32. Spieltag der Bundesliga. Für RB Leipzig einer, an dem man nicht rechnen, sondern einfach nur gewinnen musste, um im Kampf um einen Platz in Europa die eigene Position zu verbessern (und vielleicht sogar noch eine kleine Chance auf die Champions League zu haben). Nach 90 Minuten stand aber eine 0:3-Niederlage beim FSV Mainz 05, die sich in den ersten 25 Minuten überhaupt nicht andeutete und am Ende aber völlig verdient war.
Ralph Hasenhüttl hatte seine Mannschaft gegenüber dem Hoffenheim-Debakel auf vier Positionen verändert. Keita, Upamecano, Kampl und Poulsen kamen ins Team. Konate, Bernardo, Bruma und der gesperrte Forsberg blieben dafür draußen.
In Sachen Formation hatte sich Hasenhüttl mal wieder für was Neues entschieden und ein 4-4-2 mit einer Mittelfeldraute aufgeboten. Lookman durfte den Zehner geben. Kampl spielte teilweise extrem weit rechts draußen, während Keita zentraler aufgestellt war und Demme den Sechser spielte. Aus der 4-4-2-Raute wurde aber auch schnell mal ein 4-3-3, wenn Lookman im Spiel gegen den Ball mit in die vorderste Reihe rückte. Erstaunliches Experiment, in diesem nicht unwichtigen Spiel erstmals auf eine Raute zu setzen. Vielleicht folgte es der vor dem Spiel geäußerten Hasenhüttl-Wahrnehmung, dass Lookman im 4-2-2-2 die Abläufe noch nicht so gut drauf hat und entsprechend in einer freieren Zehnerrolle besser aufgehoben ist.
Auch der FSV Mainz 05 ging mit vier Wechseln in die Partie. Donati, Serdar, Latza und Quaison blieben draußen. Bell, Brosinski, Muto und Baku kamen dafür in die Mannschaft. Insbesondere mit letzterem konnte niemand rechnen, war es doch das Bundesliga-Debüt für den 20-Jährigen. Durchaus mutig, einen solchen Spieler im extrem wichtigen Abstiegskampfsendspiel mal eben in die Partie zu werfen.
Die Partie lief anfangs komplett gegen den FSV Mainz 05, der einigermaßen nervös auftrat und einige Schnitzer einbaute. RB Leipzig übernahm quasi vom Anfang an das Kommando und bestimmte die ersten 25 Minuten mehr oder weniger nach Belieben. Man hatte in diesen 25 Minuten mehr als die Hälfte der Ballgewinne der gesamten 90 Minuten. Man hatte vor allem gute Abläufe nach Ballverlusten, nach denen man die Gegenspieler immer wieder gut zustellte und den Ball schnell und teilweise in sehr guten Feldpositionen zurückeroberte, sodass man einige gefährliche und dazu noch einige potenziell gefährliche Situationen hatte.
Man spielte in dieser Phase die Dinge gut und locker und konzentriert runter. Und verpasste es doch in Führung zu gehen. Poulsen schießt nach zehn Minuten nach Mainz-Fehler und Lookman-Vorarbeit aus zehn Metern am leeren Tor vorbei. Werner schaffte es eine Minute später, 20 Meter lang allein auf Adler im Mainz-Tor zuzulaufen, ihn dann zu umkurven, um dann doch auf der Linie am zurückgeeilten Hack zu scheitern. Zwei Situationen, die ganz gut die Situation der beiden RB-Stürmer illustrierten. Mindestens eine der beiden Chancen muss zwingend ins Tor.
Im Laufe der Zeit findet dann Mainz besser ins Spiel. Das Motto ist klar. Immer wieder Zweikämpfe gewinnen und Läufe in die Tiefe starten und dort den Ball hinspielen. Je länger das Spiel dauert, desto besser gelingt das dann erstaunlicherweise auch. Zuvor bekommt der Gastgeber aber noch einen fragwürdigen Strafstoß, nachdem Klostermann Muto noch vor dem Strafraum eventuell gefoult hatte und Muto dann im Strafraum in Upamecano hineinstürzt. Interessiert de Blasis nicht, der einen schlechten Elfmeter ziemlich flach mittig zum 1:0 versenkt, weil Gulacsi zwar noch dran ist, den Ball aber nicht abwehren kann.
