Ist ja nun schon wieder ein paar Tage her, dass die vorerst und vermutlich auf ewig letzte Regionalliga-Saison von RB Leipzig ihr gutes und emotionales Ende nahm. Eine Saison, in der so ziemlich alles richtig lief, was richtig laufen konnte. In insgesamt 55 Spielen inklusive 19 Testspielen verlor RB Leipzig nicht ein einziges Mal. Lediglich 12 mal musste man sich mit einem Unentschieden zufrieden geben. Eine fast schon unglaubliche Bilanz, die auch gegen höherklassige Testspielgegner und gegen hochmotivierte Ligakonkurrenten hielt. Eine Serie, die im letzten Spiel in der Relegation bei den Sportfreunden Lotte fast noch gerissen wäre, aber auch dort in der Verlängerung gerettet wurde. Gewissermaßen steht dieses Spiel prototypisch für die Saison, denn egal wie stark die Widerstände waren und wie nah RB Leipzig an einer Niederlage stand, immer fand man eine Antwort.
In sieben Regionalliga-Spielen gerieten die RasenBallsportler in diesem Jahr in Rückstand. Drei Siege und vier Unentschieden holte man in diesen Partien. Auch interessant, dass RB Leipzig fast alle Spiele am Ende gewann, in denen man selbst mit 1:0 in Führung ging. 20 mal war dies in der Regionalliga der Fall, 18 mal gewann man am Ende, nur zweimal musste man noch ein Unentschieden hinnehmen (gegen Plauen und beim Berliner AK). Sprich, während RB in der Lage war Spiele zu drehen, konnte man es fast durchgehend verhindern, dass der Gegner Spiele drehte. Das spricht insgesamt absolut für die spielerischen Qualitäten, zeigt aber auch, dass RB Leipzig vor allem als Team und in Stresssituationen funktionierte..
Knackpunkt sicherlich die Offensivqualitäten der Mannschaft. Wann immer es nötig war, war man auch in der Lage, einen Treffer zu erzielen. In der gesamten Hinrunde blieb man nicht einmal ohne einen eigenen Treffer. Erst in der Rückrunde spielte man insgesamt viermal 0:0. Wobei zwei dieser torlosen Partien stattfanden, als der Relegationsplatz schon sicher war und die anderen beiden bei Winterwetter und entsprechend mehr oder minder regulären Bodenbedingungen ausgetragen wurden. 65 Tore in 30 Regionalligaspielen, dazu jeweils vier im überragenden Sachsenpokal-Finale gegen Chemnitz und den zwei Relegationspartien gegen Lotte. Egal ob tiefes oder hohes Verteidigen, RB Leipzig fand eigentlich fast immer ein Mittel, ganz nach Zornigers Ansage vor der Saison, dass man verschiedene Offensivoptionen brauche, wenn man erfolgreich sein wolle.
Die Spiele
Dabei begann die Saison mit einem kleinen Dämpfer. Nachdem man in der Vorbereitung zumeist unterklassige Gegner teils klar dominiert hatte, musste man im ersten Pflichtspiel ein 1:1 gegen den krassen Außenseiter und Aufsteiger Union Berlin II hinnehmen. Stefan Kutschke ging zudem nach überflüssigem Gelb-Rot vorzeitig duschen.
Das nächste Spiel vor der Werbebandenkulisse in Neustrelitz stellte dann schon die Weichen für den Rest der Saison. Denn bei der aufopferungsvoll fightenden TSG Neustrelitz musste man bis zum Schlusspfiff zittern, bis der glückliche 2:1-Sieg unter Dach und Fach war. Zuvor hatten die Gastgeber einen frühen Rückstand egalisiert und nach dem erneuten Rückstand nach 60 Minuten eine halbe Stunde lang das RB-Tor unter Beschuss genommen. Es war dies auch die Geburtsstunde des sicheren Rückhalts Fabio Coltorti, der sich mit unfassbarer Schmerzfreiheit in alle Bälle warf und so den ersten Saisonsieg mitsicherte. Keine Ahnung, ob ein zweites Unentschieden hintereinander die Mannschaft aus der Bahn geworfen hätte. Vermutlich eher nicht. Aber mit vier Punkten aus zwei Spielen ließ es sich definitiv besser leben als mit zwei..
