Schlagwort-Archive: DFB

Nachwuchs gut, alles gut

Tradition schießt keine Tore. Ich würde mich freuen, wenn eine fußballbegeisterte Stadt wie Leipzig auch wieder eine Männermannschaft in der Bundesliga hätte und begrüße daher jedes Wirtschaftsunternehmen, das im Rahmen des statuarisch Zulässigen in den Fußball investiert. (…) Entscheidend ist für mich, dass der Verein nicht nur in die Spitze sondern vor allem auch in die Breite investiert, also für die Nachwuchsförderung gute Bedingungen schafft. (Theo Zwanziger gegenüber der LVZ vom 30.08.2011)

Ich finde ihn ja komisch, diesen fast schon zwanghaften Hype auf die Jugend im deutschen Fußball. Manchmal kommt es einem so vor, als hätte sich ein Trainer bereits dadurch ein Denkmal gesetzt, dass er 11 blutjunge Spieler hat auflaufen lassen. Und überhaupt, in einer Welt, in der Erwerbsbiographien ab 50 oft brüchig werden und Fußballspieler ab Ende 20 schon zum alten Eisen gehören, immer noch das Lied der extrem wichtigen Nachwuchsförderung zu singen, mutet ziemlich schräg an.

Der DFB hat sich mit der Einführung der Pflicht zu Nachwuchszentren bei Bundesligisten (Liga 1 + 2) einerseits für seine eigenen Wettkampf-Mannschaften eine auch in der Breite hochklassige Basis verschafft, wenn man an die Vielzahl von fertigen, sehr guten und jungen Spielern denkt. Auf der anderen Seite hat die extreme Nachwuchsförderung auch zu einem heftigen Wettbewerb unter den Profifußballern geführt, bei dem (zumindest gefühlt) immer häufiger die älteren Semester verlieren.

Einerseits ist das der sportliche Teil. Auf der anderen Seite steckt in dem obigen Zitat auch so etwas wie ein ideelles Argument pro Jugendarbeit. Implizit sagt Theo Zwanziger ja nichts anderes, als dass er auch Phänomene, die er eigentlich eher schwierig findet (Investoren/ Red Bull) zumindest ok findet, wenn diese denn den Nachwuchs fördern.

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Sanfter Druck

Es stellt sich ja ein bisschen die Frage, warum derzeit ein (durchaus nicht uninteressanter) öffentlicher Rumor um die Lizenz von RB Leipzig betrieben wird. Klar, es wird medial darüber berichtet, aber das offenbar neuartige, besondere Interesse des DFB an der RB-Satzung wird dadurch ja nicht erklärt.

Eventuell erhellt ja eine Aussage von HSV-Vorstandsboss Carl-Edgar Jarchow ein wenig die Sachlage. Die Aussage wurde von einem HSV-Mitglied und Teil der Initiative Pro HSV bei einer Sitzung des sogenannten Satzungsausschusses am 03.05.2011 aufgezeichnet und in einem Forum veröffentlicht [broken Link] (in dem Zitat geht es um ein durch den HSV abgesagtes Freundschaftsspiel gegen Red Bull Salzburg):

Da es von einigen Bundesligavereinen Protest gegen die neue, eigenartige Satzung von RB Leipzig gibt, wurde Salzburg abgesagt.

Diese Aussage würde zumindest erklären, warum der DFB-Mediendirektor Ralf Köttker gegenüber BILD vom 15.09.2011 erklärte, dass der DFB zusammen mit der DFL eine Arbeitsgruppe zu RB Leipzig gegründet hat. In der Jarchow-Version käme der Druck auf den DFB, etwas in Bezug auf die RB-Satzung zu unternehmen, nämlich via DFL von einigen (ungenannten) Bundesligisten.

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RB Leipzig im Spiegel der DFB-Statuten

Angestoßen durch einen Hinweis in einem Kommentar habe ich mich mal dem DFB-Statut der dritten und vierten Liga (pdf) (broken Link) angeschaut. Beide Ligen werden mit eigenem Statut im Verantwortungsbereich des DFB ausgetragen, während die ersten zwei Ligen die DFL und die Ligen unterhalb der Regionalliga die jeweiligen Regionalverbände organisatorisch betreuen.