Eine halbe Stunde war bis dahin gespielt und der Spielstand angesichts der Chancenverhältnisse und des Zustandekommens des Elfmeters ein Witz. Was dann in den folgenden 60 Minuten passierte, war aber auch schwer erklärlich. Denn Mainz war von da an das wesentlich besser organisierte und eingestellte und auch gefährlichere Team, das die wichtigen Duelle gewann und defensiv nichts mehr oder nicht mehr viel zuließ.
Dabei kam ihnen entgegen, dass von Seiten von RB Leipzig offensiv auch kaum noch etwas strukturiertes vorgetragen wurde. Man verstrickte sich in Einzelaktionen oder spielte Bälle auf die Außenpositionen, die meist in ihrer Isoliertheit auch nichts anderes konnten als die Kugel in den Strafraum zu schlagen, wo das Geschehen aber auch statisch und wenig überraschend war. 3:1 Schüsse für RB Leipzig gab es bis zum Elfmeter. Von da ab bis zum Schlusspfiff standen dann 15:3 Torschüsse für die Gastgeber in der Bilanz. Und das drückte die Gefahr vor den beiden Toren ganz gut in Zahlen aus.
Schon vor der Pause hat RB Glück, dass man nicht sogar noch ein (angesichts der ersten 25 Minuten) völlig absurdes zweites Tor kassiert. Orban und Upamecano klären da immer wieder in höchster Not. Hack köpft aus bester Position drüber. Keita hat auf der anderen Seite kurz vor der Pause noch mal die Chance auf den verdienten Ausgleich, trifft freistehend den Ball aber nicht richtig und schießt aus halblinker Position links am Tor vorbei.
Das Spiel hättte vielleicht erneut noch mal kurz nach der Pause kippen können, als Bell im Strafraum mit sehr viel Einsatz und Arm in Poulsen reinspringt. Schiedsrichter Dankert schaut sich das ganze draußen am Monitor an und findet dann, dass die korrekte Spielfortsetzung statt Gelb-Rot für Bell und Elfmeter für RB ein Einwurf ist.
Es war vielleicht die letzte, echte Chance von RB Leipzig auf ein Tor in diesem Spiel. Kampl schießt später noch mal knapp am Tor vorbei, aber auch aus nicht günstiger Position. Werner und Augustin verpassen im Strafraum jeweils noch mal Bälle. Aber insgesamt ist es nun Mainz, die immer und immer wieder per Konter Richtung Gulacsi-Tor streben. Und hätten sie die Qualität von Leverkusen und Hoffenheim gehabt, wäre die Partie wohl schon deutlich vor der 85. Minuten entschieden gewesen, so offen agierte die RB-Defensive phasenweise und so wenig engagiert war das defensive Umschaltspiel zu Teilen.
Gulacsi hält in der letzen halben Stunde noch, was zu halten ist und hält damit die Niederlage auch mit im Rahmen (wenn man das bei einem 0:3 überhaupt sagen kann). Gegen die Tore des eingewechselten Maxim und des Debütanten Baku ist aber auch der Ungar machtlos.
Fazit: 25 Minuten dominiert RB Leipzig die Partie nach Belieben, um dann beim ersten Gegenwind einfach umzuknicken und nicht wieder aufzustehen. Wenn man die eigenen Chancen macht, dann läuft das Spiel anders. Wenn der Videoassistent genauer auf die Elfmetersituation schaut, dann läuft das Spiel vielleicht auch anders. Wenn Dankert beim Ellenbogen gegen Poulsen im Strafraum konsequenter ist, dann läuft das Spiel vielleicht auch anders. Aber insgesamt bleiben trotz alledem nach guter bis teilweise sehr guter erster halber Stunde ziemlich desaströse 60 Minuten, in denen bei RB Leipzig in der Gesamtorganisation des Teams in beiden Richtungen des Feldes fast nichts mehr stimmte und man nach vorne ohne Durchschlagskraft bolzte oder sich festdribbelte und man nach hinten den Mainzer Kontern in erschreckender Planlosigkeit hinterherlief. Eine Mannschaft, deren Idee und deren Können einfach so komplett in sich zusammenfallen, weil man ein unglückliches 0:1 fängt. Ein erneute Zusammenbruch vor allem in der Rückwärtsbeweung und im Verhalten in den entscheidenden Zweikämpfen. Was mit RB Leipzig seit der letzten Länderspielpause passiert ist, bleibt ein großes Rätsel.
