Alle Welt redet seit dessen Innenbandanriss über Daniel Frahn. Kommt er zurück und wenn ja zu welchem der Relegationsspiele. Und kann er dann auch wirklich gleich wieder 90 Minuten durchhalten oder wird er nur zu einem Teilzeiteinsatz kommen. Letztlich sind dies alles offene Fragen, die keiner rund um RB Leipzig halbwegs guten Gewissens beantworten kann.
Fakt ist aber, dass die RasenBallsportler seit Frahns Verletzung in zweieinhalb Ligaspielen fünf und in einem Sachsenpokal-Finale vier Tore erzielt haben. Und so gezeigt haben, dass Tore schießen auch ohne den Kapitän geht, auch wenn es mit Kapitän sicherlich leichter ist. All die Fragen rund um die Torgefährlichkeit des Teams sollen heute Anlass für ein paar Zahlen sein.
Schaut man auf die Scorergesamtbilanz steht Daniel Frahn nach dem 29.Spieltag in der internen Rangliste sowohl als Torschütze als auch als Vorlagengeber ganz oben. Insgesamt 31 Scorerpunkte kann er verbuchen. Interessant sicherlich auch, dass der eher defensive Mittelfeldspieler und je nach System eher Sechser oder eher Achter Bastian Schulz gleich achtmal ins Schwarze treffen konnte. Genauso oft wie Stefan Kutschke. Auffällig auch die beiden wichtigen Vorlagengeber aus dem Mittelfeld heraus Rockenbach und Kaiser.
Tore und Vorlagen über die gesamte Saison:
- Frahn: 20 Tore, 11 Vorlagen, 2324 Minuten
- Rockenbach: 8 Tore, 9 Vorlagen, 2149 Minuten
- Kutschke: 8 Tore, 7 Vorlagen, 1779 Minuten
- Schulz: 8 Tore, 4 Vorlagen, 1655 Minuten
- Kammlott: 4 Tore, 3 Vorlagen, 941 Minuten
- Kaiser: 3 Tore, 8 Vorlagen, 2133 Minuten
- Röttger: 3 Tore, 4 Vorlagen, 1080 Minuten
- Fandrich: 2 Tore, 3 Vorlagen, 740 Minuten
- Morys: 2 Tore, 2 Vorlagen, 637 Minuten
- Hoheneder: 2 Tore, 1 Vorlage, 2402 Minuten
- Heidinger: 2 Tore, 0 Vorlagen, 758 Minuten
- Judt: 1 Tor, 1 Vorlage, 1604 Minuten
- Franke: 1 Tor, 1 Vorlage, 2340 Minuten
- Müller: 0 Tore, 2 Vorbereitungen, 2115 Minuten
- Koronkiewicz: 0 Tore, 1 Vorlage, 128 Minuten
- Sebastian: 0 Tore, 1 Vorlage, 709 Minuten
- Coltorti: 0 Tore, 1 Vorlage, 2340 Minuten
Etwas aussagekräftiger wird die Tabelle, wenn man die Scorerpunkte ins Verhältnis setzt zu den Einsatzzeiten. Auch hier steht Daniel Frahn jenseits von gut und böse unangefochten an Position 1 und auch Kutschke und Rockenbach sind ziemlich häufig an Torerfolgen beteiligt. Koronkiewicz kann man beiseite lassen, da er insgesamt nur 128 Minuten spielte und sein Wert deshalb wenig aussagekräftig ist.
Vergleicht man die Konkurrenten um den Platz neben dem zentralen Stützpfeiler Dominik Kaiser, also die Herren Schulz, Fandrich, Röttger und auch Heidinger miteinander, dann ist auch in dieser Statistik Bastian Schulz derjenige mit den besten Werten. Was seine Fähigkeit in Zahlen ausdrückt, in die Lücken stoßen und gen Tor ziehen zu können. Clemens Fandrich hat als Winterneuzugang auch gute Werte, während Timo Rötter ein klein wenig überraschend vor dem abgeschlagenen Sebastian Heidinger, aber knapp hinter Fandrich nur auf Platz 3 liegt. Ein wenig drücken sich darin auch die Verhältnisse in der Stammelf aus. Schulz ist gesetzt und Fandrich und Röttger sind mehr oder weniger gleichauf bei der Besetzung der letzten freien Stelle im Mittelfeld. Etwas überraschend mag erscheinen, dass der stets agile und präsente Außenverteidiger Christian Müller mit nur zwei Vorlagen ziemlich weit hinten rangiert. Und dass er noch kein Tor geschossen hat, ist auch bemerkenswert. Hat er sich ja vielleicht für die Relegation aufgehoben..