Das Statut ist ein 114 Seiten starkes Papier in typischem Verbandsdeutsch, das die Zulassung zu den Spielklassen und die Anforderungen an die beteiligten Vereine regelt. Und so auch für RB Leipzig und den DFB in ihrem vermuteten Streit um die Zulassungsvoraussetzungen für die kommende Spielzeit relevant ist.

Nur um das in Erinnerung zu rufen: Glaubt man den medialen Berichten, dreht sich der Streit und die kolportierte Meinung des DFB (der laut gestriger BILD und dem DFB-Mediendirektor sogar zusammen mit der DFL eine Arbeitsgruppe zu RB Leipzig gebildet hat), dass RB Leipzig derzeit wegen seiner Vereinsstrukturen keine Lizenz für die kommende Spielzeit erhalten würde, um die Allmacht des Ehrenrates, möglicherweise um die fehlende Mitbestimmung der Mitglieder und um zu viel (formalen) Einfluss durch den Sponsor Red Bull.

Erste wichtige Erkenntnis des virtuellen Blätterns im Statuten-Papier: Es gibt keine Differenz zwischen der dritten und der vierten Liga in Bezug auf die organisatorischen Voraussetzungen, die ein Verein erfüllen muss. (Zumindest wenn es um Mitglieder, Organe und Vorstände geht, bei Stadiongröße und Co natürlich schon.) Was mich in meiner Position bestärkt, dass es doch sehr erstaunlich ist, dass der DFB plötzlich einen Verein unter Beobachtung nimmt, dem man bereist zweimal die Lizenz erteilt hat und bei dem sich seither nichts (zumindest nichts öffentlich wahrnehmbares) geändert hat und auf den keine neuen Statuten anzuwenden sind.

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100 minus x: Wieviel x vertragen RB Leipzig, Red Bull und DFB?

Na klar, wenn man über Lizenzprobleme bei RB Leipzig berichten kann, dann muss man das schon wegen der Story tun. Wenn es dazu noch um die Nichteinhaltung der 50+1-Regel geht, also um den rein formalen Streit zwischen RB Leipzig und dem DFB über die Frage, inwiefern sich die Entscheidungsgewalt von Red Bull bei RB in der Satzung widerspiegeln darf beziehungsweise eben nicht widerspiegeln darf, dann ist es erst recht eine berichtenswerte Story. Sowieso hatte ich mich schon gewundert, dass im Zuge der Reformierung der 50+1-Regel kürzlich fast ausschließlich über Wolfsburg, Leverkusen, Hannover und Hoffenheim, aber fast nie über RB Leipzig geredet wurde.

Die Story um 50+1 und den Streit zwischen RB und DFB wurde wiederum von der heutigen LVZ umfänglich und durchaus sehr informativ ausgeschlachtet. Drüben bei den rb-fans.de findet man die Langfassung der Texte, bei rb-leipzig-news.de [broken Link] die Kurzfassung. Interessanterweise hat sich der Verein bemüßigt gefühlt, den LVZ-Journalismus mit einer eigenen Audioantwort von Wolfgang Loos [broken Link] zu adeln. Entweder hat man beim Verein die Kommunikationsstrategie gewechselt und sagt nun manchmal doch nicht mehr gar nichts oder man sieht das Nervpotenzial des Themas und wollte schnellstmöglich eine eigene Sicht platzieren. Die – nun ja – ziemlich vor sich hin floskelnd geworden ist (keine Probleme, übertrieben, Zukunft, werden es lösen, noch lange Zeit).

Nun, ich werde wohl dem in nichts nachstehen und zum Thema nichts substanzielles beizutragen haben, auch weil mir grad schlicht die Zeit fehlt, mich durch Vereinssatzungen und Verbandsstatuten zu schlagen. Was einen ja nicht hindern muss, eine Meinung zu haben. Eine Meinung zu einer Story, die der LVZ zufolge so geht: Der DFB hat Schwierigkeiten mit der Satzung von RB Leipzig, weil laut dieser die Mitglieder nicht die Vereinsgeschicke bestimmen, sondern ein von den Mitgliedern auf sieben Jahre eingesetzter Ehrenrat, in dem drei Vertraute der Führungsebene von Red Bull sitzen. Deshalb soll laut LVZ die Lizenz für die kommende Saison gefährdet sein, weil der DFB die Umsetzung von Mitbestimmungsstrukturen (schon lange) fordert und nicht mehr länger auf die Umsetzung warten wird.

