Archiv der Kategorie: Ansichtssache

Alles für den Profinachwuchs

Dies noch als Nachtrag zum letzten Artikel zur Regionalliga-Reform:

Es ist abenteuerlich, dass in einer sportfachlichen Frage zwei Anträge gestellt werden, die mit dem kompetentesten Vertreter des DFB, Matthias Sammer, inhaltlich nicht abgestimmt sind. (Andreas Rettig, Manager des FC Augsburg in der Sport BILD vom 08.09.2010)

Mag sein, dass die Vertreter der Reformvorschläge zu wenig Lobbyarbeit betreiben. Wobei die Tatsache, dass hinter dem 2+1 Vorschlag mit Herrn Korfmacher ein DFB-Präsidumsmitglied steht eher für die feste Verankerung der Vorschläge in der DFB-Spitze spricht. Was viel überraschender ist, ist die Tatsache, dass die Profivereine davon ausgehen, dass die Regionalliga-Reform in der Essenz auf Matthias Sammers Schreibtisch soll, also auf den Schreibtisch desjenigen, der im DFB für sämtliche Instanzen der Nachwuchsarbeit zuständig ist. Alles für den Profinachwuchs weiterlesen

Regionalliga nicht reloaded?

Vielleicht ist es noch zu früh, um davon zu sprechen, dass die viel diskutierte und von vielen Fans und unterklassigen Vereinen geforderte Regionalliga-Reform gescheitert ist. Dass aber DFL (Deutsche Fußball-Liga) bzw. der Ligaverband als Vertretung der Klubs der ersten und zweiten Liga sich gegen die Vorschläge der Neuordnung ausgesprochen haben und bei der entsprechenden entscheidenden Tagung des DFB-Bundestages sehr wahrscheinlich von ihrem Vetorecht Gebrauch machen werden, um die Vorschläge einer Extrastaffel für zweite Mannschaften oder gar der Auflösung der Regionalliga zugunsten regionalerer Strukturen zu verhindern, lässt vermuten, dass die Chancen für die Reform schlecht stehen. Regionalliga nicht reloaded? weiterlesen

Volker Rehboldt macht den Watzke

Nachdem die Rolle FC Bayern des Ostens an RasenBallsport Leipzig vergeben scheint, macht sich der Präsident des 1.FC Magdeburg Volker Rehboldt daran, den Hans-Joachim Watzke des Ostens zu geben. Watzke, seines Zeichens Wegbegleiter und Verhinderer der Dortmunder (Beinahe-)Insolvenz vor einigen Jahren übt sich in regelmäßigen Abständen in mehr oder weniger gelungenen Ausfällen gegen finanzstarke Konkurrenten wie Hoffenheim oder RasenBallsport Leipzig. Watzke ist auch derjenige, der als Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA und der BVB Stadion Holding GmbH (ja, Wiki-Wissen) den großartigen Satz kreierte „Ein Klub soll nicht wie ein Konzern geführt werden.“ Ah ja.

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Kommunikationsguerilla

Zuerst waren da Aufkleber-Motive einer Gruppe namens Ultras Red Bull Leipzig mit den Sprüchen “Für den modernen Fußball” und “Tradition seit 2009” und ich dachte, ach schau her, das ist einmal eine witzige Antwort auf die Anti-RBL-Fraktion. Nicht völlig selbstironiefrei und trotzdem eindeutig in der Sache. Ähnlich wie das bei Spielen von RasenBallsport Leipzig die Fans mit ihrem “Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf” (Reaktion auf den Stinkefinker eines Halberstädter Spielers, wenn ich mich recht erinnere), “Hier könnte Ihre Werbung stehen” (Transparent bei einem der Lokalderbys) oder “Unsere Tradition heißt Zukunft” (erstes Ligaspiel gegen den FC Sachsen) auch schon hinkriegten. Kommunikationsguerilla weiterlesen

Zwischen Leitartikeln und Qualitätsjournalismus

Wenn sich der Leitartikel auf der Titelseite der LVZ mit Fußball beschäftigt, dann geht es meist um besonderes. Die Fußball-WM beginnt, Deutschland schießt sich ins Halbfinale, Bayern München als Champions-League-Finalist, der Einstieg von Red Bull im Leipziger Fußball, Gewalt. Auch am heutigen Tag darf Sportchef Winfried Wächter auf Seite 1 über Fußball sprechen. Warum? Weil RasenBallsport Leipzig drei Mal in Folge unentschieden spielte: „RB-Magerkost trotz großer Pläne“. Wow, ein durchwachsener Saisonstart in Liga 4 reicht für einen Leitartikel? Hätten eigentlich drei Siege in Folge auch Newswert gehabt? Der leicht hämischen Kritik der Leipziger Volkszeitung setzt der MDR in seiner Berichterstattung im „gut verdienende Profis dürfen nicht schlecht Fußball spielen“-Tenor den deutlicheren Ton entgegen und schafft es, sich im Spiel(!)bericht zum Hannover-Spiel, die Hälfte der Zeit mit der möglichen Entlassung des Trainers auseinanderzusetzen, die aber, so dürfte man auch beim MDR wissen, vereinsseitig gar nicht diskutiert wird. Stellt sich doch die Frage, ob die MDR-Redakteure über die selbe hohe Qualitätslatte springen könnten, die sie selbst für Fußballprofis auflegen..

