So, können wir uns also langsam wieder bereit machen für den Ernst des Ligaalltags, der morgen Abend (19.10., 19 Uhr) für RB Leipzig beim VFC Plauen wieder einzieht. Und wie schon im letzten Auswärtsspiel geht es wieder ins Vogtland. Nur statt nach Auerbach eben etwas weiter westlich nach Plauen.
Wobei das mit dem Ernst der Regionalliga im konkreten Fall so eine Sache ist. Denn einerseits scheinen die sportlichen Verhältnisse beim Spiel 14. und somit Drittletzter gegen den überlegenen Tabellenführer klar zu sein. Und andererseits dreht sich in der Wahrnehmung des VFC Plauen in diesen Tagen alles um die vielen, vielen Probleme die der Verein hat. Was aber für die Spieler der Gastgeber weniger relevant sein wird, da diese unabhängig von allem drumherum, dem großen Meisterschaftsfavoriten in die Suppe spucken werden wollen. Eher relevant könnte das für die RasenBallsportler sein, die bei all den Berichten über die Probleme des VFC Plauen das Gefühl kriegen könnten, dass im Vogtland gar nicht mehr Fußball gespielt wird. Wird es aber und spätestens mit Anpfiff der Partie wird man es erfahren.
Das was beim VFC Plauen derzeit so los ist, ist selbst in der problembeladenen Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurfußball, die die Regionalliga ja ist, ziemlich beispielslos. Finanziell klemmt es mächtig, weil die Altlasten drücken und vor allem aktuell diverse Sponsorenzahlungen ausgefallen sind (das sind sie, die Probleme der Ebene in einer nicht unbedingt sehr wirtschaftsstarken Region). Was wiederum dazu führte, dass auch die Spielergehälter nicht pünktlich gezahlt werden konnten. Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist das Ausscheiden im Sachsenpokal gegen den Landesligisten Döbelner SC am letzten Wochenende ein ziemliches Desaster.
Sportlich natürlich sowieso, denn bei einem formalen Zweiklassenunterschied auszuscheiden, ist ziemlich dürftig. Generell ist die neue Saison zumindest tabellarisch eher dürftig. Mit nur fünf Punkten und 8:12 Toren steht man mit nur einem Tor Vorsprung auf einem Nichtabstiegsplatz. Nach dem Auftaktsieg gegen Rathenow verlor man viermal in Folge und spielte anschließend zweimal unentschieden. Doch die Punkteausbeute täuscht ein wenig über das Leistungsvermögen hinweg, denn in den letzten beiden Partien gegen Hertha II und in Torgelow verlor man jeweils die drei Punkte nur durch bittere Treffer in der Nachspielzeit. Mit sieben Treffern in nur drei Heimspielen toppt man jedenfalls sogar die sechs Treffer, die RB in ebenso vielen Heimspielen erzielte.
Womit auch ziemlich schnell die Problemstelle der Vogtländer klar sein dürfte, denn wenn man Eins und Eins zusammenzählt, landet man relativ schnell bei einer unterdurchschnittlichen Defensive. Mit 12 Gegentoren ist man hinter Rathenow die Schießbude der Liga. Mit 7 Gegentoren ist manin Heimspielen gar das defensivschwächste Team. Da RB witzigerweise die drittschlechteste Auswärtsdefensive und mit Abstand die beste Auswärtsoffensive (13 Tore in 4 Spielen!) der Liga hat, müsste sich nach der Logik der Serie ein munteres Scheibenschießen und ein Endresultat von 4:6 aus Gastgebersicht ergeben..
Dass der VFC Plauen relativ durchwachsen in die Saison gestartet ist und inzwischen nur noch vom Nichtabstieg als Saisonziel spricht, scheint auf den ersten Blick nicht extrem überraschend, wurde doch im Sommer aufgrund der Finanzlage ein Sparkurs verkündet, den der damalige Coach Thomas Hoßmang, der in Leipzig so scheint mit nicht gerade als Sympathieträger durchgeht, nicht mittragen wollte (weil er ein Jahr zuvor unter anderen Versprechungen nach Plauen kam) und den Verein verließ.
Auf den zweiten Blick hatte der Sparkurs aber auch keinen extremen Einfluss auf den Kader der Plauener. Bis auf den Innenverteidiger Philipp Zeiger verließen nicht unbedingt Topleute den Verein. Auf der anderen Seite schafften immerhin zwei von drei vom brandenburgischen Verbandsligisten Germania Schöneiche gekommene Neuzugänge den Sprung in den Plauener Stamm. Da Plauen aber in der vergangenen Saison hinter Halle, RB, dem Berliner AK und Meuselwitz noch die Nummer 5 der NOFV-Teams in der Regionalliga Nord war, erklärt sich der tabellarische Absturz zumindest nicht aus größeren Kaderveränderungen in Folge des ausgerufenen Sparkurses.
