Testspiel: RB Leipzig vs. Goslarer SC 2:0

Zweites Testspiel von RB Leipzig in der Wintervorbereitung. Diesmal mit dem ersten Neuzugang der Wintertransferperiode Emil Forsberg auf dem Platz. Dafür fehlten noch die zwei weiteren Zugänge Nils Quaschner und Omer Damari. Letzterer wurde von Sportdirektor Ralf Rangnick während des Testkicks über das Gelände des Trainingszentrums geführt und war dabei fast die größere Attraktion als die gleichzeitig laufende 1.Halbzeit der Partie gegen den Goslarer SC.

Angetreten war RB Leipzig in der ersten Halbzeit mit dem für die Rückrunde offenbar gewünschten 4-3-3 mit den zu vermutenden ersten Außenstürmeroptionen Forsberg und Poulsen. Der schwedische Neuzugang Forsberg zeigte sich willig und engagiert und hatte ein paar gute Aktionen, bei denen er versuchte, von links nach innen zu ziehen, um dann mit rechts abzuziehen. Ohne dabei die allerletzte Torgefahr auszustrahlen. Yussuf Poulsen blieb auf der anderen Seite für seine Verhältnisse weitgehend unsichtbar.

Möglich, dass er sich an die veränderte Rolle im Dreiersturm erst noch wird gewöhnen müssen. Kommt er in Ballbesitz ist er doch mehr an den Flügel gebunden wie vielleicht noch in einem Zweiersturm. Und bei Ballbesitz auf der anderen Seite muss er nun als zusätzlicher Stürmer neben dem zentralen Stürmer mit einrücken. Alles nichts dramatisches, aber eventuell in den Abläufen doch auch etwas, was erst einmal ein, zwei Tage braucht.

Insgesamt tat sich RB Leipzig in der ersten Halbzeit recht schwer gegen konterstarke Gäste aus Goslar, die immer wieder von RB-Ballverlusten im Aufbauspiel und nicht ganz so genauem Gegenpressingspiel profitierten und einige Male allein gen Coltorti liefen. Dabei aber immer am RB-Keeper und/ oder den eigenen Nerven scheiterten. Dass am Ende der 1. Halbzeit auf Seiten der Gäste eine Null auf der Anzeigetafel stand, war letztlich mehr oder minder Glück bzw. den schwachen Abschlüssen der Goslarer Offensivspieler zu verdanken.

Dass RB Leipzig aus drei, vier Chancen, die man trotz Schwierigkeiten, im 4-3-3 klare Aktionen herauszuspielen, bekam, wenigstens ein Tor machte, war Daniel Frahn zu verdanken, der eine der Chancen allein vor dem Gästekeeper in altbekannter Manier versenkte. Sowieso kommt dem Kapitän ein Dreistürmersystem entgegen, da er in diesem (zumindest gegen einen Regionalligisten) mehr Chancen bekommt und die Konzentration der Verteidigung auch nicht nur auf ihm liegt. Trotzdem wird er es – sollte er sich für das Bleiben bei RB Leipzig entscheiden, was zumindest für das nächste halbe Jahr durchaus wünschenswert wäre – bei den neuen Konkurrenten Damari und Quaschner schwer haben, dauerhaft zu zeigen, dass er eine hervorragende Option für den zentralen Sturmposten wäre.

In der zweiten Halbzeit wechselte Alexander Zorniger einmal komplett durch, blieb aber im wesentlichen bei einem 4-3-3, in dem John-Patrick Strauß und Federico Palacios Martinez die offensiven Außenpositionen besetzten und Tom Nattermann mal wieder die Chance bekam, sich im Sturmzentrum zu beweisen. Da Strauß eigentlich eher auf defensiveren Mittelfeldpositionen zu Hause ist, zog es ihn naturgemäß im Gegensatz zu Forsberg, Poulsen und Palacios Martinez auch immer mal wieder zurück ins Mittelfeld, wo er dann auch mal für einen offensiver agierenden Kaiser übernahm. Sodass das 4-3-3 in der Praxis etwas anders und nicht ganz so symmetrisch ausgerichtet war wie in der ersten Halbzeit.

Vielleicht lag es auch daran, dass RB Leipzig nun defensiv sicherer stand und die Gäste lange Zeit überhaupt keine Möglichkeit mehr zum Kontern bekamen und praktisch nur noch mit Abwehrarbeit zu tun hatten (erst kurz vor Schluss kam Goslar noch mal zu zwei Großchancen). Hat aber möglicherweise auch daran gelegen, dass der Goslarer SC beim Durchwechseln naturgemäß einen größeren Qualitätseinbruch zu verbuchen hatte als RB Leipzig, bei denen es zwischen Besetzung der ersten und der zweiten Halbzeit keine großen sportlichen Differenzen gab.