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Bekenntnisse

War nicht gestern irgendwas mit Nationalmannschaft? Ja? Dann passt es ja eventuell noch, hier und heute meine persönliche Lieblingsstelle im ganzen Lahm-Diskurs bekannt zu geben. Lahm himself wollte während einer der Pressekonferenzen vor dem letztwöchigen Österreich-Spiel nämlich folgendes erklärt wissen:

Ich werde nicht mehr über Trainer urteilen. Wenn der Bundestrainer das so will, werde ich mich daran halten.

Nun denn, bleibt von der ganzen Sache die eigentlich nicht ganz neue Erkenntnis, dass Lahm die Klaviatur der öffentlichen Kommunikation umfassend beherrscht. Was ihn manchem sympathisch, mir eher nicht macht. Durch die gezielt vorveröffentlichten Buchpassagen gilt Lahm jetzt als jemand, der seine Meinung sagt, wenn er es für richtig hält. Und dem Bundestrainer gibt er weiterhin das Gefühl, dass dieser der unumstrittene Chef vom Ganzen ist. Für Lahm sicherlich kein schlechtes Ergebnis der letzten reichlich zwei Diskurswochen.

Was auch noch zu einem anderen Thema führt, nämlich dem, dass es Philipp Lahm offenbar neben seiner Kritik an ehemaligen Trainer wichtig war, im Rahmen der BILD-Vorveröffentlichung zu klären, dass er ganz sicher NICHT schwul ist. Das ganze klingt zwar in seinen eigenen Worten nicht so extrem wie in der BILD-Titelschlagzeile vom 29.08.2011, die den eingängigen Titel “Schwulen-Gerüchte: Lahm wehrt sich!” trug. Trotzdem wollte er mal klar stellen, dass die Gerüchte zu seinen sexuellen Präferenzen falsch seien und er seine Frau nicht nur zum Schein geehelicht habe. Eigentlich sei es ja egal und sowieso sei man schrecklich tolerant, aber trotzdem, dass bei der Google-Suche, gibt man in das Fenster Lahm und ein Leerzeichen ein, als erster Vorschlag schwul kommt, stört dann doch irgendwie.

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Sportliche Abstürze

Die These, die gestern hier im Blog aufgestellt wurde, lautete, dass die fußballerische Vereinigung DDR-BRD vor 20 Jahren eine “wirtschaftliche Ausschlussveranstaltung auf Kosten der ostdeutschen Spitzenclubs” war. In den vergangenen 20 Jahren sind die hoffnungsfroh gestarteten Ost-Vereine sukzessive sportlich nach unten gerutscht. Und dies vor allem im Vergleich mit ihren historisch-wirtschaftlich bevorteilten Konkurrenten aus dem Westen.

Nun ist das mit Thesen ja so eine Sache, denn manchmal stellt man welche auf und dann guckt man auf die Fakten und stellt fest, dass es ganz so einfach dann doch nicht zuging. Weswegen ich mir dachte, dass ich zur gestrigen Behauptung noch den passenden Vergleich liefere. Und zwar in Form einer Tabelle, die für die Erst- und Zweitligisten von vor 20 Jahren auflistet, wo die Vereine heute gelandet sind.

Auffällig vorneweg, dass 11 Erstligisten von 1991 auch heute noch Erstligisten sind. Dazu kommen 4 Teams, die 1991 noch als Zweitligisten aktiv waren und inzwischen in der höchsten Spielklasse angekommen sind. 15 von 18 heutigen Bundesligaclubs gehörten demnach bereits 1991 zu den obersten zwei Spielklassen. Lediglich Hoffenheim, Wolfsburg und Augsburg, also Vereine, die auf die eine oder andere Art und Weise von erhöhten Geldspritzen profitieren durften, konnten von weiter unten in den Kreis ganz oben eindringen. Was gleichzeitig die gestrige These unterstreicht, dass ohne den Einsatz überdurchschnittlicher Finanzmittel für unterklassige Vereine die Lücke nach oben nicht zu schließen ist.

