Alle Beiträge von rotebrauseblogger

Subjektive Wahrnehmung

Den ganzen Juli über widmete sich Timo Rost dem Thema ‘Spaß am Fußball’ und der Tatsache, dass er eben jenen in der Nach-Oral-Ära wiedergewonnen habe. Dann war es ein paar Wochen ruhig um ihn, auch weil er – verletzt und nicht verletzt – auf der Ersatzbank verschwand. Beim Spiel zwischen RB Leipzig und dem VFC Plauen durfte er wieder mal 30 Minuten lang mitspielen (recht gut wohlgemerkt) und war zurück in seinem Element und ließ gestern via LVZ vermelden, dass er “wieder richtig Bock auf Fußball” habe. Fast hatte man es vergessen..

Nun, das allein ist nicht sonderlich spannend. Aufgepeppt war das ganze aber mit einem Lob des aktuellen Trainerteams und einer bemerkenswerten Aussage über die vergangene Saison und die Zeit unter Tomas Oral:

Wir sind doch regelmäßig nach 60 Minuten eingebrochen und haben Gegentore bekommen

Hypothesen müssen fast schon zwangsläufig empirisch getestet werden. So auch diese. Vergleichen wir also einmal die ersten 60 und die restlichen 30 Minuten:

  • 1.-60.Minute: 37:17 Tore, 57 Punkte
  • 61.-90.Minute: 20:12 Tore, 57 Punkte

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RB Leipzig: die Satzung, Gemeinnützigkeit und der Ehrenrat

So nun, ein bisschen was an RB-Satzungs- und DFB-Statuten-Betrachtungen geht immer noch. Nachdem die bisherigen Versionen hier im Blog eher aus gefährlichem Halbwissen bestanden (siehe hier und hier und hier), soll es heute um den Versuch gehen, daraus halbwegs geordnetes, mittelgefährliches Dreiviertelwissen zu machen. Investigativblogging sozusagen. Die vereinsseitige, öffentliche Geheimniskrämerei macht es möglich. Dabei drehen sich die immer wieder besprochenen Probleme in Bezug auf die Lizenzierung von RB Leipzig durch den DFB einerseits meist um das Problemfeld Gemeinnützigkeit des RasenBallsport Leipzig e.V. und andererseits das Problem des zu großen Einflusses des (formalen) Sponsors Red Bull (via Ehrenrat). Mal gucken, was davon am Ende übrig bleibt.

Gemeinnützigkeit

Das erste Themenfeld ist genaugenommen keines, das in irgendeiner Form mit dem DFB zu tun hat. Der DFB prüft keine Gemeinnützigkeit, noch ob deren Bedingungen eingehalten werden oder sonst etwas. Der Zwang zur Gemeinnützigkeit kommt indirekt direkt aus einer ganz anderen Ecke.

Wer mit einem Verein in Deutschland in einer dem DFB unterstehenden Ligen Fußball spielen will, muss bei dem Landesverband Mitglied sein, in dem man seine fußballerische Heimat (Leipzig = Sachsen) hat. Im Falle RB Leipzig wäre das der Sächsische Fußballverband (SFV). Dessen Geschäftsführer Frank Pohl benannte im direkten Gespräch die „Checkliste“, die ein Verein beachten muss, um im SFV Mitglied zu werden. Neben allerlei Formalia, die die Existenz des Vereins belegen sollen (Postanschrift, Satzung, Registerauszug, Gründungsversammlungsprotokoll) ist vor allem ein Punkt hier und heute von Interesse: Voraussetzung für die Mitgliedschaft im SFV ist zwingend die Mitgliedschaft im Landessportbund (LSB). Dies gilt laut Pohl nach jetzigem Stand für alle Ligen und für alle Zeiträume. Wenn man sich dies logisch übersetzt, heißt dies, dass ein Erlöschen der Mitgliedschaft im LSB ein Erlöschen der Mitgliedschaft im SFV und somit ein Erlöschen der Spielberechtigung zur Folge hätte.