Das Spiel in Neustrelitz war der Auftakt zu einer ersten Siegesserie, die die Verhältnisse in der Regionalliga Nordost frühzeitg klären sollte. Fünf weitere Siege zauberte man noch in die Bilanz. Darunter die zwei wilden Offensiv-Feuerwerke und Defensiv-Aussetzer in Rathenow und Auerbach und die drei überlegenen Siege ‘bei’ Lok und gegen Halberstadt und Meuselwitz. Letzteres Spiel war die Besinnung darauf, dass ein erfolgreiches Team auch erfolgreich verteidigen können muss..
Anschließend ließ man einen Punkt in Plauen in einem tristen Spiel, bei dem auch noch Sebastian Heidinger mit rot vom Platz flog, weil der Schiedsrichter es eben so wollte. Was wiederum nur der Auftakt in eine noch überzeugendere Siegesserie war. Gegen Hertha II stand es zu Hause zwar lange 0:0, aber der Gast war genaugenommen völlig chancenlos. Wie anschließend auch der Torgelower SV Greif, den RB Leipzig auswärts mit einem 4:0 abfertigte.
Magdeburg war im darauffolgenden Spiel zwar nicht chancenlos, musste das Spiel gegen RB Leipzig aber trotzdem mit einem 1:4 beenden. Es war der Tag des Timo Röttgers, der spät ins Spiel kam und an der Stelle, an der er sich ein halbes Jahr zuvor das Schlüsselbein gebrochen hatte und vom Publikum zum Buh-Mann gemacht wurde, mit zwei Treffern revanchierte. Wie er vor dem gut gefüllten Gästeblock steht und umrahmt von seinen Mitspielern auf seine Narbe zeigt, dürfte einer der emotionalsten Momente der (oft auch recht sachlichen) Saison gewesen sein.
Das 3:0 gegen Cottbus zu Hause war dann nur das Zwischenspiel auf dem Weg in die Spitzenspiele in Zwickau und gegen Jena, die zu dieser Zeit Platz 2 und 3 belegten. Zwei Spiele, die wiederum die Weichen in die richtige Richtung stellten, weil sie wie so oft in der Saison für RB Leipzig liefen. Denn statt einem Punkt aus zwei Spielen, was im Bereich des Möglichen lag, holte man vier. In Zwickau nutzte Daniel Frahn in einem hart umkämpften Match 10 Minuten vor dem Ende eine der wenigen Chancen und sicherte einen glücklichen, aber auch emotionalen Sieg im Westsachsen-Stadionprovisorium. Und eine Woche später war es Dominik Kaiser, der fünf Minuten vor dem Ende den ersten gefährlichen Torschuss der RasenBallsportler zum glücklichen 1:1 gegen eigentlich weitgehend überlegene Jenaer Gäste versenkte. Man kann nicht behaupten, dass RB Leipzig vom Pech verfolgt gewesen wäre. Neun Punkte Vorsprung auf Platz 2 waren die Folge einer guten Hinrunde, in der man punktetechnisch alles mitnahm, was mitzunehmen war.
Von diesem klaren Vorsprung war auch die Rückrunde geprägt. Die lange keinen ernsthaften Charakter hatte. Was auch am ewigen bis in den April hinein andauernden Winter lag, der alles an sportlichem Wettbewerb kaputt machte, was noch möglich gewesen wäre. Da Jena erstmalig am 23. März wieder ein Pflichtspiel austragen konnte und erst ab dem 06.04 wieder regelmäßig um Punkte kämpfte, führte RB Leipzig lange einen Schattenkampf vor allem mit sich selbst und der darniederliegenden Eigenmotivation. Das beste in jenen Wochen, dass RB vergleichsweise viele Spiele austragen konnte und die meisten davon auch noch gewann. Bzw. nach Hause zitterte.
Gegen Neustrelitz gewann man zum Auftakt Mitte Februar 1:0, weil die Gäste im Abschluss nicht regionalligatauglich agierten. Das 2:1 gegen Optik Rathenow war vergleichsweise sicher, auch wenn es sich nicht im Ergebnis ausdrückte. Das 0:0 in Halberstadt auf Schnee spiegelte das Spiel sehr gut wieder. Hauptsache den Ball irgendwie nach vorne kloppen war das beidseitige, unansehnliche und angesichts der Bedingungen angebrachte Motto. Stefan Kutschke guckte sich Teile der zweiten Halbzeit nach Gelb-Rot von der Bank aus an. Daniel Frahn hatte Glück, dass ihm nicht ähnliches ‘Glück’ zuteil wurde.
