Gestern hatten wir an dieser Stelle bereits den großen RB-Leipzig-Hinrunden-Rück- oder Überblick für den Verein als Ganzen. Heute wird es etwas individueller und die einzelnen Spieler werden dem mehr oder minder großen Einzelcheck unterzogen. Das ist natürlich höchst subjektiv und hängt auch oft davon ab, was man in welchem Spiel hauptsächlich von einem Spieler wahrgenommen hat. Bei einem 1:0 beispielsweise kommen die Abwehrspieler vermutlich etwas besser weg als die Angreifer. Trotzdem und da in einem Blog ja Subjektivität quasi Teil des Gründungsmythos ist hier der Versuch den Kader mal in seiner ganzen Breite auszuwalzen. (Anmerkung: Die Daten in Klammern beziehen sich nur auf die Regionalligaspiele)
Tor
Pascal Borel (17 Spiele, 1530 Minuten): Kam vor der Saison etwas überraschend neu in den Kader und ersetzte den nicht unpopulären Sven Neuhaus. Rettete RB Leipzig durch einige spektakuläre Reflexe und Paraden ein paar Punkte. Erwies sich im Gegensatz zu seinem früheren Ruf als sicherer, fast fehlerfreier Rückhalt, insbesondere im Eins gegen Eins. Auffällig auch seine Versuche, das Spiel durch weite Abwürfe und Abschläge immer wieder schnell zu machen. Das ist schon fast ein Paradigmenwechsel im Vergleich zum letzten Jahr. Guter Typ, guter Torhüter, derzeit unumstrittene Nummer 1.
Benjamin Bellot (1 Spiel, 90 Minuten): Durfte als Borel kurz verletzt war ein Spiel in der Regionalliga bestreiten. Mit dem 5:0 in Lübeck war das gleich ein spektakuläres. Den Augenzeugen zufolge soll Bellot recht sicher agiert haben. An Borel vorbeizukommen wird für den 21jährigen trotzdem schwer bis unmöglich.
Andreas Kerner (0 Spiele, 0 Minuten): Noch ohne Einsatz. War zwischendurch auch verletzt. Wo er derzeit steht ist (mir) unklar.
Abwehr
Fabian Franke (18 Spiele, 1620 Minuten, 1 Tor): Fabian Franke ist mit 22 Jahren der jüngste der Stamm-Abwehrspieler. Wie er sich noch unter Tomas Oral in die Mannschaft spielte und anschließend den Stammplatz nicht mehr hergab ist beeindruckend. In der aktuellen Saison fehlte er noch keine Minute und kassierte trotzdem lediglich drei gelbe Karten. Als Innenverteidiger links ist er im Kader von RB Leipzig allerdings auch ziemlich konkurrenzlos. Seine Aufgaben erledigt Franke meist solide und zweikampfstark. Anfällig in dieser Saison für den einen oder anderen (weitgehend folgenlosen) Bock. Auch der Antritt ist sicherlich weiterhin verbesserungswürdig. Gute Fähigkeiten im Spielaufbau. Insgesamt eine Saison irgendwo zwischen gut und befriedigend, also mit Luft nach oben. Ein bisschen mehr Konstanz und weniger Fehler und schon wäre Franke ein sehr guter Innenverteidiger.
Umut Kocin (18 Spiele, 1620 Minuten, 4 Torvorlagen): Wie Franke fehlte auch Kocin bisher noch keine einzige Minute und kassierte nur drei gelbe Karten. Wie Franke ist auch Kocins Schwäche sein Antritt. Als Linksverteidiger konkurrenzlos im Kader von RB Leipzig. Spielte durchgehend solide mit einigen Höhen und wenigen Tiefen. Hätte sicherlich noch mehr Potenzial für Offensivbemühungen. Vier Torvorlagen weisen aber in die richtige Richtung. Könnte ruhig öfters Gebrauch machen von seinem linke Hammer. Insgesamt ein mindestens guter Linksverteidiger.
