Bundesliga: RB Leipzig vs. FC Schalke 04 0:0

Der neunte Spieltag in der Bundesliga. Und auch wenn er aus RB-Sicht in mancher Hinsicht aussah wie der achte, ist es dann doch ein neuer gewesen. Schalke 04 war zu Gast. Und nach nicht allzu viel Fußball, dafür Regen und Kälte endet es wie schon in Augsburg mit 0:0. Und wie schon in Augsburg geht das in Ordnung.

RB Leipzig nach dem Spiel gegen Celtic mit der erwarteten Rotation zurück. Sieben Wechsel nahm Trainer Ralf Rangnick vor. Im relevanten Vergleich zum Augsburg-Spiel vor einer Woche waren es nur drei Wechsel. Der wiedererstarkte Upamecano ersetzte Konaté. Sabitzer spielte im Sturm anstelle von Augustin. Und Laimer ersetzte im zentralen Mittelfeld Kampl, der kurzfristig erklärt hatte, sich nicht bei 100% zu fühlen und vorsichtshalber auf der Bank saß. Von der Formation her war es wieder ein 4-3-3 (andere würden vielleicht auch ein 4-4-2 mit Raute darin sehen) mit Sabitzer im Spiel gegen den Ball in der Mitte zwischen Poulsen und Werner und mit Demme und Laimer als Achter vor/ neben dem Sechser Ilsanker.

Schalke-Coach Tedesco setzte im Wesentlichen auf das Team, das in der Champions League bei Galatasaray fast gewonnen hätte. Bentaleb ersetzte auf der Sechs den erkrankten Rudy. McKennie spielte für Konoplyanka. Dafür bekam Uth einen Platz im Sturm, während McKennie auf die Achter-/ Zehnerposition dahinter rückte. Als Formation entstand so ein 3-3-2-2 mit zwei Außenverteidigern, die aus der Dreierkette auch eine Fünferkette entstehen lassen konnten.

Die erste Halbzeit war anfangs genau jenes Spiel, das man sich erwartet hatte. Viel spielte sich zwischen den Strafräumen ab, weil beide Teams vor allem erstmal versuchten, gut gegen den Ball zu arbeiten und Ballverluste in problematischen Zonen zu vermeiden. RB Leipzig lief dabei etwas höher an. Meist stand man im Raum zwischen Schalkes Dreierkette und Mittellinie, um dann vor allem bei Sané-Ballbesitz aggressiver anzulaufen. Das provozierte im Normalfall fast immer den langen Ball. Schalke auf der anderen Seite verteidigte nicht ganz so hoch und ließ die RB-Innenverteidiger fast durchgängig gewähren. Erst bei Bällen auf die Sechs oder auf die Außenbahnen begann man mit dem aggressiveren Anlaufen.

Prototypische Spielszene bei RB Leipzig gegen Schalke 04. | Foto: Dirk Hofmeister

Das Setting des Spiels mit eher tief verteidigenden Gästen war auch darauf ausgelegt, dass RB Leipzig den Ball stärker hatte als Schalke. Eigentlich hatte Ralf Rangnick vor der Partie darauf gesetzt, gegen den Ball zu spielen und ein, zwei Umschaltsituationen zu verwerten. Das Problem war, dass man die aufgrund Schalkes Setzen auf lange Bälle über mögliche Balleroberungszonen hinweg nicht wirklich bekam. Und so war man halt doch in der Situation, vor allem mit dem Ball am Fuß Offensivgefahr kreieren zu müssen. Gegen tief stehende Schalker, bei denen zudem noch drei Verteidiger die Mitte dicht machten.

Das ist naturgemäß eine schwere Aufgabe (zumal gegen eine Mannschaft, die das Verteidigen beherrscht) und noch mal eine schwerere Aufgabe, wenn sie einem Team gestellt wird, das diese Saison den Fokus auf dem Spiel gegen den Ball sieht. Trotzdem erspielten sich die RasenBallsportler im Laufe der ersten Hälfte eine kleines Übergewicht, waren das gefälligere Team und hatten durchaus ein paar gute Ansätze im Offensivspiel. Meist endeten die Ideen aber am Strafraum. Und wenn man mal im Strafraum war, wie bei Poulsens Abschluss nach 13 Minuten (dem ersten des Spiels), dann kam wenig gefährliches dabei heraus.