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Randbemerkung 1: Im Vergleich zur Vorsaison RB Leipzig nach 32 Spielen mit 19 Punkten weniger. Gegen dieselben Gegner wie 2016/2017 holte man in dieser Saison bisher 18 Punkte weniger als im Vorjahr (wenn man die Aufsteiger Stuttgart und Hannover gegen die Absteiger Ingolstadt und Darmstadt tauscht). Macht dann aktuell weiter Platz 6, weil Frankfurt gegen die Bayern-B-Elf chancenlos war. Vor dem Spieltag war für RB Leipzig noch alles zwischen Platz 2 und 11 möglich. Nun beschränkt sich der Optionsraum auf die Plätze 4 bis 11. Die Chancen auf die Champions League sind dank der Niederlage nur noch theoretischer Natur. Selbst Platz 5 ist im Normalfall weg. Faktisch geht es nur noch darum, gegen Frankfurt, Stuttgart, Mönchengladbach und Hertha Platz 6 zu sichern und sich damit die Chancen auf den direkten Einzug in die Europa-League-Gruppenphase zu erhalten (wenn Frankfurt im Pokalfinale verliert).
Randbemerkung 2: Angesichts der letzten Wochen und 15 Gegentoren in den letzten fünf Bundesligaspielen seit der letzten Länderspielpause wird auch Platz 6 absolut kein Selbstläufer. 50 Gegentore sind es nun nach 32 Spielen. Eins mehr als der HSV. Eins. Mehr. Als. Der. HSV! #wirwerdenallesterben
Randbemerkung 3: Offiziell rund 800 RB-Fans mit in Mainz. Im Vergleich zur Vorsaison (wenn man es mit Darmstadt vergleicht) waren das rund 100 mehr am wesentlich günstigeren Spieltermin am Sontagnachmittag (letztes Mal Spiel in der englischen Woche). Insgesamt waren es damit bisher in dieser Saison rund 7.200 Fans weniger bei 16 Auswärtsspielen als gegen dieselben Gegner wie im Vorjahr (die Aufsteiger Hannover und Stuttgart ersetzen die Absteiger Darmstadt und Ingolstadt). Was im Kern an den 5.000 Fans, die diese Saison in Dortmund und den knapp 2.000, die am Montagabend in Frankfurt fehlten, liegt.
Randbemerkung 4: Zwölf Punkte aus neun Spielen gegen die fünf Teams am Tabellenende. Dabei verspielte man in vier Spielen sogar Führungen. Außer gegen den HSV und Wolfsburg verlor man gegen jede der Mannschaften einmal. Und gegen Wolfsburg hat man am Wochenende noch die Chance, eine weitere Niederlage gegen einen Abstiegskandidaten einzusammeln. Wenn man in zwei Wochen die Geschichte der Saison nachzeichnen wird, dann wird es ganz zentral um die Spiele gegen die Abstiegskandiaten gehen, die extrem viel von dem zerstörten, was die RasenBallsporter sich an anderer Stelle aufbauten.
Randbemerkung 5: Zweikampfführung hatte RB Leipzig unter der Woche trainiert. Blaue Flecke gab es dabei, hieß es. So richtig zu sehen war davon in Mainz nicht viel. Gerade in entscheidenden Situationen war es erneut bemerkenswert, wie teilweise naiv sich die RasenBallsportler wegschieben und mit Körpereinsatz an der Grenze des Erlaubten bearbeiten ließen. RB muss ja gar kein giftiges Team a la Ingolstadt werden, aber ein bisschen Körperlichkeit und Zweikampfführung auf Augenhöhe wären dann doch ganz hilfreich.
Randbemerkung 6: 9:1 Schüsse auf das Tor für Mainz 05. 9(!):1(!) (wobei auch noch seltsam ist, dass der eine Schuss von Werner statistisch nicht als abgeblockt zählt, weil er ja eigentlich von einem Spieler von der Linie gekratzt wurde). Bei allem Wohlwollen und Schiedsrichter und was so alles immer mal wieder passieren kann: 9 Schüsse, die zu einem Tor hätten führen können oder führten beim Team, das gegen den Abstieg kämpft. Und 1 Schuss beim Team, das eine allerletzte Chance auf die Champions League hatte. Viel deutlicher können Zahlen nicht sein. (Witzigerweise ist die expected-Goals-Bilanz dank der beiden Großchancen von Werner und Poulsen am Anfang relativ ausgeglichen, wenn man den Elfmeter für Mainz abzieht.)
