Bundesliga: Bayer Leverkusen vs. RB Leipzig 2:4

28. Spieltag in der Bundesliga. RB Leipzig reist zu Bayer Leverkusen. Man erwartete ein wildes Spiel, man kriegte ein wildes Spiel. Das RB schließlich glücklich mit 4:2 gewann und sich ein bisschen fragen durfte, wie man denn zu diesen drei Punkten gekommen ist.

Ralf Rangnick musste kurzfristig auf den erkrankten Yussuf Poulsen verzichten.. Dafür rückten Laimer (auf die Acht) und Sabitzer (in den Sturm) jeweils eine Position nach vorn und Klostermann übernahm wieder hinten rechts. Nicht unerwartet standen auch Forsberg und Haidara in der Startelf. Bruma und etwas überraschend auch Demme saßen dafür nur auf der Bank. Organisiert war man erneut in einem 4-3-3.

Peter Bosz wechselte bei Bayer auch dreimal durch. Lars Bender und Bellarabi fehlten verletzt. Jedvaj ging wieder auf die Bank. Weiser, Wendell und Aranguiz standen dafür in der Startelf. Organisiert war auch Leverkusen in einem 4-3-3, in dem Havertz rechts spielte, dort aber auch immer wieder in die Zentrale einrückte.

Die ersten zehn Minuten liefen ein bisschen so, wie man es erwarten konnte. RB Leipzig stand mit der ersten Linie ein wenig tiefer, versuchte kompakt zu verteidigen, ließ die Gastgeber spielen und suchte nach Balleroberungen und schnellem Umschalten. Was in der achten Minute fast geklappt hätte, als Forsberg Werner schickt, der aber knapp am Tor vorbeischießt.

Das Problem am Versuch, über Balleroberungen zum Erfolg zu kommen, bestand halt darin, dass Leverkusen mit einer enormen Ballsicherheit spielte und die Gäste gut (ins Leere) laufen ließ. Dabei schafften die Gastgeber es auch immer wieder, Geschwindigkeit am Strafraum von RB Leipzig zu entwickeln. Vor allem Bailey war in der ersten Hälfte kaum in den Griff zu bekommen. Aber auch Brandt, Volland oder Havertz machten gut und ballsicher Betrieb.

Beim 1:0 half dann aber Willi Orban mit, als er sich von Volland täuschen lässt und dann mit seiner Aktion dem Stürmer auf den Fuß tritt. Havertz lässt sich die Gelegenheit vom Punkt nicht nehmen.

In der Folge wurde es aus RB-Sicht ziemlich wild bis zur Halbzeitpause, darüber konnte auch der schnelle Ausgleich von Sabitzer per direktem Freistoß und einem schlecht aussehende Hradecky im Bayer-Tor nicht hinwegtäuschen. Immer größer wurden die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Die erste Linie lief mit laufender Spielzeit immer höher an, sodass die RB-Formation teilweise enorm auseinandergerissen wurde. Eine ballsichere Mannschaft wie Leverkusen legt den Ball dann einfach in die Räume dahinter und hatte dann im Mittelfeld enorm viel Platz und Zeit, um sich aussuchen zu können, wie man das Spiel fortsetzt. Wenn man gegen Bayer aber das Mittelfeld nicht in den Griff bekommt, dann spielen sie dem Gegner mit den schnellen Offensivakteuren als Abnehmern die Bälle nur so um die Ohren.

Genau das passierte nach dem 1:0 bis zur Halbzeitpause. Als Reaktion darauf lief Kampl die Sechserposition der Gastgeber teilweise auch noch sehr hoch an (um dem Bayer-Spielaufbau Raum und Zeit zu nehmen). Was die Räume hinter ihm nur vergrößerte. RB war nicht kompakt genug. Das 4-3-3 ging nicht auf, weil man damit nicht breit genug verteidigen konnte. Zusammen mit dem Mittelfeld, das keinen Zugriff fand und teilweise auch einfach keinem guten Zweikampfverhalten ergab das eine aus RB-Sicht ungünstige Mischung. Leidtragender der Formation war vor allem ein Lukas Klostermann, der mehrere Male rechts gegen einen schon im Sprint kommenden Bailey verteidigen musste und dabei auch einige Male das Nachsehen hatte. Problem daran, dass die RB-Abwehr nicht kompakt genug stand, um einen nach innen ziehenden Bailey dann dort mit dem Innenverteidiger oder einem Sechser aufzunehmen. So brannte es rund um den RB-Strafraum einige Male lichterloh.

