Vor ein paar Tagen an dieser Stelle der Blick auf die Teams der unteren Tabellenhälfte der letzten Zweitligasaison plus den Aufsteigern aus der dritten Liga. Heute geht es in der Vorschau auf die neue Saison mit den Teams der oberen Tabellenhälfte der letzten Saison plus den Absteigern aus der Bundesliga weiter. Vor dem Zweitligastart 2015/2016 – Teil II weiterlesen
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Bilanzen vom Rande des Spielfelds
Projekte werden nicht ins Herz geschlossen, das werden nur Dinge, die mit Emotionen zu tun haben. In der 4. Liga sind wir mit 2000 Fans gestartet, jetzt haben wir einen Schnitt von 26000. Wir sind ein Teil von Leipzig, wir sind in den Herzen angekommen. (Ralf Rangnick, LVZ vom 06.02.2015)
Zuschauerzahlen müssen rund um RB Leipzig meist dafür herhalten, entweder die Akzeptanz für den Verein und die Normalität hiesigen Daseins zu belegen oder die Beliebtheit der attraktiven Spielphilosophie zu beweisen. Ersteres liegt auf der Hand und lohnt sich eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen und zweiteres darf als gewagt durchgehen, weil das (Gegen-)Pressing-Konzept ja im Fall der Fälle ein destruktives ist, das das Spiel des Gegners zerstören soll bzw. in seinem schnellen Umkehrspiel auch oft wie Stückwerk wirkt.
Ob das in jedem Fall so attraktiv ist, dass deswegen die Zuschauer wie von einem Magneten angezogen ins Stadion strömen müssen, kann man als Frage erst einmal so stehen lassen. Letztlich dürften andere Faktoren wie Bock auf Fußball, Identifikationskraft/ Bindung oder Erfolg einen sehr viel größeren Einfluss auf die Zuschauerzahl haben, als die Frage ob der Ball nun binnen acht oder 30 Sekunden oder gar durch einen Standard im Tor landet.
RB Leipzig in der 2.Bundesliga 2015/2016
Auch wenn es sich nach tiefster Sommerpause anfühlt, sind es nur noch 10 Tage bis bei RB Leipzig schon wieder die ersten Leistungstests losgehen. Seit gestern ist auch das Feld der zweiten Liga für die kommende Saison komplett. Die zwei letzten Teams, die sich noch ins 18er-Feld schoben, sind zwei Bekannte. Während der Karlsruher SC unglücklich in der Relegation am Erstligisten Hamburger SV scheiterte, konnte sich der TSV 1860 München glücklich gegen Holstein Kiel durchsetzen.
Wobei interessant ist, dass beide unterklassigen Teams in den letzten 10 Minuten des Relegationsrückspiels platt wirkten und ihre sehr gute Ausgangsposition noch verspielten. Kann körperliche Gründe gehabt haben. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass beim höherklassigen Verein erst dann der finale Mut der Verzweiflung über die Existenzangst und das Gefühl, etwas verlieren zu können, gewonnen hat. Gerade Kiel hat es auch einfach verpasst, gegen schwache Löwen früh das Spiel zu entscheiden.
Egal wie, die kommende Zweitligasaison sieht mit vier Teams die geringstmögliche Anzahl an Liganeuzugängen. Ingolstadt und Darmstadt gehen nach oben weg und machen Platz für Freiburg und Paderborn. Aue und Aalen gehen nach unten weg und machen Platz für Duisburg und Bielefeld.
Kein Glück in engen Spielen
Dass man in der vergangenen Zweitligaspielzeit gegen kein Team so richtig unterlegen gewesen sei, hat man in den vergangenen Wochen immer mal wieder als Argument aus dem Verein gehört, warum die Saison von RB Leipzig nicht schlecht gewesen sein kann. Tatsächlich beweist ein Blick auf die puren Zahlen, dass RB Leipzig von allen Zweitligateams die wenigsten Niederlagen mit mehr als einem Tor Unterschied kassiert hat.
Nur zweimal verlor man ein Spiel den Zahlen nach klar. In Aue zum Rückrundenauftakt mit 0:2. Das war die erste Niederlage von Zorniger und RB mit mehr als einem Tor Unterschied seit Oktober 2013 und führte zum Abgang des Trainers. Und kurz vor Saisonschluss noch das 0:4 gegen Sandhausen mitten in die Nichtaufstiegs-Depression der Mannschaft hinein.
Alle anderen Teams der Tabelle, selbst Ingolstadt und Darmstadt, kassierten mindestens drei und maximal acht Niederlagen mit mehr als einem Tor Differenz. Nur sechs Teams schafften es dabei überhaupt, mehr Siege mit mehr als einem Tor Vorsprung als Niederlagen mit mehr als einem Tor einzufahren.
