnick über Faneinfluss, Feuerzeuge und Gewalt weiterlesen

Psychoverlierer

Jeder (…) hat die Erwartung, dass wir in der (…) Liga gewinnen. Wenn wir 3:0 gewinnen, heißt es dann, der Gegner wäre schwach gewesen. Wenn wir 1:0 gewinnen, hatten wir Glück. Und wenn das Spiel Unentschieden ausgeht, ist es schon eine Katastrophe. Das müssen sie sich mal vorstellen! Du gehst ins Spiel und kannst nichts gewinnen.

Mal abgesehen davon, dass der letzte Sieg von RB Leipzig mit mehr als zwei Toren Unterschied von Ende März datiert und der damalige Gegner VFC Plauen tatsächlich schwach war und die aktuelle Reaktion auf das Auftaktunentschieden gegen Union Berlin II für Leipziger Verhältnisse vergleichsweise unkatastrophisch war, passt diese Beschreibung doch ziemlich perfekt auf die Verhältnisse bei und rund um RB Leipzig. Bleibt die Frage, wer diese völlig richtige Beschreibung getätigt hat? Daniel Frahn? Fabian Franke? Christian Müller? Naja, immerhin Müller ist schon mal richtig. Aber der Vorname lautet Thomas, das Medium war die letztwöchige SportBild (08.08.2012) und sein Verein ist der FC Bayern..

Psychoverlierer weiterlesen

Geschwindelt oder unzurechnungsfähig?

Kommunikativ ist der Wechsel hin zu Führungsstrukturen mit Ralf Rangnick ein kompletter Paradigmenwechsel. Diverse und regelmäßige Interviews Rangnicks inklusivev (z.B. Welt, LVZ, Vereinsseite [broken Link]). Dass kann ich ziemlich gut leiden, macht es doch Ideen und Prozesse transparenter (auch wenn man langsam weiß, dass RB Leipzig schnell gen Bundesliga soll, der Nachwuchs gaaanz wichtig ist und sich Salzburg und Leipzig ergänzen sollen). Und in einer Welt, in der eh über alles und jeden Stein diskutiert wird, kann es nicht schaden, wenn man seine eigenen Ansichten als Input bereitstellt. Wobei natürlich auch immer die Möglichkeit besteht, dass mal eine Bemerkung durchrutscht, die aufhorchen lässt. Wie diese hier:

Ich habe Pacult nicht entlassen. Auch ohne meine Verpflichtung war geplant, dort Veränderungen vorzunehmen. (Ralf Rangnick im Interview mit Welt am Sonntag, 22.07.2012)

Um es mal ganz direkt und mit kutschkeesker Brechstange auszudrücken: Entweder Ralf Rangnick schwindelt oder bei Red Bull Soccer arbeitet man tatsächlich komplett unzurechnungsfähig. Denn nehmen wir mal an, Rangnicks Szenario würde stimmen und Red Bull habe wirklich völlig unabhängig von ihm an Pacults Kragen gewollt, dann würde dies bedeuten, dass die Red-Bull-Zentrale in der Zeit vom 12.05.2012 (der Tag als mit dem Unentschieden gegen Wolfsburg II der Nichtaufstieg klar war) bis zum 12.06.2012 (also dem Tag des Moniz-Rücktritts), also einen ganzen Monat lang, trotz Trainerwechselplans keinerlei Anstalten zu personellen Veränderungen machte, sondern Pacult sogar die neue Saison planen ließ. Erst mit dem überraschenden Moniz-Rücktritt begannen dann die personellen Mühlen zu mahlen, die laut Rangnick auch ohne Rangnick hätten mahlen sollen.

