2.Bundesliga: RB Leipzig vs. TSV 1860 München 2:1

Leipzig gegen 1860 München. Das war das Duell zweier Teams, die sich beide vor allem über ihre Ausfallliste definierten. Bei den Münchenern sind es vor allem Langzeitverletzte gewesen, zu denen sich noch Kai Bülow und Maximilian Beister gesellten. Vor allem ersterer war ein herber Verlust bei den Löwen. Bei RB Leipzig legte es neben Halstenberg und Ilsanker vor allem fast die komplette Offensive flach. Poulsen gesperrt, Sabitzer und Kaiser vergrippt, dazu auch Selke krankheitsbedingt erstmal nur auf der Bank. Drei von vier Stammoffensivkräften der letzten Spiele raus.

Das ist selbst für ein Team wie RB Leipzig nur schwerlich aufzufangen. Nominell hatte man mit Quaschner und Bruno durchaus noch Waffen in der Hinterhand. Für ein eingespieltes Team reicht das aber bei weitem nicht. Wenn man in den Offensivabläufen vielleicht einen oder zwei Spieler ersetzen muss, dann geht das schon nicht ohne Reibungsverluste, eine bis auf Forsberg komplett neue Offensive aufs Feld zu bringen, ist da noch mal eine ganz andere Nummer.

Angesichts der vielen Ausfälle von Stammkräften wurde die Aufstellung von RB Leipzig ein Puzzlespiel, das Ralf Rangnick mit einer überraschenden Wendung abschloss. Atinc Nukan durfte von Beginn an auflaufen und die vielen Fragezeichen vor dem Spiel, ob das nun auf eine Dreierkette mit Orban, Compper und ihm hinausläuft oder ob man Nukan als überraschendes Kopfballmonster in den Sturm beordert, lösten sich dahingehend auf, dass er den alleinigen Sechser spielen durfte. Was zumindest bedeutete, dass im Umkreis von 20 Metern um seine Position für die Gäste fast kein Kopfballduell zu gewinnen war. Und auch ansonsten machte der Türke, dem die Schiedsrichter Luftduelle oft einfach wegen seiner Größe abzupfeifen scheinen, auf einer ungewohnten Position seine Sache ganz gut.

Geändert wurde bei RB Leipzig auch die Formation zu einem 4-1-4-1, in dem Demme und Khedira die Achter vor Nukan spielten. Vor allem Demme fiel situativ immer wieder in eine tiefere Verteidigungsposition. Ob gewollt oder einfach nur aus Gewohnheit heraus darf man sich zumindest fragen.

Im Spielaufbau fiel Nukan oft zwischen Orban und Compper zurück. Wodurch dann tatsächlich eine Innenverteidiger-Dreierkette entstand. Was aber auch Marvin Compper die Möglichkeit des einen oder anderen Offensivausflugs gab, weil eine positionsgetreue Absicherung da war. Auch Diego Demme oder Massimo Bruno fielen immer wieder auf Außenverteidigerpositionen zurück, um Spielaufbauaufgaben zu übernehmen.

Dass das alles gerade im vorderen Drittel, aber auch in der Gesamtorganisation neu und bunt zusammengewürfelt war, konnte man in der ersten Hälfte durchaus an einigen Stellen sehen. RB Leipzig machte das trotz der geringen Anzahl echter Offensivkräfte (mit Quaschner, Bruno und Forsberg waren es nur drei statt vier oder gar fünf wie sonst) ingesamt gar nicht schlecht und erspielte sich einige Chancen. Vor allem über Standards sorgte man immer wieder für Gefahr. Es blieben aber auch einige Ballverluste im Mittelfeld und ein paar Unabgestimmtheiten und Wackler in der Rückwärtsbewegung, die die Gäste immer wieder ins Spiel brachten.

