Archiv der Kategorie: Fußballdeutschland

Zweitligatopelf

Eigentlich ist es ja ein eher fragwürdiges Geschäft, rund um den Fußball Bestenlisten erstellen zu wollen. Wobei die Fragwürdigkeit vor allem darin besteht, diesen Listen den Anschein der Objektivität geben zu wollen. Denn auf der einen Seite gibt es niemanden, der alle Spieler permanent im Saisonverlauf im Blick hat und auf der anderen Seite fehlt ein objektiver Bewertungskatalog, anhand dessen die Bewertung verobjektivierbar wäre. Das führt dann zusammengenommen dazu, dass meist Spieler in den Bestenlisten landen, die auch bei erfolgreichen Mannschaften spielen.

Sich zu diesem Zeitpunkt der Saison einer Zweitligatopelf zu widmen, ist aber sowieso nicht mehr als Spielerei. Und erhebt auch gar nicht den Anspruch, die besten oder überraschendsten oder zukunftsfähigsten Spieler zu versammeln. Die Auswahl soll eine rein subjektive sein und lässt somit auch Auswahlkriterien zu, die zum sportlichen Auftreten hinzukommen oder mit diesem gar nicht direkt in Beziehung stehen. Eine kleine Spielerei, die eher die persönlichen Eindrücke von bisher 26 Spielen zusammenfasst.

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RB Leipzig vor der Rückrunde in der 2.Bundesliga 2014/2015

Die Transferliste seit gestern geschlossen, der Winter bricht langsam herein, es gibt fast keinen besseren Zeitpunkt für den Start in die verbleibenden 15 Spiele, die man vereinfacht Rückrunde nennen kann, auch wenn diese genaugenommen ja schon vor Weihnachten mit dem Spiel in Aalen losging. Für RB Leipzig ist die Situation in diesem Jahr ähnlich der vor 12 Monaten in der dritten Liga. Nachdem man zu Beginn der Saison noch eher vorsichtig von einem Ankommen in der neuen Liga gesprochen hatte, liegt der Fokus inzwischen schon recht deutlich (wenn auch lange nicht so deutlich wie vor einem Jahr) auf dem Aufstieg.

Mitverantwortlich dafür neben einer zumindest akzeptablen Ausgangssituation in der Tabelle vor allem die Neuzugänge für die RB Leipzig den Gerüchten nach wohl irgendwas um die 9 Millionen Euro ausgegeben hat. Eine Summe, die natürlich im Vergleich zur Ligakonkurrenz (alle zusammen irgendwas über 2 Millionen Transferausgaben diesen Winter) jenseits von Gut und Böse ist. Zumal man nur für zwei (Damari, Forsberg) der vier (zudem Reyna, Rodnei) Neuzugänge Ablöse bezahlte.

Mit drei Neuzugängen und zwei Abgängen (Palacios Martinez, Morys) baute man die Sturmpositionen fast komplett um, sodass man in diesem Mannschaftsteil nun nominell zumindest in der Breite die beste Besetzung der ganzen Liga hat. Wenn ein Daniel Frahn wahrscheinlich nur Stürmer Nummer 6 ist, wenn alle fit sind, dann sagt das schon alles über die Qualität im Team aus.

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15.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Man habe diese Saison keinen Aufstiegsdruck und gehöre auch nicht zu den ganz großen Favoriten der Liga, ließ Ralf Rangnick kürzlich verlauten. Wenn alles perfekt laufe und andere schwächeln, habe man eine Chance und dann wolle man sie nutzen. Wenn das nicht klappe, sei das aber auch nicht so wild.

Stimmt alles sicherlich, wenn man die aktuelle Situation, die Situation vor der Saison und den Kader betrachtet. Könnte aber alles wiederum ganz anders sein, wenn man zur Winterpause ähnlich platziert ist wie aktuell und dann mit zwei, drei Neuzugängen mit Bundesligapotenzial, die man sicherlich erwarten darf, in die letzten 15 Spiele geht. Wenn man in diese mit immer noch zwei bzw. vier Punkte Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze zwei und eins geht (oder gar besser platziert ist), wird man sich sehr wohl zu den Topfavoriten auf den Aufstieg zählen lassen müssen und kann diese Rolle nicht mehr ablehnen.

