Transfertechnisch ist die Winterpause aus RB-Sicht eine erstaunliche Trauerverantstaltung. Zugänge gab es bisher keine und wird es bis Montag, wenn das Transferfenster schließt, wohl auch nicht mehr geben. Es wäre das erste Mal, dass RB Leipzig in der Winterpause keinen Spieler verpflichtet.
Auch auf Abgangsseite war bisher nur wenig los. Einziger bisher feststehender Spieler, der RB Leipzig verlässt, ist Innenverteidiger Tim Sebastian. Ein wenig erstaunlich ist der Wechsel schon. Man nahm zuerst an, dass sich für den 32jährigen die Chance ergibt, mal in New York Fußball zu spielen. Da dort die Saison im März beginnt, schien es nachvollziehbar, Sebastian die Chance nicht zu verbauen und ihn im Winter gehen zu lassen.
Doch am Ende wurde es gar nicht New York, sondern Paderborn. Und man darf sich dann bei diesem Wechsel schon ein wenig die Frage stellen, warum man Sebastian im Winter zu einem ganz normalen Zweitligisten hat ziehen lassen, zu dem er auch im Sommer nach Auslaufen des Vertrags noch hätte wechseln können.
Denn mit Tim Sebastian verliert RB Leipzig Innenverteidiger Nummer 4 im Team und den vielleicht verlässlichsten und pflegeleichtesten Backupspieler, den man im Verein je hatte. Klar, dass man für mögliche Ausfälle von Orban und Co auch nach dem Sebastian-Abgang noch diverse Ersatzoptionen hat, aber es überrascht ein wenig, sich auf der zentralen Defensivposition ohne Not so dünn aufzustellen.
Für Tim Sebastian ging es bei seinem Wechsel um einen Vertrag bis 2018 und um wieder steigende Spielzeiten. Denn auch wenn er als Ersatzspieler nie auf schlechte Laune gemacht hat, war Sebastian mit der Entwicklung seiner Spielzeiten unzufrieden. An der Situation hätte sich in den kommenden Monaten bis zum Sommer nicht allzuviel geändert. Ob dort die ganz akute Ursache zu suchen ist, dass Sebastian vielleicht seinen Wechsel forciert hat, bleibt unklar. Wahrscheinlich aber, dass Sebastian auch in seinem letzten halben RB-Jahr ein verlässlicher und im Sinne des sportlichen Erfolgs nützlicher Teamplayer gewesen wäre, wenn der Wechsel denn nicht geklappt hätte.
Tim Sebastian kam vor fünfeinhalb Jahren von Hansa Rostock zu RB Leipzig. Womit er zuletzt der einzig übriggebliebene RB-Feldspieler war, der schon vor Ralf Rangnick in den Verein kam. Damals war der Transfer ein echter Hammer. Vom 26jährigen, absoluten Stammspieler beim Zweitligaabsteiger zum ambitionierten Regionalligisten. Auserkoren dazu, in seiner Geburtsstadt Leipzig eine Führungsrolle zu spielen.
Vielleicht war es diese Erwartungshaltung, die dazu beitrug, dass sich Tim Sebastians fußballerisches Dasein in Leipzig schon am Anfang ein wenig holprig gestaltete. Zwar bekam er viele Einsätze und war im Normalfall gesetzt, den Anspruch, der sich in der Kapitänsbinde ausdrückte, die man ihm unter Tomas Oral anpappte, konnte Sebastian allerdings nie erfüllen in einer Saison, in der sich das Team doch recht deutlich in Gruppen und in alt vs. jung zersplittert hatte. Erstaunlich vor diesem Hintergrund, dass man in Paderborn Tim Sebastian als Führungsspieler verpflichtet hat. Eine Aufgabe, an der bei einem Team wie Paderborn mit (auch jenseits von Trainingslagereskapaden) allerlei selbstbewussten Typen ganz andere Spieler als ein Tim Sebastian scheitern können.