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Sündenbockegozentrik

Meine bisherige persönliche Bilanz mit RB Leipzig in der Regionalliga-Saison 2011/2012:

  • Besucht: 4 Spiele, 5 Punkte, 5:5 Tore (HSV II, FCM, Hertha II, Plauen)
  • Nicht besucht: 4 Spiele, 12 Punkte, 13:2 Tore (Meppen, Wilhelmshaven, Havelse, Lübeck)

Meine persönliche Bilanz wäre nur noch verschlechterbar, hätte ich statt des 2:1 bei der U23 von Hertha das 1:0 in Meppen gesehen. Dann hätten statt der 5:5 Tore nur 4:4 Tore bei 4 besuchten Partien zu Buche gestanden. Nimmt man an, dass ein 2:1 und ein 1:0 jetzt nicht wirklich differieren, dann könnte man zugespitzt sagen, dass ich die vier ergebnistechnisch schlechtest möglichen Spiele besucht habe. Erfolgs- oder Schönwetter-Fan oder was auch immer kann man mich nun wirklich nicht nennen. Dass mein subjektiver Eindruck von der bisherigen Saison nicht übermäßig positiv sein kann, versteht sich von selbst..

Als Maskottchen oder Glücksbringer tauge ich also derzeit offenbar nicht. Wenigstens konnte meine Anwesenheit in Berlin nicht auch noch die Auswärtsbilanz versauen. Falls es stimmt, dass Fußballer und das sie betreuende Personal sehr abergläubisch sind, dann würde ich vorschlagen, dass man zum Abwenden weiteren Schadens einfach die Mannschaftskasse schlachtet und wir dann gemeinsam gucken, ob mich der Inhalt derart beeindruckt, dass er mich vom Besuch zukünftiger RB-Spiele abhalten könnte. Sachdienliche Vorschläge und Gebote bitte auf den üblichen Kommunikationskanälen..

Regionalliga: RB Leipzig gegen VFC Plauen 1:1

Hätte ich mich nicht für formale Spielberichtsüberschriften entschieden, hätte ich für diesen Bericht zum gestrigen Spiel ein “Die Oberliga zurück in Leipzig” gewählt. Das schon mit Bautzen in Liga 5 vor zwei Jahren mit einem 1:0 bei RB Leipzig erprobte Hoßmangsche Prinzip ‘hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott’ praktizierte das Plauener Team des Ex-Bautzener Coachs in einer deprimierenden Perfektion. Dass sie für diese Verletzung des guten Fußballgeschmacks nicht bestraft, sondern auch noch mit einem Punktgewinn belohnt wurden, gehört zu den tiefen Ungerechtigkeiten der Fußballwelt, die ihren geschichtlichen Höhepunkt ja bekanntermaßen 2004 mit dem Europameistertitel unansehnlich mauernder Griechen feierte.

Ich gehöre normalerweise nicht zu denen, die nach Punktverlusten generell das Pech bemühen oder notorisch behaupten, dass man überlegen gewesen wäre, aber das gestrige Spiel war das erste Spiel von RB Leipzig, an dem ich live teilhaben durfte, bei dem der Gast völlig unverdient nicht verlor. Die Heimniederlage gegen den HSV II hätte nicht sein müssen, weil man einen starken Gegner eigentlich im Griff hatte und taktisch unbedarft, ergo selbstverschuldet, ergo verdient dennoch verlor. Die diversen Punktverluste letzte Saison waren alle in irgendeiner Form berechtigt, genau wie das 1:1 gegen Magdeburg kürzlich. Das Heimunentschieden gegen weitgehend talentfreie Plauener musste man hingegen fassungslos zur Kenntnis nehmen.

Der VFC Plauen hatte bei RB Leipzig genau fünf lichte Minuten. Die spielten sich direkt nach der Pause ab, als die RasenBallsportler noch nicht richtig wach wirkten und prompt mit dem 0:1 aus dem Nichts bestraft wurden. Umut Kocin mit einem Fehlpass aus der Abwehr heraus in die Spielfeldmitte. Christian Müller lässt sich wie schon beim Gegentreffer bei Hertha II letzte Woche auf der rechten Abwehrseite überlaufen. In der Mitte stehen die Manndecker in zwei 1-gegen-1-Situationen hinter ihren Gegenspielern und schwupps steht es 0:1. Wie bisher in allen vier Heimspielen, weswegen es auch schwer fällt, das ganze als Pech oder Zufall abzutun. Dass die Gäste beim Jubeln fast schon überrascht wirkten, ob des völlig unverdienten Tores, mag lediglich meine Interpretation sein, passen würde es aber.