Erstaunlicherweise kam bis auf zwei Großchancen für Volland, die Gulacsi entschärfte von den Gastgebern aber in Bezug auf konkrete Torabschlüsse nicht so richtig viel. Zumindest weniger, als bei der Dominanz zu erwarten gewesen wäre. Von RB-Seite kam zugegebenermaßen bis auf einen katastrophal vertändelten 3-gegen-1-Konter gar nichts. Der Umschaltplan ging nicht auf. Vielmehr schaltete Bayer selbst immer wieder schnell um, weil es kein relevantes RB-Gegenpressing gab, das das verhindert hätte.

Fast schon skurril, dass Bayer keinen einzigen Treffer aus dem Spiel heraus erzielte und einen Standard brauchte um in Führung zu gehen. Eine nicht gut geklärte Ecke landet halbrechts bei Havertz. Laimer reagiert eine Sekundenbruchteil zu spät. Und dann macht das der sehr junge Bayer-Offensivmann auch einfach großartig, wie er die Kugel direkt mit links ins lange Eck schießt.

2:1 zur Pause und RB damit noch ganz gut bedient. Gulacsi und die schlampige Chancenverwertung Bayers bzw. das schlampige Ausspielen von guten Situationen hielten die Gäste im Spiel. Und auch wenn Bayer bis dahin aus dem Spiel wenig zuließ, konnte man schon in der ersten Halbzeit gut sehen, dass sie defensiv anfällig sind und vieles nur auf der letzten Rille lösen konnten, sodass weiter Hoffnung auf einen Punkt bestand.

Dass es am Ende drei wurden, lag auch am Videoassistenten. Der griff nach 51 Minuten ein, als sich Bailey an der Mittellinie durchgesetzt hatte, auf Gulacsi zusprintete und den Ball sehenswert im linken Eck unterbrachte. Aber Bailey hatte zuvor im Abseits gestanden, sodass der Treffer nicht zählte. Ob RB nach einem 1:3 noch mal zurückgekommen wäre, darf man eher bezweifeln. [Update: Hinweis in den Kommentaren, dass Volland im strafbaren Abseits stand und Konaté behindert und nicht Bailey.]

Timo Werner brachte mit einem schönen Treffer die Wende im Spiel bei Bayer Leverkusen. | GEPA Pictures - Roger Petzsche

Dass es am Ende drei Punkte wurden, lag auch daran, dass Rangnick zur Pause das System umstellte. Mit Mukiele stellte er einen rechten Innenverteidiger neben Konaté und Orban und davor rechts einen Laimer, sodass RB nun breiter verteidigte. Im Mittelfeld agierte man mit einer Art Doppel-Sechs Sabitzer/ Kampl, die eine kompaktere Mischung aus Spiel gegen den Ball und Kreatiivität im Umschalten ergaben. Vorne stürmte Cunha neben Werner. Das ergab irgendwas zwischen einem 4-2-2-2 und einem 5-3-2, je nach Spielsituation (zumindest war es kein symmetrisches 5-3-2), ganz am Ende des Spiels wurde es dann ein 5-4-1. Breiter und kompakter das ganze. Aber teilweise war es auch in der zweiten Halbzeit ein wilder, offener Schlagabtausch, bei dem viel Druck auf der RB-Defensivkette lag.

Klostermann und Haidara blieben in der Halbzeit draußen. An beiden würde ich die schwache erste Halbzeit nicht festmachen. Beide waren dann eher Opfer der notwendigen Systemumstellung bzw. war Klostermann auch angeschlagen. Mukiele ist halt eine bessere Mischung aus Rechtsverteidiger und rechtem Innenverteidigung als Klostermann und Laimer war die bessere Option für rechts davor, sodass mit einer verkappten Dreierkette Mukiele/ Laimer das naheligendere Duo für die rechte Seite war.

Haidaras Auswechslung war auf den ersten Blick überraschend. Irgendein Mittelfeldmann musste aber für Cunha raus. Da traute Rangnick wohl Sabitzer einfach eher zu, den Mittelfeldjob in der zweiten Halbzeit taktisch sauberer auszufüllen (zumindest hatte Rangnick zuletzt mal durchgucken lassen, dass er Haidaras Positionsspiel noch verbesserungswürdig findet). An Sabitzers Einsatz und damit an seinem Spiel gegen den Ball gibt es ja eh nichts zu deuteln (auch in Leverkusen wieder nicht).

