Archiv der Kategorie: Statistisches

Systemopfer: Timo Röttger

Timo Röttger war der Star der Hinrunde 2011/2012 unter Peter Pacult. Fünf Tore und sieben Torvorbereitungen verbuchte er damals in der Regionalliga auf seinem Konto. Dazu kam noch die Vorbereitung des 2:0 gegen Wolfsburg im DFB-Pokal. Lohn der ganzen Mühen war der unumstrittene Titel des Publikumslieblings und auch hier im Blog der Titel des Spielers der Hinrunde. In der Rückrunde kam er aufgrund von Verletzungen nur noch auf 8 Spiele, in denen er nur noch ein Tor vorbereitete.

Die neue Saison, so die allseitige Hoffnung, sollte dann wieder an die Hinrunde 2011/2012 anschließen. Aber schon in der Vorbereitung steckte ein wenig der Verletzungswurm drin, sodass Timo Röttger zu Saisonbeginn erst mal zugucken musste. Und seitdem nicht so recht in Schwung kam. Bei insgesamt sechs Einsätzen wurde er dreimal ein- und zweimal ausgewechselt. Trotzdem bereitete er zwei Tore (durch wunderschöne Gassenpässe) vor (in Neustrelitz und in Auerbach).

  • 2011/2012: 26 Regionalligaspiele, 1849 Minuten, 5 Tore, 7 Torvorlagen
  • 2012/2013: 6 Regionalligaspieler, 329 Minuten, 0 Tore, 2 Torvorlagen

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In der Problemdefensive

Weiß eigentlich jemand nach dem Rathenow-Spiel wirklich, was falsch gelaufen sein soll? Von egoistischer Offensivpower (sinngemäß bei Frahn: jeder wollte das Tor machen) bis hin zur mangelhaften Rückwärtsbewegung (sinngemäß bei Kaiser: waren zu spät bei den Gegenspielern) durften sich offenbar alle rund um RB Leipzig (Spieler und Öffentlichkeitsarbeiter) darin versuchen, die von Zorniger kritisierte, fehlende taktische Disziplin mit unterschiedlichen Interpretationen aufzuladen.

Guido Schäfer hatte sich dann in der vorgestrigen LVZ die Zahl fünf als Problemfeld auserkoren. Aktuell fünf Gegentore seien viel zu viel und in Halle kassiere man eine derartige (offenbar extrem exorbitante) Zahl an Treffern nicht vor dem Winter. Lassen wir mal die Übertreibung weg und gucken uns an, wie der HFC in den letzten Jahren abschnitt. Also in den Jahren, seitdem der Verein unter dem aktuellen Trainer Sven Köhler agiert, also seit 2007: In der Problemdefensive weiterlesen

Der Jugend auf der Spur

Man muss sich mal das Durchschnittsalter in Salzburg und Leipzig anschauen – das liegt bei 28,5 oder sogar mehr. Bislang hat man hier vor allem auf erfahrene Spieler gesetzt, die teilweise schon Profi-Erfahrung haben. In den nächsten Jahren werden wir aber die Mannschaft verjüngen. Die Art, wie wir Fußball spielen wollen, hat eben auch mit Jugendlichkeit, Dynamik und Abenteuerlust zu tun. (Ralf Rangnick nach Amtsantritt bei einer Pressekonferenz in Leipzig laut MDR [broken Link])

Man kann nach ein paar Wochen und drei Spieltagen ganz sicher nicht die geplante Verjüngung bei einem Fußballverein endgültig bewerten. Aber einen kleinen Eindruck von der Ausgangslage und der Situation kann man sich ja vielleicht einmal verschaffen. Damit man weiß, worüber man redet. Deshalb ein Vergleich der RB-Mannschaften aus vier Jahren Vereinsgeschichte.

Im ersten Jahr lag der Fokus ganz klar auf gestandenen Profis im besten allerbesten Fußballalter. Was sich auch in den Zahlen entsprechend niederschlägt. Denn an den ersten drei Spieltagen der Saison 2009/2010 standen im Schnitt Mannschaften mit einem Durchschnittsalter von 28,5 Jahren auf dem Platz (betrachtet wurde nur die Startelf). Also ungefähr das, was Ralf Rangnick für das letztjährige RB-Team vermutete. Das Durchschnittsalter des gesamten Kaders betrug Stand 01.09.2009 26,77 Jahre.

