Sommerpause ist immer auch ein wenig Zeit, um auf die abgelaufene Saison zurückzublicken. Wobei es bei RB Leipzig mit all den immer wieder präsenten Alltagsthemen rund um Transfers, Lizenz, Logo und Dauerkarten in fast schon traditioneller Irgendwas-ist-immer-Manier nicht immer ganz einfach ist, sich diese ruhigen Minuten des Rückblicks zu nehmen.
Vor der Saison konnte man davon ausgegangen, dass die größeren Probleme (Anpassung an die Liga, Integration der Neuzugänge, Nachteile wegen kurzer Sommerpause) in der Hinrunde auf RB Leipzig warten. Nimmt man dies immer noch als gegeben an, dann sieht die Zukunft für die RasenBallsporter rosig aus, denn von jetzt an müsste es demnach von einem hohen Ausgangsniveau aus nur noch bergan gehen. Was natürlich angesichts fußballtypischer Unwägbarkeiten Quatsch ist. Wenn man zudem die Erfahrungen der letzten drei Jahre im Kopf hat, dann war die Rückrunde bisher nie besser als die Hinrunde.
So stand es hier im Blog im Rückblick auf die Hinrunde 2013/2014 geschrieben. Vorsichtiger, aber begründeter Optimismus nach einem unerwartet gut verlaufenen Herbst. Und die Rückrunde bestätigte diesen Optimismus fast durchgängig. Platz 1 in der Rückrundentabelle, neun Punkte auf Heidenheim aufgeholt, bester Angriff, zweitbeste Abwehr. Dazu eine zeitweise unglaublich abgeklärte Routiniertheit beim Bestreiten gerade von Auswärtsspielen.
Wenn man mal einem Team quasi im Zeitraffer dabei zuschauen wollte, wie es einen Schritt von einem guten Drittligaaufsteiger zu einem Drittligatopteam macht, dann war RB Leipzig in der Saison 2013/2014 die perfekte Gelegenheit. Denn einerseits wuchs das Team spieltaktisch weiter zusammen und vermittelte den Eindruck, als würden die (Pressing)Vorgaben weiter in Fleisch und Blut übergehen. Und andererseits waren es Spieler wie Poulsen, Kaiser oder Heidinger oder auch Ernst und Bellot, die bei unterschiedlichem Ausgangsnievau einen deutlichen Sprung machten.
Die Spiele
38 Ligaspiele in gerade einmal neuneinhalb Monaten. Die Drittligareise war eine lange und abwechslungsreiche. Eine Reise, die an vielen Stellen hätte in eine andere Richtung abbiegen können, aber letztlich verstanden es die RasenBallsportler immer, in den entscheidenden Situationen die Weichen in die richtige Richtung zu stellen.
Prototypisch dafür vielleicht das Auftaktspiel in Halle. Ausverkauftes Haus, aufgeladene Atmosphäre, ein Gastgeber, der es dem aufgestiegenen Gast mit den großen Perspektivambitionen unbedingt zeigen wollte. Ein Spiel, in dem RB Leipzig gegen viele Widerstände bestehen musste und diese Aufgabe mit viel Geschick, einer Portion Glück und einem genialen Tor von Kapitän Daniel Frahn löste. Vielleicht wurde ja an diesem Tag das Selbstvertrauen geboren, dass man in jeder Umgebung und unter jedem Druck gewinnen kann.
Die nächsten Wochen waren dann eine für einen Aufsteiger wohl typisch unkonstante Fahrt mit mindestens guten Spielen (z.B. Kiel, Stuttgart, Osnabrück) einigen durchwachsenen Auftritten (z.B.Burghausen, Erfurt und Wehen Wiesbaden) und dem ultimativen Negativhöhepunkt der 0:1-Niederlage in Elversberg. Ein trost- und freudloser Auftritt mit viel zu langer Rückreise, um das alles auch noch richtig sacken zu lassen.
