Vorfreude

Da wartet es nun also das erste richtig aufregende Liga-Topspiel der Saison. Genaugenommen das erste richtig aufregende Liga-Topspiel seit knapp einem Jahr, als RB Leipzig zu Hause nur 1:1 gegen die schon zu diesem Zeitpunkt weit enteilten Chemnitzer spielte. Denkt man eine Nummer kleiner, dann war vielleicht auch das Heimspiel gegen Holstein Kiel im Februar so ein klein wenig ein aufregendes Liga-Topspiel, weil es damals für die RasenBallsportler darum ging, noch einmal eine Aufholjagd zu starten. Das ging bekanntermaßen drastisch schief.

Nun wartet wieder Holstein Kiel, aber unter völlig neuen Voraussetzungen. Nach Leipzig kommt kein Gegner, der irgendwo im Niemandsland der Tabelle steht, sondern der aktuelle Spitzenreiter der Regionalliga Nord, wenn auch nur mit einem Punkt Vorsprung. Nach Leipzig kommt demnach ein Team, das sich aktuell noch berechtigte Aufstiegshoffnungen macht. Man könnte auch sagen, im Gegensatz zum Februar kommt eine Kieler Mannschaft, die auch etwas zu verlieren hat.

Im Februar kam Holstein Kiel mit einer Menge Spaß im Gepäck angereist, erwischte einen optimalen Abend und reiste mit noch mehr Spaß und diversen Dosen Red Bull im Gepäck wieder zurück nach Hause. Sehr unwahrscheinlich, dass sich die Geschichte in der Form wiederholt. Nicht nur weil die RasenBallsportler im Unschalten auf die Defensive nicht mehr ganz so langsam agieren, wie noch im Februar, sondern auch, weil die Kieler Gäste diesmal selbst ein wenig Druck verspüren. Verlieren wird man jedenfalls nicht wollen und genau das war ihnen beim letzten Aufeinandertreffen vermutlich noch ziemlich egal.

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Dirk Zinglers Gegenbewegung

Wir wollen ganz klar Kante und Haltung zeigen. Wenn eine Firma wie Red Bull sich einen Verein kauft, um ihre Produkte besser verkaufen zu können, dann wird eine Grenze überschritten. Ich habe nichts dagegen, wenn vermögende Menschen sich in Vereinen engagieren. Ob dass Herr Hopp in Hoffenheim ist oder Herr Abramowitsch bei Chelsea. Wenn sich aber die Reihenfolge verschiebt, wenn erst ein Produkt da ist und dann der Fußballverein dazu gekauft wird, dann führt das den Sport ad Absurdum. Dem wollen wir bewusst etwas entgegensetzen.

Sagt Dirk Zingler, seines Zeichens Präsident bei Union Berlin in einem insgesamt aufschlussreichen Interview in der Berliner Zeitung [broken Link]. Derselbe Zingler, der in der ersten Hälfte des Jahres gegen den damaligen Sportdirektor Beeck bereits die Absage eines bereits vereinbarten Testspiels von Union gegen RB Leipzig durchdrückte. Nun ruft er also den aufrechten Gang des geneigten Unioners gegen den Fußballverein in Folge eines Produkts aus. Klingt kämpferisch und edel gut, der Kreuzzug gegen die Kapitalisierung der Welt.

Kante zeigen möchte Dirk Zingler mit seiner Idee, Anteile an der Stadiongesellschaft für die Alte Försterei in Höhe von 58 Prozent an Union-Mitglieder zu veräußern. Die Seele des Vereins, das Stadion gelte es in die Hände derer zu legen, die es beseelen. Heißt es. 10.000 Aktien sollen zu je 500 Euro vertrieben werden, sodass das Stammkapital der Stadiongesellschaft um 5.000.000 Euro erhöht werden könnte. Die Aktien dürfen verkauft und verschenkt werden, allerdings nur unter der Bedinung, dass keiner mehr als 10 dieser personalisierten Aktien besitzt. Haupteffekt der Geschichte: Eine Kommerzialisierung des Stadionnamens dürfte so unmöglich werden, da solch einem Schritt laut Gesellschafts-Satzung mindestens zwei Drittel aller Stimmberechtigten zustimmen müssten. “Geschütztes Kulturgut seit dem 1.1.2012” frohlockt man beim textilvergehen drüben (wo auch schöne Tortendiagramme zur Darstellung der Sache gebastelt wurden) zumindest in Bezug auf den Erhalt des Stadionnamens völlig zurecht.