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Nachwuchs gut, alles gut

Tradition schießt keine Tore. Ich würde mich freuen, wenn eine fußballbegeisterte Stadt wie Leipzig auch wieder eine Männermannschaft in der Bundesliga hätte und begrüße daher jedes Wirtschaftsunternehmen, das im Rahmen des statuarisch Zulässigen in den Fußball investiert. (…) Entscheidend ist für mich, dass der Verein nicht nur in die Spitze sondern vor allem auch in die Breite investiert, also für die Nachwuchsförderung gute Bedingungen schafft. (Theo Zwanziger gegenüber der LVZ vom 30.08.2011)

Ich finde ihn ja komisch, diesen fast schon zwanghaften Hype auf die Jugend im deutschen Fußball. Manchmal kommt es einem so vor, als hätte sich ein Trainer bereits dadurch ein Denkmal gesetzt, dass er 11 blutjunge Spieler hat auflaufen lassen. Und überhaupt, in einer Welt, in der Erwerbsbiographien ab 50 oft brüchig werden und Fußballspieler ab Ende 20 schon zum alten Eisen gehören, immer noch das Lied der extrem wichtigen Nachwuchsförderung zu singen, mutet ziemlich schräg an.

Der DFB hat sich mit der Einführung der Pflicht zu Nachwuchszentren bei Bundesligisten (Liga 1 + 2) einerseits für seine eigenen Wettkampf-Mannschaften eine auch in der Breite hochklassige Basis verschafft, wenn man an die Vielzahl von fertigen, sehr guten und jungen Spielern denkt. Auf der anderen Seite hat die extreme Nachwuchsförderung auch zu einem heftigen Wettbewerb unter den Profifußballern geführt, bei dem (zumindest gefühlt) immer häufiger die älteren Semester verlieren.

Einerseits ist das der sportliche Teil. Auf der anderen Seite steckt in dem obigen Zitat auch so etwas wie ein ideelles Argument pro Jugendarbeit. Implizit sagt Theo Zwanziger ja nichts anderes, als dass er auch Phänomene, die er eigentlich eher schwierig findet (Investoren/ Red Bull) zumindest ok findet, wenn diese denn den Nachwuchs fördern.

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Schon wieder ne Premiere am Cottaweg

Nachdem die Eröffnung des Trainingszentrums am Cottaweg vor ein paar Wochen zuschauertechnisch erfolgreich begangen wurde, war heute Auftakt fur die Profis auf ihrem neuen Übungsareal. Bisher hatte man noch in der Sportschule Abtnaundorf gekickt, wo man zwar noch bis Jahresende einen gültigen Vertrag besitzt, nun aber trotzdem schon mal das neue Zuhause benutzt. Natürlich mit der gängigen Begeisterung von wegen der hervorragenden Bedingungen und Co. Ich weiß ja nicht, wie die übergangsweise errichteten Container von innen aussehen, von außen wirkt das ganze Gelände doch noch arg unfertig. Aber die Trainingsplätze sind sicherlich absolut top.

Beim Gang über das Gelände von Hertha BSC am vergangenen Samstag jedenfalls , als man die Trainingsmöglichkeiten der Berliner quasi einmal durchqueren musste (zumindest, wenn man von der U-Bahn kam), um zum Amateurstadion zu gelangen, wo RB Leipzig später den Hertha-Nachwuchs besiegen wollte und sollte, hatte ich angesichts der beeindruckend-weitläufigen Dimensionen ein wenig das Gefühl, dass das neue Trainingsgelände der RasenBallsportler im Vergleich zu dem des Bundesligisten doch ziemlich popelig und baustellig aussieht (was natürlich für die Kürze der Zeit auch völlig normal und ok ist). Auf jeden Fall darf man sich durchaus fragen, inwieweit sich die derzeit 10 Nachwuchs-Teams und das Männer-Team auf den aktuell vier und später sechs Plätzen nicht in die Quere kommen.

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Testspiel: SV Rot-Weiß Weißenfels vs. RB Leipzig 2:19

Mitten drin im Ligaspielbetrieb ein Testspiel. In der Benefizvariante. Für  das krebskranke Mädchen Jenny Franke (und ihre Familie). Die durfte für einen Tag im Mittelpunkt stehen, den Anstoß ausführen und 90 Minuten lang neben Peter Pacult Trainerassistentin spielen. Fast 700 Zuschauer sorgten für einen würdigen Rahmen und auch einen finanziellen Benefiz-Erfolg, der noch durch einige andere Aktionen aufgebessert wurde. Wer mehr zum Benefizteil wissen will, folge den Links unten.

Sportlich gesehen wurde die Partie vom Comeback von Innenverteidiger Marcus Hoffmann überragt. Ende Februar stand Hoffmann das letzte Mal in einem Spiel auf dem Platz, bevor er sich einen Mittelfußbruch zuzog. Im Sommer wechselte er von Babelsberg 03 zu RB Leipzig, stand schon wieder im Training und war fest als Stamm-Innenverteidiger eingeplant. Und zack, noch mal Mittelfußbruch. Nun ist er – so scheint es – zurück und viele, die es mit den RasenBallsportlern halten, sind bereits gespannt auf ihn. Willkommen an Bord.

