Über Arbeit konnte man sich in der Administration von RB Leipzig in den letzten Wochen sicherlich nicht beklagen. Im Bereich der Zu- und Abgänge war ordentlich Bewegung drin. Was gar nicht so sehr daran lag, dass in der Profimannschaft jeder Stein umgedreht worden wäre, sondern vor allem daran, dass man einige verliehene Spieler mit versorgen und zu neuen Vereinen transferieren musste. Nach aktuellem Stand hat man die Liste an Leihspielern in diesem Sommer von zehn auf einen (Damari) radikal verkleinert. Da darf man durchaus mal anerkennend mit dem Kopf nicken.
Damit hat man inzwischen alle Fragezeichen hinter den Kaderplanungen beseitigt. Was nicht heißt, dass nicht doch noch irgendwo in den nächsten Wochen eine Art Rebic erscheint, sondern nur heißt, dass es keine Spieler mehr gibt, die formal noch bei RB Leipzig unter Vertrag stehen, die aber noch gehen sollen und für die man entsprechend noch Lösungen finden muss. Mikko Sumusalo und Federico Palacios Martinez wurden als ehemalige Leihspieler in die RB-U23 für die kommende Regionalliga-Saison integriert. Und bei allen anderen Spielern hat man tatsächlich externe Lösungen gefunden.
Wichtiger aber natürlich zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Kaderplanung auch im Profibereich weitgehend abgeschlossen ist. Die kürzlich hier schon im Überblick über die Transferaktivitäten benannten Linksverteidiger, Innenverteidiger und Stürmer wurden allesamt verpflichtet. Der noch vermutete schnelle, offensive Außenbahnspieler scheint aktuell nicht gesucht zu werden bzw. nicht dringend gesucht zu werden. Bei all dem sollte man aber nicht vergessen, dass die ersten Pflichtspiele in Liga und Pokal ab kommende Woche bis Ende August das Interesse an Neuverpflichtungen noch mal deutlich erhöhen könnten.
Fängt man bei den letzten Neuverpflichtungen an, dann sollte man zuerst Marcel Sabitzer erwähnen. Der wie Massimo Bruno ja schon letzte Saison verpflichtet und dann für ein Jahr nach Salzburg weiterverliehen wurde. Da RB Leipzig den Aufstieg in die Bundesliga verpasste, war auch Sabitzers Willen, seinen Vertrag zu erfüllen, anfangs nicht zu 100% ausgeprägt. Ein paar Wochen Bedenkzeit, Rücksprache mit dem österreichischen Nationaltrainer und ein Gespräche mit Ralf Rangnick änderten das Bild, sodass der 21jährige Stürmer dann doch vollends überzeugt seinen Dienst in Leipzig antrat.
Vor einem Jahr war Marcel Sabitzer in die Schlagzeilen geraten, weil er eine nur für das Ausland geltende Ausstiegsklausel bei Rapid Wien bei seinem landesinternen Wechsel nach Salzburg dadurch umgangen hatte, dass er sich von Leipzig kaufen und dann verleihen ließ. Ein Deal, mit dem am Ende zwar alle Seiten sehr zufrieden waren, der aber trotzdem hohe Wellen schlug und den damals 20jährigen sehr ins Rampenlicht schob.
Dass ihm dieses Theater nichts ausmachte und er eine hervorragende Premierensaison in Salzburg hinlegte, spricht für die Zukunftsfähigkeit des Österreichers, sich auch unter Druck zu behaupten. Alle 72 Minuten war Marcel Sabitzer schließlich im Saisonschnitt in Pflichtspielen an einem Tor beteiligt. Nimmt man nur die nationalen Wettbewerbe verkürzt sich der Abstand sogar auf alle 58 Minuten.