Soweit die Union-Perpsektive. Man kann das ganze, auch weil hier ja der Kampf einer schützenswerten Fußballkultur gegen die böse Fußballkultur ausgerufen wurde, aber auch etwas weniger unionerisch sehen. Dann bleibt ein kleiner Ost-Verein übrig, dessen Haupt-Kapital die Menschen sind, die ihn tragen und verehren. Und dieses Kapital nutzt der Verein. Nachdem die Fans bereits eine Tribüne für das Stadion beisteuerten (Update: eine Richtigstellung zu dieser offenbar falschen Behauptung in den Kommentaren), ist nun also die Stadiongesellschaft dran. Überspitzt und mit böser Zunge gesagt: Die Stadiongesellschaft nutzt die Weihnachtszeit für eine gelungene Marketingaktion zur Aktivierung und Anzapfung des Weihnachtsgeldes der Mitglieder.

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HEIMSPIEL-Splitter I

Das Programmheft (Magazin träfe es eher) namens HEIMSPIEL, das man zu jedem Heimspiel von RB Leipzig mitnehmen und lesen kann, ist nicht zu 100% mein Fall. Zu wenig Content, zu viele Hochglanzstrecken, zu dicker Karton. Trotzdem ist es sicher ein schickes und hochprofessionelles Heftchen. Beispielhaft sei dem interessierten Nicht-Kenner die Online-Version des Programmhefts zur Partie RB Leipzig gegen Hannover 96 II ans Herz gelegt.

Das HEIMSPIEL-Magazing mag also nicht unbedingt das Content-Magazin schlechthin sein, nichtsdestotrotz bietet es immer wieder ein paar kleine Storys, die es sich lohnt aufzugreifen. Denn es gibt im Gegensatz zum Plauener Präsidenten Hub auch Menschen, die es schaffen, den Machern des Hefts ein Interview zu geben, sodass es zu einer Veröffentlichung kommt. Im Oktober war dies zum Beispiel beim Geschäftsführer des FC St. Pauli, Michael Meeske der Fall (HEIMSPIEL-Magazin vom 21.10.2011, keine Online-Version verfügbar):

Was halten sie persönlich von RB Leipzig?
Es ist ein ganz anderer Ansatz, aber sicherlich ein spannender.

Was, denken Sie, bedeutet das für den Fußball generell, speziell im Osten?
Für den Osten ist es eine besondere Möglichkeit, eine neue Perspektive zu entfalten, für den Fußball allgemein steht abermals die Frage zur Beantwortung, wie viel “Geschichte” braucht eine Marke des Fußballs und wie viel Tore schießt das Geld.

Was haben Sie für Tipps für den Verein?
Ruhe bewahren und sich Zeit lassen – auch wenn es manchmal ganz gewiss schwerfällt. Dazu möglichst intensiv das Umfeld und die Region einbinden.

Wo sollte sich RB Leipzig positionieren?
Als leistungsfähiger, innovationsfreudiger Fußballklub, der sich auf den Spuren und im Kontext des ehedem bedeutsamen Leipziger Fußballs entwickelt.

Quasi ein kostenloser, angenehm unaufgeregter Ratgeber für RB Leipzig, in dem die Baustellen neben der bereits vorhandenen Leistungsfähigkeit und Innovationsfreude deutlich angesprochen werden. Mit ruhiger Hand Identität schaffen und regionale Bezüge ausbilden. Die Sprache des Vereins ist mir persönlich immer noch zu sehr die Sprache eines externen Dienstleisters. Man tut immer noch etwas FÜR Leipzig nicht IN oder MIT Leipzig. Angekommen dürfte man aber wohl sowieso erst sein, wenn man gar keine Präposition mehr nutzen muss..

Zwischentabellen

12 Spiele sind bisher absolviert. Ergibt bei insgesamt 34 Spielen schon ein reichliches Drittel absolvierte Saison. Da lohnt sich der Blick auf die bereits aussagefähige Tabelle. Die besteht ja im wesentlichen nur noch aus drei Teams (was ziemlich genau den vor Saisonbeginn aufgestellten Prognosen entspricht). Nämlich dem Tabellenführer Holstein Kiel, dem sportlichen Favoriten RB Leipzig und den selbsternannten Aufstiegskonkurrenten Hallescher FC. Die drei Vereine trennen derzeit magere drei Pünktchen.