Es folgten zwei unterschiedliche 1:0-Siege. Einer gegen unfassbar destruktive Auerbacher Gäste, die selbst nach dem späten Rückstand nicht mehr wollten, als verteidigen. Und einer gegen den sehr starken Berliner AK, der einfach den Ball nicht über die Linie brachte. Wodurch es schon drei glückliche 1:0-Siege in der Rückrunde waren. Machte sich punktetechnisch in der Tabelle ganz hübsch..
Es folgte ein österlicher Ausflug nach Meuselwitz, wo im Schneetreiben bei den RasenBallsportlern offensiv gar nichts ging und man letztlich mit dem 0:0 ganz gut bedient war. Vor allem weil Fabio Coltorti kurz vor dem Ende statt des Balls den Kopf des Gegenspielers wegzufausten versuchte. Was dem Schiedsrichter aber entging..
Anschließend fuhr man unter der Woche nach Berlin und erkämpfte sich durch einen Frahn-Elfmeter in der Schlussminute den nächsten glücklichen Sieg unter denkwürdigen Bedingungen auf einem Kunstrasenplatz mit Zuschauern, die einen Meter neben der Seitenauslinie ihren jeweiligen Anfeuer- oder Pöbelgelüsten freien Lauf ließen. Das Heimspiel gegen Plauen hätte dann fast die erste Saisonpleite gebracht, als ein nicht mal überragend spielender Abstiegskandidat einen Rückstand in eine 2:1-Führung verwandelte, die Fabian Franke kurz vor dem Schluss dem taktischen Mittel Brechstange folgend noch gerade eben egalisieren konnte.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte RB Leipzig in einer wegen des Winters und der vielen ausfallenden Spiele der Konkurrenz weitgehend freudlosen Rückrunde viel, viel Glück beansprucht, um die Punkte einzufahren. Doch in den folgenden vier Spielen zerstörten die RasenBallsportler jeden Zweifel an ihren Qualitäten. Das begann mit dem Schlüsselspiel beim in jenen Tagen starken Hertha-Nachwuchs. Ein Spiel, das bei einer Niederlage noch einmal Spannung in die Meisterschaft hätte bringen können. Ein Spiel, vor dem man angesichts der Leistungen zuvor ein wenig Bammel hatte. Ein Spiel, das die RasenBallsportler mit sehr viel Einsatz und Klasse letztlich siegreich meisterten.
Es folgte ein 5:0 gegen komplett überforderte Torgelower und anschließend die 4:0-Gala gegen einen 1.FC Magdeburg, der das Pech hatte, dass die RasenBallsportler an diesem Tag ihr Potenzial austesten wollten. 3:0 stand es völlig verdient kurz nach der Pause, weil RB eigentlich alles richtig machte. Dieser Sieg brachte letztlich jenes Selbstvertrauen, das für das Saisonfinale so wichtig war.
Das folgende 4:1 in Cottbus war ein souveränder Pflichtsieg. Anschließend wurde RB ein paar Tage später ohne eigenes Zutun Meister, weil Jena ein Nachholespiel verlor. Sodass das Spiel gegen Lok bedeutungslos wurde. Eine frühe Verletzung von Daniel Frahn, die sich später als Innenbandanriss herausstellte, tat sein übriges, dass in diesem Spiel RB-seitig nicht so recht Stimmung aufkam. Sodass das 0:0 am Ende ohne größere Emotionen verfolgt wurden.
Das folgende 0:0 gegen Zwickau mit einer B-Elf war nur schmückendes Beiwerk zur Auslosung der Relegationspartien. Regionalliga West zeigte die Kugel und die allgemeine Reaktion war mit kollektivem Stöhnen ganz treffend beschrieben..
Eine Woche später gab es in Jena noch mal Spektakel und ein 5:4 für RB, das auch den Gastgebern das Wahren des Gesichtes ermöglichte. Und zum Abschluss schüttete sich der Regengott am Tag des Champions-League-Finales über Berlin aus. Der B-Elf von RB machte das nicht viel aus und so holte man auch im letzen Spiel beim BAK ein 1:1.
Kurz gesagt hatte man eine abwechslungsreiche erste Halbserie gesehen, die von einer Rückrunde gefolgt wurde, die nur sehr, sehr selten auf Hochtouren lief. Aber wenn sie auf Hochtouren lief, zeigten die RasenBallsportler beeindruckende Leistungen.
