Bundesliga: RB Leipzig vs. FC Schalke 04 3:1

Erster Spieltag der Rückrunde. RB Leipzig empfing mit Schalke 04 den Tabellenzweiten, der in der Hinrunde vor allem durch sehr gute Defensivorganisation aufgefallen war. Eine reichliche Stunde konnten sie damit auch in Leipzig glänzen, bevor die Gastgeber sich mit hoher Intensität verdient durchsetzten.

Auf Seiten von RB Leipzig konnten wie erwartet Marcel Halstenberg und Emil Forsberg nicht mitwirken. Bernardo und Bruma standen dafür auf dem Feld. Timo Werner und Yussuf Poulsen saßen nur auf der Bank, nachdem sie in der Vorbereitung krank bzw. unter der Woche angeschlagen waren. Jean-Kevin Augustin und Rückkehrer Marcel Sabitzer ersetzten sie. Überraschend vor allem, dass Konrad Laimer hinten rechts Lukas Klostermann ersetzte, der nur auf der Bank saß. Schon im Testspiel gegen Prag war Laimer als Rechtsverteidiger getestet worden.

Vor allem überraschend aber, dass sich Ralph Hasenhüttl für ein neues System entschied. Denn organisiert war man in einem 4-3-3 bzw. genauer in einem 4-1-2-2-1, das relativ flexibel defensiv und als 4-5-1 oder offensiv als 4-1-2-3 interpretiert werden kann. Vor dem alleinigen Sechser Diego Demme spielten dabei mit Keita und Kampl zwei spielstarke Achter. Davor spielten auf den offensiven Außenpositionen Sabitzer und Bruma, während Augustin den einzigen Stürmer gab.

Das hatte zwei Effekte. Einerseits für das Spiel gegen den Ball, in dem RB etwas zurückhaltender und vor allem in der Breite gute agierte. In der Mitte stand Augustin Naldo im Weg und machte dort auch den Passweg zu Meyer zu, der zusätzlich von den Achtern aus dem Spiel genommen wurde. Durch Sabitzer und Bruma konnte man den Spielaufbau der Schalker Dreierkette auch nach außen gut abdecken. Man fokussierte sich dabei wieder mehr darauf, kompakt und synchron zu agieren, als das in Teilen der Hinrunde der Fall war. Schalkes Trainer Tedesco zeigte sich nach dem Spiel entsprechend überrascht, wie tief RB dies mal verteidigte. Das habe man in den analysisierten Spielen nie gesehen.

Mit dem 4-1-2-2-1 verbunden auch, dass RB den Ballbesitz nicht mehr so exzessiv ausspielen wollte wie zuletzt (oder beispielsweise auch im Hinspiel auf Schalke). Im Sechserraum agierte allein Diego Demme und war nicht mehr so umfassend in die Ballzirkulation eingebunden wie gewohnt. Dafür suchte man vornehmlich aus der Innenverteidigung heraus die Wege schneller auf die Außenpositionen, spielte auch mal einen langen Ball oder ging den Weg in den Achterraum zu Kampl oder Keita. Das freilich ohne dass Demme komplett raus war aus der Ballzirkulation. Er bleibt da weiter die wichtigste Anspielstation (oder einer der wichtigsten Auswege im Passspiel) für die Innenverteidiger.

Auf Schalke-Seite agierte man noch ohne Neuzugang Pjaca im erwarteten 3-3-2-2 aka 5-1-2-2. In dem war Max Meyer als Sechser ein bisschen abgemeldet, was einerseits an der RB-Aufstellung gelegen haben mag, andererseits offenbar auch gewollt war, denn Tedesco bekannte nach der Partie, dass man das Bespielen des Zentrums vermeiden wollte. Entsprechend wurden auch hier gerade in der ersten Halbzeit viele lange Bälle gespielt oder wurde der Weg über die Außenbahnen und Caligiuri und Oczipka gesucht.

