Archiv der Kategorie: Zitierter RasenBallsport

Neue Ziele

Ziel ist es, den Abstand zu Chemnitz so gering wie möglich zu halten und dann in der Winterpause die Kräfte zu sammeln und anzugreifen. (Timo Rost bei Sport im Osten im MDR am 07.11.2010 nach der Niederlage bei der U23 von Energie Cottbus)

‘So gering wie möglich’ lässt natürlich jede Menge Interpretationsspielraum. Mehr als 9 Punkte sollten es wohl bis zur Winterpause nicht werden (zumal nach der Winterpause nur noch 15 Spiele warten), 4 bis 5 wären aus der heutigen Position und angesichts der demnächst wartenden, direkten Konkurrenz aus Halle und Chemnitz optimal. Heißt auch, dass nicht mehr viel Spielraum bleibt für eventuelle, vorweihnachtliche Niederlagen. Der Druck auf die Mannschaft wird nicht geringer..

Und ob die Ideen, die Timo Rost vom Kräfte sammeln in der Winterpause hat, dieselben sind, wie die von sportlicher Leitung und Management bleibt abzuwarten. Wie bereits an der einen oder anderen Stelle erwähnt, Ende November wird man schon sehr viel schlauer sein, was und ob in dieser Saison überhaupt noch etwas möglich ist. Negativszenario ist das Ausscheiden aus dem Landespokal und ein Rückstand deutlich jenseits von 10 Punkten. Positivszenario ist ein Pokalauswärtserfolg in Leutzsch und die Reduzierung des Rückstandes auf Chemnitz auf maximal 6 Punkte. Crunch-Time würde man im amerikanischen Sport sagen, hierzulande heißt es wohl Wochen der Wahrheit. Alles andere als ein Erfolg im Heimspiel am Sonntag gegen Meuselwitz wäre in diesem Sinne ein Desaster.

Positionskämpfe

Ich bin Innenverteidiger, brauche Zweikämpfe. In der Regionalliga werde ich da hoffentlich auch wieder spielen. (Ingo Hertzsch in der LVZ vom 26.04.2010, siehe hier)

Ich hab kein Problem, auf der Position zu spielen, obwohl ich mich lieber innen sehe wegen der Zweikämpfe. (Ingo Hertzsch im Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 23.10.2010)

Ingo Hertzsch, schon vom letztjährigen Trainer Tino Vogel desöfteren auf der rechten Verteidigerposition eingesetzt, durfte im letzten Spiel in Plauen wieder mal auf der damals unbeliebten Position spielen. Inzwischen scheint es so als wäre die Liebe zu rechts außen nicht gewachsen, hingegen die Einsicht, dass es im derzeitigen Kader besser ist irgendwo zu spielen als auf der Bank zu sitzen schon. Ob der letztjährige Kapitän dort allerdings weiter spielen darf, ist angesichts des in Plauen krankheitsbedingt fehlenden und auf der selben Position bisher sehr gut spielenden Shaban Ismaili fraglich. Könnte also durchaus sein, dass Ingo Hertzsch trotz seines sich Anbietens für eine ungeliebte Spielposition wieder auf die Bank rutscht und ihm das Innenverteidigungsduo Kläsener/ Sebastian vor der Nase steht. Positionskämpfe weiterlesen

Zivilrecht vs. Gewalt

Deswegen nochmal in allerdeutlichster Form: Wenn ihr uns angreift, bewegt ihr euch nicht innerhalb des durch euren “Ultra-Kodex” geschützten, rechtsfreien Raumes! Wir werden IMMER sofort die Polizei verständigen, eure Übergriffe zur Anzeige bringen und alle weiteren uns zur Verfügung stehenden zivilrechtlichen Mittel gegen euch einsetzen. (dieL.E. Bulls [broken Link] nach dem Überfall auf ihren Fanbus am Leipziger Hauptbahnhof, verübt durch 20 vermummte Schläger)

Es gibt vermutlich kaum eine vernünftigere Reaktion auf eine schwere Straftat (gewalttätiger Raub) als klar zu machen, dass man sich nicht für seinen Fußballverein prügeln möchte, dass man es auch nicht für normal hält, sich für seinen Fußballverein prügeln zu müssen und dass für das Vorgehen gegen schwere Straftaten und den (auch körperlichen) Schutz des Individuums in Deutschland Exekutive und Judikative auf der Basis der Gesetzgebung verantwortlich sind. Respekt für diese Distanzierung von fußballbegleitender Gewalt und die Entscheidung gegen das im Fußball viel zu oft vertretene Faustrecht.