Christian Müller (17 Spiele,1530 Minuten, 1 Torvorlage): Christian Müller ist der dritte im Abwehrbunde, der ohne einzige Fehlminute ausgekommen wäre, wenn er denn nicht zwischendurch eine Gelbsperre hätte absitzen müssen. Der zweiligaerfahrene Profi spielt wie seine Nebenleute eine solide, gute Saison, die allerdings auch noch Luft nach oben hat. Wurde in der ersten Hälfte der Hinrunde einige Male überlaufen, was direkt zu Gegentoren führte. Eigentlich erstaunlich, da Müller nun nicht gerade langsam ist. Es wirkte, als wäre gelegentlich das Stellungsspiel nicht optimal. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er aber auch oftmals in Eins-gegen-Eins-Situationen geriet, in denen der Gegner schnell auf ihn zugelaufen kam. Das kann man nicht Müller allein anlasten. Kam im Laufe der Hinrunde immer besser in Schwung und versuchte sich vermehrt in der Offensive, aber insgesamt hat das Offensivspiel noch Luft nach oben. Mindestens guter Rechtsverteidiger mit Potenzial zu sehr gut.
Henrik Ernst (14 Spiele, 1090 Minuten, 1 Torvorlage): Sicherlich die positive Überraschung der Saison. Kam als defensiver Mittelfeldspieler von Hannover 96 II und alle fragten sich, wie er sich denn gegen all die klangvollen Namen durchsetzen wolle. Gelandet ist er schließlich (auch ‘dank’ der Verletzung von Marcus Hoffmann) in der Innenverteidigung, wo er sich einen Stammplatz erkämpfte und durch seine zweikampfstarke Art auffiel. Dazu bringt er eine solide Grundschnelligkeit und eine hohe Pass- und Ballsicherheit mit. Ist Henrik Ernst in der Nähe hat man nur selten Angst, dass etwas schief gehen könnte. Kam im Laufe der Saison, insbesondere Richtung Ende der Hinserie auch im Mittelfeld zum Einsatz, wo er im Gegensatz zu manch anderem mit seiner Ballsicherheit eine sehr gute Figur machte. Sieht Pacult Hoffmann zukünftig in der Innenverteidigung, wird es spannend sein zu beobachten, ob sich Ernst dauerhaft ins Mittelfeld spielen kann. Zuzutrauen wäre es ihm. Geradliniger, sympathischer Typ mit hervorragender Hinrunde.
Tim Sebastian (8 Spiele, 631 Minuten, 1 Tor): Vor einem Jahr noch als Kapitän verpflichtet, ist Tim Sebastian inzwischen nur noch Ergänzungsspieler, falls mal jemand ausfällt. Machte dies als Rechtsverteidiger-Ersatz in Meuselwitz sehr gut, als Innenverteidiger-Ersatz zu Beginn der Saison wirkte er nicht ganz so sicher. Dürfte auch künftig nur ins Team rutschen, falls sich jemand verletzt oder gesperrt ist. Inzwischen wird gerüchteweise bereits sein Abschied verhandelt (eigentlich Vertrag bis 2014). Wäre schade, aber nicht unplausibel. Geduldiger, mannschaftsdienlicher Typ, aber derzeit höchstens Ergänzungsspieler.
Marcus Hoffmann (5 Spiele, 103 Minuten, 1 Tor): Das wohl emotionalste Comeback des Jahres. Bestritt seit März kein Pflichtspiel mehr. Verletzte sich nach seinem Wechsel zu RB Leipzig erneut schwer. Beim Berliner AK mit nur zwei Minuten, leitete er im Spiel gegen Halberstadt mit einer gelben Karte und einem Tor die emotional Wende ein. Das wenige, das man bisher sehen konnte, verweist auf einen giftigen, zweikampfstarken Spieler, der sich immer reinhaut und auch im Vorwärtsgang Verantwortung übernimmt. Wenn er aus der Vorbereitung zur Rückrunde komplett fit wiederkommt, kann man sich glaube ich sehr auf ihn freuen.