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Ost-West-Geschichten 20 Jahre später

Man kann behaupten, dass es bezeichnend ist für den Fußball in jenem geographischen Teil Deutschlands, der sich 1991 fußballtechnisch dem DFB angeschlossen hat, was da gestern bei der Partie Aue gegen Cottbus auf den Brüsten der Spieler zu sehen war. Da traf “Spar mit! Reisen” auf “Tropical Island”. Ein Schweizer Reiseunternehmen mit 100 Beschäftigten vs. ein malaysischer Geschäftsmann, der im brandenburgischen Niemandsland in einer Halle, in der Cargolifter Ende des letzten Jahrtausends Luftschiffe bauen wollte und daran Pleite ging, im bereits zweiten Versuch eine tropische Traumlandschaft betreibt (Vision laut Eigenwerbung (broken Link): “Europas führendes Urlaubsresort” – ähm ja). Die (zusammen mit Union) derzeit führenden ostdeutschen Fußballvereine wirtschaftlich und sponsorentechnisch immer noch unter ferner liefen, das ist das bezeichnende Merkmal für den Fußball 20 Jahre nach der Wende. Kein Gazprom, Emirates, VW, T-Home oder wie auch immer sie bei den westdeutschen Leuchttürmen heißen, sondern Spar mit! Reisen und Tropical Island! Möglicherweise zufällig, dass es Sponsoren sind, die vor allem auf das Fernweh abzielen.

Dabei ist es sowieso schon eine schräge Geschichte, dass ausgerechnet Cottbus und Aue (derzeit) die Sieger der ostdeutschen Fußballgeschichte sind. Erstere waren beim Abschied der DDR-Oberliga vor 20 Jahren 13. und damit Vorletzte. Zweitere starteten in der letzten Saison des DDR-Fußballs noch nicht mal im Oberhaus. Beide verschwanden in der Frühzeit des bundesdeutsch vereinten Fußballs in der Versenkung des Amateursports. Rostock, Dresden, Erfurt, Halle, Chemnitz, Jena, Lok Leipzig und Stahl Brandenburg hießen die Vereine, die damals in den Profisport aufrücken durften. Die ersten zwei sind immerhin wieder zweitklassig, kämpfen dort allerdings maximal gegen den Abstieg. Beim Rest darf jeder selbst nachvollziehen, wo die Vereine gelandet sind (Tipp: es geht bis runter in die sechste Liga).

Cottbus und Aue also und damit zwei Vereine, die für das Motto stehen, mit dem man gerne – auch schon mal in falscher Sentimentalität – die DDR-Lebensrealität beschrieb: Aus Sch… Bonbons machen. Ja, das können sie in Cottbus und Aue, unter widrigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Topergebnisse erschaffen. Und doch bleibt trotz der Topleistungen eine fußballerische Lebensrealität, die auch 20 Jahre nach der Fußballvereinigung keine Chancengleichheit zwischen Ost und West erlaubt. Sicherlich gibt es auch Unterschiede zwischen Nord und Süd und innerhalb des Ostens zwischen Sachsen und ostbrandenburger Grenzregionen, aber grundsätzlich und vereinfacht, unterscheiden sich die Bundesländer Ost und West eben durch ihre wirtschaftshistorisch gewachsenen Rahmenbedingungen. Chancengleichheit war auf dieser Basis nie zu haben und wird auf absehbare Zeit kein Thema sein. Der Blick auf die Besetzung der Bundesliga beweist dies nur allzu deutlich.

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Wochen(end)splitter VIII

Montag war es als die mündliche Anhörung vor dem Ständigen Schiedsgericht stattfand, bei der es um die 50+1-Regel ging. Hannovers Präsident Martin Kind sucht bekanntermaßen seit geraumer Zeit nach Wegen, diese Regel zumindest aufzuweichen. Nachdem dies auf dem kooperativen Wege nicht ging und die Lizenzvereine gegen seine Vorschläge votierten (die nie auf die komplette und ersatzlose Abschffung der 50+1-Regel abzielten, sondern eher deren Lockerung erreichen sollten), war die angedrohte Zielrichtung bisher, die Regelung von europäischen Gerichten kippen zu lassen, wofür ihm das eine oder andere Rechtsgutachten gute Karten attestierte.

