Rückspiel im Viertelfinale der Europa League. Die Chance für RB Leipzig bei Olympique Marseille Geschichte zu schreiben und ins Halbfinale einzuziehen. Doch am Ende war man weitestgehend chancenlos und verlor das Spiel auch in der Höhe verdient mit 2:5.
In die Partie gegangen war RB Leipzig mit fünf Veränderungen im Vergleich zur Leverkusen-Pleite. Orban, Forsberg, Bernardo, Poulsen und der am Oberschenkel leicht verletzte Werner auf die Bank. Dafür kamen Ilsanker, Demme, Konaté, Bruma und Augstin in die Partie. Das ganze ergab dann eine Art 3-5-2 mit Ilsanker als zentralem Abwehrchef und dem Trio Kampl, Demme Keita in der Mittelfeldzentrale.
Marseille auf der anderen Seite verzichtet etwas überraschend auf Ocampos, der im Hinspiel gegen RB noch für einigen Wirbel gesorgt hatte. Dafür kam der wieder genesene Topscorer Florian Thauvin in die Partie. Gegenüber dem Hinspiel wurde zudem Anguissa auf der Doppelsechs durch den etwas spielstärkeren Maxime Lopez ersetzt. Taktisch blieb es irgendwas bei einem 3-4-2-1, wobei die Dreierkette nicht so defensiv interpretiert wurde wie im Hinspiel.
RB Leipzig hatte sich für die Partie vorgenommen, in einem dichten Netz zu verteidigen und besser zu stehen als gegen Leverkusen oder auch im Hinspiel gegen Marseille. Diese Idee ging letztlich aber nur selten auf. Trotz Dreier-Mittelfeld in der Zentrale behielt man dort selten die Oberhand und lief entsprechend viel hinterher. Und auch die Dreierkette mit ihren Ergänzungen Klostermann und Bruma auf den Außenbahnen agierte nicht so kompakt und zugreifend, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte.
Olympique Marseille auf der anderen Seite versuchte es vor allem über Überladungen auf der eigenen rechten Seite. Dort war Thauvin von der RB-Defensive nur schwer zu stoppen. Auch Payet unterstützte dort immer wieder die Bemühungen. Sarr war auf der Seite bis zu seiner Auswechslung mit seiner Dynamik ein permanenter Unruheherd. Auch Sakai löste die Dinge dort anstelle von Sarr später gut. Das war alles zusammen bis zur Einwechselung von Bernardo für Bruma, Upamecano und den eher links orientierten Keita zu viel.
Dabei war auch wenig von dem zu spüren, was Ralph Hasenhüttl vor der Partie ankündigte. Dass man eine Formation auf dem Platz hat, mit der man in der Lage ist, flexibel auf die Aufgaben zu reagieren, die Olympique den Gästen mit der eigenen Formation stellen wird. Das Personal, das Hasenhüttl auf dem Platz hatte, war prinzipiell so zusammengestellt, dass man in verschiedene Formationen hätte switschen können. Viel gebracht hat es im Kampf um die Vormachtstellung in der Partie nicht.
Dabei lief es zu Beginn der Partie perfekt für RB Leipzig. Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, da stand es auch schon 1:0 für die Gäste. Der schönste RB-Angriff der ganzen Partie wurde von Konaté eingeleitet und dann über Klostermann, Keita und Augustin perfekt ausgespielt. Bruma war schließlich in der Mitte der Nutznießer der Kombination und schoss zur Führung ein. Der Plan, mit einem frühen Tor erst mal das Publikum ruhig zu stellen, war komplett aufgegangen. 2:0 im Gesamtergebnis. Drei Tore brauchten die Gastgeber nun. Das war schon eine sehr komfortable Ausgangsposition. Zumindes vor dem Hintergrund, dass man eigentlich mit dem Plan einer dichten Defensive angereist war.