Zahlen in denen aber auch die Frage steckt, inwieweit ein Sabitzer auf höherem Niveau als der österreichischen Bundesliga funktionieren kann. In den internationalen Einsätzen reichte es in 12 Partien gerade mal für ein Tor. Inwiefern Sabitzer auf die zweite Bundesliga und deren robuste Verteidigungsformen vorbereitet ist, wird man jedenfalls erst mal sehen müssen. Zumindest kennt er es aus Östterreich, dass Mannschaften auch mal tief und mit zehn Mann verteidigen.
Marcel Sabitzer ist sicherlich ein großes Talent, der schon sehr früh in seiner Karriere zeigt, dass er Verantwortung übernehmen und viel erreichen will. Auflaufen kann er bei RB Leipzig sowohl als einer der Stürmer in einer Doppelspitze, aber auch als Außenstürmer in einem 4-3-3. Technisch versiert verfügt Sabitzer über eine ordentliche Geschwindigkeit, einen vernünftigen Blick für den Nebenmann und über einen präzisen Torabschluss.
Physisch ist er sicherlich keine Maschine und von daher als Rammbock im Sturm eher weniger geeignet, aber das Gesamtpaket Sabitzer ergibt einen hervorragenden Offensivspieler, bei dem angesichts des Alters schlicht die Frage ist, inwieweit er auch unter dem Aufstiegsdruck in Leipzig in der Lage ist, die offensive Verantwortung zu schultern, die er wird tragen müssen. Rein sportlich ist Sabitzer ein spektakulärer Neuzugang, der sogar einigen Bundesligisten gut zu Gesicht gestanden hätte.
Nicht minder spektakulär der türkische Neuzugang Atinc Nukan, der für geschätzte 5 Millionen Euro von Besiktas Istanbul losgeeist wurde. Viel Geld für einen, der in der ersten und zweiten türkischen Liga bisher gerade mal reichlich 30 Partien bestritten hat. Wobei Nukan sein Pflichtspiel-Debüt bereits vor fünf Jahren mit 16 feierte.
Doch der große Durchbruch blieb aus, auch weil ein Verein wie Besiktas Istanbul natürlich immer wieder neue Klasse und Erfahrung als Konkurrenz für alle Positionen verpflichtet. Was dann den Weg für einen damals nicht mal 20jährigen naturgemäß schwerer macht. Ein Jahr Leihumweg in die zweite Liga waren die Folge, wo er abgesehen von Verletzungen auch gesetzt war. In der vergangenen Saison spielte Nukan dann wieder mit überschaubarem Erfolg bei Besiktas Fußball. 17 Einsätze, davon sieben im nationalen Pokal standen am Ende zu Buche.
Bei RB Leipzig schließt Atinc Nukan die Kaderlücke auf der linken Innenverteidigerposition und soll dort im Normalfall als Stammspieler gesetzt sein. Trotz seiner fast zwei Meter Körpergröße, die RB Leipzig auch bei Standards zusätzliche Optionen geben, ist der bald 22jährige durchaus ein beweglicher Spieler, der einiges an Spielübersicht für den Spielaufbau mitbringt.
Die Frage bei Atinc Nukan ist, inwieweit sich sein Niveauversprechen auch in der zweiten deutschen Liga und vor allem auch unter der Spielphilosophie bei RB Leipzig einlöst. Gerade als Innenverteidiger ist ein hohes Maß an Spielgeschwindigkeit und Genauigkeit im flachen Pass in die Mittelfeldnahtstellen gefordert. Dinge, die ein Willi Orban auch durch das Spiel in Kaiserslautern in Perfektion beherrscht. Dinge, die bei einem Atinc Nukan eventuell noch nicht so stark ausgeprägt sind und es ihm bei seinem Start in Leipzig schwer machen könnten. Zumal er gerade mal knapp zwei Wochen im Team ist und es bis zum Saisonstart drei Wochen sein werden.