Trotzdem punktete man relativ konstant und war nie schlechter als Platz 7. Nach 11 Spieltagen war der Rückstand auf Spitzenreiter Heidenheim trotzdem schon auf acht Punkte angewachsen. Und ausgerechnet dorthin fuhr man dann als Tabellenfünfter. Mit der Option, nach zwei Spielen ohne Sieg zuvor die Tuchfühlung nach ganz oben nach einem Drittel der Saison zu verlieren. Was folgte war die bis dahin – über 90 Minuten gesehen – stärkste Saisonleistung. Defensiv ließ man mit viel Einsatz fast keine Chance zu und offensiv setzte man unter anderem mit dem erstmals in der Startformation stehenden Joshua Kimmich immer wieder Nadelstiche. Sodass der 2:0-Sieg in Heidenheim insgesamt verdient und ein weiteres Zeichen war, dass RB Leipzig nervenstark die Big Points setzen kann.
Die folgenden drei Spiele gegen Regensburg, Chemnitz und Dortmund II waren dann trotzdem wieder durchwachsen. Das Spiel in Chemnitz besonders schlecht. Eines der Spiele der Saison, an die der geneigte Anhänger des RasenBallsports wohl nicht so gern zurückdenkt. Das Spiel gegen Dortmund II dagegen ein sehr gutes.
Am 16.Spieltag kam es dann zum Duell mit dem direkten Verfolger Darmstadt. Dritter gegen Zweiter, ein vor der Saison nicht vorausgesagtes Spitzenspiel und man hatte auch vor dem Spiel noch nicht das Gefühl, dass der Höhenflug der Hessen so nachhaltig sein könnte, dass er über die ganze Saison andauern könnte. Wie man sich doch täuschen kann..
Das Spiel selbst war aus RB-Sicht eher untypisch. Denn es war eine Abwehrschlacht, in der vor allem den Leipziger Innenverteidigern eine herausragende Rolle beim Verteidigen der Null zukam. Normalerweise sind die hoch verteidigenden Abwehrspieler in den Spielen nicht allzuoft als klassische Kopfball- und Zweikampfbollwerke gefragt gewesen.
In Darmstadt musste man gegen robuste Gastgeber allerdings notgedrungen sehr oft auch sehr tief verteidigen. Und gewann aus dieser Schlacht, in der es nur selten offensive Befreiung gab, mit jeder Minute mehr das Selbstvertrauen, dass man selbst vielleicht noch den entscheidenden Punch setzen würde. Dominik Kaiser war es dann, der den Ball mit einem Sonntagsschuss im Winkel versenkte und drei Punkte sicherte, von denen damals noch kaum einer ahnen konnte, wie wichtig sie am Ende wirklich sein würden.
Gegen Rostock verpasste es RB Leipzig dann ein wenig unglücklich, aber auch nicht unverdient die perfekte Tabellensituation mit Punkten zu veredeln, bevor das Jahr 2013 mit 10 Punkten aus den verbleibenden vier Spiele mehr als erfolgreich abgeschlossen wurde.
Was dann in der Winterpause dazu führte, dass man eigentlich nur noch über den Durchmarsch und Lizenzfragen redete, statt über die künftigen Gegner. Was prompt zu einer depremierenden 0:1-Heimniederlage gegen ein solide verteidigendes Wacker Burghausen führte.
Eine Niederlage, die man im Nachhinein als Weckruf zur richtigen Zeit interpretieren könnte. Denn zwar verlor RB Leipzig auch das nächste, überlegen geführte Spiel in Duisburg unglücklich, aber zeigte schon dort, dass man leistungstechnisch auf dem richtigen Weg ist. Was folgte war eine unglaublich routinierte Serie von sechs Siegen in Folge ohne Gegentor. Allesamt Spiele, in denen man dem Gegner kaum Torchancen ließ und offensiv irgendwann zum jeweils vorentscheidenden Schlag ausholte. Wenn man so will, war diese Phase der Saison die Mutter des Aufstiegs.
