Testspiel: RB Leipzig vs. Dukla Prag 1:1

Länderspielpause ist wie inzwischen eigentlich immer Testspielzeit. Wie vor vier Jahren unter Peter Pacult testete man mal wieder gegen Dukla Prag. Damals in Freiberg kamen offiziell 80 Zuschauer, diesmal in Markranstädt waren es knapp 800. Das Ergebnis war aber dasselbe. 1:1 hieß es am Ende. Das erste nicht gewonnene Testspiel von RB Leipzig in dieser Saison im neunten Anlauf. Wer jetzt nicht endgültig die Krise ausruft, ist selber schuld.^^

Dass man die Partie nicht gewann, lag vor allem an der ersten Halbzeit, die in vielerlei Hinsicht zumindest aus RB-Perspektive schwer anzuschauende Kost war. Spielerisch gelang nicht viel, Passivität war Trumpf und Unkonzentriertheit steckte in vielen Aktionen. Im Ergebnis spielte man kaum mal ein funktionierendes Pressing und mit dem Ball kaum einen Angriff zu Ende. Gefahr entstand nur bei Standards. Da brannte es im Strafraum der Gäste aber zeitweise lichterloh.

Durch das 4-2-2-2 (Bruno spielte gegen den Ball einen zweiten Stürmer) entstanden dank des selten existierenden Pressings auf der anderen Seite aber auch für die Gäste immer wieder Räume, die sie zeitweise recht ansprechend bespielten. Weswegen die Halbzeitführung (nach einem Standardtor) insgesamt völlig in Ordnung ging.

In der Halbzeit müssen ein paar deutliche Worte gefallen sein. Anders war es nicht zu erklären, dass da plötzlich eine Mannschaft auf dem Platz stand, die in einem unglaublichen Expresstempo und praktisch permanent presste und den Gegner in der kompletten zweiten Hälfte nicht zur Ruhe kommen ließ und immer wieder auch zu Fehlern zwang. Das sah zwar stellenweise fast schon wieder zu wild aus, aber nun hatte man zumindest das Gefühl, dass dieses Testspiel absolut Sinn macht und von den Beteiligten auch gewollt ist.

Dass am Ende nur ein 1:1 stand und nicht ein Sieg für RB Leipzig lag daran, dass man vor dem Tor nicht immer zielführend agierte oder kein Schussglück hatte. Massimo Bruno war es, der mit seinem ersten Tor im RB-Dress überhaupt immerhin den Ausgleich erzielte. Bruno war es aber auch, der mit gefühlt zehn weiteren Torschüssen kein Glück hatte und einmal auch an der Latte scheiterte. Der Ausgleich jedenfalls war durchaus sehenswert und folgte einer Kopfballverlängerung des auffälligen und physisch starken Nils Quaschner auf den durchstartenden Ken Gipson, der die Übersicht hatte im Strafraum noch mal querzulegen, sodass Bruno nur noch einschieben brauchte.

Insgesamt war es trotz der ersten Halbzeit eine recht gelungenes Testspiel, weil man mit Dukla Prag auf einen Gegner traf, der über 90 Minuten relativ viel in die Partie investierte, in der Abwehrarbeit den RasenBallsportlern alles abverlangte und im Offensivspiel immer wieder mit Geschwindigkeit die Abwehr von RB testete. In der ersten Halbzeit noch mit Erfolg in Form von Tor und Chancen, in der zweiten Halbzeit bei einigen vielversprechenden Ansätzen dann ohne Erfolg.