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Mut in Quantitäten und Qualitäten

Statistisch gesehen war der Sieg mit mehr als einem Tor Differenz vorgestern gegen Lok dran. Zumindest, wenn man RB Leipzig als Meisterschaftskandidaten sieht. Circa 60% aller Siege waren bei den Regionalliga-Aufsteigern der letzten zwei Jahre Siege mit mindestens zwei Toren Differenz. Die restlichen 40% waren Siege mit einem Tor Differenz. Bei bisher einem knappen Sieg von RB Leipzig war der klare Sieg dran, um mit dem statistischen Aufstiegszug mitzufahren.

Und noch eine zu diesem frühen Saisonzeitpunkt genauso wenig aussagekräftige, aber aufgrund ihres positiven Gehalts zu benennende Statistik. Denn nach drei Spielen steht RB Leipzig mit der besten Regionalliga-Bilanz der Vereinsgeschichte da. Vor zwei Jahren unter Oral startete man mit drei Unentschieden (zwei davon zu Hause) in die Saison. Letztes Jahr unter Pacult waren es dann dank zweier Auswärtssiege bereits sechs Punkte. Und in diesem Jahr steht Alexander Zorniger mit seinen RasenBallsportlern bereits bei sieben Punkten. Man bedenke dabei, dass das Unentschieden gegen Union Berlin II unnötig war und die zwei verlorenen Punkte weiterhin leise schmerzen.

  • 2010/2011: 3 Spiele, 3 Punkte, 2:2 Tore
  • 2011/2012: 3 Spiele, 6 Punkte, 5:3 Tore
  • 2012/2013: 3 Spiele, 7 Punkte, 6:3 Tore

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Gesucht: Stressresistenz

Irgendwann in der Endphase der Partie bei der TSG Neustrelitz sinnierte ich darüber, warum es – rein gefühlsmäßig – RB Leipzig eigentlich immer so schwer fällt, in engen Partien kühlen Kopf zu bewahren. Mir erschien vieles an den Aktionen der letzten 15 bis 20 Minuten überhastet und eher dazu geeignet, den Gegner noch mal zum Ausgleich einzuladen als den entscheidenden Konter zum 3:1 zu setzen.

Woraus bei mir gleich die Frage resultierte, ob RB Leipzig eigentlich ein nachweisbares Problem mit engen Partien hat, also mit Partien, die mit nur einem Tor Unterschied oder mit einem Unentschieden enden. Sprich, einerseits stellte sich mir die Frage, ob RB Leipzig im Vergleich mit Tabellennachbarn seltener Spiele mit einem engen Resultat gewinnen (These: RB Leipzig gewinnt die Spiele überwiegend mit mindestens zwei Toren Vorsprung, enge Siege gibt es bspw. wegen fehlendem kühlen Kopf seltener.) und ob sie in engen Spielen überdurchschnittlich oft den kürzeren ziehen (These: RB Leipzig behält in engen Spielen nicht die Nerven und gewinnt sie deswegen selten). Um das Finden der Antwort auf diese Fragen zu vereinfachen, habe ich mich bei der Analyse auf die letzten beiden Regionalliga-Jahre beschränkt.

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Leipziger Talfahrten

Man könnte ja auch ein wenig verzweifeln über Fußball-Leipzig. ‘Nur zwei Viertligisten – Leipzigs Fußball weiter am Boden’ könnte die Headline für die kommende Spielzeit heißen, wenn Lok nach zwei Jahren ligentechnisch wieder zu RB Leipzig aufgeschlossen hat (auf das Ereignis hätte man beim Wettanbieter des Vertrauens 5 Euro setzen sollen..). Nimmt man es aber genau, dann ist dieser Zustand in Fußball-Leipzig so ziemlich der erfolgreichste Zustand seit fast zehn Jahren oder seit der Jahrtausendwende (je nachdem, ob man die Spielzeit 2003/2004 mit Abstieg des FC Sachsen und VfB-Insolvenz aufgrund der Nummer der Ligen als Erfolg sehen will).

Die tatsächlich letzten halbwegs erfolgreichen Tage des Fußballs in Leipzig liegen jedenfalls in den 90ern. Seitdem prägen Insolvenzen und sportliche Fehlversuche das Bild. Wenn man mal von Loks Marsch durch die unteren Ligen absieht. Die Tatsache, dass die beiden ranghöchsten Leipziger Vereine der 90er inzwischen nicht mal mehr existieren, ist jedenfalls ziemlich extrem.