Den Formationen und Spielideen entsprechend ging es in der ersten Halbzeit fast durchgängig um Fehlervermeidung. Auf beiden Seiten nahm man wenig Risiko und setzte zuerst einmal auf gute Organisation gegen den Ball. Schalke fuhr damit eine halbe Stunde lange etwas besser, hatte aber durch Burgstaller und Schöpf auch nur ein paar Gelegenheiten von irgendwo nahe der Strafraumgrenze. Zwar verstand es Schalke gut, nicht in gefährlichen Positionen den Ball zu verlieren und hatte sogar selbst drei, vier gute Balleroberungen nach RB-Fehlern in der Nähe der Mittellinie.  Aber so richtig gut ausgespielt waren die Umschaltsituationen nicht. Und auch aus vier Ecken entstand keine entscheidende Gefahr.

Bruma durfte sich gegen Schalke 04 als einer der Matchwinner für RB Leipzig empfinden. | GEPA Pictures - Roger Petzsche

RB Leipzig tat sich mit dem veränderten Spielansatz in der ersten Halbzeit vor allem offensiv lange schwer, weil die Verbindungen zwischen letzter Kette und Achtern und allem davor nicht so gut funktionierten. Mit noch recht hohem Ballbesitz spielte man vornehmlich zwischen den Innenverteidigern und Gulacsi hin und her, um dann den Ball meist irgendwo auf dem Flügel zu verlieren. Gefährlich wurde es erst in den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit, dafür dann richtig.

Nachdem zuerst Sabitzer Gäste-Keeper Fährmann warmgeschossen hatte, wurde Augustin von Stambouli im Sechszehner gefoult. Den Strafstoß wollte der Franzose dann gleich selbst verwandeln, scheiterte aber mit einem eher schwachen Versuch an Fährmann. Ein paar Minuten später und kurz vor der Pause fiel die Führung dann aber doch noch. Vielleicht in einem klassischen Angriffsversuch der ersten Halbzeit Upamecano links die Linie runter auf Bernardo. Der überlässt für Kampl, der ausnahmsweise mal relativ ungestört parallel zum Strafraum nach innen ziehen darf und dort Keita findet. Der zieht aus 20 Metern sofort ab und dann landet der Ball auch schon gleich zweimal abgefälscht im Tor.

Eigentlich war es bis zur Pause ein klassisches 0:0-Spiel zweier Teams, die sich weitgehend neutralisieren, weil sie um die Umschaltqualitäten des Gegners wissen und kein Risiko eingehen wollen. Wobei Schalke für die längere Zeit etwas reifer und gefährlicher wirkte (bzw. Balleroberungen in gefährlicheren Zonen hatten). Dass RB Leipzig mit 1:0 in Führung ging, war ein bisschen glücklich, aber angesichts der Elfmeterchance in einem ausgeglichenen Spiel auch wiederum nicht. Glücklich war vor allem, dass die Führung nicht vom Punkt, sondern durch einen abgefälschten Distanzschuss fiel.

Die zweite Halbzeit beginnt mit zwei guten Standardchancen für RB Leipzig. Erst fälscht Caligiuri einen Sabitzer-Freistoß an die Latte ab. Die folgende Ecke erwischt Bruma am langen Pfosten völlig freistehend nicht richtig und jagt sie weit über das Tor. Passend zu den letzten Wochen vor der Winterpause fällt das Tor dann etwas aus dem Nichts eben auf der anderen Seite nach Standard. Caligiuri mit einem Freistoß aus dem Halbfeld und gleich drei RB-Spieler unterlaufen die Flanke, sodass Naldo sich völlig freistehend dahinter statt zu springen sogar leicht bücken muss, um den Ball mit dem Kopf zu erwischen und im Netz unterzubringen. Ein Standardtor durch Naldo gegen RB. Viel Geld hätte man damit wohl bei Wettanbietern nicht verdienen können. Aber so einfach, wie es dann fiel und dass Naldo so viel Platz haben würde, das hätte man dann doch nicht erwartet.

Danach riss bei RB Leipzig erstmal für zehn Minuten der Spielfaden und aus Gastgebersicht durfte man ein wenig Sorgen um den Spielverlauf haben. In der Vorwärtsbewegung leistete man sich einige Fehler in Positionen, in denen man sich diese nicht leisten sollte. Meist nur an der Außenlinie, aber einmal auch in der Mitte, sodass Schalke in einer guten 2-gegen-1-Situation in den Strafraum eindringen konnte. Orban rettete diese Situation schließlich.