Sieht man mal von der wirtschaftlichen Seite des Transfers ab, über deren Sinnhaftigkeit Leute entscheiden sollen, die das Geld im Blick haben, dann hat sich RB Leipzig mit Nukan sicherlich ein ordentliches Talent gesichert, das mit seiner Körpergröße und seinem linken Fuß Alleinstellungsmerkmale für den linken Innenverteidigerposten mitbringt. Ein gewisses sportliches Risiko steckt aber trotzdem in dem Transfer, da man in der Vergangenheit noch nicht final sehen konnte, wie viel Qualität tatsächlich in Nukan steckt und man entsprechend für die Zukunft nicht weiß, in welche Richtung die Entwicklung bei ihm geht und wie weit es bei ihm im deutschen Profifußball reicht.
Vielleicht kein ganz unwichtiger Randaspekt, dass Nukan mit seinen mehr als 60.000 Twitter-Followern und mit einem großen Interesse in seinem Heimatland für RB Leipzig auch ein Faktor für die Öffentlichkeitsarbeit ist. Das mag für die Entscheidung, ihn zu holen, keine entscheidende Rolle gespielt haben, aber man nimmt es gern mit, wie man auch daran erkennt, dass der Verein seit der Verpflichtung auf verschiedenen Wegen versucht, die Popularität Nukans in seinem Heimatland auch durch Aktionen in Landessprache zu nutzen.
So weit ist es bei Dmitri Skopintsev, dem dritten und letzten Neuzugang der letzten Zeit noch nicht. Das wäre bei einem 18jährigen wohl auch etwas zu viel verlangt. Der russische Nachwuchsnationalspieler kam für geschätzte 600.000 Euro von Zenit St. Petersburg und soll auf der linken Verteidigerseite Anthony Jung Konkurrenz machen.
Was zu der interessanten Konstellation führt, dass die Außenverteidigerpositionen bei RB Leipzig die einzigen Positionen sind, auf denen lediglich 18- bzw. 19jährige Herausforderer die Konkurrenz für die etablierten Spieler (Teigl und Jung) stellen. Könnte ein Hinweis sein, dass es eben nicht so richtig einfach ist, gute Außenverteidiger zu finden und man sie sich aus Talenten eher selbst schnitzt. Dem 19jährigen Firat Sucsuz aus dem eigenen Nachwuchs scheint man bei RB Leipzig die Rolle allerdings im Gegensatz zu Skopintsev nicht zuzutrauen.
Zu Skopintsev etwas zu sagen, ist eher schwer, weil seine bisherige Karriere ausschließlich in Nachwuchsteams stattfand, auch wenn er mit dem Wechsel von Dynamo Moskau zu Zenit St. Petersburg vor einem Jahr schon mal einen größeren Wechsel vollzog. Skopintsev gilt als schnell und hat die RB-Scouts bei Nachwuchsturnieren überzeugt.
Alles andere kann man bei einem 18jährigen, der noch dazu sein Heimatland verlässt, eigentlich auch gleich wieder vergessen. Entwicklungstechnisch ist die ganze Bandbreite von überragend bis gar nicht drin. Weil der Wechsel natürlich nicht nur fußballerische Aspekte mit sich bringt, sondern auch allerlei Fragen der Persönlichkeitsentwicklung aufwirft. Sprich, Skopintsev mag ein Talent sein und dazu noch eins für eine Position, für die es nicht so viele Talente gibt. Was das für die nahe bis mittelfristige Zukunft heißt, bleibt dabei völlig offen.
Keine Zukunft bei RB Leipzig mehr hatte nach der vergangenen Saison der brasilianische Innenverteidiger Rodnei, der gestern offiziell bei Ligakonkurrent 1860 München als Neuzugang präsentiert wurde. In seinem halben Jahr in Leipzig kam der 29jährige mit Bundesliga- und Zweitligavergangenheit zu lediglich sieben Einsätzen, nachdem er in Salzburg zuvor in zweieinhalb Jahren vor allem durch Verletzungen aufgefallen war. Wobei Rodnei auch in Leipzig durch leichtere Verletzungsprobleme gestoppt wurde, nachdem er die sieben Spiele am Stück bestritten hatte.