Randbemerkung 7: Ralf Rangnick bemängelte nach der Partie mangelndes Fingerspitzengefühl bei Schiri Dankert wegen des Platzverweises gegen Keita. Vielleicht hatte er damit auch ein bisschen recht. Vielleicht wollte Dankert sich auch nach dem Pfiff einst bei der Werner-Schwalbe nicht noch einmal was nachsagen lassen. Fakt ist, dass Keita zuvor schon Glück hatte, dass er bei einem Nachtreten mit gelb statt mit naheliegendem rot davon kam (aus Stadionsicht; das Glück bestand vermutlich vor allem darin, dass Keita mit seinem Nachtreten nicht so richtig traf). Dass Keita dann tief in der Nachspielzeit noch mal mit einer Aktion berechtigt gelb ansaugt, ist dumm, aber was den Verlauf des Tages angeht auch konsequent. Damit fehlt Keita gegen Wolfsburg und könnte maximal gegen Hertha noch seine Abschiedsvorstellung für RB geben. Passt irgendwie zu dieser Keita-Spielzeit mit zweimal rot (inklusive Nationalelf) und zweimal gelb-rot. Ist ja aber auch nicht so, dass man das nicht schon vor der Saison hatte voraussagen können..
Randbemerkung 8: Neben Keita wird auch Orban gegen Wolfsburg gesperrt fehlen (fünfte gelbe Karte). Dazu kommen die verletzten Sabitzer und Halstenberg. Viellleicht ja auch noch Laimer. Forsberg ist auch noch gesperrt. Feldspielertechnisch wird es eng. Eigentlich genau die Situation, in der man Nachwuchsspieler heranführen kann. Vermutlich wird dann wieder irgendjemand Alibi-mäßig auf der Bank sitzen wie früher die Frankes, Kühns und Co. Vielleicht lässt man den Platz aber wie in Bremen konsequenterweise auch gleich unbesetzt. Ist ja aber sowieso auch nicht so, dass man sich die Namen bei RB großartig merken müsste.. Wobei Niclas Stierlin offenbar in Mainz mit dabei war (aber nicht im Kader stand). Wäre ein Spieler, der dann gegen Wolfsburg zumindest mal auf die Bank rutschen könnte und der im Winter in einem Testspiel andeutete, dass er mit seinem Raumverständnis im zentralen Mittelfeld durchaus vielversprechend ist.
Randbemerkung 9: Vielleicht das einzig positive am Tag, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Mainz auch kommende Saison in der Bundesliga spielt, größer geworden ist. Von Leipzig aus mit dem Zug ganz gut zu erreichen. Stadion mit einer durchaus recht angenehmen Atmosphäre. Gibt wesentlich schlimmere Auswärtsfahrten als die nach Mainz, auch wenn das Stadion mitten auf dem Feld genauso gewöhnungsbedürftig ist wie die seltsame Sitte, dass die Gästefans vom Stadionsprecher die Aufstellung zum Mitbrüllen vorgelesen bekommen (eine Art von Gastfreundschaft, die ich immer noch eher Quatsch finde).