1860 seinerseits war mit der harmlosen Mannschaft aus dem Hinspiel, als man selbst nicht so richtig wusste, wie man eigentlich zu dem 2:2 gekommen war, nicht mehr zu vergleichen. Man nutzte immer wieder die Räume im Mittelfeld, ließ den Ball laufen und sorgte dadurch für einige Arbeit für die RB-Verteidigungskette. Zwischenzeitlich gab es Mitte der ersten Halbzeit mal eine Phase, in der die Gäste komplett für zehn Minuten die Kontrolle über die Partie übernommen zu haben schienen.

Tore resultierten daraus für die Gäste aber nicht, weil man es am Strafraum nicht wirklich verstand, in gute Schussposition zu kommen. Zwei richtig gute Gelegenheiten hatte man im Endeffekt in der ersten Halbzeit. Einmal schoss Gulacsi nach miesem Jung-Rückpass Mölders an, von wo der Ball an den Pfosten klatschte. Bei der zweiten Chance verarbeitete Mölders einen Pass von rechts ziemlich freistehend vor Gulacsi nur zu einem recht harmlosen Schüsschen, den sich der ungarische Keeper sicher schnappen konnte.

Matchwinner gegen den TSV 1860 München - Lukas Klostermann feiert sein erstes Saisontor, das wichtige 2:1 gegen den TSV 1860 München | GEPA Pictures - Kerstin Kummer

Auf RB-Seite war die Anzahl der hochkarätigen Chancen etwas höher. Ins Tor wollte der Ball trotzdem nicht. Compper köpfte früh nach Standard aus Nahdistanz am Tor vorbei. Demme knallte einen Fernschuss an die Latte und war so nah wie noch nie an seinem ersten Tor im Männerbereich (wofür Ralf Rangnick vor dem Spiel sogar eine Prämie ausgelobt hatte). Orban setzte wiederum einen Kopfball nach Standard an die Latte. Und Forsberg versuchte sich auch in Torschüssen. Bei allerdings ordentlicher Streuung.

Dass das Spiel mit einem 0:0 in die Pause ging, war angesichts der Chancen von RB Leipzig und angesichts einiger guter Räume, die 1860 in der RB-Hälfte vorfand, durchaus erstaunlich. Eigentlich war es ein lebhaftes Spiel mit verteilten Rollen, in denen beide Teams mindestens ein Tor hätten machen können.

Die zweite Halbzeit sollte noch ein Stück lebhafter werden. Ohne Wechsel ging es los. Und Fahrt nahm die Partie sofort wieder auf. Schiedsrichter Kampka verweigerte zuerst auf der einen Seite den folgerichtigen Pfiff nach einem Handspiel im 1860-Strafraum. Und in die Aufregung und Unordnung nach dem Nicht-Elfmeter hinein setzte 1860 einen Konter, bei dem sich Compper von Mölders abkochen ließ, weil er den Körper nicht zwischen Ball und Gegner bekommt, was der Löwen-Stürmer dankend annahm und zum umjubelten 1:0 für die Gäste einschoss.

Das traf natürlich mitten ins Herz der Gastgeber, denen man anmerkte, dass sie sich erst mal schütteln mussten. Doch mit der Unterstützung des intensiver und lauter werdenden Publikums und mit dem eingewechselten Selke erhöhte man den Druck nach einer knappen Stunde deutlich und mit einer spürbaren Portion Wut im Bauch. Gegen die entsprechende Wucht des RB-Spiels hatten die Gäste nun für zehn Minuten gar nichts mehr entgegenzusetzen. Angriff auf Angriff, Standard auf Standard rollte Richtung 1860-Tor.

Folgerichtig nach diversen Chancen das befreiende 1:1, auf das das ganze Stadion hingefiebert hatte und für das Davie Selke verantwortlich war. Bruno hatte einen Standard aus dem Halbfeld nicht wie üblich in den Strafraum geschlagen, sondern flach auf die linke Seite zu Compper. Der Innenverteidiger betätigte sich als Flankengott, den die Gäste nicht auf der Rechnung hatten und legte den Ball auf Selkes Kopf. Und Selke legte den Ball ins Tor, als täte er Woche für Woche nichts anderes. Dabei traf der Stürmer vor knapp vier Monaten das letzte Mal.