In Leipzig überzeugte Rodnei in seinen Auftritten vor allem als unglaublich physische Innenverteidiger-Maschine. Wenn man hinten jemanden braucht, der alles abräumt, dann ist man mit Rodnei sehr gut bedient. Was man von Rodnei eher nicht kriegt, ist ein gezieltes und strukturiertes Aufbauspiel. Das gibt sein Fuß nicht unbedingt her, sodass manche Aktion sehr wild wirkt. Trotzdem ist Rodnei sicherlich ein sehr guter Zweitligainnenverteidiger mit besonderem Fokus auf dem Zweikampf, der in Leipzig nicht unbedingt daran scheiterte, dass er sich nicht vernünftig präsentiert hätte, sondern daran, dass er beim Umbruch in der Innenverteidigung und in Bezug auf die Spielphilosophie sowieso nicht die optimale Spielervariante war.
Ähnlich gilt dies für Yordy Reyna, der wie Rodnei nach nur einem halben Jahr RB Leizpig wieder verlässt und künftig bei Red Bull Salzburg glücklich werden soll, wo er bis vor einem Jahr schon spielte. Der erst 21jährige Peruaner lief 13mal im Leipziger Dress auf und schoss dabei ein Tor. Was mehr ist als die beiden Winterneuzugänge Damari und Forsberg zusammen erreichten.
Seine vier gelben Karten verweisen darauf, dass Reyna ein ziemlich schmutziger Stürmer sein kann. Hier mal ein Stoß und dort mal den Gegner unterlaufen. Die unsauberen Aktionen wirken meist nicht sehr schlimm und erklären sich vor allem daraus, dass Reyna mit seinen 1,69 m seinen Mitspielern im Normalfall von der Körpergröße her deutlich unterlegen ist, können aber durchaus eine ordentliche bzw. schwere Wirkung hinterlassen. Letztlich nutzt Reyna dabei aber nur seine Möglichkeiten, um sich im Zweikampf Vorteile zu verschaffen. Weswegen er, wenn man an Spiele wie in Kaiserslautern denkt, sogar als zentraler Stürmer gegen große Innenverteidiger immer für Unruhe sorgte.
Insgesamt ist Yordy Reyna aber eher der Typus zappeliger Egoshooter, der ziemlich perfekt in Kontersysteme passen mag, der aber vergleichsweise ineffizient wird, wenn es gegen tief stehende Veteidigungen geht. Da fehlt ihm dann (bisher) das Verständnis für das Zusammenspiel mit den Kollegen oder der Raum, um mit seinen eigenen Aktionen durchzukommen. Reyna hat sicherlich einiges Talent und ist nicht umsonst peruanischer Nationalspieler. Um sich in Europa auf hohem Niveau durchzusetzen, braucht es aber noch ein, zwei Entwicklungsschritte.
Bliebe noch Omer Damari als letzes aus dem Trio, das im Winter kam und nun schon wieder gehen muss. Nicht unerwartet verlässt der Israeli Leipzig wieder und wechselt vorerst leihweise für ein Jahr zu Red Bull Salzburg. Der Wechsel des für geschätzt 7 Millionen Euro von Austria Wien gekommenen 26jährigen Stürmers ist ein merkwürdiges Missverständnis geworden.
Was insofern erstaunt, da Damari ein hervorragender Fußballer mit feiner Ballbehandlung und gutem Blick für die Räume und Spielsituationen ist. Letzteres zeigt sich auch darin, dass Damari in seiner geringen Einsatzzeit der mit Abstand effektivste Vorbereiter bei RB Leipzig war. Nur vor dem Tor klappte nicht viel. Was einerseits an wenigen Torgelegenheiten lag und andererseits daran, dass auch ein Damari kein Stürmer ist, der auf engem Raum gegen robuste Verteidiger mal eben aus dem Nichts Tore schießt.