Positiv an diesem Testspiel vor allem auch personelle Dinge. Mit Marvin Compper, Ken Gipson, Tim Sebastian und Dominik Kaiser kamen vier Spieler zurück, die zuletzt ausgefallen waren. Für Marvin Compper war es überhaupt der erste Einsatz für RB Leipzig in dieser Saison

Mit Felix Beiersdorf (17) und Przemyslaw Placheta (17) feierten zudem zwei U19-Spieler ihre Premiere bei den Profis. Vor allem letzterer dürfte bei den Besuchern ein paar Fragezeichen ausgelöst haben, da der Name aufgrund des gerade erst abgewickelten Wechsels nach Leipzig noch völlig unbekannt war. Vielleicht ganz interessant, dass Placheta die Linksverteidigerposition von Anthony Jung, der sich die Kritik von Rangnick nun weiter vorn als Offensivspieler anhören durfte, übernahm. Zumindest nach vorn sah das auch hübsch aus. Defensiv war es dagegen schon arg löchrig auf seiner Seite.

Positiv auffällig neben Quaschner vor allem in der ersten Halbzeit auch Keeper Peter Gulacsi, der durch gutes Stellungsspiel und geschicktes Herauslaufen glänzte und einige große Chancen des tschechischen Gastes zunichte machte. In der zweiten Halbzeit drehte dann Massimo Bruno auf und war bis zu seiner Auswechslung praktisch an jeder gefährlichen Aktion seines Teams beteiligt, weil er es schaffte durch gutes Lösen von Eins-gegen-Eins-Situationen immer wieder Lücken zu reißen.

Besonders auffällig aber auch, dass manch einer die gebotene Chance kaum nutzen konnte. Insbesondere von der Doppelsechs Khedira/ Demme kam wenig kreatives. Was noch mal mehr auffällt, wenn man eher ein 4-2-2-2 als ein 4-2-3-1 spielt, weil dann einer aus der Doppelsechs stärker in den offensiven Raum in der Mittelfeldzentrale stoßen müsste. Passierte aber lange nicht und wenn, dann war es ungenau.

Erstaunlich auch, dass Georg Teigl in Sachen Zweikampfverhalten als Rechtsverteidiger einen Rückschritt gemacht zu haben scheint. Defensivzweikämpfe waren sicherlich nie seine herausragende Stärke, aber es gab in den knapp zwei Jahren, seitdem man ihn in Leipzig auf diese Position umgeschult hat, doch schon Phasen, in denen man das Gefühl hatte, er hätte darin einen ordentlichen Schritt nach vorn gemacht. Aktuell sieht es eher wieder nach einem Schritt zurück aus, auch wenn Teigl mit seiner Geschwindigkeit weiterhin Situationen löst, die andere nicht mehr lösen könnten.

Diskutabel zumindest die Position von Dominik Kaiser in diesem Testspiel. Nicht auf der Sechs, sondern auf der rechten Seite, irgendwas zwischen rechtem Außenbahnspieler und rechtem Zehner. Eine Position, in der Kaiser manchmal arg eingeklemmt und weit weg vom Spielgeschehen erschien.

Nimmt man noch Marcel Becher (18) dazu, der schon letzte Saison mal bei den Profis reinschnuppern durfte, in dieser Saison aber erstmals mittestete, hat Ralf Rangnick inzwischen in neun Testspielen 43 verschiedene Spieler eingesetzt. Und da sind Boyd und Halstenberg aus dem Profikader noch nicht mal dabei. Das ist eine enorme Menge und zeigt einerseits, dass die Testspiele aus verschiedenen Gründen von Verletzungen über späte Verpflichtungen bis hin zu Länderspielreisen nicht unbedingt zum Einspielen einer Formation geführt haben können. Andererseits zeigt sich darin auch, dass Ralf Rangnick immer wieder Spieler aus den Nachwuchsteams direkt und im Spiel unter die Lupe nehmen will. Herausragend dabei der 18jährige U19-Spieler Timo Mauer, der in den Testspielen dieser Sasion zusammengenommen schon drei volle (stets engagiert bestrittene) Spiele für die Profis absolvierte. Mehr als die Hälfte der Profis selbst.

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Tore: 0:1 Prikryl (13.), 1:1 Bruno (61.)