Randbemerkung 10: Meine persönliche Zündschnur, was Leistungen von RB Leipzig und die Verantwortlichkeit von Trainern angeht, ist eher eine lange. Ich wäre auch mit Oral und Pacult einst noch in eine zweite Saison gegangen, weil ich ihnen zugetraut hätte, in diesen besser abzuschneiden (und ich habe praktisch alle Oral- und Pacult-Heimspiele sehen ‘dürfen’). Und die Zorniger-Trennung war zu jenem Zeitpunkt schlicht absurd. Nach den letzten Wochen mit einem krassen Gegentor-Massaker wird es nun natürlich auch um Hasenhüttl zumindest in der Öffentlichkeit turbulenter. Angesichts der sowieso anstehenden Vertragsgespräche sind da aktuell alle Szenarien denkbar und so ein bisschen fehlt von außen die Phantasie, dass man im Verein noch allseits das 100%ige Vertrauen ineinander hat (auch wenn man genau das immer wieder mal und auch nach dem Mainz-Spiel betont). Wie immer sind Dinge wie Mentalität oder Mannschaftsklima von außen schwer zu bewerten, das müssen die Verantwortlichen schon selber hinkriegen. Fakt ist, dass alles, was da durchdringt, nicht mehr für eitel Sonnenschein spricht und die Außenkommunikation von der besten Truppe und Gemeinschaft aller Zeiten auch schon lange Geschichte ist (hängt ja aber vielleicht auch nur mit dem schlechter werdenden sportlichen Abschneiden zusammen). Wenn man von außen draufschaut, bleiben eigentlich nur zwei Erklärungen. Entweder die Mannschaft spielt auch ein Stück gegen den Trainer (was in ihrer Absolutheit eine Quatsch-Erklärung ist und nur eine unterschwellige Abkehr von der Führung durch den Trainer beschreibt) oder ihre Abläufe stimmen einfach nicht mehr. Bei ersterem könnten da auch Dinge dahinterstecken, die nicht direkt durch den Trainer verursacht werden oder behebbar sind, ohne dass man den Trainer wechselt (Spieler, die die Stimmung vergiften beispielsweise aufs Abstellgleis stellen). Bei zweiterem landet man schon direkter in der Trainerverantwortlichkeit. Fakt ist, dass auf dem Spielfeld nicht allzu viel zusammenpasst. Das sieht man nicht nur im ideenlosen Spiel mit dem Ball, sondern auch darin, dass gegen den Ball oft kein Netz mehr agiert. Sprich, Ballverluste sind nicht mehr abgesichert und führen viel zu oft zu direkten Kontern und Großchancen für den Gegner (da war man eigentlich schon mal viel weiter). Zudem brechen die Laufwerte komplett ein, was für fehlende Motivation des Teams oder für einen schlechten körperlichen Zustand spricht (was beides beunruhigend wäre). Dazu kommen im Detail seltsame Abläufe wie zum Beispiel bei einem Gulacsi, der selbst dann die Bälle in nicht besetzte Räume nach vorn ballert, wenn ihm Spieler in der letzten Reihe anzeigen, dass er sie anspielen soll oder zum Beispiel einem Werner, der sich, wenn es nicht läuft, plötzlich ins Mittelfeld zurückfallen lässt. Der Mannschaft fehlt in ganz vielen Richtungen jede Struktur und vieles vom Verständnis, wie man die Aufgaben als Mannschaft lösen soll. Und wenn man die Struktur mal hat, wie in den ersten 25 Minuten in Mainz, dann reicht ein kleines Ereignis oder ein bisschen Gegenwind, um diese Strukturen komplett in sich zusammenbrechen zu lassen. Dieses Muster hat man in den letzten Wochen so oft gesehen, dass es beängstigen muss, weil es bis zur letzten Länderspielpause und vor allem in der Vorsaison zur großen Stärke von RB gehörte, sich auch gegen Widerstände durchzusetzen und nicht beim ersten Windstoß wegzuknicken. Dass man letzte Saison ein Topteam war, wenn es darum ging, knappe Spiele zu gewinnen, weist in diese Richtung. Wie gesagt, von außen schwer zu beurteilen, was die Ursachen der Probleme sind und ob sie bei einzelnen Spielern oder bei der Trainingssystematik oder bei Trainerideen liegen. Fakt ist, dass man intern recht genau nach den Ursachen suchen muss. Und Fakt ist auch, dass man bei dieser Suche nach den letzten Wochen mit immer wieder auseinanderfallenden RB-Teams auch den Trainer nicht per se aus der Schusslinie nehmen kann. Ich maße mir da von außen kein abschließendes Urteil zu den internen Abläufen und Gründen für die letzten Wochen an. Von dem ausgehend, was man auf dem grünen Rasen sieht, gibt es da in Sachen Spielstrukturen und Auftreten und fehlender Weiterentwicklung (bzw. eher Rückentwicklung) aber einiges, was im Normalfall in den Verantwortungsbereich des Trainers bzw. des Trainerteams fällt.
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Lichtblicke:
- Ademola Lookman: Hatte in seinen reichlich 60 Minuten (auch bei weitem nicht fehlerfreien) Spielminuten guten Zug zum Tor und versuchte immer wieder seine Mitspieler in Position zu bringen. Spielte einen Zehner in einer Raute und genoss die Freiheiten, die er hatte. Warum der auffälligste RB-Spieler der Partie nach reichlich 60 Minuten vom Platz musste, erschloss sich nicht so richtig, weil man bei ihm immer das Gefühl hatte, dass er noch eine entscheidende Aktion in Petto hat, die zu einem Tor führt.