Die Zweitligarealität führte eher dazu, dass er sich immer wieder fallen ließ, um Bälle zu sichern und zu verteilen. Eine Rolle, für die er wohl nicht wirklich geholt wurde und für die er eigentlich auch nicht vorgesehen war. Was weiterhin zu dem Verdacht führt, dass man sich bei Damari völlig verscoutet und einen Spieler verpflichtet hat, der von seinen Qualitäten her gar nicht zu dem passte, was RB Leipzig in der konkreten Situation des vergangenen Winters brauchte.
Wobei diese Wahrnehmung auch teilweise davon verstärkt worden sein könnte, dass Damari schon aus einer längeren Erkrankung heraus nach Leipzig wechselte, sich anschließend im Trainingslager sofort verletzte und über die gesamte Rückrunde hinweg immer mal wieder Blessuren mit sich herumtrug. Dass Damari nie richtig fit war und schon deswegen die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte, versteht sich von der Seite her von selbst.
Damari bleibt aber ein großartiger Kicker, der mit seinen Qualitäten aus der vor allem physischen Zweitligamasse deutlich herausstach und bei entsprechender Fitness künftig den Salzburger Anhängern viel Freude bereiten wird. Schade, dass man ihm nicht mehr aus der Nähe bei seiner Ballbehandlung zuschauen kann. Aber angesichts der Art und Weise, wie Rangnick Fußball spielen lassen will und angesichts der Tatsache, dass es keine wirkliche Position für Damari gibt, ist es auch nachvollziehbar.
Nachvollziehbar auch der endgültige Abgang von Clemens Fandrich, der schon im Winter leihweise nach Aue gegangen war, dort überzeugen und fast den Klassenerhalt erreichen konnte und sich nach dem Abstieg für den endgültigen Wechsel zum von Markus Babbel trainierten Schweizer Erstligisten FC Luzern entschied.
Im Winter der Saison 2012/2013 war Clemens Fandrich von der Cottbuser zweiten Liga in die Regionalliga gewechselt. Was dem inzwischen 24jährigen Mittelfeldspieler einige Kritik aus Cottbus einbrachte. Im Nachhinein war der Schritt weg von Energie, wo man selten bei den Profis auf Fandrich setzte, sicherlich nicht falsch. Auch wenn sich die im Schnitt 56 Minuten in 46 Spielen in zweiter Liga, dritter Liga, Regionalliga und DFB-Pokal, die Fandrich in Leipzig bestritt für zwei Jahre Verweildauer auch nicht extrem aussnehmen.
In der zweiten Liga waren es zuletzt gerade mal noch acht Einsätze bis zur Winterpause bei 40 Minuten im Schnitt. Auf der anderen Seite stand noch mal das emotionale Highlight des Siegtors in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Paderborn tief in der Verlängerung.
Clemens Fandrich hat sicherlich viel fußballerisches Talent, das man auch in Leipzig immer wieder aufblitzen sehen konnte. Irgendwie fehlte ihm aber auch immer ein wenig die letzte Konsequenz und Konstanz, um den finalen Durchbruch zu schaffen. Guten Phasen folgten immer auch wieder Phasen, in denen Fandrich untertauchte.
Nach der guten Rückrunde in Aue nun nach Luzern zu wechseln, könnte sich in dem Zusammenhang als perfekter Karriereschritt erweisen. Denn fern der ostdeutschen Fußballherkunft sich in einem anderen Land durchsetzen zu müssen, könnte jene Entwicklungsschritte auf allen Ebenen vom sportlichen bis zum menschlichen ermöglichen, die Fandrich zu einer nachhaltig erfolgreichen Karriere verhelfen.
Mit Matthias Morys hat in diesem Sommer auch ein Spieler den Verein verlassen, der in seinen zwei Jahren in Leipzig wohl so umstritten wie kein anderer Spieler war. Wobei die oft negative Sichtweise des Umfelds auf seine Leistung nicht wirklich dem realen Auftreten von Morys entsprach. Allerdings mag die überkritische Sicht im Umfeld auch eine Reaktion darauf gewesen sein, dass Alexander Zorniger besonders große bzw. zu große Stücke von Morys hielt.