Der gefährlichste RB-Abschluss war ein schöner Schuss von Timo Werner von der Strafraumgrenze, der sich hinter Nübel nicht stark genug senkte, um ins Tor statt darüber zu gehen. Da waren schon über 20 Minuten gespielt. Die beste RB-Chance hatte allerdings Schalke-Torwart Nübel, der versuchte eine von sieben Ecken fünf Minuten vor der Pause ins eigene Tor zu fausten. Salif Sané verhinderte den Torerfolg.

Alexander Nübel boxt sich fast den Ball ins eigene Tor. | Foto: Dirk Hofmeister

Schalke fand derweil offensiv überhaupt nicht statt. Zwei(!) Torabschlüsse aus dem Spiel heraus hatte man in 90 Minuten. Kein einziger Torschuss ging in 90 Minuten auf das Gulacsi-Tor. Und doch hatte Schalke in der ersten Halbzeit die beste Chance. Nach 28 Minuten kann Upamecano den ersten Torabschlussversuch der Gäste nach einem Freistoß und kurzem Durcheinander in der RB-Hintermannschaft noch gerade so zur Ecke klären. Die segelt dann auf den Kopf von Embolo, der in der Mitte fünf Meter vor dem Tor frei zum Abschluss kommt, den Ball aber am rechten Pfosten vorbei setzt. Eine Chance, die ein Tor sein muss und die letzte Saison wohl auch ein Tor gewesen wäre. Da schoss Schalke noch 0,4 Tore pro Spiel nach Standard. Diese Saison ist es noch gar keins. Auch das ein Grund, warum man bisher kaum punktet.

Da können alle nur hinterhergucken. Breel Embolo köpft am Tor vorbei. | Foto: Dirk Hofmeister

Mit dem 0:0 ging es irgendwie ok in die Kabine. Weil RB Leipzig von der Grundanlage her gefährlicher agierte und drei, vier Halbchancen und ein paar gute Feldpositionen am gegnerischen Strafraum hatte. Auf der anderen Seite hatte Schalke die Großchance zur Führung.

In der zweiten Halbzeit änderte sich wenig am Bild der ersten Halbzeit. Nur dass Schalke im Laufe der Partie noch weniger Ballbesitz hatte (keine 30% in Hälfte 2) und teilweise noch tiefer verteidigte. Kurz nach der Pause ließ man aber ausnahmsweise mal einen Umschaltsituation zu, an deren Ende Marcel Sabitzer bei seinem Torabschlus von Mendyl abgeräumt wird. Schiedsrichter Brych ahndet die Aktion mit Freistoß. Eine knappe Entscheidung irgendwo an der Strafraumlinie.

Auf der anderen Seite dann Schalke noch mal mit der großen Chance auf den Führungstreffer. Natürlich wieder nach einem Standard. Der erstaunlich kopfballstarke Weston McKennie setzte die Kugel nach einer Ecke an die Oberkante der Latte. Es war die letzte wirklich gefährliche Aktion der Gäste in diesem Spiel, das immer zerfahrener und ungenauer wurde (Schalke mit einer Passquote unter 50% in der zweiten Halbzeit).

Ralf Rangnick erklärte nach dem Spiel, dass RB die Gäste in der letzten halben Stunde immer stärker hinten reingedrängt habe und man der Führung nah gewesen wäre. Das mag dem optischen Eindruck entsprechen, dass Schalke das Spiel komplett abgab und teilweise nur noch den eigenen Strafraum verteidigte, sodass die RB-Spieler teilweise recht ungestört in die Schalke-Hälfte und sogar bis in die Nähe des Strafraums spazieren konnten. Nur passierte dann dort praktisch nichts, weil es keine Ideen gab, wie man den Riegel knacken soll. Immer mal wieder eine Einzelaktion, mit der man sich ein wenig Luft verschaffte, die dann aber wieder verpuffte, weil der nächste Pass oder die Hereingabe nicht gut war.

Je länger das Spiel dauerte, desto tiefer stand Schalke. Mit Kampl, Augustin und Bruma kamen bei RB nach und nach noch weitere Offensivspieler, die zum Gefühl beitrugen, das die Gastgeber auf den Führungstreffer drücken. Aber gedrückt wurde bis zum Spielende nur bis zur Strafraumgrenze, weswegen die Überlegenheit eine optische blieb. Aber auch auf der anderen Seite ging es bei den Konterversuchen nicht über gefühlte Gefährlichkeit hinaus. Einige Situationen, in denen RB hinten mit vergleichsweise viel Risiko recht hoch und im Eins gegen Eins mit wenig Absicherung verteidigt. Aber mit ein bisschen Glück schafft man es, dass Schalke in diesen Situationen nicht in den freien Raum hereinkommt.