Der Erfurter Blognachbar Fedor Freytag prägte vor einem Jahr für die dritte Liga das sicherlich auch für die zweite Liga passende Bonmot, dass man bis zur Winterpause noch nichts gewinnen, aber sehr wohl bereits etwas verspielen könne. Aufstiegschancen zum Beispiel. Überträgt man diese Anmerkung auf die aktuelle Saison, dann sind noch nicht viele Mannschaften komplett raus aus dem Kampf um die ersten drei Plätze. Ausschließen kann man wohl die Mannschaften, die man schon vor der Saison ausgeschlossen hätte. Also Sandhausen, Frankfurt, Aue und Aalen. Dazu kommen mit Union und St. Pauli zwei Teams, denen man Außenseiterchancen zugerechnet hätte, die sich aber für die 20 restlichen Saisonspiele eher darum kümmern werden, nicht nach unten aus der Liga zu rutschen.

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Champions Regionalleague

Wir haben als Kompromiss damals gemeinsam die Entscheidung, die Regionalliga von drei auf fünf Staffeln aufzustocken, mit Sinn und Verstand getroffen. (Peter Peters, Vizepräsident beim Ligaverband bzw. stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der DFL in Sportbild vom 05.11.2014)

Alles eine Frage der Definition von Sinn und Verstand mögen die besonders Witzigen unter uns an dieser Stelle einwerfen. Faktisch gesprochen bleibt es auch mit deutlichem Abstand zu den Entscheidungen der Regionalliga-Reform erstaunlich, dass man diesen “Sinn und Verstand” zusprechen mag. Zumindest wenn man (dies sei nur für die Jüngeren unter uns repetiert) betrachtet, dass die Verbände in Form von DFB und DFL aus einer Reform, die von den Betroffenen ursprünglich angestoßen wurde, um die Durchlässigkeit nach oben in die dritte Liga zu erhöhen, eine Reform machten, die bezüglich dieses Ziels genau das Gegenteil erreichte.

Sei es drum, wir schreiben ja inzwischen das Jahr 2014 und nicht mehr das Jahr 2010, als man sich für die Lösung mit den fünf Regionalligastaffeln und einer Aufstiegsrelegation einfallen ließ, die eigentlich alle sportlich Verantwortlichen, die damit in Berührung kommen, absurd finden. Ein Jahr 2014, in dem der von Peters beaufsichtigte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig ein wenig Schwung in die Sache bringt, indem er die Anzahl der Regionalligen wieder reduzieren will, um zu einer Regelung zurückzukehren, bei der die Staffelsieger auch aufsteigen können und bei der das Niveau der Ligen, in denen sich die meisten der Bundesliga-U23-Teams rumtreiben erhöht wird, um auch die Nachwuchsausbildung zu verbessern.

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Unterrepräsentierte Ost-Profifußballer?

Die FAZ vor eine paar Tagen mit einem interessanten Artikel bzw. mit einem Artikel anlässlich der jährlichen Wendegeschichten, in dem die interessante Zahl präsentiert wurde, dass von 274 Profis in der Bundesliga mit deutschem Pass lediglich 17 “aus dem Osten der Republik stammen”. Mit 6 Prozent seien die ostdeutschen Profis demnach deutlich unterrepräsentiert, weil der Bevölkerungsanteil das Dreifache betrage.