Es folgten zwei Unentschieden, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Einerseits das an Elversberg in der Hinrunde erinnernde 1:1 in Unterhaching nach einem Dienstausflug zur Europa League nach Salzburg, der wohl zuviel Lockerheit in die Glieder der RasenBallsportler einziehen ließ. Andererseits das 1:1 gegen den Spitzenreiter Heidenheim mit ersatzgeschwächter Mannschaft vor großer Kulisse unter Flutlicht.
Sieben Punkte holte RB Leipzig aus den nächsten drei Spielen, unter anderem auch einen Sieg gegen Chemnitz und rettete vor dem Showdown mit den renitenten Darmstädtern gerade mal noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz über den 34.Spieltag hinweg. Knapp 40.000 Zuschauer wollten sich dieses Spiel dann anschauen, das vielleicht nicht in jedem Detail ein Spitzenspiel war, aber einen wichtigen 1:0-Sieg für RB Leipzig sah. Wie schon im Hinspiel machte ein Fernschuss, diesmal von Anthony Jung, den ziemlich kleinen Unterschied.
Das für den Aufstieg wohl entscheidende Spiel sollte dann in Rostock stattfinden. Eine Niederlage hätte das Rennen um den Aufstieg wieder spannend gemacht. Vom Papier her sah es angesichts zu Hause in 2014 siegloser Gastgeber einfach aus. Auf dem Rasen stand eine Hansa-Mannschaft die dem vermeintlichen Antiprinzip des eigenen Daseins eins auswischen wollte, drumherum ein entsprechend williges Publikum, abgesichert das Ganze von Unmengen an Polizei bis hin zum Hubschrauber, der den Sonderzug aus der Stadt begleitete. Während sich die Hansa-Fans in der Halbzeit Scharmützel mit der Polizei lieferte, war RB Leipzig trotz des Rahmens wieder in den Routine-Modus zurückgekehrt und gewann durch ein Elfmetertor von Daniel Frahn das Spiel gegen Rostock mit 1:0. Letztlich der entscheidende Schritt zum Aufstieg.
Der dann eine Woche später auch rechnerisch klar gemacht wurde, als Saarbrücken fast vollkommen chancenlos mit 5:1 aus dem Stadion geschossen wurde. Der höchste Saisonsieg, der schon nach dem 3:0 nach einer Viertelstunde nicht mehr in Frage stand, dazu der Aufstieg, es fühlte sich irgendwie irreal an dieses Erlebnis. Zumal man im Saisonverlauf fast nie ein Spiel hatte, in dem man nicht noch in der Schlussviertelstunde um Punkte gezittert hätte. Der Rest der Saison war dann Party (und Lizenz, aber das ist eine andere Story..) nach dem ersten Durchmarsch in der Geschichte der eingleisgen dritten Liga (was genaugenommen im erst sechsten Jahr der Liga nicht wirklich aussagekräftig ist).
Taktisches
Aus der taktischen Perspektive war die Rückrunde der Saison 2013/2014 nicht ganz so aufregend wie die Hinrunde. Wurde in 2013 noch vergleichsweise viel zwischen verschiedenen Formationen geswitcht, blieb man sich später weitestgehend treu. In der Hinrunde spielte man häufig ein 4-3-3 mit völlig unterschiedlichen Ausrichtungen, die vom 4-3-2-1 über ein 4-5-1 bis hin zu einem 4-3-1-2 gehen konnten. Die eine Position hinter den Spitzen besetzte dabei in der Hinrunde bspw. oft auch ein Denis Thomalla, wodurch das System per se zwischen Dreisturmsystem und System mit Zehner pendelte.