Danach beruhigte sich das Spiel wieder ein wenig nach der Energieleistung der Gastgeber, wobei der Druck auf das Gästeteam hoch blieb. Bei nicht mehr ganz so hoher Intensität. Das verdiente 2:1 fiel trotzdem und stand vielleicht prototypisch für das Spiel in der zweiten Halbzeit. Demme bereitet mit einem schönen Lupfer in den Lauf von Klostermann vor und der nagelt den Ball mit aller Wucht und Wut, die sich im Laufe des Spiels über Rückstand und vielleicht auch Schiedsrichter angestaut hatte, an Ortega vorbei (der aus irgendeinem Grund wie angewurzelt in seinem Tor stehen bleibt, anstatt herauszukommen) ins Tor.

1860 gefiel auch in der Schlussviertelstunde nach dem Rückstand durch den Versuch, sich spielerisch zu wehren. Doch hier eine Hereingabe, die knapp keinen Abnehmer fand, dort fehlender Mut zum Abschluss und da ein Vorbeisegeln am Standard und es blieb halt bei dem nur einen Tor, was eine Niederlage bedeutete. Auf der anderen Seite verpassten es die RasenBallsportler den entscheidenden Konter zu fahren, weil man nicht immer mit der nötigen Ruhe agierte oder Quaschner abgeblockt wurde oder Forsberg den Pass auf Selke einen Tick zu spät spielte, sodass der Stürmer im Abseits stand.

Insgesamt stand am Ende ein verdientes 2:1 auf der Anzeigetafel, das durch den Spielverlauf zu einem emotionalen Sieg wurde. Beeindruckend vor allem die Tatsache, wie man sich nach dem Rückstand zusammen mit dem Publikum aus der misslichen Lage befreite und trotz neu zusammengewürfeltem Team den Gegner mit enormer Wucht bespielte bzw. bekämpfte. Diesen Sieg wollte man natürlich schon vor dem Spiel, aber diesen Sieg wollte man spätestens nach dem 0:1 noch viel mehr und ganz unbedingt. Und genau das sprang als Funke vom Publikum aufs Team und zurück (oder vom Team aufs Publikum und zurück, aber das wäre eine Henne-Ei-Debatte).

Es war ein enorm wertvoller Sieg. Nicht nur iin Bezug auf die Tabelle, sondern auch wegen der Art und Weise, wie er errungen wurde. Man darf zwar nicht vergessen, dass hier zwei deutlich ersatzgeschwächte Teams aufeinandertrafen und eben nicht nur RB ersatzgeschwächt antrat, aber die Grundsituation, von einer Woche zur anderen quasi die komplette Stammoffensive ersetzen zu müssen und dann noch in Rückstand zu geraten, war psychologisch alles andere als ideal. Doch man hat die Situation gelöst und das ist für das Grundverständnis und Selbstvertrauen des Teams bis runter zur Nummer 20 ein enorm wichtiges Erfolgserlebnis.

Fazit: Ein verdienter Sieg für RB Leipzig, der aber bis zum Abpfiff nie als sicher gelten durfte. 1860 verkaufte sich über weite Strecken des Spiels sehr gut und trat als gefestigte Mannschaft auf, die nach spielerischen Lösungen sucht, der aber am Strafraum die letzte Durchschlagskraft fehlte. Die RasenBallsportler erkämpften sich die drei Punkte trotz vieler Ausfälle und Kaderumbauten ab der 55. Minute mit unheimlicher Wucht, der die Gäste dann phasenweise nichts entgegenzusetzen hatten. Ein Spiel mit nicht immer stabilen Defensivformationen, aber mit ordentlichem Tempo, hohem Unterhaltungswert und positivem Ende für die Gastgeber.