32.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015
Wenn etwas als großer Erfolgsfaktor gesehen wird, dann ist es ja meist das Team. Erst wenn ein solches gewachsen sei, könne man wirklich Erfolge feiern, so die daraus resultierende These. Es sei denn, man kann mit dem klugen Einsatz von viel Geld die individuellen Qualitäten so stärken, dass sie über dem Team stehen.
Sieht man sich mal die aktuellen Zweitligateams an und wie lange sie wirklich Zeit hatten zusammenzuwachsen, dann fällt auf, dass Darmstadt so etwas wie die Antithese dazu ist, dass etwas Zeit brauche, um zu wachsen. Denn in Darmstadt spielen die 11 meisteingesetzten Spieler im Schnitt gerade mal seit reichlich eineinhalb Jahren zusammen. Bemerkenswert auch, dass zehn der elf Stammspieler erst unter Trainer Dirk Schuster in den Verein kamen. Und der elfte (Hanno Behrens), also der einzige, der schon länger da ist (nämlich seit drei Jahren), wird den Verein im Sommer verlassen.
Darmstadt ist ergo komplett Schuster-Club. Der Trainer hat den Verein binnen kürzester Zeit mit seinen Spielern und nach seinem Gusto besetzt. Alterstechnisch irgendwo im oberen Drittel der Liga hat man einige Erfahrung an Bord und Typen, die perfekt zusammenpassen, sich extrem schnell zu einem Team zusammenfanden und den von Schuster als zielführend angesehenen Fußball spielen. Heißt auch, dass die Daten gegen die These sprechen, dass der Erfolg des Vereins auf lang angelegter, strategischer Arbeit beruht. Die Daten legen vielmehr nahe, dass der Erfolg und Aufstieg des Vereins identisch ist mit der Personalie Dirk Schuster, der alle Erfolgspuzzlestücke selbst implementierte.
Was von Spieltag 31 bleibt
Nur noch drei Spieltage sind in der zweiten Liga zu absolvieren. Das Tabellenbild ist relativ klar, auch wenn es mit Union und der schlechtesten Mannschaft des Jahres 2015 Düsseldorf erst zwei Teams gibt, für die es auch rechnerisch (abgesehen von Fernsehgeldern) in der Endtabelle um nichts mehr geht.
Der vielleicht größte Verlierer des 31.Spieltags ist der 1.FC Kaiserslautern, der angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz den Aufstieg mit einem Sieg in Darmstadt praktisch schon hätte perfekt machen können. Nach dem 3:1 für die Lilien ist davon nicht mehr die Rede, sondern wieder ein hübscher Vierkampf unter Beteiligung von Kaiserslautern, Darmstadt, Karlsruhe und Braunschweig um die Plätze 2 und 3 entbrannt.
Nervend am Spiel von Darmstadt gegen Kaiserslautern, dass wie schon so oft in dieser Saison auf verschiedensten Plätzen der Schiedsrichter für seinen Pfiff zum Darmstädter Elfmeter zum 1:1, mit dem die Wende im Spiel eingeleitet wurde, zum Sündenbock gemacht wurde. Coach Kosta Runjaic nannte ihn sogar den “13.Mann” der Gastgeber.
31.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015
30 Spiele sind gespielt. Kadertechnisch sind bei allen Teams praktisch alle Karten schon mal ausgespielt und getestet worden. Bei den einen war der Test umfangreicher, bei den anderen weniger umfangreich. In der Vergangenheit konnte man am Rande der RasenBallsport-Spielzeiten thesenhaft festhalten, dass jene Mannschaften am Ende oben stehen würden, die mit einem relativ kleinen, eingespielten Kader agieren. Halle und Chemnitz schnappten RB Leipzig auf diese Art zweimal hintereinander den Aufstieg in die dritte Liga weg.
Nimmt man das Bespiel Ingolstadt, dann scheint sich die These auch in dieser Saison wieder zu bestätigen. Gerade mal 19 verschiedene Spieler standen bei den Bayern bisher in der Startelf, so wenig wie bei keinem anderen Zweitligateam. 75 Minuten standen die 11 meisteingesetzten Spieler im Schnitt auf dem Platz. Was mehr als 20 Minuten mehr sind als beim FC St. Pauli. Durchaus naheliegend, daraus zu schließen, dass sich durch die massive gemeinsame Einsatzzeit auch ein fest eingespieltes Team herausgebildet hat. Nicht ganz unwichtig für das aggressive Spiel, das man in Ingolstadt ja auch schätzt.
Erstaunlich aber, dass in Ingolstadt gerade mal neun Spieler an mindestens zwei Toren beteiligt waren (nur zwei Teams haben noch weniger entsprechende Scorer). Was bedeutet, dass die Verantwortung im Team nicht nur in Sachen Einsatzzeit auf relativ wenigen Spielern lastet, sondern von diesen auch nur ein kleiner Teil die Offensive essenziell mitprägen kann.