Diego Demme versuchte erfolglos sein bestes, das Offensivspiel anzukurbeln. | Foto: Dirk Hofmeister

Es war ein Spiel, das sich nicht so richtig an Fußballgourmets richtete. Die Partie konnte so wie sie ablief eigentlich nur durch einen Standard, eine überragende Einzelaktion oder einen krassen Fehler entschieden werden. Die beiden Chancen, die Partie durch einen Standard zu entscheiden, vergab Schalke. Den krassen Fehler von Nübel konnte Sané gerade noch so ausbügeln. Und die überragende Einzelaktion gab es einfach nicht (Werner kam ihr in der ersten Halbzeit mit seinem Schuss am nächsten). Den Rest des Spiels diktierten halt die Defensivreihen (mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen). Und wenn RB doch mal eine Umschaltsituation hatte (wie in einer Szene als Werner in der eigenen Hälfte ins völlig leere Feld hineinsprintet, aber der Pass in seinen Lauf nicht gespielt wird), dann vergab man diese durch schlechte Entscheidungen, ungenaue Pässe oder unpassende Laufwege. Im normalen Spiel mit dem Ball fehlte es derweil wie schon in Augsburg am und im gegnerischen Strafraum an Präzision und Durchschlagskraft.

Fazit: Das 0:0 entsprach der Partie relativ perfekt. Wie in jedem Spiel hätte natürlich auch ein Tor fallen können, aber von der Grundanlage der Teams und von ihren Taten aus dem Spiel heraus her war die Torlosigkeit den Spielansätzen und Aufstellungen schon eingeschrieben. Kein schöner Fußballnachmittag, aber ein umkämpfter und ein bis zum Schlusspfiff durchaus spannender.
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Randbemerkung 1: Nach neun Spielen RB Leipzig mit drei Punkten weniger als in der Vorsaison zum selben Zeitpunkt. Gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr holte man bisher drei Punkten mehr (wenn man den HSV durch Düsseldorf und Köln durch Nürnberg ersetzt). Ja, klar stehen da jetzt acht Bundesligaspiele am Stück ohne Niederlage, aber im Vergleich zur Vorsaison, als es ja am Anfang wie am Schnürchen lief, fällt man jetzt doch langsam ein Stück zurück. Aber so richtig wird man dann ab November sehen, ob man sich im Vergleich zur Vorsaison verbessert oder verschlechtert. Weil vor einem Jahr erst dann der Substanzverlust spürbar wurde und die spannende Frage ist, wie das diese Saison angesichts von sehr frühem Saisonstart in der Europa-League-Quali, vielen englischen Wochen und sehr kleinem Kader so aussehen wird. Bis dahin liegt man vorerst erstmal fünf Punkte hinter Platz 1 auf Platz 5, wo man vor einem Jahr noch mit einem Punkt Rückstand auf Dortmund und Bayern auf Platz 3 stand.

Randbemerkung 2: Vor dem Spiel in der Spiegel-Spieltagsvorschau noch prognostiziert, dass Leipzig gegen Schalke wie Augsburg gegen Leipzig werden könnte, nur mit weniger Zweikämpfen. Tatsächlich war das (nicht nur ergebnistechnisch) nah dran, weil die Idee (vor allem auf Schalker Seite), an den Zonen vorbeizuspielen, in denen Ballverluste weh tun, ähnlich war wie beim Spiel in Augsburg. Nur dass die intensive Partie sich nicht in Fouls und übermäßig vielen Zweikämpfen verlor (auch weil Schalke kein aggressives Pressing betrieb). Statt 44 Fouls wurden diesmal nur 24 gezählt. Gegen Augsburg war es ein Saison-High von 281 Zweikämpfen, diesmal unterdurchschnittliche 161. RB konnte halt trotz ähnlichem Effekt eines Spiels, in dem es vor allem um die Arbeit gegen den Ball ging, wesentlich mehr Fußball spielen, während Schalke sich in vielen langen Bällen verlor.