Geschwindelt oder unzurechnungsfähig? weiterlesen

Charakterfragen

Alles super Jungs, kein Stinkstiefel dabei. An der Stimmung im Team und dem gegenseitigen Respekt hat es bei uns aber noch nie gefehlt. (Daniel Frahn via heutiger LVZ)

Und da ist sie wieder, die jährliche Aussage vor der Saison, dass in der Mannschaft von RB Leipzig alles prima ist und jeder mitzieht. Die Aussage vom fehlenden Stinkstiefel gab es vor 12 Monaten praktisch wortwörtlich schon mal (ich glaub von Borel). Und dann stehen sie dann irgendwann wieder, die RasenBallsportler in Auerbach oder Neustrelitz oder wo auch immer, in provinziellerer und feindlicher Umgebung oder in der heimischen Arena nach einem Spiel gegen irgendeine gut verteidigende Mittelklasse-Mannschaft und fragen sich möglicherweise (hoffentlich nicht), wie denn das schon wieder passieren konnte, dass die drei Punkte nicht mit aufs eigene Konto wandern. Wo doch eigentlich alles so gut ist und alle mitziehen.

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass das (infrastrukturelle) Perfektionsstreben des Vereins den RasenBallsportlern ein Rundum-Sorglos-Paket schnürt, das sie wie auf einer Insel der Glücksseligen unter der Woche am Limit trainieren und arbeiten lässt, aber den Sprung in die eiskalte Realität der Regionalliga nicht mitvermittelt. Während anderswo die ganze Woche eiskalte Realität herrscht und dann am Wochenende der größte Tag der Woche, der Zahltag wartet.

Charakterfragen weiterlesen

Peter Pacult als Überraschter

Wäre Moniz nicht zurückgetreten, wäre ich jetzt noch Trainer in Leipzig. (Peter Pacult via heutiger Sportbild)

Zwei Seiten widmet Sportbild heute den letztwöchigen Vorgängen bei RB Leipzig und Red Bull Salzburg. Wer überlegt, deswegen zum Kiosk zu rennen, sollte es bleiben lassen, denn neues oder interessantes steht fast nicht drin. Ein weiterer Artikel, der unter der Überschrift “Red Bull verschleißt Trainer” nur eine Auflistung von Kündigungen und Kündigungsumständen liefert. Situationsanalysen, was führte warum wozu, wo lagen oder liegen die Probleme der Red-Bull-Organisation? Alles Fehlanzeige. Ist ja aber auch nur Sportbild wird der Eine oder die Andere einwenden. Naja, sage ich, auch Sportbild schreibt durchaus Artikel mit Erkenntnisgewinn, wenn ich beispielhaft nur an ihre recht regelmäßigen, begleitenden Beiträge bei der Entstehung der Regionalliga-Reform denke.

Interessant am Sportbild-Beitrag lediglich das Pacult-Zitat, das etwas bestätigt, was man eh schon vermuten konnte, nämlich dass bis zum Rücktritt vom Salzburger Trainer Ricardo Moniz in Leipzig keinerlei Einschnitte geplant waren. Womit auch die – witzigerweise auch von der Sportbild behauptete – Story ins Reich der Fabeln zu verweisen ist, dass Pacult gehen musste, weil er nicht aufgestiegen sei. Pacult musste (nachvollziehbarerweise) vielmehr gehen, weil er nicht in die Planungen von Ralf Rangnick passte. Was sich auch in Pacults Worten selbst widerspiegelt: Peter Pacult als Überraschter weiterlesen

Unterschiedliche Vorstellungen?

Nun, gestern also die Pressekonferenz [broken Link] (Video – alle folgenden Zitate von dort), mit der die neuen Verantwortlichen Roger Schmidt und Ralf Rangnick vorgestellt wurden. Ersterer neuer Trainer bei Red Bull Salzburg, zweiterer Sportdirektor in Personalunion bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig.

Die Veranstaltung war jetzt kein Riesenspektakel, aber die offenkundige Abwesenheit von Peter Pacult in den Äußerungen und die Tatsache, dass Ralf Rangnick (auch wenn erst kurz im Amt) noch nicht mal ein Wort mit Pacult geredet hat, waren sehr auffällig. Ok, es war eine Veranstaltung in den Räumen von Salzburg und um diesen Verein ging es auch hauptsächlich, aber dass selbst auf Nachfrage keinerlei handreichende Floskel Richtung Pacult zu vernehmen war, erschien bemerkenswert.