Viel eher erklärt er sich aus einer katastrophalen Stimmung im Verein, für die der Verein den Ex-Trainer Hoßmang verantwortlich macht, weil dieser nach seinem Abgang Spielern des VFC den Vereinswechsel nahe gelegt haben soll und immer noch juristisch um eine Abfindung streitet, einzig deren Höhe scheinbar noch strittig ist und die Präsident Wilfried Hub nicht so recht willig ist auszuzahlen.
Auf der anderen Seite scheint mir auch der aktuelle Coach Dirk Berger (klar, auch aus Schöneiche gekommen) die Situation eher anzuheizen, denn zu beruhigen. In einem bemerkenswerten Interview [broken Link] mit dem MDR prangerte er öffentlich eine sogenannte „Hoßmang-Gruppe“ und hier im speziellen den Sohn des Ex-Trainers Martin an, machte Thomas Hoßmang als grundlegendes Übel aller Unruhe aus, bezeichnete den Kader als „katastrophal zusammengestellt“ und gab dem Verein noch Tipps zu seiner Öffentlichkeitsarbeit mit auf den Weg. Manch ein Trainer stand schon auf der Straße, weil er nur eines der Dinge in der Öffentlichkeit besprach. Und ob dieselben Spieler, die öffentlich zum Sündenbock erkoren wurden, noch für den Trainer durchs Feuer gehen wollen, darf zumindest angezweifelt werden.
Die Gesamtsituation in Plauen ist (auch angesichts vom ziemlich unzfriedenen Anhang) ziemlich weit unterm akzeptalen Durchschnitt. Aber wie gesagt wird das morgen vermutlich (leider) keine Rolle spielen, denn wenn man potenzielle Profi-Waden beißen kann, dann ist es wohl völlig wurscht, ob man gerade gut Freund ist mit dem Trainer. Und nominell steckt noch ziemlich viel Regionalliga-Qualität in der Plauener Mannschaft, gerade in der schon angesprochenen Offensive um die zwei Zimmermanns (Kai und Marc-Philipp). Aber auch bei Spielern wie Person (Magdeburg, Halle, Jena, Dresden), Thönelt, Rupf (früher Aue und FC Sachsen Leipzig) und Schindler, deren Namen im regionalen Fußball durchaus Klang haben.
Nicht täuschen lassen, sollte man sich jedenfalls vom 5:1-Auswärtssieg aus dem März diesen Jahres, denn dieser war nicht unbedingt die Folge einer grandiosen Gala, sondern resultierte aus einer nicht regionalligatauglichen Verteidigung der Plauener, gerade gegen Standards. Das dürfen sie natürlich gern wiederholen, drauf setzen sollte man nicht. Vielleicht sollte man sich bei RB Leipzig besser daran erinnern (und daraus die nötige Konzentration ziehen), wie man vor ziemlich genau einem Jahr in einem Heimspiel gegen den VFC nur Unentschieden spielte und das obwohl die Gäste mit ihrem Antifußball nicht mal ansatzweise einen Punkt verdient hatten.
Ob beim morgigen Duell noch das in der Vergangenheit nicht immer freundliche Verhältnis zwischen dem VFC und RB eine Rolle spielen wird, ist schwer einzuschätzen, angesichts der hausgemachten Probleme im Vogtland aber eher unwahrscheinlich. Schon beim letzten Aufeinandertreffen spielten ein früherer Einsatz der Security (aus der Kategorie ‚übertriebene Härte’) in der Red Bull Arena gegen eher unfreundliche Gastanhänger, ein paar Aussagen und Aktionen des Präsidenten Hub (“nicht unbedingt ein Freund von RB”, wie er mal auf der VFC-Homepage beschrieben wurde) und ein nicht veröffentlichtes Interview mit ihm im Heimspielmagazin von RB Leipzig keine Rolle mehr. Ist ja vielleicht auch besser so..
Aus sportlicher RB-Perspektive dürfte es im Plauen-Spiel wieder zurück in den Prä-Sachsenpokal-Zustand gehen. Sprich, es dürften vor allem jene Spieler aufs Feld laufen, die auch gegen Meuselwitz am Anfang dorthin liefen. Die offenen Fragen betreffen einerseits die Position des Linksverteidigers. Für die steht Juri Judt nach Verletzung wieder zur Verfügung und könnte seinen Vertreter Paul Schinke ablösen (was er aus meiner Sicht auch tun wird – so er 100% fit ist).
Fast noch spannender ist die Frage, wie die zentrale Mittelfelddreiherreihe besetzt sein wird. Dominik Kaiser ist da als Einziger gesetzt. Aber sseine Position in der Kette ist unklar, nachdem er gegen Meuselwitz erstmalig nicht zentral, sondern links spielte. Heidinger, Schinke, Röttger und Karikari wären Alternativen für die linke Position in der Dreierkette, Ernst und Karikari wären Alternativen für Kaiser in der Mitte der Kette und Schulz, Ernst und Röttger könnten rechts auflaufen. Ergibt einen ziemlich breiten Optionsrahmen. Müsste ich tippen, würde ich Heidinger, Kaiser und Schulz wählen (wobei dies bei Heidinger nur mit der Einschränkung gilt, dass er wieder absolut verletzungsfrei ist). Aber ganz ehrlich, verantwortlich wäre ich für die Wahl nur extrem ungern..