Shaban Ismaili (0 Spiele, 0 Minuten): Ist raus aus den Planungen von Peter Pacult. Darf noch bei der zweiten Mannschaft mitspielen, mehr nicht (Vertrag noch bis zum Sommer). Das hatte sich bereits in der Saisonvorbereitung abgezeichnet.
Matthias Buszkowiak (0 Spiele, 0 Minuten): Sehr jung (19) und noch ohne Fußspuren im Profifußball. Den Eindrücken aus den Vorbereitungsspielen nach zu urteilen, wird es auch schwer für ihn, zukünftig welche zu hinterlassen. Zumindest bei RB Leipzig.
Mittelfeld
Thiago Rockenbach (17 Spiele, 1354 Minuten, 3 Tore, 8 Torvorlagen): Was soll man zum brasilianischen Kreativspieler sagen. Die meiste Einsatzzeit aller Mittelfeldspieler. Drei Tore erzielt und acht vorbereitet. Die Zahlen sprechen dafür, dass Rockenbach das Herz von RB Leipzig war. Wenn man ihn auf dem Platz gesehen hat, dann hatte man aber oft nicht das Gefühl. Auf seiner linken Seite klebend, wirkten seine Aktionen oft glücklos. Je länger die Saison ging, desto stärker wurde der Eindruck, dass Rockenbach auf links außen nicht optimal besetzt ist. In einem 4-4-2 gibt es aber auch keinen anderen Platz für ihn, außer wenn Pacult nach Rückstand die Doppelsechs auflöst und eine Raute spielen lässt. In diesen Fällen wirkte Rockenbach gelegentlich wie befreit und wirbelte ständig anspielbereit von links nach rechts übers Feld. Ich fände ein dauerhaftes 4-2-3-1-Experiment mit Rockenbach auf der 10 immer noch hochspannend. Wenn es nicht dazu kommt, dann spielt Rockenbach eben weiter auf links, wirkt nicht endlos glücklich und liefert trotzdem beeindruckende Zahlen. Großartiger Spieler, von dem man gern noch mehr Einfluss auf das Spiel sehen würde.
Timo Röttger (18 Spiele, 1351 Minuten, 5 Tore, 7 Torvorlagen): Wechselte ohne Anpassungsprobleme und ohne Eingewöhnungsschwierigkeiten zu RB Leipzig und war vom ersten Testspiel an eine tragende Kraft des Spiels. Gerade wenn das Spiel nicht läuft, führt das dazu, dass man ihm zu viel aufbürdet und ihm permanent den Ball gibt, damit er was besonderes draus macht. Doch Timo Röttger ist kein Übermensch, er ist nur ein schneller, dribbelstarker, torgefährlicher Flügelspieler, der darüber hinaus auch die Defensivarbeit nicht vernachlässigt. Sprich, Röttger ist ein ziemlich kompletter Spieler, der schon wegen seiner Spielweise einen leichteren Weg zum Publikumsliebling hat. Allerdings lässt Röttger bei seinem kraftintensiven Spiel auch immer sehr viele Körner, woraus die eine oder andere Auswechslung resultiert. Insgesamt aber ein großartiger Spieler und ein Riesengewinn für Mannschaft und Verein.
Bastian Schulz (15 Spiele, 1175 Minuten, 2 Torvorlagen) : Wechselte erst in der Saison zu RB Leipzig und war von da an gesetzt im defensiven Mittelfeld. Wirkte am Anfang als hätte er Anpassungsschwierigkeiten, später hatte man das Gefühl, dass er angekommen wäre. Gegen Ende schien er wieder eher in einem Loch zu stecken. Keiner, der das Spiel an sich reißt, keiner der voranschreitet, wenn es nicht läuft. Ein eher unauffälliger Defensivarbeiter. Nur zwei Torvorlagen und kein Treffer zeigen jedenfalls, wo es hapert. Insgesamt solide und defensiv brauchbar, aber mit ausreichend Luft nach oben.