- Diego Demme: Bis in die Nachspielzeit hinein immer bemüht um Spielstruktur und Arbeit gegen den Ball. Wie schief das RB-Spiel taktisch lief, sah man irgendwann daran, dass Demme anfing in freie Räume zu dribbeln, während sich um ihn rum nichts bewegte. Dass das nicht sehr erfolgsversprechend sein kann, versteht sich von selbst. Dass man es Demme hoch anrechnen muss, dass er auch bis in die deprimierende Nachspielzeit hinein versucht, das Bestmögliche herauszuholen, versteht sich ebenso von selbst.
- Stefan Ilsanker: In der ersten Halbzeit ein sehr guter Rechtsverteidiger, der seine Seite im Griff hatte und sich dort gut im Zweikampf und sehr präsent zeigte. Machte da seine Sache sehr gut und offensiv das Spiel breit, auch wenn keine entscheidenden Aktionen von ihm kamen. In der zweiten Halbzeit agierte er dann aber angepasst an sein mannschaftliches Umfeld. Immerhin stimmte auch nach der Pause der Einsatz bis zum Schluss.
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Tore: 1:0 de Blasis (29./ FE), 2:0 Maxim (85.), 3:0 Baku (90.)
Gelb-Rot: Keita (90. + 5)
Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Ilsanker, Orban, Upamecano, Klostermann – Demme – Kampl, Keita – Lookman (64. Bruma) – Poulsen (64. Augustin), Werner; Bank: Mvogo, Konaté, Schmitz, Kaiser; Nicht im Kader: Halstenberg, Sabitzer, Laimer (alle verletzt), Forsberg (gesperrt), Köhn, Coltorti
Aufstellung Mainz 05: Adler – Brosinski, Bell, Hack, Diallo – Gbamin, de Jong (83. Maxim), Baku – Öztunali (71. Holtmann), Muto, de Blasis (80. Onisiwo)
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Durchwachsene Spielleitung. Einige taktische Fouls der Mainzer im Mittelfeld nicht mit Karten geahndet. Dafür Poulsen direkt in der ersten Aktion gelb gezeigt, wo es eher ein Zusammenprall als tatsächlich ein Ellenbogeneinsatz war. War lange im Ermahnmodus (de Blasis!), bevor er Keita dann kurz vor dem Schlusspfiff dann doch konsequent vom Platz stellt. 24 Fouls durften die Gastgeber begehen und bekamen dafür eine gelbe Karte (die zweite resultierte wohl eher aus einer Rudelbildung). Bemerkenswert auch der Einsatz des Videobeweises bzw. des Videoassistenten. Beim Elfmeter zum 1:0 gab es seitens des VAR keinen Einspruch, auch wenn das eigentliche Foul außerhalb des Strafraums stattfand (vermutlich weil er der Meinung war, dass es wegen eines leichten Körperkontakts von Upamecano im Strafraum gegen den schon fallenden Muto keine klare Fehlentscheidung war). Bei einem Foul an Poulsen im Strafraum schickte der VAR dann Dankert in der zweiten Halbzeit an den Monitor. Dort war dann Dankert nicht der Meinung, dass man einen Ellenbogen gegen Poulsen als Strafstoß und mit Gelb-Rot gegen Bell ahnden sollte. Zwei Videobeweis-Entscheidungen, die sehr ungünstig für RB Leipzig verliefen und bei denen eine jeweils andere Entscheidung (Freistoß statt Elfer für Mainz und in der zweiten Hälfte Elfer für RB) naheliegender gewesen wäre. Kam zum gebrauchten Nachmittag noch oben drauf. Um es klar zu sagen: Ich würde beide Videobeweis/ VAR- Entscheidungen für falsch halten. Auch wenn das RB-Spiel ab Minute 30 schlecht war und das dabei nicht untergehen darf, geht das durchaus als spielmitentscheidend durch.)
Gelbe Karten: Bell, Maxim | Orban (5.), Poulsen (1.)