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Randbemerkung 1: Sehr feines Gespür, das das Publikum an diesem Tag bewies. Gerade nach dem 0:1 noch mal und mit neuer, größerer Energie hinter dem Team zu stehen und es nach vorn zu peitschen, war großer Sport und ein prima Signal an die Mannschaft, der man anmerkte, dass sie in neuer Formation alles geben will, auch wenn spielerisch nicht alles klappt und der das Publikum genau dieses Wollen durch Support zurückgeben wollte. Die Vehemenz, mit der man nach dem Rückstand zusammen mit der Mannschaft den Gegner überrollte, sieht und hört man in der Red Bull Arena so ja auch nicht jeden Tag. “So muss das sein.”, meinte Ralf Rangnick nach dem Spiel in Bezug auf diese Wechselwirkung. Wer wollte ihm da widersprechen.

Randbemerkung 2: 25.000 Zuschauer am 26.Spieltag in einer Saison, in der man den Bundesligaaufstieg anpeilt und sehr gut im Rennen liegt. Irgendwie ist es schon auch ein bisschen merkwürdig, dass die Euphorie um den Club (noch) nicht stärker durchschlägt (vor allem wenn man an so etwas wie die auch schon 25.000 Zuschauer am 6.Spieltag gegen Paderborn nach durchwachsenem Saisonstart noch auf Platz 5 stehend denkt). Auch dass nach heutigem Stand weniger Fans zum möglicherweise vorentscheidenden Spiel im Aufstiegskampf an einem Sonntag ins recht nahe Nürnberg fahren, als an einem Freitagabend ins deutlich weiter entfernte Hamburg fuhren, geht wohl irgendwie als skurrile Randerscheinung durch. Schwer erklärbar sind sie manchmal, die Wege, die das Zuschauerinteresse so nimmt.

Randbemerkung 3: Quaschner erstmals in der Startformation. Nukan erstmals seit Dezember, Bruno erstmals seit Anfang November wieder von Anfang an dabei. Hierländer und Strauß erstmals seit August wieder im Kader. Touré und Diawusie mit ihrer Kaderpremiere. Dass die Partie gegen 1860 keine normale war, konnte man an der Besetzung gut erkennen. Man hat sich in der Winterpause entschieden, den Kader nicht noch mal zu verstärken, sondern eher auszudünnen und der Jugend eine Chance zu geben und das ist dann halt das Resultat, falls mal ein paar Stammspieler ausfallen. Ein Resultat, mit dem man grundsätzlich ganz gut leben kann, weil es bedeutet, dass Spieler einen recht kurzen Weg haben, im Profiteam Verantwortung übernehmen zu dürfen. Das ist gerade für die Nachwuchsspieler ein gutes Signal. Dass Touré seine Profipremiere in einem noch nicht entschiedenen, sehr wichtigen Spiel feiern durfte, ist eine großartige Erfahrung für den 17(!)jährigen. 6529 Tage war Touré bei seinem Debüt alt, nur zwei Tage älter als der Karlsruher Marvin Mehlem, der am 6527. Tag seines Lebens im vergangenen Juli erstmals in der zweiten Liga auflief, bei seinem Debüt war. Schade, dass der Einwechslung von Stürmer Agyemang Diawusie (gerade 18 geworden) ein abzuwartender Standard für 1860 und dann der Schlusspfiff zuvor kam. So richtig zu ärgern, schien ihn das aber nicht. Schon das Signal, überhaupt zur Einwechslung auserkoren zu sein, schien ihm ein gutes gewesen zu sein.