Letztlich dürfte mit Coltorti, Müller, Hoheneder, Franke, Kaiser, Rockenbach, Kutschke und Frahn das Gerüst für das Spiel ziemlich feststehen. Und die drei fehlenden Positionen kriegt man mit viel Klasse auch besetzt. Für das Spiel in Plauen jedenfalls dürfte es viel entscheidender darauf ankommen mit welcher Motivation man in das Vogltand reist und ob man sich vom Tohuwabohu beim VFC einlullen lässt oder nicht. Fährt man mit dem Gefühl nach Plauen, dass es nur gegen einen Krisenclub geht, dann könnte man in eine Situation gelangen, in der man zu spät feststellt, dass man sich darin getäuscht hat, dass damit auch fehlende sportlichen Qualitäten verbunden sind. Fährt man mit dem Wissen nach Plauen, dass es dort nicht immer sehr einfach ist und man aber alle Widerstände brechen möchte, dann sollten die drei Punkte ziemlich sicher mit im Bus landen.
Fazit: Endlich wieder Regionalliga. Mit Plauen wartet die nächste Auswärtsfahrt ins Vogtland. Plauen, wo man mit RB-Erst-Coach Tino Vogel zwischen 2003 und 2006 mal sehr gute Zeiten erlebte und ansonsten mit viel Bodenständigkeit, wenn man mal von der Verpflichtung der Suttgarter Spielerlegende Krassimir Balakow als sportlichen Berater und einmaligen Aushilfsspieler im Jahr 2005 absieht, zwischen Oberliga und Regionalliga pendelte. Was wohl in etwa auch dem wirtschaftlichen Rahmen der Kleinstadt (reichlich 60.000 Einwohner) entspricht. Plauen ist im Ernstfall fußballerisch ein kämpferisches Pflaster, ob es das aktuell auch sein kann, wird sich bald zeigen.
Ja, lieber “Meister Allwissend”
die Bezeichnung in der Überschrift meine ich richtig ehrlich, weil Du scheinbar Deine Augen und Ohren nach allen Himmelsrichtungen ausrichtest, um danach die entsprechenden Kommentare zu verfassen, damit die Anhänger von RB und darüber hinaus immer möglicht aktuell informiert werden können.
Es ist völlig richtig, dass die Regionalliga zur Schnittstelle zwischen der Amateur- und Profiliga gehört. Die einen (Plauen) stehen kurz vor dem völligen Absturz, der primär aus dem finanziellen Desaster entstand, während sich die anderen Deine RB-Fußballer), trotz noch in gleicher Ligaspielend, mittlerweile seit ein paar Jahren unter Profibedingungen eingebettet fühlen. Mancher Verein zwei Ligen höher wünschte sich solche Voraussetzungen! würde. An entsprechenden Spielermaterial jedenfalls mangelt es da unten im Vogtland bestimmt nicht!
Wenn allerdings sich die Probleme bei den Lohnauszahlungen, die ohnehin nur Bruchteile von den Gehältern Deiner Jungs betragen dürften, mit Gruppenbildungen von Spielern vermehren, sind fehlender Einsatzwille und entsprechende negative Ergebnisse vorprogrammiert. Hinzu kommt das Letzte der Gefühle: Tätlichkeiten gegen die eigenen Spieler!
Als Juniorakteur einer guten sächsischen Mannschaft war ich im Vorspiel auf den
Rasen des Plauener Stadions vor vielen, vielen Jahren dabei. Ca. 14 000 (!) Zuschauer waren damals gekommen, um den später doch verpassten Aufstieg in die höchste Klasse (DDR – Oberliga) zu verfolgen. Was ist nur davon noch übrig geblieben, es ist einfach traurig. Allerdings kann eine angebliche Fremdstörung (Thomas Hoßmang) auch zur Unruhe beitragen, zumal sein Sohn noch dort aktiv
ist. Wer allerdings verschiedene Aktionen dieses EX- Trainers über einen längeren Zeitraum verfolgt hat, kann diese Person auch entsprechend einschätzen…..
Wenn sich heute nach der Begegnung in dieser scheinbar sportlich untergehenden Stadt Plauen (hoffentlich) alle aktiven Beteiligten ausgepumpt in die Kabine schleppen (angeblich teilen sich die Plauener Spieler in mehrere auf), wird man wissen, ob sich die unterschiedlich gestellten Ziele beider Vereine in naher Zukunft auch realisieren könnten. Somit ist für Spannung ohnehin gesorgt.