Doch davon war wenig zu sehen. Und so stelle sich nach der Führung auch keine Ruhe in der Partie ein, sondern ging es direkt weiter Richtung Gulacsi-Tor. Mal wieder ein Standard sorgte keine fünf Minuten nach der Führung schon für den Ausgleich. Wobei Leipzig dabei Pech hat, denn ein Mitroglou-Abschluss prallt von Gulacsi an Ilsanker und von dort erst ins Tor.
Noch wilder wurde es dann nur kurz darauf, als RB wie schon gegen Leverkusen nach eigener Ecke ausgekontert wird. Bruma verpasst in der Mitte den Zugriff auf den Konter, weil er in der entscheidenden Sekunde zurückweicht statt den Gegner zu stellen. Demme kann in letzter Linie Thauvin nicht folgen. Pass von Payet auf Thauvin, der zweimal am unglaublich gut abwehrenden Gulacsi scheitert. Doch dann kommt aus dem Hintergrund Sarr und schießt den Ball doch noch über die Linie. Konter. Nach eigener Ecke. Ein Angriff, der noch in der Marseille-Hälfte zu stoppen gewesen wäre. Und ein Treffer, der vielleicht nicht gefallen wäre, wenn man bei den Thauvin-Abschlüssen nicht abgeschalten, sondern sich konsequent um nachrückende Marseille-Spieler gekümmert hätte.
Das Stadion jetzt natürlich komplett da und das Spiel in einer Situation, die man eigentlich vermeiden wollte. Marseille hatte nun völlig die Oberhand. Nach einer reichlichen Viertelstunde bekam die Abwehr wieder auf der linken Verteidigungsseite keinen Zugriff. Payet schnappt sich den Ball und haut ihn in typischer Payet-Art von der Strafraumgrenze ins lange Eck. Allerdings hatte Mitroglou abseits des Balles glücklicherweise ein völlig überflüssiges Foul begangen, sodass der Treffer zurückgenommen wurde.
Noch mal mit Glück am dritten Gegentreffer vorbeigeschrammt, schaffte es RB Leipzig die Partie in der Folgezeit zu beruhigen. Ohne größere Offensivakzente zu setzen, konnte man die Gastgeber vom eigenen Tor fernhalten. Bis zur 38. Minute, als schon wieder ein Standard die Weichen für die Gastgeber auf Halbfinale stellte. Payet mit einem Freistoß aus dem Halbfeld. Thauvin bekommt den Ball am Fünfmeterraum(!) auf den Fuß (!) und schiebt die Kugel locker über die Linie.
Anschließend rettet sich RB ein wenig in die Kabine. Aus der kommt man aber nicht etwa mit neuem Schwung. Ganz im Gegenteil ist weiter Marseille das Team, das einem Tor näher ist. Zwei Großchancen hat Olympique in den ersten acht Minuten nach der Pause. Einmal rettet Gulacsi doppelt gegen Mitroglou und Amavi. Danach schafft es Mitroglou auch ohne Unterstützung von Gulacsi, eine Großchance auszulassen und den Ball am Tor vorbeizulegen. Der Grieche war in der Partie aufgrund seiner ausgelassenen Torchancen und seinem Foul vor dem vermeintlichen 3:1 ein wenig der Pechvogel auf Seiten der Gastgeber.
Nach 56 Minuten sah es ein wenig so aus, als würde sich das rächen, denn aus dem Nichts die RasenBallsportler mit Treffer Nummer 2. Von Gulacsi lief der Ball über Kampl zu Keita, der mit typischer Dynamik durch die gegnerischen Reihen zieht und für Augustin auflegt. Und der französische Stürmer lässt sich die Chance nicht nehmen und verwandelt zum 2:3. In diesem Moment war dann wieder RB weiter.