Aufstellung: Gulacsi – Teigl, Sebastian, Orban, Jung – Demme, Khedira – Kaiser, Hierländer – Bruno, Quaschner

Aufstellung 2. Halbzeit: Gulacsi – Gipson, Orban, Compper, Placheta – Demme, Khedira – Kaiser, Jung – Bruno, Quaschner

Aufstellung ab der 74. Minute: Gulacsi – Gipson, Orban, Compper, Placheta – Beiersdorf, Strauß – Becher, Jung – Mauer, Bruno (82. Siebeck)

Nicht eingesetzt: Bellot

Nicht dabei: Boyd, Nukan, Halstenberg (verletzt oder noch nicht fit), Selke, Klostermann, Forsberg, Poulsen, Kalmár, Sabitzer, Ilsanker (alle auf Länderspielreise), Coltorti

Zuschauer: 725 (in Markranstädt)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Bericht

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Bisherige Testspiele

Bisherige Testspieltorschützen

Dzalto, Selke – je 4; Hierländer, Forsberg – je 3; Endres, Quaschner, Strauß, Khedira, Demme – je 2; Wagner, Teigl, Kaiser, Reddemann, Palacios Martinez, Mauer, Sebastian, Kalmár, Ilsanker, Bruno – je 1

Testspieleinsatzzeiten

  • Khedira: 469 Minuten
  • Demme: 469 Minuten
  • Kaiser: 397 Minuten
  • Hierländer: 388 Minuten
  • Orban: 369 Minuten
  • Jung: 369 Minuten
  • Sebastian: 351 Minuten
  • Quaschner: 347 Minuten
  • Teigl: 332 Minuten
  • Gipson: 315 Minuten
  • Strauß: 310 Minuten
  • Bruno: 306 Minuten
  • Klostermann: 270 Minuten
  • Gulacsi: 270 Minuten
  • Mauer: 269 Minuten
  • Bellot: 251 Minuten
  • Kalmár: 228 Minuten
  • Reddemann: 225 Minuten
  • Coltorti: 225 Minuten
  • Selke: 225 Minuten
  • Forsberg: 199 Minuten
  • Sabitzer: 191 Minuten
  • Ilsanker: 189 Minuten
  • Sorge: 180 Minuten
  • Franke: 158 Minuten
  • Skopintsev: 158 Minuten
  • Rabiega: 138 Minuten
  • Suczuz: 135 Minuten
  • Palacios Martinez: 135 Minuten
  • Nukan: 135 Minuten
  • Poulsen: 135 Minuten
  • Wagner: 116 Minuten
  • Endres: 116 Minuten
  • Dzalto: 90 Minuten
  • Ernst: 90 Minuten
  • Barylla: 87 Minuten
  • Vogel: 64 Minuten
  • Siebeck: 54 Minuten
  • Compper: 45 Minuten
  • Placheta: 45 Minuten
  • Heine: 19 Minuten
  • Beiersdorf: 17 Minuten
  • Becher: 17 Minuten

2 Gedanken zu „Testspiel: RB Leipzig vs. Dukla Prag 1:1“

  1. Tor von Dukla war ja fast eine Blaupause vom Union Tor , bin mal gespannt wann ich wiedermal eine Halbzeit ohne Rückstand erleben darf.
    Genaues Passspiel scheint bei RR keine Rolle zu spielen und in der ersten Halbzeit hatte man das Gefühl das jeder auf den Ball wartet aber keiner diesem entgegen geht.

  2. Auf jedenfall eine gute Nachricht, daß viele Spieler wieder fit sind für die kommenden Aufgaben. Die Positon der Außenverteidiger wird wohl die größte Herausforderung für RR. Bei Teigl sind wir glaube ich alle überrascht, daß er (noch) nicht die Leistung bringt, um ihn als Stammkraft zu bezeichnen. Gipson hatte ich nach seiner Verletzung aus den Augen verloren, aber er scheint ja auch eine Alternative zu werden. Und nach der Halstenbergverpflichtung zeichnet sich auf Links auch eine Veränderung ab. Du schreibst, daß Gulasci eine gute Leistung zeigte, aber ich hoffe mal, daß dort keine neue Baustelle aufgemacht wird und Coltorti im Kasten bleibt.

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