Letztlich kann man feststellen, dass RB Leipzig vor allem dann gute Spiele auf den Rasen zauberte, wenn man mit zwei schnellen Außenspielern spielte. Dauer(b)renner Poulsen und (in ihren guten Tagen) Morys bzw. Luge wären hier zu nennen. Weswegen es eigentlich den Anschein hatte, dass man in dieser Formation auch künftig die Ligawelt erobern wollte.
In der Rückrunde aber kam etwas ins Spiel, an das man bis dahin kaum gedacht hatte. Durch die Verpflichtung von Diego Demme war in der Dreierkette im Mittelfeld ein Spieler zu viel. Aus dieser ‘Not’ machte Alexander Zorniger eine Tugend und schob Dominik Kaiser auf die Zehn, sodass es normal ein 4-3-1-2 mit einem teilweise im Stile einer falschen Neun immer wieder in die Spitze stoßenden Kaiser wurde.
Ein Schachzug, der sich im weiteren Saisonverlauf voll auszahlen sollte. Denn Kaiser wurde in dieser Position zum absolut tragenden Element des Spiels, der schon in vorderster Linie ein hevorragendes (Gegen)Pressing aufziehen konnte und gleichzeitig aber auch im Spiel mit dem Ball als zusätzliche, ballsichere Anspielstation das Spiel nach vorn verlagerte. Etwas was den Bemühungen von RB Leipzig um Offensivgefahr unheimlich gut tat.
17 Torbeteiligungen (sieben Tore und zehn Vorbereitungen) verzeichnete Dominik Kaiser in 15 Spielen, in denen er nach der Winterpause zumindest überwiegend auf der Zehn spielte. Und spielte sich auf diesem Wege zum herausragenden Akteur der Saison, an dem man auch künftig noch viel Freude haben könnte.
Nicht ganz geglückt war hingegen laut Alexander Zorniger der Versuch, sich über die Winterpause eine Art funktionaleres Pressing mit speziellen Pressingzonen anzueignen. Wobei die Art und Weise, wie RB Leipzig das Pressing als Teamverbund lebte, oft zu beeindrucken wusste und schon sehr viel sachlicher und funktionaler aussah als noch in der Hinrunde.
Aber wenn man beispielsweise ein Team wie Atletico Madrid dabei beobachtet, wie es innerhalb eines Spiels mehrmals zwischen offensivem und situativen Situationen des Pressings wechselt, ahnt man, dass da auch noch viel Luft nach oben ist. Diese Anmerkung ginge aber tatsächlich als Jammern auf sehr hohem Niveau durch, wenn sie denn überhaupt jammernd gemeint wäre.
Erfolgsfaktoren
Wenn man darüber nachdenkt, warum letztlich der Durchmarsch durch die dritte Liga glückte, bleibt natürlich das gerade schon erwähnte Teamwork im Auftreten auf dem Platz. Ein Auftreten, das auch seine Entsprechung abseits des Platzes hatte, wo selbst die Ersatzspieler und insbesondere die Herren Willers und Röttger immer wieder auch während der Spiele ihre Kollegen pushten und zeigten, dass bis runter zur 20 und darüber hinaus alle zum Team gehören. Etwas was, so hört man es immer wieder aus dem Team, auch daraus erwachsen ist, dass man vor allem in der Fremde gern mal angefeindet wird und dies tatsächlich eher zum Teambuilding beigetragen hat, als dass es die Mannschaft verunsichern würde.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass die Liga zwar im Spitzentrio herausragend war, aber die Mannschaften dahinter in der Breite doch ziemlich abfielen, sodass die Aussage, dass jeder jeden schlagen kann, eher Bonmot als realistische Einschätzung blieb. Was sowohl Heidenheim als auch Leipzig als auch Darmstadt bei ihren Siegesserien eindrücklich zeigten. Letztlich blieben gerade vermeintliche Staffelfavoriten wie Chemnitz, Wehen Wiesbaden, Münster, auch Rostock in der Rückrunde, ganz zu schweigen von Saarbrücken in ihrer krisenhaften Selbstbeschäftigung eine mehr oder minder große Enttäuschung (auch wenn RB Leipzig in den Spielen gegen die vier Erstgenannten nur 11 von 24 Punkten holte).