Tom Geißler (13 Spiele, 796 Minuten, 2 Tore, 2 Torvorlagen): Erst war er draußen, dann kämpfte er sich rein, dann war er wieder draußen und zum Saisonfinale wieder drin. So wechselhaft sein Saisonverlauf, so wechselhaft war auch die Leistungskurve von Tom Geißler. Teilweise mit sehr guten, sehr präsenten und aktiven Leistungen, um dann in anderen Spielen fast vollständig unterzugehen. Gegen Meppen deutet Geißler noch einmal sein großes Potenzial an. Irgendwie wünscht man es ihm immer, dass er auch dauerhaft auf hohem Niveau spielen kann, aber irgendwie fehlt auch so ein bisschen der Glaube, dass Geißler bei RB Leipzig final glücklich werden wird.
Timo Rost (12 Spiele, 715 Minuten, 1 Torvorlage): Ich habe ihn in der Vergangenheit immer in Schutz genommen und tue das vermutlich auch weiter, denn seitdem er vor zwei Jahren zu RB Leipzig wechselte, ist das Problem, dass man von ihm Kreativität in der Spielentwicklung erwartet, er aber ein Spielertyp ist, dem vor allem das Zerstören am Herzen liegt. Spielt Rost neben einem weiteren Zerstörer wie Schulz sehen beide ziemlich alt aus. Dass Rost in dieser Halbserie meistens noch ein Stück älter aussah als Schulz sagt dann aber doch etwas aus. Keine Ahnung, in welche Richtung das mit Timo Rost läuft. Derzeit würde ich nicht darauf wetten, dass Rost noch ausgedehnte goldene Zeiten bei RB Leipzig auf dem Spielfeld miterleben wird. Solange Schulz gesetzt ist, wird Rost immer Wackelkandidat sein, denn Rennen und Grätschen wird Rost im Spätherbst seiner Karriere nicht mehr gegen schnelles und genaues Passspiel eintauschen können. Schade, dass Rost in Leipzig nie so richtig die alleinige Abräumer-Rolle spielen durfte.
Sebastian Heidinger (17 Spiele, 591 Minuten, 2 Tore, 3 Vorlagen): Einer der Neuzugänge, von denen man sich noch einmal einen Schub für die Mannschaftsleistung erhofft hatte, von dem man sogar erwartet hatte, dass er Thiago Rockenbach ernsthaft Konkurrenz machen könne. Herausgekommen ist eher die Rolle als Einwechselspieler. War zwar in 17 von 18 Spielen mit dabei, rechnet man die Minuten kam er aber nur auf sechs oder sieben Spiele. Darunter waren auch Höhepunkte, wie die Auswärtspartie bei Hertha BSC II, die erst durch ihn gewendet werden konnte. Darunter waren aber auch viele Tiefen. Insgesamt eher eine enttäuschende Hinrunde mit Aufwärtstendenz. Das Potenzial von Heidinger dürfte jedenfalls sichtbar geworden sein. Jetzt ist ausschöpfen dran.
Pekka Lagerblom (4 Spiele, 258 Minuten, 1 Tor, 1 Torvorlage): Der Pechvogel. Spielte eine großartige DFB-Pokal-Partie gegen Wolfsburg. Präsent, zweikampfstark, ballsicher. Hervorragend. Lief dann noch dreimal von Beginn auf und wurde einmal eingewechselt, bevor ihn ein Fersensporn endgültig aus dem Verkehr zog. Lagerblom in der Topform des ersten Spiels wäre ein absoluter Leader des Teams. Inwiefern er seine Verletzungsprobleme in den Griff bekommen kann, scheint derzeit nicht einmal der Verein selbst zu wissen.
Paul Schinke (5 Spiele, 57 Minuten): Zu wenig Einsatzzeiten, um ihn endgültig zu beurteilen. Nach seinem letztjährigen Höhenflug ist er dieses Jahr unsanft gelandet. Mit Rockenbach und Heidinger hat er auf seiner Seite gleich zwei Spieler vor sich, die er nur schwerlich verdrängen kann. Wird eine harte Saison für das Talent. Mit wenig Hoffnung auf Besserung.
