[Eigentlich ist hier im Blog ja diese Woche noch Urlaub. Trotzdem an dieser Stelle ein paar Sätze vor dem Rückspiel von RB Leipzig in der zweiten Runde der Europa-League-Quali bei BK Häcken (02.08.2018, 18.30 Uhr). Von der Pressekonferenz vor dem Spiel gibt es hier und heute dagegen nichts.]
Schon das zweite Pflichtspiel der Saison für RB Leipzig. Rückspiel in der zweiten Runde der Europa-League-Quali. Und eigentlich sollte nach dem 4:0 im Hinspiel nichts mehr schief gehen mit der Qualifikation für die dritte Runde. Zu bieder waren die Schweden im Hinspiel. Und zu groß waren ihre Nachteile vor allem in Sachen Dynamik und Geschwindigkeit.
Da stehen natürlich weiterhin vor allem in der Offensive ein paar gute Fußballer in den Reihen von Häcken, das konnte man im Hinspiel in der ersten Viertelstunde durchaus erkennen. Aber insgesamt war das dann doch zu wenig. Und im Rückspiel muss man nun, wenn man noch mal ein wenig Spannung in die Sache bringen will, etwas mehr für das Spiel tun. Aus dem eigenen Ballbesitz heraus Gegner zu zerspielen, ist dann aber auch nicht zwingend Sache der Schweden, auch wenn man immer wieder mal auch den flachen Pass durch das gegnerische Mittelfeld spielen kann. Grundsätzlich sollte die Spielkonstellation mit einer gewissen Umschaltspielfokussierung den RasenBallsportlern aber entgegen kommen.
Das kleine Fragezeichen hinter diesem Rückspiel besteht vor allem in der Besetzung von RB Leipzig. Es ist jenes Pflichtspiel, das man aus dem Trainingslager heraus bestreitet, also aus dem vollen Training heraus. Damit einher geht auch, dass man die Belastung der Spieler steuert und einzelne Akteure immer wieder mal aus dem Training nimmt und so auch nicht zum Spiel nach Göteborg reisen lässt.
Entsprechend fällt ein beachtlicher Teil des Profikaders sowieso schon aus der Verlosung für das Rückspiel. Laimer und Upamecano sind weiter verletzt. Gulacsi, Mvogo, Mukiele, Bruma und Kampl blieben auch gleich im Trainingslager in Seefeld. Sabitzer soll seinen ersten Einsatz nach Verletzung nicht auf Kunstrasen, der in Häcken ausliegt, bestreiten. Halstenberg ist weiter verletzt. Timo Werner ist nach der WM noch keine Option. Ilsanker hat sich mit seiner gelb-roten Karte selbst aus dem Spiel genommen, war aber auch keine engere Kunstrasen-Wahl.
Entsprechend ist eine Rumpfmannschaft mit zehn Profis, sieben Nachwuchsspielern plus Massimo Bruno nach Schweden gefahren. Immer noch einiges an Qualität, aber weil Yussuf Poulsen noch nicht von Beginn an spielen soll, werden in der Startelf mindestens zwei Nachwuchsakteure stehen. Das wird (abgesehen von der Defensivkette um Willi Orban) eine durchaus recht bunt zusammengewürfelte Elf. In der nicht nur Marius Müller halten darf, sondern etwas überraschend auch Emil Forsberg nach nur einer Woche mit dem Team bereits in der Startelf stehen soll. Wenn auch nur für 60 Minuten, aber immerhin. Danach soll Forsberg gleich in Schweden bleiben, um bei der Geburt seines Kindes dabei zu sein. Wenn sich der Nachwuchs an den Zeitplan hält.