Abgesehen davon ist die Frage, was Paderborn noch kriegt. In der Saison 2014/2015 war Tim Sebastian bei RB Leipzig in der Hinrunde in der Innenverteidigung die unumschränkte positive Überraschung, wurde nach den Ausfällen von Franke und Hoheneder zur Nummer 1 auf der Position und füllte die Rolle mit sehr viel Konstanz und Klasse aus. Auf Augenhöhe mit Leuten wie Tah oder Orban oder Heintz agierte Sebastian in der damaligen Halbserie. Genau diese Konstanz war ihm in den zwei, drei Jahren zuvor immer mal abgegangen, sodass er sich öfters auch auf der Bank wiederfand. Ist halt die Frage, ob ein Tim Sebastian mit seinen 32 Jahren noch mal auf konstant gutem Zweitliganiveau und als Stamminnenverteidiger kicken kann.
Tim Sebastians Stärke als Innenverteidiger besteht sicherlich darin, dass er relativ komplett ist und schlau im Sinne von vorausschauend spielt. Sebastian ist sicherlich keine Zweikampfmaschine, der reihenweise Verteidiger abgrätscht. Vielmehr vermeidet er durch kluges Stellungsspiel schon von vornherein schwierige Zweikampfsituationen. Seine fußballerischen Qualitäten sind zudem ok, sodass es ihn in seinen RB-Jahren auch schon ins defensive Mittelfeld und auf die Rechtsverteidigerposition spülte.
Dass Tim Sebastian RB Leipzig verlässt, war langsam abzusehen. Die Innenverteidigung war lange Zeit unter Rangnick und Zorniger ein Bereich gewesen, in den man wenig eingriff. Die Verpflichtungen von Orban und Nukan vor der Saison haben gezeigt, dass diese Zeit vorbei ist. Und gleichzeitig mitgeteilt, dass die Zeit für Tim Sebastian und dessen Chancen auf einen Posten als Stamminnenverteidiger abgelaufen ist.
Nur noch 200 Minuten spielte Tim Sebastian in der akutellen Spielzeit in der Innenverteidigung. Gegen Ende der Hinrunde wurde sogar der Weg in den Spieltagskader ein weiter. Und das selbst bei Spielen, bei denen es auf der Innenverteidigerposition langsam eng wurde. Von daher macht der Abgang von Tim Sebastian nach Paderborn Sinn. Zumal es bedeutet, dass die verbleibenden Spieler sich über mehr Spielzeit freuen können. Dass man bei RB Leipzig einen verlässlichen Backup gehen ließ und lieber mit nur noch drei Innenverteidigern um den Bundesligaaufstieg kämpft, bleibt trotzdem ein wenig erstaunlich. Tim Sebastian war sportlich und abseits des Platzes gut für die Mannschaft. Hätte man vielleicht in den kommenden Monaten noch brauchen können.
Erstaunlich bei Stefan Hierländer ist vor allem, dass er immer noch in Leipzig ist und sich ein möglicher Wechsel in die letzten Tage der Transferperiode schiebt. Schon im letzten Sommer hatte ihm der Verein erklärt, dass man nicht mehr mit ihm plane. Hierländer wollte aber bleiben und sich für Einsätze anbieten.
Spätestens im Oktober schien dann das Tischtuch endgültig zerschnitten und die Sachlage klar. Hierländer klagte, dass in Leipzig von den Verantwortlichen niemand mit ihm reden würde. Sein Berater erklärte, dass er die Angebote für die Wintertransferperiode sortiert. Alles schien bereitet, dass man im Winter vollzieht, was im Sommer trotz Angeboten von Clubs gescheitert war. Aber Stefan Hierländer ist immer noch da und hat nur noch wenige Tage Zeit, an seiner Situation etwas zu ändern.
2014 kam Hierländer zum frischgebackenen Zweitligaclub RB Leipzig. So richtig angekommen ist er sportlich seitdem nicht. Insgesamt 22 Zweitligaeinsätze mit jeweils rund 30 Einsatzminuten stehen zu Buche. Da waren auch zwei, drei gute Partien darunter, aber meist blieb der Österreicher unauffällig und brachte seine durchaus vorhandene Dynamik ins Offensivspiel zu wenig ein.