Doch typisch für Leipzig in diesen Wochen, dass man wieder die Partie mit dem günstigen Ergebnis im Rücken nicht beruhigt und keine Kontrolle über den Ball kriegt, sondern weiter oft hinterher rennt. Und praktisch direkt nach dem eigenen Treffer schon wieder den nächsten Treffer kassiert. Wieder geht es über die rechte Olympique-Seite. Wieder ist Thauvin auch von mehreren Gegenspielern nicht zu stellen, sodass er auf Payet durchsteckt, der dadurch seelenruhig auf Ilsanker zulaufen, einen Schritt zur Seite machen und dann mit dem Außenrist herausragend in den Winkel vollenden kann. Dass ein Payet in zentraler Spielfeldposition allein auf den letzten Mann in der Kette zulaufen kann, sollte allerdings auch nicht passieren. Zumindest nicht, wenn man im dichten Netz verteidigt.
Nach diesem 4:2 beruhigt sich das Spiel dann wieder. RB muss nun das Spiel machen und hat vermehrt den Ball, während Marseille auf Konter lauert. Dabei ist Leipzig stets bemüht, aber auch nur selten gefährlich. Weil es am Strafraum meist zu ungenau wird. Weil man keine entscheidenden Ideen hat, wie man durch die Olympique-Abwehr durchkommen will. Weil lange Chip-Bälle von Ilsanker dann tatsächlich kein probates Mittel sind.
In der letzen halben Stunde gibt es essenziell und von ein paar guten Ansätzen abgesehen nur noch eine halbwegs gefährliche Szene. Und die hat Poulsen in der 93 Minute, als er auf halblinks im Strafraum vergleichsweise frei zum Abschluss kommt, aber genau auf den Schlussmann zielt. Der hat zwar ein paar Probleme, weil er die Kugel fast durch die Beine rutschen lässt, aber packt dann doch noch richtig zu.
Danach ist Schluss. Und der Sieg für Marseille absolut verdient. Weil RB Leipzig zu selten Zugriff auf die Offensivakteure Thauvin und Payet fand, die sich zwischen den Mannschaftsteilen von RB Leipzig trotz der eigentlich auf Kompaktheit setztenden Formation austoben durften. Payet war an vier Toren beteiligt, Thauvin an drei Toren. Sie waren diejenigen, die das Olympique-Spiel veredelten und den entscheidenden Unterschied zwischen Marseille und Leipzig machten.
Fazit: Ein verdienter Sieg von Olympique Marseille, nach dem RB Leipzig aus der Europa League ausgeschieden ist. Bei aller Überlegenheit der Gastgeber bleibt aber auch festzuhalten, dass vier von fünf Gegentoren nach Standards und Kontern nach RB-Ecken fielen. Das war schon gegen Leverkusen nicht gutzumachen und das war es in Marseille erst recht nicht. Insofern verdiente sich Marseille den Sieg mit einer sehr guten und sehr engagierten Leistung. Allerdings besiegte sich RB Leipzig nach perfekter Ausgangsposition und frühem Tor mit schwachem Defensivverhalten in Situationen, die nichts mit taktischen Grundformationen zu tun hatten, auch zu nicht unwesentlichen Teilen selbst. Was die Niederlage und das Ausscheiden dann doch recht bitter machte.
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Randbemerkung 1: Die erste Europapokal-Saison von RB Leipzig ist Geschichte. Vom Ergebnis her gedacht, ist alles prima so wie es ist. Man hat zwölf Spiele bestreiten dürfen, einige interessante Gegner kennengelernt und ist in verschiedene Ecken Europas gereist. Man ist in das Viertelfinale der Europa League eingezogen und hat die zweitmeisten Punkte aller deutschen Teams in dieser Saison geholt (wobei das angesichts des Auftretens anderer Klubs nicht sooo schwer war). Man hat fünf Spiele gewonnen, fünf verloren und zweimal ein Remis geholt. Mit der Bilanz kann man absolut zufrieden sein und von den Erfahrungen der vielen englischen Wochen und der verschiedenen Stadien von Istanbul bis Marseille wird man künftig sicherlich sehr profitieren. Nicht zu vergessen, dass die Reise durch Europa auch einfach Spaß gemacht hat. Allerdings bleibt bei all dem das kleine Aber, dass eben auch mehr möglich gewesen wäre. In der Champions League ist man an Gegnern auf Augenhöhe wegen der schwachen Standardverteidgung ausgeschieden. In der Europa League hat man sich im Rückspiel in Marseille quasi bei bester Ausgangsposition selbst abgeschossen. Grundsätzlich alles gut so wie es ist. Aber es wäre halt auch der noch größere Erfolg möglich gewesen. In solch eine Situation kommt man als Verein vermutlich auch nicht jeden Tag.