Eigentlich hat RB Leipzig trotz bunter Mischung natürlich immer noch eine Mannschaft am Start, die ganz klar einen 4:0-Vorsprung über die Runden bekommen muss, aber im Hinterkopf mag dem einen oder anderen auch die 0:3-Klatsche einst in Unterhaching im Pokal herumspuken, als RB unter Rangnick mit einer totalrotierten Mannschaft als Zweitligist beim Regionalligisten völlig verdient unterging. Auch ein Spiel in Häcken kann eine gewisse Eigendynamik kriegen, falls man früh in Rückstand gerät und Fehler begeht und die Angst vor einer Blamage wächst. Sehr wahrscheinlich ist das nicht, aber Häcken ist vom Niveau her auch kein Regionalligist, sondern eben eher ein deutscher Zweitligist.
Im Rahmen der Möglichkeiten, die ein Pflichtspiel, zu dem man während des Trainingslagers reist, bietet, nimmt RB Leipzig die Aufgabe durchaus auf Rangnickschem Level ernst. Sprich, vor der Partie hat man extra noch mal eine Kunstrasen-Einheit in Österreich eingestreut, mit der man sich auf die untergrundstechnisch neuen Herausforderungen einstellen wollte. Und besetzungstechnisch hat man auch geschaut, dass man Spieler dabei hat, die mit Kunstrasen am ehesten umgehen können (sprich, auch sauber kicken können und körperlich keine Vorbelastungen mitbringen). Von daher wurde die Ansage bei Rangnicks Dienstantritt, dass man die Europa-League-Quali-Runden 2 und 3 von der Belastungssteuerung und von der Vorbereitungsplanung her als Testspiele nimmt, die man aber mit dem nötigen Ernst angeht, auch (im Rahmen der Möglichkeiten) in die Tat umgesetzt. Aufgrund der speziellen Situation der Spiele aus dem vollen Training heraus muss man halt an manchen Stellen wie der Kaderzusammensetzung durchaus relevante Abstriche hinnehmen.
Dass das alles nicht komplett optimal ist, zeigt sich auch darin, dass beim Huddersfield-Test am Freitag, also ein Tag nach dem Häcken-Spiel, wohl auch Spieler auf dem Platz stehen werden, die auch in Göteborg schon mitkickten. Ganz einfach weil die Personaldecke so dünn ist. Im Normalfall ist das mit zwei Spielen in so kurzer Abfolge in der Vorbereitung kein Problem, weil man nicht hin- und herfliegt und bei zwei Spielen in zwei Tagen jeweils Teams für nur 45 Minuten spielen lassen würde. Dadurch dass das gegen Häcken ein Pflichtspiel ist, spielen dort halt mindestens acht Spieler durch, die man in keinem Fall einen Tag später gegen einen englischen Erstligsten noch mal auf einen Fußballplatz stellen wollen würde. Was dann angesichts von verletzungsbedingten Ausfällen schon mal eine sehr begrenzte Kaderauswahl bedeutet. Mal schauen, wie das dann am Freitag aussieht.
Komplett negativ scheint das mit dem Pflichtspiel für die Mannschaft jedenfalls auch nicht zu sein. Diego Demme ließ nach dem Hinspiel verlauten, dass es eigentlich ganz gut sei, in der Vorbereitung schon solche Spiele zu haben. Weil man dadurch noch mal anders fokussiert ist. Tatsächlich könnte das ein Vorteil sein, dass man nicht eine ewige Vorbereitung mit vielen wertlosen Testspielen hat, in der man sich irgendwann gegenseitig auf den Senkel geht, sondern von vornherein mit dem Training ein ganz anderer Fokus verbunden ist, der vielleicht auch positiven Einfluss auf Lernkurven hat.
Bisher zumindest hat man das Gefühl, dass die Vorbereitung bei RB ganz gut läuft. Wobei die vor allem zu Beginn sehr dünne Kaderdecke ein Problem sein dürfte. Und es fehlen ja immer noch zwei, drei Neuzugänge, die dann wiederum spät zu integrieren wären. Auf der anderen Seite könnte aber auch positiv sein, dass man am Anfang mit einem sehr kleinen Kernteam arbeiten konnte und viel mit der selben Formation spielte, wodurch sich ein Kerngerüst mit klaren Vorstellungen von der Spielidee vielleicht ja auch schon früh baut und sich die anderen Spieler in dieses Gerüst nach und nach einfügen.