Pro 50+1, contra 50+1?

Sind Sie eigentlich Freund oder Feind der 50+1-Regel, die den deutschen Profiklubs ihre Eigenständigkeit erhalten soll?
Ich sehe es leidenschaftslos. Aber ich gebe der aktuellen Regelung dauerhaft keine Chance. Wenn einer – vielleicht zieht es Herr Kind ja durch – vor dem Europäischen Gerichtshof klagt, denke ich die 50+1 wird fallen.
Haben Sie keine Angst, dass einige Klubs – wie in England geschehen – danach zum reinen Spekulationsobjekt werden?
Dagegen spricht das Financial Fairplay, das die UEFA etablieren wird. Dann dürfen Klubs nur ausgeben, was sie auch eingenommen haben. Für Leute, die das schnelle Geld machen wollen, sind die Vereine dann uninteressant. Außerdem wird sich das Gesicht der Liga nicht grundlegend ändern. Vielleicht kommt mal ein neuer Klub wie Hoffenheim dazu. Oder Leipzig, wo jetzt Red Bull das Sagen hat. Die Traditionsvereine werden es sicher verstehen, diese Red Bulls schnell einzufangen. Für Red Bull wäre Dortmund doch ein wesentlich besseres Werbeobjekt als Leipzig. (Dietmar Hopp, Sport BILD vom 4.8.2010) Pro 50+1, contra 50+1? weiterlesen

Zu Besuch bei flachen Hierarchien

Ballack ist der erfahrenste Spieler der Deutschen. In so einem Turnier reichen nicht nur Talente aus, du brauchst Erfahrung in der Mannschaft. Es ist schwer zu sagen, er hat eine gute Karriere hinter sich. Ich denke: Habt Respekt vor Ballack und seiner Karriere. Im Sport werden erbrachte Leistungen viel zu schnell wieder vergessen. Das stört mich in vielen Diskussionen. (Nemanja Vidic in der Sport BILD vom 23.06.2010 auf die Frage, ob Deutschland ohne Ballack besser wäre)

Nemanja Vidic hat zuerst einmal uneingeschränkt recht. Respekt ist tatsächlich ein wenig vorhandenes Gut, wenn die Öffentlichkeit auf Personen öffentlichen Interesses blickt. Und was gestern noch gut war, ist heute schon vergessen bzw. verdreht sich in sein Gegenteil. Zu Besuch bei flachen Hierarchien weiterlesen

Her mit der Technik

Die bisher eindrücklichste Szene einer nicht übermäßig berauschenden WM produzierte bezeichnenderweise kein Spieler, sondern der Weltschiedsrichter von 2008 Roberto Rosetti, als er im Achtelfinale den Argentiniern den Führungstreffer gab, obwohl er zuvor von seinem Linienrichter informiert wurde, dass das Tor irregulär war. Dumm nur, dass der das erst auf der Videowand sah und nicht bereits im Spiel selbst und so blieb Rosetti regeltechnisch gar keine andere Wahl als das Tor wider besseren Wissens zu geben.

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Ultras vs. Aktiengesellschaften

„Der klassische Hooliganismus hat abgenommen. Gewalt entsteht heute eher situationsgebunden und heraus aus einigen Ultra-Gruppierungen. In Zeiten der Kommerzialisierung des Fußballs fühlen sich diese Fans mehr und mehr als reine Stimmungsmacher ausgenutzt, auf die – wenn es hart auf hart kommt – draufgeknüppelt wird. Die Ultras identifizieren sich vor allem mit sich selbst. Wer kann schon aus vollem Herzen Fan einer Aktiengesellschaft sein? Da liegt ein Problem. Der Protest und damit ein Teil der Gewalt ist heute viel mehr in der Kommerzialisierung und in einem sich gegenseitigen Hochschaukeln von Sicherheitsappart und Ultras zu sehen. Fan-Gewalt kann auch eine Reaktion auf die viel zu geringen Partizipationsmöglichkeiten für Fußballfans sein.“ (Gerd Dembowski gegenüber tagesschau.de)

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Die Sache mit der Fankultur

Wenn man Banner, die im Fanblock gezeigt werden als Maßstab nimmt, dann sind Lokfans der Meinung, dass „jeder, der bei RB steht, den ehrlichen Fußball verrät“ (zitiert nach Gedächtnis), in diesem Blog wurden die Zuschauer von RasenBallsport in einem Kommentar als „völlig grenzdebile Figuren“ (by Waldschrat) beschimpft und einem Kommentar zu einem Chemiebloggerblogeintrag kann man entnehmen, dass nur Fans, die zum bierduschenden, schiedsrichterbepöbelnden Auswärtsmob gehören „unter den Lebenden“ (by Alex) weilen. 3 prototypische Äußerungen über das Fandasein, wie es sie im Netz zuhauf gibt (und die gelegentlich in Verschwörungstheorien gipfeln, RB-Fans seien gekauft – ehrlich, ich hätte nichts dagegen).

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