Ansonsten kann man aus solch einem Freunschafts-Benefizspiel sicher nur wenig ablesen. Carsten Kammlott durfte nach der öffentlichen Kritik von Peter Pacult an seiner Person 90 Minuten lang durchspielen und vier Tore schießen. Man kann dies als Zeichen der bei Pacult weiter vorhandenen Hoffnung interpretieren. Und auch Paul Schinke, der als unzufrieden mit seiner Bankposition gilt, bekam vom Coach ein 90minütiges Signal. In der ersten Halbzeit gab Schinke dabei offenbar sogar einen linken Verteidiger. Ähm, ja.

Interessant noch, wer alles nicht einmal in diesem Testspiel eine Chance bekam: Borel (als Nummer 1 gesetzt), Kerner und Buszkowiak (beide offenbar nur noch für die U23 geplant), Ismaili und Laas (aussortiert) und Rosin und Watzka (verletzt). Alles nicht sonderlich überraschend, aber das sowieso schon recht feste Bild weiter festigend.

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Tore: unwichtig

Aufstellung 1.Halbzeit: Bellot – Müller, Ernst, Franke, Schinke – Röttger, Lagerblom, Schulz, Heidinger – Kammlott, Frahn

Aufstellung 2.Halbzeit: Bellot – Lewerenz, Hoffmann, Sebastian, Kocin – Schinke, Rost, Geißler, Rockenbach – Kammlott, Kutschke

Zuschauer: 678

Links: RBL-Bericht [broken Link], MZ-Bericht [broken Link]

Fan(streit)kultur

“Fans im Clinch” titelte die LVZ letzte Woche Freitag. Womit man ein Thema aufgriff, welches bei rb-fans.de unter dem Titel “Fanblock -adé” [broken Link] angesprochen wurde. Grundtenor: es gibt einen Konflikt zwischen den offiziellen Fanclubs (Fanclubs, die vom Verein anerkannt wurden und deshalb ein paar Privilegien genießen) und vereinsunabhänigen Fanclubs, die aus ersteren entstanden seien, aber ein weniger an Vereinskontrolle wünschten. Man habe unterschiedliche Ansichten zum Thema Fankultur bei RB. Der eine distanziere sich vom anderen, der andere fühle sich ungerecht behandelt, etc. Man möge doch bitte seine Streitigkeiten zumindest während der Spiele beiseite wischen und gemeinsam die Mannschaft unterstützen, so die Aufforderung des rb-fans-Beitrags.

Wer es genauer wissen will, der lese den oben verlinkten Text. Ich jedenfalls habe dazu inhaltlich nichts beizutragen, da ich vom Innenleben der Fanclubs und der Fankultur essenziell keine Ahnung habe. Grundsätzlich gesprochen wundert mich der publizierte Streit aber nun wirklich nicht, noch finde ich ihn sonderlich schlimm. Nicht nur, dass ich sowieso ein Anhänger von offener, inhaltlich begründeter Streitkultur bin, vielmehr noch finde ich es wenig überraschend, dass ein etwas über zwei Jahre alter Verein in Bezug auf seine Fankultur noch nicht ausgewachsen ist. Wenn man ehrlich ist funktionierte die Fan-Werdung gerade in der Anfangszeit (also vor der möglichen Entwicklung von Emotionen und Leidenschaft) doch höchst rational: für die einen war es das Ziel Bundesliga, für den nächsten gewaltfreier Fußball, für den anderen Fußball jenseits des Leipziger Dualismus, für einige Red-Bull-Sport-Populärkultur, für die allernächsten Leipzig. Ein buntes Potpourri an Gründen, sich RB Leipzig zuzuwenden. Und damit auch ein guter Ausgangspunkt für einen potenziellen Kampf um die Definitionsmacht in der Kurve. Also der Kampf darum, wie Fankultur aussehen sollte, was sie ausmacht, wie man sie lebt oder ganz banal, was man in der Kurve singt.

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Carsten Kammlott am Scheideweg

Da muss mehr kommen, das geht so nicht.

Mit dem Auftritt kann ich nicht zufrieden sein, zumal wir bei seiner Einwechslung zurück liegen. Das war zu wenig.