Scoringeffektivität über die gesamte Saison:
- Frahn: 74,97 Minuten pro Scorerpunkt
- Kutschke: 118,6 Minuten pro Scorerpunkt
- Rockenbach: 126,41 Minuten pro Scorerpunkt
- Koronkiewicz: 128 Minuten pro Scorerpunkt
- Kammlott: 134,43 Minuten pro Scorerpunkt
- Schulz: 137,92 Minuten pro Scorerpunkt
- Fandrich: 148 Minuten pro Scorerpunkt
- Röttger: 154,29 Minuten pro Scorerpunkt
- Morys: 159,25 Minuten pro Scorerpunkt
- Kaiser: 193,91 Minuten pro Scorerpunkt
- Heidinger: 379 Minuten pro Scorerpunkt
- Sebastian: 709 Minuten pro Scorerpunkt
- Hoheneder: 800,67 Minuten pro Scorerpunkt
- Judt: 802 Minuten pro Scorerpunkt
- Müller: 1057,5 Minuten pro Scorerpunkt
- Franke 1170 Minuten pro Scorerpunkt
- Coltorti: 2340 Minuten pro Scorerpunkt
Vergleicht man die 14 Spiele vor der Winterpause mit den bisher 15 danach, fielen im vergangenen Jahr eindeutig mehr Tore, die von weniger Spielern erzielt wurden. Insgesamt neun Torschützen teilten sich in der Hinserie 35 Tore. Insgesamt 67 Scorerpunkte verteilten sich auf 14 Spieler. Nach der Winterpause waren es allerdings 11 Spieler, die sich nun nur noch 29 Treffer in 15 Spielen teilten. Und die 56 Scorerpunkte gingen auf das Konto von 12 Spielern.
Während die Anzahl der Scorerpunkte pro scorendem Spieler zwischen Hin- und Rückrunde gleich blieb (ca. 4,7 Scorerpunkte pro Spieler), sank die von den einzelnen Torschützen erzielte Anzahl an Toren drastisch, da sich mehr Torschützen weniger Tore teilten. 3,89 Tore hatte jeder Torschütze vor der Winterpause noch auf seinem Konto, nach der Winterpause sind dies nur noch 2,63.
Man könnte daraus den positiven Fakt ableiten, dass sich das Toreschießen auf mehr Schultern verteilt hat und die Mannschaft demnach nicht mehr ganz so abhängig von einem Daniel Frahn ist. In der Tendenz in dieselbe Richtung weist die Tatsache, dass der Anteil der Frahn-Tore an den Gesamttreffern in der Hinrunde etwas höher war als in der Rückrunde (hier nur die Zeit gerechnet, in der Frahn noch ohne Verletzung war). Erzielte der Kapitän in der Hinrunde noch 37% der RB-Tore (13 von 35), waren es bis zu seiner Verletzung nur noch 29% (7 von 24).
Neben der These, dass die Mannschaft nicht mehr ganz so abhängig von Frahns Toren ist, könnte man aber auch behaupten, dass Frahns sinkende Torquote in der Rückrunde von der Mannschaft nicht aufgefangen werden konnte. Darauf verweist zumindest die Tatsache, dass der Rest des Teams mit jeweils 22 Toren in 14 bzw. 15 Spielen in Hin- und Rückrunde konstant Tore geschossen hat. Sprich, trotz weniger Tore von Frahn sprangen die anderen nicht verstärkt in die Bresche.
Nimmt man nur die Zeit seit Daniel Frahns Verletzung, die mit zweieinhalb Regionalliga-Spielen etwas arg kurz bemessen ist, um tragfähige Behauptungen aufstellen zu können, dann fielen in etwas mehr als zweieinhalb Spielen fünf Tore. Bzw. fielen ja alle fünf Treffer gegen Jena. Gegen Lok und Zwickau blieben die RasenBallsportler ohne Torerfolg. Insgesamt 64 Treffer in 29 Spielen liegen im Schnitt leicht über fünf Toren in zweieinhalb Spielen (2,21:1,85). Andererseits ist das Spiel gegen Zwickau mit der RB-B-Elf auch ein Rausreißer, der das Ergebnis verfärbt.