Zurückzuführen sei dies darauf, dass die Infrastruktur im Osten der Republik trotz Nachwuchsleistungszentren nicht gut genug sei, Trainer nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stünden und Spieler, die erst im hohen Jugendalter in einen Westclub wechseln würden, dementsprechend den Anschluss in Sachen Spielgeschwindigkeit und Co schon lange verpasst hätten und ihn gar nicht mehr aufholen könnten. RB Leipzig sei diesbezüglich eine Hoffnung im Osten, weil man dort die Mittel habe, nicht nur die Talente zu halten, sondern sie schon von früh an sehr gut auszubilden. Soweit die nicht uninteressanten Behauptungen auf der Basis einer empirischen Beobachtung.

Macht man sich mal den Spaß, die Daten für die zweite Liga zu testen, dann kommt man darauf, dass reichlich 9% aller Spieler mit deutschen Staatsbürgerschaften, die auch in Deutschland geboren wurden, in den fünf nicht mehr neuen Bundesländern geboren wurden. Dabei wurden nur jene Spieler betrachtet, die in der aktuellen Spielzeit auch mindestens vier Spiele für ihr Team absolviert haben. Würde man die Kader komplett betrachten, verschöbe sich das Bild unter Umständen etwas, da die Mannschaften in der Breite meist lokal aufgefüllt werden. Außerdem wurden in Berlin geborene komplett nicht dem Osten zugeschlagen, weil das Auseinanderdividieren nach Ost und West dort ziemlich mühsam wäre.

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Zu kleines Problem für große Lösungen?

Ich ärgere mich darüber, dass es Statuten gibt, die dem Verein die Möglichkeit geben, ‘betriebsintern’ Spieler hin und her zu schieben. Das kann ich mit meiner Empfindung von fairem Wettbewerb nicht nachvollziehen. (Peter Neururer vor dem Spiel seines VfL Bochum bei RB Leipzig)

Das merkwürdig mechanistische Bild, das man im Hause Red Bull Spieler, die im Kern auf der Basis ihrer eigenen Karriereinteressen und -ziele und entsprechend der Perspektiven, die ihnen in Verhandlungen aufgezeigt werden, Verträge unterschreiben, hin- und herschiebt, wurde hier im Blog ja vor wenigen Monaten bereits kritisch beleuchtet.

Letztlich bleibt es dabei, dass kein Spieler ein Vertrag hat, der gleichermaßen für Leipzig und Salzburg gilt und ohne seine Zustimmung den Verein wechseln müsste. Natürlich gibt es aber normale Leihverträge wie bei Bredlow und Prevljak, die von Leipzig nach Liefering verliehen wurden oder bei Sabitzer und Bruno, die auch leihweise in Salzburg spielen und entsprechend nach Ablauf des Leihvertrags wieder zurückkehren müssten.

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Organisationsprobleme

Wir erkennen Rasenballsport Leipzig mit nur 8 stimmberechtigten Mitgliedern und stimmlosen Pro-Forma-Mitgliedschaften für alle anderen nicht als “Verein” an. (Quelle [broken Link])

So oder so ähnlich liest man es ja von Zeit zu Zeit an verschiedenen Stellen im Internet. Zielrichtung der Argumentation ist dabei zumeist, dass RB Leipzig ja kein richtiger Verein sei oder wahlweise [broken Link] “das Vereinsrecht mit Füßen tritt und regelrecht ausnutzt”.

Eine etwas erstaunliche Argumentation, denn ganz grundsätzlich darf man einmal festhalten, dass alles ein eingetragener Verein ist, was vom Amtsgericht als Verein eingetragen wird. Die einzige Instanz, die tatsächlich beurteilen darf und kann, inwiefern ein Verein den entsprechenden Regularien entspricht, ist also mitnichten ein Verband, andere Vereine oder deren Anhänger, sondern ein kleines, feines Gericht, in dem man sich mit formaljuristischen Fragen hoffentlich auskennt.

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9.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Der kultigste Spieltag seit der Erfindung von Kultclubs wartet auf die kultigste zweite Liga aller Zeiten. Besser als an diesem Wochenende wird es in Sachen Kult wohl maximal 17 Spieltage später, wenn man bei FC St. Pauli gegen Union Berlin ins Rückspiel geht. Keine Ahnung, wann das angefangen hat, Clubs, die im Wandschatten ihrer großen Stadtrivalen, Nischen besetzen und entsprechendes Publikum anziehen, das Label Kult anzupappen.