Randbemerkung 4: Der Schlusspfiff beendete auch die makellose Bilanz in Sachen Einwechslungen. Bisher hatte Ralf Rangnick in jedem Spiel dreimal gewechselt. Diesmal hatte er nur zweimal geschafft. Dass man das Wechselkontingent bei RB eigentlich immer komplett ausschöpft, liegt natürlich auch an der Breite des Kaders, dem man auch breitestmöglich Einsatzzeit verschaffen will. Dass man diesmal Touré erst sehr spät brachte und Diawusie in der Nachspielzeit bringen wollte, zeigt dann eben auch, dass die Breite des Kaders gegen 1860 nicht so wie im Normalfall war. Da auch Karlsruhe heute nur zweimal wechselte, bleibt nur noch der FSV Frankfurt als Team übrig, wo bisher in jedem Spiel dreifach gewechselt wurde. Tomas Oral, Wechselgott..

Randbemerkung 5: 24 Torschüsse hatte RB Leipzig. Eine mehr als überdurchschnittliche Zahl von 21 davon innerhalb des Strafraums. Dass nur drei Bälle aber auch auf bzw. in das Tor von Gäste-Keeper Ortega gingen (plus zweimal Alu), zeigt aber auch deutlich, wo die Säge im Offensivspiel klemmte. Die Streuung beim Torabschluss (Forsberg!) war schon enorm und erschwerte das Fußballleben ungemein.

Randbemerkung 6: Schon verrückt dieses Aufstiegsrennen, in dem sich niemand eine Blöße geben will und Leipzig, Freiburg und Nürnberg im Gleichschritt durch die Wochen marschieren. 59 Punkte reichten Darmstadt letzte Saison, um Platz 2 zu belegen. In dieser Saison könnte es passieren, dass man mit irgendwas nahe an den 70 Punkten nur Dritter wird. Nürnberg mit ihrer Physis und Durchschlagskraft. Freiburg mit ihrer offensiven Spielkultur. Leipzig mit dem wohl ausgeglichensten Team. Jede Mannschaft verfügt über Qualitäten, die es möglich machen, dass sie auch in den letzten acht Spielen noch viele Punkte einsammeln. Mal sehen, was sich daraus für ein Saisonfinale strickt.

Randbemerkung 7: Nicht unwesentlich für das Saisonfinale ist das Spiel zwischen Nürnberg und Leipzig am Sonntag. Das letzte Spiel der Top3 untereinander. Entsprechend kommt der Partie ein wegweisender Charakter zu. Gewinnt RB Leipzig kann man den Aufstiegssekt schon kaltstellen. Gewinnt Nürnberg, folgt ein komplett offenes Rennen an der Tabellenspitze. Nennt man Crunchtime..

Randbemerkung 8: Elfmal geriet RB Leipzig im Saisonverlauf schon in Rückstand. Nürnberg, Freiburg und St. Pauli passierte das allesamt seltener. Viermal, also in reichlich einem Drittel der Fälle, gelang am Ende noch ein Sieg. Kein anderes Team der zweiten Liga dreht häufiger Spiele. Dreimal stand am Ende ein Unentschieden. Viermal gelang es nicht mehr vom Rückstand zurückzukommen. Man verliert also nur 36% der Spiele, in denen man mal in Rückstand liegt. Kein anderes Team der Liga verliert prozentual gesehen seltener nach Rückstand. Nürnberg kommt Leipzig noch am nächsten und verliert auch nur 40% der Spiele, bei denen sie zwischendurch im Rückstand lagen. Man kann angesichts der Zahlen durchaus von einer Qualität sprechen, die RB Leipzig da hat. Spricht auch dafür, dass man Lösungen hat, einen aufs Verteidigen fokussierten Gegner zu bespielen.

Randbemerkung 9: Im Vergleich zur Vorsaison RB Leipzig mit 19 Punkten und elf Toren (Tordifferenz) mehr nach dem 26. Spieltag. Gegen dieselben Gegner wie in den ersten 26 Spielen holte man diese Saison 18 Punkte mehr als im Vorjahr (wenn man den schlechtesten Aufsteiger Darmstadt durch den schlechtesten Absteiger Paderborn, Ingolstadt durch Freiburg, Aue durch Bielefeld und Aalen durch Duisburg ersetzt). Und in den neun Spielen der Rückrunde hat man sieben Punkte mehr geholt als in den Hinrunden-Spielen gegen dieselben Gegner.