Fakt ist, dass Matthias Morys immer wieder gute Phasen hatte, aber auch immer wieder untertauchte. Das gilt für alle drei Ligen, in denen er wie Fandrich mit RB Leipzig aktiv war. Auch in der zweiten Liga hatte er an der guten Anfangsphase des Vereins seine Aktie, um dann später umso stärker einzubrechen. Dass er als zweitschlechtester Zweikämpfer der Liga aus der Saison geht (und als schlechtester in die Winterpause ging), verweist jedenfalls darauf, dass es Morys in der zweiten Liga enorm schwer hatte, sich durchzusetzen.
Der größte Moment von Matthias Morys im Dress von RB Leipzig war sicherlich die Vorbereitung des Eigentors von Tobias Willers in der Relegation in Lotte, nach dem der Aufstieg in die dritte Liga quasi schon perfekt war. Abgesehen davon überzeugte Morys an guten Tagen mit viel Geschwindigkeit und Blick für den Nebenmann. Der ganz große Torjäger war Morys allerdings nie.
Mit seinem Wechsel zum VfR Aalen hat Morys überraschen können, denn zu vermuten war, dass er der SG Sonnenhof Großaspach treu bleibt. In Aalen, wo Morys 2011 auch schon mal ein halbes Jahr spielte, dürfte der 28jährige allerdings die wesentlich besseren Perspektiven haben, noch mal die zweite Bundesliga anzugreifen als in Großaspach. Wobei man aus der Sicht der Dinge der letzen zweieinhalb Jahre sagen muss, dass Matthias Morys eventuell in der oberen Hälfte der dritten Liga besser aufgehoben ist.
André Luge hatte derweil der eine oder andere vermutlich schon wieder vergessen, da der 24jährige bereits vor einem Jahr nach Elversberg verliehen wurde und im vergangenen Winter nach Zwickau weitergeliehen wurde. In Leipzig tanzte der 24jährige äußere Mittelfelfdspieler zuvor nur ein Jahr. In dem er nicht unbedingt auf Wellenlänge mit dem teamorientierten Alexander Zorniger schwang und entsprechend viel von draußen zuguckte. Sechs Einsätze und ein (wichtiges) Tor standen am Ende in der dritten Liga zu Buche.
Luge gilt als Typ als etwas schwierig und so egozentrisch wie es seine Spielweise als Eins-gegen-Eins-Spieler an der Außenlinie nahelegt. So richtig zurecht kam Luge in seiner Karriere, in die er als großes Talent mit einem Wechsel in den Nachwuchs von Werder Bremen startete, bisher nur beim FSV Zwickau, wo ihn Trainer Torsten Ziegner auf Kurs bringen konnte. In Jena, Leipzig oder Elversberg war sein Erfolg dagegen mehr als überschaubar. In Leipzig machte er dadurch von sich reden, dass er im Dress der zweiten Mannschaft in der sechsten Liga gegenüber dem Kontrahenten mit seinem Drittligagehalt protzte. In Elversberg verscherzte er es sich früh mit dem Trainer, wurde zur zweiten Mannschaft geschickt und später ganz auf die Tribüne gesetzt.
Dass er nun Zwickau verlässt, seinen Vertrag in Leipzig aufgibt und endgültig innerhalb der Regionalliga nach Regensburg wechselt, überrascht etwas, wenn man bedenkt, dass Luge in Zwickau Rückendeckung durch den Trainer hatte, dort immer gut funktionierte und der Verein perspektivisch in die dritte Liga will. In Regensburg droht Luge ähnliches wie auf seinen bisherigen Karrierestationen, nur in einem schöneren (weil neuen) Stadion und bei eher kurzfristigem Wiederaufstiegswunsch. Mal gucken, was André Luge künftig so aus seinem Talent macht. Die Vergangenheit macht nicht wirklich optimistisch.