Zuschauer: 30.083 (davon 800 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, M05-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht
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- Torschüsse: 16 : 6
- Torschüsse innerhalb des Strafraums: 9 : 5
- Schüsse auf das Tor: 9 : 1
- gewonnene Zweikämpfe: 51,3% : 48,7%
- Ballbesitz: 42,1% : 57,9%
- Passquote: 72,9% : 80,5%
- Laufstrecke: 111,5 km : 106,7 km
- Sprints: 219 : 206
- Intensive Läufe: 588 : 508
- Fouls: 24 : 9
- Ecken: 7 : 8
- Abseits: 2 : 1
- Meiste Torschüsse: Baku, Gbamin: je 4 – Keita, Poulsen: je 2
- Meiste Torschussvorlagen: Muto: 4 – Lookman – 2
- Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Hack: 73,1% – Kampl: 66,7%
- Meiste Ballkontakte: Brosinski: 55 – Demme: 95
- Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): de Jong: 95,0% – Klostermann: 88,9%
- Größte Laufstrecke: Baku: 11,2 km – Demme: 11,4 km
- Meiste Sprints: Gbamin: 37 – Ilsanker: 29
Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com
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Saisontorschützen: Werner – 11; Augustin, Keita – je 6; Poulsen – 4; Sabitzer, Orban, Bruma – je 3; Halstenberg, Forsberg, Lookman, Upamecano – je 2; Klostermann, Bernardo; Kampl – je 1
Saisonvorlagengeber: Werner – 8; Sabitzer – 7; Keita – 5; Augustin – 4; Kampl, Forsberg, Demme, Poulsen, Lookman – je 3; Halstenberg, Bruma, Laimer – je 2; Bernardo, Ilsanker – je 1
Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Kampl, Demme – je 10; Keita – 8; Sabitzer, Upamecano – je 7; Forsberg, Laimer – je 6; Ilsanker, Bruma, Bernardo – je 5; Halstenberg, Klostermann – je 4; Werner, Poulsen, Gulasci, Augustin – je 2; Orban – 1
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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche
Danke für den Bericht! Tust einem ja fast leid, denn eigentlich fehlen einem ja die Worte. Stimme Deinem ersten emotionalem Statement von gestern voll zu: So sinnlos!
Leistung und Einstellung der Mannschaft: Sinnlos.
Schiri und VAR: Sinnlos.
Zu Randb. 2: Der HSV wird es wieder schaffen: Sinnl…
Zu Randb. 10: Man ist sich bestimmt schon mit Marco Rose einig und RH weiss das. Wär zumindest möglich. Und meiner Meinung nach auch überhaupt nicht sinnlos.
Der VAR muss weg!
Glück gehabt, wir haben schon die rettenden 40 Punkte.
In der jetztigen Verfassung, würden wir sportlich ein Kandidat für den Abstieg sein.
Fangen wir die neue Saison 18/19 so an, wie die letzten 5 Punktspiele, dann GUTE-NACHT-MARIE!
Doch jede sportliche Krise hat auch sein Gutes.
Daher, bitte nicht falsch verstehen, wäre mir ein NICHT-INTERNATIONALER-PLATZ kein Beinbruch.
Im Gegenteil, die Insel-Träumer können sich wieder auf den Liga-Alltag konzentrieren, die Dreifachbelastung fällt weg, Gehaltserhöhung ist ein Fremdwort, da bleibt nur noch der Schiedsrichter und der VAR. Und die Leistungssportler-Nicht-Phrase: „Vor 5 bzw. 6 Jahren waren wir noch in der Regionalliga.“
Was ich mir für die letzten zwei Spiele wünsche: „Geht’s raus und spielt Fußball!“
So einfach wie “Geht raus und spielt Fußball!” wird es leider nicht werden, die Mannschaft für die letzten zwei Spiele auf die Erfolgsspur zurückzubringen. Gerade kommt sehr viel zusammen. Was bei Trainer und Mannschaft zu spüren ist, ist eine totale mentale Erschöpfung, die sich dann auch körperlich auswirkt. Die ersten 20 min ist man noch willens, ein gutes Spiel abzuliefern, aber wenn dann der Rückschlag mit teilweiser Hilfe des Schiris kommt, dann bricht alles zusammen. Man kann nur versuchen, halbwegs seriös in die Sommerpause zu kommen und dann für nächste Saison vollkommen neu zu planen. Insbesondere muss man wieder ein eingeschworenes Team von Mannschaft und Trainer hinkriegen. Hervorragende Einzelspieler genügen dafür nicht, sie müssen Mannschaftsspieler sein und ein paar Leitwölfe.