  • 1. Holstein Kiel: 28 Punkte, 33:14 Tore
  • 2. RB Leipzig: 27 Punkte, 27:9 Tore
  • 3. Hallescher FC: 25 Punkte, 14:5 Tore

Für Halle geht es in den nächsten Spielen (müssen als nächstes nach Plauen) bereits darum, nicht abreißen zu lassen. Im Hallenser Optimalfall trennen sich RB und Kiel im Spitzenspiel am Sonntag Unentschieden, während man selbst gewinnt. Schon läge nur noch ein Punkt zwischen Eins und Drei (was zugegeben sehr spannend wäre). Schlechtest denkbares Ergebnis des Wochenendes wäre ein Kieler Sieg in Leipzig, denn dann hätten sie mindestens 3 Punkte Vorsprung auf Halle und vier Punkte auf RB und das erste Mal ein wenig Luft. Der ganz objektive Optimalfall wäre natürlich ein RB-Heimsieg..

Wobei die Sache mit den Heimsiegen für RB insgesamt gesehen schwierig ist, wie die Tabelle zeigt. Nur Platz 9 trotz des klaren Siegs gegen Hannover 96 II. Noch hinter Halberstadt, Havelse und Meuselwitz! Ein weiterhin klares Signal, wo es bisher haperte. An der Spitze Kiel und Halle recht einträchtig nebeneinander. Kiel noch ohne Heim-Punktverlust, die Hallenser Minimalisten mit lediglich einem Gegentor in sechs Spielen. Oha. Zwischentabellen weiterlesen

Regionalliga: RB Leipzig vs. Hannover 96 II 4:0

Ganz subjektiv bin ich kein großer Fan von Freikarten-Aktionen bei Pflichtspielen(!). Ich empfinde das Zuschauerwachstum und die daraus resultierenden Atmosphäre in der Red Bull Arena als angenehm, sodass mir 6.000 Zuschauer, die aus völlig eigenem Antrieb gegen Hannover 96 II ihre Mannschaft unterstützen, völlig ausgereicht hätten. Ein Regionalliga-Pflichtspiel mit 10.000 Freikarten zu bewerben, hat für mich ein wenig den Beigeschmack das ganze wie ein Freundschaftsspiel nicht so richtig ernstzunehmen. Mein schwer begründbares, subjektives Gefühl.

Objektiv gesehen war die Freikarten-Aktion sinnig und zudem ein voller Erfolg. Mehr als 14.000 Zuschauer, von denen etwa 8.000 Zuschauer mit (oder wegen der) Freikarten gekommen sein mögen bzw. ihren befreikarteten Spross (die Tickets gingen ja an Schulen und Kindergärten) begleitet haben, ein Spiel nach dem der eine oder andere (auch kleine) Besucher sicherlich wiederkommen wird (vielleicht schon gegen Holstein Kiel am Sonntag?) und eine tatsächlich stimmungsvolle, wenngleich auch nicht euphorische Stimmung auf den Rängen. Macht halt einen Unterschied, wenn beide Haupttribünen sehr gut gefüllt sind.

Man kann es drehen und wenden wie man will (selbst ich mit meiner diffusen, leichten Ablehnung), aber RB Leipzig hat unter den gegebenen Bedingungen alles richtig gemacht. Man hat ein Stadion mit vielen, vielen leeren Plätzen, man möchte gerne auch den geneigten Noch-Nicht-Besucher ins Stadion locken und für RB begeistern und man hat die nötige Wirtschaftskraft, um es zu verkraften, dass selbst bei 14.000 Zuschauern die Tageskassen kaum genutzt werden (weil davor Leute stehen, die noch Freikarten über haben) und man an den Verband nun Gebühren für einen 14.000er-Besuch zahlen muss statt für einen 6.000er. Einziger Wemutstropfen der Aktion, dass der eigentliche Fanblock im Sektor B im Vergleich zu anderen Spielen leer wirkte. Lag aber vielleicht auch nur daran, dass die anderen Blöcke so gut gefüllt waren.