Vor dem Schiedsgericht nun, das – so wie ich es verstanden habe – die Rechtskompatibilität der 50+1-Regel und Kinds Contra prüft, kam Martin Kind mit einem überraschenden Kompromissvorschlag. In der aktuellen 50+1-Regel gibt es die Ausnahmeklausel, dass Firmen auch die Mehrheit an den Fußball-Kapitalgesellschaften (Profi-Clubs sind meist aus den Vereinen ausgelagerte Kapitalgesellschaften) erwerben können, wenn sie vor 1999 bereits mindestens 20 Jahre lang einen Verein gefördert haben. Wodurch es Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg in ihren Konstellationen gibt, bei denen nicht die Mehrheit an der Kapitalgesellschaft beim Verein verbleiben muss. Der Kompromissvorschlag sieht nun vor, das Datum 1999 ersatzlos zu streichen und so zu einer Regelung zu kommen, bei der die Mehrheit an einer Kapitalgesellschaft auch dann auf einen Investor, eine Firma übertragen werden kann, wenn diese nur in den letzten mindestens 20 Jahren in den Verein investiert hat und die DFL dem zustimmt. In welchem Umfang diese Unterstützung stattgefunden haben muss und ob die DFL demnach auf der Basis eines harten Kritieriums oder eher nach Gefühl entscheidet, bleibt derzeit unklar.

Vermutlich ist der Kompromiss zum jetzigen Zeitpunkt das beste, was allen Beteiligten passieren kann. Die 50+1-Bewahrer-Seite kann ihr Gesicht wahren, das vor Gericht vermutlich durchgefallen wäre. Und Martin Kind könnte zumindest potenziell die Mehrheit in Hannover übernehmen. Inwieweit dies – mal abgesehen von der Juristerei – für den Fußball gut oder schlecht ist, mag jeder selbst beurteilen. Ich denke weiterhin, dass man den Wunsch nach einer auch aktiv ausgelebten aktiven Mitgliedschaft am besten in Vereinen ohne Profiambitionen in den Ligen 4 abwärts pflegen kann. Und sowieso erlaubt die heutige Meinungswelt Wege der Meinungsbildung, die wiederum gänzlich neue Möglichkeiten der Einflussnahme schaffen. Man schaue nur auf die Schalker Auseinandersetzungen um Felix Magath oder das Bayern-Theater um Manuel Neuer. Das sind nicht unbedingt die offiziellen Kanäle der Vereinspartizipation, die da genutzt werden, sondern via Facebook, Offline-Presse, Foren und Co angefachte Auseinandersetzungen um Vereinsentscheidungen, die in letzter Konsequenz auch die Meinungsäußerung im Stadion beinhaltet. Will heißen, die Aufweichung von 50+1 verhindert nicht die Möglichkeit der Einflussnahme. Nirgendwo. Und der Kompromiss führt zumindest dazu, dass verhindert wird, dass Vereine einem permanenten Besitzer-Wechsel unterliegen. Der Kompromiss begünstigt nachhaltige Investitionen. Und das kann man durchaus für akzeptabel halten. Wobei mir weiterhin eine offene Diskussion über die (nicht erreichten) Ziele, Zwecke und Absichten von 50+1 fehlt. Wochen(end)splitter VIII weiterlesen

RasenBallsport in der Regionalliga Nord 2011/2012

Lang war es das Hin und Her, wie denn nun die Regionalliga Nord besetzt sein wird und wie die Gegner von RB Leipzig kommende Saison heißen würden. Knackpunkt war der Umgang mit der TuS Koblenz, die aus wirtschaftlichen Gründen aus der dritten Liga abgestiegen war und bei denen lange unklar blieb, ob sie die Voraussetzungen für die Regionalliga erfüllt haben würden.