Randbemerkung 3: Ungefähr jeder vierte Schalker Ball war ein langer. Ein bisschen hinten in der Kette hin und her und dann ging es meist nach vorn. Auf Seiten von RB Leipzig war nur ungefähr jeder zehnte Ball ein langer. Gerade mal reichlich jeder zweite Ball kam bei S04 beim eigenen Mann an. Angesichts der Spielweise nicht ganz erstaunlich, aber für Bundesliganiveau trotzdem arg wenig. Der passsicherste Spieler (mindestens 20 Pässe) war Salif Sané, der gerade mal eine Passquote von 68% hatte. Als mittlerer Verteidiger in einer Dreierkette eine extrem ungewöhnlich niedrige Quote, weil du von dort eigentlich meist eher kurze Bälle zu deinen Nebenleuten spielst. Halt nur nicht in diesem Spiel.

Randbemerkung 4: Domenico Tedesco nach dem Spiel mit der sinngemäßen Ansage, dass das mit der Passquote so gewollt war. Weil zweite Bälle und so. Sprich, Bälle nach vorn und dann die Kugel in einer Zone haben, in der man sie sich wiederholen kann, ohne in die RB-Balleroberungzonen im Mittelfeld zu laufen. Spieltaktisch durchaus eine Idee, die nicht völlig sinnlos ist. Zumal man vorn mit Embolo einen physisch starken Spieler hatte und dahinter Leute wie McKennie standen, die durchaus gute Jäger des zweiten Ball sind. Auch Bentaleb ein Spieler, der dann eine gewisse Dynamik mitbringt, wenn er in der gegnerischen Hälfte mal den Ball kriegt. Problem war unter anderem, dass RB schon in Augsburg gezeigt hatte, dass man mit diesem Langholzfußball gut umgehen kann. Orban ist ein sehr guter Kopfballspieler und hat neben sich mit Upamecano, Halstenberg und Mukiele auch allesamt physisch starke, große Spieler, die mit langen Bällen umgehen können. Und davor war RB mit Ilsanker, Demme und Laimer auch gut für den Kampf um zweite Bälle aufgestellt. Also grundsätzlich war Tedescos Ansatz als primärer Ansatz, um RBs Balleroberung im Mittelfeld zu vermeiden, durchaus nachvollziehbar. Aber so richtig zielführend schien das angesichts von RBs Stärken beim Verteidigen solcher Art Fußball nicht zu sein. Hätte am Ende vielleicht aber doch funktioniert, wenn Embolo seine Standardchance gemacht hätte. Letztlich keine schöne Art von Fußball, die Tedesco da auf den Rasen bringen ließ und kein Fußball, mit dem du Meisterschaften holst oder die Potenziale des Kaders ausschöpfst (die sich immer dann andeuten, wenn Schalke mal gezwungen ist, mit Wucht offensiv zu spielen). Aber vielleicht der Situation auf Schalke (Stabilität finden) angemessen und nicht ganz so furchtbar, wie es im Schalke-Umfeld teilweise nach der Partie gesehen wurde.

Randbemerkung 5: Ungewöhnlich, dass auf RB-Seiten Peter Gulacsi die beste Passquote hatte (wiederum im Vergleich nur mit Spielern mit mindestens 20 Pässen). Rund neun von zehn Pässen kamen an. In Augsburg war es noch oft so, dass Gulacsi den langen, hohen Ball raus an die Außenlinie zu Halstenberg wählte bzw. wählen sollte (ein Ball, der nur selten funktionierte). Gegen wenig aggressive Schalker spielte Gulacsi öfter nach Pässen auf ihn einfach auf die andere Seite weiter oder auf den nächsten Innenverteidiger. Hängt halt auch immer ein wenig am Gegner, wie der die nahen Passstationen anläuft. Generell finde ich es immer gut, wenn der Torwart den Ball nicht nur rumbolzt, sondern einen Blick dafür hat, wo es Sinn macht das Spiel mit einem flachen Pass zu eröffnen.