Vielleicht versteckt sich dahinter auch nur irgendein Gentrifizierungsphänomen und der Begriff soll deutlich machen, dass der nicht mehr unsanierte Altbau mit längst nicht mehr benötigter Ofenheizung nun auch für die breite Masse offen steht. Und wie dies bei diversen gentrifizierten Stadtteilen dieser Republik so auch üblich war und ist, darf man dabei nicht sein Dissidentenimage vergessen.

Es ist schließlich genug Dissidenz und Andersartigkeit für alle da. “Ja, wir sind alle Individuen. Ja wir sind alle verschieden.” Oder so. Wer jetzt “Ich nicht” sagt, hat vielleicht schon wieder eine ganz andere sportliche Heimat gefunden. (Und wer die Filmzitatanspielungen nicht versteht, suche bei der Suchmaschine des Vertrauens nach dem “Leben des Brian”.)

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6.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Die diskursigste und protestigste zweite Liga aller Zeiten. Dass Sport 1 auf diesen Claim nicht vor der Saison gekommen ist, sollte ihnen in Sachen Nähe zum Publikum echt zu denken geben. Aber es ist ja noch nicht zu spät für eine tägliches Format, in dem die kreativsten Fanaktionen und die langweiligsten hyperspannendsten Wortmeldungen aller Pro-und-Contra-Art rund um den einzig wahren RasenBallsport zwischen diversen Werbeblöcken zu Topnews aufgeblasen werden.

Das soll gar nicht sarkastischer klingen als es gemeint ist, aber die Ernsthaftigkeit mit der in der öffentlichen Debatte vielerseits mit Klischees um sich geworfen und meist nur ein Selbstgespräch geführt wird, bei dem es vor allem um Bekenntnisse und nicht um Argumente geht, ist durchaus erstaunlich. Also eine Situation, in der für den Rezipienten irgendwas zwischen offenem Mund und lautem Lachen bleibt.

Das Diskursrauschen erreicht pünklich zum Union-Spiel am Sonntag wieder mal einen Höhepunkt. Konnte man natürlich auch nicht auslassen, das Storytelling von den völlig unterschiedlichen Vereinen zum Quasi-Kulturkampf aufzublasen. Man möchte immer mal was von Kapitalismus, Wesen, Erscheinungsform und Ideologie dazwischenwerfen, aber der Versuch, sich gesellschaftlichen Verhältnissen und Phänomenen analytisch zu widmen, würde an dem Bekenntnisspielchen abprallen wie ein Wassertropfen von den schwarzen Regenponchos, die die Berliner Zuschauer nach Willen der Union-Ultragruppe Wuhlesyndikat am Sonntag tragen sollen.

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5.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015

Länderspielpausen sind eine ganz schöne Sache. Schön ist aber auch, wenn sie dann wieder vorbei sind und Ligaalltag in das Wochenende einzieht. Länderspielpausen verbringt jeder anders. Das gilt für jene, die Fußball gucken genauso wie für jene, die im Fußball arbeiten.

Bei letzteren wird die Pause gern dazu genutzt, Spielabläufe zu verbessern und die in den Wochen zuvor erkannten Schwachstellen zu bearbeiten. Was in der zweiten Bundesliga, wo noch nicht so viele Nationalspieler unterwegs sind, etwas einfacher ist, als in der obersten Spielklasse.

Andererseits dienen die Tage natürlich auch zur Regeneration und zum Wunden lecken. Immer verbunden mit der Hoffnung am Ende der ‘freien’ Tage mehr verletzungsfreie und topfitte Spieler zur Verfügung zu haben, als am Anfang. Ob RB Leipzig das hinkriegt, wird man erst am Samstag Mittag sehen können.

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