Daniel Rosin (2 Spiele, 31 Minuten, 1 Tor): Zu Beginn der Saison mit zwei Einwechslungen verletzte er sich schwer und steht dem Team deswegen nicht zur Verfügung. Schon vor der Saison eher als Ergänzungsspieler gesehen, dürfte das seine Position nicht gerade stärken. Schwer vorstellbar, dass er noch mal zum erfolgreichen Comeback ansetzt.
Maximilian Watzka (0 Spiele, 0 Minuten): Dauerverletzt, deswegen nicht in der Mannschaft. Im letzten Saisonspiel erstmals wieder im Kader. Perspektiven unklar.
Alexander Laas (0 Spiele, 0 Minuten): Ausgemustert von Peter Pacult. In einigen Spielen immerhin in den Kader gerutscht. Zuletzt aber für die zweite Mannschaft von RB Leipzig aktiv. Vermutlich seine letzte Spielzeit in Leipzig.
Steven Lewerenz (0 Spiele, 0 Minuten): Offiziell wohl nicht ausgemustert gilt für ihn dasselbe wie für Alexander Laas. Über ein paar Kadernominierungen geht es für ihn nicht hinaus. Profieinsätze derzeit schwerlich vorstellbar. Auch schon für die zweite Mannschaft aktiv gewesen.
Sturm
Daniel Frahn (18 Spiele, 1607 Minuten, 15 Tore, 4 Torvorlagen): Angesichts der Daten ist es natürlich schwer den Kapitän zu kritisieren. 15 Tore in 18 Spielen sind eine Hausnummer. Seine Kopfbälle gegen die Laufrichtung des Torhüters, die so simpel aussehen und wohl doch nicht so einfach sind, schon fast legendär. Als zentraler Knipser spielt er seine Rolle sehr gut. Wenn er mal dribbeln soll oder sich den Ball holen muss, sieht es schon schwieriger aus. Eigentlich ist Frahn der klassische Stürmer in einem Ein-Mann-Sturm, der nichts anderes macht als Bälle versenken. Und das sehr gut. Schon aus diesem Grund ist ein 4-4-2 eigentlich der Sturm-Mühe zuviel. Ein klasse Strafraumspieler mit irrer Quote, der aber auch von den Flügelspielern sehr profitiert.
Stefan Kutschke (17 Spiele, 1230 Minuten, 8 Tore, 3 Vorlagen): Neben Daniel Frahn auch noch irgendwie gut auszusehen, ist schon eine schwierige Sache. Erst recht, wenn man wie Stefan Kutschke auch eher ein Strafraumstürmer ist, der Probleme beim Dribbling und der Ballbehauptung hat, aber nicht Strafraumstürmer spielen darf, weil dies Frahn ja schon spielt. In so einer Situation sieht man nicht perfekt aus. Tat auch Stefan Kutschke nicht. Acht Tore und drei Vorlagen sind trotzdem eine Hausnummer. Stammspieler über fast die gesamte Hinserie hinweg ist auch eine Ansage. An seiner unfairen, gelbgefährdeten Spielweise hat Kutschke im Laufe der letzten Wochen ein wenig gearbeitet. Dass ihm vieles als Foul angekreidet wird und er nicht ansatzweise so viele Sachen für sich entschieden bekommt, lässt sich wohl bei einem großen Spieler wie ihm kaum verändern. Ich finde, dass Kutschke im Vergleich zur vergangenen Saison ein wenig stagniert und insbesondere das Zusammenspiel mit Frahn nicht (mehr) optimal scheint. Kommt im Winter noch ein Stürmer, wird es eng für Kutschke.