Randbemerkung 6: RB Leipzig ja diese Saison im Gegensatz zu den Hasenhüttl-Jahren kein Team mehr, das Spiele über Dribblings auflöst. Gerade mal 6,5 gewonnene Dribblings pro Spiel standen da bis vor dem Schalke-Spiel. Irgendwo bei Bundesliga-Schnitt, nachdem man da in der Vorsaison noch mit Abstand auf Rang 1 lag in dieser Statistik. Gegen Schalke stehen dort nun 17 gewonnene Dribblings. Ein extrem hoher Wert, der sich auf quasi das gesamte Team verteilt. Mukiele ragte mit fünf von sechs erfolgreichen Dribblings heraus. Schon interessant, dass es gegen Schalke (neben Umschaltversuchen) stark darauf hinauslief, das Spiel über Eins-gegen-Eins-Situationen aufzulösen. Aber auch logisch, wenn man gegen ein tief verteidigendes Team anläuft. In Halbzeit 2 hatte RB über 70% Ballbesitz und entsprechend dort auch die Mehrzahl der gewonnenen Dribblings (11 bei 13 Versuchen), um diesen Ballbesitz (bei guter Absicherung) irgendwie auch in gefährliche Aktionen oder in aufgehende Räume auf dem Spielfeld umzuwandeln. Eigentlich nicht ganz das, wie es Rangnick diese Saison spielen will, aber wohl auch angesichts der Feldpositionen nicht viel anders zu machen.

Randbemerkung 7: Schon das dritte 0:0 für RB Leipzig in dieser Saison (inklusive Europa-League-Quali). Letzte Saison gab es in der ganzen Spielzeit lediglich ein 0:0. Unter Hasenhüttl gab es in zwei Jahren insgesamt gerade mal zwei 0:0 bei RB-Spielen. In der letzten Rangnick-Saison als RB-Trainer gab es kein einziges 0:0. 2014/2015 gab es in der zweiten Liga mal sechs torlose Spiele mit RB-Beteiligung, von denen Zorniger in einer reichlichen Halbserie gleich fünf holte. Zwei 0:0 in zwei Ligaspielen in Folge gab es letztmals (es war bisher das einzige Mal) unter Zorniger noch in der Regionalliga in zwei Heimspielen gegen Lok und Zwickau. Da ging es aber für RB schon um nichts mehr, außer sich langsam auf die Relegationsspiele vorzubereiten.

Randbemerkung 8: Die Schießbude von Saisonbeginn ist inzwischen das defensivstärkste Team der Liga und bei neun Gegentoren angekommen (ein Schnitt von einem Gegentor pro Spiel hat Gulacsi einst mal als Wert eines Spitzenteams ausgemacht). In den letzten vier Pflichtspielen kassierte RB gar kein Tor. In den letzten acht Pflichtspielen waren es gerade mal drei Gegentore. Für Peter Gulacsi war das Spiel gegen Schalke das dritte(!) am Stück, in dem er keinen einzigen Schuss zum Halten bekam. 270 Minuten ohne einen einzigen Torabschluss, bei dem Gulacsi eingreifen musste. Klar, ist ja nicht das einzige, was er zu tun hat. Er muss ja schließlich auch noch Fußballspielen oder Flanken und Standards abfangen. Aber drei(!) Spiele ohne Schuss auf Gulacsis Tor. In den letzten fünf Bundesliga-Spielen schaffte es nur Hoffenheim Schüsse auf das Gulacsi-Tor abzugeben. Irre.

Peter Gulacsi freute sich zuletzt mehr über seine Abwehrkollegen als über sich selbst. | Foto: Dirk Hofmeister

Randbemerkung 9: Ralf Rangnick mit der Aussage nach dem Spiel, dass es ein 0:0 der besseren Sorte gewesen sei. Das war wohl eine Aussage, die nicht jeder so geteilt hat (“Pest gegen Cholera”; Quelle: Toilettentalk). Ist halt die Frage, von welcher Seite aus man es sieht. Fußballerisch war es teilweise wirklich nicht sehr gut, was das Passspiel anging. Wie da manchmal die Kugel hin- und herflipperte, war schon oft auch wild. Viele technische Fehler in ungewöhnlichen Situationen. Einfach mal Pässe aus fünf Metern am Mitspieler vorbeigespielt. Das war nicht sehr schön anzuschauen. Auf der anderen Seite war es aus Stadionsicht auch nie langweilig, weil der permanente Kampf um jeden Meter Spielfeld sehr intensiv war und man nie das Gefühl von Stillstand hatte. Klar, das meiste ging dann irgendwie doch schief, aber es wurde immer viel versucht und gerade RB versuchte bis zum Ende auf Sieg zu spielen. Von daher war es ein Spiel, mit dem man immer mitfiebern konnte und das nie in Langeweile oder Starre verfiel. Vielleicht kriegt man so auch die Sicht eines grausamen Spiels (fußballerisch) mit der eines 0:0 der besseren Sorte (nie langweilig, immer viel Intensität, bis zum Ende Action) zusammen.