Lichtblicke:

  • Diego Demme: Überragender Spieler auf dem Platz. Man kennt ihn schon als Dauerläufer. Dass er zusätzlich auch noch offensive Verantwortung übernimmt und immer wieder die freien Räume sieht und bespielt, ist vergleichsweise neu. Bei Abwesenheit vieler Offensivkräfte das zentrale Momentum im RB-Spiel. Kimmicheske über 100 Ballkontakte unterstreichen das nur. Schöne Vorbereitung zum 2:1. Pech gehabt bei einem Lattenkracher aus 20 Metern. Schade, dass er wegen einer Gelbsperre ausgerechnet in Nürnberg ausfallen wird.
  • Emil Forsberg: War in Abwesenheit von Kaiser und Sabitzer der entscheidende Mann, um im Offensivspiel Bälle zu halten und in Eins-gegen-Eins-Situationen Räume zu öffnen. Machte dabei sehr viel richtig und beschäftigte den Gegner gut. Nur der Torabschluss wollte gegen 1860 überhaupt nicht gelingen.
  • Marvin Compper: Es mag merkwürdig erscheinen, jenen Spieler zu wählen, der im zweiten Spiel in Folge direkt am Gegentor zum 0:1 beteiligt war. Aber abgesehen von diesem fatalen Fehler machte der Innenverteidiger eine hervorragende Partie, war der sicherste der Defensivspieler, hatte viele Ballkontakte, mischte sich immer wieder ins Offensivspiel ein und war auch bei Standards gefährlich. Torvorbereitung zum 1:1, viele Ballkontakte, hohe Präsenz. Bloß gut, dass der Fehler vor dem 0:1, als sich Compper zu leicht von Mölders abkochen ließ, keine negativen Folgen für den Spielausgang hatte.

Fanarena-Spieltagsspieler:

RB-Spieler des Spieltags 26 gegen den TSV 1860 München bei fan-arena.com

(Quelle: iPhone und Android App FanArena für RB Leipzig Fans – www.fan-arena.com [broken Link])

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Tore: 0:1 Mölders (50.), 1:1 Selke (64.), 2:1 Klostermann (77.)

Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Orban, Compper, Jung – Nukan (59. Selke) – Bruno (89. Touré), Khedira, Demme, Forsberg – Quaschner; Bank: Coltorti, Hierländer, Strauß, Teigl, Diawusie; Nicht im Kader: Boyd (verletzt), Poulsen (gesperrt), Sabitzer, Kaiser, Ilsanker, Halstenberg (alle krank), Bellot, Gipson

Aufstellung 1860 München: Ortega – Kagelmacher, Schindler, Mauersberger, Wittek – Liendl (66. Claasen), Lacazette, Degenek, Aycicek (75. Karger) – Okotie, Mölders (86. Rama)

Schiedsrichter: Robert Kampka (Unglückliche Spielleitung. Stellenweise überflüssig kleinlich. Dazu inkonsistent bei der Bewertung von Spielsituationen. Demme sah dafür, dass seine Hand aus zwei Metern angeschossen wurde, gelb, andere sahen für ähnliche Vergehen nichts. Nukan sah für ein Luftduell gelb, andere sahen in ähnlichen Situationen nichts. Dazu das übersehene Handspiel unmittelbar vor dem 0:1, als es Strafstoß für RB hätte geben müssen (vermutlich stand ein 1860-Spieler in der Sicht). Letztlich war die Spielleitung nicht spielentscheidend, aber gut war sie auch nicht. Eine Sache, wie ein ein übersehenes Handspiel im Strafraum kann passieren (dafür gibt es im Idealfall irgendwann mal den Videobeweis), eine uneinheitliche Linie bei der Bewertung von Vergehen sollte nicht passieren.)