Carsten Kammlott (13 Spiele, 417 Minuten, 2 Torvorlagen): Fehlt noch das Sturmküken Carsten Kammlott. Dass der erst 21 Jahre alt ist, vergisst man manchmal ein bisschen. Dessen Situation hat sich in den letzten Spielen kaum verändert, geschweige denn verbessert. Wo der Weg hinführt bleibt weiter unklar. In 13 Spielen zehnmal ein- und zweimal ausgewechselt zu werden, gehörte jedenfalls vermutlich nicht zuu seinen jugendlichen Fußballträumen. Einen Ball aus drei Metern am Tor vorbeizuschieben wie gegen Meppen auch nicht. Hatte einen großartigen Auftritt als Flügelflitzer gegen Halberstadt (aus dem Spiel resultieren auch die zwei Torvorlagen). Ansonsten war die Saison hauptsächlich durchwachsen. Als Einwechselspieler blieb er meist blass. Als Starter ohne entscheidende Impulse. Für Kammlott gilt noch mehr das, was auch für Stefan Kutschke gilt. Kommt im Winter noch ein Stümer, dann wird es eng für ihn. Dann ist bis hin zur Leihe sogar alles denkbar.
Fazit
Irgendwie ist das mit dem Kader auf individueller Ebene ähnlich wie mit den bisherigen Spielen von RB Leipzig, es ist viel solides dabei, aber wenig herausragendes, weder nach oben noch nach unten. Pascal Borel, Timo Röttger und Henrik Ernst ragen sicherlich nach oben heraus. Und Bastian Schulz, Carsten Kammlott, Timo Rost und Sebastian Heidinger fallen ein wenig nach unten ab, wenn auch bei weitem nicht so doll wie die ersten drei nach oben herausragen. Auch für die individuellen Kaderleistungen gilt, dass das Fundament fertig und tragfähig ist und das Gekrittel an kleinen Baufehlern Meckern auf hohem Niveau ist. Zur Rückrunde jedenfalls sollte man daran gehen, sich ein hübschen Häuschen auf das Fundament drauf zu bauen. Sprich, wenn die Mannschaft auch spielkulturell weiter zusammen wächst, fiele das positive Licht auch auf die einzelnen Spieler ab.
Klasse! Sehr ausführlich, anschaulich und informativ.
Wenn es Dich nicht gäbe, hätte ich das Gefühl, die Mannschaft überhaupt nicht zu kennen. :-)
Wenn Du in der Winterpause auch noch was über den Nachwuchs bloggen könntest, wäre das dann noch die Schleife auf der Brause-Dose.
Zum Nachwuchs kann ich dir auf alle Fälle die im Januar erscheinenden Halbserienfazits auf rb-fans.de nahe legen. ;-)
Im Großen und Ganzen stimme ich deinen Einschätzungen zu.
Kleine Bemerkungen:
Hoffmann: Erstes Pflichtspiel nach seiner Verletzung war bei der II. (16.10.).
Rocke und Vorlagen: Im Gegensatz zur letzten Saison fällt auch auf, dass Rocke nur selten den Pass auf den Vorlagengeber spielt (letzte Saison da noch mit 7 Vor-vorlagen Spitze (und dass bei der Hälfte der Spiele)). Aktuell kommt er nur auf eine. Spitze dort Röttger mit 4 gefolgt von Müller, Schulle (!) und Kocin mit 3.
Schulle: M.E. nimmt er zusammen mit Rost auch die falsche Rolle ein. Schulz kann eigentlich solide spielen, wird jedoch durch Röttgers Offensivdrang und Rosts häufige Ausflüge nach vorn (wenngleich ohne Durchschlagskraft) oft auf die defensive 6er-Position gezwungen. Mir haben die Spiele zusammen mit Geißler (auch wenn sie daheim nicht so gut liefen) jedenfalls besser gefallen.
Geißler: Sehe bei ihm auch einen enormen Vorteil in der Kommunikationsstärke. Schulle ist nicht so laut und neu, Rost ist mir zu sehr Typ Einzelkämfer auf dem Feld. Geißler versucht das Spiel zu ordnen und besitzt Spielintelligenz, die unseren anderen ZMs abgeht (Ernst hat das Potenzial und Lagerblom in Topform ggf. auch).
Zum 4231 – ich glaube wir sehen eher eine Raute (in normalen Ligaspielen) als ein System mit einer Spitze. Pacult scheint mir ein Fan eines Systems mit zwei Spitzen, es sei denn es ist Spitzenspiel. Die Frage ist natürlich, ob unsere Außenbahner genügend Defensivkraft für eine Raute mitbringen und ob sich so eine Systemumstellung in der Saison lohnt.