Ins Kippen Richtung RB Leipzig kam das Spiel dann mit den Einwechslungen von Werner und Poulsen für Augustin und Keita. Zwei Einwechslungen, die noch mal Geschwindigkeit und viel Intensität in das Spiel gegen den Ball brachten. Offensiv sorgte Poulsen zudem für Ballsicherungen und war Werner die Waffe in die Tiefe.

Die Einwechslungen brachten auf Schalker Seite in den Spielaufbau erst mal Verwirrung und Fehler, die sie in der ersten Halbzeit noch nicht gemacht hatten. Entsprechend fiel das 2:1 für RB auch nach einer Balleroberung. Poulsen hatte den Ball rechts offensiv zwar verloren, aber Laimer setzte Mitte der gegnerischen Hälfte energisch nach und spritzte so in einen schlampigen Querpass von Naldo. Doppelpass mit Sabitzer. Querpass auf Werner, der nur noch einschieben muss. Ein perfekt herausgespielter Treffer nach eher klassischem RB-Muster.

So ähnlich lief es dann kurz danach beim 3:1, als Sabitzer praktisch am Anstoßpunkt einen Harit-Pass abfängt und das komplette Spielfeld vor sich hat. Pass auf Bruma, der rechts raus auf Werner. Der Stürmer spielt den Ball zurück auf den in den Strafraum einlaufenden Bruma. Und der Portugiese mit Saisontor zwei trocken ins kurze Eck. Sah nicht ganz unhaltbar aus, war es aber vermutlich dank leichtem Abfälschen von Naldo (der damit an allen Toren im guten wie im schlechten beteiligt war) dann doch.

Der Rest des Spiels war dann vielleicht ganz klassische RB-Kunst. Schalke hat den Ball und versucht damit was anzufangen. RB spielt die Ballgewinne schnell nach vorn aus und hat noch einige gute Feldpositionen. Die meisten spielt man aber nicht ganz zu Ende. Bei einer Slapstickszene nach 81 Minuten, als Werner und Bruma den Ball aus Nahdistanz nicht über die Linie drücken können, hat Schalke allerdings noch mal Glück, nicht noch einen weiteren Treffer zu kassieren.

Fazit: Ein Sieg, den sich RB Leipzig in der zweiten Halbzeit mit viel Intensität, mit guten Balleroberungen und mit gutem Umschaltspiel verdiente, dabei aber auch Glück hatte, dass erneut schlechtes Verteidigen bei Standards nicht den Sieg kostete. Die Partie gegen Schalke war für RB im 4-1-2-2-1 eine Rückkehr zu einem abwartenderen, weniger ballbesitzorientierten Spielstil, mit dem man einst in die Bundesliga gekommen war. Eine Halbzeit lang ging Schalke Ballverlusten in gefährlichen Zonen geschickt aus dem Weg. In der zweiten Halbzeit lief man dann aber doch noch in die Fallen und verlor das Spiel deswegen trotz einer 60 Minuten lang sehr soliden Partie.

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Randbemerkung 1: Im Vergleich zur Vorsaison RB Leipzig nach 18 Spielen mit elf Punkten weniger. Gegen dieselben Gegner wie 2016/2017 holte man in dieser Saison bisher fünf Punkte weniger als im Vorjahr (wenn man die Aufsteiger Stuttgart und Hannover gegen die Absteiger Darmstadt und Ingolstadt tauscht).

Randbemerkung 2: In der Rückrunde empfängt man ja verstärkt die Topteams der Liga in Leipzig. Das Spiel gegen Schalke war das erste dieser Spiele. Das könnte im Kampf um die erneute Teilnahme an der Champions League durchaus ein Vorteil sein, dass auch Leverkusen, Dortmund und Hoffenheim noch in der Red Bull Arena antreten müssen. Gegen Schalke passte es jedenfalls schon mal, was dann mal eben gleich bedeutet am Kontrahenten vorbeizuziehen und vorerst auch mal vor Leverkusen zu stehen. Nebenbei hat man auch eine Serie von 13 Pflichtspielen der Schalker ohne Niederlage zerstört.