Gelbe Karten: Demme (5.), Jung (4.), Nukan (2.), Khedira (2.) – Mauersberger, Degenek, Wittek

Zuschauer: 25.551 (davon 500 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], 1860-Bericht, Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Ticker

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  • Torschüsse: 24 : 10
  • Torschüsse innerhalb des Strafraums: 21 : 4
  • Schüsse auf das Tor: 3 (plus zweimal Alu) : 4 (plus einmal Alu)
  • gewonnene Zweikämpfe: 50,2% : 49,8%
  • Ballbesitz: 57,4% : 42,6%
  • Passquote: 74,6% : 59,9%
  • Laufstrecke: 118,7 km : 116,3 km
  • Sprints: 210 : 187
  • Intensive Läufe: 684 : 624
  • Fouls: 18 : 11
  • Ecken: 11 : 1
  • Abseits: 1 : 3
  • Meiste Torschüsse: Forsberg: 7 – Mölders: 2
  • Meiste Torschussvorlagen: Jung: 6 – Liendl, Aycicek: je 2
  • Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Khedira: 66,7% – Kagelmacher: 72,2%
  • Meiste Ballkontakte: Demme: 102 – Wittek, Lacazette: je 59
  • Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Forsberg: 91,2% – Lacazette: 76,2%
  • Größte Laufstrecke: Demme: 12,7 km – Okotie: 11,8 km
  • Meiste Sprints: Jung, Klostermann: je 27 – Wittek: 24

Statistiken von bundesliga.de, bild.de

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Saisontorschützen: Selke – 8; Sabitzer – 7; Forsberg, Kaiser – je 6; Poulsen – 5; Compper – 3; Halstenberg – 2; Quaschner, Nukan, Ilsanker, Orban, Klostermann – je 1; Eigentore: Parensen (Union) – 1

Saisonvorlagengeber: Forsberg, Kaiser – je 6; Klostermann, Poulsen, Bruno – je 4; Demme – 3; Sabitzer, Selke, Halstenberg, Jung, Compper – je 2; Quaschner, Kalmár, Orban – je 1

Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Sabitzer – 10; Kaiser – 8; Halstenberg – 7; Ilsanker, Demme, Orban – je 5; Forsberg, Bruno – je 4; Poulsen, Compper – je 3; Klostermann, Coltorti – je 2; Nukan, Jung, Teigl, Khedira, Quaschner – je 1

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Bild: © GEPA pictures/ Kerstin Kummer

3 Gedanken zu „2.Bundesliga: RB Leipzig vs. TSV 1860 München 2:1“

  1. Wieder ein hervorragender Bericht. Dem sogenannten Schiedsrichter unterstelle ich Bösartigkeit, wenn nicht mehr. Setzt sich Poulsen so ein, wie Mölders vor dem 0:1, wird zumeist abgepfiffen und auf Stürmerfoul entschieden. Und gelb gegen Demme sah geplant aus, da leg ich mich fest. Das ist doch fast Wettbewerbsverzerrung.

  2. Während des Spiels hatte ich auch den Eindruck, dass der Schiri die Karten absichtlich ungerecht verteilt hat, um über das Handspiel im Strafraum, die anfängliche Kleinlichkeit bei den Einwürfen und die Freistoßentscheidungen gar nicht zu reden. Im Nachhinein denke ich, dass es einfach eine unglückliche Spielleitung mit nicht allzu großer Sympathie für die Heimmannschaft war. Für die Stimmung im Stadion ist so ein Schiri ideal, das Stadion kochte vor Emotion. Gewonnen haben wir ja trotzdem, also halb so wild, bis auf die gelbe Karte für den herausragenden Diego Demme, die eine Sperre nach sich zieht.

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