Was vor den Relegationspartien natürlich alles nichts mehr wert war. Das um ein Tor zu hoch ausgefallene und hart erkämpfte 2:0 im Hinspiel schien den Aufstieg schon gesichert zu haben. Bis zur 95. Minute in Lotte, als das 2:0 für die Gastgeber in der letzten Minute der Nachspielzeit für einen Moment das blanke Entsetzen in die RasenBallsportler und den Gästeblock trieb. Vom einen auf den anderen Moment war Stille. Absolute, fassungslose Stille. Nicht schon wieder stand in den meisten Gesichtern.
Doch sowohl Mannschaft als auch Fans kämpften sich noch mal zurück ins Spiel, in dem die Sportfreunde aus Lotte in der Verlängerung nun chancenlos waren. Und sicherten sich letztlich den Aufstieg, nach dem allseits sämtliche Dämme brachen. Man konnte den Steinen beim Herunterplumpsen förmlich zuschauen.. Nimmt man die 180 regulären Relegationsminuten waren RB und Lotte gleichwertig. Erst in der Verlängerung des Spiels 2 setzten sich die besonderen Qualitäten der RasenBallsportler durch. Insofern, wenn man denn beim überflüssigen Relegationsmodus ein solches Wort überhaupt benutzen will, war der Aufstieg von RB Leipzig verdient. Genauso verdient wie das abschließende Feiern.
Der Trainer
Wenn man nach Faktoren sucht, die den Erfolg erklären, landet man naturgemäß auch beim Trainer, der von Anfang an eine klare Idee hatte, was er von seiner Mannschaft sehen will und dementsprechend ein Jahr lang daran arbeitete, dass die RasenBallsportler Gegenpressing und hohe Ballgewinne in ihr Repertoire aufnehmen. Was insgesamt ganz gut klappte, wo aber sicher auch noch Luft nach oben ist in Sachen Konstanz und Arbeit der Mannschaft als Block.
Man kommt aber nicht umhin zu konstatieren, dass der Unterschied zwischen dem Auftreten nach einem Jahr Zorniger und nach einem Jahr Pacult einer von Tag und Nacht ist. Während bei letzterem auch nach einem Jahr keine Entwicklung zu sehen war und das Prinzip ‘Ball auf den Flügel und dann mal gucken, ob man in die Mitte flanken kann’ wieder und wieder gespielt wurde, ganz egal ob die Flügelspieler (Wallner!) dafür prädistiniert waren und dazu die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen oft viel zu große Dimensionen annahmen, war das angenehme an dem Jahr unter Zorniger vor allem, dass man auch immer wieder Anpassungen beobachen konnte.
Das fing bereits in der Hinrunde an, als Auerbach der Auslöser war, sich in seinem Defensivspiel erst einmal konsolidieren zu wollen. Was auch gelang. In der Rückrunde erarbeitete man sich zudem eine Mehr an taktischer Flexibilität, sodass aus den beiden Varianten 4-3-1-2 oder (anfangs gespielt) 4-1-3-2 auch mal ein kompaktes 4-4-2 mit Doppelsechs wurde oder eine Art Raute light mit einem 4-1-2-1-2, in dem die äußeren Mittelfeldspieler aber wiederum nicht so weit außen agierten, wie man das in einer klassischen Raute vielleicht erwarten würde.
Vergessen wir auch nicht die Detailversessenheit des Trainers Zorniger, die sich im Verlaufe der Saison auch in veränderten und kreativeren Standards zeigte. Die oftmals belächelte, in der Winterpause geborene Variante, nach eigenem Anstoß mit allen kopfballstarken Spielern gen gegnerischen Strafraum zu laufen und dort dann den Ball hinzuchippen, führte im Hinspiel gegen Lotte zu einer größeren Torchance und brachte das Momentum auf RB-Seite und führte indirekt in der Folge zum 1:0. Und auch aus der einen oder anderen Ecke resultiert inzwischen Gefahr.
Nicht zuletzt dürfte Alexander Zorniger auch als kommunikativer Teamdompteur keine zu unterschätzende Rolle haben. Klar, in einem Kader wie dem von RB Leipzig sind nie alle Spieler gleichermaßen zufrieden. Was auch durch Kommunikation nicht final zu lösen ist. Wie sollte ein Paul Schinke glücklich sein, wenn er seine Einsatzzeiten vor allem bei der U23 kriegt? Trotzdem schien Zorniger seine Schäfchen jederzeit vom Ausbrechen abhalten zu können und sie mit seiner Mischung aus Lockerheit und fachlicher Autorität einfangen zu können. Klasse Trainer mit einer unheimlich einnehmenden Art, mit der er sich im RB-Umfeld, aber auch darüber hinaus ziemlich beliebt gemacht hat. Was man auch am respektvollen Umgang seiner Trainerkollegen mit ihm in den letzten Wochen und Monaten gut ablesen konnte.