Randbemerkung 3: Beendet wurde auch die RB-Serie von fünf Pflichtspielen ohne Sieg am Stück. Hatte es zuvor in der Vereinsgeschichte auch erst einmal in der Zweitligasaison 2014/2015 gegeben. Damit kam Hasenhüttl auch darum herum, alleiniger Rekordhalter in Sachen Sieglosigkeit am Stück zu sein. Da kann man doch gleich viel entspannter in die nächsten Wochen gucken.

Randbemerkung 4: Eine Statistik hielt derweil durch den Sieg. Denn weiterhin hat RB Leipzig in der Bundesliga nur gegen die Bayern zweimal in einer Saison verloren. Gegen Schalke holte man nun nach der Niederlage im Hinspiel einen Sieg. Ein paar Niederlagen zum Wiedergutmachen bleiben aber noch aus der Hinrunde..

Randbemerkung 5: Viel wurde in der Winterpause darüber geredet, dass man zur RB-DNA zurückkehren müsse. Willi Orban hatte diesbezüglich im MZ-Interview sinngemäß erklärt, dass man versuchen wolle, dass man dem Gegner wieder verstärkt den Ball gibt, um selbst in Balleroberungs- und Umschaltsituationen zu kommen. In Reaktion auf die Probleme im Ballbesitz also der Versuch des Abgebens von Ballbesitz und mehr Fokus auf Arbeit gegen den Ball inklusive etwas tieferem Verteidigen, um dem Gegner das Gefühl zu geben, doch in Ruhe aufbauen zu können. Gegen Schalke funktionierte dies nach der Pause als taktisches Mittel gut, nachdem Schalke in der ersten Halbzeit darauf nicht hereingefallen war und trotzdem viele lange Bälle gespielt hatte. Ist halt die Frage, ob dies für RB nicht eher ein Schritt zurück ist, denn um die Lösung der Probleme im Ballbesitz wird man perspektivisch trotzdem nicht herumkommen. Man war bisher das Team der Liga, gegen das die meisten langen Bälle gespielt werden (um Balleroberungsfallen zu umgehen) und man wird es wohl weiter sein, weil die Teams aus den Schalker Erfahrungen auch lernen und sich daran anpassen werden. Entsprechend war das Spiel gegen Schalke wieder ein Rückgriff auf die RB-Umschalt-DNA, ob das auch perspektivisch zielführend ist, bleibt aber fraglich. Entsprechend könnte das Spiel gegen Schalke wegen des Erfolgs ein kurzfristiger Schritt nach vorn, aber bei den langfristigen Bemühungen auch ein Schritt zurück gewesen sein.

Randbemerkung 6: Dass RB auf die Probleme im Ballbesitz mit dem Versuch des Vermeidens von Ballbesitz reagiert, passt ein bisschen zur Tendenz in der Bundesliga, dass nur wenige Teams den Ball haben wollen, weil die meisten das Spiel gegen den Ball und das Umschalten besser beherrschen. Bleibt halt immer die Frage, wie weit einen das trägt und ob man für den Schritt zu einem Topteam nicht genau den Schritt zu einem vernünftigen Ballbesitz (ergänzt um (Gegen)Pressing und Umschaltspiel) braucht, wenn man eben nur wenige Balleroberungen an der Mittellinie oder gar in des Gegners Hälfte kriegt. Aus dem normalen Spiel heraus blieb es für RB auch gegen Schalke überschaubar. Genau aus diesen Situationen heraus wird man aber in den nächsten Wochen auch immer wieder agieren müssen. Man darf da weiter gespannt sein, inwieweit man da Lösungen findet.

Randbemerkung 7: Interessant vielleicht auch Diego Demmes Rolle gegen Schalke. Normalerweise hat der Sechser als spielaufbauender Sechser bei RB bei 90minütigen Einsatzzeiten locker 100 Ballkontakte. Hier ein Pässchen, dort den Ball verteilt. Gegen Schalke hatte er nur noch 77 Ballkontakte (was trotzdem noch die meisten seines Teams waren) und das als alleiniger Sechser und zwei sehr weit vorn agierenden Achtern. Sprich, der Sechserraum wurde bei RB Leipzig im Spielaufbau eher aufgegeben und Demme dort in wesentlich geringerem Umfang eingebunden. Entsprechend ging der Ball oft auf die Seiten oder auch mal lang nach vorn. Auch hier interessant, inwieweit diese leicht veränderte Demme-Rolle Bestand hat oder nicht auch wieder an der Realität anderer Spiele zerschellt.