In der aktuellen Spielzeit wurde Hierländer dann vermehrt in die zweite Mannschaft in die Regionalliga abgeschoben. Da kriegt der 24jährige Mittelfeldmann, der auch Rechtsverteidiger kann, immerhin Spielpraxis. Befriedigend ist die Geschichte aber natürlich trotzdem nicht. Da ihm RB Leipzig bei einem möglichen Wechsel keine Steine in den Weg legt, hat es Hierländer selber in der Hand, zu einem Club zu wechseln, der näher an seinen sportlichen Ansprüchen ist als die Regionalliga.
Der Vertrag von Stefan Hierländer läuft sowieso im Sommer aus. Von daher ist es aus Vereinssicht vielleicht gar nicht mal so zentral, ihn unbedingt noch im Winter abgeben zu müssen. Stefan Hierländer müsste den Leidensdruck selbst haben, der ihn zu einem sofortigen Wechsel motiviert. Vielleicht entscheidet er sich ja aber auch für das Aussitzen des Vertrags und noch ein paar Regionalligaspiele mit der U23 von RB Leipzig. Was auf ihn und vor allem sein Management, die so viel Zeit hatten, einen Wechsel vorzubereiten, nicht das allerbeste Licht wirft.
Bliebe noch Zsolt Kalmár, dessen ungarische Nationalmannschaft im Sommer an der EM teilnehmen darf. Auch Kalmár würde da gern mitwirken, muss allerdings für einen Kaderplatz vor allem bei seinem Verein regelmäßige Einsatzzeiten vorweisen. Bei nur vier Zweitligaspielen mit durschnittlich 17 Minuten Spielzeit braucht man kein Mathematiker sein, um festzustellen, dass regelmäßige Spielzeit bisher in dieser Saison für Kalmár in Leipzigs Profimannschaft nicht zu kriegen war. Und sich am Stand der Dinge angesichts der Konkurrenz in der Offensive im Normalfall auch in den kommenden Wochen nichts ändert.
Deshalb stand zuletzt im Raum, dass der 20jährige Offensivmann, von dem Ralf Rangnick durchaus einiges hält, sich irgendwo anders seine Spielpraxis organisiert. Rangnick sprach von Leihe, die BILD brachte den FSV Frankfurt ins Gespräch, der heutige Kicker wählt eine Formulierung, die nahelegt, dass der Deal einer Halbjahresleihe zwischen Frankfurt und Kalmár schon fix ist.
Nationalmannschaft hin oder her, Spielpraxis ist für Zsolt Kalmár und seine Entwicklung auch jenseits der EM essenziell. Die Regionalliga, wo er diese Saison bisher sieben Spiele mitmachte, ist dabei weder im Sinne der Nationalmannschaftspläne noch der individuellen Förderung optimal. Von daher wäre ein Wechsel zu einem Zweitligisten wohl absolut sinnig.
Fraglich nur, inwiefern es möglich ist, dass sich ein Zsolt Kalmár in einer Kurzzeitleihe optimal integriert und entfaltet. Kalmár ist nicht gerade der offensivste aller Typen und schon in Leipzig war der Integrationsschritt auch wegen der Sprache ein schwieriger. Jetzt noch, eine Woche vor dem Pflichtspielstart zu einem neuen Team in der zweiten Liga zu wechseln und dort sofort anzukommen, zu überzeugen und Spielpraxis zu kriegen, das könnte sich für den zurückhaltenden Kalmár als etwas zu viel herausstellen. Schlimmer als in Leipzig zwischen Bank und U23 zu pendeln, wäre es irgendwo anders auf der Bank zu sitzen.
Zsolt Kalmár bringt einiges an fußballerischen Fähigkeiten mit, die für eine gute Karriere grundlegend sind. Mit seinen 20 Jahren ist er zudem sehr jung und hat noch Zeit, aus seinem Potenzial etwas zu machen. Wenn man sich nicht von der EM-Chance treiben lässt, dann liegt eine Leihe, die besser noch länger dauern würde als das halbe Jahr, das im Gespräch ist, sicherlich nahe.
Wenn der Nutzen des Spielens denn größer wäre als die Probleme, die sich möglicherweise aus einer schwierigen Integrationszeit beim nächsten Club ergeben. Weiß man natürlich vorher nicht so recht. Mal zum Vergleich: Federico Palacios Martinez spielte in Erfurt nach seiner Winterleihe vor einem Jahr nur acht Partien (240 Minuten). Nicht jede Leihe eines talentierten, jungen Fußballers führt auch zwangsläufig zu Einsatzzeiten.