Wie der Kicker heute kolportierte, hatten die Koblenzer ihre Lizenzunterlagen 52 Minuten zu spät eingereicht und so eigentlich die Voraussetzungen für die Regionalliga-Teilnahme nicht erfüllt. Der DFB sah dies ein wenig anders. Man war sich nicht sicher, ob die eigenen Fristsetzungen überhaupt rechtmäßig seien und ließ deshalb den Lizensierungsantrag der Koblenzer doch zu, der zwar nicht den Fristen, jedoch den wirtschaftlichen Anforderungen des DFB entsprach. Um juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden, musste aber kein Team für die Koblenzer aus der Regionalliga weichen, sodass die Regionalliga West, in die die TuS Koblenz eingruppiert wird, mit 19 Mannschaften statt mit 18 Mannschaften starten wird.

Für die Regionalliga Nord und für RB Leipzig bedeutet dies, dass der letzte offene Platz (die Staffel war dank fehlenden Absteigers aus der dritten Liga bisher nur mit 17 Mannschaften belegt) an den letztes Jahr sportlich aus der Nordstaffel abgestiegenen TSV Havelse geht, die nun zusammen mit dem Berliner AK 07, dem FC St. Pauli II, Germania Halberstadt und dem SV Meppen quasi das Aufsteiger-Quintett geben. Dadurch sieht die Regionalliga Nord für die Spielzeit 2011/2012 so aus: RasenBallsport in der Regionalliga Nord 2011/2012 weiterlesen

Wochen(end)splitter VII

Die Woche begann wie die alte endete, mit einer via Presse verbreiteten Ballackschen Breitseite gegen uns Jogi Löw. Der lüge, so übersetzte der versammelte Boulevard Michael Ballacks Aussagen in der Quintessenz durchaus richtig. Man darf vermittelnd feststellen, dass die Wahrheit wohl wie immer irgendwo in der Mitte liegt und die Löwsche Rhetorik durchaus dazu angetan sein kann, dass man in ihr die Hauptaussage verpasst. In dieser Wahrnehmung hätte Löw Ballack so schonend wie möglich sein Nationalmannschafts-Ende verkündet, immer mit Worten garniert, die seiner Kämpfernatur schmeicheln sollten. Ballack hörte auf die Kämpfernatur, Löw meinte Abschied. Guter Nährstoff für eine Topstory.

Ich bleibe dabei, dass ich das öffentliche Eintreten Ballacks für die eigene Wahrnehmung durchaus als wohltuend empfinde. Das Prinzip deutscher (Nationalmannschafts-)Profi-Fußball und Deutscher Fußballbund ist dermaßen als Familie mit dem väterlichen Theo Zwanziger vorneweg konzipiert, in der nur alles möglichst harmonisch verlaufen soll und Dissonanzen unter den Teppich gekehrt werden, dass eine eigene Meinung, die einen Fleck auf das weiße Hemd zaubert, inakzeptabel sein muss. Dass der verlorene Sohn nun via mittwochlicher Sport BILD von Theo Zwanziger aufgefordert wurde Buße zu tun, damit die Familie ihm verzeihe und ihm einen würdigen Abschied erlaube, mag man als tolle Geste interpretieren. Ich sehe es als typisch väterlichen Hochmut, der nicht verstehen will, dass eines der Kinder ein ganz grundsätzliches Problem im Verhalten der Familie ihm gegenüber empfindet. Der DFB und das Prinzip Löw haben Ballack verloren. Das ist für Ballack und seine Karriere letztlich tragischer als für die erstgenannten. Es spricht aber für Ballack, dass ihm das für den Moment offenbar völlig egal ist und er sich im aufrechten, emanzipierten Gang übt. Möge das letzte Wort in der Geschichte trotzdem gesprochen sein.

Das letzte Wort gesprochen wurde am Montag bei RB Leipzig [broken Link] auch zu den Gerüchten um eine Verpflichtung des Innenverteidigers Marcus Hoffmann vom SV Babelsberg 03. 150.000 plus Zuschlag bei RB-Aufstieg waren die handfesten Argumente, die die fastinsolventen Babelsberger überzeugten, einen ihrer besseren Spieler ziehen zu lassen. BILD sah sich deswegen am Mittwoch genötigt mit folgender Schlagzeile (den lokalen Sportteil) zu eröffnen: Wochen(end)splitter VII weiterlesen