Randbemerkung 8: Passend zur aktuellen Nachrichtenlage, dass sich Naby Keita gegen Schalke die fünfte gelbe Karte abholte und damit in Freiburg fehlt. Das gibt ihm und dem Verein zwei Wochen Zeit seine Situation zu klären. Rangnick war gestern der Meinung, es gäbe nichts zu klären und meinte bei Sky, dass es keine Anfrage von Liverpool gibt und dass Keita auch noch nicht um eine Freigabe gebeten habe. Es bleibt aber halt dabei, dass es vereinsseits im Winter bisher im Gegensatz zum letzten Sommer kein klares Nein (‘Kein Stammspieler wird uns diesen Winter verlassen, Punkt!’ zum Beispiel) gibt, sondern meist nur ‘Gibt keine Anfrage. Keita hat noch nicht gefragt. Glauben, er spielt bis Sommer bei uns und das gut.’ Und das lässt dann halt doch viel offen. Warten wir es einfach ab. Sind ja auch keine drei Wochen mehr bis zum Schließen des Transferfensters. Dass Keita gegen Schalke ein gutes Spiel machte (dafür aber laut Hasenhüttl vor dem Spiel auch noch mal besonders stark betreut und vorbereitet werden musste) und schon mal vorbeugend ein Abschiedstor schoss, sollte man ihm jedenfalls schon mal positiv anrechnen.

Randbemerkung 9: Versprecher des Tages natürlich der von Stadionsprecher Tim Thoelke, dem bei der Bekanntgabe der Zuschauerzahl ein “Wir verabschieden uns von …” herausrutschte statt eines “Wir bedanken uns bei …”. Man hätte 13 Minuten vor dem Spielende auch gut denken können, dass das eine subtile Kritik an der Zuschauer-Massenflucht bei RB-Spielen schon deutlich vor Abpfiff in den letzten Partien vor der Winterpause war. War aber nur ein Versprecher. Zumal sich gestern das verfrühte Verlassen des Stadions in Grenzen hielt und der geneigte Stadionbesucher für subtile Rüffel wohl eher unempfänglich wäre..

Randbemerkung 10: Scheint sich im Gästeblock einzubürgern, dass man die eigentlich für den Oberrang gekauften (Stehplatz)Tickets einfach im Unterrang einlöst. Hatte man gegen Hertha schon gesehen, dass plötzlich der Großteil des Oberrangs in den Unterrang strömte (was unproblematisch, weil eh nicht ausverkauft war). Gegen Schalke sah es dagegen unten dann doch schon ganz schön eng aus. Ist halt nicht so richtig im Sinne des Erfinders, wenn man Tickets für Ober- und Unterrang getrennt verkauft und dann drinnen die Mehrheit in denselben Rang geht. Dürfte aufgrund der baulichen Gegebenheiten schwer sein, das zu verhindern, aber ein bisschen ist anzunehmen, dass man sich da RBseits Gedanken machen wird, ob man da eine Situation hat, die man lösen muss und wenn ja, wie man die lösen kann.

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Lichtblicke:

  • Marcel Sabitzer: Fehlte vor der Winterpause enorm und war gleich im ersten Spiel nach seiner Verletzung wieder einer der wichtigsten Spieler. Weil er die unspektakulären Dinge des Fußballs so spektakulär ausführt. Ballsicher, ohne ballverliebt zu sein. Immer mit dem Blick für den Mitspieler, aber trotzdem auch eigenen Zug zum Tor. Flexibel einsetzbar, wie man auch daran sah, dass er Richtung Ende der Partie auf der Acht unterwegs war. An beiden Toren der zweiten Halbzeit entscheidend beteiligt. Einmal mit perfektem Chip in den Strafraum, einmal mit Balleroberung an der Mittellinie. Sehr effektive und einsatzstarke Vorstellung.
  • Bruma: Immer mal ein bisschen zwischen Genie und Wahnsinn unterwegs, wenn er im Dribbling wieder mal in einen Gegenspieler hineinläuft. Aber wenn er dann mal seine Geschwindigkeit mit dem Ball am Fuß ausspielt, ist er nicht stoppbar. Dazu diesmal auch mit gutem Blick für den Nebenspieler, der den gewollten Eigensinn gut ergänzt. Viel Zug zum Tor, auch guter Laufeinsatz und inzwischen ordentliches Spiel gegen den Ball und Positionsspiel. Sehr komplettes Spiel von Bruma, dem in Abwesenheit von Forsberg durchaus eine sehr wichtige Rolle im Offensivspiel zukommt.
  • Konrad Laimer: Der neue Rechtsverteidiger von RB Leipzig. Quasi aus dem Nichts. Laut Hasenhüttl hätte er das schon letzten Herbst gern mal probiert, aber da konnte man das im Training nicht testen. Diesen Winter konnte man es testen und befand es für gut. Zurecht wie man gegen Schalke sah. Noch nicht jedes Verhalten im Stellungsspiel, wenn es zum Beispiel darum geht, welchen Weg man dem Gegenspieler offen lässt, wenn man ihn stellt, war perfekt, aber es war wie bei Bruma eine sehr komplette Vorstellung, vor allem nach der Pause. Ist sehr laufstark, was er von der Sechs mitbringt, aber auch sehr schnell, weswegen er defensiv dadurch immer wieder Situationen lösen kann, bei denen er eigentlich etwas zu spät agiert. Offensiv traut er sich was und ist auch als Passoption sehr sicher. Perfekt die Balleroberung vor dem 2:1 und das anschließende Einlaufen in den Strafraum, etwas was man bei Klostermann in der Hinrunde sehr stark vermisst hatte. Sehr gute erste Partie rechts hinten von Laimer. Das könnte ihm auf Dauer mehr Spielzeit bringen als er in der Hinrunde hatte. Für Klostermann sind das natürlich nicht ganz so gute Nachrichten. Bzw. hat er nun erstmals richtige Konkurrenz auf seiner Position. Und RB hat binnen 90 Minuten vielleicht die Baustelle Außenverteidigung geschlossen, ohne einen Transfereuro in die Hand nehmen zu müssen.

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Tore: 1:0 Keita (41.), 1:1 Naldo (55.), 2:1 Werner (69.), 3:1 Bruma (71.)

Besonderes Vorkommnis: Fährmann hält Elfmeter von Augustin (37.)

Aufstellung RB Leipzig: Gulacsi – Laimer, Orban, Upamecano, Bernardo – Demme – Kampl, Keita (67. Poulsen) – Sabitzer, Bruma (84. Ilsanker) – Augustin (63. Werner)

Aufstellung Schalke 04: Fährmann – Stambouli, Naldo, Nastasic – Caligiuri, Meyer, Oczipka – Schöpf (55. Pjaca), Harit (82. Konoplyanka) – di Santo (55. Embolo), Burgstaller

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Insgesamt eine in der ganzen Körper- und Spieleransprache gute Leistung des Schiedsrichters. Wie er Demme nach einer Minute mit Tippen auf die Uhr zeigte, dass er doch nicht jetzt schon so auf 180 sein sollte, war nicht unwitzig. Auch sonst immer mal mit guter Ansprache, wenn nötig auch deutlicher. Versuchte so gut es ging nach Foulspielen ohne Karten durch die Partie zu kommen. Aufgrund seiner Autorität fährt Aytekin mit dieser Linie auch gut und droht ihm kein Entgleiten des Spiels. Die gelbe Karte gegen Sabitzer allerdings aufgrund der Verhinderung der Ausführung eines Freistoßes war sicherlich regelgerecht, wirkte aber trotzdem übertrieben, weil es in jedem Spiel eine ganze Anzahl solcher Szenen gibt, die normalerweise nie mit einem Karton geahndet werden. Ich wäre ein Freund davon, in solchen Szenen konsequent gelb zu geben, aber wenn es eine so selektive Karte ist wie bei Sabitzer, dann macht es wenig Sinn. Seltsam auch, dass Aytekin bei zwei Szenen mit deutlicher Verspätung erst auf Freistoß entschied und man sich ein bisschen fragte, ob da jemand von außen eingriff. In der ersten Halbzeit ahndete er ein Auflaufenlassen gegen Bruma erst nachdem viel Aufregung entstanden war, weil kein Pfiff kam (Vorteil war es keiner, weil Schalke sofort in Ballbesitz kam). In der zweiten Halbzeit war es eine ähnliche Situation gegen Demme, die erst weiterlief, woraufhin der Ball ins Aus gespielt wurde, weil Demme verletzt liegengeblieben war. Erst danach entschied Aytekin plötzlich auf Gelb und Freistoß. Woher er den Anstoß dazu bekam und ob da der Videoassistent einschritt (was bei Gelb eigentlich nicht möglich wäre), blieb im Stadion nicht auflösbar.)