Kompromissnachtrag

Als Ergänzung zum gestrigen Beitrag zur Regionalliga-Reform hier noch in aller Kürze die Position von RB Leipzig zum Thema:

Aufgrund der erst vor drei Jahren durchgeführten Strukturreform mit Einführung der 3. Liga und einer dreigeteilten Regionalliga ist es aus unserer Sicht zu früh, um die erzielten Effekte und auch die Notwendigkeit einer erneuten Strukturreform abschließend beurteilen zu können. Daher sollte die Entwicklung der Regionalligen sowie der 3. Liga auch in den kommenden Jahren kritisch beobachtet werden, das bestehende System jedoch vorerst aufrecht erhalten werden. (Geschäftsführer Dieter Gudel am 20.10. auf Nachfrage per E-Mail)

Interessant an den professionell-freundlichen Worten ist das Zusammendenken von 3.Liga und Regionalliga. Während der bayerische Verband mit seinem Vorschlag von 8 sehr regionalen Regionalligen statt der bisherigen 3 deutlich auf eine Abkopplung der Regionalliga von Liga 3 und dem Profisport abzielt, zielt das Zusammendenken von 3.Liga und Regionalliga eher auf die am Profifußball interessierten Reste in der derzeitigen 4.Liga. Und wer weiß, vielleicht steckt ja hinter der Forderung nach kritischem Begleiten der Entwicklung der Regionalliga bei gleichzeitger Beibehaltung des bestehenden Systems auch das Wissen darum, dass man den eigenen U23-Nachwuchs in irgendeiner mittleren Zukunft auch gerne neben dem Nachwuchs anderer Proficlubs in der Regionalliga oder gar 3.Liga gegen etablierte Männerteams und nicht in einer eigenen Nachwuchsrunde spielen sehen würde..

Sichtweisen

Die 2.Halbzeit sah insgesamt gut aus. (Tom Geißler, nach der 0:1-Niederlage gegen Wolfsburg im Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 16.10.2010)

Ja? Also von meinem Platz aus nicht. Ok, wenn man die 1.Halbzeit als Vergleichsbasis nimmt, dann vielleicht. Wenn man ein realistisches Anspruchsdenken als Ausgangspunkt nimmt, dann auf keinen Fall. Sei es drum. Weiter geht’s. Plauen wartet. Tiefpunkte heißen ja schließlich deswegen Tiefpunkte, damit es danach wieder aufwärts geht..

Besucherschätzungen

Durch eine Vielzahl weiterer Großveranstaltungen wie das Fußballspiel RB Leipzig gegen VfL Wolfsburg II in der Red-Bull-Arena mit mehr als 10.000 Besuchern… (LVZ vom 15.10.2010)

Ich persönlich rechne mit 4.000 bis 5.000 Zuschauern (Tomas Oral im Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 14.10.2010)

Samstagmittag, der vermutlich ungünstigste aller Spieltermine des Wochenendes. Kalt. Dazu ‘dank’ diverser Demonstrationen und Veranstaltungen eine undurchsichtige Verkehrs- und Sicherheitslage, die vor allem die Besitzer der Freikarten, die Leipziger Schulanfänger zum Schulanfang bekamen, vom Kommen abhalten dürfte. Macht summa summarum bei bodenständiger Schätzung eine Zuschauerzahl von 3.000 plus minus x. Was zumindest eine ortsübliche Zuschauerzahl wäre. Mehr als 10.000 gegen Wolfsburgs U23? Ähm ja, vielleicht wenn es der letzte Spieltag wäre, an dem es noch um den Aufstieg ginge..

Zuschauerzuspruch

Ich muss fast schmunzeln. Ich les hier vor dem Spiel im Stadionheft, dass uns keiner spielen sehen will und dann kommen hier heute 2500 und wir spielen gegen Wilhelmshaven zu Hause vor 3500. So viel zum Thema Traditionsverein mit Fans. (Lars Müller nach dem Spiel beim VfB Lübeck im Red-Bull-Audioplayer [broken Link] vom 03.10.)