Randbemerkung 2: Atletico, Arsenal und Marseille als Halbfinalisten in der Europa League. Soweit, so erwartbar bzw. nicht allzu überraschend. Und dann Salzburg (Österreich! Der Verein, der von Leipzig doch eigentlich komplett leergekauft wurde! Der Verein, dessen sportliche Perspektive von Red Bull angeblich zugunsten von Leipzig geopfert wurde! Spieler wie Reinhold Yabo in einem Halbfinale der Europa League, verrückte Zeiten..)! Gibt der österreichische Bruder alles, um ein Duell mit den unverbundenen Leipziger Kollegen in der Runde der letzten Vier möglich zu machen und dann scheitert es an RBL. Tss.
Randbemerkung 3: Stell dir vor, es ist die letzte Minute der Nachspielzeit in einem Viertelfinale der Europa League, du hast eine Ecke und du brauchst noch ein Tor. Deswegen schickst du deinen Torwart mit nach vorn. Um dann die Ecke kurz zu spielen, am Gegenspieler hängen zu bleiben und in einen Konter zu laufen. Statt noch mal einen Ball in den Strafraum zu kriegen und dort vielleicht eine Schusschance mitzunehmen ein Konter zum endgültigen Ausscheiden. Diese Schlussszene im Spiel gegen Marseille passte leider ziemlich perfekt zu den 90 Minuten zuvor.
Randbemerkung 4: Neun von 21 Gegentoren in den europäischen Wettbewerben fielen nach Standard. Dazu kam ein Elfmeter. Vor allem in der Champions League verbaute man sich viel, weil man bei Standards ständig hinterherschaute. In der Europa League war man mit dem Thema dann eigentlich durch, denn in den ersten zwei Runden kassierte man bis auf einen direkt verwandelten Freistoß keine Standardgegentore. Bis man nach Marseille fuhr und dann doch wieder auch wegen der Probleme beim Verteidigen von Standards ausschied. Wie schon in der Champions League. Kleinigkeiten. Internationales Niveau. Nicht leisten können. Und so.
Randbemerkung 5: Am anderen Ende des Feldes erzielte man nur eines von 19 Toren nach einem ruhenden Ball. Dazu kam dann noch ein Elfmeter. Das ist im Vergleich von Qualitäten im gegnerischen Strafraum und eigenen Strafraum bei Standards eine extreme Unausgewogenheit, die man nicht permanent gegen sehr gute Mannschaften durch Dinge auf anderen Ebenen des Spiels ausgleichen kann. Dass dann zuletzt noch dazu kam, dass jetzt auch schon die eigenen Offensivstandards nicht nur nicht zu eigenen Toren, sondern sogar zu Chancen und Toren für den Gegner führen, kommt da als I-Tüpfelchen noch oben drauf.
Randbemerkung 6: Nach Führungen will es diese Saison weiter nicht so richtig laufen. Das war letzte Saison noch die ganz große Paradedisziplin von RB, mit einer Führung im Rücken praktisch unbesiegbar zu sein (nur gegen die Bayern verlor man damals nach Führung). In der Bundesliga hat man diese Saison schon viermal nach Führung noch verloren (so oft wie kein anderes Team) und noch fünfmal Uentschieden gespielt. Von 22 Führungen wurden also noch neun verspielt. In Europa verlor man nun erstmals im zwölften Anlauf nach einer Führung. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. In drei von acht Spielen verspielte man die Führung noch. Auf der anderen Seite konnte man in Europa nur einmal nach Rückstand (bei sechs Versuchen) noch gewinnnen und das war beim spektakulären 3:1 in Neapel. Zweimal in Folge verlor RB jetzt nach 1:0 noch sehr hoch. Das muss man auch erstmal verdauen..