Randbemerkung 10 absolut richtig.da steht keine Mannschaft mehr auf dem Platz ,Laufbereitschaft unterirdisch ,man begleitet nur noch das Spiel ,selbst mit Führung hätten wir, wie schon oft in letzter Zeit verloren.Aber selbst der Trainer hat sich wahrscheinlich schon aufgegeben,sonst würden nicht immer die selben Phrasen und Durchhalteparolen ausgegeben werden.
Es wäre an der Zeit jetzt mal junge Leute einzubauen ,die vielleicht noch Bock auf Fussball haben.
Genau
Vor allem, wenn er wenigstens ordentlich arbeiten würde.
Nun folgte in Mainz beim Abstiegskandidaten die nächste Klatsche, obwohl die Leipziger dort einen hoffnungsvollen Start hatten, nur die riesengroße Chancen einfach nicht nutzen konnten. Dann kippte das Spiel, bei dem durch das dumme und völlige unnötige Frust-Foul in der letzten Minute vom seit längerer Zeit scheinbar nur noch zur Hälfte der Leipziger Mannschaft angehörige Keita der absolute negative Höhepunkt war, der dadurch sich auch von seinem Heimpublikum nicht mehr würdig verabschieden kann! Das eigentliche Saisonziel von „RaBa“, ein CL-Platz, und damit für Keitas Wechsel ein paar Millionen € mehr, dürfte somit in weite und unerreichte Ferne gerückt sein!
Wie es immer in ähnlichen Fällen so ist, streiten sich nun die Geister, wer für diese missliche Lage die Verantwortung zu tragen hat. Nach nach der herben „2:5 – Heimniederlage gegen Hoffenheim brannten bei den beiden Vorgesetzten von Trainer Hasenhüttl leider die Sicherungen durch und beendeten vorerst die schon lange schwelenden Diskussionen über dessen Verbleib, der bis 2019 vertraglich garantiert ist, doch durch andere frei werdende Trainerposten bei verschiedenen Bundesligavereinen auch eine Änderung durchaus für möglich erscheint. Auch der Trainer selbst haderte natürlich besonders mit seinen Defensivkräften, die aufgrund der verschiedenen Personalwechsel durch Verletzungen, Undiszipliniertheiten und damit verbundenen Sperren oder Formschwankungen mehr Tore zuließen als z. B. der Abstiegsanwärter HSV. Aber auch vorn lief in letzter Zeit nicht viel zusammen, wo die für andere Vereine interessanten Spieler nicht viel auf die Schippe brachten. Somit kann man für die beiden letzten Spiele gegen Wolfsburg, das plötzlich mit einem Bein schon im Abstiegssumpf steckt und gegen die „Alte Dame“, Hertha BSC nicht zu optimistisch sein…….
Der vermeintliche zukünftige Bayern – (oder sonstwo) Sportverantwortliche Hasenhüttl, der eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit seinen Leipzigern vorerst vermied, wurde nach den letzten Rückschlägen praktisch dafür bestraft, in dem die Verhandlungen nun „auf Eis“ liegen. Das lange Zeit vorherrschende Vertrauensverhältnis untereinander verwandelte sich nach und nach in ein „Schmierentheater“, das an den den Spielern nicht so einfach vorbeigegangen sein dürfte. Die Ursache der stark abgefallenen Leistungen sind demnach leicht auszumachen!
Nun scheint der heimliche und alleinige Macher des Leipziger Clubs, R. Rangnick, nach längerem Aufwind, doch auch ungewöhnlichen Entscheidungen, einen kleinen persönlichen sportlichen Rückschlag zu erhalten. Bleib abzuwarten, was sein unterstellter Trainer R. Hasenhüttl, am kommenden Wochenende bei dem Besuch im „Sportstudio“ des ZDF zu sagen hat……
Vielleicht waren auch die Stadionausbaupläne etwas zu vorzeitig und der Rückzug der U- 23 ein riesiger Fehler!
Dankert hatte wohl den Auftrag den Schwalben-Nicht-Pfiff zu korrigieren, auf seine Art.
Das wir das Spiel verloren haben, geschenkt.
Aber mein Glas Pro VAR neigt sich nun mittlerweile sehr stark Richtung Contra.
Vielleicht, na ja hoffe und wünsche es mir, hast Du am Ende der Saison Lust und Zeit einen Blogbeitrag dazu zu schreiben, wo es um Entscheidungen bei Spielen unter RBL Beteiligungen geht.
Zum Spiel inkl. Randbemerkungen und Lichtblicke hast Du mal wieder alles richtig analysiert.
Danke.