Randbemerkung 10: 41.939 ist das neue ausverkauft? Zumindest wurde die Zuschauerzahl als ausverkauft benannt. Normalerweise stehen da 42.558. Vielleicht fehlten ja im Gästeblock ein paar verkaufte Tickets. Erschloss sich nicht so richtig. War aber auch nicht so wichtig.

Randbemerkung 11: Interessanter da schon ein RB-Versuch, gegen den Schwarzmarkt vorzugehen. Der bestand darin, Leuten mit über den Zweitmarkt zu überteuerten Preisen erworbenen Tickets zu empfehlen, ihre Karten nach dem Spiel in entsprechende Boxen zu werfen. Über die entsprechenden Strichcodes und Plätze kann man dann nachvollziehen, von wem die Karte ursprünglich kommt. Das ist ja sonst meist das Problem (gerade bei Onlineverkäufen), dass dort Plätze verkauft werden, von denen der Verein nicht weiß, wer eigentlich dahintersteckt. Von daher nachvollziehbar, dass man über diese kreative Maßnahme versucht rauszufinden, welche Online-Accounts/Käufer die Ursprünge der Weiterverkäufe sind. Inwieweit man daraus relevante Daten generiert, ist dann die andere Frage. Theoretisch denkbar wäre ja, dass da auch weiterverkaufte Karten reingeworfen wurden, die gar nicht überteuert verkauft wurden (weswegen diese Form der Datenerhebung wohl eher keine rechtssicheren Daten liefern wird). Und selbst wenn man Accounts rausfiltert, die mehrere Tickets zu überteuerten Preisen weiterverkauft haben (also Accounts, die offenbar vor allem zum Zweck des Weiterverkaufs bestehen) und damit durchkommt, diese zu sperren, dann ist das vermutlich das Abschlagen von Köpfen, die dann an anderer Stelle gleich wieder nachwachsen. Spricht natürlich trotzdem nichts dagegen, auch mal unkonventionelle Wege zu bestreiten, um besser nachvollziehen zu können, auf welchem Wege Tickets in den Schwarzmarkt gelangen (auch wenn es gerade nicht allzu viele Spiele gibt, in denen das relevant ist).

Randbemerkung 12: Timo Werner mit einer sehr guten ersten Halbzeit, in der er vor allem auch im Kombinationsspiel gute Sachen machte. Im Torabschluss bleibt er aber weiter glücklos (wobei es gegen Schalke auch extrem schwer war). Insgesamt steht Werner diese Saison schon bei 36 Torschüssen, aus denen vier Tore resultierten, was für einen Stürmer weiter ein sehr ineffizientes Verhältnis ist. Poulsen machte aus 19 Schüssen auch vier Tore. Augustin brauchte für drei Tore nur 13 Schüsse. In Eins-gegen-Eins-Situationen steht Werner bei drei gewonnenen Dribblings in 29(!) Versuchen. Augustin steht bei fünf von 14, Poulsen bei fünf von elf.

Randbemerkung 13: Aktueller Stand bei RB Leipzig in Sachen Standards nach neun Bundesligaspielen: 30:24 Torabschlüsse nach ruhenden Bällen. Statistikoffiziell sind daraus 1:1 Tore gefallen. Gegen Schalke hatte RB einige Ecken und Standardchancen, war aber trotzdem das ungefährlichere Team nach ruhenden Bällen. Bei 4:4 Schüssen ist die Bilanz zwar immerhin ausgeglichen. Die Chancen von Embolo und McKennie waren aber deutlich größer als alles war RB da so mit den Standards anstellte. So richtig effizient ist man diesbezüglich also weiterhin nicht. Defensiv steht RB aber seit dem Hannover-Spiel weitgehend sehr sicher. Die Tendenz stimmt also weiterhin. Nach 3:13 Torschüssen nach Standard in den ersten drei Spielen stehen seitdem 27:11 Torschüsse in der Bundesliga nach ruhenden Bällen für RB. Das Spiel gegen Schalke wäre halt wie schon das Spiel in Augsburg eine gute Gelegenheit gewesen, ein aus dem Spiel heraus schwieriges Spiel mal über einen ruhenden Ball zu entscheiden und die Torausbeute nach Standards dem Torabschlussverhältnis anzunähern.