Egal wie, mit der neuen Formation spielte RB in der zweiten Halbzeit mindestens auf Augenhöhe  mit bzw. konnte mehr Druck aufbauen, während Bayer vornehmlich auf Konter lauterte, hatte nun selbst einige Umschaltmomente und ließ nicht mehr allzu viele Torchancen zu (die größte hatte Alario, der im Sechzehner eine Viertelstunde vor Schluss völlig frei knapp am RB-Tor vorbeiköpfte), wobei Bayer da mit schlampigem Umschaltspiel auch das seine zu beitrug, dass nicht mehr Chancen heraussprangen.

Ins Spiel zurück brachte Timo Werner seine Mannschaft nach 64 Minuten für ein RB-Team, das ziemlich viel Risiko nahm angesichts der bekannten Bayer-Offensivstärke. Ein bisschen zu einfach hatte es Werner in der Szene, von links im Strafraum zu kreuzen und den Ball dann perfekt im langen Eck zu versenken.

Das Spiel kippte nun deutlich bzw. schien man Bayer die Angst vor der Niederlage anzumerken, für die endgültige Entscheidung sorgte allerdings eine umstrittene Videobeweis-Entscheidung. Weiser soll der Ball nach einem Standard strafbar an die Hand gesprungen sein, was die RB-Spieler sofort reklamiert hatten, die Bayer-Spieler aber etwas fassungslos zurückließ. Forsberg war es egal, der ließ sich die Chance auf das 3:2 nicht entgehen.

Spiel gedreht und so richtig wusste man nicht warum. RB war in dieser zweiten Halbzeit deutlich verbessert, aber ein offensiver Sturmlauf war es nun auch nicht, weil man immer noch in vielen Situationen zu ungenau spielte. Insgesamt hatte RB über 90 Minuten nur acht Torschüsse, in der zweiten Halbzeit fünf. Von den fünf Schüssen waren drei drin. Alle vier Schüsse, die aufs Tor gingen, waren auch im Kasten (sprich Hradecky hat keinen einzigen Schuss halten dürfen). Das nennt man dann wohl effizient.

Den Schlusspunkt in dieser Partie setzte in einem wilden Schlagabtausch Matheus Cunha mit einem herausragenden Tor. Bender im Zweikampf mit Cunha an der Strafraumgrenze zu nachlässig. Der dazu eilende Wendell lässt sich komplett verladen. Cunha mit einer Augustin-Gedächtnisdrehung plötzlich allein vor Hradecky und mit einem abgezockten und technisch perfekten Lupfer, der alle Herzen (außer die der Bayer-Fans) höher schlagen ließ.

Großartiger Schlusspunkt, der nach 83 Minuten die Entscheidung brachte. Bayer lief zwar noch mal an, aber entscheidend durchsetzen konnte man sich am RB-Strafraum nicht mehr. Auch das ein entscheidender Unterschied in dieser Partie, dass RB in der letzten Reihe in der zweiten Halbzeit besser verteidigte als Bayer das tat.

Fazit: Wildes Spiel mit phasenweise in der zweiten Halbzeit arg offenem Schlagabtausch, was bei Spielen mit Bayer-Beteiligung aber auch nicht untypisch ist. Für RB war es ein Sieg der Effizienz. Bayer verpasste es vor der Pause die Entscheidung herbeizuführen gegen ein viel zu wenig kompaktes Leipziger Team. Nach der Pause offenbarte das Bosz-Team die defensiven Mängel, die man auch schon in den letzten Spielen gezeigt hatte. Acht Torschüsse und viel Glück reichten RB Leipzig für einen wichtigen Sieg, nach dem es zum Halbzeitpfiff nicht wirklich ausgesehen hatte. Was die drei Punkte umso süßer machte.
liveticker_banner_ueberblendet