Sportlicherseits hatte das Spiel auch einiges zu bieten. Der erste Heimsieg seit Ende August(!) nach vier vergeblichen Anläufen (inklusive DFB-Pokal), gleich zwei Tore auf das Fanblock-Tor, das in der bisherigen Saison noch komplett leer ausgegangen war und der zweite absolut souveräne Erfolg in Serie. RB Leipzig damit in den letzten 2 Spielen mit sieben Toren. Was eins mehr ist als man vorher in sechs Partien (wieder inklusive DFB-Pokal) zusammen erzielte. Der Knoten scheint geplatzt. Was angesichts der am kommenden Sonntag wartenden Aufgabe gegen Tabellenführer Holstein Kiel ein guter Moment sein könnte..

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“Eure Meinung ist uns scheißegal”

Es war kein wirklich überraschender, aber trotzdem ein erstaunlicher Vorgang, dass insgesamt 600 Anhänger des Leipziger RasenBallsports ihren Verein mit zum Auswärtsspiel nach Meuselwitz begleiteten. Nicht wirklich überraschend, weil man in der beginnenden Saison bereits erkennen konnte, dass das Interesse an RB Leipzig im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gewachsen ist. Erstaunlich trotzdem, weil 600 Menschen, die RB zu einem Auswärtsspiel begleiten ganz und gar nicht die Regel sind.

Es scheint ein bisschen als hätten die drei Highlights der letzten Monate mit dem gewonnen Sachsenpokal-Finale gegen den Chemnitzer FC und den DFB-Pokal-Festen gegen Wolfsburg und gegen Augsburg zu einer Art Selbstversicherung geführt, dass man nicht total behämmert ist, nur weil man RB Leipzig die Daumen drückt. Ganz im Gegenteil scheint man sich in diesen Spielen eher gegenseitig bestätigt zu haben, dass Fußball und RB Leipzig gucken in der Schüssel alias Zentralstadion alias Red Bull Arena einfach Spaß macht und dass dies einer ganzen Reihe anderer Leipziger oder Ex-Leipziger oder Neu-Leipziger oder Umland-Leipziger genauso geht.

Was bedeuten würde, dass das ureigene Konzept bei RB Leipzig, sich ausschließlich dem sportlichen zu widmen, als Angebot angenommen und akzeptiert wird. Es ist tatsächlich keine jugendliche Event-Fan-Kultur, die da tobt. Der kleine Kern schwarzbekleideter Jugendlicher und Spätjugendlicher ging in Meuselwitz beispielsweise unter gegenüber dem Rest der Reisenden, die bei einem Durchschnittsalter von vielleicht irgendwas knapp unterhalb der 40 einen sehr ungewohnten Anblick boten und selbst den wachhabenden Ordnungsdienstler bei der Einlasskontrolle zur Bemerkung verleitete, dass heute wohl sowieso nichts relevantes in den Block geschmuggelt würde.

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Verteidigungspositionen

Rechtsverteidiger ist nicht die Position, die ich sonst spiele. (Tim Sebastian, gelernter Innenverteidiger nachdem er in Meuselwitz rechts außen verteidigen durfte, Red Bull Audioplayer [broken Link] 30.10.2011)

Oder wollte er sagen, nicht so gerne spielen will? Eigentlich war ich mir in Anbetracht der Vorbereitungsspiele fast sicher, dass Peter Pacult Tim Sebastian in erster Linie als Backup für den Rechtsverteidiger-Posten sieht und einspielt und erst in zweiter Linie auf der Position sieht, wo sich Tim Sebastian wohl am liebsten mag, auf der Innenverteidigerposition, für die der letztjährige Kapitän vor einem reichlichen Jahr verpflichtet wurde. Auf der er aber bereits in der vergangenen Rückserie nicht mehr spielte und auf die er in dieser Saison nur rutschte, weil der direkte Konkurrent Henrik Ernst sich am zweiten Spieltag einen Platzverweis leistete.

Anschließend stand Tim Sebastian tatsächlich sechs Spiele lang als Innenverteidiger auf dem Feld, bevor er wieder von Henrik Ernst abgelöst wurde. In den drei Spielen, die ich Sebastian als Innenverteidiger beobachten durfte, überzeugte er mich nicht unbedingt. Gerade das Unentschieden von RB Leipzig gegen den 1.FC Magdeburg ging defensiv weitgehend auf seine Kappe. Weswegen ich seine Ablösung als Startelf-Innenverteidiger beim Sieg in Cottbus eigentlich als nachvollziehbar empfand.