Was Smail Prevljak betrifft, kann man es auch kurz machen. Mit seinen 22 Minuten im Dress von RB Leipzig zu Beginn der vergangenen Saison kann man nicht wirklich sagen, dass er in Leipzig eine Rolle spielte. Prevljak kam 2013 aus Bosnien-Herzegowina in den Leipziger Nachwuchs, war vor einem Jahr in der Vorbereitung recht treffsicher und spielte sich an den Profikader heran, wechselte aber anschließend kurz vor Schließung des Transferfensters zum FC Liefering, wo er in 17 Spielen 14 Tore schoss und schloss sich in diesem Sommer Red Bull Salzburg an. Nicht undenkbar, dass der 20jährige Mittelstürmer irgendwann mal wieder in Leipzig auftaucht. Dafür muss er sich aber erst mal in Salzburg durchsetzen.
Bliebe als letztes Fabian Bredlow, den manch einer wegen seines Talents, aber auch wegen seiner in jungen Jahren großen Ruhe und Abgeklärtheit schon auf dem Weg zur künftigen Nummer 1 bei RB Leipzig gesehen hatte, der aber nach seinem Jahr beim FC Liefering nun nicht etwa zu RB Leipzig zurückkehrte, sondern in die Nachbarschaft zum Halleschen FC wechselte. Wenn der Hallesche FC nicht inzwischen inoffiziellerweise mit zur Red-Bull-Vereinsfamilie gehört, wird er dann dort wohl auch bleiben und nicht nach einem Jahr wieder nach Leipzig kommen.
Wobei letzteres Teile des Hallenser Ultra-Anhangs gerne hätten, die in der Verpflichtung eines ehemaligen RB-Spielers den ultimativen Verrat an die (bzw. ihre) Vereinsideale sehen. Quasi tatsächlich die Integration des Halleschen FC in die Red-Bull-Familie.
Dass man sich in Halle für die Verpflichtung entschieden hat und diese nun gegen Teile der Anhängerschaft durchzusetzen und den eigenen Spieler zu schützen gedenkt, ist mehr als zu begrüßen. Sowohl im Sinne des Spielers, der mit seinen 20 Jahren ein vergleichsweise großes Torwarttalent ist. Als auch im Sinne des Vereins, der sich in seinen Transferentscheidungen nicht von kleinen Fangruppen, deren Auftreten in der Vergangenheit auch mal dazu führte, dass sie vom Verein mit einem Auftrittsverbot belegt wurden, hereinreden lassen kann.
Letztlich ist es auch eine kleine Form von Kulturkampf, der da in Halle tobt und bei dem die wenigen Ultrapfiffe gegen Bredlow beim gestrigen Testspiel gegen Union Berlin von demonstrativem Beifall des Rests des Publikums übertönt wurden. Ein Kampf um eine Kultur, in der Spieler, die sich für einen Wechsel entscheiden, beim neuen Verein auch freundlich oder zumindest neutral empfangen werden. Gerade wenn sie als ehemalige Nachwuchsspieler ihre ersten Schritte im Männerbereich machen. Also eigentlich eine ganz normale Alltagskultur. Eigentlich.
Bleibt zu hoffen, dass sich Fabian Bredlow von all dem nicht aus der Ruhe bringen lässt, seiner sportlichen Leitung und dem wohlwollenden Teil des Publikums vertraut und in Halle den Weg geht, der bis vor einem Jahr in Leipzig vorgezeichnet schien. Ein Weg, der ihn dauerhaft oberhalb der Regionalliga entlangführt. Auf dem schwierigen Torwartmarkt wären für diesen Weg kurzfristig wohl ein paar Drittliga-Einsatzzeiten gut.
Wobei bei Sumusalo zu bemerken wäre, dass er nicht wie Palacios in die Kaderliste der U23 eingepflegt wurde. Ein Umstand, der auch vermuten ließe, dass man ihm einen Wechsel ebenfalls nahe legt, selbiger jedoch noch nicht zu Stande kam.