Wichtig aus RB-Sicht sicherlich auch, wie man immer wieder Nervenstärke besaß und an den richtigen Stellen die wichtigen Siege setzte. In den vier Spielen gegen die anderen beiden Topteams holten die RasenBallsportler zum Beispiel 10 von 12 Punkten und zeigten, dass sie im direkten Vergleich schlicht das beste Team mit dem wohl größten Potenzial waren.
Auch in den von ihrem aggressiven Umfeld her nicht ganz einfachen Spielen gegen Mannschaften aus dem NOFV, kurz ausm Osten, holte man insgesamt 18 von 24 möglichen Punkten. Jeweils neun auswärts und zu Hause. Beeindruckend vor allem die drei Auftritte ohne Gegentor in Halle, Erfurt und Rostock, wo sich die RasenBallsportler von nichts und niemanden aus der Ruhe und vom Weg (ab)bringen ließen.
Erfolgsgaranten waren offensiv zudem der schon erwähnte Dominik Kaiser und zudem Kapitän Daniel Frahn. Letzterer ist sicherlich in Fankreisen nicht überall unumstritten, bewies aber mit 19 Treffern wieder einmal, dass er ein unglaublich guter Torjäger ist, dessen große Stärken vor allem One-Touch-Abschlüsse irgendwo im Strafraum sind. Zusammen erzielten Frahn und Kaiser 22 von jenen 43 Treffern, mit denen eine Führung oder der Ausgleich erzielt wurde. Also jene Treffer, die Spiele erst in die entsprechende Richtung lenkten. In den 17 Ligaspielen in 2014 waren es sogar 12 von 18 Treffern. Zwei Drittel aller Treffer mit wichtigem Einfluss auf das Spiel kamen also in der entscheidenden Aufstiegsphase vom Duo Kaiser-Frahn. Viel mehr muss man dazu eigentlich auch nicht sagen.
Erwähnt seien am Rande noch das Coaching von Alexander Zorniger, der es auch in der Rückrunde schaffte, die Mannschaft als eine verschworene, weitgehend allürenfreie zusammenzuhalten und ohne Misstöne auftreten zu lassen. Die Rolle des kommunikativen Dompteurs liegt ihm, so scheint es. Mal sehen, wie es zukünftig, wenn die Starallüren bei Neuzugängen größer werden könnten, sein wird. Und abschließend sei auch noch auf die in der Einleitung angesprochenen, individuellen Entwicklungen hingewiesen. Denn wenn die Mehrzahl der Spieler nicht einen Leistungssprung zu einem sehr guten Drittligaspieler gemacht hätte, hätte man den Aufstieg wohl auch frühzeitig abhaken können.
Sonst so
Nicht vergessen darf man auch die teils üblen Verletzungen, die sich einige RasenBallsportler im Laufe der Saison zuzogen. Am schlimmsten erwischte es sicherlich Christian Müller, der sich in der Winterpause in einem Testspiel das Knie so schwer verletzte, dass man immer noch davon ausgehen muss, dass seine Fußballkarriere vorbei ist. Die Bilder dieser Verletzung, die allen Anwesenden vor Ort in die Glieder fuhren, führten in der Verarbeitung im Team noch mal zu einem besonderen Motivationsbonus. Auch für Christian Müller, auch wegen der Verletzung sollte es mit dem Aufstieg klappen.
Bitter auch die Verletzung von Henrik Ernst, der in der Hinrunde einer der positiven Überraschungen bei RB Leipzig war und sich als Stammkraft ins Team gespielt hatte, sich aber im dritten Spiel nach der Winterpause in Erfurt nach einem nicht sonderlich wilden Zweikampf an der Seitenlinie das Kreuzband riss und seitdem zugucken muss. Und da war auch noch der als Typ schwer ersetzbare Fabio Coltorti, der sich in der Hinrunde gegen Rostock im November am Innenband verletzte und eigentlich nach der Winterpause zurückkehren sollte, letztlich aber fast fünf Monate ohne Pflichspiel blieb.