Gelbe Karten: Keita (5.), Sabitzer (2.) – Nastasic (3.), Caligiuri (4.)

Zuschauer: 42.558 (davon 5.000 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], S04-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Ticker

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  • Torschüsse: 16 : 10
  • Torschüsse innerhalb des Strafraums: 11 : 5
  • Schüsse auf das Tor: 9 : 6
  • gewonnene Zweikämpfe: 52,6% : 47,4%
  • Ballbesitz: 50,1% : 49,9%
  • Passquote: 81,5% : 83,6%
  • Laufstrecke: 116,9 km : 115,7 km
  • Sprints: 226 : 207
  • Intensive Läufe: 658 : 709
  • Fouls: 16 : 20
  • Ecken: 4 : 4
  • Abseits: 3 : 3
  • Meiste Torschüsse: Bruma: 5 – Burgstaller: 3
  • Meiste Torschussvorlagen: Kampl: 6 – Oczipka – 3
  • Beste Zweikampfquote (mindestens 10 Zweikämpfe): Bruma: 60,0% – Harit: 66,7%
  • Meiste Ballkontakte: Demme: 77 – Naldo: 84
  • Beste Passquote (mindestens 20 Pässe): Upamecano: 93,3% – Nastasic: 92,6%
  • Größte Laufstrecke: Demme: 12,5 km – Meyer 12,3 km
  • Meiste Sprints: Kampl, Bruma: je 29 – Burgstaller: 32

Statistiken von bundesliga.de, whoscored.com

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Saisontorschützen: Werner – 9; Poulsen, Augustin, Keita – je 3; Orban, Sabitzer, Bruma, Halstenberg – 2; Klostermann, Forsberg, Bernardo; Kampl – je 1

Saisonvorlagengeber: Sabitzer – 5; Augustin, Werner – je 4; Kampl, Forsberg, Demme – je 3; Halstenberg, Bruma – je 2; Bernardo, Keita, Poulsen, Laimer – je 1

Saisontorbeteiligungen (Entstehung des Tors jenseits der direkten Vorlage): Demme – 7; Sabitzer – 6; Kampl, Upamecano – je 5; Ilsanker, Forsberg, Keita, Halstenberg – je 4; Laimer – 3; Poulsen, Gulasci, Klostermann, Bruma, Bernardo – je 2

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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche

6 Gedanken zu „Bundesliga: RB Leipzig vs. FC Schalke 04 3:1“

  1. Wie schon an anderer Stelle geschrieben habe muss ich bezüglich Laimer wohl ein anderes Spiel gesehen haben. Ja, seine Aktion vor dem 2:1 war herausragend aber ansonsten fand ich sein Spiel extrem fehlerhaft mit reichlich Pässen zum Gegner und verlorenen Zweikämpfen.
    Ein echter Lichtblick für mich war Demme, der vor allem in der 1. Hälfte praktisch fehlerlos spielte und viele kritische Situationen entschärfte. Trotz des relativ kurzen Einsatzes hätte ich da auch Werner gesehen. Genial seine Ballbehandlung als er kurz vor Schluss mit dem Rücken zum Tor sich mit der Fußspitze auf dem Ball drehte und abschloss, leider wehrte ein Verteidiger auf der Linie ab.

    Insgesamt war es wieder ein sehr schöner und unterhaltsamer Fußballabend!

  2. Für mich war der Rückschritt im Spielsystem mit dem vorhandenen “Spielermaterial” ein klarer Fortschritt! Das war wieder “mein geliebtes RB”!!! Offensive Wechsel wie gestern, wie habe ich das zuletzt vermisst! Ja, etwas Glück war auch dabei, na und.
    Sabi ist und bleibt derzeit unersetzbar.
    Keita für 100 000 000 (die Zahl sieht eindrucksvoller aus) sofort wechseln lassen, wäre einfach gut in Zeiten des FFP.
    Aytekin mit exorbitantem Abstand derzeit bester deutscher Schiri, der braucht in der Regel keinen VAR – einfach genial der Mann!

  3. Danke für Deinen Bericht!! War schon darauf gespannt! Einiges sah ich etwas anders! a) Ich fand der Schiri hat speziell in HZ 1 die (über?)harte Gangart der Schalker “respektiert” (viele nicht wahrgenommen, nicht die Übeltäter ermahnt). Verhalten bei Standards – ich fand, man spürte wie konzentriert man genau dabei agierte! Zu den Lichtblicken würde ich auch unsere Innenverteidigung zählen, denn diese agierten diesmal richtig gut als Team!
    @PeterM zu Konrad Laimer, ich denke man hat gesehen, dass er da hinten eine Alternative sein kann!
    Das Spiel hat gezeigt, dass man die spielfreie Zeit genutzt hat!
    Von der Aufstellung her, war ich überrascht, aber “RH wird sich dabei schon was gedacht haben”.
    Ich fand auch, dass Bruma diesmal seine Chance genutzt hat!

  4. 1. Die vielen Ecken gut verteidigt.
    2. Frage zum Strafstoß: stand Fährmann nicht bei Ballberührung des Schützens 1 m vor der Linie? Er hechtet ja kurz vorher nach oben und nach vorn. Wie ist das regeltechnisch? Müssen sein Füße auf der Linie sein? Könnte eine neue Mode werden.
    3. Aytekin war richtig gut.
    4. Es könnte der neue alte Spielstil sein. Vor der Winterpause spielte Werne regelmäßig außen, seine Flanken fanden niemanden. Seine Versuche steil zu gehen wurden damals meist ignoriert. Wie frustrierend! Jetzt scheint das Team besser eingespielt.
    Jetzt könnten er oder Augustin wieder zentral von meinem Liebling Poulsen und anderen bedient werden.
    Wohltuend, dass wir nicht mehr den Gegner in seinen Strafraum pressen und uns dann wundern, dass es dort zu eng ist.

  5. So, endlich die Wiederholung gesehen.
    Und wenn man Dein Blog inkl. PK, die Taktikanalyse von Tobias Escher und den Rasenfunk dazu nimmt, machte das richtig Spaß.

    Angefangen von der taktischen Ausrichtung, dem Beobachten von Konny Laimer als RV bis hin zu Aytekin.

    Taktik:
    Ich war auch sehr überrascht, daß RH auf 4-3-3 umgestellt hat und Tedesco ein Schnippchen geschlagen hat. DT hat das irgendwie zu spät erkannt und konnte nicht so richtig entgegen reagieren. Mit Kampl hat man nun jemand der neben Keita 6 und 8 spielen kann, ebenso kann man Sabitzer verschieben. Letzterer hat mal wieder den Unterschied ausgemacht und zurecht mal wieder in den Lichtblicken. (Verstehe nur nicht, wie er nirgendwo in der Top11 auftaucht)

    Laimer
    Klar, da ist noch viel Luft nach oben, aber es ist doch schön, das das Trainerteam da nun eine Alternative hat. Und vielleicht hilft es ja auch dem Lukas Klostermann ein bissl Druck zu machen. Hat ja bei Mvogo mit Gilacsi auch funktioniert.

    Aytekin
    Beim Rasenfunk und Collinas Erben wurde er ja sehr gelobt und ich muss sagen, dem ist so. Klar, ein paar Fehler sind drin, aber sein Auftreten und der Umgang mit den Spielern hat mir sehr gut gefallen.

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