Randbemerkung 7: 21 Gegentore in insgesamt zwölf Spielen in Europa. Das ist ein Schnitt von fast zwei. Das ist natürlich viel zu viel. Nur einmal blieb man in zwölf Spielen ohne Gegentor. Man kann sich natürlich fragen, ob die Probleme grundsätzlicher taktischer Natur oder eher Unerfahrenheit, Standards oder Pech zuzuschreiben sind. Standards hatten wir als Thema schon. Das ist ein zentraler Faktor. Aber auch die Möglichkeit von Topteams in Europa, sich auch mal aus Pressingsituationen zu befreien und dann die freien Räume zu bespielen, dürfte eine Rolle spielen (in Marseille gab es zumindest ein paar diesbezügliche Szenen).
Randbemerkung 8: Halstenberg und Laimer sowieso schon verletzt. Sabitzer mit ausgekugelter Schulter (die Monaco-Verletzung) raus (nachdem Sarr in der ersten Halbzeit schon dasselbe passiert war). Upamecano mit Muskel-Verletzung raus. Werner mit Muskelverletzung gar nicht erst rein. Könnte in der letzten Saisonphase ganz schön dünn werden im Kader von RB Leipzig. Nicht dass am Ende doch noch mal ein Nachwuchsspieler auf die Bank muss bei einem Bundesligaspiel.^^
Randbemerkung 9: Fünf Spiele, das steht ja nun fest, hat die Saison noch. Nach dem Bremen-Spiel bleiben noch vier Partien, auf die man sich in aller Ruhe im Wochenrhythmus vorbereiten kann. Das sollte man dann vielleicht als Chance begreifen, mit besserer Vorbereitung auf die Partie noch mal final anzugreifen, damit man dann nächste Saison wieder viele englische Wochen spielen darf..
Randbemerkung 10: Wichtig ist bei solchen Spielen wie dem bei Olympique ja auch immer, dass man wirklich jedes Detail bedenkt. So wie Marseille-Coach Rudi Garcia, der sich mitten im Spiel erstmal einen Balljungen schnappte, um dem intensive taktische Anweisungen mit auf den Weg zu geben. Da Marseille zu der Zeit so führte, dass es für das Weiterkommen gereicht hätte, ging es bestimmt nicht darum, dass er den Ball dem Gegner möglichst immer ganz schnell zuwirft..
Randbemerkung 11: Meine persönliche internationale Bilanz: drei von sechs Auswärtsspielen konnte ich mitnehmen. Das ist mehr, als ich vor der Saison vermutet hätte. Zuletzt bewahrheitete sich aber auch recht deutlich, dass es die Mischung aus hohem Zeitaufwand unter der Woche und nicht unwesentlichem Geldaufwand ziemlich schwer macht, die Europa-Touren ständig mitzumachen. Für Porto, Monaco und Neapel hat es gereicht. Mal sehen, was da in der Zukunft noch so dazukommt.
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Lichtblicke:
- Peter Gulacsi: Schon wieder eine ganz arme Sau. Krasse zwei Paraden vor dem 1:2-Rückstand. Auch nach der Pause noch mal derjenige, der RB Leipzig überhaupt noch im Spiel hielt. Am Ende holte er den Ball aber trotzdem fünfmal aus dem Tor (wobei er einmal nicht drin stand^^). Und konnte so richtig gar nichts dafür.
- Bernardo: Kam in die Partie und zeigte wieder mal, dass er ein sehr guter Verteidiger ist und brachte etwas ins Spiel, was man auf der linken Defensivseite bis dahin etwas vermisst hatte. Kompromisslosigkeit im Zweikampf. Das reichte bereits, damit er positiv auffiel. (Ganz nebenbei ist die linke Position in einer Dreierkette durchaus keine schlechte Position für Bernardo, der ja sowieso lieber Innenverteidiger als Außenverteidiger wäre.)