Auch diese beiden Verletzungen steckte RB Leipzig fast ohne Reibungsverluste weg. Benjamin Bellot ersetzte Fabio Coltorti trotz kleinerer Wackler mehr als zufriedenstellend und kassierte in zehneinhalb Einsätzen gerade einmal vier Gegentreffer. Und im Mittelfeld rutschte Clemens Fandrich ins Team und zeigte, dass er mit Spielpraxis ein Spieler ist, der nicht nur Talent hat, sondern auch Einfluss auf das Spiel selbst.
Spannend an der Drittligasaison auch, dass es keinerlei witterungsbedingte Absagen in der Winterzeit gab. In einer Liga, in der Rasenheizungen entweder nicht vorhanden sind oder aus Kostengründen nicht betrieben werden, nicht selbstverständlich. Der Dank kann in dem Fall wohl nur an den Wettergott gehen, der sämtliche Kapriolen abseits von Spieltagen veranstaltete.
Interessant auch, dass RB Leipzig von den vier Ausflügen in den geographischen Westen der Republik keinen einzigen Sieg mitbrachte. In Osnabrück, Münster, Duisburg und Dortmund reichte es ingesamt nur zu zwei Punkten. Nächstes Jahr kann man in Bochum und Düsseldorf an dieser bzw. gegen diese Serie arbeiten..
Bliebe noch der Pokal. Der in Bezug auf die DFB-Version mit der üblichen Niederlage gegen Augsburg und in der Sachsen-Version mit einem irrelevanten Ausscheiden im Halbfinale in Neugersdorf ausreichend beschrieben ist. War nicht wirklich eine Pokalsaison, von der viel in Erinnerung bleibt, wenn man mal von der Völkerwanderung zum Viertelfinale nach Eilenburg absieht.
Fazit
Es ist ja immer so die Frage, was von so einer Saison bleibt. Und da sind es wohl in diesem Jahr nicht so sehr die hochgradig emotionalen Momente, wie man sie letzte Saison beim Sachsenpokal-Finale gegen Chemnitz und in der Relegation erlebte. Sondern eher kleinere Geschichten. Das bereits erwähnte Tor zum 1:0 in Halle beispielsweise. Oder der Siegtreffer von Willers in Saarbrücken. Oder auch der Sieg gegen Darmstadt, der das Tor zur zweiten Liga ein Stück aufstieß. Letztlich bleibt die Saison aber ein Gesamtkunstwerk, die vor allem eben als Ansammlung von Erlebnissen und Entwicklungen funktionierte. Es bleiben sicherlich auch viele Reisen in viele neue Stadien und Städte unterschiedlichster Coleur in Erinnerung.
Sowieso waren wohl gerade die Auswärtsfahrer in diesem Jahr mit den besonders guten Erlebnissen gesegnet. Viele gute Spiele, wenn auch nicht alle gewonnen wurden. Das Last-Minute-Tor in Burghausen, die Emotionen in Saarbrücken, die unglücklichen Niederlagen in Osnabrück und Duisburg, die vielen Siege ohne Gegentor. Auswärts gab es ziemlich viel zu erleben.
Zum Beispiel auch völlig unterschiedliche Gästeblöcke, wenn man an die 80 Leute denkt, die es bis nach Saarbrücken schafften und dort in vorweihnachtlicher Stimmung vom Caterer mit Glühwein in gefühlten Maßkrügen abgefüllt wurden. Oder die 500, die dem Team nacheiferten und die Partie in Heidenheim zu einem Heimspiel machten. Oder der volle Block in Chemnitz, der mit vielen Erwartungen anreiste und komplett enttäuscht wieder abreiste. Oder, oder, oder.