Die Richtigkeit mancher dieser Annahmen wird sich wohl erst in der Zukunft beweisen. Das Spiel in Häcken ist diesbezüglich ein kleiner Fingerzeig. Sieben von zehn Feldspielerpositionen werden vermutlich an Akteure gehen, die schon beim Hinspiel dabei waren (Stichwort Gerüst der Mannschaft). Im Tor rückt Marius Müller neu in die Mannschaft. Forsberg soll auf der linken Seite Bruma ersetzen (und vermutlich die Kampl-Rolle des tieferen Zehners aka Spielgestalters spielen). Niclas Stierlin wäre für mich der erste Kandidat für den Ilsanker-Ersatz (und ich wäre gespannt, wie er sich schlägt; in Sachen Raumverständnis und Umblickverhalten (also permanentes Wissen, wie es auf dem Spielfeld aussieht und wohin man den nächsten Pass spielen kann) machte Stierlin in der Vergangenheit einen sehr guten Eindruck).
Bleibt nur noch die Position von Kevin Kampl auf der rechten Zehn aus dem Hinspiel neu zu besetzen. Interpretiert man die Position wieder eher wie eine Position im 4-3-3 (wie sie Bruma letze Woche spielte), wären Fabrice Hartmann und Lukas Krüger naheliegende Optionen. Hartmann hätte viel Geschwindigkeit in der Tiefe und direkten Zug zum Tor. Krüger wäre her der Typ Flügelstürmer. Ob das jetzt für das Spiel gegen den Ball die allerbeste Lösung wäre, bliebe abzuwarten. Will man die Position eher defensiver besetzen (und damit Forsberg offensiver positionieren), wären auch Erik Majetschak und Max Winter Optionen. Rein von der Position her wäre natürlich auch Massimo Bruno eine naheliegende Variante. Dass man den Belgier, der eigentlich noch gehen soll, ausgerechnet in so einer Partie den eigenen Nachwuchsspielern vor die Nase setzte, wäre aber durchaus seltsam.
Mögliche Aufstellungen (ich gebe zu, dass ich im Urlaub nicht noch mal geforstet habe, ob Häcken nicht vielleicht im Hinblick auf die Liga rotiert oder inwieweit es dort Ausfälle gibt):
- RB Leipzig: Müller – Klostermann, Konaté, Orban Saracchi – Demme, Stierlin – ???, Forsberg – Augustin, Cunha
- BK Häcken: Abrahamsson – Andersson, Lindgren, Hammar, Arkivuo – Faltsetas, Friberg – Celik, Irandust, Paulinho – Kamara
Fazit: Eigentlich sollte in diesem Spiel für RB Leipzig nichts mehr schief gehen. Als Bundesligist bei einem schwedischen Erstligisten einen 4:0-Vorsprung herzugeben, sollte eigentlich nicht möglich sein. Es bleiben halt kleine Fragezeichen hinter der Formation von RB Leipzig und es bleibt die Frage, ob die Partie aufgrund von im Fußball immer möglichen Situationen und Fehlern eine Eigendynamik annimmt, die dann schwer zu stoppen ist, wenn man mit dem Ziel anreist, einen Vorsprung zu verwalten und zu Null zu spielen. Denn auch wenn es eigentlich praktisch nicht möglich ist, so einen Vorsprung noch zu verspielen, gibt es (Stichwort Unterhaching) halt auch immer wieder diese Abende, an denen einem das ‘eigentlich’ im Halse stecken bleibt. Wäre ganz gut, wenn der Abend in Häcken für RB Leipzig nicht in diese Kategorie fällt.
[Wer das Spiel von RB Leipzig bei BK Häcken nicht vor Ort verfolgen kann und am 02.08.2018, ab 18.30 Uhr trotzdem dabei sein will, findet Live-Bilder bei DAZN. Erster Monat kostenlos, danach 9,99 im Monat.]
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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. BK Häcken
- 26.07.2018: RB Leipzig vs. BK Häcken 4:0 (Europa-League-Quali)
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