In Zahlen:

  • VfB Lübeck – Heimschnitt: 2.496 Zuschauer, Auswärts: 1.472, Gesamt: 2.041
  • RB Leipzig – Heimschnitt: 5.377 Zuschauer, Auswärts: 3.409, Gesamt: 4.284

Noch mehr Zahlen:

  • Lübeck: 210.000 Einwohner, 1 Verein in Liga 4 und 5 – 2.496 Zuschauer bei Heimspielen
  • Leipzig: 520.000 Einwohner, 3 Vereine in Liga 4 und 5 – insgesamt über 9.000 Zuschauer bei Heimspielen

Eine fußballerisch dreigeteilte Stadt Leipzig ergibt pro Mannschaft rein rechnerisch einen potenziellen Einwohneranteil von 170.000 Einwohnern. Selbst wenn man die Magdeburger Fans vom Auswärtsspiel in Leipzig abzieht, bleiben knapp 4000 Zuschauer, die im Schnitt RasenBallsport Leipzig sehen wollen. Das ist nicht nur in Leipzig der Löwenanteil der Zuschauer, sondern auch und gerade im Vergleich mit dem VfB Lübeck mehr als ordentlich. Oder anders: etwa jeder 84. Lübecker wollte bisher jedes Spiel seines Traditionsklubs verfolgen, während etwa jeder 45. des RasenBallsport-Einwohneranteils die ‘Retorten’-Spiele verfolgen wollte. Naja, eine feste Verankerung des Lübecker Vereins in seiner Stadt sieht wohl anders aus..

Paradigmenwechsel

Wir mussten uns erst auf die Liga einstellen, uns anpassen und reinbeißen, die Spielweise umstellen. Der Erfolg gibt uns recht. Mir ist egal, auf welche Weise wir den Aufstieg schaffen. (Timo Rost, LVZ vom 22.09.2010)

Wenn die Mannschaft das umsetzt, was sie am Sonntag umgesetzt hat, dann bin ich zufrieden. (Tomas Oral vor dem Wilhelmshaven- und nach dem HSV-Spiel, Red Bull Audioplayer vom 20.09.2010 [broken Link])

Spielweise umgestellt, Erfolg eingeheimst, Trainer zufrieden. Deutlicher könnte die (momentane) Abkehr vom Ziel attraktiver Offensivfußball nicht formuliert werden. Fast schon ein Paradigmenwechsel nachdem Tomas Oral nach der WM noch die fast durchgängigen Defensivtaktiken der Nationalmannschaften kritisiert und seine Präferenz für das schnelle, druckvolle und attraktive Spiel artikuliert hatte. Dass sich RasenBallsport Leipzig den Erfolg nun eher mit der kompakt-robusten Variante erkämpft, ist vielleicht nicht durchgängig schön anzusehen, macht aber trotzdem Spaß und lässt inzwischen auch Raum für die eine oder andere, aus dem wachsenden Vertrauen in die eigene Stärke resultierende, spielerisch gelungene Aktion. Und überhaupt (Achtung rhetorische Frage!), was gibt es eigentlich Vernünftigeres als sportliches Personal, das auf aktuelle Anforderungen reagiert und die für den sportlichen Erfolg nötigen Anpassungen vornimmt?

Besondere Motivation

Wenn alle gegen mich sind, das möchte ich haben. (Stefan Kutschke im Red-Bull-Audioplayer vom 04.09.2010)

Ich hatte an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, dass es darauf ankommen wird, eine Art Bayern-Mentalität zu entwickeln, eine Mentalität, bei der sich aus Ablehnung eine besondere Motivation und nicht Last entwickelt. Stefan Kutschke und auch diverse andere Stimmen nach dem Kiel-Spiel weisen darauf hin, dass man bei RasenBallsport Leipzig offenbar auf einem guten Weg ist, die Regionalliga und die besonders motivierten Gegner anzunehmen. Wenn man diesen Weg beibehält und sich Woche für Woche entwickelt, dann sollte einem um die Saison und das Erreichen der Ziele nicht bange sein. Wichtig nur, dass man sich auf sich selbst und die positiven Entwicklungen im sportlichen Bereich und im Vereinsumfeld fokussiert. Gerade der Blick für die kleinen Schritte nach vorn, die im öffentlichen Blick auf das als übermächtig beschriebene Team oft gar nicht wahrgenommen werden, ist vermutlich sehr wichtig um Vereinsnormalität zu leben und resultierend sportlichen Erfolg zu erreichen.