Während man defensiv auch mit Henrik Ernst, der diesmal 45 Minuten als Innenverteidiger auflief, in der zweiten Halbzeit sicher stand, lief offensiv weiterhin nicht alles rund, auch wenn man es immer wieder mit Anlauf versuchte, durch die Verteidigung der Gäste durchzubrechen. Palacios Martinez versuchte sich immer wieder mit viel Agilität in Offensivaktionen und schoss vielleicht nicht ganz zufällig das 2:0 als er schön freigespielt wurde und vor dem Tor abgeklärt verwandelte.

Auch nach dem zweiten von insgesamt sechs Winterpausentestspielen gilt, dass man nichts überbewerten sollte, was in so einer Partie passiert. Trotzdem konnte man gut sehen, dass die Offensivbemühungen weiterhin Abstimmungsbedarf haben. Unter der neuen Prämisse des 4-3-3 noch mehr als sowieso schon. Schön dabei zu sehen und vielleicht ja stilbildend für die Zukunft, dass man es eigentlich nie mit langen, hohen Bällen Richtung Stürmern versuchte, sondern den Ball am Boden behielt, um klare Aktionen zu setzen.

Genau diese Bemühungen wird es brauchen, um auf Dauer im Kombinationsspiel einen Schritt nach vorn zu machen und tiefen Zweitligaverteidigungen auch Probleme zu bereiten. Klar wird der tiefe Ball und Geschwindigkeit weiterhin das zentrale Stilmittel bleiben, aber die Ausrichtung in Normalformation lange Bälle zu schlagen und dann auf den zweiten Ball zu gehen, war mit dem bisherigen Stürmermaterial nicht sehr erfolgsversprechend und wird es wohl mit dem künftigen Stürmermaterial, das seine Qualitäten auch nicht unbedingt im Luftkampf hat, auch nicht sein.

Fazit: 2:0 im zweiten Wintertest von RB Leipzig. Diesmal gegen einen Gegner aus der Regionalliga. Ein Ergebnis, das angesichts des Chancenverhältnisses und der vielen Hochkaräter für den Goslarer SC eher schmeichelhaft daherkommt. Besonders für die Null konnte RB Leipzig in diesem Spiel wenig. Und dass mit Matthias Morys, Federico Palacios Martinez und Daniel Frahn bisher in den Testspielen jene Spieler trafen, die den Verein leihweise inzwischen schon verlassen haben (Morys) oder unter Umständen im Winter noch verlassen werden (Frahn, Palacios Martinez) geht als kleine Randskurrilität durch.

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Tore: 1:0 Frahn (42.), 2:0 Palacios Martinez (72.)

Aufstellung 1.Halbzeit: Coltorti – Heidinger, Hoheneder, Klostermann, Jung – Hierländer, Demme, Kimmich – Poulsen, Frahn, Forsberg

Aufstellung 2.Halbzeit: Bellot – Teigl, Ernst, Compper, Sumsualo – Kaiser, Khedira, Kalmár – Strauß, Nattermann, Palacios Martinez

Nicht dabei: Rebic, Sebastian, Boyd, Franke (alle noch verletzt), Damari, Quaschner, Dähne

Zuschauer: 600 (am Cottaweg)

Links: RBL-Bericht, GSC-Bericht [broken Link]

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Bisherige Testspiele

Bisherige Testspieltorschützen

  • Frahn, Morys, Palacios Martinez: je 1

Ein Gedanke zu „Testspiel: RB Leipzig vs. Goslarer SC 2:0“

  1. Danke! Vor allem freut mich die Bestätigung, dass man (Zorniger) sich mit der Umstellung auf die neue Formation auch von den sinnlosen und planlos wirkenden langen Bällen verabschiedet. Auch in einem schnellen Pressing-Spiel muss das Spiel nach vorne kontrolliert ablaufen und da mache ich mir Hoffnungen, dass man sich der Qualitäten eines schnellen und aggressiven Pressings bedient, aber eben doch auf sicherer Ballkontrolle aufbaut.
    Für einen Aufstieg in die 1. Bundesliga müssen Zorniger und Rangnick den Spielstil noch einmal ein wenig weiterentwickeln. Ich bin auch gespannt wie sich ein Damari und mögliche andere Neuzugänge in das System einfügen. Jeder “fertige” Spieler über 22 oder 23, der von anderswo kommt, wird sicherlich nicht so einfach in ein vollständig mannschaftsorientiertes Pressing passen bzw. sich schwer tun mit der Umstellung.

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