Nun tauchte Tim Sebastian nach zwei Spielen auf der Bank dank des gesperrten Christian Müller auf der Rechtsverteidigerposition auf. Wo er überraschenderweise ein starkes und weitgehend fehlerfreies Spiel ablieferte. Und sich noch überraschendererweise als echte Alternative zum etatmäßigen Verteidiger Müller, der vor der Saison vom FSV Frankfurt kam und den ich als unantastbar eingeschätzt hätte, erwiesen hat. Was einerseits an Sebastians starkem Auftritt, andererseits an der bisher insgesamt als maximal solide-bemüht zu bezeichnenden Leistung von Christian Müller liegt. Letzterer war in den vergangenen Spielen gleich an mehreren Gegentoren direkt beteiligt und kann die zugegeben sehr hohen Erwartungen noch nicht zu 100% erfüllen. Da Shaban Ismaili gen U23 aussortiert wurde, bleibt nur noch Tim Sebastian als ernsthafter Konkurrent für ihn.

Vermutlich hätte Tim Sebastian – wenn man von der Meuselwitz-Leistung ausgeht – hinten rechts im Gegensatz zu innen derzeit bessere Chancen dauerhaft in die Start-Elf zu rutschen, da ihm in der Innenverteidigung neben Henrik Ernst demnächst wohl auch noch der designierte, in Genesung befindliche Abwehrchef Marcus Hoffmann vor die Nase gesetzt wird. Das würde allerdings voraussetzen, er freundete sich damit an, dass Rechtsverteidiger seine Position sein könnte. Auf lange Sicht dürfte es bei RB Leipzig aber auf beiden Positionen schwer werden für Tim Sebastian.

Neu gewonnene Souveränität?

Wir haben heute über 90 Minuten ganz, ganz souverän gespielt. Das zeigt, dass wir wieder einen Schritt nach vorn gemacht haben. (Timo Rost nach dem Sieg von RB Leipzig in Meuselwitz im Red Bull Audioplayer [broken Link], 30.10.2011)

Der Tenor, für den Timo Rost exemplarisch steht, war ja allerorten gleich. Souverän, überzeugend, überlegen, gut Fußball gespielt. Was sicherlich im einen oder anderen Ausmaß stimmt. Einerseits. Andererseits halte ich die These, dass man aus dem Sieg in Meuselwitz schließen könne, dass man einen Schritt nach vorn gemacht habe, für gewagt. Ein souveräner Sieg wischt nicht weg, dass man vorher in sechs Pflichtspielen zwei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage bei einem Torverhältnis von 6:5 (!) erkämpfte.

In den Zahlen spiegelt sich auch gleich das Problem wieder, das die letzten Wochen in mal stärkerem, mal nicht ganz so starken Ausmaß durchzog. Fehlende Kreativitiät und Flexibilität im Offensivspiel, gepaart mit einer Doppel-Sechs, der es häufig an der Fähigkeit mangelt, ein Spiel an sich zu reißen. Dass diese Probleme nun in einem Spiel nicht auftraten, weil der Gegner defensiv nicht die Kompaktheit an den Tag legte, die man aus Spielen gegen RB Leipzig gewohnt ist und zudem noch an allen drei Gegentoren auf die eine oder andere Fehler-Art beteiligt war, heißt nicht, dass es die Probleme nicht mehr gibt. Zumal die Probleme auch in Meuselwitz in Ansätzen (Doppel-Sechs) durchaus gut zu sehen waren, wenn sie auch nicht ergebnisrelevant wurden.

Ich will das nicht falsch verstanden wissen. Der Ausflug nach Meuselwitz war ein angenehmes Erlebnis und die sportliche Aufgabe wurde alles in allem sehr souverän gelöst. Allerdings habe ich inzwischen eine Allergie gegen Aussagen, die eine neue Qualitätsstufe ausrufen. Das letzte Mal, dass man das bei RB Leipzig höchst intensiv und bejubelnd gemacht hat, war nach dem 3:0 in Hannover Anfang der letzten Rückrunde. Jetzt geht es los, nun greifen wir an, wir sind viel besser, wir haben einen Sprung gemacht. Hieß es damals. Im nächsten Spiel setzte es dann das legendäre 1:5 gegen Kiel. Sowohl Hannover 96 II, als auch Holstein Kiel warten in den nächsten zwei Spielen als Gegner. Beides Heimspiele für RB Leipzig. Löst man diese Aufgaben und bestätigt den Souveränitäts-Trend aus Meuselwitz, dann können wir gerne noch einmal darüber diskutieren, dass man einen Schritt nach vorn gemacht hat. Bis es soweit ist, zeige ich mich skeptisch, nicht ohne aber zu hoffen, dass meine Skepsis widerlegt wird.

Regionalliga: ZFC Meuselwitz vs. RB Leipzig 1:3

Vielleicht war es die Herbstsonne, vielleicht war es die ausflugfreundliche Nähe zu Leipzig (50 km), vielleicht war es auch die derzeit bei 100% liegende Wahrscheinlichkeit (auswärts bisher ohne Punktverlust), einen Sieg von RB Leipzig zu sehen (zu Hause war der letzte Dreier Ende August zu bestaunen!), der insgesamt realistisch geschätzte 600 RB-Anhänger dazu brachte, einen Ausflug ins thüringische Meuselwitz zu unternehmen. Was für sonstige Auswärts-Verhältnisse bei RB Leipzig (in Cottbus waren es 80) fast schon ein Massenauflauf war und insgesamt für eine sehr sympathische, entspannte Atmosphäre auf den Gast-Rängen sorgte.

Es war ein bisschen als hätte man den Anhang (von ganz jung bis ganz alt) aus der Red Bull Arena in Teilen einfach nach Meuselwitz versetzt. Kein klassischer Dauersingerblock. Auch nicht unbedingt durchgängig lautstark. Dafür immer am Spiel beteiligt und mit den bekannten und gut funktionierenden Wechselgesängen, ein paar Anfeuerungen und rhythmischem Klatschen. Und vor allem immer mit einer Handbreit Selbstironie unterm Kiel, sodass selbst an Unkenntnis und Unwillen gescheiterte Anfeuerungen allseits mit einem entspannten Lachen quittiert wurden. Sehr angenehm, sehr schicker Ausflug. Ein Glück, dass ich zu meinem Glück durch den Reisewillen eines Freundes erst gedrängt wurde.

Und auch sportlich war der Ausflug ein sehr lohnenswerter. Es war das erste Spiel in diesem Jahr, an dem ich teilhaben durfte, das RB Leipzig völlig ungefährdet und souverän über die Bühne brachte. Im Verlauf der 90 Minuten gab es nur zwei Phasen, in denen das Spiel hätte kippen können. Das erste Mal war der Ausgleich der Gastgeber quasi aus dem Nichts nach einer halben Stunde. Das zweite Mal waren die fünf Minuten nach der Pause, als die Abwehr von RB Leipzig noch nicht auf den Auftritt des eingewechselten Stürmers Sebastian Gasch vorbereitet schien, der einmal allein auf das Tor zulaufend auf den Ball tritt und anschließend wieder allein vor dem Tor vom Abseitspfiff gestoppt wurde. Ansonsten waren die Meuselwitzer keine Gefahr für die Gäste und auch das eher als leidenschaftlich geltende Publikum war 90 Minuten lang kein wesentlicher Faktor.

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RB Leipzig und das ostdeutsche Fußball-Leben

Vor dem Pokalspiel Erzgebirge Aue gegen den  1.FC Nürnberg war es, als die Clubfans United den Aue-Blog [broken Link] zum Spiel und einigem mehr befragten. Der hiesige Fußball wurde dabei in Form von RB Leipzig auch zum Thema:

Kann für den Ost-Fußball nur ein Modell wie “Rasenballsport Leipzig” die Rettung sein?

“Mit Tradition und Herz gegen Kommerz!!!!!!” Wo steht RBL und wo steht der Rest des Ostdeutschen Fussballs??? RBL wird niemals zum Ostdeutschen Fussball gehören! ;)

Nun ja, mir persönlich ist das Bezugsfeld Ostdeutschland ja ziemlich egal, weil ich nicht den Anspruch habe, den Osten zu vertreten (noch nicht mal Leipzig), wenn ich mich für Fußball und für RB begeistere!!!!! Energie Cottbus war in den Bundesliga-Jahren ja auch nicht das Herzstück aller ostdeutschen Fußballanhänger, weil Ostdeutschland höchstens wirtschaftlich, aber nicht fußball-emotional als homogene Analyse-Größe begriffen werden kann…… Trotzdem, eine empirische Frage ist eine empirische Frage!!!!!!! Und wird deshalb auch hier aufgegriffen: Wo steht RB Leipzig im ostdeutschen Vergleich eigentlich??????? RB Leipzig und das ostdeutsche Fußball-Leben weiterlesen

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