- Ibrahima Konaté: Gute Nerven, der Junge. Wie er da vor allem vor der Pause teilweise unter Druck an Gegenspielern vorbeimarschiert ist, war schon beeindruckend. Sah beim Gegentor zum 1:3 nicht gut aus, weil er da Thauvin etwas mehr stören kann. Aber eigentlich darf der Ball gar nicht bis dahin kommen, weil die Defensivaktion dann schwer wird. Schon beeindruckend, wie sich der 18-Jährige im Verlauf der Saison entwickelt hat und wie selbstverständlich er inzwischen als Anspielstation im Spielaufbau eingebunden ist (wo man ihn in der Hinrunde manchmal noch versucht hat rauszuhalten).
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Tore: 0:1 Bruma (2.), 1:1 Ilsanker (6./ ET), 2:1 Sarr (9.), 3:1 Thauvin (38.), 3:2 Augustin (55.), 4:2 Payet (60.), 5:2 Sakai (90. + 4)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Konaté, Ilsanker, Upamecano (66. Bernardo) – Klostermann, Keita, Demme (54. Forsberg), Kampl, Bruma – Augustin, Sabitzer (61. Poulsen); Bank: Mvogo, Orban, Kaiser, Werner; Nicht im Kader: Halstenberg, Laimer (beide verletzt), Köhn, Coltorti, Schmitz
Aufstellung Olympique Marseille: Pele – Sakai, Gustavo, Kamara – Sarr (28. Rami), Lopez, Sanson, Amavi – Thauvin (63. Ocampos), Payet (83. Anguissa) – Mitroglou
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Pfiff insgesamt eine gute Partie. Nahm völlig zurecht das vermeintliche 3:1 von Payet zurück, weil Mitroglou parallel Ilsanker foulte und lag auch sonst mit Zweikampfentscheidungen meist richtig. Allerdings bleiben Fragezeichen bei zwei Toren wegen Abseits. Beim 3:1 für Marseille ist es sehr knapp (und weil im TV-Bild der Verteidiger-Fuß nicht zu sehen ist, nicht so richtig auflösbar). Beim 5:2 ist es deutlich und dass es der Assistent übersieht nur dadurch erklärbar, dass der Linienrichter durch das Fehlen von Gulacsi im Tor den Überblick verloren hat und die Abseitslinie an der falschen Stelle anlegte (was ihm aber nicht passieren darf). Grundsätzlich gilt für Szenen wie beim 3:1, dass man sein sportliches Glück nicht von zehn Zentimetern Abseits abhängig machen sollte (man kennt das ja schon aus dem Spiel in Porto). Heißt, dass man Glück haben kann, dass der Linienrichter die Fahne hebt, aber dass man den Standard auch verteidigen muss, wenn er das nicht tut.)
Gelbe Karten: Thauvin, Mitroglou, Sakai – Konaté
Zuschauer: 61.882 (davon 600 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, OM-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 17 : 8
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 16 : 7
- Schüsse auf das Tor: 9 : 4
- gewonnene Zweikämpfe: 53,0% : 47,0%
- Ballbesitz: 42,8% : 57,2%
- Passquote: 77,0% : 82,0%
- Fouls: 15 : 11
- Ecken: 2 : 4
- Abseits: 1 : 4
- Meiste Torschüsse: Mitrglou: 4 – Keita, Augustin: je 2
- Meiste Torschussvorlagen: Payet: 4 – Keita: 4
- Meiste Ballkontakte:
Statistiken von kicker.de, whoscored.com, uefa.com
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Saisontorschützen Europa: Werner – 7; Bruma, Augustin – je 3; Keita, Forsberg – je 2; Orban – 1; Eigentore – 1 (Jemerson/ Monaco)
Saisonvorlagengeber: Sabitzer, Forsberg – je 3; Poulsen, Kampl, Werner, Keita – je 2; Bruma, Orban, Halstenberg, Augustin – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Forsberg, Sabitzer, Keita – je 5; Halstenberg – 4; Klostermann, Kampl, Gulacsi – je 3; Upamecano, Demme, Orban, Konaté – je 2; Werner, Bernardo – je 1
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Bilder: © GEPA pictures/ Sven Sonntag
Randbemerkung 3:
Dieses Szene passt nicht nur zu den 90min von gestern. Das Thema zieht sich durch die gesamte Saison. Schwache Eckbälle, kaum ein Ball erreicht den Strafraum und in (gefühlt) 3 von 5 Situationen bekommst du den Konter vom Gegner.