[Update: Kaum ein Gerücht, schon Realität. Ein paar Stunden nach diesem Beitrag ist Zsolt Kalmár tatsächlich auch offizielle für den Rest der Saison nach Frankfurt gewechselt. Ziel: Spielpraxis sammeln, im Idealfall zu EM fahren und dann gestärkt nach Leipzig zurückkehren. Wird nicht leicht. Mal sehen, was er unter RB-Ex-Coach Tomas Oral bei durchaus nicht kleiner Konkurrenz draus macht.]
Im näheren Umfeld von „RaBa“ Leipzig ist längst bekannt, dass seine sportlichen Mitarbeitern scheinbar hin- und hergeschoben können, wie es der „Doppelfunktionär“ gerade will. Es ist z.B. für einen Außenstehenden nicht ganz begreiflich, weshalb der geborene Sachse, Tim Sebastian, seine zu Ende gehende Spiel- und endlich richtig beginnende und auszukostende familiäre Lebensplanung zumindest für die nächsten drei Jahre von der Weltmetropole, New-York, plötzlich in das sich im wahrsten Sinne des Wortes im Abseits befindliche sportlich und mittlerweile auch in der Freizeit(!) unsicher gewordene Paderborn verlagern musste! Außerdem könnte es sogar sein, dass bei weiteren Ausfällen der Innenverteidiger dieses „Weggeben“ im Verlaufe der dieser Saison seitens der Leipziger noch bereut wird……..
In der Angelegenheit des anderen „Problemfalles“ Hierländer vermute ich, dass kurz vor dem Schließen des Tranferfensters dem Oesterreicher bei eigenem unbedingten Willen noch der Absprung zu einem anderen Verein gelingt, wo er nicht mehr zwischen der Ersatzbank und Tribüne pendelt oder etwas weicher als der Regionalliga-Rasen spielen darf…..Andererseits könnte es sein, dass sich sein landsmännischer Ursprungsclub diesmal großzügig bereitwillig sein wird, ihn bis zum Sommer diesen Jahres noch ein wenig bezahlte Ruhe bis zum Auslaufen des gemeinsamen Vertrages gönnen wird!
Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass in den Leipziger Reihen für den Ungarn Kalma`r leider kein Platz mehr ist, weil die Vorstellung der „“Sportlichen Leitung“ sich von ihm mehr versprach, als er auf dem Platz bei seinen wenigen Einsätzen hier zeigen konnte. Falls der in Frankfurt arbeitende Ex- Leipziger Trainer, Oral, bei seiner ungewöhnlichen „Kurzzeitleihe“ feststellt, dass sein neuer Schützling, der sich auch gleichzeitig um einen Platz in der ungarischen Nationalmannschaft bemüht, Anlaufschwierigkeiten hat, wird er diesen vermutlich erst in die bekannte Autowaschanlage stecken!
Gleichfalls in diesen Tagen eine Vertragsverlängerung des Spielers Forsberg zu thematisieren, erscheint zumindest mir nicht gerade sehr klug, weil damit eine große Unruhe die Mannschaft befallen könnte, die bei einem noch zu erwartenden „engeren“ Aufstiegskampf sehr hinderlich würde! Natürlich will man damit in erster Linie auch potentielle Bewerber für seine Person abschrecken bzw. diese animieren, dann tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Doch meine Herren, reicht nicht erst einmal die juristische Absicherung bis 2018 mit einer Option auf Verlängerung? Was kann bis dahin doch noch alles passieren? Bei einer evtl. schweren Verletzung, die der Verein leider schon durchstehen musste, hätte der Schwede dann allerdings keinen großen finanziellen Nachteil….
Rangnicks immer betonte Devise für einen erspähten Neuzugang war doch stets, danach möglichst sehr lange zusammen den gemeinsamen Weg bestreiten zu wollen!
Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen, nur wäre es schön, wenn sich der Nochtrainer selbst auch daran halten würde!