Randbemerkung 14: Irgendwas mit Halbzeit-Quiz. Und auch wenn ich es unerwartet und unfreiwillig komisch fand, soll es an dieser Stelle nicht darum gehen, weil es auch immer etwas wohlfeiles hat, sich über Leute lustig zu machen, die immerhin den Mumm hatten, sich vor 40.000 Leute zu stellen, um Fragen zu beantworten und es vermutlich schon deswegen vielleicht nicht ganz einfach hatten, auf scheinbar naheliegende Antworten zu kommen.

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Lichtblicke:

  • Dayot Upamecano: Ganz kleiner Wackler gegen Uth in der ersten Halbzeit. Zwei schlechte Pässe raus zu Halstenberg kurz vor Schluss. Ansonsten wieder mal eine aufmerksame, zweikampfstarke, sichere Leistung des Franzosen, der ein ums andere Mal die Gegenspieler ablief oder früh und aggressiv störte und so Bälle gewann. Schöne Zweikämpfe mit dem ja auch nicht wenig robusten Embolo. Einmal Glück gehabt, dass vor einer Aktion im Strafraum, die Elfmeter gegeben hätte, Abseits gepfiffen wurde.
  • Diege Demme: Wie immer der Dauerläufer im Team. Guter Arbeiter gegen den Ball. Immer wieder um das Ankurbeln der Offensive bemüht. Ein paar gute, öffnende Bewegungen mit dem Ball. Im Spiel ohne Ball sowieso immer herausragend und immer dort auftauchend, wo er gerade gebraucht wird.
  • Yussuf Poulsen: Bienchen für Einsatz und Attitüde. Ein Spiel mit viel Kampf und Intensität, das dem Dänen ja auch ein bisschen auf den Leib geschneidert ist. Vor allem in der ersten Halbzeit ein paar gute Ballsicherungen nach langen Bällen. Gegen den Ball ein fleißiger Arbeiter, auch wenn es darum geht, mal eine Lücke zu schließen, die nicht unbedingt die eigene Position betrifft. Ein Tor wegen Abseits zurückgepfiffen. Halt ein Arbeitstag mit Betonung auf dem ersten Teil des Worts.

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Tore: keine

Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Mukiele, Orban, Upamecano, Halstenberg – Laimer (80. Bruma), Ilsanker (68. Kampl), Demme – Poulsen, Sabitzer, Werner (80. Augustin); Auf der Bank: Mvogo, Klostermann, Konaté, Cunha; Nicht im Kader: Forsberg (verletzt), Saracchi, Müller

Aufstellung Schalke 04: Stambouli, Sané, Nastasic – Caligiuri, Bentaleb, Mendyl (57. Schöpf) – McKennie, Serdar – Uth (85. Skrzybski), Embolo (89. Burgstaller)

Schiedsrichter: Felix Brych (Insgesamt keine Probleme mit einer intensiven, aber nie überharten Partie. Gelbe Karten gingen so in Ordnung. In Sachen Zweikampfbewertungen schien es aus Stadionsicht manchmal ein wenig unrund. Gewöhnungsbedürftig auch aus Stadionsicht das Zusammenspiel mit dem Haupttribünenlinienrichter, wo nicht nur einmal nach einem Foul bzw. nachdem jemand fiel sekundenlang nicht reagiert wurde, um dann umso intensiver mit der Fahne zu wedeln und zu pfeifen. Vermutlich gab es da jeweils Kommunikation über das Headset und es war nur für den Stadionbesucher komisch, weil man einmal das Gefühl hatte, es würde gepfiffen werden, weil sich der betroffene Spieler so intensiv am Boden wälzt und man beim anderen Mal schon voll in der Empörung war, weil ein klares Foul nicht geahndet zu werden schien. In beiden Fällen ging es gar nicht so sehr um die Entscheidung selbst, sondern vor allem um das Handling, das zu mehr Aufregung führte, als wenn die Entscheidung gleich getroffen worden wäre. Ralf Rangnick monierte nach der Partie noch ein Handspiel im S04-Strafraum. Brych habe dort auf angelegten Arm entschieden, die Videobilder sollen zeigen, dass der Arm nicht wirklich angelegt war. Ich habe diese Szene nicht noch mal gesehen und auch keine Lust in den TV-Bildern danach zu suchen. Wenn es eine klare Fehlentscheidung gewesen wäre, dort nicht auf Elfer zu entscheiden, hätte sich der Videoassistent wohl schon eingeschaltet. Intensiv angeschaut hat sich der Videoassistent offenbar auch die Szene, in der Sabitzer am Strafraum abgeräumt wird und der Schiedsrichter auf Freistoß entschied. Aus Stadionsicht die richtige Entscheidung. Muss aber wohl knapper gewesen sein als es aussah. Auch hier gilt, dass ich mir das nicht noch mal im TV angeschaut habe. Der Videoassistent fand aber offenbar nicht, dass er genug Beweis aus den TV-Bildern nehmen kann, um dem Schiedsrichter statt des Freistoßes eine Elfmeterentscheidung zu empfehlen.)

Gelbe Karten: Demme (2.), Werner (1.), Laimer (1.) | McKennie, Mendyl

Zuschauer: 41.939 (davon 4.000 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, S04-Bericht, Kicker-Bericht

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  • Torschüsse: 15 : 6
  • Torschüsse innerhalb des Strafraums: 8 : 5
  • Schüsse auf das Tor: 2 : 0
  • gewonnene Zweikämpfe: 51,8% : 48,9%
  • Ballbesitz: 62,9% : 37,1%
  • Passquote: 78,6% : 55,4%
  • Laufstrecke: 112,9 km : 109,2 km
  • Sprints: 206 : 192
  • Intensive Läufe: 641 : 566
  • Fouls: 11 : 13
  • Ecken: 7 : 4
  • Abseits: 4 : 4
  • Meiste Torschüsse: Werner: 4 – sechs Spieler mit je 1
  • Meiste Torschussvorlagen: Halstenberg, Laimer, Demme, Poulsen: je 2 – Bentaleb – 3
  • Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Upamecano: 72,7% – Sané: 70,0%
  • Meiste Ballkontakte: Demme: 107 – Caligiuri: 75
  • Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Gulacsi: 88,5% – Sané: 68,0%
  • Größte Laufstrecke: Demme: 12,3 km – McKennie: 12,4 km
  • Meiste Sprints: Upamecano: 29 – Embolo: 34

Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com

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Saisontorschützen: Poulsen, Werner – 4; Augustin – 3; Sabitzer – 2; Forsberg, Orban, Kampl – je 1

Saisonvorlagengeber: Werner, Kampl, Forsberg – je 3; Poulsen, Halstenberg – je 2; Sabitzer, Demme, Laimer – je 1

Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Forsberg – 5; Sabitzer – 4; Kampl, Mukiele, Upamecano – je 3; Saracchi, Ilsanker, Gulacsi, Poulsen, Halstenberg – je 2; Demme, Werner, Konaté, Laimer – je 1

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Bilder: © Dirk Hofmeister

3 Gedanken zu „Bundesliga: RB Leipzig vs. FC Schalke 04 0:0“

  1. Upamecano? Lichtblicke? Also im Ergebnis hat das gerade noch hingehauen. Ich hatte das Gefühl, dass er insbesondere in der 1. Halbzeit ziemlich unsicher und schlafmützig war und 4-5 Situationen zunächst unterschätzt hat, ehe er noch geradeso die Situation entschärfen konnte. Das war mehrfach auf Messers Schneide. Bezeichnend die Aktion an der Grundlinie, als er mit dem Körper den Ball abschirmt, weil er glaubt, dieser trudelt ins Aus, was er aber nicht tat. Der Nitbefreiungsschlag in der Folge landet in Strafraumnähe beim Gegner. Ergo Zuviel Coolnes bachte unnötig Gefahr. Auf jeden Fall hat er sich aber im Vergleich zum Saisonstart deutlich verbessert. Einschätzung liegt vielleicht auch an unterschiedlichen Sichtperspektiven. Mein Platz ist in D zentral hinter dem Tor…

    1. Ich sag es mal mit Diego Demme. “Die drei da hinten waren Weltklasse.” ;-)

  2. Huch, ich hatte ja ganz vergessen zu kommentieren.

    Na ja, so war halt das Spiel, schnell zum vergessen.

    Falls Du es noch nicht gemacht hast, empfehle ich den Rasenfunk.
    Junge, wie der gute Constantin Ecker das Spiel analysiert hat schon was und es gab auch sehr viel Lob, vor allen die Abwehr und das MF.

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