Interessant in diesem Zusammenhang, warum sich Rangnick für die Zusammenarbeit mit seinem Wunschkandidaten Roger Schmidt entschied: Unterschiedliche Vorstellungen? weiterlesen

Hoffnungsschimmer

Noch wird im Hier und Jetzt gelebt – und auch geträumt. Wenn Tabellenführer Halle morgen bei den zuletzt guten Cottbusser Bubis verliert und RB einen Sieg nachlegt, wäre plötzlich und unerwartet wieder Musike drin in der Nummer. Passend zur Saison wäre allerdings diese Variante: Der HFC verliert 0:1 und RB schafft durch ein sehr spätes Stefan-Kutschke-Tor ein 1:1 gegen den Berliner AK … (Guido Schäfer, LVZ vom 26.04.2012)

Hehe, der Spruch war ein guter und auch wenn es in Cottbus gestern Abend statt eines 0:1 ein 0:0 wurde, würde das genannte Szenario diesem ewigen Hin und Her zwischen Hoffen und Hoffnung Aufgeben, das diese Saison auf Seiten von RB Leipzig spätestens seit der Rückrunde extrem begleitet, tatsächlich das perfekt passende I-Tüpfelchen aufsetzen. Aber vielleicht kommt ja doch noch mal alles ganz anders, weswegen es ohne weitere Vorrede am morgigen Sonntag gegen den Berliner AK (13,30 Uhr, Red Bull Arena) nur heißen kann, drei Punkte mitzunehmen. Und anschließend könnte man davon träumen, dass der HFC in den nächsten zwei und Holstein Kiel in den nächsten drei Spielen vor dem Saisonfinale noch mal patzt und RB alle Spiele, inklusive dem in Halle zum Schluss gewinnt.

Das Restprogramm:

  • RBL: Berliner AK (H), Germania Halberstadt (A), VfL Wolfsburg II (H), Hallescher FC (A)
  • HFC: St. Pauli II (H), ZFC Meuselwitz (A), RB Leipzig (H)
  • KSV: Hannover 96 II (A), Berliner AK (A), Germania Halberstadt (H), VfL Wolfsburg II (A)

Beste Saisonleistung

In der ersten Halbzeit haben wir fußballerisch wahrscheinlich die beste Auswärtsleistung der Saison gebracht. Es hat halt leider das Tor gefehlt. (Peter Pacult nach dem Spiel in Kiel via Red Bull Audioplayer [broken Link])

Die erste Halbzeit von RB Leipzig in Kiel war natürlich nicht schlecht. Zumindest nicht ab ca. der 15. oder 20. Minute. Da hatte man den Gegner ziemlich im Griff und konnte zumindest ein- oder zweimal das gegnerische Tor in Gefahr bringen. Dass RB Leipzig in der Phase gut aussah, lag aber vor allem an einer kämpferisch tadellosen Leistung. Dass diese ersten 45 Minuten jedoch fußballerisch die beste Auswärtsleistung gewesen sein sollen, spricht dafür, dass das Vergleichsniveau nicht sehr hoch gewesen sein kann. Aus der eigenen Ansicht von lediglich drei weiteren Auswärtsspielen würde ich zudem behaupten, dass die erste Halbzeit in Kiel die anderen Spiele fußballerisch (!) nicht gerade um Längen überragt hat..

Viel überraschender empfand ich aber eine Aussage von Roman Wallner auch im gennanten Audioplayer:

Für mich ist es sowieso schwer, weil ich Kiel heute das erste Mal gesehen habe. Videostudium gibt es ja noch nicht.

Das ist zumindest erstaunlich, dass ein Roman Wallner nach dem Spiel zu Protokoll gibt, dass er von Holstein Kiel fußballerisch und taktisch keinen Plan hatte, da er auch nicht drauf vorbereitet wurde. Und das nachdem Kiel in den letzten Wochen gleich zweimal im näheren Umfeld von Leipzig spielte (Cottbus und Meuselwitz). Sich auf ein Aufstiegsendspiel gegen einen gerade taktisch unheimlich gut aufgestellten Gegner ohne Bilder vorzubereiten bzw. so, dass die Spieler den Gegner nicht kennen, lässt mich ein bisschen sprachlos zurück. Aber vielleicht war es ja auch gar nicht so gemeint von Roman Wallner.