So wird Peter Pacult heute in LVZ und BILD zum Thema Carsten Kammlott zitiert. Ein Dauerbrenner-Thema bei RB Leipzig. Carsten Kammlott hatte einen gefeierten Auftritt kurz nachdem er nach Leipzig kam in einem Testspiel gegen Hertha BSC. Die mediale Story des zukünftigen Stars bei RB inklusive. Gleichzeitig das jugendliche und talentiert-zukunftsweisende Gesicht des Vereins. Danach spielte er allerdings eine durchwachsene Saison, in der man oft das Gefühl hatte, dass Kammlotts Spiel sehr stark davon abhängt, dass sein Selbstvertrauen intakt ist und ihm niemand auf den Füßen rumsteht.

Es ist ja nicht so, dass er nur Mist gespielt hätte. Außer meiner Sicht hatte er gerade auf der rechten Außenbahn als Flügelstürmer ein paar gute bis sehr gute Spiele, wenn mir persönlich auch immer ein wenig die Effektivität Richtung Tor fehlte. Nachdem dann die Schlussphase der letzten Saison mit dem Dauerbankplatz für Kammlott deprimierend war, wurde es in dieser Saison eher schlimmer als besser. Das, was ich bisher von ihm gesehen habe, wirkte wie verkrampft gewollt und nicht geklappt. Der bisherige Höhepunkt war das Auswärtsspiel bei den Hertha-Amateuren vor zwei Tagen, in dem er 40 Minuten spielen durfte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er dabei eine wirklich gelungene Aktion zu verzeichnen gehabt hat. Erinnern kann ich mich hingegen an viele missglückte Kopf-durch-die-Wand-Dribblings, unsicheres Stellungsspiel und an ein schwaches Zweikampfverhalten, wegen dem Thiago Rockenbach gegen einen durchbrechenden Berliner nur in höchster Not und zu spät klären konnte und mit gelb-rot vom Platz musste.

Keine Ahnung, woran es bei Carsten Kammlott liegt, dass er bei RB Leipzig grad keinen Fuß auf den Boden kriegt. Ob es auch daran liegt, dass Pacult ihn bereits im Sommer öffentlich via BILD unter besondere Beobachtung stellte und damit zusätzlich unter Druck setzte, weiß ich nicht. Dass er nicht der Spielertyp ist, dem öffentliche Standpauken wie die oben zitierten, besonders gut tun, wage ich zumindest zu behaupten.

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Regionalliga: Hertha BSC II vs. RB Leipzig 1:2

Wäre ich 15 oder 20 Jahre jünger, wäre meine Zugeneigtheit zu den RasenBallsportlern vermutlich eine gute Chance, quasi im Vorübergehen ein guter Groundhopper zu werden. Bis der Verein irgendwann eventuell seine sportlichen Ziele erreicht, hätte man auf dem Weg von der fünften in die erste Liga eine hübsche Sammlung an Stadien zusammengekriegt. So als Auswärtsfahrer meine ich. Von Auerbach bis Bremen, von Bautzen bis München. Da ich nun aber in meinem halbwegs gesettelten Alter Auswärtsfahrten nur im Ausnahmefall mitnehme, entgeht mir diese Chance.

Das Amateurstadion zu Berlin darf ich mir trotzdem gutschreiben. Berlin bietet die subjektiv hervorragende Chance, den Fußballbesuch mit einem sozial motivierten Wochenendausflug zu verknüpfen. Es ist jetzt nicht so, dass man das Amateurstadion der Herha gesehen haben muss. Nett ist es da trotzdem und wenn man in Betracht zieht, dass es quasi ein Zweitsstadion der Hertha ist, dann ist der Bau mit seiner hübschen Sitzplatztribüne durchaus beachtlich, auch wenn man ernsthafte Zweifel haben darf, wie man dort 5.000 Zuschauer unterbringen wollte, wie man behauptet, dass man könnte.

Zum Auswärtsspiel zu gehen, hat ja auch deswegen einen gewissen Charme, weil man noch mal einen anderen Eindruck vom Auftreten des Vereins kriegt. Sportlich, weil das Spielen in nichtheimischer Umgebung offenbar tatsächlich einen Unterschied macht. Fantechnisch, weil man so ein bisschen das schräg-absurde Gefühl deutscher Urlauber im Ausland hat und schon die relativ hohe Dichte von Autos mit dem L-Kennzeichen auf dem Anmarsch zum Stadion zum Anlass nimmt, innerlich Grüße an die unbekannten Insassen zu senden. Überhaupt rutschen im Auswärtsblock die verschiedenen Anhängerschichte, die man sonst nicht zusammen zu Gesicht bekommt, enger zusammen. Vom 60jährigen Ehepaar über die Fanfamilie bis hin zum grenzwertig alkoholisierten Knapp-Zwanzigjährigen war unter den etwa 150 Gästen alles am Start.

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