Nimmt man noch das Spiel gegen Chemnitz dazu erzielte RB Leipzig in den reichlich dreieinhalb Spielen ohne Daniel Frahn im Schnitt etwas mehr Treffer als im Gesamtschnitt (ca. 2,4 : 2,21). Interessanter vielleicht, wer in den (mit dem Chemnitz-Spiel) knapp vier Spielen seitdem mit welcher Effektivität traf.
Tore, Vorlagen und Effektivität seit der Frahn-Verletzung:
- Morys 2 Tore – 1 Vorlage – 201 Minuten – 67 Minuten pro Scorerpunkt
- Rockenbach 2 Tore – 1 Vorlage – 205 Minuten – 68,33 Minuten pro Scorerpunkt
- Kammlott 2 Tore, 1 Vorlage – 243 Minuten – 81 Minuten pro Scorerpunkt
- Kaiser 0 Tore – 2 Vorlagen – 250 Minuten – 125 Minuten pro Scorerpunkt
- Franke 1 Tor – 0 Vorlagen – 250 Minuten – 250 Minuten pro Scorerpunkt
- Röttger 1 Tor – 1 Vorlage – 259 Minuten – 129,5 Minuten pro Scorerpunkt
- Schulz 1 Tor– 0 Vorlagen – 222 Minuten – 222 Minuten pro Scorerpunkt
Und das ist dann wohl die erstaunlichste Statistik, denn nach dem Ausfall von Daniel Frahn waren es nicht etwa Spieler wie bspw. Stefan Kutschke, die die Lücke (zumindest in Bezug auf den Torerfolg) schlossen, sondern Kollegen, die zuvor eigentlich eine eher durchwachsene Rückrunde gespielt haben.
Matthias Morys hatte seine letzte Torbeteiligung Mitte April und verdoppelte in Jena und gegen Chemnitz in gerade einmal 41 Minuten mal eben seine Scoringbilanz. Der meist glücklose Carsten Kammlott fügte seinen zwei Rückrundentreffern mal eben zwei weitere und eine Torvorlage hinzu. Und auch Thiago Rockenbach, der für seine Scorer-Verhältnisse eine mit bis zum Zwickau-Spiel zwei Toren und einer Vorlage unterdurchschnittliche Rückrunde gespielt hatte, taute auf und verdoppelte diese Zahlen.
Kaiser, Röttger und Schulz blieben in ihrem Rahmen. Franke steuerte den obligatorischen Abwehrscorerpunkt bei. Nur die völlige Scorerabwesenheit von Stefan Kutschke bleibt bei 250 Einsatzminuten auffällig. Viel zu früh da Bilanz zu ziehen, aber vielleicht fehlt ihm am ehesten mit Frahn der Partner, der Gegenspieler in der Luft bindet. Vielleicht – wie in Jena – läuft der Ball mit einem Kammlott auf dem Platz aber auch einfach öfter über den Boden und Stefan Kutschke hat es schwerer in aussichtsreiche Positionen zu kommen.
Fazit: Wie immer einige Spielerei. Wer nur positives mitnehmen will, der kann sich merken, dass nach Frahns Ausfall einige Spieler (Kammlott, Rockenbach, Morys), die zuvor bei weitem nicht so präsent war, auftauten, Verantwortung übernahmen, Klasse zeigten und die Torquote auf hohem Niveau hielten. Man sich also für die Relegation um die Frage Frahn ja oder nein keine Sorgen machen sollte. Auf der anderen Seite bleibt der Fakt bestehen, dass in der Rückrunde Daniel Frahns Torquote generell geringer war und die Mannschaft bis zu seinem Ausfall diese in der Statistik fehlenden Treffer nicht gutmachen konnte. Sprich, einen Frahn in Topform kannst du eigentlich nicht ersetzen, aber wenn er denn komplett ausfällt, dann scheinen andere ihre neuen Freiheiten mit Genuss auszuleben. Was Richtung Relegationsspiele doch durchaus beruhigend ist..