———————————————————————————

Randbemerkung 1: Nach 28 Spielen RB Leipzig mit neun Punkten mehr als in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt. Gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr holte man bisher 15 Punkte mehr (wenn man den HSV durch Düsseldorf und Köln durch Nürnberg ersetzt) (verglichen werden jeweils die Heimspiele der Vorsaison mit den Heimspielen in dieser Saison gegen die jeweiligen Gegner und analog die Auswärtsspiele). Gegenüber der Hinrunde (Ziel ist es ja in der Rückrunde noch mal 31 Punkte zu holen) hat Leipzig nach elf Spielen seit der Winterpause zwei Punkte mehr auf dem Konto. Leverkusen hat RB  mit dem Sieg im direkten Duell nun endgültig abgeschüttelt. Gladbach und Bremen nehmen sich heute noch gegenseitig Punkte weg. Es bleiben zehn Punkte Vorsprung auf Rang 6 und mindestens fünf Punkte auf Rang 5 (je nachdem wie Gladbach spielt bis zu acht). Drei Siege aus den letzten sechs Spielen dieser Saison müssten eigentlich für die Champions League reichen. Wenn ein Sieg in Gladbach dabei ist, könnten auch schon zwei reichen. Weiter bleibt es dabei, dass es gut wäre, den Einzug in die Champions League vor den letzten beiden Spielen gegen Bayern und in Bremen klarzumachen..

Randbemerkung 2: Rund 900 RB-Fans mit in Leverkusen am Samstagnachmittag. Rund 500 Fans weniger als letzte Saison. Etwas enttäuschend, aber vielleicht auch dem Pokalspiel unter der Woche geschuldet. Insgesamt fuhren in dieser Saison damit bisher rund 22.100 Fans mit zu den 14 Auswärtsspielen, rund 12.600 weniger als noch in der Vorsaison zu den selben Auswärtsspielen. 5.000 fehlten dabei allein bei der Auswärtsfahrt nach Berlin, 4.000 in München.

Randbemerkung 3: Da erwartet man ein Offensiv-Halligalli und am Ende gib es zusammen gerade mal 18 Torschüsse, so viele wie beide Teams bis dahin diese Saison pro Spiel fast einzeln im Schnitt auf den Platz brachten. Platz für mehr Torabschlüsse gab es eigentlich genug. Aber so richtig gut spielten beide Teams ihre Offensivgelegenheiten nicht aus. Zwei Tore nach Elfmetern und zwei nach Standards führten dann aber trotzdem zu einem Spiel mit vielen Toren.

Randbemerkung 4: Vor dem Spiel gab es leicht unterschiedliche Ansichten über die Spielphilosophie beider Klubs. Ralf Rangnick sah in Bayer eine radikalere Version von RB. Peter Bosz dagegen wies darauf hin, dass sein Team dann schon auch stärker im Ballbesitz nach Lösungen von hinten heraus sucht, als das RB tut. Beide haben irgendwie recht. Rangnick damit, dass Bayer Umschaltsituationen sucht und in Sachsen Pressing noch kompromissloser agiert als Leipzig, während RB ja diese Saison doch oft auch tiefer verteidigt als noch in der Rangnick-Zweitligasaison und erst im Mittelfeld ins Pressing geht. Bosz damit, dass sein Team stärker auf Ballbesitz setzt. Das sah man dann auch im Spiel beider Teams gegeneinander recht gut. Fast 60% Ballbesitz für Bayer und eine sehr gute Passquote von über 82% sprechen für einen spielerischen Ansatz zusätzlich zum hohen Pressing. Wenig Ballbesitz und keine 74% Passquote bei RB sprechen für das wesentlich direktere Spiel und für weniger Passstrukturen aus dem Ballbesitz heraus. Ähnlich in der Suche nach Umschaltgelegenheiten, aber in der konkreten Spielumsetzung doch irgendwie wieder nicht.

Randbemerkung 5: Leverkusen ist das laufstärkste Team der Bundesliga. Auch gegen RB lief Bayer mehr als der Gegner. Ganz extrem waren die Differenzen aber nicht. Keine 120 Kilometer sind für Leverkusener Verhältnisse wenig. Auch im Sprintbereich war man von den Durchschnittswerten der Rückrunde einiges entfernt. Letztlich schaffte es RB dann doch, dem Gegner ein Stück von seinen physischen Qualitäten zu nehmen, auch wenn das durchaus auch stellenweise (vor allem in der ersten Hälfte) beeindruckte, mit welcher Geschwindigkeit Bayer in den RB-Strafraum eindrang.

Randbemerkung 6: Alle Auswärtsspiele der Rückrunde hat RB gewonnen. Sechs am Stück (wenn man DFB-Pokal und Augsburg dazuzählt, dann sind es sogar sieben). Diese Serie darf einem tatsächlich ein wenig unheimlich vorkommen. Mit Leverkusen schlug man nun erstmals auswärts auch einen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Noch zwei Siege fehlen bis zu Peter Pacults Auswärtsrekord einst mit RB in der Regionalliga.