Eine Frage der Konstanz
Die letzte Länderspielpause der Saison ist erreicht. Teilt man die Spielzeit in von diesen Auszeiten unterbrochene Blöcke, dann war die Zeit seit der Winterpause der fünfte Block. Mit sieben Spielen gleichzeitig der längste der Blöcke, die bisher vier bis sechs Spiele lang waren. Bis zum Saisonende folgt dann der letzte, entscheidende und längste zusammenhängende Abschnitt, der gleich acht Spiele umfasst. In denen dann auch die finalen Entscheidungen an Tabellenspitze und Tabellenende fallen werden.
Nimmt man den jetzigen Stand, dann läuft es oben und unten jeweils auf einen Vierkampf hinaus, den sich die anderen Teams aus der relativen Ruhe des breiten Tabellenmittelfelds heraus anschauen können. Wobei aus den zwei Vierergruppen jeweils ein Team etwas heraussticht. An der Tabellenspitze steht Ingolstadt weiter ein Stück vor Kaiserslautern, Darmstadt und Karlsruhe. Und im Tabellenkeller liegen zwischen 1860 und Aalen, Aue und St.Pauli auch bereits vier Punkte.
Im Tabellenkeller könnte man sich im Extremfall vorstellen, dass Fürth noch mal mit in den Abstiegskampf hineinrutscht. Zumindest wenn man die Tendenz der letzten zwei Spielblöcke (also 13 Spiele) nimmt, in denen die Franken das drittschlechteste Team der Liga waren. Aber der Abstand nach unten ist mit sieben Punkten eigentlich schon viel zu groß. An der Tabellenspitze sind aufgrund der aktuellen Tendenzen nur extrem unwahrscheinliche Szenarien denkbar, in denen noch ein Verfolgerteam von Platz 5 abwärts oben ranreichen kann.
Was von Spieltag 26 bleibt
Stünde Vincenzo Grifo aktuell nicht nur bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag, sondern auch auf dem Feld und wäre nicht ‘nur’ in die zweite Liga zum FSV Frankfurt ausgeliehen, die ganze Republik würde wohl in dieser Woche über ihn sprechen. Was hätte man dafür gegeben mitzuerleben, wie sich die bundesweite Presse in Superlativen und moralischer Empörung gegenseitig übertrifft. So muss es ein eher profanes “die frechste Unsportlichkeit dieser Fußballsaison” tun (Focus). Ein Jammer.
Dass Vincenzo Grifo mit seiner elfmeterschindenden Flugeinlage, die eher eine spektakuläre Sprungeinlage war, wie man sie sicher nicht gelehrt bekommen würde, wenn Schwalben auf dem Wochentrainingsplan stünden, überhaupt durchkam, war fast noch spektakulärer als das dreiste Erschummeln eines Elfmeters. Schiedsrichter Markus Wingenbach wird die Szene sicherlich noch eine ganze Weile verfolgen.
Dass die Szene auch Vincenzo Grifo verfolgt, dafür dürfte der hiesige Boulevard schon sorgen. Vereinsseits zieht man sich bei der BILD auf diese alberne “Schlitzohr”-Interpretation, also so etwas wie die verbale Schutzschwalbe zurück. Dachte man eigentlich auch, dass diese Rhetorik-Zeiten lange hinter einem liegen würden.
26.Spieltag – 2.Bundesliga 2014/2015
Diese Woche wurden auch die letzten Spieltage der zweiten Liga von der DFL terminiert. Und damit auch die letzten Montagsspiele vergeben. 29 werden davon bis zum Saisonende gespielt sein. Bzw. 28 echte Montagsspiele und ein Quasi-Montagsspiel, das in einer englischen Woche aber an einem Donnerstag ausgetragen wurde.
Die absoluten Montagsspieldauerbrenner sind Nürnberg und Düsseldorf, die gleich acht ihrer 34 Saisonspiele an einem Montag (bzw. eben an einem Donnerstag) austragen mussten. Dem folgen Leipzig, 1860 und Kaiserslautern mit sieben, sechs und fünf Montagsauftritten auf dem Fuß. Gar keine Montagsspiele vergab die DFL an das dynamische Trio aus Aalen, Sandhausen und Frankfurt. Union Berlin und Aue hielten Verband und Sport 1 offenbar auch nicht für relevant genug, um häufiger Gast beim Livespiel der Woche zu sein (beide je eine Partie am Montag).
Die meisten Heimspiele an einem Montagabend gingen nach Nürnberg und Leipzig (je 4). Auch Düsseldorf und Braunschweig hatten je drei Montagabende im heimischen Umfeld. Von besonderem Glück begünstigt dabei Braunschweig, die montags ausschließlich zu Hause antreten und nie reisen müssen. Das gilt genauso für Karlsruhe und Ingolstadt, die montags zwei Heimspiele hatten bzw. noch haben, aber kein Auswärtsspiel erhielten.