Regionalliga: VfB Lübeck vs. RB Leipzig 0:5

Das hätten von RB Leipzig wohl nur die optimistischsten Optimisten erwartet, dieses 5:0. Ziemlich ungläubig starrte ich deswegen am gestrigen frühen Abend auch auf die entsprechenden Ergebnisanzeigen, nachdem ich einen fußball- und netzlosen Nachmittag verbrachte. Fünf. Null. Und als Krönung noch die unwidersprochen gebliebene Aussage von Coach Pacult, dass der Sieg von RB leipzig auch in der Höhe verdient gewesen sei. Eher, ergänzen Spieler und Beobachter, hätte man noch ein paar Treffer mehr erzielen müssen. In your face, VfB Lübeck!

Es ist die Geschichte eines überlegen geführten Spiels, bei dem zur richtigen Zeit die richtigen Tore fallen beziehungsweise auf der anderen Seite nicht fallen. Es ist die Geschichte eines Klassenunterschieds in einem Auswärtsspiel bei einer Mannschaft, die zumindest leise Ambitionen auf vordere Plätze in der Regionalliga hatte und für die RB Leipzig als großes Fußballübel sowieso immer eine motivierende Aufgabe ist. Nicht zuletzt, weil vor allem auch die Anhängerschaft im letzten Jahr über die Anstandsgrenze, die auch vehementer Ablehnung gesetzt sein sollte, weit hinausgeschossen ist, tut diese Demontage ziemlich gut, fast noch besser als die Beendigung der Lübecker Aufstiegshoffnungen in der Rückrunde der letzten Saison in Leipzig. Vermutlich verschiebt sich die Erzählung in Lübeck jetzt von einem “Geld schießt keine Tore und unsere Leidenschaft kann sie bremsen” hin zu einem “Mit der Millionentruppe können wir eben nicht konkurrieren.” Zumindest nicht – und da läge die Wahrheit mal wieder irgendwo anders oder dazwischen – wenn die Millionentruppe auch Spaß am Fußball hat..

Auf der anderen Seite relativiert sich das 5:0 dadurch, dass Lübeck wohl in diesem Jahr kaum zu den ersten vier bis fünf Teams gehören wird. Zudem fallen mindestens vier der fünf Tore gegen einen resoluten Gegner nicht. Tor 1 war unfassbar schlecht verteidigt. Tor 2 und 3 waren Folgen einer naiven bis unglücklichen Verteidigung gegen gegnerische Standards. Tor 4 ist ein Torwartfehler. Und bei Tor 5 haben die Lübecker schon kein Bock mehr. Wozu die unberechtigte gelb-rote Karte gegen einen Lübecker beim Stande von 3:0 nicht unwesentlich beiträgt.

1:0, 1:2, 3:1, 4:1, 5:0. Die Reihe der RB-Ergebnisse klingt gut und wenn es so weitergut, dann spielt Magdeburg am kommenden Sonntag in Leipzig den SC Freiburg des Ostens. Allerdings heißen die Gegner gegen die RB Leipzig gewonnen hat Meppen, Wilhelmshaven, Havelse und nun Lübeck und dürften nicht den Maßstab der Spitze der Liga darstellen. In der Abwehr robuste Magdeburger (nur 4 Gegentore), die dafür im Angriff offenbar nicht regionalligatauglich sind (nur drei Treffer), könnten jedenfalls am Sonntag bereits zeigen, wie weit die Offensivbemühungen der RasenBallsportler tatsächlich schon sind. Und sowieso bleibe ich dabei, dass ein belastbares, erstes Zwischenfazit erst um den Spieltag 10 herum zu ziehen ist.

Was von der Partie RB Leipzig gegen Lübeck bleibt, sind trotzdem positive erste Male. Das geht bei Benjamin Bellot los, der für den verletzten Pascal Borel ins Tor rutschte und in der dritten RB-Saison offenbar zum ersten Mal die Nummer zwei sein darf und sein Regionalliga-Debüt feiern durfte. Das geht beim höchsten Regionalliga-Sieg überhaupt weiter. Der höchste Regionalliga-Auswärtssieg war es damit auch. Und nicht zuletzt sprang durch den hohen Sieg zum ersten Mal die Tabellenführung in der Regionalliga heraus (nach 39 Spieltagen).  Das darf so weiter gehen. Sehr gerne sogar.