Abgesehen davon und mit dem Abstand von einer Nacht betrachtet können wir trotzdem sehr stolz auf unsere Mannschaft sein. Wir sind im ersten Jahr sehr weit gekommen, haben sehr viele Erfahrungen machen dürfen und haben uns insgesamt teuer verkauft. Ich freue mich auf die nächste europäische Saison.
Die Spielaufbaustruktur aus der Dreierkette war mies. 3 Verteidiger, ein 6er und zwei 8ter. Dazu standen die Winger oft viel zu tief. Da hatte OM mit den 3 anlaufenden Leuten ständig Zugriff bzw. konnten sie 6er und 8ter in den Deckungsschatten nehmen. Ab und an kippten dann auch noch Demme und Kampl ab (damit hatte man 5 Leute in der ersten Aufbaulinie!) – dann gab es aber eben keine Anpielstationen mehr im Mittelfeld. Die einzigen Highlights im Spielaufbau waren Konatès Läufe mit Ball und zwei Laserpässe von Upamecano.
Wie Du schon geschrieben hast, neben der Strafraumverteidigung (und Absicherung eigener Ecken) ist der Spielaufbau unter Druck aber auch das Positionsspiel beim Übergang in das dritte Drittel (kaum abgestimmte, raumöffnende Läufe ohne Ball) momentan eine Schwäche.
Woran liegts? Kein Trainingszeit sich darum zu kümmern? Andere Prioritäten (Umschalt-DNA…)?
Die Personalwahl hat sich mir auch nicht ganz erschlossen. Fokus auf engmaschiges Verteidigen und Augustin (statt Poulsen)? Viel Druck im eigenen Strafraum zu erwarten (und Hexenkessel) und dann Orban auf der Bank? Bruma als linker Flügerverteidiger bei dem zu erwartenden Fokus der rechten Seite von OM?
HF gegen Salzburg. Und dann Finale gegen Griezman. Wär schon cool gewesen…
Was mir in letzter Zeit immer auffiel ist, dass ich schon etwa in der 10. Minute wusste, wie das Spiel verlaufen würde. Wo bleiben Mut, Entschlossenheit, Cleverness und taktische Finesse? Auch mal letzter Einsatz? Wie kann es denn bitte sein, dass man sich defensive Stabilität vornimmt und dann nach 12 Minuten schon 10 Torschüsse zugelassen hat? Mir völlig rätselhaft. Zumal OM keine Übermannschaft ist. Schade um die vergebenen Möglichkeiten, nicht nur in der CL und EL. Echt.
Das im Verein immer noch von einem Kampf um die Championsleage gesprochen wird kann ich mir nach dem desaströsen Auftreten der letzten Wochen überhaupt nicht erklären ,vielmehr sollte man aufpassen nicht nach hinten durchgereicht zu werden .
Eine Systemumstellung wäre nach dem 1.0 dringend erforderlich gewesen.
Selbst die Bayern haben in der ersten Halbzeit gegen Sevilla zu Hause teilweise ein 4-4-2 gespielt.
So stelle ich mir Defensive Stabilität vor.
Auf mich wirkte…
Olympique Marseille abgeklärt, souverän, erwachsen.
RB Leipzig dagegen verstört, planlos, naiv.