Randbemerkung 7: Erster Sieg der Saison in der Bundesliga nach Rückstand. Ist nicht unbedingt die Paradedisziplin von RB Leipzig, aber in Leverkusen gab es auch im Rückstand genug Räume zum Bespielen. RB lag allerdings auch erst neunmal zurück, nur Bayern hat noch weniger Rückstände verbucht (7). Dortmund lag auch neunmal zurück, holte danach aber noch fünf(!) Siege. Letztlich der entscheidende Unterschied zwischen der Saison des BVB und der von RB Leipzig.

Randbemerkung 8: Dass der Sieg in Leverkusen glücklich war, zeigt sich auch darin, dass RB erstmals in der Rückrunde zwei Großchancen (also Chancen, bei denen ein Spieler allein vor dem Torwart abschließen kann) weniger als der Gegner hatte. Bisher hatte man immer entweder mindestens zwei Großchancen mehr oder ein ungefähr ausgeglichenes Verhältnis. Zehn Großchancen hatte man in zehn Bundesliga-Spielen 2019 zuvor insgesamt zugelassen. In Leverkusen waren es vier. Nur den Elfmeter (auch das zählt in die Kategorie Großchance) konnte Bayer zu einem Tor nutzen. RB nutzte dagegen beide Großchancen, die man bekam (Elfmeter und Cunha-Tor). Effizienz eben.

Randbemerkung 9: Kai Havertz mit einem kleinen Kutschke-Gedächtnisanfall, als er den Treffer zum 2:1 vor dem Gästeblock posierend feierte. Also nicht einfach nur in der Ecke mit seinem Team feierte, sondern sich mit Gesicht zum Gästeblock direkt davor stellte und jubelte, bis seine Kollegen zu ihm kamen. Keine Ahnung, was ihn da geritten hat. Ich kann mich jedenfalls an keine besondere Vorgeschichte zwischen Leipzig und Havertz erinnern, die das erklären würde. Halten wir ihm zugute, dass er noch jung ist. Grundsätzlich sollte aber gelten, dass nur derjenige ein Tor gegen RB so vor dem RB-Block feiern darf, der mindestens schon einmal öffentlich das RB-Logo geküsst hat. Kai Havertz kann das auch gern noch nachholen..

Randbemerkung 10: Timo Werner mit Genie (wie beim 2:2) und Wahnsinn (wie bei zwei sehr guten Konterchancen, die er vertändelte). Mit viel Aufwand unterwegs. Durchaus ein wichtiger Aktivposten. Und insgesamt weiter mit Trend nach oben. In der Bundesliga steht Werner diese Saison nun bei 90 Torschüssen, aus denen 13 Tore resultierten (14% Erfolgsquote). Poulsen machte aus 55 Schüssen 15 Tore (27%). Augustin brauchte für drei Tore nur 13 Schüsse (23%). Cunha brauchte für zwei Tore 27 Schüsse (7%). In Eins-gegen-Eins-Situationen steht Werner bei 24 gewonnenen Dribblings in 75 Versuchen (32% Erfolgsquote) (auch hier ist der Trend positiv). Poulsen steht bei 20 von 57 (35%), Augustin bei acht von 19 (42%) und Cunha bei 15 von 27 (56%!).

Randbemerkung 11: Aktueller Stand bei RB Leipzig in Sachen Standards nach 28 Bundesligaspielen: 107:79 Torabschlüsse nach ruhenden Bällen. Statistikoffiziell sind daraus 9:3 Tore gefallen (Elfmeter zählen statistisch nicht als Standard, direkte Freistöße schon). Defensiv ist RB trotz des Gegentors in Leverkusen weiter das beste Team der Liga, offensiv seit der Winterpause sehr gut (in Leverkusen reichte ein Torabschluss nach ruhendem Ball zum Tor). Die Effizienz passt, wenn man die Anzahl der Torabschlüsse mit der Anzahl der Tore vergleicht.