Kaderkonstanz
Vielleicht hatte es Alexander Zorniger aber auch etwas einfacher als seine Vorgänger, weil er keinen heftigen Umbruch im Team moderieren musste (wie dies vor allem Oral zu tun hatte) und dementsprechend einiges an Hierarchien schlicht schon fertig war als Zorniger antrat. Von den 11 meisteingesetzten Spielern der aktuellen Saison waren acht schon unter Pacult aktiv. Lediglich Coltorti, Kaiser und Judt besetzten vakante Posten. Die Winterneuzugänge Fandrich und Morys wären auf die gesamte Saison gerechnet knapp in die Phalanx eingebrochen, gehören aber noch nicht zu den ganz prägenden Gesichtern des Vereins.
Immerhin vier Spieler der Top11 der Einsatzzeiten waren sogar schon unter Oral bei RB Leipzig aktiv. Was auch zeigt, dass der erste und wichtigste Umbruch zu Beginn seiner Amtszeit stattfand, als Beiersdorfer und Oral versuchten, einem ziemlich alten Team Jugend einzuimpfen. Ohne diese Idee wären vor allem Franke, Frahn und Kammlott bei RB nicht so recht denkbar.
Insgesamt ist es schon erstaunlich, dass in der ganzen fehlenden Konstanz des letzten Sommers, als von heute auf morgen plötzlich wieder alle verantwortlichen Steine in Salzburg und Leipzig unsicher waren und umgeworfen worden und Pacult und Loos ihren Hut nehmen mussten, kadertechnisch eher Konstanz herrschte. Praktisch zum ersten Mal in der Geschichte von RB Leipzig in der Sommerpause. Und das war gut für das zwischenmenschliche und spielerische Verständnis. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, gerade wenn du als RasenBallsportler immer mit einer Anfeindung unter dem Kiel durch die Stadien der Republik schipperst. Möge in diesem Sinne der aufstiegsbedingt nötige Kaderumbau in diesem Sommer mit Augenmaß durchgeführt werden..
Sonst so
Vergessen wir nicht den Sachsenpokal, der anfangs mit zwei B-Elf-Siegen in Kamenz und Bischofswerda ein bisschen vor sich hin dümpelte, mit einem Elfmeterschießen in Neugersdorf schon mal Fahrt aufnahm und dann in diesem 4:2-Feuerwerk gegen Chemnitz kulminierte. Den ersten Ausbruch des Stadions beim 1:1 durch Rockenbach wird man wohl noch eine Weile unter der Haut spüren. Die Trophäe schließlich öffnete den Weg in den DFB-Pokal, dessen erste Runde bereits am Samstag ausgelost wird..
Vergessen wir auch nicht die unglaubliche Auswärtsbilanz, die RB Leipzig in dieser Spielzeit in die Statistikbücher zauberte. Lediglich vier Unentschieden (Plauen, Halberstadt, Meuselwitz, Berliner AK) stehen in der Regionalliga 11 Siege gegenüber. Darunter vier Siege in den aufgeladenen gegen die anhängerstarken Ostclubs Magdeburg, Zwickau, Jena und Lok (wobei letzteres natürlich bei einem Stadtduell Unsinn ist, denn es ist ja nur formal ein Auswärtsspiel gewesen; passt aber so gut in die Statistik). Auch dies ein Zeichen dafür, dass die RasenBallsportler gerade in Drucksituationen und bei Gegenwind voll da waren.
Klar, man muss auch ein wenig relativieren, denn die Liga war deutlich schwächer als die letztjährige und die Tatsache, dass es lediglich 30 Ligaspiele gab, dürfte sich auch eher positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken. Und somit auch erklären, dass RB Leipzig in den entscheidenden Momenten hellwach war. Weswegen man in der kommenden Saison erst mal sehen müssen wird, wie man damit umgeht, wenn man plötzlich in jedem oder fast jedem Spiel (und das in mindestens 36 Ligaspielen) auf Gegner trifft, die sportlich mindestens nah dran oder sogar Augenhöhe oder sogar besser sind.