Der Fußball in Leipzig ist also mit seinen zwei Viertligisten – wenn dieser Ligenformalismus als Argument gilt – leistungstechnisch über das schlimmste Tief hinweg (zumal die heutigen vierten Ligen aufgrund der Einführung der eingleisigen dritten Liga sehr viel leistungsstärker sind als die vierten Ligen zum Anfang des Jahrtausends). Was sich auch darin verdeutlicht, dass mit der BSG Chemie und der SG Leipzig Leutzsch in der sechstklassigen Landesliga auch noch zwei Vereine um das grün-weiße Erbe konkurrieren, die sicherlich (zumindest einer von ihnen) irgendwann die fünfte Liga (Oberliga) anpeilen werden wollen.

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Auswärtsfahrtenparadies Regionalliga Nordost

Heute war also Trainingsauftakt. Mit allen Neuzugängen, aber ohne Tom Geißler. Und auch mit Peter Pacult. Nach dem spektakulären Personalzwischenspiel mit Ralf Rangnick geht es nun hinein in die sportliche Realität der dritten Regionalliga-Saison in Folge, auf die man sich ja auch mal freuen darf (auch wenn es noch reichlich sechs Wochen dauert bis zum Saisonstart). Welche Angestellten tatsächlich auch das Ende der Saison erreichen werden, wird sich erst noch zeigen müssen.

Apropos erreichen. Der große Vorteil der neuen Regionalliga (die mindestens ein genauso starkes Leistungsgefälle aufweisen wird wie die letzte) dürfte tatsächlich in ihrer Regionalität liegen. Jena, Zwickau, Lok, Magdeburg, Plauen, Meuselwitz, Auerbach und auch die Fahrten nach Cottbus und Berlin stehen für gut erreichbare und zudem teilweise auch interessante Auswärtspartien. Es dürfte jetzt schon klar sein, dass sich in diesem Jahr der Schnitt der Auswärtsfahrer auf hohem Niveau konsolidieren, wenn nicht sogar deutlich erhöhen wird.

Dass die Auswärtsziele gut erreichbar sind, liegt vor allem daran, dass nur zwei Fahrten weiter nördlich als Berlin führen. Die Fahrt fast bis an die Ostsee nach Torgelow als mit Abstand weiteste Auswärtsfahrt hat aber immer noch 100 km weniger an einfacher Wegstrecke zu bieten als die letztjährig weiteste Fahrt nach Kiel. Und mit 2 x Hamburg und Meppen und Wilhelmshaven ging es 2011/2012 noch vier weitere Male weiter als es bis nach Torgelow ist. Die folgende Tabelle zeigt die doch insgesamt recht überschaubaren Entfernungen (Daten basieren auf Google Maps Routenplaner mit jeweils der kürzesten vorgeschlagenen Strecke): Auswärtsfahrtenparadies Regionalliga Nordost weiterlesen

Hallescher Siegerminimalismus

Emotional ist die Enttäuschung über den verpassten Aufstieg inzwischen ein wenig abgeklungen. Dafür wird mit wachsendem Abstand die rationale Enttäuschung größer. Mir leuchtet ehrlich gesagt immer weniger ein, wie man ausgerechnet in dieser Spielzeit den Aufstieg verpassen konnte.

Klar Halle und Kiel waren gut, aber eben bei aller Liebe auch keine übermächtigen Kontrahenten. Im Vergleich zur vergangenen (Chemnitz) und wohl auch im Vergleich zur kommenden (Relegation) Saison war es in der aktuell abgelaufenen wohl eigentlich eher einfach, den Aufstieg in die dritte Liga zu bewerkstelligen. Ich hatte ja schon versucht, die möglichen Ursachen und Hintergründe (auch mir) in Form einer Saisonbilanz ein wenig zu erklären, aber so richtig rein in meinen Kopf will das Scheitern nicht.

Interessant ist in dem Zusammenhang der Blick auf die Spitzenspiele zwischen den drei Topclubs aus Leipzig, Halle und Kiel. Insgesamt fielen in den sechs entsprechenden Partien gerade einmal sechs Tore. Wobei gleich drei davon bei der Partie RB Leipzig gegen Holstein Kiel fielen. Bleiben für die restlichen fünf Spiele gerade einmal drei Treffer. Zum Vergleich: RB, HFC und KSV erzielten ingesamt im Laufe der Saison durchschnittlich jeder knapp zwei Treffer pro Spiel.