Kutschke und Frahn: 14 Kopfballtore hat Frahn bisher für den RBL in der Liga eingenickt nur viermal war Kutschke zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Feld und zweimal davon war es keine Ecke (Marke Orals Kurze) bei der lange IV im Strafraum anwesen waren (beide vorbereitet von IV: Kläse und Rosin, 11. und 19. Spieltag 10/11). Also nur zwei von 14 Kopfballtoren waren direkt aus dem Spiel ohne eine Anwesenheit von Kutschke (letzte Saison beim FCO und diese gegen Pauli II) – worauf will ich hinaus? Kutschke bindet allein durch seine Anwesenheit auf dem Feld den kopfballstärksten Abwehrspieler des Gegners und ermöglicht es so dem Frahner hier zu glänzen.
Geniele Einschätzung, bei der es kaum etwas hinzuzufügen gibt, bei den meisten Akteuren Luft nach oben und bei einigen sogar noch eine Menge – wenn PP das in der Rückserie rauskitzelt, ist mir nicht bange. Entscheidend ist die Bekämpfung jeglicher Art von Selbstzufriedenheit im Kader, wozu sicher gescheite Tansfers oder eine schnelle Formfindung der Langzeitverletzten beitragen könnten.
Schöne Feiertage allen Mitlesern.
Danke für die Blumen.
Und insbesondere @Rumpel danke für die ausführlichen und interessanten Anmerkungen. Bei Hoffmann habe ich bewusst vereinfacht. Die Story erzählt sich so einfach besser. ;-) (hat ja auch im Sachsenpokal noch vor der Regionalliga gespielt) Bei Rocke will ich glaube ich darauf hinaus, dass man (und auch ich) auf ziemlich hohem Niveau meckert. Geißlers Kommunikations- und Organisationsstärke hast Du sehr schön herausgestellt. Das war in Cottbus auch gut zu sehen (wo ich quasi mittig am Spielfeldrand saß), wo er permanent Mitspieler angesprochen und motiviert hat. Traut man ihm eigentlich gar nicht recht zu, so eine fußballerische Leaderrolle, aber in Topform kann er das. Über das Thema Kutschke/ Frahn lässt sich sicher trefflich streiten. Deine Anmerkungen mögen plausibel sein. Mir persönlich ist das Argument, Kutschke zöge die Aufmerksamkeit auf sich, sodass Frahn einnicken könne, nicht stark genug. Die Mutter aller Frahn-Tore gegen die Laufrichtung des Torwarts im Spiel gegen Wolfsburg kam auch ohne Kutschke zustande. Letztlich ist es auch eine Frage des Timings von Flanke und Kopfball. Und wenn man einen Zehner oder einen spielenden, hängenden Stürmer hat, bleiben auch noch andere Optionen, andere Torentstehungsvarianten, als den Ball auf die Flügel zu geben und von dort irgendwie eine Flanke zu schlagen..
@DerPeder: was @Rumpelstilzchen sagt. rb-fans.de kann man ja auch als Feed abonnieren und über Twitter müssten die neuesten Beiträge (vermittelt über Facebook) auch einlaufen.
Ohne Frage ist die Schlußfolgerung etwas eindimensional und auch das daraus gewonnene Spiel. Wir werden ja, so wie sich der Wallnertransfer abzeichnet, bald sehen, ob Frahn diese hohe Kopfballquote (auch für seine Verhältnisse) nach der WP halten kann. Wenn die Tore dann anders fallen, soll es mir jedoch auch recht sein. Frahn ist da flexibel genug, was ja auch eine seiner Qualitäten ist.
Zu Geißler, den Ausblick teile ich trotzdem, denn so sehr mir sein Spielstil gefällt, so sehr denke ich auch, dass er es weiterhin gegen Rost, Ernst und Pekka schwer haben wird.
Man dankt! Und: FRohes Fest!