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Tore: 0:1 Kutschke (29.), 0:2 Frahn (34.), 0:3 Röttger (43.), 0:4 Kutschke (53.), 0:5 Kutschke (55.)

Aufstellung: Bellot – Müller, Sebastian, Franke, Kocin – Röttger (73. Schinke), Schulz, Geißler (77. Ernst), Rockenbach (69.Heidinger) – Kutschke, Frahn

Zuschauer: 2701

Links: RBL-Bericht [broken Link], RBL-Liveticker [broken Link], RB-Fans-Bericht [broken Link], MDR-Bericht [broken Link], VfB-Bericht [broken Link]

7 Gedanken zu „Regionalliga: VfB Lübeck vs. RB Leipzig 0:5“

  1. Das wird so weiter gehen, da bin ich sicher. Geld schießt Tore, Selbstvertrauen schießt mehr Tore. Sollte ich mich in Pacult getäuscht haben? Denn eigentlich hielt ich ihn für einen prima Entertainer, Wiener Schmäh halt. Die Brillanz österreichischer Übungsleiter schien mir jedoch mit Ernst Happel für die nächsten 100 Jahre aufgebraucht. Und der arme Kammlott bekommt offenbar gar keine Chance mehr, nicht mal wenn man mit 5 Toren in Führung liegt. Ein Jammer. Dabei kann er wirklich was.

    1. Kammlott war aus persönlichen Gründen nicht dabei, konnte also auch nicht eingewechselt werden…

  2. Also laut Schäfer’s Guido in der heutigen Printausgabe der LVZ stand Kammlot aus privaten Gründen nicht im Kader. Einfacher isses aber bestimmt nicht geworden für ihn.

  3. @Fedor,

    Ersatzbank Leipzig laut RBL Ticker:
    Kerner – Lagerblom – Ernst – Rost – Rosin – Schinke – Heidinger

    Wird schwierig CK zu bringen!

  4. So wie der HSV noch nicht abgestiegen, ist RBL auch noch nicht aufgestiegen. Auf dem Teppich bleiben ist genau die richtige Devise. In einen Rausch spielen können sich die Leipziger noch früh genug. ;-)

  5. @Fedor: Pacults Trainerfähigkeiten kann man derzeit noch nicht ernsthaft einschätzen. Offenbar schafft er aber eine gute Balance zwischen Disziplin und Eigenverantwortlichkeit, was den Spielern entgegen kommt. Klares Spielsystem und Spaß am Fußball. Das zusammen und es wird schon sehr schwer gegen RB Leipzig einen Stich zu sehen. Mal sehen, ob sich beides über die Saison und darüber hinaus erhalten lassen.

    Und zu Kammlott: Mal gucken, was die Saison bringt. Im Moment bleibe ich dabei, dass man verpasst hat, ihn zu verleihen und ihm so Spielpraxis zu geben. In Erfurt wäre er jedenfalls geparkt ganz gut aufgehoben gewesen.

    @DerPeder: Angesichts der Tatsache, dass Euphorie im Umfeld von RB Leipzig bisher in der Regionalliga ein unbekanntes Phänomen war, darf man das neue Gefühl ruhig mal auskosten. ;-)

  6. Das mit den privaten Gründen bei Kammlott wusste ich nicht. Danke für den Hinweis.
    @rotebrauseblogger / Du hast recht – es ist zu früh um über Pacults Qualitäten irgendeine belastbare Aussage zu machen. Allerdings hat mich das Spiel gegen Wolfsburg schon sehr vom Potential der Mannschaft überzeugt. Wenn es gelingt – wie in Lübeck – das auch nur mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Regionalliga auf den Platz zu bringen, dann müsst ihr Euch um den Aufstieg nicht sorgen. Und – nicht unwichtig – ein zweites Chemnitz sehe ich dieses Jahr auch nicht.

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