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Geschichten vom Druck

Es wird ein enger Kampf um die Meisterschaft, aber wir müssen und werden das schaffen. Wenn es auf die Zielgerade geht, spüren Kiel und Halle den Druck, den wir die ganze Saison haben. (Pekka Lagerblom, LVZ vom 24.01.2012)

Und jährlich grüßt aus unterschiedlichen Mündern die Räuberpistole vom Druck, den ausgerechnet die underdogbeseelten Gegner von RB spüren sollen. Nehmen wir mal an, der Druck muss für die Konkurrenz ab dem 25. Spieltag ziemlich groß geworden sein, denn da führte RB Leipzig die Tabelle noch an (glaubt man heute gar nicht mehr) und es ging langsam in die entscheidende Saisonphase oder in Pekka Lagerbloms Worten “auf die Zielgerade”:

  • RB Leipzig: 25 Spiele, 58 Pkt., +38 Tore
  • Hallescher FC: 25 Spiele, 57 Pkt., +22 Tore
  • Holstein Kiel: 25 Spiele, 53 Pkt., +30 Tore

Fünf Punkte Vorsprung auf Kiel, immerhin einer auf Halle. Perfekte Ausgangssituation so kurz vor der Crunchtime, wenn dann auch die anderen anfangen zu zittern. Taten sie aber nicht. Ganz im Gegenteil, die einzigen die abfielen, waren die RasenBallsportler selbst. Drei Unentschieden und zwei Niederlagen in den letzten neun Spielen. Nur vier Siege. Kiel im selben Zeitraum sieben Mal und Halle sechs Mal mit dreifachem Punktgewinn. Druck war offensichtlich kein Faktor, der sich gegen die Konkurrenz richtete..

  • Holstein Kiel: 9 Spiele, 22 Pkt., +12 Tore
  • Hallescher FC: 9 Spiele, 20 Pkt., +16 Tore
  • VfL Wolfsburg II: 9 Spiele, 20 Pkt., +9 Tore
  • RB Leipzig: 9 Spiele, 15 Pkt., +3 Tore

Möge man es bis nächstes Jahr nicht wieder vergessen, dass die Konkurrenz nie vor Ehrfurcht erstarren, sondern an der Aufgabe RB immer wachsen wird. Es gibt für die RasenBallsportler nichts geschenkt, auch nicht in der Endphase der Saison. Von niemandem. Das macht es zwar fußballerisch schwieriger, aber bei Erfolg auch ein Stückchen süßer. Kann man ja nächstes Jahr vielleicht mal von kosten.

Stefan Kutschke: Ein gar nicht schläfriger Riese

Die These der gestrigen Frahn-Analyse war ja, dass bei RB Leipzig nichts mehr geht, wenn Frahn nicht trifft. Das hatte ein, zwei irritierte Reaktionen zur Folge, dass es doch klar sei, dass RB Leipzig nicht so viele Punkte einfahre, wenn Frahn nicht treffe, weil es in der Natur der Sache liegt, dass wenn man keine Tore schießt, dann auch nicht gewinnen kann. Das ist sicherlich richtig. Allerdings gibt es in der Frahn-Statistik den letztlich viel interessanteren Punkt, dass seine Mannschaftskameraden sehr viel häufiger dann treffen, wenn Frahn auch trifft, als dann, wenn es nötig wäre, nämlich wenn er nicht trifft.

Vielleicht wird der Punkt deutlicher, wenn man einen Blick auf den zweiten Toptorschützen Stefan Kutschke wirft. Um die Statistik tatsächlich mit der von Daniel Frahn halbwegs vergleichbar zu machen, seien nur die Spiele betrachtet, in denen Stefan Kutschke in der Startformation stand. Davon gab es insgesamt 16 Partien, in denen Kutschke 10 mal aus dem Spiel heraus traf. Zieht man bei Daniel Frahn die sechs Elfmeter ab, dann hat Stefan Kutschke mit 0,63 Treffern pro Einsatz die bessere Quote der beiden Stürmer. Daniel Frahn käme so nur auf 0,55 Treffer pro Spiel (mit Elfmetern 0,74 pro Spiel).

Seine 10 in der Startelf erzielten Treffer schoss Stefan Kutschke in insgesamt 6 Partien. Am imposantesten sicher der Dreierpack in Lübeck, am wichtigsten wohl der Doppelpack beim FC St. Pauli II (interessanterweise schoss Kutschke 8 der 10 Treffer in Auswärtsspielen). In den sechs Spielen, in denen Kutschke traf, gewann RB Leipzig gleich sechs mal bei einer Torquote von 20:3. Was selbst die Quote von Daniel Frahn (leicht) in den Schatten stellt, wenn man den Schnitt pro Spiel betrachtet: Stefan Kutschke: Ein gar nicht schläfriger Riese weiterlesen