———————————————————————————

Lichtblicke:

  • Peter Gulacsi: Vor der Pause konnte sich RB beim Schlussmann bedanken, dass man nicht höher zurücklag. Gute Paraden, sicher im Stellungsspiel und beim Herauslaufen und bei Flanken. In der zweiten Halbzeit nicht mehr so viel zu tun gehabt.
  • Willi Orban: Ja, da war der Elfmeter, bei dem Orban sehr schlecht aussah und der einen Schatten auf das Spiel des Defensivspielers wirft. Aber schon bis zu der Szene hatte er gefühlt zehn Situationen am eigenen Strafraum bereinigt und war auch in der Folge ein aufmerksamer Innenverteidiger mit gutem Stellungsspiel und vielen rettenden Aktionen in einem Spiel, in dem die letzte Kette unheimlich viel zu tun hatte.
  • Emil Forsberg: Bei seiner ersten Aktion im Spiel sah man bereits, was es für einen Unterschied macht, ob er den letzten Pass spielt oder sagen wir ein Bruma. War an drei von vier Toren entscheidend beteiligt. Ein Tor, zwei Vorlagen (wenn man das Herausholen des Freistoßes vor dem 1:1 als Vorlage sehen will). Nicht alles war Gold, aber die Qualität, einen präzisen Pass mit dem genau richtigen Tempo zu spielen, ist weiterhin sehr beeindruckend.

———————————————————————————

Tore: 1:0 Havertz (11./ FE), 1:1 Sabitzer (17.), 2:1 Havertz (23.), 2:2 Werner (64.), 2:3 Forsberg (72./ HE), 2:4 Cunha (83.)

Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann (45. Mukiele), Konaté, Orban, Halstenberg – Laimer, Kampl, Haidara (46. Cunha) – Sabitzer, Forsberg (85. Demme), Werner; Bank: Mvogo, Bruma, Ilsanker, Augustin; Nicht im Kader: Poulsen (krank), Adams, Upamecano, Nukan (alle verletzt), Smith Rowe, Saracchi, Müller

Aufstellung Bayer Leverkusen: Hradecky – Weiser, Tah, S. Bender, Wendell – Aranguiz, Baumgartlinger (73. Alario), Brandt – Havertz, Volland (81. Paulinho), Bailey

Schiedsrichter: Tobias Welz (Grundsätzlich eine ordentliche Spielleitung, bei der aus Stadionsicht wenig Dissenz mit seinen Entscheidungen bestand. Dass er bei taktischen Fouls gegen Konaté und irgendeinen Leverkusener (hab vergessen, wer es war) nicht gelb gezogen hat, war aber unverständlich. Dass Wendell nicht gelb gesehen hat, war auch eher eine zu laxe Regelauslegung. Und dann blieb da noch der Handelfmeter, den Welz nach Konsultation des Bildschirms gegeben hatte. Selbst auf RB-Seite sahen Fans und Trainer diesen Elfmeter als übertrieben an. Letztlich ist das aber die aktuelle Regelauslegung: Wenn die Hand da ist, wo sie bei Weiser war (nämlich vom Körper abstehend) und da der Ball ranspringt (selbst wenn er wie in dem Fall die Hand nur leicht touchiert), wird Elfmeter gepfiffen. Von daher hat Welz da richtig entschieden, auch wenn man unzufrieden damit sein mag, was derzeit alles als Hand durchgeht (letztlich eine ähnliche Situation wie bei Orban in Stuttgart, wo der Elfer-Pfiff vom DFB im Anschluss als eindeutig richtig eingeschätzt hatte). Erster RB-Sieg unter Welz im sechsten Anlauf. In Augsburg und Freiburg hatte er noch jeweils nach Videobeweis gegen RB entschieden und einen RB-Elfer zurückgenommen bzw. einen für Freiburg nachträglich gegeben. Nun ein erneuter Elfer nach Videobeweis, diesmal zugunsten von RB. Seltsam die Berechnung der Nachspielzeit von Tobias Welz in der zweiten Halbzeit. Zweimal am Monitor gewesen. Drei Tore. Dazu nach einem der RB-Tor eine halbe Ewigkeit, bis es mit dem Anstoß weitergehen konnte. Ein Forsberg, der sich beim Wechsel auch viel Zeit nimmt. Heraus kamen drei Minuten, wo man mindestens mit fünf gerechnet hätte. Schon nach der ersten Halbzeit hatte Welz ohne Nachspielzeit abgepfiffen. Das war beides etwa arg wenig.)

Gelbe Karten: Aranguiz, Tah | Orban (5.)

