Unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich

Vier Spieltage vor dem Ende glühen die Tabellenrechner sicherlich allseits. Zumindest bei den Anhängern jener Zweitligateams, bei denen es noch um etwas geht. So wie bei RB Leipzig, wo man nach Herzenslust hin- und herschieben kann, wie denn wohl vor allem Nürnberg und RB durch das Restprogramm kommen und ob denn sechs Punkte Vorsprung zum direkten Bundesligaaufstieg reichen oder nicht.

Gäbe es noch die bis 2008 gültige Regelung, dass drei Teams direkt aufsteigen, dann wäre das Aufstiegsthema schon durch, da RB Leipzig 13 Punkte Vorsprung auf Platz 4 hat. Dadurch, dass nur zwei Teams direkt aufsteigen, darf man noch ein bisschen rechnen und zittern.

Zumindest aus Fansicht, denn aus statistischer Sicht bleibt es dabei, dass das Aufstiegsthema faktisch schon durch ist. Seit Einführung der Dreipunktregel im Jahr 1995 hat nämlich noch kein Team, das vier Runden vor Schluss mindestens sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsplatz hatte, diesen Vorsprung noch verspielt.

46 der 53 Teams, die nach 30 Spieltagen einen direkten Aufstiegsplatz belegten, stiegen am Ende auch in die Bundesliga auf. Lediglich sieben Teams verspielten überhaupt noch einen Vorsprung. Im Schnitt hatten diese Teams allerdings auch keine zwei Punkte mehr auf dem Konto als das Team auf dem ersten Nichtaufstiegsplatz.

Den höchsten Vorsprung verspielte Energie Cottbus 2003/2004, die vier Spiele vor dem Ende als Dritter vier Punkte Vorsprung auf Rang 4 hatten und am Ende trotzdem nur Vierter wurden. Eingefangen wurden sie allerdings vom FSV Mainz, die als Sechster vier Spiele vor dem Ende gar sechs Punkte hinter Cottbus lagen und nach 34 Spielen mit der besseren Tordifferenz aufstiegen. Sechs Punkte binnen vier Spielen aufzuholen ist also im Aufstiegskampf möglich, wenn auch historisch gesehen extrem unwahrscheinlich.

Dass man in den letzten vier Spielen allerdings noch eine sehr gute Saison und einen Aufstieg verspielen kann, durfte erst in der vergangenen Saison der nächste RB-Gegner, der 1.FC Kaiserslautern erfahren. Nur zwei Punkte aus den letzten vier Spielen machte aus einem Zweiten der Tabelle noch einen Vierten und aus einer Region auf dem Weg zu Euphorie einen Zweitligisten, bei dem in dieser Saison praktisch alle Vereinspersonalien ausgetauscht wurden. Was ein, zwei Punkte mehr oder weniger so ausmachen können.

Kaiserslautern ist zudem allerdings, Stichwort Stolpersteine im Restprogramm, eines von nur zwei Teams, gegen das RB Leipzig schon mindestens drei Pflichtspiele bestritten hat und trotzdem noch nicht gewann. Das zweite Team ist die SpVgg Unterhaching und könnte bei dem einen oder anderen unangenehme Erinnerungen an einen Pokalausflug im Herbst 2015 hervorrufen. Möglicherweise. Vielleicht wurde das Ereignis ja aber auch schon wieder verdrängt.

Kaiserslautern hat also die Chance mit einer Fortsetzung der Positivserie gegen RB Leipzig auch daran mitzuarbeiten, dass ihr Lieblingsgegner das erfährt, was man vor einem Jahr als ebenfalls sehr junges Team selbst erfahren hat oder zumindest dafür zu sorgen, dass die Tabellenrechner hierzulande weiter heißlaufen und der eine oder andere das Restprogramm der Konkurrenz auswendig kann. Selbst wenn man sich dank Historie und Statistik auch eigentlich ganz entspannt zurücklehnen könnte.

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Restprogramm

Freiburg

  • Duisburg (H)
  • Paderborn (A)
  • Heidenheim (H)
  • Union (A)

Leipzig

  • Kaiserslautern (A)
  • Bielefeld (H)
  • Karlsruhe (H)
  • Duisburg (A)

Nürnberg

  • Union (H)
  • Braunschweig (A)
  • St. Pauli (H)
  • Paderborn (A)

2 Gedanken zu „Unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich“

  1. “aus statistischer Sicht bleibt es dabei, dass das Aufstiegsthema faktisch schon durch ist. Seit Einführung der Dreipunktregel im Jahr 1995 hat nämlich noch kein Team, das vier Runden vor Schluss mindestens sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsplatz hatte, diesen Vorsprung noch verspielt.”

    Ich möchte ganz pingelig darauf hinweisen, dass es aus heuristischer Sicht keinen Unterschied macht, wieviel Vorsprung man verspielt ;-)
    Sondern wie häufig es vorkommt, dass ein Team in den letzten 4 Spieltagen mindestens 6 Punkte auf einen Verfolger schlecht macht. Und das kam unter den Top 5 der Tabelle in den letzten 10 Jahren immerhin 4x vor:
    09/10 holte Duisburg als Fünfter 9 Punkte weniger als Paderborn
    13/14 holte Pauli als Fünfter 8 Punkte weniger als Düsseldorf
    06/07 holte Fürth als Vierter 6 Punkte weniger als Freiburg
    Und zu guter Letzt holte Lautern letzte Saison als Tabellenzweiter 7 Punkte weniger als unser heiß und innig geliebtes Darmstadt.

    Dass also ein starkes Team in den letzten 4 Spieltagen noch 6 Punkte weniger holt als ein Verfolger, ist statistisch nicht ganz so selten. Auch wenn RBL als Tabellenzweiter mit einem Punkteschnitt von 2,1 dazu sicher weniger prädistiniert ist als der MSV Duisburg oder St. Pauli als Fünfter mit einem 1,6er Schnitt :-)

    1. Weil ich hier zum ersten Mal schreibe eines vorweg – ein wirklich astreiner Blog mit herausragender Qualität, danke!
      Zum Thema Statistik: Es soll ja sechsmal wahrscheinlicher sein vom Blitz getroffen zu werden, als einen Sechser im Lotto zu bekommen. Ich bin weder tot noch reich, aber es soll Leute geben…
      Haltet Euch bitte einfach brav an die Statistik und steigt auf.

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