In Erinnerung wird letztlich eine Saison bleiben, die für RB Leipzig ziemlich perfekt verlief. Sowohl in der eigenen Entwicklung beim Umbau des Regionalligateams hin zu einem potenziellen Zweitligamitwirkenden (man darf auch nicht vergessen, dass Teamleader wie Kutschke und Schulz die Mannschaft vor bzw. während der Saison verließen), also auch in Bezug auf die Schwäche der Liga unterhalb von Platz 3. Klar gab es auch für RB Rückschläge, aber es gab insgesamt doch viel mehr Momente, aus denen sich wieder Selbstvertrauen und Optimismus schöpfen ließ. Und längere Phasen der Depression und des Stillstand blieben sowieso aus.
Zum Ende einer Saison darf man auch immer ein wenig sentimental werden, da sich ein Kreis schließt und die lange Reise, in die man am ersten Spieltag noch mit all der Unwissenheit in Bezug auf den Saisonverlauf startete, endet. Also das ganze auch ein klein bisschen eine Trennung ist. Insgesamt 43 Pflichtspiele hat man in der Saison im Maximalfall mit RB Leipzig verbringen dürfen. Und viele kleine Erinnerungen gesammelt.
Es liegt in der Natur der Sache des einzig wahren RasenBallsports, dass für eine Liga wie die dritte nicht viel Zeit eingeplant ist. Da man spätestens seit dem Hinspiel im Darmstadt eh innerlich schon auf Abschiedstour war, ist das aber wohl nicht sonderlich schlimm. Auch wenn man so ein bisschen das Gefühl hat, dass man in der Kürze der Zeit die Bindegliedliga zwischen Profifußball und Regionalliga-Alptraum gar nicht richtig kennenlernen konnte. Was angesichts einiger durchaus charmanter Orte durchaus auch ein Verlust ist. Vielleicht ja demnächst mal wieder als Pokalduell.
Bliebe noch mein Moment der Saison, der sich um einen Darmstadt-Anhänger in der Straßenbahn nach dem Spiel bei den Lilien bezieht, der unsere Zweiergruppe als RB-Fans enttarnt hatte und uns ein freundliches “Wir sehen uns nächste Saison wieder” zum Abschied mit auf den Weg gab. Keiner von uns konnte wohl die Art und Weise ahnen, wie er letztlich völlig recht behalten sollte. In diesem Sinne: Auf ein Neues mit vielen Geschichten und Erlebnissen in der kommenden Saison mit dem Sport und dem Verein der Wahl.
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Bisherige Bilanzen:
- Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2013/2014
- Bilanz: RB Leipzig in der Saison 2012/2013
- Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2012/2013
- Bilanz: RB Leipzig in der Saison 2011/2012
- Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2011/2012
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Bilder: © GEPA pictures/ 1 x Kerstin Kummer, 3 x Roger Petzsche
Gut nein Sehr gut zusammengefasst.
Nicht zu vergessen die schlimme Verletzung vom Franke und die unzähligen schönen Momente der letzten Auswärtsfahrt.
Für die nächste Saison wünsche ich dir wieder viele viele Leser. Vielleicht überlegt sich der ein oder andere deinen Blog zu unterstützen. Es wird sicher nicht einfacher.
Viel Spaß dabei.
Wenn ich zurück denke, was bleibt?
Emotionen pur! Ob in Halle, Chemnitz, Erfurt oder in Rostock.
Oder in der RBA, zittern, pure Freude, Enttäuschung, Kopfschütteln und Verwunderung.
Krönender Abschluss, Fanmarsch, Sieg und Aufstiegsfeier.
Wichtig zu wissen, aus Twitterbekanntschaften wurden Freunde und Kumpels. Es entsteht etwas, was nach unseren Kritikern eigentliche nicht entstehen dürfte.
Matthias, vielen Dank!