Fazit
Was dennoch bleibt, ist eine überragende Saison mit einigen Momenten, die man sich schon jetzt mit leuchtenden Augen erzählen kann. Röttgers Auftritt in Magdeburg gehört ganz sicher dazu. Das Spiel gegen den Chemnitzer FC ist als ganzes legendenwürdig. Der Ausbruch des Stadions beim 1:1. Heidinger, der das 1:3 auf der Linie verhindert. Franke, der nach dem 2:2 komplett frei dreht. Röttger, der die ganze Abwehr austanzt und den Führungstreffer erzielt. Von dem Spiel bleibt einiges zurück. Nicht zuletzt ist diese 95.Minute in Lotte, als das 0:2 fällt und der Aufstieg für einen Moment wie eine Seifenblase zerplatzt, emotional ein unvergesslicher Moment. Der sich durch die nachfolgende Verlängerung als harmlose Gruselgeschichte erzählen lässt.
Dazu hat jeder sicherlich so seine eigenen Erlebnisse in und mit dieser Saison gemacht. Eine Saison, in der es aufgrund der fehlenden Niederlagen nie so richtig etwas zu leiden gab und in der es nur in der ersten Hälfte der Rückrunde angesichts vieler glücklicher Punkte Kritik gab, die man im Nachhinein als Jammern auf hohem Niveau abtun kann. Die Spielzeit war nicht immer hochklassig und nicht immer spannend, aber sie war voller guter oder weniger guter Geschichten wie sie wohl nur eine semiprofessionelle Liga wie die Regionalliga schreibt. Eben eine schicke, kleine Reise durch die Welt des Nordostdeutschen Fußballverbands. War schön, bedarf aber keiner Wiederholung.
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Bisher erschienene Bilanzen
- Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2011/2012
- Bilanz: RB Leipzig in der Saison 2011/2012
- Zwischenbilanz: RB Leipzig in der Saison 2012/2013
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Bilder: © GEPA pictures/ Sven Sonntag, Roger Petzsche
Sehr schöner Rückblick…
Hatte beim Lesen die Spiele vor Augen und die Emotionen kamen ein weiteres mal hoch…
Der Artikel hat meine Vorfreude auf die bevorstehende Saison tatsächlich noch gesteigert.
grüße…
Da hast du ja fein Bilanz gezogen. Wie immer sehr lesenswert… :-)
Gut das uns der RBB erhalten geblieben ist. So einen Blogger hätte jeder gern in seinen Reihen. Analytisch, kritisch, musikalisch interessiert ;-) u.v.a.
So, genug des Lobes.
Und das Schlusswort gefällt mir am Besten.
“War schön, bedarf aber keiner Wiederholung.”
Tja, was soll man schreiben als normaler Fußballzuschauer. Ich nehme mit, eine Mannschaft die bis zur letzten Minute an sich geglaubt hat, Heimzuschauer die Herz öffnen für diese Jungs, Fanclubs die sehr viel Fleiß zeigten und ein Verein der auf Kritik reagiert.
Danke an Alle!
Sehr schön geschrieben.
Danke für die Zusammenfassung. Da war so ziemlich alles drin was Erwähnenswert war und wie immer mit der nötigen Balance und dem einen oder anderen sinnvollen Einschub versehen.
Im Blick nach vorne bin ich vor allem wie gespannt wie der “Kaderumbau” sich gestalten wird. Obwohl ich 100% bei Zorniger bin was seine Einschätzung (irgendwann während des langen Winters) von Kutschkes Stärken und Schwächen anging so denke ich doch, dass Stefan ein wichtiges emotionales (Kraft-)zentrum für den Verein ist. Zumindest in der 3. Liga könnte man das noch gut brauchen während Verein, Mannschaft und Fans sich weiter festigen. Von daher hoffe ich, dass spätestens Mitte November so ein kleiner Artikel im Blog auftaucht “Warum Kutschke dem VfL den Rücken kehrte…”
ich denke dass in diesem sommer endlich mal richtig gehandelt wurde und wirklich mal fest investiert wird, vor allem mal in qualität.
im nachhinein war es sogar gut (hätt ich vorher nicht gesagt) dass sie gegen
lotte ran mussten, die ja NOCH stärker als kiel sind, da man sah, dass mit dem
vorhandenen kader kein aufstieg in die 2. möglich ist. ein heidinger zb war ja
total überfordert oder ein franke auch…..
na ich wünsch rb mal viel glück in der nächsten saison!!!