Zuschauer: 28.845 (davon 900 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, B04-Bericht, Kicker-Bericht

———————————————————————————

  • Torschüsse: 10 : 8
  • Torschüsse innerhalb des Strafraums: 7 : 6
  • Schüsse auf das Tor: 4 : 4
  • gewonnene Zweikämpfe: 55,6% : 44,4%
  • Ballbesitz: 59,8% : 40,2%
  • Passquote: 85,2% : 73,8%
  • Laufstrecke: 118,6 km : 116,3 km
  • Sprints: 236 : 226
  • Intensive Läufe: 692 : 677
  • Fouls: 10 : 12
  • Ecken: 6 : 2
  • Abseits: 3 : 3
  • Meiste Torschüsse: Volland: 3 – Werner: 4
  • Meiste Key-Pässe: Bailey: 2 – Forsberg: 2
  • Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Wendell: 63,2% – Haidara: 63,2%
  • Meiste Ballkontakte: Aranguiz: 94 – Halstenberg: 77
  • Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): S. Bender: 97,1% – Kampl: 92,3%
  • Größte Laufstrecke: Aranguiz: 11,8 km – Kampl: 12,2 km
  • Meiste Sprints: Bailey: 35 – Laimer, Werner: je 28

Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com, sport.de

———————————————————————————

Saisontorschützen: Poulsen – 15; Werner – 13; Sabitzer, Orban – je 4; Augustin, Klostermann, Forsberg – je 3; Cunha – 2; Kampl, Bruma, Laimer, Konaté, Halstenberg, Haidara – je 1

Saisonvorlagengeber: Werner – 9; Halstenberg, Forsberg – je 7; Poulsen, Kampl – je 6; Sabitzer – 4; Demme – 3; Laimer, Klostermann, Adams – je 2; Orban, Bruma, Cunha, Konaté – je 1

Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Halstenberg, Sabitzer – je 13; Kampl – 12; Orban – 9; Konaté – 8; Forsberg, Adams, Upamecano, Klostermann, Poulsen – je 6; Mukiele, Demme – je 5; Gulacsi – 4; Laimer, Saracchi, Werner – je 3; Ilsanker, Bruma – je 2; Cunha, Haidara – je 1

———————————————————————————

Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche

12 Gedanken zu „Bundesliga: Bayer Leverkusen vs. RB Leipzig 2:4“

  1. Guten Morgen! Viel Dank für Deinen wie immer guten Bericht zum Sonntagsfrühstück.
    Nur eine Korrektur: Beim vermeintlichen 3:1 stand nicht Bailey im Abseits, sonder Volland kam aus dem Abseits und griff in das Spielgeschehen ein, da er zum Ball ging und Konate dadurch auch “ablenkte”. Den Ball selber berührte er zwar Nicht, griff aber durch sein “Verhalten” ein.

  2. Also der VAR ist schon putzig. Das 3. Tor Leverkusens war doch völlig regulär. Volland kommt aus dem Abseits und täuscht den Abwehrspieler indem er zurückläuft. Na und? Was soll er denn sonst machen? Das hab ich so ähnlich schon oft gesehen, ohne dass es geahndet wurde. Verstehe ich nicht. Was sagt denn der Grinch dazu? Und der Handelfer… Firlefanz. Beide Szenen vom Schiri live völlig anders eingeschätzt. Also das war schon verdammt viel Glück.

    1. Beim Elfmeter gebe ich dir Recht. Beim Abseits nicht. Volland geht zum Ball und hebt das Bein um ihn durchrollen zu lassen. Damit greift er ins Spiel ein. Wenn er nicht dort gewesen wäre (oder vom Ball weg) hätte Komate keine Zeit mit einem Vorbereiten auf ein Eingreifen gegenüber Volland verplempern müssen sondern wäre gleich weitergerannt. Ob das am Ende was gebracht hätte, ist natürlich nicht klar. Aber ein Eingreifen war es.

    2. Hmmm. Weiss nicht. Steht irgendwo, dass der aus dem Abseits kommende Spieler sich vom Ball wegbewegen muss? Und der VAR soll doch klare Fehlentscheidungen korrigieren. Und den Spielausgang gerechter machen. Und bei dem letzten Spiel hat er dem, sind wir doch mal ehrlich, klar besseren Team den Sieg geklaut. In mehreren Szenen. Nicht falsch verstehen, freue mich, dass RB gewonnen hat. Aber so macht der VAR keinen Sinn.

    3. Die aktuelle Regelauslegung zu Handspiel im Strafraum ist ein einziger großer Witz. Zum VAR braucht man nicht mehr viel zu sagen, der ist einfach nur ein weiteres Mittel um Spielmanipulationen vornehmen zu können. Dressierte Affen hätten die gleiche Trefferquote wie die Clowns die da momentan im Keller sitzen. Das Interesse an der Zirkusveranstaltung Bundesliga verabschiedet sich mit rasantem Tempo.

  3. Abseitsentscheidung war völlig korrekt.
    Elfmeterentscheidung nach strenger! Auslegung leider auch.
    Und da liegt der Hase begraben.
    Die Handregel ist eben Mist.
    Wenn es so im Regelwerk steht, kommen die Schiris an ihre Grenzen und die Spieler auch.
    Und natürlich wir Fans.
    Für mich war das eben auch kein strafbares Handspiel.

    Zum Spiel:
    Im Grunde fing es mit der Aufstellung an.
    Wenn Poulsen nicht zur Verfügung steht, was bringt dann ein 4-3-2-1?
    Werner rennt sich den Wolf und Sabitzer und Forsberg rücken nicht richtig nach.
    Und das MF mit Kampl auf der 6 haben dann größere Lücken aufgewiesen und das gegen diese starke Offensive von Leverkusen.
    Das konnte nicht gut gehen.
    Also warum nicht von Anfang an 3/5er Kette?
    Auch war Klostermann mit nur 1x Training nicht die optimale Lösung und nun wieder verletzt.

    Ein Glück das man da nur 2 Tore bekommen hat, zwar wieder kein Tor aus dem Spiel herraus bekommen, aber gut.

    Die Umstellung und Auswechslungen waren dringend notwendig und richtig, hätte aber wie gesagt schon von Anfang sein sollen.

    Wie das Team dann aufgetreten ist, war einfach stark.
    Und am Ende dann auch verdient gewonnen.
    Werner verk*** in der 1. hz die 1:3 Situation, aber dann dieses starke Tor.
    Was dann Cunha beim 2:4 veranstaltet hat, lässt sich nicht in Worte fassen und hätte eine Randbemerkung verdient.

    Alles in allen ein Spiel was man erwarten konnte, aber gut der Spielverlauf hätte so nicht sein müssen.

  4. Es stimmt, dass bei diesem Ergebnis viel Glück im Spiel war, das die Leipziger auch nach dem unkorrekten Ausgleichsgegentor im Augsburger Pokal-Treffen in der bereits abgelaufenen Nachspielzeit am Ende der Verlängerung durch den verursachten gegnerischen Handelfmeter dann doch noch hatten!

    Die unterschiedliche Auffassung bei der Aberkennung des eigentlich 3. Tores für Bayer L. nach verzögertem Video-Beweis, nachdem Bailey den Ball in den Winkel des Leipziger Tores hämmerte, kam deshalb zustande, weil er zuvor von seinem Abseits stehenden Kameraden Volland den Ball erhielt! Eine schwierige Angelegenheit, die allerdings ein Glücksumstand für die erst in der 2. Halbzeit agileren Gäste war! Der noch höhere Rückstand wäre vermutlich für „RaBa“ nur schwer wieder gutzumachen gewesen…..Trotzdem haben die letzten Ergebnisse der Leipziger, besonders alle gewonnenen Auswärtsspiele nach der Halbserie, eine allgemeine Anerkennung verdient!

    1. @HUKL
      Kommentare zum Spiel vielleicht lieber nur dann, wenn Sie das Spiel auch gesehen haben….

      “…nachdem Bailey den Ball in den Winkel des Leipziger Tores hämmerte, kam deshalb zustande, weil er zuvor von seinem Abseits stehenden Kameraden Volland den Ball erhielt!…”

      völlig falsch und auch nie Thema der Schieri-entscheidung gewesen….

  5. Volland kam aus dem Abseits. Durch seine Bewegung griff er ins Spiel ein. Konaté orientiert sich auf ihn, im Rücken läuft Bailey (toller Spieler in einer teuren Bayer-Elf) frei. Gut, dass es VAR oder so gibt.

  6. Es wird Zeit das Demme wieder auf der 6 spielt, gegen solche Mannschaften wie Bayer , fegte von Anfang an ein Richtiger 6?wie Demme. Ein Kampl ist keiner, ein Laimer auch nicht.
    Und ein Haidara ist ein 8/10 und läuft rum wie Falschgeld ?Wir haben Glück gehabt das Leverkusen uns 1.Halbzeit nicht abgeschossen hat, und wir dann den unberechtigten 11 er bekommen.Abet egal am Ende der Saison spricht keiner darüber?Wichtig 3 Punkte und das Weltklasse Tor von Cuhna ??

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert